Shikamaru Shippuuden - Frauen sind mühselig von shimary (Wenn Wind und Schatten aufeinander treffen...) ================================================================================ Kapitel 5: Ich, meine Eltern und sie ------------------------------------ Mein heutiger Arbeitstag sollte eigentlich einer der ruhigsten sein. So hatte ich es mir jedenfalls gedacht. Heute fanden die Genin-Prüfungen statt, bei welchen ich Aufpasser spielen durfte. Das hieß, zwei Stunden nur da sitzen und die Augen offen halten. Gut, letzteres war schon etwas schwierig, wenn man 120 Minuten so gut wie nichts zu tun hatte. Aber wenigstens musste ich mich nicht wieder mit den Bälgern draußen auf dem Trainingsplatz rumärgern. Ab und zu war so eine Pause doch ganz gut. An diesem Morgen ging ich also völlig entspannt und gelassen zur Akademie. Ich machte mir auch keine Sorgen, Temari nochmal zu treffen. Schließlich würde ich wohl kaum noch was mit ihr zu tun haben und sie wollte unser Dorf sowieso schon bald verlassen. Also alles halb so wild. Ich betrat das Foyer, begab mich wie immer zum schwarzen Brett, um nach Neuigkeiten zu schauen, und wie immer stand nichts Neues dran. Umso besser. Ein Blick zur Schuluhr verriet mir, dass ich noch etwas Zeit hatte, bis es losging. Diese Zeit nutzte ich auch so gut es ging - mit Nichtstun. Ich nahm also auf einem der Stühle im Foyer Platz, verschränkte meine Arme vor der Brust und schloss ein wenig meine Augen. Ich atmete dabei entspannt ein und aus. Diese Ruhe war einfach zu angenehm. "Musst du nicht arbeiten?" Nein, diese Stimme war weniger angenehm, vor allem nicht, wenn sie so laut war. Warum musste sie mir schon so früh am Morgen auf die Nerven gehen? Wie lästig. "Fünf Minuten", sprach ich gelassen. "Dann darf ich bei einer schriftlichen Prüfung darauf achten, dass keiner schummelt. Aber irgendwie wird das Spicktalent der Kinder immer größer. Also muss ich wohl oder übel gut aufpassen." Auch wenn ich auf letzteres weniger Lust hatte. "Und was machst du hier? Wolltest du nicht den einen oder anderen Sensei besuchen?" Moment kurz. Die meisten Senseis sind ja auf Mission. Und heute ist glaube ich nur Kakashi hier im Schulhaus. Ja, genau. "Du willst zu Kakashi, oder?" "Ja, so ist es", antwortete sie. Tja, auf meinen scharfen Verstand ist eben Verlass. "Dann wünsche ich dir mal viel Spaß." Ja ja, dir auch noch viel Spaß. Irgendwie ist sie manchmal schon seltsam. Na was soll's. Jetzt war sie jedenfalls erstmal weg und ich musste mich so langsam aber sicher auf die Prüfung vorbereiten. Es dauerte auch nicht lange bis Iruka ins Foyer kam und mich abholte. Wir gingen dann gemeinsam in den Prüfungsraum, wo die Schüler auch schon brav an ihren Tischen saßen und nur noch darauf warteten, ihren Wisch mit den Prüfungsfragen zu kriegen. Dann wollen wir mal. Iruka teilte die Bögen aus und ich begab mich derweil auf die andere Seite des Raumes, wo ich mich auf den Stuhl setzte und die Schüler von hinten wunderbar beobachten konnte. Ja, von hier aus hatte ich alles gut im Überblick. Die Prüfung fing an und nun hieß es für mich, wachsam sein. Für die ersten Minuten schien keines der Kinder Ärger zu machen. Die Augen waren auf dem jeweils eigenen Papier und Spickzettel oder dergleichen waren auch nicht zu sehen. Aber, was war das? Da hat wohl doch jemand versucht mal kurz zum Nachbarn zu schielen. Na wollen mal sehen, ob er das auch ein zweites Mal macht. Ich stand also auf, ging auf den jungen Mann zu und tippte ihn kurz auf die Schulter. "Das war das letzte Mal", sagte ich im bedrohlichen Ton. Der Junge schluckte leicht und nickte nur. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz zurück und behielt weiterhin alles im Auge. Es passierte aber nichts weiter, was für mich etwas langweilig war. So vergingen jedenfalls die restlichen zwei Stunden und die Schüler gaben anschließend jeweils ihre Arbeiten bei Iruka ab und verließen nacheinander den Raum. Geschafft. Für's Erste. "So, das war's", grinste Iruka, während er die Arbeiten fein säuberlich zusammenstapelte und in seinen Ordner packte. "Du hast jetzt ein wenig Pause. Aber halt dich bitte bereit, falls ich dich nochmal brauchen sollte." "Ja ja, wie immer also", grummelte ich etwas unfreundlich. "Kein Problem." War ja klar, dass ich jetzt nicht einfach so nach Hause gehen durfte. So viel Glück würde man mir doch nicht gewähren. Also gut. Dann such ich mir eben erstmal was Essbares. Mal sehen, was die Automaten hier so alles hergeben. Im Foyer standen ja einige rum. Schokoriegel, Chips, Trockenfrüchte und anderer Süßkram. Naja, für einen kleinen Snack würden mir ein paar Chips erstmal reichen. Also etwas Kleingeld in den Automaten eingeworfen und schwups, kam auch schon eine Packung Chips aus dem Gerät. Selbige hatte ich auch recht schnell geleert. Die Packung war nicht sonderlich groß. Für Chouji wäre das wahrscheinlich grade mal ein Krümelchen gewesen. Naja, wirklich hungrig war ich eigentlich auch noch nicht. Da hat das ansich schon gereicht. Glaube ich. Wie auch immer. Ich begab mich erstmal wieder zurück ins Foyer. Irgendwie hatte ich so das ungute Gefühl, dass ich heute nochmal gebraucht werde. Iruka hatte da ja was anklingen lassen. Das hörte sich auch sehr stark nach Arbeit an. Wie lästig. Vor allem, was mache ich solange, bis er kommt? Ich sollte mich ja nicht allzuweit vom Schulgelände entfernen. Ach, was soll's. Dann nehme ich eben wieder auf dem Stuhl hier platz. Ich habe kein Problem damit, meine Zeit hier im Foyer zu vertrödeln. Überhaupt