Kirika von -Leon- (Ein Schicksal zweier Lebewesen) ================================================================================ Prolog: Einleitung ------------------ Kirika ist ein Junge, aussehend wie ein Mensch, etwa 15 oder 16 Jahre alt, der sich an kein Vorkommnis aus seiner Vergangenheit erinnern kann – nicht einmal wer er selbst ist, wie sein Name lautet. Nur seine Begabtheit im Bereich der Magie, die seltsamen Tätowierungen, welche seinen ganzen Körper schmücken, und sein verbundenes linkes Auge hat er offensichtlich aus seinem vergangenem Leben mitgenommen. Im Verlauf seiner Geschichte stellt sich jedoch heraus, dass seine fragwürdige Vergangenheit sehr eng mit Lemuria, der Insel der Drachen, in Verbindung steht. Die folgenden Chroniken beschreiben das Leben von zwei verschiedenen Personen, zwei Personen, die eine mit dem Herzen eines Drachen, die andere mit dem Herzen eines Menschen. Zwei Personen, welche Freude und Schmerz, Glück und Leid, Hoffnung und Verzweiflung, Liebe und Hass empfinden. Zwei Personen, zwei Lebewesen, deren Schicksale nicht zwei, sondern ein Einziges ist ... Kapitel 1: Das Leben eines Wyrmlings ------------------------------------ Erste Chronik: Drachenpfad Es war eine ruhige, sternenklare Nacht, in welcher Kirika das erste Mal das sanfte Mondlicht der Welt erblickte – wenngleich ihm damals noch nicht klar war, dass das sanfte Schimmern des Wassers, welches die Höhle erleuchtete, von der mehrfachen Reflexion des Mondlichtes stammte. Als er sich nach einer Weile von dem faszinierenden glitzerndem Wasser abwandte und sich weiter umblickte, bemerkte er die um ihn herum aufgehäuften Reichtümer, welche von Gold über Perlen bis hin zu wunderschönen Meerespflanzen, hauptsächlich farbenfrohe Korallen, reichten. Doch so wunderschön diese Schätze auch zu betrachten waren, insbesondere bei dem in der Höhle herrschenden Licht, so fehlte doch in dem ganzen sich dem Drachenbaby bietendem Bild etwas – ein anderes Lebewesen. So tapste er unbeholfen aus dem gebrochenem Ei heraus, welches ihn noch bis vor kurzem vor den Einflüssen der restlichen Welt geschützt hatte. Zaghaft machte sich das Drachenbaby daran seine Geburtshöhle zu erkunden, schlich von einer Kammer in die nächste. Auf seiner Erkundungstour fand er noch weitere Schätze der Natur, doch setzte er trotzdem, so sehr ein Teil von ihm von diesen fasziniert war, seine Suche fort, die Schätze nicht weiter zu beachten versuchend. Es war ruhig, nur das sanfte Geräusch des Wassers, von Wassertropfen die von der Decke der Höhle auf den Boden fielen entstehend, war neben seinen eigenen Schritten zu vernehmen. Nicht lange dauerte es, bis er jedoch feststellen musste, dass es keinen Ausgang aus der Höhle gab, jeder Weg endete entweder in einer Sackgasse oder im Wasser, was de fakto auch eine Sackgasse für den jungen Drachen darstellte. Niemand war hier außer ihm, nicht einmal eine Maus oder Krabbe. Enttäuscht von dieser Tatsache begab sich Kirika wieder zurück zu seiner zerbrochenen Eischaale, kringelte sich in sich selbst ein und verweilte dort in dieser Position inmitten der Schätze, wartete darauf das doch noch jemand zu ihm käme, auf dass er nicht mehr alleine wäre. Er wartete und wartete, doch niemand schien zu kommen, und langsam aber sicher gewann die aufkeimende Müdigkeit die Oberhand. Eine angenehme Wärme breitete sich in seinem Körper aus, fast wie als er noch in dem schützenden Ei gewesen war. Verschlafen öffnete er seine Augenlieder. Da waren keine Schätze mehr, keine die er sehen konnte, doch immer noch war das schimmernde Abbild des Wassers an der Decke der Höhle zu sehen. Anstatt kaltem Metall und toten Pflanzen umgab ihn nun eine bronzefarbige schuppige Haut. Als er seinen Blick dem gewaltigen Körper folgen lies, erblickte er zum ersten Mal das glückliche Gesicht seiner jungen Mutter. Jung zumindest für einen Drachen, die Lebensspanne eines Menschen wäre in diesem Alter schon fast aufgebraucht gewesen. Auch sein Vater lag in der Nähe, seinen Blick ebenso wie seine Mutter auf Kirika selbst gerichtet. Auch er hatte ein wunderschönes Bronzefarbenes Schuppenfell, und war nur ein klein wenig älter als seine Mutter. Es war genau diese Nähe, diese Wärme, welche der Jungdrache in der letzten Nacht gesucht hatte. Die nächsten Jahre vergingen für Kirika wie im Flug, der wissbegierige Jungdrache sog alles was seine Eltern ihm beibrachten förmlich auf und wollte immer neue Dinge lernen. Nicht lange dauerte es, bis er erfuhr, dass der einzige Weg in und aus der Höhle über einen unterirdischen Tunnel führte, welcher immer mit Wasser angefüllt war – und da Kirika möglichst bald den Rest der Welt erkunden wollte, versuchte er sich alsbald er das Gehen zumindest halbwegs gemeistert hatte bereits daran zu schwimmen und zu tauchen. Erst begnügte er sich damit die Gewässer um Lemuria herum unsicher zu machen, doch schlussendlich erhob er sich auch hoch in die Lüfte um auch diese zu erobern. Immer hatte zumindest einer seiner Eltern ein Auge auf den aufgeweckten jungen Drachen, der andernfalls am Ende wohl nur Unfug angestellt und sich mit seiner Neugierde noch in große Gefahr gebracht hätte. Etwas, dass weder Kirika dies seinen Eltern übel nahm, noch seine glücklichen Eltern Kirika, ihrem ersten und einzigem Kind. In der Tat, so seltsam es auch war, war Kirika ein Einzelkind, seine Mutter hatte nicht mehr als ein einziges Ei gelegt. Auch machten seine Eltern keinerlei Versuche weitere Nachkommen zu zeugen, solange ihr derzeitiges Kind noch in ihrer Obhut war. Nahezu ebenso seltsam war es, dass sich der Jungdrache keinen wirklichen Mentor suchte, er hielt sich an seinen Vater und an seine Mutter um neue Dinge zu lernen, egal ob diese nun jung waren oder nicht. Abgesehen davon brachte er sich ohnehin selbst sehr viele Dinge bei, fand viele Dinge aufgrund seiner Wissbegierdigkeit selbst heraus. Ein wahrlich fasziniertes, abenteuerliches, wissbegieriges und stures Kind, wie seine Eltern ihn oft beschrieben. Kapitel 2: Ein aufgeweckter Jungdrache -------------------------------------- Erste Chronik: Drachenpfad Die Jahre kamen und gingen, doch ebensowenig wie Lemuria veränderte sich Kirika, welcher kein bisschen von seiner Entdeckungslust verlor. Schon lange bevor er sich überhaupt auf die Suche nach einem eigenen Hort machte, hatte er bereits fast die ganze Insel erkundet, kannte sie fast so gut wie seine Eltern – lediglich das Westrandgebirge, das Territorium der Farbdrachen, und den Krater verbaten ihm seine Eltern zu besuchen. Enttäuscht darüber, doch verstehend weswegen sie ihm dies nicht erlaubten, beugte er sich ihren Anweisungen und machte sich stattdessen daran die Insel immer und immer wieder aufs neue zu erkunden, immer wieder doch noch etwas zuvor Unbekanntes entdeckend. Doch mit den Jahren testete Kirika immer weiter die Grenzen aus, wann auch immer seine Eltern ihn nicht beobachteten. Er schlich sich in das Gebiet der Farbdrachen hinein, anfangs nur wenige Schritte, bald jedoch tiefer hinein, allzeit darauf bedacht weder von den Farbdrachen noch von seinen Eltern entdeckt zu werden – wenngleich er, hätte man ihn gefragt, nicht sagen hätte können ob er sich mehr Sorgen wegen einer Entdeckung der Farbdrachen oder seiner Eltern machte. Aber noch mehr als das Territorium der Farbdrachen war der junge Drache von dem Krater selbst angezogen. Im Prinzip wusste er, was ihn in dem Drachenterritorium erwartete und weswegen er nicht dorthin gehen sollte, doch alldies traf nicht auf den Krater zu. Ganz im Gegenteil, all die Erzählungen über diesen mystischen Ort hatten ihn nur noch neugieriger darauf gemacht, und so kam es wie es kommen musste, und eines Nachts schlich sich der damals immer noch für Drachen recht junge Kirika ohne wissen seiner Eltern auf den Berg ohne Spitze. Wie die Nächte zuvor war auch diese kristallklar, die Sterne auf dem Himmelsdach strahlend und die Insel der Drachen in ein wunderbares Licht einhüllend. Kirika hatte sich dazu entschlossen in seiner humanoiden Gestalt, welche der eines reinblütigem gestrandeten Menschenjungen glich, den er vor nicht allzulanger Zeit auf einer seiner Erkundungstouren getroffen hatte, auf den Berg zu klettern –fliegen würde unter Umständen zu offensichtlich sein. Der Aufstieg war definitiv nicht einfach, vor allem ohne jedes Hilfsmittel, doch Kirika hatte in den Wochen davor bereits im Hinblick auf sein diestägiges Vorhaben fleissig das Klettern in ebenjener Gestalt geübt, damit er den heutigen Aufstieg schaffen würde. Es dauerte fast die halbe Nacht, doch schlussendlich bezwang er den Berg und fand sich auf dem äußersten Rand des Kraters wieder. Sicherlich, er hatte den Krater schon des öfteren aus der Distanz gesehen, wenn er über die Insel geflogen war, doch dies war das erste Mal, dass er den Krater aus der Nähe betrachten konnte. Wenngleich es dort eigentlich nichts besonderes zu sehen gab, nur Bäume die über die Jahre hinweg wieder dort gewachsen waren, so war es für Kirika selbst doch ein atemberaubender Anblick. Ohne zu zögern stürmte er hinunter in den Krater, fest entschlossen selbst den letzten Winkel dieses ihm noch unbekannten Teil der