Kirika von -Leon- (Ein Schicksal zweier Lebewesen) ================================================================================ Kapitel 4: Nicht nur ein Fünfbuchstabenwort ------------------------------------------- Erste Chronik: Drachenpfad Die Jahre kamen und gingen, der ewige kalte Krieg zwischen Farb- und Metalldrachen, von welchem Kirika nun ein fester Bestandteil war, blieb jedoch weiterhin unermüdlich bestehen. Doch nicht nur das, auch die Wissbegierde des Bronzedrachen war weiterhin ungetrübt vorhanden. Zwar hatte er seit Karajix niemals wieder einen Mentor gesucht, doch oft hatte er sich mit anderen erfahrenen Drachen zusammengesetzt und über viele Sagen und Geschichten gesprochen, versucht so viel als möglich zu lernen. Lemuria selbst hatte er jedoch trotz allem nur sehr sehr selten verlassen, und wenn dann nur weil er Informationen oder Dinge suchte, die es nur außerhalb von Lemuria zu finden gab. Obwohl er das Erwachsenenalter schon längst erreicht hatte, hatte er jedoch immer noch keinen Partner gefunden, oder genauer gesagt niemals nach einem gesucht. Seine Liebe galt Erzählungen und Büchern – Schätze die er von der Welt außerhalb der Insel immer mitbrachte. Ebensowenig hatte sich Kirika eines Schützlinges angenommen. Seine Nachforschungen nahmen ihn vollends ein, waren sowohl seine Tugend und sein Laster, weswegen er sich schlicht und ergreifend nicht als Lehrmeister eignete – zumal einige weitere Jahre des Erfahrungen- und Stärkesammelns ohnehin nicht schlecht für ihn waren. Mittlerweile hatte Kirika bereits aufgehört zu zählen, wie oft er gegen einen Farbdrachen gekämpft hatte, insbesondere der seltsame grüne Drache, welcher ihm nicht und nicht seinen Namen verraten wollte, egal wie oft der Bronzedrache diesen im Kampf danach fragte. Woher diese Einstellung kam, diese Furiosität in den Kämpfen, wusste Kirika nicht, konnte es sich nicht erklären, allerdings war er auch generell niemand, der gerne kämpfte. Er kämpfte nur, wenn es unbedingt sein musste um sein Revier zu verteidigen, oder sich selbst wenn er angegriffen wurde, und es hatte nicht lange gedauert bis er begriff, dass das Reden mit den Farbdrachen nicht viele Früchte trug, nichts half um einen Kampf zu verhindern – wenngleich Kirika niemals die Hoffnung aufgegeben hatte, selbst im Fall des grünen Drachen. Doch genau wegen dieser Einstellung hatte der gutherzige Bronzedrachen bereits viele Wunden davongetragen, welche nicht sein hätten müssen – etwas, wofür die anderen alten Metalldrachen gleichermaßen auf ihn herab- als auch zu ihm aufsahen. Es war ein sonniger Tag, wie so viele andere auch auf der Insel der Drachen, als Kirika diese ausnahmsweise einmal wieder verlies. Er hatte von einem Buch gehört, welches eine überarbeitete Sammlung von vielen alten Mythen und Legenden beinhalten sollte, ebenso wie die dazugehörenden bekannten Daten und Fakten. Zudem gab es noch einige andere Bücher, welche Kirika ebenfalls schon seit langem einmal lesen wollte. Und so kam es, dass er sich an diesem Tag aufraffte um seine Heimat zu verlassen, natürlich planend als bald als möglich wieder zurück zu kommen – wenngleich er sehr wohl wusste, dass eine Suche nach einem einzelnen seltenen Buch eine lange Zeit beanspruchen konnte. Wie auch bereits die Male zuvor wich der Sturm dem Bronzedrachen, als dieser sich ihm näherte, und wie jedes Mal tobte er wieder mit seiner gewaltigen Intensität weiter, alsbald er die Inselgewässer vollends verlassen hatte. Es würde wohl noch einige Male des Reisens erfordern, bis er sich endlich vollkommen an dieses Phänomen gewöhnt haben würde, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass diese Barriere doch durch die Farbdrachen erschaffen worden war. Aber darüber hatte er bereits oft philosophiert, jedoch niemals ein wirkliches Ergebnis gefunden, fragte sich ob es überhaupt eines gab, und so verwarf er diesen Gedanken so rasch wieder wie er