nicht. Warum konnte er mir nicht gleich auf Anhieb sagen, was Sache ist? Er wusste bestimmt schon, was er mir heute wieder aufbrummen würde. Das macht er wahrscheinlich nur, um mich zu ärgern. Na, egal. Dann warte ich eben. Vielleicht hatte ich ja genug Zeit für ein Nickerchen. Naja, wahrscheinlich weniger. Aber man konnte es ja mal versuchen. Sodann schloss ich meine Augen und döste ein wenig vor mich hin. Es verstrichen einige Minuten, bis ich wieder diese unangenehme Stimme hörte: "Und immer schön fleißig sein." Ja ja, du mich auch. Ich sah noch, wie sie mit erhobener Hand aus dem Foyer stiefelte. Scheinbar war ich sie für heute erstmal los. Gut so. Auf sie hatte ich heute auch weniger Lust. Wie auf so vieles. Aber das war erstmal Nebensache. Nur wenige Augenblicke später kam auch Iruka ins Foyer und kam grinsend auf mich zu. "Ah, da bist du ja", sagte er. Er war wohl auf der Suche nach mir und leider hatte er mich auch gefunden. Ich sah ihn skeptisch an und sagte: "Ja, hier bin ich." Seine Stimme verriet mir, dass er auf jeden Fall was von mir möchte. "Was ist denn los?", fragte ich. "Nun, ich wollte dich um etwas bitten", sprach er und setzte sich neben mich. "Es geht um Folgendes: Unsere Botin aus Suna, Temari, hat eingewilligt, noch eine Weile hier in Konoha zu bleiben, um unsere Akademie ein bisschen zu unterstützen. Das wurde aber eigentlich mehr oder weniger spontan vereinbart und sie hat auch nicht die nötigen Geldmittel für so einen langen Aufenthalt dabei. Und ich weiß, dass ihr euch bereits vor langer Zeit vertraut gemacht habt und du warst ja auch schon ihr Begleiter, während sie hier in Konoha aufgrund des Chuunin- Examens war. Wärst du daher so nett, sie für ein paar Wochen bei dir Zuhause aufzunehmen? Es dient immerhin dem Wohle unseres Nachwuchses." Ach du Schande. War das wirklich sein Ernst? Skeptisch blickte ich zu ihm und schüttelte leicht mit dem Kopf. "Unter einem Dach?", entwich es mir. "Mit der?" Mich um so etwas zu bitten war schon ein hartes Stück. Ich meine, sie könnte mich töten, mich auffressen oder sonst was mit mir anstellen. Sie immerzu um mich herum zu haben ist einfach gefährlich. Ich gebe ja zu, dass es manchmal ganz nett und lustig mit ihr sein kann und dass wir uns inzwischen etwas besser verstehen als früher. Aber sie ist eine Frau und ich weiß, dass Frauen immer unausstehlicher werden können, je länger man mit ihnen zusammen ist. Das wird bestimmt eine Katastrophe. Dennoch sah mich Iruka so bittend und flehend an, dass ich wohl meine Meinung gegenüber Frauen nochmal etwas überdenken sollte. Letztendlich steht ja auch fest, dass sie bereits eingewilligt hat und sie ziemliche Probleme kriegen kann, wenn sie keine kostengünstige Unterkunft findet. Und die Herbergen und Hotels hier in der Gegend sind auf Dauer wirklich nicht das billigste. So ein Mist aber auch. Warum konnte sie nicht mehr Kohle mitnehmen? Sie muss doch stinkreich sein. Immerhin ist sie die Schwester des Kazekage. Aber hatte ich denn im Moment eine Wahl? "Also", begann ich und zeigte Iruka schonmal meinen Zeigefinger, um mit meiner Aufzählung zu beginngen. "Erstens: Ich habe eigentlich keine Lust, Temari bei mir aufzunehmen. Sie ist böse und herrschsüchtig, das kann ich eigentlich nicht ab. In Anbetracht der Situation sind meine Gedanken aber wohl als 'nichtig' zu betrachten. Zweitens: In unserem Haus bin ich nicht der Chef. Dafür müsstest du oder ich mit meinen Eltern reden, oder zumindest mit meiner Mutter. Ohne ihre Einwilligung können wir das alles sowieso vergessen. Und drittens hat sie wohl keine andere Bleibe. Es bleibt wohl wieder alles an mir hängen." Leider. Seufzend erhob ich mich schließlich von meinem Platz. "Wo ist sie denn?", fragte ich schließlich. "Ich kann sie ja zu mir nach Hause mitnehmen und dann rede ich mit ihr und gleichzeitig mit meinen Eltern. Wie klingt das?" "Nun", begann er. "Wo sie gerade ist, weiß ich nicht. Aber wir werden uns nach dem Unterricht nochmal hier treffen, um mit der Hokage zu sprechen. Und das mit deinen Eltern kriegen wir schon hin. Ich kenne die beiden ja schon länger." "Gut, ich werde hier sein", meinte ich nur. Ob wir das mit meinen Eltern, besser gesagt meiner Mutter, so gut hinkriegen, werden wir ja sehen. "Dann sag ich mal, bis nachher", sagte ich noch und grinste dabei etwas gedrungen. "Und ich überlege mir währenddessen, wie ich das mit meinen Eltern am besten angehe. Verlass dich einfach auf mich." Das wird ein Desaster. "Gut, ich danke dir", lächelte Iruka und stand ebenfalls auf. "Bis nachher!" Und schon verschwand er auch wieder in Richtung Lehrerzimmer. Seufz. "So ein Mist", grummelte ich leise vor mich hin, setzte mich wieder in meinen Stuhl und legte meinen Kopf in den Nacken, um meinen Blick zur Decke zu werfen. Jetzt musste ich mir erstmal was einfallen lassen. Wie sollte ich das auch am besten angehen? Und warum muss ausgerechnet ich all das machen? 'Wir haben uns vertraut gemacht'. Das klingt so...so....so diplomatisch. 