Insel zu erkunden. Nichts besonderes war zu sehen und doch war es das größte Erlebnis der Welt für den jungen Kirika. Unermüdlich durchqueerte er den sich im Krater befindlichen Wald, erkundete die Flora und Fauna dort, die Schrammen und Erschöpfung, welche er vom Aufstieg mitgenommen hatte, vollends vergessend. Doch es sollte nicht bei einem solch simplen Ausflug bleiben, denn das Schicksal hatte etwas anderes geplant. Inmitten des Waldes nahm Kirika die Geräusche eines anderen Wesens wahr. Neugierig wie er nun einmal war ging er den Geräuschen nach, sich keine Gedanken darüber machend, dass es sich um ein Raubtier oder dergleichen handeln konnte. Doch wie sich bald herausstellte, handelte es sich nicht um ein Tier, zumindest nicht um eines der normalen Art – Kirika stand einer anderen humanoiden Gestalt gegenüber, einer humanoide Gestalt hinter welcher sich ohne jeden Zweifel ein wahrer Drache verbarg. Ein wahrer Farbdrache. Bisher kannte der Jungdrache diese Drachengattung nur aus den Erzählungen seiner Eltern, hatte sie erst wenige Male in weiter Distanz fliegen sehen. Doch hier stand er nun einem gegenüber, alleine, an dem unwahrscheinlichstem Ort den man sich für ein solches Treffen vorstellen konnte. Die Mahnung seiner Eltern schoss durch seinen Kopf, dass er, sollte er sich jemals alleine einem Farbdrachen gegenüber sehen, als schnell als möglich weglaufen sollte. Doch dies war nur einer von zwei vorherrschenden Gedanken, der Andere, Stärkere, war der der Kuriosität, was der andere Drache wohl an diesem verbotenem Ort machte. Neugierig sprach er diese Frage aus, und was an der Reaktion seines Gegenübers deutlich zu bemerken war, war, dass dieser ihm zwar ebenso feindlich gesinnt wie er diesem auch, doch es sich offensichtlich auch bei dem Farbdrachen um einen jungen unerfahrenen Drachen wie es Kirika selbst auch war handelte. Aus einer simplen Frage wurde ein hitziges Wortgefecht, in welchem für beide Seiten klar wurde, dass sich beide aus dem selben Grund unbefugt an diesem Ort befanden. Aber dieses Gespräch währte nicht lange, denn nur wenige Minuten nach dem Beginn ihrer Begegnung vernahmen beide Kampfeslärm über ihren Köpfen. Zeitgleich wanderten ihre Blicke gen Himmel, wo sie zwei Drachen einen erbitterten Kampf gegeneinander führen sahen – direkt über dem Krater. Selbst nach nur wenigen Momenten des beobachtens war offensichtlich, dass sich die beiden Drachen nicht im geringsten zurückhielten, sie unerbittert kämpften – was auch immer es war, um das sie kämpften. Er war spektakulär, doch nur von kurzer Dauer, denn alsbald Kirika seinen Blick wieder auf sein Gegenüber wandte, hatte dieser sich bereits in seine wahre Gestalt zurückverwandelt und erhob sich in den Himmel, hinauf zu den beiden Kämpfenden. Aprupt kam deren Kampf zu einem Ende, nur noch böse Blicke wurden gewechselt bevor der alte Farbdrache mit dem jungen Farbdrachen, welcher bis eben noch vor Kirika gestanden und mit diesem ein Wortgefecht ausgetragen hatte, sich zurück in das Westrandgebirge zog. Der Metalldrache sah diesen noch eine Weile nach, bevor er seinen Blick nach unten richtete, genau auf Kirika, wie der Jungdrache erschrocken feststellen musste. Elegant flog der alte Drache hinab in den Krater und landete direkt neben dem jungen Metalldrachen, forderte den Jungen auf ihm zu folgen –eine Aufforderung die keinen Widerspruch duldete. Nach einem wortlosem Flug erreichten die beiden schließlich den Hort des alten Metalldrachens, in welchem sie sich niederließen. Er war Kirika nicht böse dafür, dass er an diesem Ort gewesen war, wie der Jüngling befürchtet hatte, oder zumindest sprach er dieses Thema nicht an. Er belies es bei einer Erkundigung weswegen der Jungdrache dort gewesen war und ob er den anderen jungen Farbdrachen kannte, was dieser wahrheitsgemäß beantwortete – zu groß war sein Respekt als das er es gewagt hätte zu Lügen. Abgesehen von dieser Tatsache, log Kirika generell nur äußerst ungerne, er ließ höchstens das eine oder andere Detail aus. Der Drache selbst stellte sich als Karajix vor, ein majestätischer Golddrache, wie Kirika bereits anfangs bemerkt hatte. Der Kampf den er mit dem anderen Drachen ausgefochten hatte war von den beiden aus unterschiedlichen Gründen geführt worden. Der Golddrache hatte den Luftraum des Kraters schützen wollen, aufdas der rote Drache dort nicht was auch immer anstellen konnte. Der rote Drache jedoch hatte offensichtlich nur seinen Schützling, den jungen Farbdrachen dem Kirika begegnet war, gesucht. Hätte nicht bereits die Sonne begonnen  aufzugehen, so wäre das Gespräch vermutlich noch länger gegangen, doch so waren sich beide Drachen einig, dass Kirika besser zurück zum Hort seiner Eltern fliegen sollte. Kapitel 3: Mentoren und Rivalen ------------------------------- Erste Chronik: Drachenpfad Wenngleich seine Eltern schliefen als Kirika nach Hause zurückkehrte, so vermutete er doch anhand derer Verhalten am nächsten Morgen, dass sie zumindest von seinem nächtlichen Ausflug vermuteten. Da sie allerdings nicht weiter danach fragten, beschloss der Jungdrache es ebenfalls einfach ruhen zu lassen und, zumindest in der nächsten Zeit, nicht wieder auf vollkommen unerlaubte Entdeckungs-reisen zu gehen. Alsbald er jedoch das nächste Mal nicht mit seinen beiden Eltern unterwegs war suchte er den Hort von Karajix auf, in der Hoffnung, dass dieser ebenfalls dort wäre. Kirika hatte Glück, und der Golddrache war äußerst überrascht über diesen Besuch. Aber diese Verwunderung wandelte sich schnell in ein mildes Lächeln, als er den Grund dafür erfuhr – Kirika wollte Geschichten aller Art von dem alten, und somit auch weißen, Drachen hören, mehr über die Welt erfahren, auch die Welt außerhalb des Sturmes, welchen er noch niemals durchflogen hatte. Dieser Besuch blieb bei weitem nicht der letzte, den Kirika dem alten Golddrachen abstattete. Immer und immer wieder brachte sein Wissensdurst den jungen Drachen zurück zu dessen Hort, und so dauerte es auch nicht lange, bis seine Eltern von Kirika´s neuem Mentor erfuhren – etwas, dass sie keineswegs missbilligten, war Karajix doch durchaus ein auf der Insel angesehener Drache. Aber nicht nur der Lehrmeister änderte sich in diesem Lebensabschnitt für den immer noch jungen Drachen, denn auch wurde es an der Zeit, dass er sich seinen eigenen Hort zu suchen begann. Er kannte den Brauch ebenso wie die Insel selbst, und so fiel es Kirika nicht schwer einen geeigneten Unterschlupf im Nordwald ausfindig zu machen, ein fleckchen Erde, welches zu dem damaligen Zeitpunkt von niemandem beansprucht war, nahe am Wasser das er über die Jahre so sehr zu lieben gelernt hatte. Aber schon bald sollte Kirika etwas bemerken, dass ihm nicht bewusst gewesen war, als er das kleine Territorium für sich beansprucht hatte – ein junger grüner Drache hatte sein Revier direkt neben dem seinigen angesiedelt. Es handelte sich um den selben Jungdrachen, welchen Kirika vor nicht allzu langer Zeit im Krater getroffen hatte. Kirika selbst betrachtete dies nicht zwingendermaßen als negativ, doch der junge grüne Drache reagierte sofort aggressiv, alsbald dieser bemerkte wer sein neuer Nachbar war. Kämpfe waren unvermeidlich, doch wie sich zeigte waren sich die beiden jungen Drachen in ihrer Stärke und Schläue ebenbürtig, so dass es keiner von ihnen schaffte die Oberhand zu gewinnen – ähnlich der Situation, wie sie auf ganz Lemuria herrschte. Innerhalb kürzester Zeit waren die beiden in eine beständige Rivalität verwickelt, Kirika ungewollt, der andere grüne Drache, welcher dem Bronzedrachen niemals seinen Namen verraten wollte, gewollt. Diese konstante Rivalität erstreckte sich über Jahre, Jahrzehnte hinfort, ohne jedoch jemals einen klaren Sieger hervorzubringen. Weiterhin besuchte Kirika oft Karajix um neue Dinge und Geschichten von diesem zu lernen, welcher mit Freude einen solch wissbegierigen Schüler unterwies. Aber eines verregneten Tages kam der Zeitpunkt, da diese wundervolle Beziehung enden sollte. Kirika wusste nicht weswegen es damals dazu gekommen war, hat niemals den Grund dafür erfahren. In dieser Nacht schwamm der dem Jungdrachenalter entwachsene Drache durch das wilde Meer das die Insel Lemuria umgab, welches aufgewühlt von dem damals auf der Insel herrschendem Sturm war. Er liebte es dies zu machen, empfand es als aufregend im Wasser zu tauchen während über ihm die Wogen dahinpeitschten, doch wurde seine Freude über das Wetter an diesem Tag durch die Ereignisse an diesem zerschlagen. Denn als er an die Wasseroberfläche schoss um sich kurz den Sturm von über dem Wasser anzusehen erblickte er ganz in seiner Nähe zwei kämpfende Drachen. Unerbitterlich, ohne Rücksicht auf sich selbst oder den anderen. Natürlich trieb seine Neugierde ihn dazu das Ganze näher zu betrachten, planend unbemerkt in einer sicheren Distanz zu bleiben, aber als er näherkam und die kämpfenden Drachen erkennen konnte, wurde diese Vornahme augenblicklich von ihm verworfen. Ein roter und ein goldener Drache kämpften dort, hoch in dem stürmischen Himmel. Kirika kannte sie, kannte sie beide. Karajix, sein Mentor, und der rote Drache, welcher vor vielen Jahren mit