Reaching for the Stars von cu123 ================================================================================ Kapitel 251: "Die Wirklichkeit schert sich selten um das, was wir wollen" ------------------------------------------------------------------------- Titel: Reaching for the Stars Teil: 251/x Autor: cu123 Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ran erhält schlechte Nachrichten… Disclaimer: not my boys, no money make… @Jemma: Brad versucht sich in zwischenmenschlicher Interaktion. Und hat sogar ein bisschen Erfolg damit. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob es zählt, da es mit Ran ist ^.~ @Kralle: *winkz* Teil 251 "Die Wirklichkeit schert sich selten um das, was wir wollen" Wortlos sah er zu, wie Michael den Umschlag überreichte, so wie es auch die Neuankömmlinge vor ihnen getan hatten, aber seine Gedanken waren ganz woanders. Brad musste zugeben, dass er ganz froh darüber war, nicht allein hier zu sein. Die Stimmung war seltsam und sie gefiel ihm nicht besonders. Trotzdem sprach er sein Beileid aus, ohne dass ihm seine Meinung anzusehen war, nutzte dann aber die Gelegenheit, um möglichst schnell beiseite zu treten. Michael schloss sich ihm rasch an und kurz spürte er die Hand des Älteren in seinem Kreuz. "Es ist eine Beerdigung, kein Wunder, dass die Stimmung gedrückt ist. Vor allem, da Frau Fujimiya noch so jung war. Und dann ist da noch die Sorge um Aya…" Er nahm die Erklärung mit einem leichten Nicken hin, was immer noch nicht hieß, dass es ihm besser gefiel. Weswegen er nicht unglücklich darüber war, von Herrn Moriyama erspäht zu werden. "Crawford-san", verbeugte sich der Ältere, eine Geste, die Brad sofort erwiderte. "Ich bedaure den Anlass unserer Begegnung, freue mich aber, Sie wiederzusehen." "Ich freue mich ebenso, Sie wiederzusehen. Und ich kann Ihnen endlich Herrn Schneider vorstellen." Ohne es zu merken, gewann sein Lächeln an Wärme, als er das sagte. Aber Herrn Moriyama fiel es auf, weswegen die dunklen Augen Michael intensiver musterten, als vielleicht höflich war. Dem das natürlich nichts ausmachte und so wurde der Blick geduldig erwidert. Schließlich verbeugte sich der Japaner ein weiteres Mal. "Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Schneider-san. Ich gebe zu, ich war neugierig darauf, Ihnen zu begegnen. Crawford-san hat sich nicht viel über Sie entlocken lassen." Eisblaue Augen richteten sich für einen Moment auf ihn und Brad konnte nur innerlich mit den Schultern zucken. Denn er musste zugeben, dass Herr Moriyama Recht hatte, auch wenn er nicht wirklich den Grund dafür nennen konnte. Michaels Mundwinkel zuckten leicht nach oben, bevor er eine ebenso exakte Verbeugung exekutierte wie der Japaner zuvor. "In dem Fall kenne ich Sie wohl schon besser, Moriyama-san. Und nehmen Sie es Brad nicht übel, er hat mich noch nie gerne geteilt." Sein Vorname war mit voller Absicht und nicht aus Unwissenheit gewählt, was der andere Mann aus der Betonung des Namens heraushören konnte, während er selbst es wusste, weil er Michael so gut kannte. Und vielleicht auch, weil der Ältere ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Herr Moriyama sich an eine ihrer ersten Begegnungen erinnert hatte und nun endlich eine Frage beantwortet fand, die niemals ausgesprochen worden war. Und Michael hatte leicht herausfinden können, dass der Japaner keine Vorurteile hegte, weshalb er ihn nicht länger im Unklaren gelassen hatte. Brad musste innerlich lächeln, als er eine andere Erkenntnis hatte. Nämlich, dass Michael auch nicht viel besser war, denn der Ältere hatte eindeutig seinen Besitzanspruch angemeldet, ob es nun