Angel of darkness von hausdrachen ================================================================================ Kapitel 4: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ----------------------------------------------- weiter gehts Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte, als ich schweißgebadet und mit einem leisen Schrei des Entsetzens wieder im Bett saß. Noch immer schwer atmend fuhr ich mir mit der flachen Hand über das Gesicht, in der Hoffnung, so den Alptraum zu verscheuchen. Leider funktionierte das nur halbwegs. Mit einem Ruck schwang ich die Beine aus dem Bett und starrte in die Dunkelheit. Jedes Mal wieder ... Immer wieder der selbe Traum von ihm. Seit Jahren quälte ich mich jetzt mit Jacks Tod herum. Gab mir selbst die Schuld. Ich hätte damals besser aufpassen sollen. Vielleicht wäre so alles anders gelaufen. Ohne ein Geräusch zu hinterlassen, erhob ich mich und setzte mich auf die Fensterbank in meinem Zimmer. In Erinnerungen schwelgend sratte ich in die Nacht. Balthier erinnerte mich wirklich stark an Jack. Nicht nur von seinem Aussehen her, sondern auch vom ganzen Auftreten. Langsam wanderte meine Hand zu der feinen Narbe an meinem Hals. Jack hatte sich mit so viel Aufopferung um mich gekümmert. Immer war er da gewesen, wenn ich zu brechen drohte. Er gab mir Mut und Hoffnung. Und wie hatte ich es ihm gedankt? Ich habe ihn sterben lassen ... "Es tut mir so leid ...", murmelte ich leise vor mich hin. Dann vergrub ich mein Gesicht in den angewinkelten Knien. Lange saß ich so da, bis mir etwas bewusst wurde: Selbst wenn mir Balthier nicht so viel bedeutete wie Jack, ich sah in ihm immer noch einen meiner besten Freunde. Ich würde nicht zulassen, dass er starb. Egal, was es mich kosten würde, ich würde kämpfen ... Mit diesem Entschluss erhob ich mich, wischte mir die Tränen in meinen Augenwinkeln ab, schnappte mir meinen Rucksack und begab mich zu Balthiers Zimmer. Die Zeit drängte. Wie ich feststellte, war Fran noch auf. Verwundert sah sie mich an, als ich leise die Tür öffnete. "Ich möchte nur etwas überprüfen", erklärte ich leise, während ich ein Spritze auspackte und Balthier etwas Blut abnahm. "Du magst ihn ..." Es war keine Frage, sondern eine berechnende Feststellung. Nachdenklich hielt ich in meiner Bewegung inne. "Ich weis es nicht ... Ich weis überhaupt nicht mehr, was ich fühlen soll." "Ich bin eine Viera ... mir kann man nichts vormachen. Selbst wenn du es persönlich noch nicht weist, so spüre ich doch die enge Bindung, die dich zu ihm zieht", antwortete sie mit ihrer ruhigen Stimme. "Wenn du meinst ..." Wieder nahm ich meine Arbeit auf, mischte diverse Chemikalien, gab dann ein Tropfen Blut hinzu und wartete einen Augenblick. Negativ. Das selbe Spiel von vorn, wieder negativ. Der Morgen graute bereits und ich war immer noch nicht weiter. Frustriert seufzend lehnte ich mich im Sessel zurück. "Nach was suchst du eigentlich?", wollte Fran schließlich wissen. "Ich habe keine Ahnung ... das macht es mir ja so schwer. Ich hab jetzt so ziemlich alles getestet, was ich kenne ... Was soll ich nur tun?" "Vielleicht sollten wir mit ihm ins Draklor Laboratorium gehen. Sein Vater arbeitete damals dort. Es dürfte kein Problem sein, dass sie dir das Labor überlassen", schlug sie vor. "Es ... wäre ein Versuch wert. Ich hab sonst echt keinen Plan mehr ..." "Erzählst du mir etwas über die Welt, aus der du kommst?" "Was soll ich da erzählen?" "Nun ... willst du vielleicht irgendwann mal wieder zurück?" "Nein ... Auf keinen Fall. Mich vermisst dort ohnehin niemand. Ich habe dort nichts mehr, was mich hält ..." "Keine Familie?" "Sie starb schon vor langer Zeit. Und bevor du fragst, Freunde habe ich dort auch nicht ..." "Warum?" "Ich ... das ist doch egal. Es ist Vergangenheit und ich möchte auch nciht darüber reden ...", wich ich