'Wir haben uns ein wenig besser kennengelernt' trifft es schon eher. Das heißt noch lange nicht, dass wir uns gegenseitig so wunderbar riechen können. Wir können uns inzwischen zwar besser riechen, als früher, aber trotzdem. Nein, irgendwie stinkt mir das gewaltig. Aber vielleicht hat sie ja keine Lust, bei mir zu bleiben. Könnte ich mir gut vorstellen. Ich bin ja in ihren Augen ein fauler Sack, der es zu nichts bringt und nur rumheult. Mehr bin ich für sie doch nicht. Was sollte sie also dazu bewegen, so viel Zeit mit mir unter einem Dach zu verbringen? Lieber würde sie doch bei so Typen wie Neji oder Sasuke bleiben. Die 'Elite-Typen' eben. Ich denke in der Hinsicht unterscheidet sie sich kaum von den anderen Frauen. Dann hoffen wir mal weiter. Ich habe wirklich absolut keine Lust auf den ganzen Ärger. Und während ich mich meinen Grübeleien hingab, verstrich die Zeit so nach und nach und wieder erklang diese Stimme, die ich hoffentlich nicht die nächsten Wochen morgens bis abends anhören musste. "Da bist du ja wieder", sprach Temari, als sie langsam das Foyer betrat und auf mich zuging. "Oder eher...immer noch?" "Schon wieder", murmelte ich nur und sah sie genervt an. Sie sollte ruhig wissen, dass ich auf sie momentan keinen Bock hatte. Schon gar nicht, wenn sie mit derartigen Sticheleien anfing. Es dauerte auch nicht lange bis Iruka ebenfalls im Foyer eintrudelte und uns lächelnderweise begrüßte: "Ah, gut. Das seid ihr ja." Er schaute mich an. "Und? Hast du es ihr schon gesagt?", fragte er mich. "Nein, wann auch?", entgegnete ich ihm. "Sie ist gerade erst angekommen, kurz vor dir. Vielleicht mache ich das dann am besten gleich." Nun denn, die Stunde der Wahrheit war wohl gekommen. Ich blickte sie an, holte tief Luft, sammelte noch schnell meine Worte und begann schließlich wieder zu sprechen: "Alsooo, Du wirst wohl wissen, worum es geht. Die Schüler mögen irgendwie deine Art. Oder sagen wir, du bist ihnen nützlich. Ja, das wäre wohl treffender. In der Zeit, die du hier verbringen wirst, brauchst du aber eine Bleibe, und ich habe mal wieder die Arschka-" Ups. Falsche Wortwahl. "Den Joker gezogen!" Den Joker des Grauens. Ich ließ einen ziemlich schweren Seufzer vernehmen, senkte meinen Blick langsam in Richtung Boden und fuhr fort: "Du wirst wohl die Zeit bei mir zuhause verbringen müssen, in einem unserer Gästezimmer." Ich blickte sie wieder an. "Du müsstest dann nichts bezahlen. Wäre das nicht in deinem Sinne?" Bitte sag nein! Bitte sag nein! Bitteee! Ich flehte sie innerlich regelrecht an. Aber keine Ahnung, ob sie meine Gedanken lesen konnte, oder ob sie aus Prinzip schon dagegen war, bei mir zu bleiben. Das würde mir einiges erleichtern. Es reichte mir schon, wenn ich meine Mutter Tag für Tag ertragen muss. Noch eine Frau, die mir versucht irgendwelche Vorschriften zu machen, oder mir ständig sagt, wie unfähig ich bin, verkrafte ich wirklich nicht. Also bitte, Temari, wenn du meine Gedanken lesen kannst, bitte sag nein. Ein Moment des Schweigens. Sie blinzelte nur leicht, war regelrecht erstaunt über diesen Vorschlag, bis sie in lauthalses Gelächter ausbrach. Das fing ja schonmal gut an. "Das soll doch wohl ein Witz sein", lachte sie. "Ich? Mit dir? Unter einem Dach?" Ja, ich bin davon genauso wenig begeistert wie du. Also verstehen wir uns in der Hinsicht schonmal recht gut. Jetzt sag einfach nein und die Sache ist geritzt. "Nein, im Ernst", schmunzelte sie noch leicht, als sie sich langsam wieder beruhigt hatte, und richtete ihren Blick sodann zu Iruka. Sie hatte das wohl wirklich für einen Scherz gehalten, was Iruka auch sogleich zu erklären versuchte: "Das war eigentlich kein Witz. Ich habe Shikamaru gefragt, ob du bei ihm eine Zeit lang bleiben könntest, weil ich eigentlich dachte, dass ihr euch recht gut versteht. Aber so wie es aussieht..." Oh Gott, nein! Komm jetzt bitte nicht mit dem enttäuschten Dackelblick. Ist schon klar, dass du nicht weiter nach einer Bleibe für sie suchen willst, aber das muss nun wirklich nicht sein. Es gibt bestimmt jemanden, bei dem sie lieber bleibt und der sie auch mit offenen Armen aufnimmt. Zumindest glaube ich das. Komm schon, Temari. Lass dich nicht von seinem Gesichtsausdruck beeinflussen. Du weißt genauso gut wie ich, dass es nur Krach geben wird, wenn du bei mir wohnst. Ja, genau. Schau mich an. Ich zeig dir den Ich-habe-ABSOLUT-keinen-Bock-auf-dich-Blick. Nein, nein! Nicht wieder zu Iruka schauen! "Hmm", hörte ich es nur aus ihrem Munde. Ein leises Seufzen ihrerseits. Dieses Seufzen klang jedenfalls gar nicht gut. Es klang sogar sehr nach Mitleid. "Ja, die Wahl war doch gar nicht so schlecht", sprach sie schließlich. "Ich meine, bis auf so kleine Neckereien verstehen wir uns doch prima, nicht wahr, Shikamaru?" Mit diesen Worten blickte sie wieder zu mir, mit einem ziemlich gespielten Lächeln im Gesicht. Einem Lächeln, welches mir zeigte, dass auch sie alles andere als begeistert von der Sache war. Innerlich brach ich in dem Moment regelrecht zusammen. Meine Ruhe für die nächsten Wochen verflog somit in weiter Ferne. Das war schon mehr als lästig. "Ja ja", winkte ich nur auf ihre Frage hin ab. "Wird schon schiefgehen. Es ist ja nur für ein paar Wochen. Die werden wir ja wohl überstehen. Ich meine, bei diesen Konditionen..." Das wird die Hölle. Das weiß ich jetzt schon. "Keine Sorge", meinte sie. "Länger als ein bis zwei Monate bleibe ich sicher nicht. Ich bin nur ungern so lange von meinem Dorf getrennt." "Schon verstanden", sprach Iruka. "Mehr verlangen wir auch nicht. Also gut. Shikamaru? Machst du das mit deinen Eltern klar? Ich und Temari werden jetzt erstmal zu Tsunade gehen." "Ja, das mache ich klar", seufzte ich etwas schwerfällig, stand wieder von meinem Stuhl auf und blickte zu ihr: "Temari, wir sehen uns gleich." Mit einem etwas gedrungenen Grinsen wandte ich mich von den beiden ab und verließ langsam die Akademie. Jetzt musste ich mir auf dem Weg nach Hause irgendwie überlegen, wie ich das am besten angehen sollte. Wer weiß außerdem schon, wie meine Mutter reagieren