ebenjenem über dem Krater gekämpft hatte. Kirika wusste nicht weshalb die beiden kämpften, hier, über dem Territorium von ihm und seinem ewigen Rivalen, doch es war offensichtlich, dass der rote Drache langsam aber sicher die Oberhand gewann. Er wollte seinem Mentor helfen, eilte diesem so schnell er konnte zu Hilfe, das Wissen über den gewaltigen Stärkeunterschied zwischen ihnen ignorierend. Er hatte einen Entschluss gefasst, hatte ihn schon immer geschlossen gehabt – er würde Karajix zur Seite stehen wenn dieser ihn brauchte, würde ihm helfen wenn dieser in Not war. War es weil er zu Hilfe gekommen war? Oder wäre es ohnehin unvermeidlich gewesen? Ist es ein Fehler gewesen helfen zu wollen? Niemals hatte Kirika eine Antwort auf diese Fragen gefunden. Nur das Wissen über die Ereignisse der Nacht war klar, war ohne Frage. Er eilte dem Golddrachen zu Hilfe, doch trotzdem, oder vielleich gerade deswegen, weil dieser durch das unerwartete Eingreifen des Bronzedrachen so überrascht war, wurde dieser von einem Angriff des roten Drachen tötlich verletzt, stürzte aus den Lüften, hinab in den Nordwald Lemurias. Und obwohl Kirika diesem sofort nacheilte, den roten Drachen ignorierend, welcher offensichtlich kein interesse an dem jüngeren Bronzedrachen hegte, alles versuchte Karajix zu helfen, ihn zu heilen, war es ihm doch nicht mehr möglich diesen zu retten. Alles was ihm blieb waren die letzten Worte des majestätischen Drachen, dass er sein Leben weiter leben sollte wie bisher, immer auf der Suche nach neuem Wissen, nach neuen Wahrheiten, auf dass er eines Tages selbst ein großer und weißer Drache werden würde. Seinen Hort, sein Territorium, seinen gesammten Schatz bat Karajix seinen Schützling zu übernehmen, weiter in Ehren zu halten und zu pflegen, auf das er ohne Reue ins Jenseits gehen könnte. Niemals hätte sich der junge Drache träumen lassen, dass er so traurig wäre, als er seinen Hort in den Bergen beanspruchte. Die Umstände, die ihm dieses Hort gegeben haben, waren einfach vollkommen anders, als er es sich je erwartet, gewünscht, hatte. Aber nichts desto trotz folgte er dem letzten Wunsch seines Lehrmeisters, und auch wenn es teilweise durch sein doch noch recht junges Alter schwer war, so schaffte er es doch zumindest den Kern seines Territoriums über die Jahre hinweg zu halten. Den roten Drachen, welcher seinen Mentor damals getötet hatte, sah Kirika jedoch niemals wieder, obwohl er durchaus Auschau nach diesem hielt. Vielleicht hatte er die Insel verlassen, vielleicht war er seinen Verletzungen, die er im Kampf mit Karajix erlitten hatte, schlussendlich doch noch erlegen oder vielleicht wurde er einfach von einem stärkeren Farbdrachen abgelöst, getötet. Es dauerte jedoch nur wenige Jahre, bis Kirika wieder auf einen anderen altbekannten Drachen traf – den grünen Drachen, dessen Territorium vor dem schicksalshaften Kampf an das des Bronzedrachen gegrenzt hatte. Auch dieser hatte ein Territorium in den Bergen für sich beanspruchen können, und auch wenn ihre beiden Horte nun um ein gutes Stück weiter voneinander entfernt waren, tat das ihrer Rivalität keinen abbruch. Kapitel 4: Nicht nur ein Fünfbuchstabenwort ------------------------------------------- Erste Chronik: Drachenpfad Die Jahre kamen und gingen, der ewige kalte Krieg zwischen Farb- und Metalldrachen, von welchem Kirika nun ein fester Bestandteil war, blieb jedoch weiterhin unermüdlich bestehen. Doch nicht nur das, auch die Wissbegierde des Bronzedrachen war weiterhin ungetrübt vorhanden. Zwar hatte er seit Karajix niemals wieder einen Mentor gesucht, doch oft hatte er sich mit anderen erfahrenen Drachen zusammengesetzt und über viele Sagen und Geschichten gesprochen, versucht so viel als möglich zu lernen. Lemuria selbst hatte er jedoch trotz allem nur sehr sehr selten verlassen, und wenn dann nur weil er Informationen oder Dinge suchte, die es nur außerhalb von Lemuria zu finden gab. Obwohl er das Erwachsenenalter schon längst erreicht hatte, hatte er jedoch immer noch keinen Partner gefunden, oder genauer gesagt niemals nach einem gesucht. Seine Liebe galt Erzählungen und Büchern – Schätze die er von der Welt außerhalb der Insel immer mitbrachte. Ebensowenig hatte sich Kirika eines Schützlinges angenommen. Seine Nachforschungen nahmen ihn vollends ein, waren sowohl seine Tugend und sein Laster, weswegen er sich schlicht und ergreifend nicht als Lehrmeister eignete – zumal einige weitere Jahre des Erfahrungen- und Stärkesammelns ohnehin nicht schlecht für ihn waren. Mittlerweile hatte Kirika bereits aufgehört zu zählen, wie oft er gegen einen Farbdrachen gekämpft hatte, insbesondere der seltsame grüne Drache, welcher ihm nicht und nicht seinen Namen verraten wollte, egal wie oft der Bronzedrache diesen im Kampf danach fragte. Woher diese Einstellung kam, diese Furiosität in den Kämpfen, wusste Kirika nicht, konnte es sich nicht erklären, allerdings war er auch generell niemand, der gerne kämpfte. Er kämpfte nur, wenn es unbedingt sein musste um sein Revier zu verteidigen, oder sich selbst wenn er angegriffen wurde, und es hatte nicht lange gedauert bis er begriff, dass das Reden mit den Farbdrachen nicht viele Früchte trug, nichts half um einen Kampf zu verhindern – wenngleich Kirika niemals die Hoffnung aufgegeben hatte, selbst im Fall des grünen Drachen. Doch genau wegen dieser Einstellung hatte der gutherzige Bronzedrachen bereits viele Wunden davongetragen, welche nicht sein hätten müssen – etwas, wofür die anderen alten Metalldrachen gleichermaßen auf ihn herab- als auch zu ihm aufsahen. Es war ein sonniger Tag, wie so viele andere auch auf der Insel der Drachen, als Kirika diese ausnahmsweise einmal wieder verlies. Er hatte von einem Buch gehört, welches eine überarbeitete Sammlung von vielen alten Mythen und Legenden beinhalten sollte, ebenso wie die dazugehörenden bekannten Daten und Fakten. Zudem gab es noch einige andere Bücher, welche Kirika ebenfalls schon seit langem einmal lesen wollte. Und so kam es, dass er sich an diesem Tag aufraffte um seine Heimat zu verlassen, natürlich planend als bald als möglich wieder zurück zu kommen – wenngleich er sehr wohl wusste, dass eine Suche nach einem einzelnen seltenen Buch eine lange Zeit beanspruchen konnte. Wie auch bereits die Male zuvor wich der Sturm dem Bronzedrachen, als dieser sich ihm näherte, und wie jedes Mal tobte er wieder mit seiner gewaltigen Intensität weiter, alsbald er die Inselgewässer vollends verlassen hatte. Es würde wohl noch einige Male des Reisens erfordern, bis er sich endlich vollkommen an dieses Phänomen gewöhnt haben würde, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass diese Barriere doch durch die Farbdrachen erschaffen worden war. Aber darüber hatte er bereits oft philosophiert, jedoch niemals ein wirkliches Ergebnis gefunden, fragte sich ob es überhaupt eines gab, und so verwarf er diesen Gedanken so rasch wieder wie er gekommen war. Es dauerte eine geraume Weile, bis endlich Festland in die Sicht des Drachen kam. Laut den Gerüchten die er über das Buch gehört hatte, sollte sich das Schriftwerk irgendwo auf diesem Kontinent, in den Händen eines Sammlers befinden. Kirika verbrachte viel Zeit in seiner menschlichten Gestalt, welche um kein Jahr älter schien als sie es damals, als er unerlaubterweise den Krater betreten hatte, gewesen war. Irgendwie hatte der Bronzedrache einfach Gefallen an dieser Form gefunden, und zudem war jeder der anderen alten Drachen der Meinung, dass diese kindliche Gestalt gut zu seinem sonstigen Charakter passte – neugierig wie ein Kind. Auf seinen Reisen durch das Land versuchte er beständig Informationen über den Aufenthaltsort des Buches zu erhalten, denn damals gab es noch keinen Buchdruck in diesem Teil der Welt, womit es naheliegend war, dass höchstens einige wenige Exemplare dieses Buches existierten. Selbstverständlich war dies nicht die einzige Frage auf die Kirika eine Antwort suchte, denn auch nach allen möglichen und unmöglichen Geschichten und sonstigen Dingen erkundigte es sich – wenn er schon einmal nicht auf Lemuria war, so konnte er dies genausogut auch gleich ausnutzen. Die verschiedensten Bücher fanden sich, zumindest für Drachenverhältnisse, relativ rasch, doch es kostete den Bronzedrachen über ein Jahr, bis er endlich den wirklichen Aufentshaltsort eines Exemplares seines so sehr gesuchten Buches erfuhr – im Palast des Königs des Nachbarlandes, gut behütet in der Bibliothek für verbotene Bücher. Also machte er sich auf um endlich das Buch für sich beanspruchen zu können, anstatt es in einer nicht benutzten Bibliothek verkommen zu lassen. Wegen der Bewachung machte sich der Bronzedrache keinerlei ernsthaften Gedanken, schließlich war er den Eingeborenen durch seine Abstammung und Alter bei weitem überlegen. Und so kam es auch, dass er sich schließlich in der verbotenen Bibliothek, tief unterhalb des Palastes, wieder fand, gegenüber einer gewaltigen Büchermenge. Natürlich blieb es nicht dabei, dass er sich einfach nur das gesuchte Buch nahm und wieder von diesem Ort verschwand. Statt dessen begann Kirika systematisch ein Buch nach dem anderen durchzublättern, und