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Culturcrash

Gothic-Emo vs. Landleben
von

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Hölle auf Erden

Sie war ein glückliches Mädchen gewesen, bis die Hölle kam, sich aufgetan hatte und sie einfach verschlang. Und jetzt sahs sie hier in Ödkaff, fern von jeglicher Zivilisation. Dösendorf, da wo der Wolf dem Lamm gute Nacht sagt... wie gesagt, die Hölle auf Erden.

Hier in diesem dämlichen Kaff sollte sie wohnen, der Bus brauchte eine halbe Stunde bis zur Schule, die in einer 'Stadt' zu finden war. 'Stadt' diese Menschen hier wussten doch gar nicht, was eine Stadt war! Doch immerhin bot das etwas größere Kaff namens Dorfstadt (haha) wenigstens einen ganzen Buchladen! Ist das nicht rekordverdächtig? EIN Buchladen. Gestern erst hatte sie vier in zwei Stunden abgegrast und das war noch nicht mal ihre ganze Route gewesen! Zu wenig Zeit, die letzten Sachen mussten noch gepackt werden. Fragte sich nun, wie sie an ihre doch sehr ausgefallene Bücherauswahl kommen sollte. Vermutlich übers Internet, ja, in ihrem neuen Heim existierte sogar ein Anschluss... 56k Modem... *kotz* DSL, wo bist du?

Ihr Onkel hatte ihr sogar einen Rechner besorgt, was nicht nötig war, sie hatte einen Laptop. Zwar war es echt nett, daran zu denken, aber sie bewegte sich nun schon einmal geraume Zeit außerhalb von 256MB Ram und 14GB Festplatte. Mal abgesehen davon, dass das Ding ohne DVD-Laufwerk war, von einem Brenner ganz zu schweigen. Nun, vielleicht würden ihre uralt Spiele auf dem Ding laufen, ihrer war dafür einfach zu neu. Nun, eingetlich brauchte sie das Ding nicht mal dazu. Sie hatte sich einen 'Rechner im Rechner' eingerichtet, sodass sie zwei verschiedene Betriebssysteme hochfahren konnte. Eines war älter und damit lies sich eigentlich alles machen, wofür der reguläre Teil zu neu war. Nun, sie könnte die alte Kiste ausschlachten oder aufrüsten, was sich eben so ergab.

Seufzend stand sie vom Bett auf, auf dem sie bisher gelegen hatte und machte sich daran, weiter auszupacken, bzw. alle Möbel die noch nicht standen erst mal aufzubauen. Ihr Onkel hatte sich zwar helfend angeboten, aber außer seinen kräftigen Armen für den Schrank brauchte sie ihn nicht... Nun, beim Kistenschleppen war er auch nicht ganz unerwünscht gewesen...

Ein paar Minuten stand der Computerschreibtisch, auf dem sofort 'Lucien' (der Laptop) seinen Platz fand. Schnell noch die Boxen angeschlossen und schon machte etwas Metal das Zimmer wohnlicher.

Eigentlich hatte ihr Onkel gewollte, dass sie ihm ersten Stock lebte, aber ihr war der Dachboden lieber gewesen. Und wenn er sie ein bisschen besser kannte würde er diese Entscheidung auch verstehen.

Sie machte einen Schritt auf ihre Boxen zu und drehte sie etwas lauter, sodass der Boden zu beben begann.

Ein Blick auf die hintere weiße Wand sagte ihr, dass sie Farbe brauchte. Weiß hatte jeder im Zimmer, zumindest jeder, der nicht noch die altmodischen Blümchentapeten von vor Jahrhunderten hatte, dachte sie zynisch. Der Raum war relativ hell, sodass sie auch eine dunklere Farbe wählen konnte. Eine Freundin von ihr, hatte ihr Zimmer schwarz gestrichen, sie selbst empfand das als zu dunkel, aber Liddy war damit glücklich und das zählte ja im Endeffekt, oder?

Ach Liddy, wie gerne würde sie jetzt mit ihr eine Rauchen, aber es würde hier vermutlich schon schwer werden einen Automaten zu finden!

Sie entschied sich für ein violett, während sie so versunken an glückliche Tage zurückdachte. Verdammt, jetzt hörte sie sich schon an wie eine alte Oma!