gekommen war. Es dauerte eine geraume Weile, bis endlich Festland in die Sicht des Drachen kam. Laut den Gerüchten die er über das Buch gehört hatte, sollte sich das Schriftwerk irgendwo auf diesem Kontinent, in den Händen eines Sammlers befinden. Kirika verbrachte viel Zeit in seiner menschlichten Gestalt, welche um kein Jahr älter schien als sie es damals, als er unerlaubterweise den Krater betreten hatte, gewesen war. Irgendwie hatte der Bronzedrache einfach Gefallen an dieser Form gefunden, und zudem war jeder der anderen alten Drachen der Meinung, dass diese kindliche Gestalt gut zu seinem sonstigen Charakter passte – neugierig wie ein Kind. Auf seinen Reisen durch das Land versuchte er beständig Informationen über den Aufenthaltsort des Buches zu erhalten, denn damals gab es noch keinen Buchdruck in diesem Teil der Welt, womit es naheliegend war, dass höchstens einige wenige Exemplare dieses Buches existierten. Selbstverständlich war dies nicht die einzige Frage auf die Kirika eine Antwort suchte, denn auch nach allen möglichen und unmöglichen Geschichten und sonstigen Dingen erkundigte es sich – wenn er schon einmal nicht auf Lemuria war, so konnte er dies genausogut auch gleich ausnutzen. Die verschiedensten Bücher fanden sich, zumindest für Drachenverhältnisse, relativ rasch, doch es kostete den Bronzedrachen über ein Jahr, bis er endlich den wirklichen Aufentshaltsort eines Exemplares seines so sehr gesuchten Buches erfuhr – im Palast des Königs des Nachbarlandes, gut behütet in der Bibliothek für verbotene Bücher. Also machte er sich auf um endlich das Buch für sich beanspruchen zu können, anstatt es in einer nicht benutzten Bibliothek verkommen zu lassen. Wegen der Bewachung machte sich der Bronzedrache keinerlei ernsthaften Gedanken, schließlich war er den Eingeborenen durch seine Abstammung und Alter bei weitem überlegen. Und so kam es auch, dass er sich schließlich in der verbotenen Bibliothek, tief unterhalb des Palastes, wieder fand, gegenüber einer gewaltigen Büchermenge. Natürlich blieb es nicht dabei, dass er sich einfach nur das gesuchte Buch nahm und wieder von diesem Ort verschwand. Statt dessen begann Kirika systematisch ein Buch nach dem anderen durchzublättern, und bereits nach kurzer Zeit beschloss er etwa die Hälfte der Bibliothek mit auf die Insel der Drachen zu nehmen, um sie dort in Ruhe lesen zu können. Aber gerade als der Bronzedrache in aller Seelenruhe die Bücher einpackte kamen einige Soldaten des Weges, welche wohl aufgrund der von Kirika beim betreten der Bibliothek offen gelassenen Türe auf ihn aufmerksam geworden waren. An und für sich wären diese ja kein Problem für den ausgewachsenen Drachen gewesen – wenngleich seine menschlichte Gestalt wohl etwas anderes sagte – doch noch ehe es überhaupt ansatzweise zum Kampf, oder eher einem Schlafzauber seitens Kirika´s, kommen konnte, wurde der Bronzedrache unvermittelt von hinten am Kragen gepackt und von einer in eine Kutte gewickelten Person rasch weg von den Soldaten gezerrt. Auch wenn der Bronzedrache keine Ahnung hatte was eigentlich vor sich ging folgte er der Person, durch unzählige unterirdische Gänge, bis sie schließlich die sie verfolgenden Soldaten abgehängt und das Schloss verlassen hatten. Nach einem nachfolgenden Gespräch, welches für unbeteiligte Aussenstehende wohl sehr lustig gewirkt hätte, hätte es welche gegeben, erfuhr der Bronzedrache, dass der unbekannte Kuttenträger erstens dem unvorsichtigen Jungen, Kirika, aus der Patsche helfen hatte wollen, zweitens kein Mensch, sondern ein Silberdrache und drittens kein unbekannter Kuttenträger, sondern wenn schon eine Kuttenträgerin mit dem Namen Lucretia war. Vor allem der letzte Punkt brachte den Bronzedrachen sehr in Erstaunen und Verlegenheit, denn selbst nachdem sie ihm dies gesagt hatte, hatte er sie immer noch für einen ihn gehalten – erst als sie ihm eine gehörige Kopfnuss verpasste, als er ihre