Sen´s Piratenbande von -Ruka- ================================================================================ Kapitel 1: So lasset die Reise beginnen! ---------------------------------------- Das Meer ist ruhig und kein Lüftchen säuselt über die See. Im South Blue ist es viel stiller als in den anderen Meeren. So sagt man zumindest. Oft trifft dies auch zu. Nur die Stürme sind hier weitgehend heftiger als anderswo. Ein kleines Schiffchen segelt über das stille Wasser. Eine dort drin sitzende Person hat ein Bein über das Boot gelegt, welches fast ins Wasser ragte. Es weht keinerlei Wind. Nicht mal ein schwaches Lüftchen, aber das kleine Schiffchen mit einem Segel gleitet dennoch auf dem Meer dahin. Eine junge Frau saß darin und entspannte sich in ihrem Boot. Sie segelt auf gut Glück in Richtung einer Insel. Welche diese sein wird, weiß die Frau noch nicht. Einige hundert Meter weiter liegt ein recht großes Schiff im Wasser. Anhand der Segel lässt sich erkennen, dass im Moment kein Wind weht. Wie kann es sein, dass dieses kleine Schiffchen dennoch segeln kann? Die Männer an Bord des Schiffes starren dem kleinen Kahn hinterher. Die Frau erhebt sich aus ihrem Dämmerschlaf und winkt den Männern zu. Ein freundliches Lächeln hat sie derweil ausgebreitet. Aber keiner der Männer kann diese freundliche Geste erwidern. Sie starren der jungen Frau mit riesigen Augen und offenen Mündern hinterher. So segelt das kleine Schiffchen auf dem momentan windlosen Meer dahin. Wieder macht es sich die junge Frau bequem. Viele Stunden später dämmert es und die Nacht bricht nun bald herein. Für Heute holt die Frau das Segel ein und schläft in ihrem Kahn den Schlaf der Gerechten. Gleich am nächsten Tag, in den frühen Morgenstunden, setzt sie wieder das Segel. “Auf zu neuen Inseln!” spricht sie mit sich selbst. Einige Stunden später erreicht sie auch eine Insel. Diese scheint äußerst groß zu sein. Aber statt in einem Hafen zu ankern, nimmt sie vorlieb mit einer zerklüfteten Stelle eines Kippenhanges. An einem der aus dem Wasser ragenden spitzen Felsen legt sie ein Seil herum und zurrt dieses gut fest. “Das sollte reichen.” Sie staubt ihre Hände ab und begibt sich dann den steilen Weg hinauf auf die Klippe. Oben angekommen, wendet sie sich dem Meer zu und sieht sich den wundervollen Ausblick an. Die Sonne ist bereits aufgegangen und zeigt, dass es bereits später Vormittag ist. Nun dreht sich die Frau zur Insel und sieht vor sich eine blühende Landschaft. Überall stehen vereinzelt Bäume und Büsche zieren die weiten mit Blumen und grünem Gras bedeckten Wiesen. In der Ferne sind einzelne Häuser zu erkennen. Zielsicher macht sich die junge Frau auf den Weg zu diesen Häusern. Auf ihrem Weg kreuzt sie eine Straße. Nun ändert sie ihre Meinung und geht den Weg entlang. Keine halbe Stunde später gelangt sie auch schon an den Rand einer ziemlich großen Stadt. Zugegeben, sie hat schon größere gesehen und im Vergleich zur Größe der Insel ist dies allerhöchstens eine mittelgroße Stadt. Während sie durch die Stadt schlendert rempelt ein junges Mädchen sie an. Dieses Mädchen hat lange rosafarbene Haare, die zu einem geflochtenen Zopf zusammengebunden wurden. Obwohl die Sonne scheint trägt das Mädchen einen Regenschirm mit sich herum. Zusätzlich zu dem Schirm trägt das fremde Mädchen auch noch ein Kleid mit Schlitzen an der Seite und unter dem Kleid eine Hose. “Entschuldigung. Das war keine Absicht.” verneigte sich das rosahaarige Mädchen und ging ihres Weges. Doch die junge Frau ließ sich nicht so einfach abschütteln. Sie ging dem Mädchen unverfroren