Seufzend wandte sie den Blick ab und machte sich daran, den richtigen Schreibtisch aufzubauen und zu bestücken. Dann die Kommode mit dem Schminktischaufsatz. Als sie das Ding am Trödelmarkt erstanden hatte, war es für eine Prinzessin geeignet gewesen, jetzt passte es besser zur schwarzen Königin. Ja, was ein wenig schwarze Farbe, ein paar Federn und ein paar Accessoires doch bewirken konnten... Zum Glück war der Spiegel heil geblieben!

Im nächsten Karton waren Klamotten, sie warf sie mehr oder weniger ordentlich in den Schrank. Denn wer ordentlich ist, ist nur zum faul zu Suchen.

Mit dem Inhalt der Kommode ging sie kaum anders um. Als es halbwegs ordentlich war, war es schon zu spät um noch den Baumarkt wegen Farbe aufzusuchen und so bezog sie das Bett. Schwarz mit violetten Spinnen, ihre Lieblingsbettwäsche!

Sie warf sich drauf und betrachtete die Decke, Holz war ja gut und schön, aber so leer. Das konnte sie nicht so lassen und schon bald zierte die Decke ein Kunstdruck einer Lady im düsteren Gewand, die sich allein im dunklen Wald sichtlich wohl fühlte. Sie umgab das Poster noch mit verschiedene Karten, die sie in der Stadt immer gesammelt hatte. Wie hatte sie diese Kartenständer geliebt. Besonders mochte sie die Karte mit dem blutigen Messer drauf, Werbung für eine Anwaltskanzlei, wenn auch etwas makaber, aber egal.

Sie würde Vorhänge brauchen. Violett und undurchsichtig! Vielleicht noch mit schwarzen Schleifchen am Saum... Mal sehn, was sich organisieren lies!

„Joana, kommst du zum essen?“ Ihr Onkel brüllte die Worte direkt ins Zimmer. Sie drehte die Lautstärke runter und nickte.

„Komme gleich.“ Der Mann nicke und verschwand.

Joana, wie sie es hasst bei ihrem vollen Namen genannt werden. Normalerweise nannten sie alle nur Jo, das war ihr viel lieber.

Sie warf noch eine prüfenden Blick in den Spiegel, bevor sie sich aufmachte. Das gute Stück hatte den Umzug nicht so gut überstanden wie die restlichen Sachen. Ein fetter Riss verlief, von der rechten oberen Ecke bis zur Mitte der linken Seite. Zwischendrin fächerte sich der Riss noch, sodass ihre linke Gesichtshälfte und ihre linke Schulter mehr oder minder zersplittert wiedergegeben wurden. Nicht dass es sie störte, so hatte der Spiegel einen ganz neues Gesicht bekommen, sah auch gut aus!

Als sie die Treppe herabging, merke sie, dass diese knarrte. Das war nicht gut, das würde sie beheben müssen. Nichts, aber auch gar nichts durfte nachts zwischen ihr und dem Kühlschrank stehen.

In der Küche werkelte ihre Tante gerade am Herd und warf ihr ein scheues Lächeln zu, dass Jo auch erwiderte. Sie war ein zierliches Geschöpf, das kaum aus Ödkaff gekommen war und damit Jos Emo - Gothic Mischung etwas befremdet gegenüberstand. Dabei konnte sie sich Jo so gut in einem langen, weißen Kleidchen mit Spitzenschirm vorstellen, im Arm einen misshandelten Stoffhasen. Nun, vielleicht würde sie sich irgendwann dazu bereit erklären Jos eisblaues Kleid zu tragen und sich ein wenig schminken zu lassen. Sie würde die Zeit aber noch etwas diesbezüglich arbeiten lassen müssen. Dürfte in etwas passen und bei den vielen Rüschen würde es sicher nicht auffallen, dass ihre Tante etwas schmaler als sie war.

Jo riss sich aus ihren Gedanken und begann den Tisch zu decken. Laut ihrer nase würde es Kartoffelbrei mit sauren Bratwürsten geben, ein typisches, aber auch sehr leckeres Essen. Beim Essen sah sie auch ihren kleinen Cousin wieder. Wie lange hatt sie Lerry schon nicht mehr gesehen? Es mussten Jahre sein. Lerry steckte gerade in seiner Computerphase und verlies damit sein Zimmer kaum. Mal abgesehen davon, wie interessant ist für einen dreizehnjährigen schon eine sechzehnjährige Cousine? Ungefähr so interessant wie eine Fliege am Fenster. Apropro Fliege, am Fenster war tatsächlich eine... Sie würde sich morgen im Baumarkt auch nach einer Fleisch fressenden Pflanze umsehen. Sie hoffte nur, dass ihr Daumen dafür grün genug war.

