Was die Zukunft bringt von yuyakinna ================================================================================ Kapitel 4: Kitsune - Fuchs -------------------------- „Autsch!“ „Naruto, halt still!“, befahl ich ungehalten, als er seine Hand wegziehen wollte. Kakashi warf einen kurzen Blick über seine Schulter zurück zu uns. Aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen konnte, trug er seine Anbu-maske, obwohl er als Gruppenführer im Dienst war. Shino Aburame, den Tsunade dem Team für diese Mission zur Seite gestellt hatte, tauchte mit einem leisen ‚Poff’ neben uns auf. „Kakashi-sensei, die Boten aus Ame-gakure sind noch nicht eingetroffen“, erstattete er Bericht. Kakashi nickte, schwieg aber weiterhin beharrlich. Etwas traf kalt meinen Nacken und ließ mich zusammenzucken. Es hatte wieder zu regnen begonnen. Im Wald klang das Geräusch des Regens seltsam gedämpft. Nur ein fernes Rauschen aus den dicht belaubten Baumwipfeln und immer wieder große Tropfen, die gen Erde fielen. Noch immer beugte ich mich über Narutos Handrücken und unterzog die blutende Wunde einer gründlichen Untersuchung. Ich hatte keine Ahnung, wie er sich diese Verletzung zugezogen hatte. Wir befanden uns an der Grenze des Hi-no-Kuni, hatten aber seit Tagesanbruch keine anderen Menschen mehr gesehen. Behutsam begann ich Chakra in meinen Fingerspitzen zu sammeln um die Wunde zu heilen, doch mit einem plötzlichen Ruck entzog Naruto seine Hand meiner und verbarg sie hinter seinem Rücken. „Spar dir dein Chakra, Sakura. Ist sowieso gleich wieder verheilt“, sagte er und bemühte sich um ein kurzes Lächeln. Dann trat er an Kakashis und Shinos Seite, die von ihrer Position aus den verabredeten Ort des Treffens beobachteten. Ich sah wie Naruto, mit einer schnellen Bewegung, das Blut von seinem Handrücken leckte und einmal prüfend mit dem Finger an den Rändern der Wunde entlang fuhr. Als er meinen Blick bemerkte grinste er verlegen. „Das Kyubi schläft in ihm, bis er es ruft und die Kräfte des Neunschwänzigen mit seinen eigenen verbindet.“ Mir kam das Gespräch mit Tsunade in den Kopf, das ich mit ihr über Naruto geführt hatte. Nachdem ich den Schatten neben seinem Chakra wahrgenommen hatte, hatte ich meine Meisterin ausgefragt. Ich ließ mich auf dem Moosboden nieder und beobachtete die drei anderen, während meine Gedanken abschweiften. „Es wundert mich nicht, dass du es nicht wusstest, Sakura“, Tsunade seufzte und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Es wird den Kindern gegenüber nie erwähnt.“ „Aber warum, Sensei?“, ich hockte angespannt auf der vordersten Kante meines Stuhl. „Es war der Wille der vierten Generation, dass Naruto als Held angesehen werden sollte. Doch die Angst, dass das Siegel nicht halten könnte und Kyuubi erneut unser Dorf vernichtet, war viel größer und der Hass auf den Neunschwänzigen übertrug sich ganz auf Naruto. Den Kindern wurde immer verschwiegen, warum Naruto von der Gesellschaft verstoßen war, damit sie den Hass irgendwann überwinden könnten und ihn als Freund wahrnehmen würden“, Tsunade fuhr sich mit der Hand über die Augen. Ich starrte sie an. Schweigend saßen wir uns gegenüber, doch in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Dinge, die ich damals nicht verstanden hatte, bekamen einen Sinn. Narutos unermessliches Chakra, seine plötzlichen Veränderungen während eines Kampfes, das Chakra des Neunschwänzigen, das ihn wie ein zweiter Schatten begleitete. Naruto besaß eine unglaubliche Macht. „Und? Kann er uns gefährlich werden?