würde? Das war noch das schwierigste an der ganzen Geschichte. Ich begab mich aber erstmal in mein Heim, betrat selbiges und entledigte mich erstmal meiner Schuhe sowie meiner Weste. Das Klappern von Geschirr verriet mir auch gleich, wo sich meine Eltern gerade aufhielten. Ich ging also erstmal in Richtung Küche, wo meine Eltern noch am Mittagstisch saßen. Es kam manchmal vor, dass sie etwas später zu Mittag aßen, wenn es am Vormittag so viel zu tun gab. "Hallo", grüßte ich gesenkten Hauptes, als ich die Küche betrat. Aus irgendeinem Grund konnte ich meine Eltern in dem Moment nicht wirklich anschauen und setzte mich erstmal wortlos auf meinen Stuhl. Mein Vater hatte seinen Kopf sowieso wieder in der Zeitung und entgegnete mir nur ein trockenes "Tag", während meine Mutter sogleich aufstand und mir eine Schüssel voll Nudeln vorbereitete. Selbige stellte sie mir auch gleich vor die Nase und grinste leicht: "Hier, damit du wieder zu Kräften kommst." "Danke", seufzte ich nur leicht als sie sich auch schon wieder setzte. Aber irgendwie hatte ich gar nicht so großen Appetit. Ich begann aber doch erstmal mit dem Essen. Vielleicht brachte mich Mutters gute Küche ja auf eine gute Idee. Oder auch nicht. Mal sehen. Vielleicht brachte es auch nicht so viel, darüber nachzudenken. Ja, vielleicht sollte ich lieber gleich den direkten Weg einschlagen. Kurz und schmerzlos. Mehr als 'nein' können sie ja nicht sagen. Also los: "Sagt mal, ist es für euch in Ordnung, wenn wir für die nächsten ein bis zwei Monate einen Gast bei uns aufnehmen?" Gut, der erste Schritt war getan. Mal sehen, was sie dazu sagen. "Eigentlich ist's mir egal", sprach mein Vater lässig und nickte hinter seiner Zeitung. "Also von mir aus geht das. Wir haben ja genug Zimmer, von daher..." "Shikaku!", räumte meine Mutter aber gleich im hysterischen Ton ein. War ja klar, dass sie da wieder Mucken macht. "Wir wissen doch gar nicht, was lost ist! Oder wer überhaupt hierher kommt. Hinterher ist es Chouji, der frisst uns noch die Haare vom Kopf." Bestimmend verschränkte sie nun ihre Arme vor der Brust und nickte leicht, als gäbe es jetzt schon kein Wenn und kein Aber mehr. Ich und mein Vater seufzten nur im Chor. Ich mochte es nicht so gern, wenn sie so schlecht über meine Freunde sprach. Gut, Chouji war ein wenig gefräßig, aber trotzdem. Er hatte sich in letzter Zeit auch gebessert. Zumindest ein wenig. "Es handelt sich dabei um die Botin aus Suna", begann ich zu erklären. "Ihr Name ist Temari und sie ist zudem Ausbilderin in Suna. Sie soll sich für die nächsten ein bis zwei Monate um den Unterricht hier in Konoha kümmern. Allerdings hat sie eben keine Bleibe." "Achso?", grinste sie auf einmal. "Eine Frau? Du bringst eine Frau nach Hause? Wie ist sie denn so?" Oh oh. Sie wird neugierig. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Ich weiß schon, in welche Richtung sie das Ganze wieder hindeutet. Wie mühsam. "Nein, nein", winkte ich ab und schüttelte leicht mit dem Kopf. "Sie ist nur eine flüchtige Bekannte. Wir sind uns manchmal über den Weg gelaufen, mehr nicht. Und du weißt ja, wie teuer die Wohnungen sind." "Ja, schon", setzte meine Mutter wieder an. "Aber-" "Jetzt lass doch mal den Jungen in Ruhe." Puh. Endlich kam mir mein Vater auch mal zur Hilfe. Er klappte seine Zeitung zusammen, legte selbige erstmal auf den Tisch und sah meine Mutter ausdruckslos wie immer an. "Es ist nur für maximal zwei Monate", sagte er. "Also spricht da wohl nichts dagegen. Trotzdem würden wir sie gerne vorher einmal kennenlernen. Nicht dass du uns fremde Menschen ins Haus holst." Auch wenn er Temari bereits kennen sollte. Zumindest flüchtig. Aber gut, er versucht wohl für uns alle einen guten Kompromiss zu finden. Na hoffentlich lässt sich meine Mutter darauf ein. "Ja, okay", gab sie schließlich kleinlaut von sich. "Dann machen wir das eben so." Wow, Glückwunsch, Paps. Du kriegst sie eben doch immer wieder rum. Ich frage mich zwar manchmal, wie du das machst, aber scheint wohl zu klappen. Umso besser. "Wunderbar", sprach ich mit einem etwas gedrungenen Grinsen und aß noch meine restlichen Nudeln auf, ehe ich mich langsam erhob und vom Platz entfernte. "Dann werde ich sie mal holen gehen", sagte ich noch, bevor ich die Küche gänzlich verließ. "Bis nachher!" Und schon machte ich mich auf dem Weg zur Akademie. Ich bin ja schonmal heilfroh, dass ich die erste Hürde geschafft habe. Ich dachte schon, meine Mutter würde lauter werden. Aber nun heißt es erstmal abwarten, wie sich meine Eltern mit Temari verstehen werden. Hoffentlich macht sie nicht zu viel Ärger. Temari macht gerne mal den Mund auf, wenn ihr was nicht passt. In Gegenwart meiner Mutter kann das manchmal tödlich enden. Vielleicht sollte ich sie vorab gleich mal darauf hinweisen. Naja, jetzt muss ich erstmal schauen, dass ich sie zu mir nach Hause kriege. Wer weiß, ob sie und Iruka schon zurück von der Hokage waren. Sowas konnte ja manchmal dauern. Als ich mich der Akademie aber langsam näherte, sah ich die beiden auch schon vor dem Eingang auf mich warten. Ich ging also auf sie zu, hob meine Hand kurz zum Gruß und nickte leicht: "So, das war's. Es kann losgehen." "Gut", sagte Iruka ebenfalls nickend und wandte sich anschließend zu Temari. "Also, dann schonmal bis morgen früh. Ich werde dir dann alles zeigen und alle nötigen Unterlagen geben, die du für den Unterricht benötigst." Mit diesen Worten reichte er ihr seine Hand, welche sie mit der ihrigen entgegennahm und leicht drückte. Somit war auch diese Sache