hinterher. Auch die zurückschauenden Blicke des Mädchens störten sie nicht. So legte das Mädchen mit dem Schirm einen Schritt zu und verschwand im Getümmel der vollen Straßen. In einer Seitenstraße musste sie erst einmal ausruhen. Bisher hatte sie noch niemand so lange verfolgt. Unsicher schaute sie noch einmal um sich und atmete dann erleichtert aus. “Du hast mich bestohlen.” sprach eine Frauenstimme das Mädchen frech an. Erschrocken sprang diese auf und wandte sich hektisch um. Doch niemand war zu sehen. Dann schaute sie nach oben. Und in der tat stand dort die junge Frau, mit der sie vor kurzem zusammen gestoßen war und die sie danach verfolgte. Die junge Frau sprang in die Seitenstraße und hielt ihre Hand dem Mädchen entgegen. “Meine Geldbörse!” forderte sie. Zuerst wollte das Mädchen widersprechen, doch der entschlossene Ausdruck in den Augen ihrer Gegenüber, konnte sie nicht stand halten und so zückte sie eine Geldbörse hervor und überreichte sie der jungen Frau. “Und das Geld bitte auch noch!” Wie sie das nur wusste. Das Mädchen hatte nur 300 Berry aus der Börse entwendet. Wie konnte die Frau so genau wissen, dass etwas Geld fehlte? Der Blick der Frau war nun aber nicht mehr stechend und durchbohrend, sondern freundlich. Sie lächelte sogar. “Woher wusstest du, dass da nicht alles drin war?” fragte das Mädchen, nachdem sie die fehlenden 300 Berry zurück gegeben hatte. “Ich weiß es nun einmal. Schließlich ist es mein Geld.” “Ich habe schon einige andere beklaut, aber niemand wusste, wie viel ich ihnen abgenommen hatte. Wie kannst du wissen, was fehlt?” “Ich bin selbst eine Diebin.” grinste die junge Frau. “Mein Name ist Sazuki. Wie heißt du?” “Sen.” “Freut mich dich kennen zu lernen, Sen.” “Ganz meinerseits.” “Sag mal, kann es sein, dass ich dich irgendwoher kenne? Du kommst mir bekannt vor.” “Das ist gut möglich. Ich bin eine Diebin und werde steckbrieflich gesucht.” lachte die Frau. “Also kenn ich dich von einem Steckbrief!” “Wahrscheinlich. Ich war noch nie auf dieser Insel und sofern du noch keine andere Insel besucht hast, ist es reichlich unwahrscheinlich, dass wir uns schon einmal begegnet sind.” Sen war seltsam. Sie wurde gesucht und blieb dennoch so locker. Selbst die Präsenz der Zivilpolizei störte sie kein bisschen. Im gesamten South Blue gibt es nicht viele Marine-Basen. Daher gibt es auf fast jeder Insel so genannte Zivilpolizisten. Das sind Zivilisten, die die Aufgabe der Marine übernommen haben. Der South Blue ist nicht gerade stark mit “zwielichtigen” Personen bevölkert. In den gesamten Meeren ist der South Blue der friedlichste. Dennoch gibt es hier reichlich Kleinkriminelle. Nur selten werden manche als so gefährlich eingestuft, dass sie einen Steckbrief bekommen. Und Piraten gibt es hier erst recht keine. In den anderen drei Meeren gibt es vereinzelt welche, die so mutig oder dumm sind, sich Piraten zu nennen. Denn Piraten werden in dieser Welt wie Monster gejagt und ausgerottet. Fast alle, die im großen Piratenzeitalter solche waren, haben dieses Leben aufgegeben oder wurden von der Marine getötet. Der South Blue ist rein von Piraten. Daher ist es das Paradies für andere Kriminelle. Sazuki bringt Sen in ihre Wohnung. Es ist nur eine sehr kleine Wohnung mit dem nötigsten ausgestattet. Dennoch reicht es für eine einzelne Person. Sen ließ sich auf einen Stuhl nieder und Sazuki brachte ihr etwas zu Trinken. “Was arbeitest du denn?” “Nichts. Ich studiere Medizin.” “Aha. Und? Bist du schon eine gute Ärztin?” “Nicht wirklich. Ich bin im letzten Semester. Aber ich habe noch eine Menge zu