Absicht war oder nicht. Herr Moriyama wirkte von Michaels Offenheit leicht überrascht, fasste sich aber schnell wieder. "Natürlich nicht, Schneider-san. Mir ist schon lange klar, dass Crawford-san seine Familie sehr wichtig ist." Nun lächelten beide und Brad wurde das dumme Gefühl nicht los, dass es zumindest ein bisschen auf seine Kosten war. Bevor er diesem Gefühl jedoch Worte verleihen konnte, war da wieder für einen Augenblick ein warmer Druck in seinem Kreuz, weswegen er beschloss, Michael zu verzeihen. Und dann verabschiedete sich Herr Moriyama für den Moment auch schon wieder von ihnen. Anscheinend hatte der Japaner die Aufgabe übernommen, sich um die Gäste zu kümmern. Eigentlich sollte Herr Fujimiya das tun, doch der sah gerade nicht so aus, als würde er seine Umwelt wirklich registrieren. Brad runzelte die Stirn, als ihm auffiel, dass er Ran gar nicht sehen konnte. Sein suchender Blick wurde bemerkt und gleich darauf streifte ihn eine Ahnung von Energie, als Michael seinerseits Ausschau hielt, unterstützt von dessen Talent. "Wie es aussieht, hat er sich auf sein Zimmer zurückgezogen", wurde ihm nach einer kaum merklichen Pause mitgeteilt. Die eisblauen Augen verdüsterten sich. "Er hat das Geschehene natürlich noch nicht verarbeitet und die Trauerfeierlichkeiten zwingen ihn geradezu dazu, sich damit auseinanderzusetzen." Brad konnte dem Jungen das nicht einmal als Schwäche auslegen, er hätte die Wirklichkeit wahrscheinlich auch nicht wahrhaben wollen. Allerdings – und an dieser Stelle lächelte er kühl – hatte er nicht vor, jemals in eine solche Situation zu geraten. Von Michael erhielt er für so einen Gedanken nur ein belustigtes Kopfschütteln und anschließend einen leichten Schubs. "Geh zu ihm, du musst sowieso noch mit ihm reden, nicht wahr?" Für einen Moment sperrte er sich gegen diese Aufforderung, sowohl innerlich als auch körperlich. "Und was ist mit dir?" Eine Augenbraue rutschte nach oben. "Du nimmst doch nicht ernsthaft an, dass mir hier irgendeine Gefahr droht. Und ganz davon abgesehen ist nicht nur Herr Hoffmann hier, sondern auch Karmin draußen." Was er nicht wirklich vergessen hatte, doch Herr Hoffmann war kein Bodyguard und Alexanders Team war… eben draußen. Bevor er aber etwas in dieser Richtung sagte, rief er sich selbst zu Ordnung und setzte sein Talent sein. Das sich anders als er selbst nicht von seinen Gefühlen leiten ließ und ihm versicherte, dass rein gar nichts passieren würde. Das war ihm eigentlich auch schon vorher klar gewesen, doch er hatte nicht vor, das offen zuzugeben. Also schenkte er Michael nur ein knappes Nicken, warf dann Herrn Hoffmann einen auffordernden Blick zu, der sich wie stets in ihrer Nähe bereit gehalten hatte. Der ältere Mann lächelte und trat an Michaels Seite. "Wenn du Herrn Schneider in Sicherheit wissen willst, hättest du ihn zu Hause lassen sollen." Auf diese Aussage hin erntete Herr Hoffmann von ihnen beiden einen schiefen Blick, dem sich vertiefenden Lächeln nach zu urteilen machte er sich aber nicht besonders viel daraus. Brad verkniff es sich, ihm die Zunge herauszustrecken, hatte aber trotzdem den Eindruck, dass der andere Mann die zurückgehaltene Reaktion erriet. Denn scheinbar ohne Grund lachte Herr Hoffmann leise auf, trotz allem auf ihre Umgebung bedacht. Bevor sich Herr Hoffmann noch weiter auf seine Kosten amüsieren konnte, machte er sich auf den Weg zur Treppe. Und je mehr er sich seinem Ziel näherte, desto weiter ließ er die Stimmen der Gäste hinter sich zurück, bis man sich beinahe einbilden konnte, dass sonst keiner da war. Kein Wunder, dass Ran diesen Rückzugsort gewählt hatte. Er klopfte an