bereits nach kurzer Zeit beschloss er etwa die Hälfte der Bibliothek mit auf die Insel der Drachen zu nehmen, um sie dort in Ruhe lesen zu können. Aber gerade als der Bronzedrache in aller Seelenruhe die Bücher einpackte kamen einige Soldaten des Weges, welche wohl aufgrund der von Kirika beim betreten der Bibliothek offen gelassenen Türe auf ihn aufmerksam geworden waren. An und für sich wären diese ja kein Problem für den ausgewachsenen Drachen gewesen – wenngleich seine menschlichte Gestalt wohl etwas anderes sagte – doch noch ehe es überhaupt ansatzweise zum Kampf, oder eher einem Schlafzauber seitens Kirika´s, kommen konnte, wurde der Bronzedrache unvermittelt von hinten am Kragen gepackt und von einer in eine Kutte gewickelten Person rasch weg von den Soldaten gezerrt. Auch wenn der Bronzedrache keine Ahnung hatte was eigentlich vor sich ging folgte er der Person, durch unzählige unterirdische Gänge, bis sie schließlich die sie verfolgenden Soldaten abgehängt und das Schloss verlassen hatten. Nach einem nachfolgenden Gespräch, welches für unbeteiligte Aussenstehende wohl sehr lustig gewirkt hätte, hätte es welche gegeben, erfuhr der Bronzedrache, dass der unbekannte Kuttenträger erstens dem unvorsichtigen Jungen, Kirika, aus der Patsche helfen hatte wollen, zweitens kein Mensch, sondern ein Silberdrache und drittens kein unbekannter Kuttenträger, sondern wenn schon eine Kuttenträgerin mit dem Namen Lucretia war. Vor allem der letzte Punkt brachte den Bronzedrachen sehr in Erstaunen und Verlegenheit, denn selbst nachdem sie ihm dies gesagt hatte, hatte er sie immer noch für einen ihn gehalten – erst als sie ihm eine gehörige Kopfnuss verpasste, als er ihre Worte auf ihre Wahrheit prüfen wollte, glaubte er ihren Worten. Auch der Grund seiner Rettung entsprach nicht ganz der vollen Geschichte wie Kirika bald erfuhr, denn eigentlich war sie in den Palast eingedrungen um über den tyrannischen König des Landes zu richten, das Urteil für seine Taten zu vollstrecken – nur dass ihr dabei eben ein Junge der unerlaubt im Palast, entdeckt von einigen Soldaten, über den Weg gekommen war, womit auch sie selbst nicht ohne größeres Aufsehen weiter in den Palast vordringen hätte können, abgesehen von der Tatsache, dass sie bei weitem nicht so alt und mächtig war wie Kirika selbst. Als eine Art des Dankes für die Rettung und als Wiedergutmachung dafür, dass ihr Einbruchsversuch wegen ihm nicht funktioniert hatte, doch vor allem weil er noch die Bücher aus der Bibliothek holen wollte, willigte er ein ihr bei ihrem Vorhaben beizustehen. Zu zweit stellte es für die beiden eher ein Spiel als eine ernsthafte Angelegenheit dar unbemerkt bei Nacht in den Palast einzudringen, oder eher ohne einen Alarm auszulösen, und bald fanden sie sich vor den Schlafgemächern des Königs wieder. Dieser war nicht schlecht überrascht, als zwei Teenager einfach so in sein Zimmer eintraten, einer davon, Lucretia, welche auch von diesem für einen Jungen gehalten wurde, mit einem Schwert in der Hand, der andere, Kirika, mit einem großen Sack voller Bücher. Lucretia zögerte keinen Moment, führte ihr Schwert zielsicher und setzte mit diesem der Tyrannei des Königs ein Ende. Aber als sich die beiden von dem toten Herrscher abwandten und sich wieder auf den Weg hinaus machen wollten sauste eine gewaltige Lanze auf diese herab, traf Lucretia in Gesicht, ihrer rechten Wange. Es handelte sich um einen von mehreren Drachenjägern, welche Kirika´s Spur durch die Länder gefolgt waren und ihn nun schließlich eingeholt hatten. Es war ein unerbitterlicher Kampf, welcher das Schloss nicht unwesentlich in Mitleidenschaft zog, als die beiden Drachen ihre wahre Form annahmen. Am Schluss gingen die beiden siegreich hervor, wenngleich bei weitem nicht ohne ernsthafte Verletzungen. Vor allem Lucretia wurde schwer verletzt, weswegen sich Kirika gezwungen sah sie erst einmal an einen sicheren Ort, natürlich mitsammt der Bücher, zu bringen und dort wieder gesund zu pflegen – sehr zum Missfallen der Silberdrachin, welche sich mit Händen und Füßen gegen seine Hilfe zu wehren versuchte, nicht zugeben wollte, dass sie verletzt war Hilfe brauchte. Doch in diesem Punkt lies Kirika nicht mit sich verhandeln, nahm alle Flüche und Drohungen mit einem Lächeln hin. Sie war wegen ihm verletzt worden, wie er zu sagen pflegte, und deswegen kümmerte er sich nun um sie, ob sie dies nun wollte oder nicht. Mit der Zeit heilten ihre Wunden, doch die eine Narbe über ihre Wange blieb bestehen, wollte selbst mithilfe von Magie nicht verheilen, eine Tatsache, welche in dem Bronzedrachen große Schuldgefühle hervorrief. Und obwohl Lucretia sagte, dass es egal sein, versprach, schwor er, dass er einen Weg finden würde diese Narbe zu heilen. Die Zeit verstrich, der Winter kam, immer noch hatte Kirika sein Versprechen nicht erfüllen können, doch trotzdem wurde es Zeit für ihn zu seinem Territorium zurückzukehren. Das letzte halbe Jahr, welches der Bronzedrache mit der Silberdrachin verbracht hatte, war fast wie im Flug vergangen, und Kirika hatte bereits alle Bücher die er hier erworben hatte zumindest einmal durchgelesen. Schwörend wieder zurückzukommen, alsbald er einen Weg gefunden hatte ihre Wunde zu heilen – etwas, dass wie jedes mal von Lucretia als ein unnützes Unterfangen bezeichnet wurde – machte sich der Bronzedrache auf den Weg zurück in seine Heimat. Abgesehen von einigen minimalen Grenzverschiebungen hatte sich auf Lemuria in seiner Abwesenheit nichts getan, nichts was seiner genaueren Aufmerksamkeit wert gewesen wäre. Alsbald er sein Territorium wieder gesichert hatte, welches in der Zwischenzeit von einem anderen Metalldrachen dem er vertrauen konnte bewacht worden war, machte sich der Bronzedrache an die Arbeit sein Versprechen zu erfüllen. Er konsultierte alte Drachen und Bücher, befragte jede Person von der er vermutete, dass sie ihm weiterhelfen konnte, verließ sogar Lemuria mehrmals um auf anderen Kontinenten nach einer Antwort zu suchen, doch trotz all seiner Bemühungen kamen lediglich neue Jahre, aber keine neuen Lösungen. Und irgendwann kam die Frage, welche kommen musste, weswegen Kirika alldies überhaupt für den Silberdrachen, der diese Hilfe gar nicht wollte, tat und ein einfaches weil-er-es-versprochen-hatte nicht mehr als Antwort akzeptabel war. Kirika konnte diese Frage nicht beantworten, fand keine vollkommene Erklärung dafür. Doch wie es die Natur des Bronzedrachen war, wollte er eine Antwort darauf finden, und so begann er Fragen zu stellen, Fragen des Warum´s und Weshalb´s, bekam aber am Ende nur eine Antwort darauf – er müsse die Antwort auf diese Frage selbst finden, und am ehesten würde er diese dort finden, wo sie ihren Anfang genommen hatte. Und so kam es, dass er sich nach vielen Jahren, ohne eine Lösung für die Heilung der Narbe gefunden zu haben, wieder auf den Heimatkontinent Lucretia´s zurückkehrte. Dort angekommen begann eine neue Suche, die Suche nach einem Silberdrachen, von welchem Kirika, wie es nun einmal seine Art war, nicht einmal erfragt hatte, wo sein Hort lag.  Das wenige Wissen, welches Kirika über das Land, in welchem Lucretia und er einst den König ermordet hatten um dem Volk ein etwas unbekümmerteres Leben zu ermöglichen, half dem Drachen nur wenig darin Lucretia aufzuspüren, aber zumindest für einen Ansatz war es genug. In seiner menschlichen Gestalt wandelte er duch die Städte und Dörfer, auf der Suche nach Hinweisen – nicht immer einfach als ein Teenager, vor allem weil er in manche Gasthäuser und Tavernen nicht hineingelassen wurde, doch trotzdem blieb er hartnäckig in seiner Gestalt, wusste, dass dies die einzige Form neben seiner Wahren war, in welcher Lucretia ihn erkennen würde. Doch das Einzige das er erfuhr war, dass ihr Einsatz von damals nichts gebracht hatte, das Militär die Macht übernommen und nun von einem ebensogroßem Menschenfeind geleitet wurde. Sicherlich, es gab bereits einige Mordanschläge auf dessen Leben, doch jeder war von dessen angeblich überaus fähigen Leibwächtern vereitelt worden. Kirika´s Entschluss stand fest, er würde tun was er bereits einmal getan hatte. Nun, genau genommen hatte es damals Lucretia getan, aber wenn es ihr wichtig war, dass das Land von einer solchen Herrschaft befreit wurde, so würde er ihr diesen Wunsch abermals in Erfüllung bringen. Und zudem war dies, beziehungsweise die Geschichten die danach entstünden, wohl eine sehr gute Möglichkeit um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. Kurzentschlossen machte sich der Drache also auf den Weg zum Schloss, ohne einen Plan irgendwelcher Art aufzustellen. Hinein und wieder hinaus in Menschengestalt, am besten über den selben Weg den sie damals genommen hatten, dies war alles was er sich im voraus überlegte. Den ursprünglichen Weg gab es allerdings nicht mehr, doch dies hinderte den Bronzedrachen nicht daran trotzdem mithilfe seiner Magie in das Bauwerk einzudringen. Dies brachte ihn jedoch bald zu dem Problem, dass er keinerlei Ahnung hatte, wo das Schlafgemach des Herrschers lag – schließlich war sein letzter Besuch an diesem Ort bereits einige Jahre her, und das Schloss war offen-sichtlich