kurzerhand aus. Langsam begann sich Balthier zu regen. Flackernd öffneten sich seine Augen und er sah mich erstaunt an. "Morgen, Sonnenschein, wieder aus dem Totenreich zurück?" "Du bist wieder da? Was ist eigentlich passiert? Mir wurde plötzlich schwindelig und dann ..." "Ganz ruhig ... Ich hatte euch ja gewarnt, dass sowas passieren würde ... Ich hoffe mal, dass ihr in Zukunft etwas besser auf mich hört", seufzte ich auf. "Vielleicht hattest du doch Recht ...", murmelte er müde vor sich hin. "Wie sieht's aus ... Glaubst du, du kannst aufstehen?" "Keine Ahnung, ich kann es ja versuchen", überlegte er laut und sah mich dabei an. Heiß - Kalte Schauer überliefen meinen Rücken, als er mich so betrachtete. Nur mit Mühe unterdrückte ich ein Schaudern. Stattdessen stand ich auf und reichte ihm helfend meine Hand. "Fran? Kannst du den anderen sagen, wo wir sind? Dann könnt ihr ja nach kommen", schlug ich vor. "Mach ich", versprach sie ruhig. "Wo soll's denn hingehen?", wollte Balthier wissen. "Ins Laboratorium ... Ich muss herausfinden, was du hast, sonst wird die Wunde nie heilen ... Oder sich infizieren und du wirst sterben. Such dir aus, was dir mehr Spaß macht ..." "Dann geh ich lieber ins Labor", entschied er sich und ich stimmte nickend zu. Zwei Stunden später saß Balthier mit freiem Oberkörper auf einem Untersuchungstisch. Während ich mir die Hände desinfizierte und Handschuhe überzog sah er sich missbilligend um. "Eigentlich wollte ich das Gebäude nie wieder betreten ..." "Hm? Wieso denn nicht?" "Mein Vater ... Vor einigen Jahren war er an einem verfluchten Ort. Irgendetwas dort hat ihn verändert. Darum bin ich auch abgehauen und Luftpirat geworden ... Jedenfalls trafen wir ihn vor ein paar Jahren wieder. Er war nicht mehr der Mann, den ich kannte. Wir erledigten ihn", erklärte mir Balthier. Schweigend hatte ich zugehört. Die Geschichte erinnerte mich an Jack. Nur mit dem Unterschied, dass sein Vater gebissen wurde und sich verwandelte. Kurz schüttelte ich meinen Kopf, um ihn klar zu bekommen, bevor ich mich zu Balthier wandte. "Ich werde mir zuerst die Wunde noch einmal ansehen. Anschließend werde ich von dort ein bisschen Gewebe nehmen müssen. Das wird schmerzhaft für dich, aber es wird nicht lange dauern", versprach ich, während ich die Untersuchungsinstrumente zurecht legte. "Was bekomm ich denn als Entschädigung?", fragte er mich mit einem eindeutigen Lächeln auf den Lippen. Absichtlich kam ich auf wenige Zentimeter bis zu seinem Gesicht heran und sah ihm tief in die Augen. "An was hattest du denn gedacht?" Das Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen. "So dies und das ..." "Hm ... Weist du was? ich werde drüber nachdenken ... aber erst, wenn du wieder völlig gesund bist", konterte ich mit ruhiger Stimme. In mir sah es da ganz anders aus. Ich musste mich stark beherrschen, um ihn nicht einfach zu küssen. Plötzlich übermannte mich ein ein Schwindelgefühl. Mit geschlossenen Augen hielt ich mich am Tisch fest und verharrte so einen Moment mit gesenktem Kopf. "Ist alles in Ordnung?", fragte mich Balthier besorgt. "Geht gleich wieder ... Das passiert in letzter Zeit öfter", winkte ich lächelnd ab. Balthier allerdings nahm mein Gesicht in seine Hände. "Könnte am Schlafmangel liegen ... Jedes Mal, wenn du schläfst, scheinst du schlecht zu träumen, das ist mir aufgefallen. Willst du deshalb nicht schlafen? Wegen den Träumen?" Ausweichend senkte ich meinen Blick und fixierte einen Punkt am Boden. Wieder zwang er mich, ihn anzusehen. Balthier wollte eine Antwort. "Ich ... Es sind nicht die Träume an sich ... sondern ... die Erinnerungen, die ich mit den Träumen verbinde." "Du musst bereits viel erlebt haben, wenn du jede Nacht so schlecht schläfst ... Oder du kannst die Vergangenheit nicht ruhen lassen. Eins von beiden ..." "Ich kann sie