lernen.” “So ein Studium ist doch teuer. Wie bezahlst du das eigentlich?” “Ich stehle. Ich beklau die Leute und finanziere so mein Studium. Ich habe nämlich keine Zeit, um arbeiten zu gehen. Und außerdem ist es schwer eine Arbeit auf dieser Insel zu finden.” “Bestimmt. Ich habe das Problem ja nicht.” lachte Sen. “Warum bist du eigentlich hier in Portaz?” “Nun ja… Ich suche Mitglieder.” “Wofür denn Mitglieder?” “Für meine Piratenbande.” grinste Sen frech. “WAAS?! Das ist nicht dein ernst?!” “Doch! Voll und ganz.” “Das glaube ich nicht! Weißt du denn nicht, dass Piraten gejagt und getötet werden?” “Doch. Das weiß ich. Aber ich wollte schon immer Piratin werden.” “Und nur deswegen willst du dein Leben wegwerfen?” “Ich werfe es nicht weg. Wenn ich Piratin bin und mein Leben zu Ende geht, kann ich wenigstens voller Stolz sagen, dass ich gelebt habe.” “Aber das tust du doch jetzt auch schon!” “Aber nicht wie ich es will. Jedenfalls nicht so richtig. Ich will in meinem Leben etwas Großes erreichen. Und außerdem will ich mein Leben genießen. Und das kann ich als Piratin wunderbar.” “Du bist doch wahnsinnig!” “Kann schon sein. Aber ich bin stolz darauf und tu, was mir gefällt.” Dann erhob Sen sich und verabschiedete sich von Sazuki. Diese starrte Sen sprachlos hinterher. Es klang in ihren Ohren unfassbar, dass jemand freiwillig Pirat werden wollte. Und das in diesen Zeiten! Sen verschwand in der Menschenmenge. Sazuki suchte sie nicht weiter. Eine so hervorragende Diebin schafft es, schnell und einfach unterzutauchen. Der nächste Morgen begann für Sazuki wieder mit ihrer Arbeit. Sie ging wieder auf die Straße und beklaute die Menschen. Einige Male ging alles reibungslos wie immer. Doch zur Mittagszeit packte sie jagend am Handgelenk, während sie die Geldbörse eines Mannes gerade in einer Hand hielt. Es war ein groß gewachsener Mann von der Zivilpolizei. Hinter ihm stand eine ältere Frau. Sie hatte ihm wohl gesagt, dass Sazuki Geld stahl. Die Alte grinste selbstsicher und ihres Sieges ebenfalls sicher. Sazuki versuchte verzweifelt sich aus dem Griff des Mannes zu winden. Leider konnte sie nicht mit ihrem Schirm zuschlagen. Sie sieht zwar nicht gefährlich aus, trotzdem kann sie mit ihrem Schirm hervorragend umgehen und auch einen so großen Mann ohne Schwierigkeiten zu Fall bringen. Aber überall in der Nähe waren andere Zivilpolizisten, die ihm schnell zur Hilfe gekommen wären und dann hätte Sazuki es schwerer. Wie sollte sie sich aus dieser Lage retten? Kämpfen konnte sie nicht. Und wenn sie festgenommen würde, könnte sie ihr Studium vergessen. Allerdings könnte sie es auch vergessen, wenn sie sich freikämpfen würde. Auf einmal kam eine steife Briese auf und ein dumpfer Laut hallte durch die Menschenmenge. Der große Mann, welcher ihr Handgelenk festhielt, fiel zu Boden. Vor ihm landete Sen auf ihren Füßen. Scheinbar hatte sie in der Luft den Kerl K.O. geschlagen. Sen griff nach Sazuki und zerrte sie aus der Menge. Die restlichen Zivilpolizisten rannten den beiden hinterher. Aber sie konnten sich nicht so einfach durch die Menschenmasse kämpfen. Nur einige schafften es, und diese waren ganz nah hinter den beiden. Sazuki zog gekonnt ihr Gelenk aus dem Griff Sen´s und verpasste den Polizisten eins mit ihrem Schirm. Diese fielen wie nasse Säcke zu Boden und blieben dort liegen. Schnell griff Sazuki nun nach Sens Arm und zerrte sie in Richtung Landstraße. Sie rannten eine Weile und machten dann eine kleine Pause. “Du kannst gut mit deinem Schirm umgehen.” lobte die angehende Piratin. “Danke. Aber ohne deine Hilfe, säße ich jetzt hinter