Worte auf ihre Wahrheit prüfen wollte, glaubte er ihren Worten. Auch der Grund seiner Rettung entsprach nicht ganz der vollen Geschichte wie Kirika bald erfuhr, denn eigentlich war sie in den Palast eingedrungen um über den tyrannischen König des Landes zu richten, das Urteil für seine Taten zu vollstrecken – nur dass ihr dabei eben ein Junge der unerlaubt im Palast, entdeckt von einigen Soldaten, über den Weg gekommen war, womit auch sie selbst nicht ohne größeres Aufsehen weiter in den Palast vordringen hätte können, abgesehen von der Tatsache, dass sie bei weitem nicht so alt und mächtig war wie Kirika selbst. Als eine Art des Dankes für die Rettung und als Wiedergutmachung dafür, dass ihr Einbruchsversuch wegen ihm nicht funktioniert hatte, doch vor allem weil er noch die Bücher aus der Bibliothek holen wollte, willigte er ein ihr bei ihrem Vorhaben beizustehen. Zu zweit stellte es für die beiden eher ein Spiel als eine ernsthafte Angelegenheit dar unbemerkt bei Nacht in den Palast einzudringen, oder eher ohne einen Alarm auszulösen, und bald fanden sie sich vor den Schlafgemächern des Königs wieder. Dieser war nicht schlecht überrascht, als zwei Teenager einfach so in sein Zimmer eintraten, einer davon, Lucretia, welche auch von diesem für einen Jungen gehalten wurde, mit einem Schwert in der Hand, der andere, Kirika, mit einem großen Sack voller Bücher. Lucretia zögerte keinen Moment, führte ihr Schwert zielsicher und setzte mit diesem der Tyrannei des Königs ein Ende. Aber als sich die beiden von dem toten Herrscher abwandten und sich wieder auf den Weg hinaus machen wollten sauste eine gewaltige Lanze auf diese herab, traf Lucretia in Gesicht, ihrer rechten Wange. Es handelte sich um einen von mehreren Drachenjägern, welche Kirika´s Spur durch die Länder gefolgt waren und ihn nun schließlich eingeholt hatten. Es war ein unerbitterlicher Kampf, welcher das Schloss nicht unwesentlich in Mitleidenschaft zog, als die beiden Drachen ihre wahre Form annahmen. Am Schluss gingen die beiden siegreich hervor, wenngleich bei weitem nicht ohne ernsthafte Verletzungen. Vor allem Lucretia wurde schwer verletzt, weswegen sich Kirika gezwungen sah sie erst einmal an einen sicheren Ort, natürlich mitsammt der Bücher, zu bringen und dort wieder gesund zu pflegen – sehr zum Missfallen der Silberdrachin, welche sich mit Händen und Füßen gegen seine Hilfe zu wehren versuchte, nicht zugeben wollte, dass sie verletzt war Hilfe brauchte. Doch in diesem Punkt lies Kirika nicht mit sich verhandeln, nahm alle Flüche und Drohungen mit einem Lächeln hin. Sie war wegen ihm verletzt worden, wie er zu sagen pflegte, und deswegen kümmerte er sich nun um sie, ob sie dies nun wollte oder nicht. Mit der Zeit heilten ihre Wunden, doch die eine Narbe über ihre Wange blieb bestehen, wollte selbst mithilfe von Magie nicht verheilen, eine Tatsache, welche in dem Bronzedrachen große Schuldgefühle hervorrief. Und obwohl Lucretia sagte, dass es egal sein, versprach, schwor er, dass er einen Weg finden würde diese Narbe zu heilen. Die Zeit verstrich, der Winter kam, immer noch hatte Kirika sein Versprechen nicht erfüllen können, doch trotzdem wurde es Zeit für ihn zu seinem Territorium zurückzukehren. Das letzte halbe Jahr, welches der Bronzedrache mit der Silberdrachin verbracht hatte, war fast wie im Flug vergangen, und Kirika hatte bereits alle Bücher die er hier erworben hatte zumindest einmal durchgelesen. Schwörend wieder zurückzukommen, alsbald er einen Weg gefunden hatte ihre Wunde zu heilen – etwas, dass wie jedes mal von Lucretia als ein unnützes Unterfangen bezeichnet wurde – machte sich der Bronzedrache auf den Weg zurück in seine Heimat. Abgesehen von einigen minimalen Grenzverschiebungen hatte sich auf Lemuria in seiner Abwesenheit nichts getan, nichts was seiner genaueren Aufmerksamkeit wert gewesen wäre. Alsbald er sein Territorium wieder gesichert hatte, welches in der