abgeschlossen. "Gut, vielen Dank", sprach sie, lächelte ihn freundlich an und wandte sich wieder zu mir. Allerdings verwandelte sich ihr Blick wieder in eine recht undurchsichtige Ausdruckslosigkeit, dass man regelrecht spüren konnte, wie sehr es ihr missfiel, jetzt mit mir mitzugehen. Das kann ja noch was werden. Ich konnte nur hoffen, dass ihr wenigstens ihr Zimmer gefallen würde. Soll sie sich eben zurückziehen, wenn sie die Schnauze von mir voll hat. Ich werde andersrum gewiss nichts anderes tun. Mir ist es auch nicht angenehm, mit ihr die nächsten Wochen unter einem Dach zu wohnen. Wir verabschiedeten uns also noch von Iruka und machten uns langsam auf dem Weg. Ich steckte dabei meine Hände in die Hosentasche und ging schweigend voran. Temari folgte mir nur, mit ihrem Gepäck auf ihren Schultern. Ich glaube ein echter Gentleman hätte sie wahrscheinlich gefragt, ob er nicht ihr Gepäck tragen solle. Aber wer weiß, was sie sich dann wieder einfallen lassen würde, um mich zum Affen zu machen. Ich konnte mich auch nicht erinnern, dass sie sich jemals so richtig damenhaft benommen hatte. Zumal ihr Gepäckstück auch nicht sonderlich groß war. Hatte sie eigentlich genügend Kleidung für die nächsten Wochen mit? Wie auch immer. Während wir also vorangingen, wollte ich die Stille zwischen uns für einen Moment unterbrechen: "Mutter möchte dich kennenlernen. Paps wahrscheinlich auch, denke ich." "Achja?", fragte sie skeptisch und zog dabei eine Augenbraue hoch. "Hast du ihnen denn gesagt, dass wir nur beruflich miteinander zu tun haben? Wenn dem so ist, dann frage ich mich, warum sie solches Interesse an mir haben. Ich werde da doch nur für einige Zeit wohnen und mich anschließend wieder verdrücken." "Ja, natürlich habe ich das", grummelte ich etwas. Was denkt sie eigentlich von mir? Ich bin doch kein Idiot. "Eltern sind eben neugierig." Ich beließ es erstmal bei dieser knappen Antwort. Ich denke, sie wird das schon verstehen. Mir war das Thema auch etwas unangenehm. Bis wir ankamen, wechselten wir auch kein weiteres Wort mehr. Es ist schon erstaunlich, wie still sie eigentlich sein kann. Ich wusste zwar schon immer, dass sie nicht ganz so nervig, wie die meisten anderen Frauen war, aber diese Stille machte mir fast schon Sorgen. Als würde sie in Gedanken irgendetwas aushecken. Vielleicht dachte sie auch nur darüber nach, wie meine Eltern sein würden und war etwas nervös deswegen. Frauen sind doch manchmal so. Machen sich um alles mögliche Gedanken, wo man sich eigentlich keine Gedanken machen braucht. Warum machen sich Frauen nur immer wieder so viel Stress? Das ist doch nervig. Naja, wir kamen jedenfalls nach kurzer Zeit bei mir zuhause an. Ich öffnete die Haustür, trat ein und zog mir wieder erstmal meine Schuhe aus. Temari tat es mir gleich und ich begab mich anschließend in die Küche, wo ich meine Eltern wieder am Tisch sitzend vorfand. Ich blickte nochmal kurz zu Temari, nickte leicht und wandte meinen Blick wieder zu meinen Eltern. Es konnte also losgehen. "Ich hab sie mitgebracht", sagte ich. "Ach?", kam es nur aus dem Munde meines Vaters, der wieder seine Zeitung laß, diese aber in dem Moment weglag, als wir die Küche betraten. "Ach?", kam es wesentlich euphorischer seitens meiner Mutter. Sie blickte auch grinsend zur Küchentür, als Temari hereinkam. Anscheinend war sie von ihrem Tripp immer noch nicht runter. Sie dachte wohl weiterhin, dass ich mit Temari so etwas wie eine außerberufliche Beziehung anfangen würde. Wie lästig. Nein, nein. Das konnte sie ganz und gar vergessen. Mit der würde ich sicher nichts dergleichen anfangen, so viel stand jedenfalls fest. Ich stellte mich also neben sie, um sie nochmal richtig vorzustellen. Dabei bemerkte ich auch die skeptischen Blicke meiner Mutter. Ich will gar nicht wissen, was sie in dem Moment dachte. "Also", begann ich. "Vater, Mutter, das ist Temari. Sie wollte ein paar Wochen hier bleiben." Ich konnte mir in dem Moment einen Seufzer nicht verkneifen. Ich hoffte nur, dass wir uns alle verstehen würden. Alles andere wäre wohl einfach zu nervig gewesen. "Hallo, ich bin Shikaku", sprach zunächst mein Vater und sah Temari recht ausdruckslos an. Für ihn war sie wohl nicht ganz so wichtig, wie für meine Mutter. Er geht die Dinge eben wesentlich nüchterner und gelassener an. "Hallo, mein Name ist Yoshino", stellte sich dann auch meine Mutter im höflichen Ton vor. Temari verbeugte sich leicht. "Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen und danke, dass Sie mich für die Zeit über hier aufnehmen." Ja, höflich war sie. Das musste man ihr lassen. "Shikamaru, zeig ihr bitte ihr Zimmer", bat mich meine Mutter schließlich. "Ja", gab ich nur nickend von mir und schlurfte langsam wieder aus der Küche raus. "Und heb die Füße, während du läufst", rief mir meine Mutter noch nach. Ja ja, ist ja schon gut. Nicht mal gemütlich laufen darf man in diesem Haus. Wie mühsam. Bequemen Schrittes führte ich Temari zu unserem Gästezimmer, das wir schon universal für alle unsere Gäste nutzten. Normal hatten wir noch zwei weitere Gästezimmer, aber es kam selten vor, dass wir so viele Gäste bei uns hatten. Ich öffnete vorsichtig die Tür zum Zimmer und blickte wieder zu ihr. "Das ist es", sagte ich nüchtern. Sie betrat es ganz langsam, wobei sie ihren Blick währenddessen umherschweifen ließ, um sich alles etwas genauer zu betrachten. "Mhm, ja", meinte sie nickend. "Ich denke, hier kann ich eine Weile lang bleiben." Sehr gut. Es gefiel ihr schonmal. Somit gab es hoffentlich auch nichts zum