auch etwas umgebaut worden. Es blieb ihm wohl oder übel nichts anderes übrig als zu suchen, beziehungsweise eine der Wachen mithilfe seiner Magie zu befragen. Das Gemach war nahe, und von den sagenumwobenen Leibwächtern hatte der Drache bisher keine Spur gesehen. Beide Tatsachen waren ihm sehr recht, da er eigentlich ein Feind von Gewalt und Kämpfen war, und er es somit ohnehin bevorzugte nur so wenige als möglich auszutragen. Das Gemach war nur von zwei einfachen Soldaten bewacht, welche beide mit nur einem einzigen Zauber schnell schlafen gelegt waren, womit ihm nichts mehr außer einer lächerlichen Türe den Weg versperrte. Rasch war auch dieses Hindernis überwunden und wiedereinmal fand sich Kirika einem schlafendem Herrscher gegenüber. Ruhig machte er einige Schritte auf dessen Bett zu, doch kurz bevor er dieses erreichte sauste haarscharf eine Waffe an ihm vorbei, nur seine schnellen Reflexe bewahrten ihn vor einem Treffer durch diese. Schnell stellte sich heraus, dass in diesem Gemach einerseits die sagenumwobenen Leibwächter waren, zwei davon erkannte Kirika als die Drachenjäger, welche er damals verschont hatte, andererseits kein Herrscher in dem Bett schlief. Ein wilder Kampf entbrannte, und zum ersten Mal seit langem verfluchte sich Kirika dafür, dass er nicht genauer geplant hatte ehe er das Schloss betreten hatte, denn die Leibwächter erwiesen sich als starke furchtlose Kämpfer, mit denen selbst er ein ernstzunehmendes Problem hatte – insbesondere als einer der Leibwächter ein unerwartetes Manöver durchführte, welches für den Drachen damit endete, dass alles schwarz wurde und er das Bewusstsein verlor ... Kirika hatte keine Ahnung wo er war, wie viel Zeit vergangen war, als er die Augen wieder öffnete. Generell war er in gewisser Weise sogar überrascht die Augen überhaupt wieder zu öffnen, wenngleich es eine durchaus positive Überraschung war. Als er sich umblickte bemerkte er, dass er sich offensichtlich in einer mit vielen Schätzen geschmückten Höhle befand, nicht weit von ihm entfernt ein bekanntes Gesicht – mit einer schmerzlich bekannten Narbe. Aber als er sich aufrichten wollte um etwas zu sagen, durchzogen gewaltigen Schmerzen sein Körper, welche ihn dazu zwangen doch seine liegende Position inne zu behalten. Dieses Mal war es Lucretia, welche sich nun um Kirika kümmerte, die ihm im Moment des nahen Todes das Leben gerettet hatte. Und diesmal war es Kirika, welcher sich mit Händen und Füßen gegen ihre Behandlung zu wehren versuchte, der abstritt, dass er so schlimm verletzt war. Beide brachen in ein herzhaftes Gelächter aus, als ihnen diese verdrehte Wiederholung der Geschichte bewusst wurde. Der Bronzedrache entschuldigte sich vielmals bei der Silberdrachin, dafür, dass er sein Versprechen noch immer nicht einhalten hatte können, dass er ihr nun so viele Umstände bereitete durch seine Verletzungen und noch vieles mehr, aber Lucretia striff diese Worte mit einer simplen Geste einfach ab. Es dauerte eine geraume Zeit, bis der Bronzedrache wieder vollends auf den Beinen war, eine Zeit in der er viele Geschichten mit der Silberdrachin austauschte – und viele Bücher las, was Lucretia immer wieder dazu brachte ihm die Frage zu stellen, wie man nur so viel lesen konnte, eine Frage, die er immer mit einem Lachen und der Phrase, dass sie einfach interessant waren, abtat. Die Frage, wegen der der Bronzedrache ursprünglich wieder zurückgekehrt war, hatte er vollends vergessen. Und abermals kam es als Wiedergutmachung seitens Kirika´s dazu, dass er Lucretia dabei half das Land von der neuen Regentschaft zu befreien. Dieses Mal übernahm jedoch sie wieder die Planung, wie es auch bereits bei ihrer ersten Zusammenarbeit gewesen war. Der Plan war bei weitem nicht so simpel wie es der des Bronzedrachen gewesen war, falls man einfach hinein und wieder hinausgehen überhaupt als Plan bezeichnen konnte. Gemeinsam drangen sie in das Gemäuer ein, vorsichtig, um nicht in einen Hinterhalt der Leibwächter zu gelangen, wie es Kirika geschehen war. Ein Konflikt mit diesen war zwar unvermeidbar, doch definitiv besser, wenn sie die Spielregeln und das Schlachtfeld wählen konnten – und nicht ihre Gegner, wie es beim letzten Mal der Fall gewesen war. Mit viel List und Schläue gelang es ihnen ihr Vorhaben zu vollenden, das Land von sowohl dem neuen Herrscher als auch von seinen gefährlichen Leibwächtern zu befreien, welche zweifelsohne einfach die Macht übernommen und das Land weiterhin tyrannisiert hätten wären sie am Leben geblieben. Und so kam es, dass das Land abermals herrscherlos war, doch diesmal liesen die beiden Drachen es nicht einfach darauf beruhen, sondern warteten ab, bis eine neue Regierung gebildet war – dieses Mal eine, welche das Land nicht einfach nur unterdrücken und ausbeuten würde. Es war nicht leicht zu verhindern, dass einfach der Stärkste wieder an die Macht kam, und das Land mit eiserner Faust regierte, doch irgendwie gelang es den beiden durch ihre Zusammenarbeit. Alles schien wieder in Ordnung zu sein, in Bahnen zu laufen in denen es laufen sollte, und so war für den Bronzedrachen wieder die Zeit gekommen in sein eigenes Land zurückzukehren. Noch ein letztes Mal warf er einen Blick zurück auf die Silberdrachin, welche ihm mit einem undefinierbaren Blick ansah, nachsah, bevor er sich in die Lüfte erhob und sich auf die Heimreise machte. Aber undefinierbar wie Lucretia´s Blick bei seiner Abreise gewesen war, war auch das Gefühl welches er verspürte, als er endlich wieder auf seiner Heimatinsel angelangt war. Wie immer war alles fast genauso wie er es zurückgelassen hatte, immer noch tobte der kalte Krieg zwischen Farb- und Metalldrachen, immer noch war sein Hort gut gefüllt mit allen möglichen und unmöglichen Schätzen, aber trotzdem wollte dieses seltsame leere Gefühl einfach nicht vergehen. Er suchte andere alte Drachen auf, sprach mit ihnen über seine Reise und über dieses ungewohnte Empfinden. Die Art in welcher er seine Erlebnisse wiedergab, die Dinge die er besonders ausführte und die, die er nahezu vernachlässigte, brachten jedoch jeden seiner Gesprächspartner nur dazu lächelnd den Kopf zu schütteln. Es war der selbe Drache, welcher Kirika damals gesagt hatte, dass er in das Land wo Lucretia lebte zurückkehren sollte, der ihm diesmal eine Kopfnuss verpasste – sagte, dass nachdem Lucretia offensitlich ebenso blind wie Kirika war, er dies tun müsse, dies für sie übernehmend. Und obwohl er weder Kirika´s Mentor noch sonst in irgendeiner tieferen Beziehung zu dem Bronzedrachen stand, befahl er ihm praktisch gefälligst wieder zu der Silberdrachin zurückzukehren – und diesmal gefälligst bei ihr zu bleiben. Der Bronzedrache war zu perplex um irgendetwas zu entgegnen, um noch weiter wegen dem Warum nachzufragen, zudem der ältere Drache ohnehin keine Widerrede gelten lassen hätte. Und so kam es, dass Kirika abermals, kaum ein Jahr nach seinem letzten Besuch, wieder zu Lucretia zurückkehrte – nicht wissend was er sagen oder wie er seinen Besuch erklären sollte, würde sie ihn danach fragen. Aber dies war garnicht notwendig, er hätte ohnehin keine Möglichkeit gehabt irgendetwas zu sagen, dass er sich im Vorherein zurechtgelegt hatte, denn als er in der Höhle der Silberdrachin angelangte stürmte diese, alsbald sie ihn erblickte, auf ihn zu – beide in ihrer menschlichen Gestalt, war doch zumindest der Eingang der Höhle zu klein für zwei ausgewachsene Drachen. Sie schlug ihm mehrmals halberzig auf die Brust, zeitgleich ihren Kopf an diese legend, fragte ihn Tränen weinend weshalb er zurückgekommen war, was er hier tat, wieso er fortgeflogen war, alles durcheinander und für Kirika absolut keinen Sinn mehr ergeben. Doch noch ehe er dazu kommen konnte irgendetwas zu antworten, eine Gegenfrage zu stellen, berührten ihre Lippen die Seinigen, umfassten ihre Arme eng seinen jungen Körper, wie auch die Seinigen den Ihrigen. Es war dieser Moment, in welchem dem Bronzedrachen endlich klar wurde, was die Worte der anderen Drachen bedeutet hatten, was das Gefühl gewesen war, welches er nicht erklären hatte können. Nach all den Jahrhunderten hatte er etwas gefunden, was ihm um ein vielfaches wichtiger war als alles Wissen auf der Welt. Kapitel 5: Nach einem Drachen ----------------------------- Zweite Chronik: Menschsein Guter Gesundheit erblickte er das erste Mal das Licht der Welt, schreiend wie jedes Baby, welches gerade den schützenden Leib seiner Mutter verlassen hatte. Überglücklich waren seine beiden Eltern über ihren erstgeborenen Sohn, welchem sie den Namen Kirika verliehen, nach dem Drachen, welcher ihnen so sehr in ihrem Leben geholfen hatte. Ihr Kind, geboren in Freiheit, ohne Verpflichtungen, ohne ein bereits vorherbestimmtes Leben. Es sollte sein Leben nicht in einem goldenen Käfig verbringen, wie es seine Eltern hatten tun müssen. Sanft wischte sein Vater, Densharr, das Blut von dem Neugeborenen ab, während es seine erschöpfte Mutter in den Armen hielt. Früher hätten sie sich niemals träumen lassen, dass so etwas möglich wäre, einmal wirklich geschehen würde, umso glücklicher waren sie, dass es nun doch dazu gekommen war. Ihre Blicke kreuzten sich, Densharr