Zwischenzeit von einem anderen Metalldrachen dem er vertrauen konnte bewacht worden war, machte sich der Bronzedrache an die Arbeit sein Versprechen zu erfüllen. Er konsultierte alte Drachen und Bücher, befragte jede Person von der er vermutete, dass sie ihm weiterhelfen konnte, verließ sogar Lemuria mehrmals um auf anderen Kontinenten nach einer Antwort zu suchen, doch trotz all seiner Bemühungen kamen lediglich neue Jahre, aber keine neuen Lösungen. Und irgendwann kam die Frage, welche kommen musste, weswegen Kirika alldies überhaupt für den Silberdrachen, der diese Hilfe gar nicht wollte, tat und ein einfaches weil-er-es-versprochen-hatte nicht mehr als Antwort akzeptabel war. Kirika konnte diese Frage nicht beantworten, fand keine vollkommene Erklärung dafür. Doch wie es die Natur des Bronzedrachen war, wollte er eine Antwort darauf finden, und so begann er Fragen zu stellen, Fragen des Warum´s und Weshalb´s, bekam aber am Ende nur eine Antwort darauf – er müsse die Antwort auf diese Frage selbst finden, und am ehesten würde er diese dort finden, wo sie ihren Anfang genommen hatte. Und so kam es, dass er sich nach vielen Jahren, ohne eine Lösung für die Heilung der Narbe gefunden zu haben, wieder auf den Heimatkontinent Lucretia´s zurückkehrte. Dort angekommen begann eine neue Suche, die Suche nach einem Silberdrachen, von welchem Kirika, wie es nun einmal seine Art war, nicht einmal erfragt hatte, wo sein Hort lag.  Das wenige Wissen, welches Kirika über das Land, in welchem Lucretia und er einst den König ermordet hatten um dem Volk ein etwas unbekümmerteres Leben zu ermöglichen, half dem Drachen nur wenig darin Lucretia aufzuspüren, aber zumindest für einen Ansatz war es genug. In seiner menschlichen Gestalt wandelte er duch die Städte und Dörfer, auf der Suche nach Hinweisen – nicht immer einfach als ein Teenager, vor allem weil er in manche Gasthäuser und Tavernen nicht hineingelassen wurde, doch trotzdem blieb er hartnäckig in seiner Gestalt, wusste, dass dies die einzige Form neben seiner Wahren war, in welcher Lucretia ihn erkennen würde. Doch das Einzige das er erfuhr war, dass ihr Einsatz von damals nichts gebracht hatte, das Militär die Macht übernommen und nun von einem ebensogroßem Menschenfeind geleitet wurde. Sicherlich, es gab bereits einige Mordanschläge auf dessen Leben, doch jeder war von dessen angeblich überaus fähigen Leibwächtern vereitelt worden. Kirika´s Entschluss stand fest, er würde tun was er bereits einmal getan hatte. Nun, genau genommen hatte es damals Lucretia getan, aber wenn es ihr wichtig war, dass das Land von einer solchen Herrschaft befreit wurde, so würde er ihr diesen Wunsch abermals in Erfüllung bringen. Und zudem war dies, beziehungsweise die Geschichten die danach entstünden, wohl eine sehr gute Möglichkeit um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. Kurzentschlossen machte sich der Drache also auf den Weg zum Schloss, ohne einen Plan irgendwelcher Art aufzustellen. Hinein und wieder hinaus in Menschengestalt, am besten über den selben Weg den sie damals genommen hatten, dies war alles was er sich im voraus überlegte. Den ursprünglichen Weg gab es allerdings nicht mehr, doch dies hinderte den Bronzedrachen nicht daran trotzdem mithilfe seiner Magie in das Bauwerk einzudringen. Dies brachte ihn jedoch bald zu dem Problem, dass er keinerlei Ahnung hatte, wo das Schlafgemach des Herrschers lag – schließlich war sein letzter Besuch an diesem Ort bereits einige Jahre her, und das Schloss war offen-sichtlich auch etwas umgebaut worden. Es blieb ihm wohl oder übel nichts anderes übrig als zu suchen, beziehungsweise eine der Wachen mithilfe seiner Magie zu befragen. Das Gemach war nahe, und von den sagenumwobenen Leibwächtern hatte der Drache bisher keine Spur gesehen. Beide Tatsachen waren ihm sehr recht, da er eigentlich ein Feind von Gewalt und Kämpfen war, und er es somit ohnehin bevorzugte