“, fragte ich nach einigem Zögern und beobachtete jede Regung in Tsunades Gesicht. Ihre Lippen bebten und wurden dann zu einem harten Strich. „Natürlich“, ich zuckte zusammen, wie unter einem Peitschenhieb. „Nur er selbst kann das Siegel endgültig lösen und Kyuubi freigeben“, der Stuhl scharrte über den Boden, als Tsunade aufstand und, mir den Rücken zugewandt, ans Fenster trat. „Es wäre verheerend“, noch einen Augenblick starrte sie hinaus und drehte sich dann plötzlich zu mir um. Sie machte einen Schritt auf mich zu, zögerte und blieb stehen. „Sakura, du kennst ihn viel besser als die meisten anderen. Er würde es nie tun, das muss dir doch klar sein!“, ihr Blick flackerte nur eine Sekunde lang, doch die reichte aus um mich erkennen zu lassen, dass sie, gerade sie, meine Bestätigung erwartete. Ich senkte den Blick um die Hokage nicht ansehen zu müssen. Mir wurde schlagartig kalt und meine Stimme zitterte, als ich antwortete: „Sensei, ich weiß nicht ob ich ihn noch kenne. Er war so lange fort. Ich, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich habe ihn wohl nie wirklich gekannt, wenn ich nichts von diesem, von diesem Ding wusste. Wie soll ich Euch da bestätigen?“ Tsunade war zurückgewichen und lächelte traurig, als sich unsere Blicke begegneten. „Es tut mir Leid Sakura. Das war dumm von mir.“ Ein Regentropfen ließ mich aufschrecken und ich erkannte, dass ich alleine war. Naruto, Kakashi und Shino waren verschwunden. Vorsichtig, darauf bedacht kein Geräusch zu machen, erhob ich mich. Durch das lange Sitzen war mir kalt geworden. Meine Haare klebten nass an meinem Kopf. Mit klammen Fingern schob ich einige tief hängende Zweige zur Seite und lief geduckt zu der Stelle, wo man einen guten Blick über die Straßenkreuzung hatte, die uns als Treffpunkt genannt worden war. Der Regen war heftiger geworden und so erkannte ich nur verschwommene Schemen, die sich durch das Unwetter bewegten. Unser Auftrag war es den Ninja von Ame-gakure die Schriftrolle von Tsunade zu überreichen. Im Gegenzug würden wir ebenfalls eine Botschaft erhalten, die zwar von großer Wichtigkeit war, aber keine feindlichen Trupps dazu veranlassen würde uns anzugreifen; dies waren Tsunades Worte gewesen. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Chakren. Wie blau brennende Feuer tauchten sie vor meinen geschlossenen Augen auf. Erleichtert lies ich die Erscheinung verblassen und zog mich wieder unter den Baum zurück. Die Chakren flossen ruhig, keinerlei Anzeichen für einen bevorstehenden Kampf. Ich beschloss auf die Anderen zu warten und keine unnötige Unruhe, durch mein plötzliches Auftauchen, in die Übergabe der Schriftrolle zu bringen. „Er hätte wohl keine Kontrolle mehr über das Kyuubi, wenn er das Siegel einmal endgültig gelöst hat. Vielleicht hat er gelernt die Kraft des Neunschwänzigen mit seiner zu verbinden, doch auch das ist gefährlich, vor allem für ihn. Er wird dann immer mehr zu dem Monster, das er in sich verbirgt.“ Narutos Geheimnis, von dem er nie jemandem erzählt hatte, nicht einmal seinen Teamkameraden. Ich hatte damals jede noch so kleine Sorge meinerseits mit ihnen geteilt. Auch wenn sie mir vermutlich häufig gar nicht zugehört hatten; mir hatte es etwas bedeutet, dass ich einfach erzählen konnte. Die beiden hatten es nie gekonnt. Sie hatten jeden Kampf am liebsten alleine ausgefochten. Sasukes Juin; er hatte mir verboten es Naruto zu erzählen. Vermutlich hätte Naruto mir verboten Sasuke von seinem Geheimnis zu erzählen. Das Moos unter meinen Händen war weich, als ich prüfend darüber strich und mich dann niederließ. Mein Rücken lehnte gegen einen kühlen Stein. Wie so oft winkelte ich meine Beine an und umschlang sie mit den Armen. Nachdenklich legte ich mein Kinn auf meine harten Knie und wartete. Naruto war der Jinchuriki des Kyuubi. Ein Teil meines Verstandes hatte es noch immer nicht begriffen, egal wie oft ich das Gespräch mit Tsunade in Gedanken wiederholte. Ich kannte natürlich nur die Geschichten über den Angriff des Neunschwänzigen auf Konohagakure. Als ich jünger gewesen war hatten sie mir häufig Albträume beschert. Feuer, überall nur Feuer. Niemals hätte ich gedacht; niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass gerade Naruto den Fuchs beherbergte. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich zog fröstelnd meine Schultern nach oben. Er war zu jeder Zeit eine Gefahr für uns gewesen. Er hätte… Hat er aber nicht! Bestimmt verdrängte ich diese dunklen Gedanken. In diesem Augenblick kehrten meine Teamkollegen zurück. Kakashi, noch immer seine Anbumaske vor dem Gesicht, trat als erster auf mich zu. „Alles klar bei dir?“, erkundigte er sich kurz und als ich nickte wandte er sich wieder ab. Naruto grinste mich kurz an. „Hast du ausgeschlafen?“, leiser Spott schwang in seiner Stimme mit, während er mein Gesicht aufmerksam musterte. Suchte er nach neuen Tränen? Ich erhob mich und strich meine Kleidung glatt. „Ist die Übergabe so verlaufen wie es geplant war?“, fragte ich Kakashi und schaffte es so, dem prüfenden Blick Narutos zu entgehen. Kakashi zog eine versiegelte Schriftrolle aus seiner Kleidung hervor und reichte sie mir. „Du kannst sie sofort Tsunade übergeben, wenn wir Konoha erreicht haben“, trug er mir auf. Ich nickte zustimmend und schob die Rolle in die kleine Tasche, die ich am Gürtel trug. Shino und Naruto traten neben mich und Kakashi ließ seinen Blick über unsere Gesichter schweifen. „Shino, Naruto; ihr habt euch beide gut verhalten. Ich habe nichts Negatives anzumerken“, ich glaubte an seiner Stimme zu hören, dass er lächelte. Dann wandte er sich mir zu. „Es war richtig von dir nicht einfach mitten in die Übergabe zu platzen. Tsunade hat dich wohl schon häufiger an diplomatischen Treffen teilnehmen lassen. Ebenfalls: gut gemacht.“ Ich freute mich über das Kompliment meines ehemaligen Meisters, hatte zugleich jedoch ein seltsames Gefühl. Er fuhr sich durch seine verstrubbelten weißen Haare, die hinter der Maske hervorlugten, und winkte uns kurz: „Okay. Dann: Team 7 Aufbruch!“ Mein Hals war plötzlich wie zugeschnürt, während Naruto neben mir in der Bewegung erstarrte. Eine Böe lies die Bäume rauschen und wehte uns kleine kalte Regentropfen in die erstarrten Gesichter. Ich bemerkte aus dem Augenwinkel wie Shino etwas zurückwich, so als hätte er plötzlich Angst vor uns bekommen. Kakashi kehrte uns noch immer den Rücken zu; wenigstens hatte er seine Hand sinken lassen. „Wir sind es nicht mehr, Sensei“, brachte Naruto stockend hervor. Eine Träne verfing sich in meinen Wimpern und fiel dann schwer zu Boden. Meine Hände verkrampften sich. Der Weißhaarige ließ seine Schultern nach unten sacken. Plötzlich wirkte er wie ein gebrochener Mann. „Ich weiß Naruto. Einen Augenblick hab ich geglaubt alles sei wie früher und unbedacht gesprochen“, seine Stimme wankte als er sprach und mit einem mal war ich froh, dass er sein Gesicht verborgen hielt. So hatte ich Kakashi noch nie erlebt. Plötzlich räusperte sich Shino. „Kakashi-sensei? Wir sollten aufbrechen. Man erwartet uns gegen Abend zurück in Konoha.“ Kakashi straffte sich und wandte sich kurz zu uns um. „Du hast recht. Lasst uns gehen.“ Dann stürmte er los, als wollte er die drückenden Gedanken hinter sich lassen. Wir folgten ihm. Während Naruto seinen Blick unablässig auf den Rücken unseres Senseis gerichtet hielt, blieb ich in Shinos Nähe und dankte ihm leise. Er reagierte nur mit einem knappen Nicken. Kurz darauf sprach er mich dann doch noch leise an: „Sakura?“ „Ja?!“ „Ich denke es ist Zeit, dass ihr die Vergangenheit ruhen lasst und wieder nach vorne blickt!“ Meine Augen strichen über sein ernstes Gesicht. Ich seufzte leise, als ich Narutos und Kakashis Rücken vor mir erblickte; ein legendärer Jo-Nin und ein Junge, Träger des Fuchses, die, ebenso wie ich, an dem Verlust eines Freundes endgültig zu zerbrechen drohten. „Vielleicht hast du recht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)