die Tür, hinter der Rans Zimmer lag, erhielt aber keine Antwort. Wovon er sich nicht aufhalten ließ. Leise trat er ein, erfasste sofort den roten Haarschopf. Der Rest des Jungen war unter der Decke verborgen.Wortlos setzte er sich zu ihm und wartete darauf, dass seine Anwesenheit zur Kenntnis genommen wurde. Denn Brad war gehört worden, auch wenn Ran noch nicht klar war, wer er war und deshalb beschlossen hatte, ihn zu ignorieren. Als sein Besucher keine Anstalten machte, etwas zu sagen, hielt es Ran irgendwann nicht mehr aus und kurz darauf lugten violette Augen unter der Decke hervor. Brad spürte, wie seine Mundwinkel zuckten und beschloss, das amüsierte Lächeln nicht zurückzuhalten. Vielleicht würde sich der Junge ja besser fühlen, wenn er nicht laufend daran erinnert wurde, dass es eine Zeit der Trauer war. Die violetten Augen weiteten sich, als Brad erkannt wurde. Und für eine Sekunde war Ran so unentschieden über seine Reaktion, dass nicht einmal Brads Talent sich entscheiden konnte, was wahrscheinlicher war. Weswegen er fast gleichzeitig den Rothaarigen wieder unter der Decke verschwinden sah und wie diese hastig beiseite geschlagen wurde. Er blinzelte, dann holte die Realität seine Visionen ein und Ran befreite sich nicht nur von der Decke, sondern umarmte ihn. Und das, ganz ohne das Vorbild seiner Schwester zu haben… Der in dieser Situation etwas makabre Gedanken schoss ihm durch den Kopf, während er die Umarmung ein wenig steif erwiderte. Denn jetzt musste er daran denken, wie ihn Richard und Herr Hoffmann damals aufgezogen hatten und ganz sicher wollte er Ran nicht auf falsche Ideen bringen. Er blickte auf den roten Haarschopf herunter, schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. Nein, der Junge brauchte nur etwas Trost und das konnte er ihm kaum verwehren, nachdem Ran so teuer für ihre Ziele bezahlt hatte. Also hob er eine Hand und strich sanft durch die roten Strähnen. Ein Schauer lief durch den Jüngeren, aber zu seinem Glück begann Ran nicht zu weinen. Nein, vielmehr schaffte es der Junge sogar überraschend schnell, sich wieder zu sammeln, setzte sich auf und löste sich dabei gleichzeitig von Brad. Fast jedenfalls, denn eine Hand hielt weiterhin seine Weste umschlossen. Und war das nicht eine Erinnerung an seine eigenen Angewohnheiten… Beinahe hätte ein Lächeln seine Mundwinkel nach oben gezogen, doch Brad hielt sie unter Kontrolle. Herr Hoffmann und Richard würden mit ihrer Vermutung wohl Recht behalten. Violette Augen musterten ihn intensiv und ohne die gewohnte Schüchternheit, ohne seine Gedanken erahnen zu können. Und Ran war sowieso auf der Suche nach etwas völlig anderem. "Sie waren bereits im Krankenhaus, nicht wahr?", erkundigte sich schließlich eine leise Stimme. So leise, dass sie kaum als die von Ran zu erkennen war. Brad nickte knapp und seine Miene wurde etwas weicher, ohne dem Jungen Hoffnungen zu machen. Und Ran, der ihn gar nicht so gut kennen sollte, las die stumme Antwort dennoch bis zum letzten Punkt. Die Versuchung war groß, sich der Wahrheit zu verweigern, Brad konnte den Kampf in den ausdrucksvollen Augen lesen, bevor sich eine Schicht aus Frost über sie zu legen schien und die Emotionen einfror. Rans Ausatmen geriet flach und die Finger verkrampften sich um den Stoff seiner Weste zu einer Faust. "Wissen Sie, ob sie wieder aufwachen wird?" Nach der Meinung des Arztes fragte der Rothaarige gar nicht erst, die hatte er schon aus Brads Nichtantwort zuvor herausgelesen. Aber irgendwie hatte Ran es sich in den Kopf gesetzt, dass Brad trotz allem helfen konnte. Er überlegte ernsthaft, ob er in diesem Fall lügen sollte, aber