nur so wenige als möglich auszutragen. Das Gemach war nur von zwei einfachen Soldaten bewacht, welche beide mit nur einem einzigen Zauber schnell schlafen gelegt waren, womit ihm nichts mehr außer einer lächerlichen Türe den Weg versperrte. Rasch war auch dieses Hindernis überwunden und wiedereinmal fand sich Kirika einem schlafendem Herrscher gegenüber. Ruhig machte er einige Schritte auf dessen Bett zu, doch kurz bevor er dieses erreichte sauste haarscharf eine Waffe an ihm vorbei, nur seine schnellen Reflexe bewahrten ihn vor einem Treffer durch diese. Schnell stellte sich heraus, dass in diesem Gemach einerseits die sagenumwobenen Leibwächter waren, zwei davon erkannte Kirika als die Drachenjäger, welche er damals verschont hatte, andererseits kein Herrscher in dem Bett schlief. Ein wilder Kampf entbrannte, und zum ersten Mal seit langem verfluchte sich Kirika dafür, dass er nicht genauer geplant hatte ehe er das Schloss betreten hatte, denn die Leibwächter erwiesen sich als starke furchtlose Kämpfer, mit denen selbst er ein ernstzunehmendes Problem hatte – insbesondere als einer der Leibwächter ein unerwartetes Manöver durchführte, welches für den Drachen damit endete, dass alles schwarz wurde und er das Bewusstsein verlor ... Kirika hatte keine Ahnung wo er war, wie viel Zeit vergangen war, als er die Augen wieder öffnete. Generell war er in gewisser Weise sogar überrascht die Augen überhaupt wieder zu öffnen, wenngleich es eine durchaus positive Überraschung war. Als er sich umblickte bemerkte er, dass er sich offensichtlich in einer mit vielen Schätzen geschmückten Höhle befand, nicht weit von ihm entfernt ein bekanntes Gesicht – mit einer schmerzlich bekannten Narbe. Aber als er sich aufrichten wollte um etwas zu sagen, durchzogen gewaltigen Schmerzen sein Körper, welche ihn dazu zwangen doch seine liegende Position inne zu behalten. Dieses Mal war es Lucretia, welche sich nun um Kirika kümmerte, die ihm im Moment des nahen Todes das Leben gerettet hatte. Und diesmal war es Kirika, welcher sich mit Händen und Füßen gegen ihre Behandlung zu wehren versuchte, der abstritt, dass er so schlimm verletzt war. Beide brachen in ein herzhaftes Gelächter aus, als ihnen diese verdrehte Wiederholung der Geschichte bewusst wurde. Der Bronzedrache entschuldigte sich vielmals bei der Silberdrachin, dafür, dass er sein Versprechen noch immer nicht einhalten hatte können, dass er ihr nun so viele Umstände bereitete durch seine Verletzungen und noch vieles mehr, aber Lucretia striff diese Worte mit einer simplen Geste einfach ab. Es dauerte eine geraume Zeit, bis der Bronzedrache wieder vollends auf den Beinen war, eine Zeit in der er viele Geschichten mit der Silberdrachin austauschte – und viele Bücher las, was Lucretia immer wieder dazu brachte ihm die Frage zu stellen, wie man nur so viel lesen konnte, eine Frage, die er immer mit einem Lachen und der Phrase, dass sie einfach interessant waren, abtat. Die Frage, wegen der der Bronzedrache ursprünglich wieder zurückgekehrt war, hatte er vollends vergessen. Und abermals kam es als Wiedergutmachung seitens Kirika´s dazu, dass er Lucretia dabei half das Land von der neuen Regentschaft zu befreien. Dieses Mal übernahm jedoch sie wieder die Planung, wie es auch bereits bei ihrer ersten Zusammenarbeit gewesen war. Der Plan war bei weitem nicht so simpel wie es der des Bronzedrachen gewesen war, falls man einfach hinein und wieder hinausgehen überhaupt als Plan bezeichnen konnte. Gemeinsam drangen sie in das Gemäuer ein, vorsichtig, um nicht in einen Hinterhalt der Leibwächter zu gelangen, wie es Kirika geschehen war. Ein Konflikt mit diesen war zwar unvermeidbar, doch definitiv besser, wenn sie die Spielregeln und das Schlachtfeld wählen konnten – und nicht ihre Gegner, wie es beim letzten Mal der Fall gewesen war. Mit viel List und Schläue gelang es ihnen ihr Vorhaben zu vollenden, das Land von sowohl dem