Gittern.” “Keine Ursache. Eigentlich war es eher Zufall, dass ich dich da gesehen hatte. Diebe helfen sich doch gegenseitig.” lachte die junge Frau nur. “Eigentlich nicht. Und darum danke ich dir auch.” “Und was willst du jetzt machen?” “Wie meinst du das?” “Das ist doch offensichtlich! Im South Blue ist die Zivilpolizei vom Rang her auf der gleichen Stufe wie die Marine. Weißt du, was mit Leuten passiert, die sich diese in den Weg stellen oder gar vor der so genannten “gerechten Strafe“ fliehen? Man wird so behandelt wie einen Verbrecher und wenn du auch noch die Polizei vermöbelst, kannst du dein Leben und dein Studium vergessen.” “Das war mir klar. Wenn ich mich gegen die Verhaftung gesträubt hätte, hätten sie mich eingesperrt und wenn ich mich verhaften hätte lassen, wäre ich eingesperrt worden. So oder so könnte ich dann mein Studium vergessen. Und da helfe ich doch lieber der Person, die mir geholfen hat. Mein Studium ist auf jede Art hin.” “Das tut mir wirklich leid.” “Macht doch nichts. Ich war sowieso im letzten Semester. Und außerdem, kannst du mich jetzt mitnehmen!” “Willst du das denn?” “Klar! Deine Worte, bei unseren Gespräch, haben mich nachdenklich gemacht. Mir ist aufgefallen, dass du Recht hast. Und außerdem kann ich auf unserer Reise noch viel Neues lernen. Das heißt, nur wenn du mich mitnimmst. Aber lass dir gleich sagen: Du brauchst in deiner Mannschaft früher oder später einen Arzt.” “Du hast ja recht. Ich nehme dich gerne mit.” So rannten beide zur Klippe, bei der Sen ihr Schiffchen hat zurückgelassen. Sazuki war mächtig beeindruckt, wie Sen es geschafft hatte, ein solch kleines Boot zwischen die spitzen Felsen an die Klippe zu manövrieren. Ganz davon zu schweigen, dass das Boot nicht an den Felsen zerschellt ist. Vorsichtig kletterten die beiden die Klippe hinab. Im Boot angelangt, löste Sen den Knoten an dem Felsen, um welches das Boot befestigt war. Sie segelten los und Sen schaffte es, ohne auch nur an einen der zahlreichen Felsen lang zuschleifen, hinaus aufs offene Meer. Um Vorräte brauchten sich die beiden vorerst nicht zu kümmern. Sen hatte mehr als genug im Boot zu liegen. Sie hatte die Vorräte schon gestern ins Boot gebracht. Und das nachdem sie Sazuki in ihrer Wohnung besuchte. “Wo segeln wir als nächstes hin?” “Mal sehen, wohin uns der Wind führt.” “Du bist lustig! Der Wind! Hier weht doch nur selten ein straffer Wind.” “Ich bin nicht lustig. Sieh nur.” Sen deutete auf das Segel, welches straff war und sie vorantrieb. “Wie geht das denn?!” “Das hast du mir zu verdanken.” erklärte Sen frech. “Warum dir? Hast du etwa die Kraft einer Teufelsfrucht?!” scherzte Sazuki. “Ja. Ich kann den Wind beherrschen.” Aus irgendeinem Grund glaubte Sazuki das sogar. Dies lag sehr wahrscheinlich daran, dass sie auf einem Meer, auf dem nur selten der Wind weht, segelten ohne auch nur einen Muskel zu bewegen. Dennoch sah sie der ihr gegenüber sitzenden Person skeptisch an. Sen lachte daraufhin. “Es fällt dir schwer, das zu glauben. Dann sieh her.” Sen öffnete ihre linke Handfläche und vor den Augen Sazuki´s spielte sich ein kleiner Wirbelsturm ab. Vorsichtig kam die Schirmkämpferin dem kleinen Sturm näher. Letztlich war sie nur wenige Zentimeter von der Hand Sen´s entfernt. Voller Erstaunen sah sie den tanzenden Wirbelwind an. Dann löste sich der Sturm in nichts auf und Sen ließ ihre Hand sinken. “Gut. Jetzt glaube ich dir.” Sen lächelte zufrieden und die beiden segelten den nächsten verrückten Menschen, die bereit sind, Piraten zu werden, entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)