Meckern. "Alles klar", sprach ich. "Gut, wenn's dir gefällt. Das macht die Sache etwas einfacher. Achja, die Schiebetür, die nach draußen in den Garten führt, musst du richtig zudrücken, damit sie sich schließt. Holz verzieht sich ziemlich leicht, besonders bei diesem Klima." Ja, das konnte manchmal etwas unangenehm werden, wenn die Schiebetür nicht richtig zu war. Dennoch hatten unsere Gäste bisher nie was zu beklagen und das war wohl auch das Wichtigste. Mir fiel in dem Moment auch auf, dass die meisten Besucher eher so alt waren wie meine Eltern. Da bin ich ja mal gespannt, wie es ihr hier auf Dauer gefallen wird. Sie musterte jedenfalls erstmal die Tür von oben bis unten, nickte leicht und wandte sich schließlich wieder zu mir. "Ich denke, damit habe ich kein Problem", meinte sie und schmunzelte ein wenig. Sie ließ ihren Blick wieder etwas umherschweifen und schien sich nochmal alles ein wenig zu betrachten. Auf irgendeine Art und Weise war das sogar ganz niedlich, wie sie sich langsam um ihre eigene Achse drehte und sich mit interessierten Augen alles ansah. Sie warf auch einen Blick zum Bett, auf welchem sie die nächste Zeit schlafen würde, und setzte sich probehalber auf selbiges. Ihr Gesichtsausdruck verriet mir auch gleich, dass es ihr wohl sehr gefiel. Sie wirkte jedenfalls sehr zufrieden. Na wenigstens schien sie keine besonderen Ansprüche zu stellen. Das war schonmal sehr gut. "Na dann richte dich am besten mal ein", sagte ich zur ihr. "Bis nachher dann." Ich ging wieder aus dem Zimmer, um sie ein wenig alleine zu lassen. Das war wohl erstmal auch das Beste, schließlich glaube ich nicht, dass sie mich dabei haben wollte, wenn sie alles auspackte - insbesondere ihre Unterwäsche - und anschließend einräumte. Ich begab mich erstmal wieder in die Küche, wo meine Eltern noch immer am Tisch saßen. Es machte mir ein wenig Angst, wie übertrieben freundlich meine Mutter mich auf einmal anlächelte. "Ja, das war sie", sagte ich nur. "Nett ist sie", erwiderte mein Mutter grinsenderweise. "Und höflich, freundlich, zuvorkommend. Da hast du dir die Richtige ausgesucht." Oh Mann. Sie kapiert echt gar nichts. "Wir sind rein beruflich in diese Geschichte involviert", erklärte ich. "Vergiss das bitte nicht." "Ja ja, das sagen sie alle", meinte sie nur und erhob sich, um den Abwasch zu erledigen. Sie nahm dabei das Wischtuch und warf es diesmal meinem Vater zu. Er wusste auch gleich, was das bedeutete und murrte nur leise: "Ja ja, ich mach ja schon." Während mein Vater sich zu meiner Mutter begab, um das nasse Geschirr abzutrocknen, ging ich ebenfalls zu den beiden, um wenigstens beim Einräumen zu helfen, wobei ich es mir nicht engehen ließ, noch ein letztes Wort an meine Mutter zu richten: "Mutter, sei nicht so peinlich." Ich dachte mir schon, dass ihr das nicht gefiel, was ich ihr schlussendlich sagte und ich fing mir auch gleich ein paar böse Blicke ihrerseits ein. Das war mir in dem Moment aber egal. Schließlich war sie in solchen Angelegenheiten mehr als peinlich. Das war sie schon bei Ino und das ist nun auch bei Temari so. Irgendwie kann sie es wohl kaum erwarten, bis ich heirate und Nachwuchs produziere. Wie lästig. Dafür ist doch noch so viel Zeit. Was erwartet sie nur von mir? Als wir den Abwasch erledigt hatten, gingen meine Eltern nach draußen in den Garten, um dort noch ein wenig zu arbeiten. Ich hingegen begab mich ins Wohnzimmer, wo mir erstmal auffiel, dass ich Temari noch gar nicht im Haus herumgeführt hatte. Das hieß auch, dass sie gar nicht wusste, wo sich das Badezimmer und all das befindet. Hmmm. Ach, wenn was ist, wird sie sich schon melden. Ja, das passt schon. Also legte ich mich gemütlich aufs Sofa und versuchte mich ein wenig auszuruhen. Allerdings war die Ruhe nicht von langer Dauer. "Shikamaru?", hörte ich aus Temaris Mund, als sie das Wohnzimmer betrat und langsam auf mich zuging. "Wo ist eigentlich das Badezimmer?" Dachte ich's mir doch. Wenn was ist, würde sie schon kommen. Ich setzte mich erstmal auf und sah sie an. "Aus der Tür raus und dann die erste Tür rechts", erklärte ich ihr, während ich mit meinen Händen zusätzlich die Richtungen andeutete. "Gleich die neben dem Gemälde mit der Vase." Ich musste ein wenig gähnen, nachdem ich ihr all das erklärte, aber höflicherweise hielt ich meine Hand vor dem Mund. Nicht, dass sie sich noch so aufregte wie Ino. Sie sagte aber nichts, murmelte nur ein leises "Danke" und verließ schließlich wieder das Wohnzimmer. Ja, war doch gar nicht so schlimm. Ich nahm mir sodann das Fernsehprogramm zur Brust und durfte feststellen, dass wieder nichts Interessantes in der Kiste lief. Es war immer wieder das Gleiche und es wurde immer schlimmer. Fernsehen war auch mal besser. Ich legte die Zeitschrift also wieder weg, erhob mich und ging in mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett legte und mir ein Buch aus meinem Nachtschrank zog, um ein wenig darin zu lesen. Hier und da machte ich das schonmal, wenn mir langweilig war. Irgendwie merkte ich gar nicht, dass Temari in dem Moment im Haus war. Es war ja nicht so, dass es mir missfiel, dass sie da war. Wäre Kiba, dieser Käferfreak oder gar Ino hier, dann wäre mir das glaube ich wesentlich unangenehmer. Aber ich glaube, solange Temari so ruhig bleibt, wird das schon werden. Ich hoffte nur, dass mich meine Eltern nicht zur Gartenarbeit aufforderten. Ich schmökerte also ein wenig in meinem Buch rum, bis ich meine Eltern wieder hören konnte. Sie waren wohl zurück und meine Mutter schien auch schon das Essen