van Lorsvek und Thessana di Isk, in beider Gesicht war ein milder glücklicher Ausdruck zu sehen – sie hatten es endgültig geschafft, geschafft ihr eigenes Leben aufzubauen, ihr eigenes Leben zu leben, wie sie es immer gewollt hatten und wie es diesem Kind nun auch endlich möglich wäre. Aber niemals hätten sie es alleine geschafft, hatten damals die Hoffnung bereits aufgegeben gehabt, wäre ihnen nicht in dieser Stunde der Not ein Drache mit dem Namen Kirika zu Hilfe gekommen. Liebevoll umarmte Densharr seine Frau und Kind, küsste sie innig, während sie sich beide an die nun längst vergangenen Tage zurückerinnerten ... van Lorsvek und di Isk Viel war los in dem gewaltigen Anwesen der van Lorsvek, sollte der älteste Sohn, Densharr, doch an diesem Tag mit einer Gefolgsschaft los zum Palast des Königs des Landes reisen, um dort seine zukünftige Braut zu treffen. Der Junge selbst war immer noch dabei seine festliche Kleidung mithilfe einiger Diener anzulegen, oder bekam sie genauer gesagt von diesen angelegt. Es war nichts neues für ihn, war er es doch gewohnt so behandelt zu werden, kannte er es gar nicht anders. Schon immer, in seinem ganzen Leben, war er als der erstgeborene Sohn der reichen und mächtigen van Lorsvek Familie nur mit Samthandschuhen angefasst geworden, außer vielleicht von seinem Fechtmeister, hatte immer alles bekommen was er sich gewunschen hatte – alles außer ein eigenes Leben, denn dieses war bereits von seiner Geburt an für ihn vorherbestimmt gewesen. Früher, als er noch jünger war, hatte er damit ein Problem gehabt, doch mittlerweile hatte Densharr die Realität zu akzeptieren gelernt, spielte das Spiel mit, welches von ihm zu spielen erwartet wurde. Und nun sollte er die Prinzessin des Landes heiraten, obwohl er sie noch niemals zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Doch auch dies war bereits bei seiner Geburt vorherbestimmt worden, brachte es seiner Familie doch noch mehr Einfluss, und dem König nicht zu verachtende Verbündete. Bereits die letzten Jahre hatte sich Densharr immer wieder gefragt, was für eine Person die Prinzessin wohl wäre, doch hatte er diese Gedanken immer rasch verworfen, änderten sie doch ohnehin nichts an der Zukunft wie sie kommen würde. Sein Leben war vorherbestimmt, er hatte keine Wahl darin, konnte nicht für sich selbst entscheiden, sondern immer nur das tun, was seine Eltern ihm sagten, von ihm verlangten. Und so würde es auch nach seiner Hochzeit bleiben, würde es immer bleiben, egal was er tat, egal was passieren mochte. Der Zeitpunkt der Abreise war gekommen. Nicht nur er und seine Eltern, auch all die Diener waren äußerst gut gekleidet, um einen guten Eindruck bei dem Herrscher des Landes zu hinterlassen. Densharr warf einen letzten Blick zurück auf das Anwesen der Familie, bevor er in die Kutsche einstieg und sich somit auf den weiten Weg zum Zentrum des Reiches machte. Die Fahrt verlief ereignislos, wer würde es auch wagen einen so gut geschützten Konvoi, wie es der ihrige war, anzugreifen, und so kamen sie etwa eine Woche später in der gewaltigen Hauptstadt des Reiches an, in dessen Zentrum sich ein der prächtigste Palast befand, den der Junge jemals gesehen hatte – wenngleich dieser Anblick auch nichts war, dass ihn mit Freude oder einem ähnlichen Empfinden erfüllen hätte können. Gefühle wie Freude oder Glücklichkeit hatte er schon lange nicht mehr empfunden, wusste gar nicht mehr ob er sie überhaupt noch zu empfinden in der Lage war – oder ob man ihm diese bereits abgewöhnt hatte. Der Empfang am königlichen Hofe war pompös wie erwartet, auch das Königshaus wollte schließlich einen guten Eindruck hinterlassen, doch in Realität war alldies nicht mehr als die Wiedergabe von einstudierten Phrasen und Bewegungen, niemand meinte wirklich was er sagte oder tat. Dies war das Leben von Densharr, aller Adeligen, ein Leben welches er immer führen sollte, ebenso wie er es auch an seine Kinder und Kindeskinder weitergeben würde, würde er erst einmal das entsprechende Alter erreichen. Bald befanden sie sich vor dem König, welcher bereits weiße Haare zu bekommen begonnen hatte, ebenso wie vor zahlreichen anderen Fürsten und Köpfen von anderen hoch angesehenen Häusern. Sie alle waren angereist um die Vermählung der Prinzessin, des einzigen Kindes des Königs, welcher keine Kinder mehr zeugen konnte, beizuwohnen. Der eine oder andere von ihnen würde wohl auch gleich im Palast bleiben, oder zumindest einige seiner Diener zurücklassen, war ihre Hochzeit doch bereits für das nächsten Monat angesetzt. Es folgten die üblichen Begrüßungsgespräche, Floskeln der angeblichen Freundschaft und noch einiges mehr, bevor es zum Höhepunkt des Tages kam, der Vorstellung von Thessana di Isk, der Prinzessin, an ihren künftigen Gemahl, Densharr van Lorsvek. Unter Trommelschlägen machte die Thronfolgerin ihren Auftritt, elegant sie ein Schwan, hübsch wie ein Diamant, doch zugleich zerbrechlich wie Porzellan. Densharr sah erstaunt auf – er hatte davon gehört, wie wunderhübsch seine Gemahlin war, doch hätte er sich niemals zu träumen gewagt, dass sie so bezaubernd aussah. Doch änderte dies leider nichts daran, dass sie beide diese Hochzeit nicht für sich gewählt hatten, sie nicht aus freiem Willen den Bund der Ehe schlossen, sondern ihre Verbindung nur eines von unzähligen Werkzeugen der Politik war. Die Verlobungszeremonie verlief ohne Probleme jeder Art, alles schien perfekt, und das künftige Ehepaar nahm gemeinsam zwischen ihren Eltern platz, immer lächelnd und eine fröhliche Miene zeigend, wenngleich Densharr am liebsten geschrieen hätte. Oft wurden Sie für das Leben in der Politik, die Gesellschaft der Reichen, von den normalen Bürgern beneidet, doch wüssten diese wie dieses Leben in Wirklichkeit war, so würden sie vielleicht doch noch einmal über ihren Wunsch nachdenken – so zumindest dachte Densharr. Während des gesammten Banketts wechselten die Prinzessin und der künftige Prinz kaum ein Wort miteinander, und wenn sie es doch taten, so war offensichtlich, dass es sehr gezwungen war, weit entfernt von einem natürlichen Gespräch – noch gekünstelter sogar als normalerweise, befanden sich die beiden doch nun plötztlich in einer sehr intimen Beziehung ohne sich überhaupt zu kennen. Diese Unsicherheit, das Unwissen wie genau man nun, da es soweit gekommen war, mit dem anderen umgehen soll, blieb selbst nach der Zeremonie bestehen. Und so kam es, dass sie schließlich nur noch zu zweit in einem Gemach waren wo sie einfach nur dasaßen, ohne dass auch nur einer von ihnen das Wort zu einem sinnvollen Gespräch erhob. Densharr konnte nur zu deutlich an Thessana ´s Gesicht und Gestik ablesen wie unangenehm ihr die Situation war, und obwohl er sich selbst nicht in einem Spiegel sehen konnte, so vermutete er doch, dass es auch bei ihm so war – zumindest fühlte er sich so. Sicherlich, man hatte ihn jahrelang darauf vorbereitet, ihm gesagt was er tun sollte, wie er sich zu verhalten hatte, doch nun da es so weit war, waren all diese erlernten Floskeln einfach nicht mehr abrufbereit. Nur schleichend langsam vergingen die nächsten Tage, das mulmige Gefühl die ganze Zeit über bestehen bleibend, die Gespräche zwischen den beiden Verlobten immer nur wenige Worte umfassend. Densharr konnte sich dies nicht erklären, bisher war er doch auch immer gut darin gewesen solche Situationen zu umspielen, so zu tun als wäre alles in Ordnung. So fand er sich bald irgendwo in dem gewaltigen Schlossgarten wieder, am Rande einer weiten Blumenwiese, fernab von jeder Menschenseele. Er brauhte etwas Luft, Zeit die Dinge in seinem Kopf zu ordnen. Fast zu tode erschrak er als sich nach einer Weile, wie viel Zeit genau er zu diesem Zeitpunkt bereits tief in Gedanken versunken gewesen war konnte er unmöglich sagen, unvermittelt eine Person neben ihm niederlies. Er blickte hinüber und sah, zu seinem größten Erstaunen, die Prinzessin, wie sie ihren Blick ebenso wie er selbst bis eben noch über die Blumenwiese gleiten lies und den sanften Windhauch, welcher den Gesang der Vögel mit sich trug, genoss. Ohne das er etwas gesagt hatte, ohne irgendeine Art der Vorwarnung, begann Thessana mit einem Mal zu sprechen, nicht direkt zu dem Prinzen, viel mehr zu dem Wind. Sie erzählte von sich, von ihrem wirklichen Selbst, wie sehr sie all diese feierlichen Anlässe, all die Politik, all die nicht ernst gemeinten Worte, hasste. Sie sagte, dass sie oft hierher an diesen Ort zum nachdenken kam, um wieder einen etwas klareren Kopf zu bekommen. Sie sprach und sprach, Densharr ihr zuhörend, unfähig selbst etwas zu sagen, kaum seinen eigenen Ohren trauen könnend. Aber ebenso unvermittelt wie sie begonnen hatte, stoppte sie auch wieder, wie wenn sie aus einer Trance erwacht wäre. Vielmals entschuldigte sich die Prinzessin über ihre dummen Worte, bat ihn sie zu vergessen, und lief so schnell sie ihre zarten Beine tragen konnten zurück ins Schloss – oder eher weg von Densharr, welcher ihr noch lange nachdem er sie gar nicht mehr sehen konnte vollkommen perplex nachblickte. Ändern tat dies jedoch an ihrer Beziehung nichts, immer noch saßen sie wortlos einander gegenüber wenn sie alleine