bevor er einen entsprechenden Entschluss fassen konnte, schaltete sich sein Talent ein. Er zwinkerte, überrascht davon. Anscheinend hatte sein Talent noch nicht mit dem Jungen abgeschlossen… Aber sie hatten Aya doch gefunden, damit sollte alles erledigt sein. Ein seltsames Gefühl breitete sich bei diesem Gedanken in ihm aus. Nicht ganz Wissen, aber der deutliche Eindruck, dass er irgendetwas übersehen hatte. Wenn er es gekonnt hätte, hätte er sein Talent gezwungen, ihm mehr zu verraten, aber so blieb ihm nur übrig, sich einmal mehr zu gedulden. Doch eines zumindest war ihm mitgeteilt worden, nämlich, welche Antwort er geben musste. "Es tut mir Leid, Ran. Aber ich glaube nicht, dass Aya wieder aufwachen wird." Der nächste Atemnzug blieb Ran regelrecht im Hals stecken, während er aus geweiteten Augen angestarrt wurde. Für einige lange Sekunden erstarrte der Jüngere in vollkommener Regungslosigkeit. Der Frost wurde zu Eis und das Violett dahinter trübe. Und dann sackte Ran in sich zusammen wie eine Marionette, deren Schnüre gekappt worden waren. Er fing ihn auf, verpasste ihm dann eine leichte Ohrfeige, um ihn so zurückzuholen. Und das reichte auch schon. Ein tiefer Atemzug brachte Sauerstoff in die Lungen des Jungen, der es dann gleich übertrieb und viel zu hastig weiteratmete, kurz vor dem Hyperventilieren. "Ruhig, Ran", murmelte er. "Ganz einfach nur einatmen und ausatmen." Er wiederholte die Worte, taktete sie so, dass die Abstände immer größer wurden, bis Ran zu einem normalen Rhythmus zurückkehrte. "Besser?", erkundigte er sich schließlich und erntete ein abgehacktes Nicken. "Ich will… ich will, dass sie wieder zurückkommt", flüsterte Ran schließlich, klang dabei aber seltsam distanziert. "Ich weiß, aber die Wirklichkeit schert sich selten um das, was wir wollen." Der Junge schluckte, suchte dann wieder seinen Blick und immer noch wirkte er, als wäre er nicht ganz da. "Aber Sie…" Er sprach nicht weiter, doch Brad wusste trotzdem, was Ran sagen wollte. "Auch ich kann nicht alles verhindern oder wieder gut machen." Wobei er in diesem Fall zugeben musste, dass er es gar nicht wollte, was er Ran natürlich niemals verraten würde. Die Augenbrauen zogen sich zusammen, als Ran die Stirn runzelte. "Aber ich kann doch nicht einfach nur zusehen!", brach es dann aus ihm heraus. Das 'während sie stirbt' musste nicht in Worte gefasst werden und wahrscheinlich konnte es der Junge auch gar nicht. Als Brad daraufhin stumm blieb, schien aller Kampf aus Ran zu weichen, doch dessen Blick erzählte eine ganz andere Geschichte. Die Saat, die er vor Jahren gepflanzt hatte, begann zu sprießen und er wusste, dass Ran das Geschehene nicht auf sich beruhen lassen würde. Und was auch immer geschehen würde, sollte geschehen. Weswegen er auch an dieser Stelle nichts sagte, sondern ruhig abwartete, während der Junge fast verzweifelt nach einem anderen Thema suchte. Und es schließlich auch fand. "Ist Schneider-san auch hier?" Er ließ sich einen Moment Zeit mit der Antwort, tat es dann aber mit einem leichten Lächeln. "Ja, Michael ist hier. Wo sollte er auch sonst sein?" Wieder wurde er gemustert, dieses Mal aber aus einem ganz anderen Grund, bevor Ran langsam nickte. "Nur bei Ihnen, nicht wahr?" Der Junge verstand wirklich. Und dann war es nicht länger eine Ablenkung, sondern echte Wissbegier, während gleichzeitig ein Hauch von Röte Einzug in Rans Wangen hielt. "Wie lange kennen Sie ihn schon?" Brad lächelte wieder, froh darüber, dass Ran für den Moment auf andere Gedanken gekommen war. ~TBC~ Ja, Ran hat immer noch eine Rolle zu spielen ^^# cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)