nicht ruhen lassen. Sie hält mich in ihrem Bann wie ein Gift, das mich langsam auffrisst." "Warum hast du nicht eher etwas gesagt?", wollte er wissen. "Weil ihr nur Fragen gestellt hättet ... Und das würde es nur noch schlimmer machen ... Kann ich jetzt anfangen?" "Eins noch ..." "Und das wäre?", wollte ich wissen. "Das", hauchte er mir entgegen, bevor er mich wieder küsste. Fast augenblicklich entspannte ich mich unter der zärtlichen Berührung. Sanft strich seine Zunge über meine Oberlippe und bat somit um Einlass. Kurz zögerte ich noch, bevor ich ihn gewähren ließ. Augenblicklich erkundete er meine Mundhöhle und forderte schließlich zu einem kleinen Kampf auf. Unbewusst hatte ich mich ihm entgegen gedrückt. Allerdings löste ich den Kuss, als es an der Tür klopfte. "Verdammt!", hörte ich Balthier murmeln, beschloss es aber zu ignorieren und öffnete stattdessen die Tür. Die versammelte Manschaft wartete und sah mich gespannt an. "Ihr seid Frühaufsteher, kann das sein?" "Wir machen uns eben Sorgen ... Gibt's schon was Neues?", wollte Basch wissen. "Nicht wirklich ... Ich muss mich erstmal mit den Gegebenheiten anfreunden. Das ist nicht so einfach ..." "Und wie geht es Balthier?", wollte Vaan wissen. "Einigermaßen gut im Moment ... Ob das allerdings auch so bleibt, kann ich noch nicht sagen. Lasst ihr mich jetzt weiter arbeiten? Die Zeit drängt, wie ihr selbst wisst", beharrte ich. "Natürlich. Wir sind in der Stadt, falls du uns suchst", sagte Penelo noch, bevor ich die Tür wieder schloss. "Brauchst du jetzt noch einen Moment, oder kann ich mit der Behandlung anfangen?", wandte ich mich wieder an Balthier. "Nein, schon in Ordnung. Fang an", bestätigte er mir. Bis tief in die Nacht arbeitete ich, während Balthier geduldig wartete. Offensichtlich hatte er endlich eingesehen, dass Medizin mein Gebiet war und es besser wäre auf meine Ratschläge zu hören. Endlich, gegen ein Uhr nachts, fiel mir etwas an seinem Blutbild auf. "Sag mal ... hat dich in letzter Zeit etwas gestochen? Ein Insekt, oder etwas in der Art?" "Ich hatte vor ein paar Wochen einen kleinen Zeckenbiss, ja. Warum?" "Weil ich hier ein paar Viren gefunden habe ... Allerdings scheinen sie mutiert zu sein. Könnte Ebula sein ..." "Wie meinen?" "Ebula ... Eine Krankheit, die bei mir vor ein paar Jahren ziemlich verbreitet war ... Sie kostete viele Menschen das Leben. Ich hab zwar das Gegenmittel dabei, allerdings glaube ich nicht, dass es gegen die mutierte Form viel ausrichtet ... Die Entscheidung liegt jetzt bei dir ..." "Was könnte denn passieren?" "Im schlimmsten Fall würde es das Krankheitsbild rapide verschlechtern. Bestenfalls stoppt sie den Fortschritt. Und wenn wir Glück haben, bleibt kein Stück des Erregers in deinem Körper zurück", erklärte ich konzentriert, während ich versuchte, das Gegenmittel zu verändern. "Versuch es. Wir haben ohnehin nicht so viel Zeit, oder? Und ein Versuch kann nicht schaden." "Du ... spielst gern mit deinem Leben, oder?" "Eigentlich weniger ..." "Okay ... ich glaube ich hab hier was. Moment noch ...", sagte ich, während ich die Nadel aufzog, sie an seiner Armvene ansetzte und den Kolben wieder nach unten drückte. "Jetzt heißt es warten, was passiert ... Du solltest dich vielleicht etwas hinlegen. Die Ruhe hast du nötig", sagte ich, während ich Balthier eine Decke zuwarf und mich selbst in den Drehstuhl sinken ließ. Balthier begnügte sich mit dem Sofa, das sich im Raum befand. Lange nachdem Balthier eingeschlafen war arbeitete ich noch. Die Uhr zeigte bereits kurz vor sechs an, als ich meinen Kopf auf die Tischplatte legte. Eigentlich wollte ich nur einen Moment meine Augen schonen, doch bald darauf war ich schon eingeschlafen ... so erstmal wieder schluss für heute man liest sich beim nächsten lg die ritterin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)