vorzubereiten. Zumindest hörte ich das Klappern einiger Töpfe. Ich beschloss also, mein Buch wegzulegen und mich auch in die Küche zu begeben. Meine Mutter würde mich so oder so rufen, um ihr zu helfen. Also machte ich das lieber gleich, dann hatte sie auch nichts zu meckern. Mein Vater saß wie immer schon am Tisch und las in seiner Zeitung. "Ich hol eben Temari", sagte ich, nachdem ich den Tisch gedeckt hatte, ging zum Gästezimmer und klopfte vorsichtig an die Tür. "Temari? Es gibt Abendessen." Das musste reichen. Sie wird mich schon gehört haben. Ich wartete also gar nicht erst ihre Antwort ab und ging wieder in die Küche, wo ich mich auf meinen gewohnten Platz setzte. Es dauerte auch nicht lange bis Temari kam und sogleich mit einem freundlichem Lächeln anfing, sich bei meiner Mutter einzuschleimen: "Mmmmh, das riecht aber gut." Zugegeben, ich lobte meine Mutter selten für ihre Kochkünste, aber man konnte doch wenigstens erstmal den Geschmack abwarten. Hin und wieder kam es schon vor, dass ich mich vom alleinigen Geruch hab täuschen lassen. "Wo darf ich mich setzen?", fragte sie schließlich höflicherweise. "Dort ist noch ein Platz frei", entgegnete meine Mutter gleich und deutete dabei auf den Platz direkt neben mir. Wunderte mich irgendwie nicht. Nachdem, was meine Mutter heute schon den ganzen Tag rausgehauen hat. Sie kann es einfach nicht lassen. Temari setzte sich also neben mich und meine Mutter begann damit, das Essen zu servieren. Heute gab es Nudeln mit einer würzigen Fleischsoße und Reis. "Guten Appetit", sagte mein Vater recht einladend und begann auch gleich damit, sich ein paar Nudeln auf seinen Teller zu schöpfen. Wir alle taten es ihm gleich und begannen genüßlich mit unserem Mahl. Es schmeckte ziemlich gut, wie fast immer. Doch, eigentlich war meine Mutter schon eine gute Köchin, auch wenn ich ihr das relativ selten sagte. Aber anhand der Tatsache, dass wir so gut wie immer leere Teller hinterlassen, dürfte sie schon wissen, wie sehr wir ihre Kochkünste würdigen - glaube ich zumindest. "Und du arbeitest jetzt zwei Monate lang für die Akademie hier in Konoha?", begann dann mein Vater zu fragen und nahm sich einen kurzen Schluck aus seinem Becher. "Wird also hier das System des gegenseitigen Lernens der Nationen voneinander weiter ausgeweitet?" "Zwei Monate ist das Maximum", erklärte Temari. "Ich bin zwar gerne hier, aber ich hoffe trotzdem, dass ich nicht ganz so lange bleiben muss. Ich bin ungern so lange von meinem Land getrennt. Und ja, ich denke das ist für beide Seiten äußerst nützlich." Mein Vater nickte: "Verständlich. So wie ich das verstanden habe, kam dieses Angebot des Unterrichts an der Akademie doch sehr kurzfristig. Andernfalls hätte die Organisation der Bleibe vielleicht ein paar andere Wendungen angenommen." Da hatte er wohl Recht. Wer weiß, wo sie sonst abgeblieben wäre. Mit Sicherheit nicht hier, so viel steht fest. Und meine Mutter konnte es wieder einmal nicht lassen, sich in das Gespräch mit einzuwerfen: "Und auf dich wartet dann niemand in Suna, der dich in irgendeiner Weise vermissen würde? Für Shinobi mag das zwar normal sein, aber es ist doch auf jeden Fall eine Umstellung, oder nicht?" "Naja, vermissen", gab Temari dann nachdenklich von sich und zuckte leicht mit den Schultern. "Mag sein, dass meine Schüler mich vermissen werden. Aber uns Schüler in Suna wurde eigentlich schon früh beigebracht, wie wir mit unseren Gefühlen fertig werden müssen. Es mag vielleicht herzlos klingen, aber in meinem Leben als Ninja haben hinderliche Emotionen einfach nichts zu suchen. Es kam in der Vergangenheit leider schon zu oft vor, dass begabte Krieger ums Leben kamen, weil sie sich von Gefühlen haben leiten lassen." Ja, das wurde uns auch schon sehr früh eingetrichtert. Allerdings sehe ich das Ganze etwas anders, als sie. Ich finde man braucht einfach ein paar Dinge, die das Leben lebenswert machen, besonders wenn man solche Zukunftsideale wie ich hat. "Ach, die alte Leier", grinste mein Vater nur, als er das hörte. "Ich möchte hier zwar niemandem gegen das Schienbein treten, aber auch ein charismatischer Anführer einer Truppe mit einzigartigen und beinahe schon mörderischen Gefühlen in seiner donnernden Stimme hat schon viele Schlachten umstürzen lassen...und gewonnen. Doch auch du hast Recht mit dem, was du sagst. Scheinbar gibt's also keine richtige Lösung, oder sie liegt irgendwo dazwischen." Wenn ich meinem Vater so zuhöre, merke ich jedesmal, wie klug seine Worte eigentlich sind. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals etwas falsches oder dummes gesagt hat. Zumindest in meiner Gegenwart spricht er oft wie ein weiser Mann, den ich deswegen auch sehr respektiere. "Naja", seufzte Temari daraufhin nur. "Es liegt glaube ich im Ermässen des Einzelnen, welchen Weg er für richtig hält. Wenn es sogar Menschen gibt, die eben durch ihre Emotionen immer wieder den Sieg erlangen, dann kann dieser Weg gar nicht so falsch sein. Aber ich für meinen Teil glaube nicht, dass ich die Gabe habe, durch meine Gefühle richtige Entscheidungen zu treffen. Ich verlasse mich ungern auf meine Intuition. Letztendlich würde ich damit nicht nur mir, sondern auch anderen Schaden zufügen." Ich musste irgendwie grinsen, als sie das sagte. Zugegeben, in der Hinsicht scheinen wir uns schon irgendwie zu ähneln. Auch ich bin eher der planende und analytische Typ. "Dann wirst du dich hier wie zuhause fühlen", gab mein Vater grinsend wider, prostete ihr mit seinem Becher zu und trank wieder einen