waren, oder wechselten kaum Worte miteinander, wenn sie in der Präsenz anderer befanden. Doch trotzdem schien das Lächeln von Thessana noch gezwungener als es zuvor gewesen war, aber vielleicht spielten Densharr´s Sinne ihm auch nur einen Streich. Die Tage vergingen, die Angespanntheit der beiden blieb unverändert bestehen, aber kein einziges Mal mehr suchte der Junge den Platz am Rande des Blumenfeldes auf, hatte eine undefinierbare, unerklärbare, Angst davor die Prinzessin dort wieder anzutreffen. Oft stellte sich der künftige Prinz die Frage, wie dies weitergehen sollte, wie lange sie weiter auf diese Art miteinander leben konnten. Was war es gewesen, dass die Prinzessin damals dazu gebrachte ihr Herz auf eine solche Weise auszuschütten, diese Frage stellte sich der junge Adelige oft, fand jedoch keine Antwort darauf. Es gab nur eine Möglichkeit auf diese Frage eine Antwort zu finden, nur einen Ort an dem er sie finden konnte, und obwohl Densharr dies von Anfang an wusste, dauerte es trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen, fast eine volle Woche, bevor er sich dazu bringen konnte abermals den Platz am Rande der Blumenwiese aufzusuchen. Diesmal war es er, der die Prinzessin fast zu tode erschrecken lies als er neben sie trat, wenngleich er, im Gegensatz zu ihr damals, nicht Platz neben ihr nahm sondern es bevorzugte stehen zu bleiben – oder genauer ausgedrückt schaffte er es nicht sich dazu zu bringen sich neben Thessana niederzulassen. Er holte tief Luft, schaffte es jedoch nicht auch nur ein Wort zu sprechen, obwohl er sich doch die Worte bereits so vorsichtig zurechtgelegt hatte. Der erstaunte Blick der Prinzessin, welcher auf ihm ruhte, machte es dem Jungen auch nicht unbedingt leichter etwas zu sagen, und so stand er einfach nur neben sitzenden Prinzessin, ohne dass einer von ihnen ein Wort sprach. Eine unangenehme Weile des Schweigens folgte, wie sie auch immer in den Gemächern zwischen den beiden herrschte. Beide fühlten sich merklich unwohl in ihrer Haut, bis sich Thessana schließlich entschuldigte, sich erhob und wie schon beim letzten Mal zum Schloss zurücklaufen wollte, obwohl sie doch diesmal gar nichts getan hatte. Aber gerade als sie an dem steifen Prinzen vorbeilaufen wollte, aus seiner näheren Umgebung verschwinden wollte, packte er sie ohne sich dessen selbst bewusst zu sein am Arm, hielt sie auf diese Weise von der Flucht ab. Bevor er es überhaupt realisierte, hatte er bereits zu sprechen begonnen – Worte, welche denen der Prinzessin zum verwechseln ähnelten. Diese beiden Gespräche stellten den Wendepunkt in ihrer Beziehung, in ihrem ganzen Leben, dar. Auch wenn sie beide nicht wussten, wie sie nun, da sie beide ihren Unmut über das System zum Ausdruck gebracht hatten, miteinander umgehen sollten, so nahm ihre Interaktion miteinander doch langsam natürlichere Züge an, es fiel ihnen nach und nach leichter miteinander zu sprechen, erst noch über nebensächliche Dinge, bald jedoch auch über relevante Sachen wie Gefühle. Die Zeit verging ab diesem Zeitpunkt fast wie im Flug, und beide erschraken überrascht, als mit einem Mal ihre Hochzeit vor der Türe stand. Mit einem Mal war es ihnen beiden extrem unangenehm dieses Thema anzusprechen, würde sich doch ihre Beziehung, die sie in den letzten Wochen langsam aufgebaut hatten, komplett verändern, war die Hochzeit doch noch immer von ihren Eltern und nicht von ihnen gewollt. Es war ein seltsames Gefühl mit einem gerade erst gefundenen Freund, wohl dem ersten Wirklichen, plötzlich zu heiraten, ein Gefühl, welches während der ganzen Vorbereitungen bestehen blieb. Ihnen wurde verboten sich gegenseitig zu sehen, denn schließlich brachte es Unglück, wenn sich die Braut und der Bräutigam am Tag vor der Hochzeit sahen – und da ihnen erst am Tag vor der Hochzeit bewusst wurde, dass die Hochzeit gekommen war, hatten sie auch keine Möglichkeit mehr noch einmal miteinander darüber zu sprechen, selbst wenn sie es geschafft hätten sich dazu durchzuringen. Schon alleine an den zahlreichen Vorbereitungen war offensichtlich, dass die Hochzeit ein Fest werden würde, von welchem das Volk noch lange sprechen würde. Aber so fröhlich wie die allgemeine Stimmung auch zu sein schien, war alles doch lediglich ein Spiel und Fasade. Allein bei dem Gedanken an den nächsten Tag, dem Gedanken Thessana zu heiraten, fühlte sich Densharr am Boden niedergeschlagen, ganz zu schweigen davon wie er sich fühlte wenn es von anderen angesprochen wurde, etwas, dass praktisch ständig vorkam, wurde doch von nichts anderem mehr gesprochen. Es war nicht so, dass er sie nicht mochte, ganz im Gegenteil, aber irgendwie fühlte es sich einfach nicht richtig für ihn an. Nicht auf diese Weise. Natürlich wurde seinen vorsichtigen Andeutungen keinerlei Beachtung geschenkt, statt dessen wurde er in das wohl teuerste Bräutigamgewand gesteckt und am Tag der Hochzeit zum Altar geführt. Aufgeregt wartete die Menge auf das Kommen der Prinzessin, Densharr bereits am Altar stehend, fühlend als ruhte das Gewicht der Welt auf seinen Schultern. Und da kam sie, Thessana di Isk, bezaubernder als die schönste Blube und der prächtigste Edelstein gemeinsam, durch das gewaltige Portal der Kirche. Langsam schritt sie in Begleitung ihrer Brautjungfern an den Altar heran, ein Lächeln in ihrem Gesicht, doch für Densharr war es an ihrer Haltung offensichtlich, dass auch sie über die Situation nicht glücklich war – vermutlich mehr noch als wie wenn sie sich niemals ihre Gefühle gestanden hätten. Aber niemand außer den beiden schien ihren Unmut zu bemerken, oder sie ignorierten es einfach nur gekonnt, und so wurde die Zeremonie begonnen. Eine Hochzeit wie sie im Buche stand, und genau auf diese Art und Weise wurde sie auch vorgetragen. Eine Hochzeit vollständig durchgeplant, bis auf das kleinste Detail vorbereitet, bis zu dem Punkt, an welchem der Priester die beiden nach ihren Ja-Wort fragte ... Densharr warf Thessana einen fragend-entschlossenen Blick zu, welcher von ihr mit einem fragend-verwundertem Blick erwiedert wurde. Er ergriff mit seiner rechten ihre linke Hand und sie beide begannen so schnell sie konnten aus der Kathetrale zu laufen, vollkommen perplexe Adelige hinter sich zurücklassend. Zu unerwartet war die Reaktion der beiden, als dass irgendjemand überhaupt auf die Idee kam ihnen nachzueilen oder sie aufzuhalten. Sie liefen durch die Straßen der Stadt, durch ihre Kleidung nicht wenig Aufsehen erregend, bis sie schließlich beim Hafen angelangt waren. Schnell sprangen sie auf ein gerade ablegendes Schiff, begaben sich sehr zum Erstaunen der Matrosen einfach so an Bord. Die beiden schafften es den Kaptain, welcher bei ihrer Geschichte in herzhaftes Gelächter ausbrach, dazu zu überreden sie mitzunehmen, womit sie ihre erste Reise alleine antraten, eine Reise, welche sie in die Freiheit führen sollte. Aber wie sich bald zeigte gedachten ihre Eltern nicht ihnen einfach so ihren Willen zu lassen. Es dauerte kaum vier Tage, und das auch nur da das Handelsschiff gezielt eine andere Route gewählt hatte als sonst, bis ein Schiff der Marine das einfache Handelsschiff aufgespürrt und die Übergabe von Thessana di Isk und Densharr van Lorsvek forderten. Der Kaptain, welcher den beiden gerne helfen wollte, sah sich in einer schwierigen Position, hatten sie doch keine Change der Fregatte auf Dauer zu entkommen. Zwar versuchten sie es, glücklicherweise vor deren Feuer durch die Anwesenheit der beiden Adeligen geschützt, doch obwohl die Geschwindigkeit der beiden Schiffe annähernd die selbe war, konnten sie doch nicht auf Dauer entkommen. Spätestens zu dem Zeitpunkt, da vor den Schiffen eine gewaltige Sturmwand erschien war klar, dass sie aufgeben mussten. Klar zumindest für den Kaptain des Handelsschiffes und die Besatzung des Kriegsschiffes, denn Densharr und Thessana dachten nicht daran nun, da sie so weit gekommen waren, einfach aufzugeben. Die beiden Verlobten stiegen, all die Gefahr ignorierend, auf eines der Beiboote, das des Kaptains, mit welchem sie da es das Größte und Stabilste war noch die besten Changen hatten, und fuhren los, hinein in die stürmischen Wogen des Meeres. Erbarmungslos umschlang das Meer das kleine Boot, spielte damit wie eine Katze mit ihrer Beute. Weder Densharr noch Thessana wussten, ob es das Richtige war was sie getan hatten, ob sie dies hier überhaupt überleben konnten. Doch als sich ihre Blicke trafen lächelten sie beide, glücklich zumindest beisammen sein zu können ohne gesagt zu bekommen wie – und sollte es soweit kommen, zumindest auf eine Art zu sterben die sie selbst gewählt hatten. Die Wogen des Meeres waren vergessen für diesen Moment, spielten für einen Augenblick keine Rolle. Immer tiefer wurden sie in den Sturm hereingezogen, immer schwieriger wurde es auf dem Boot zu bleiben, nicht einfach von dem Meer davongerissen zu werden. Es war eine aussichtslose Situation, dies war den beiden bewusst, und schließlich wurde das Boot in Stücke gerissen, die beiden Verlobten von dem wütenden Meer gefressen, doch nie, niemals den fest umklammerten Körper des Anderen loslassend ... Kapitel 6: Ein Drache namens Kirika ----------------------------------- Zweite