neuen Herrscher als auch von seinen gefährlichen Leibwächtern zu befreien, welche zweifelsohne einfach die Macht übernommen und das Land weiterhin tyrannisiert hätten wären sie am Leben geblieben. Und so kam es, dass das Land abermals herrscherlos war, doch diesmal liesen die beiden Drachen es nicht einfach darauf beruhen, sondern warteten ab, bis eine neue Regierung gebildet war – dieses Mal eine, welche das Land nicht einfach nur unterdrücken und ausbeuten würde. Es war nicht leicht zu verhindern, dass einfach der Stärkste wieder an die Macht kam, und das Land mit eiserner Faust regierte, doch irgendwie gelang es den beiden durch ihre Zusammenarbeit. Alles schien wieder in Ordnung zu sein, in Bahnen zu laufen in denen es laufen sollte, und so war für den Bronzedrachen wieder die Zeit gekommen in sein eigenes Land zurückzukehren. Noch ein letztes Mal warf er einen Blick zurück auf die Silberdrachin, welche ihm mit einem undefinierbaren Blick ansah, nachsah, bevor er sich in die Lüfte erhob und sich auf die Heimreise machte. Aber undefinierbar wie Lucretia´s Blick bei seiner Abreise gewesen war, war auch das Gefühl welches er verspürte, als er endlich wieder auf seiner Heimatinsel angelangt war. Wie immer war alles fast genauso wie er es zurückgelassen hatte, immer noch tobte der kalte Krieg zwischen Farb- und Metalldrachen, immer noch war sein Hort gut gefüllt mit allen möglichen und unmöglichen Schätzen, aber trotzdem wollte dieses seltsame leere Gefühl einfach nicht vergehen. Er suchte andere alte Drachen auf, sprach mit ihnen über seine Reise und über dieses ungewohnte Empfinden. Die Art in welcher er seine Erlebnisse wiedergab, die Dinge die er besonders ausführte und die, die er nahezu vernachlässigte, brachten jedoch jeden seiner Gesprächspartner nur dazu lächelnd den Kopf zu schütteln. Es war der selbe Drache, welcher Kirika damals gesagt hatte, dass er in das Land wo Lucretia lebte zurückkehren sollte, der ihm diesmal eine Kopfnuss verpasste – sagte, dass nachdem Lucretia offensitlich ebenso blind wie Kirika war, er dies tun müsse, dies für sie übernehmend. Und obwohl er weder Kirika´s Mentor noch sonst in irgendeiner tieferen Beziehung zu dem Bronzedrachen stand, befahl er ihm praktisch gefälligst wieder zu der Silberdrachin zurückzukehren – und diesmal gefälligst bei ihr zu bleiben. Der Bronzedrache war zu perplex um irgendetwas zu entgegnen, um noch weiter wegen dem Warum nachzufragen, zudem der ältere Drache ohnehin keine Widerrede gelten lassen hätte. Und so kam es, dass Kirika abermals, kaum ein Jahr nach seinem letzten Besuch, wieder zu Lucretia zurückkehrte – nicht wissend was er sagen oder wie er seinen Besuch erklären sollte, würde sie ihn danach fragen. Aber dies war garnicht notwendig, er hätte ohnehin keine Möglichkeit gehabt irgendetwas zu sagen, dass er sich im Vorherein zurechtgelegt hatte, denn als er in der Höhle der Silberdrachin angelangte stürmte diese, alsbald sie ihn erblickte, auf ihn zu – beide in ihrer menschlichen Gestalt, war doch zumindest der Eingang der Höhle zu klein für zwei ausgewachsene Drachen. Sie schlug ihm mehrmals halberzig auf die Brust, zeitgleich ihren Kopf an diese legend, fragte ihn Tränen weinend weshalb er zurückgekommen war, was er hier tat, wieso er fortgeflogen war, alles durcheinander und für Kirika absolut keinen Sinn mehr ergeben. Doch noch ehe er dazu kommen konnte irgendetwas zu antworten, eine Gegenfrage zu stellen, berührten ihre Lippen die Seinigen, umfassten ihre Arme eng seinen jungen Körper, wie auch die Seinigen den Ihrigen. Es war dieser Moment, in welchem dem Bronzedrachen endlich klar wurde, was die Worte der anderen Drachen bedeutet hatten, was das Gefühl gewesen war, welches er nicht erklären hatte können. Nach all den Jahrhunderten hatte er etwas gefunden, was ihm um ein vielfaches wichtiger war als alles Wissen auf der Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)