Nach dem Essen verzog sie sich wieder auf den Dachboden und machte sich daran den Einwahlladebalken zu beobachten. Tito wollte seine Page auch wen sie nun im Ödland lebte auf dem neuesten Stand haben. Und so war sie bald auf der Suche nach allen Neuigkeiten, die auf dem Buchmarkt zu finden waren und stellte Termine für baldig stattfindende Events ins Netz, während sie in einem anderen Tab ihre mails beantwortete. Tito hatte einen kleinen Laden, der von Fantasyromanen über Mangas bis zu Fanstuff alles bot. Vor ein paar Monaten hatte er beschlossen, im Internet präsent sein zu müssen und Jo für diese Idee begeistert schlussendlich hatte sie die Seite erstellt und hielt sie immer auf dem neuesten Stand. Tito zahlte ihr dafür ein kleines Gehalt, dass es ihr erlaubte, ihre 125er weiter zu benutzen. Den Schulbus würde sie nur im Winter benutzen!

Hoffentlich gab es in der Schule schnelleres Internet, sonst würde das von hier aus ewig viel Zeit in Anspruch nehmen.
 

So, hoffe es gefällt...

Schule

Montag morgen und die neue Klasse wartete. Grummelnd zog sie den Rock über ihrer schwarzen Hose zurecht und strich ihren Ponny gekonnt ins Gesicht. In der Schule würde sie ihn nocheinmal richten müssen, weil Helme nun einmal sicher waren, aber nicht förderlich für die Schönheit. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel, ob der schwarze Pulli mit den violetten eingewobenen Bändern auch richtig sahs, ab in die Motorradjacke und ab ging die Post. Jo fragte sich, wann Lerry das erste Mal fragen würde, ob er mitfahren konnte. Obwohl, ob es so cool war hinter der Cousine auf einem schwarz - violetten Gefährt in der Schule anzukommen, war etwas anderes. Seine Sache, wenn er wollte, würde er fragen müssen.

Als sie runter kam um noch schnell ein Schälchen Cornflackes herunter zu schlingen, bevor sie mit einem Tschüss verschwand, war nichts von ihm zu sehen. Nun der Schulbus war auch schon vor ner halben Stunde gefahren.

Mit einem geübten Wischen legte sie ihr rechtes Auge wieder frei uns setzte den Helm auf. Dann war sie auch schon auf der Straße. Der Weg war nicht schwer zu finden (wie soll man sich auch bei nur einer Straße verfahren?)

In der Schule angekommen, hatte sie sofort sämtliche Blicke auf sich. Früher wäre sie eher aufgefallen, wenn sie sich so wie diese Landpommeranzen gegeben hätte! Sie war der Kanarienvogel unter all den – sie grinste – Täubchen!

Die Jacke lässig geöffnet und den Helm in der Hand lief sie schnurstracks auf das Schultor zu, vor dem sie auch schon Lerry stehen sah. Er beachtete sie nicht. Wollte wohl nicht mit seiner verrückten Cousine beobachtet werden. Na warte Bürschchen, dachte sich Jo bloß, packte ihn im Vorübergehen

am Kragen und lies sich des Weg ins Sekretariat zeigen.

Dort angekommen lies sie ihn los und drückte ihm noch eine Kuss für seine Hilfe auf die Backe. Der dunkellilane Lippenstift hinterließ einen schönen Abdruck. Lerry suchte sofort das Weite und vermutlich auch die Toilette.

Sie klopfte kurz und betrat dann den muffigen Raum, in dem sie eine ältere Dame missbilligend ansah. Sie ignorierte es.

„Hi, ich bin Joana Lanes, die Neue. Ich sollte mich hier melden.“

„Ah ja, Mädchen, ich habe dich eigentlich schon früher heute erwartet, du wirst zu spät zum Unterricht kommen.“

Seit wann interessierten sich Sekräterinnen ob die Schüler zu spät zum Unterricht kamen? Die in ihrer alten Schule hatte sich immer zuerst um ihre knallroten Krallen gekümmert, bevor sie auch nur einen Gedanken an den wartenden Schüler verschwendete.