Schluck. "Mal ganz unter uns: es gibt wenige Menschen, die heutzutage noch den analytischen Weg einschlagen. Leider. Aber ich würde mich freuen, wenn du mal eine Parti Shougi gegen mich fordern würdest." Oha. Scheint wohl, als hätte mein Vater nun auch langsam Gefallen an ihr gefunden. Ich hoffe nur, er fängt nicht an zu denken, wie meine Mutter, und versucht mich, mit ihr zu verkuppeln. Es reicht schon, wenn Mutter so verrückt ist. "Shougi?", kam es dann etwas schmunzelnd aus Temaris Mund. "Nichts lieber als das. Ich spiele gerne Shougi. Nur leider findet sich in Suna kein ebenbürdiger Gegner." Da bin ich ja mal gespannt. Mein Vater ist eigentlich so ziemlich der Einzige, der mich bisher im Shougi geschlagen hat. Ich kenne Temaris Shougi-Fähigkeiten zwar nicht, aber ich meine behaupten zu können, dass ich doch ein wenig besser bin als sie. Ja, auf ihre Spielweise bin ich doch ziemlich gespannt. "Ja, morgen", nickte mein Vater ihr zu und streckte sich ein wenig, wobei man seine Knochen leicht knacken hören konnte. Er war eben auch nicht mehr der Jüngste. Wir hatten auch alle soweit unser Mahl beendet und meine Eltern würden wohl auch bald ins Bett gehen. Mein Vater gähnte auch recht herzaft. Temari trank nur noch ihren Becher leer und meinte schließlich lächelnd zu meiner Mutter: "Sie sind wirklich eine ausgezeichnete Köchin, wenn ich das so sagen darf. Es hat mir jedenfalls sehr gut geschmeckt." Oh Mann, musste sie so übertreiben? "Ich bin ja auch die Frontfrau in diesem Haus", sagte meine Mutter stolz und lachte auf eine ziemlich beunruhigende Art und Weise. Das machte mir immer ziemliche Angst, wenn sie so zu lachen anfing. Ich stand also lieber auf und räumte das schmutzige Geschirr zusammen, um es zur Spüle zu bringen. Meine Mutter stand ebenfalls auf und warf mir auch sogleich ein Wischtuch zu. "Du bist jetzt dran", meinte sie und begann heißes Wasser in die Spüle zu lassen. War ja auch klar. Vorhin war Vater dran. Wie lästig. Ich sah nur, wie er noch seine Zeitung nahm und die Küche verließ. Also half ich meiner Mutter beim Abtrocknen und räumte das tockene Geschirr in die Schränke. Temari blieb noch ein wenig sitzen und nippte ein wenig an ihrem Becher. Der Abwasch war dann auch so langsam getan und ich hing derweil schonmal das Wischtuch zum Trocknen auf. "Habt ihr beide eigentlich heute noch was vor?", fragte dann meine Mutter, nachdem sie das Spülwasser aus der Spüle gelassen hatte. "Hm? Nein, eigentlich nicht", meinte Temari. Natürlich nicht. Was sollten wir auch schon vorhaben? "Ach, ich meine ja nur", sagte meine Mutter mit einer gespielten Unschuldsmiene. "Naja, vielleicht liegt auch zu viel Arbeit vor uns allen. Also dann." Mit diesen Worten verschwand sie auch endlich aus der Küche und ging zu meinem Vater ins Wohnzimmer. "Ja, morgen geht's wieder los", seufzte ich nur leicht und blickte zu Temari. Ich lehnte mich dabei ein wenig gegen die Küchentheke. Morgen würde sicher wieder ein anstrengender Tag werden. "Ja, da bin ich schon mal gespannt", meinte Temari. "Ich habe gehört, ihr habt am Wochenende frei? Das gibt's bei uns nicht." "Ja, wir haben am Wochenende frei", gab ich als Antwort. "Aber meistens nutzen die Eltern der Schüler diese Zeit, um ihnen ihre Techniken beizubringen." Die armen Kinder. "Aber Schule haben wir dann nicht. Da seid ihr wohl fleißiger." Und unmenschlicher. "Habt ihr eigentlich jetzt das System der drei Teammitglieder übernommen? Man erzählt sich nämlich, dass ihr nicht so viele Senseis habt." "Naja, Senseis haben wir schon", sprach sie dann erklärend. "Doch die wenigsten eignen sich wirklich dazu, eine Gruppe aus Teenagern zu leiten. Sie agieren dann lieber mit erfahrenen Shinobi, wobei sie ja dann keine Senseis mehr sind. Aber ja, wir versuchen dieses System so gut wie möglich durchzusetzen." "Achso", entgegnete ich nur nickend. "Also bleibt das Meiste an deiner Familie hängen?" "Naja, mehr oder weniger. Wir haben schon einige, die uns dabei unterstützen. Bei euch scheint es ja reichlich kompetente Senseis zu geben, wie ich gesehen habe." "Ohhh ja! Kompetent und manchmal durchgeknallt. Unsere Senseis sind allesamt etwas Besonderes...und einige waren mal was Besonderes." Ich musste in dem Moment an Asuma denken, wie einzigartig er war...und wie einzigartig er gestorben ist. Ich konnte mich zwar für seinen Tod rächen, doch trifft es mich noch immer jedes Mal, wenn ich daran denken muss. Temari brachte nur ein leicht betroffenes "Oh" raus. Mehr wollte sie dazu wohl nicht sagen. "Naja, ich geh dann mal in mein Zimmer", sagte sie nur und stand langsam auf. "Ich sag schonmal gute Nacht." "Ja, gute Nacht", erwiderte ich schwunglos, während sie sich von mir abwandte und aus der Küche ging. Meine Gedanken kreisten noch immer um Asuma. Ich weiß, ich sollte nicht so oft daran denken. Deswegen zwang ich mich auch immer wieder zu anderen Gedanken. Ja, es wurde auch für mich langsam Zeit für's Bett. Es kann nicht schaden, für den morgigen Tag ausgeschlafen zu sein, denn wer weiß, was mich da erwartet, wo Temari zusätzlich in diesem Haus wohnt. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Kapitel 5 ~ Ende ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ So, diesmal ein etwas längeres Kapitel, aber ich glaube so langsam kommt die Sache ins Rollen :) Und wie gesagt, empfehlt mich ruhig weiter, wenn ihr mögt, was ihr gelesen habt. Ich freue mich immer wieder über Kommis, Lob und Kritik. Dann bis zum nächsten Mal ;) Temari~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)