Jo zuckte mit den Schultern und wartete auf weiteres.

„Du kommst in die Klasse von Herrn Städ. Den hast du jetzt auch gleich. Zimmer 018. Das ist hier wieder die Treppe runter und dann links. Deinen Stundenplan kannst du dir von deinen Mitschülern besorgen und dass hier,“ sie reichte Jo einen Stapel Formulare „bringst du bitte die nächsten Tage ausgefüllt hier her zurück. Willkommen an der Staatlichen Realschule von Dorfstadt.“

„Vielen Dank,“ entgegnete Jo schnippisch und verließ das Zimmer. Blöde Kuh, den arroganten Ton hätte sie sich auch sparen können. Sicher brachte sie alle Neuen sonst persönlich in ihre Klassenzimmer, hatte aber keine Lust einen Kanarienvogel zu begleiten. Vermutlich, weil sie dann keiner mehr anschauen würde, dachte Jo gehässig.

Die Wegbeschreibung stimmte sogar und alsbald klopfte sie an eine Klassenzimmertür der Marke 'extem billig und schon zwanzig Jahre alt'. Ohne groß abzuwarten öffnete sie und hatte sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Herr Städ? Ich bin die Neue, Jo Lanes,“ sagte sie um allen peinliches Vorstellungszeremonien zu entgehen. Es dauerte etwas, bis er sich wieder fing.

„Ah, du bist spät.“ sagte er dann sehr intelligent. „Also Leute, wir haben ab heute eine Neue. Joana, möchtest du ein paar Worte sagen?“

Nein wollte sie nicht.

Sie lächelte ihn falsch an.

„Ich möchte den Unterricht nicht weiter stören,“ damit ging sie durch die Reihen und suchte sich unter den Blicken ihrer neuen Klassenkameraden einen Sitzplatz in der letzten Reihe. Ohne weiter darauf zu achten packte die aus ihrer halb zerschlissenen Tasche einen Block und das kleine rosane Federmäppchen aus, das ihr Lil mal zum Spaß geschenkt hatte.

Herr Städ hatte sich bereits wieder gefangen.

„Joana, kommst du später noch zu mir? Ich würde gern wissen, was ihr schon durchgenommen habt. Jo nickte und der Lehrer wandte sich wieder der Physik zu.
 

In der Pause wühlte sie ihre Trinkflasche aus der Tasche und steckte sich die Ohrstöpsel in die Ohren. Sofort beruhigte sie sich bei der Stimme der opererfahrenen Sängerin. Es hatte sie eine Menge Mut gekostet so aufzutreten. Aber wie Lil beim Abschied gesagt hatte, immer schön die Ohren steif halten.

Als der Unterricht endete riss sie sich kurz das Klassenbuch unter den Nagel und kopierte den Stundenplan, dann nahm sie ihre Tasche und verschwand. Sie hatte keine Lust mehr auf die komischen Blicke ihrer Mitschüler. Vermutlich war sie heute an einigen Tischen Tagesgespräch. Sie war davon zwar nicht so begeistert, aber sollte sie sich deswegen anpassen? Niemals!

Der Schulbus würde viel länger brauchen als sie auf dem Moped, weswegen sie noch einen kleinen Abstechen in die 'Innenstadt' von Dorfstadt machen wollte. Sie wusste, dass es dort nur einen Bücherladen gab, aber sie wusste nicht, wie gut er bestückt war.

Zu ihrem Erstaunen gab es sogar Mangas. Allerdings wieder blos die Bekanntesten. Sie bevorzugte Mangas, die Meistens in darauf spezialisierten Läden ganz Hinten in einem Eck standen. Die kommerzielle Scheiße, die auch als 'Manga das Jahres' bekannt war konnte man getrost vergessen. Die Fantasyecke war schon etwas ausgeprägter, allerdings auch nicht umwerfend, aber immerhin gab es hier den neuesten Band einer Kimiserie die sie auch las – zu dumm nur, dass sie sich dieses absolut neue Buch bereits vor zwei Wochen gekauft hatte. Es blieb ihr wirklich nur der Versand!

Deprimiert und mit einem Eimer Farbe bewaffnet – es gab hier doch tatsächlich einen anständigen Baumarkt, nach dem sie allerdings ewig hatte suchen müssen – der nur mit Hilfe einer Spezialkonstruktion befördert werden konnte, machte sie sich auf den Heimweg.



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