Chronik: Menschsein Es war ruhig, zu ruhig. Nur die sanften Bewegungen des Meeres waren zu vernehmen. Langsam öffnete Densharr seine Augen, sah an sich herab. In seinen Händen erblickte er, immer noch ohne Bewusstsein, aber zumindest mit einem schwachen doch vorhandenen Puls, die Prinzessin. Sie war immer noch bei ihm, sie hatten überlebt. Der Junge wusste nicht wie, aber es war ihm im Moment egal. Er dachte, dass alles ab jetzt nur mehr gut werden konnte. Zumindest bis zu dem Moment, da er von Thessana aufsah und den Drachen bemerkte, welcher neben ihnen lag und sie beständig beobachtete. Erschrocken sties er einen Schrei aus, welcher sogleich die Prinzessin aufweckte – die ebenfalls zuerst einen glücklichen Gesichtsausdruck hatte, als sie Densharr sah, welcher sich jedoch ebenfalls schnell zu einen Erschrockenen wandelte. Sie erschrack jedoch nicht da sie den Drachen gesehen hatte, diesen hatte sie noch nicht einmal bemerkt, sondern eher da sie ihre Position, in den Armen von Densharr, bemerkte. Reflexartig entfernte sie sich aus seinem Griff, nur um im nächsten Moment, da sie den Drachen bemerkte, wieder in diesen zurückzukehren. Aber der Drache wollte ihnen, glücklicherweise, nichts böses. Im Gegenteil, wie sich nach kurzer Zeit herausstellte, war er der Grund dafür, dass die beiden noch am Leben waren. Der Bronzedrache, welcher den Namen Kirika trug, erzählte, dass er sie bei der Jagd nach Haifischen, einer seiner Lieblingsspeisen, zufällig bemerkt hatte wie die stürmischen Wogen mit ihren regungslosen Körpern spielten. Kurzentschlossen war er zu ihnen geschwommen und hatte die beiden aus dem Sturm befreit, hierher auf seine Heimatinsel, Lemuria, gebracht. Nicht vollends selbstlos, wie sich jedoch herausstellte, denn kaum hatten die beiden den ersten Schock überwunden, wollte er von ihnen Geschichten aus der Welt außerhalb des Sturmes hören, und von ihnen selbst auch, denn er hatte noch niemals jemanden mit solch seltsamer Kleidung gesehen – schließlich handelte es sich, wenn es einmal seltsamerweise gestrandete Überlebende gab, immer um Matrosen, doch niemals um Leute die noch ihre Hochzeitskleidung trugen. Sie erzählten dem Drachen ihre Geschichte, schien dieser doch wirklich nichts böses zu wollen. Im Gegenzug erfuhren sie von diesem viel über den Ort, an welchem sie sich nun befanden – und wussten, dass sie hier sicher vor ihren Verfolgern waren. Die Erzählungen dauerten bis tief in die Nacht und den nächsten Morgen hinein. Als Densharr und Thessana endlich fertig mit ihrer Geschichte waren, welche sie abwechselnd erzählt hatten,hatten die beiden einen hochroten Gesichtsfarbton und wagten es nicht einmal mehr in das Gesicht des anderen zu blicken, damit dieser es nicht bemerkte. Eine Reaktion, welche Kirika nicht nachvollziehen konnte, jedoch mit seiner Frage, weswegen sich ihre Gesichtsfarbe so sehr verändert hatte, den Rotton der beiden nur noch schlimmer machte. Schließlich trennten sich wieder die Wege des Drachen und der beiden, Densharr und Thessana diesem auf ewig dankbar. Es verstrich einige Zeit, welche die beiden damit zubrachten sich so gut es ging mit der Insel vertraut zu machen – etwas, dass weit schwieriger war als anfangs von den beiden Adeligen angenommen wurde. Das Land hier war nicht kultiviert wie in ihrem Reich, wilde Tiere durchstriffen die ganze Insel, und keiner der beiden hatte eine Waffe bei sich. Densharr suchte zwar einen geeigneten Holzstab, welchen man zumindest als behelfsmäßige Waffe verwenden konnte, doch war dieser Stab weit entfernt von einer Lebensversicherung in einem Kampf – und es war ein Kampf, welcher kommen sollte. Es war erst der Beginn ihres dritten Tages auf der wundersamen Insel, bisher hatten sie Glück gehabt und waren keiner aggressiven wilden Kreatur begegnet, ebensowenig wie einer höheren Lebensform. So gut es ihnen möglich gewesen war, hatten sie sich durch den dichten Wald geschlagen, sich von Früchten und Beeren ernährt und unter freiem Himmel geschlafen – es war zwar glücklicherweise warm auf der Insel, doch trotzdem war dieser Lebensstil für die beiden verwöhnten Kinder vollends anders als sie es sich jemals hätten vorstellen können. Es war der dritte Morgen, als sie von leisem Rascheln im Unterholz geweckt wurden. Ihnen blieb nicht viel Zeit nachzusehen was dieses Geräusch verursacht hatte, denn bereits im nächsten Moment sprangen einige raubtierhafte Kreaturen aus dem Unterholz hervor und griffen die beiden an. Der Junge verteidigte Thessana und sich selbst so gut es ihm möglich war mit seinem improvisierten Stab, doch war er schlicht und ergreifend zahlenmäßig zu sehr unterlegen. Rasch gewannen die Kreaturen die Oberhand, schlugen dem erbittert kämpfenden jungen Mann einige tiefe Wunden. Es war in diesem Moment, in welchem alles schon verloren schien, welcher geprägt war von Densharr´s Schmerzensschreien und Thessanas verzweifelten Rufen, da eine weitere Kreatur aus den Büschen hervorsprang. Auch wenn sie einen humanoiden Gang hatte, so schien doch alles andere an ihr, ihr ganzes Aussehen, keineswegs dem eines Menschen gleich. Der Kampf kippte mit einem Mal zu Gunsten der Verteidiger, als sich die humanoide Gestalt auf ihrer Seite einmischte, und binnen weniger Sekunden waren die wilden Kreaturen in die Flucht geschlagen. Noch im selben Moment da die Kreaturen flohen, stürzte Thessana zu ihrem verletzten Begleiter, welcher kraftlos zusammenbrach. Sie flehte ihn an durchzuhalten, nicht zu sterben, flehte ihren unerwarteten Retter an Densharr zu helfen – doch dieser sah die beiden im ersten Moment nur verständnislos an. Erst nach einer kurzen Zeit des Schweigens sprach der Retter einige Worte, Worte in einer Sprache, welche die beiden noch nie zuvor gehört hatten. Schnell erwies sich, dass das Unverständnis der Sprache offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruhte. Aber das Densharr dringend medizinische Versorgung brauchte war offensichtlich, dafür wurden keinerlei Worte benötigt, und so deutete ihnen ihr Retter ihm zu folgen. Er führte sie in ein nicht weit entferntes Dorf, gut versteckt im tiefen Wald. Dort waren noch viele andere Wesen die aussahen wie er selbst, kein einziges, welches einer den beiden bekannten Rasse angehörte. Sie hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit Drachen, doch ihr Körperbau glich dem eines Menschen. Erst viel später sollten Densharr und Thessana erfahren, dass es sich bei diesen Wesen größtenteils um Halbdrachen handelte. Der verletzte Junge wurde von den im Dorf lebenden Wesen versorgt und ihnen ein Platz angeboten an dem sie sich ausruhen und, im Falle von Densharr, genesen konnten. Trotz der Sprachbarriere wurden sie sehr Gastfreundlich behandelt, und vor allem Thessana erwies sich als äußerst geschickt darin mit Gesten und Mimiken mit den in diesem Dorf lebenden Wesen zu kommunizieren. Tage und Wochen vergingen, die Wunden des Jungen waren mittlerweile wieder vollständig genesen, in welchen die beiden viel über das praktische Leben hier in diesem Dorf erfuhren – das Leben ohne Diener, ohne Silberbesteck und ohne ein gewaltiges Haus aus massiven Stein. Sicherlich, es war ungewohnt, und sollte es auch noch lange Zeit so bleiben, doch beide waren fest entschlossen dazu es zu lernen, ihre Flucht von zu Hause bis zum Ende durchzuziehen. Sie hatten es soweit geschafft, nun konnten sie nicht mehr aufgeben, nicht mehr einfach umkehren. Selbst nachdem es Densharr wieder gut ging blieben sie in dem Dorf, hatten sie doch endlich jemanden gefunden, welcher zumindest in der Mentalität ihrer Rasse nicht so ungleich war, auch wenn sie einander nicht verstehen konnten. Sie arbeiteten hart sich ihr eigenes Heim zu errichten, bekamen Hilfe von den anderen Bewohnern des kleinen Dorfes, halfen den anderen so weit es ihnen möglich war bei deren Problemen – alles schien langsam aber sicher in geordnete Bahnen zu gelangen, sie schienen einen Platz gefunden zu haben, an welchem sie endlich bleiben konnten, einen Ort wo ihre Abstammung keinerlei Rolle spielte, wo man sie wie ganz normale Personen behandelte. Die Zeit verging wie im Flug, und bald waren knapp zwei Jahre vergangen seit die beiden auf die Insel der Drachen gekommen waren. In dieser Zeit hatten sie viel erfahren, sich ihr eigenes Heim aufgebaut, gelernt wie man auch unter den hier herrschenden Umständen relativ gut leben konnte. Auch die Sprache der Drachen hatten sie zu lernen begonnen, wenngleich sie sie immer noch fern von perfekt sprachen. Es war ein wunderschöner sternenklarer Abend, welchen Densharr und Thessana gemeinsam am nahegelegenen Strand verbrachten. Oft waren sie bereits hier gewesen, hatten diesen Ort von ihrem ehemaligen Retter gezeigt bekommen, doch trotzdem war es immer noch ein ungewohntes Gefühl für die beiden auf eine solche Weise einfach nur besammen zu sitzten und dem sanften Rauschen des Meeres zu lauschen – ein ungewohntes und doch sehr angenehmes und beruhigendes Gefühl. Es war eine Ruhe, wie sie sie niemals in ihren Elternhäusern gefunden hätten – eine Ruhe, welche an diesem Abend jedoch aprupt durchbrochen wurde. Unvermittelt waren gewaltige Flügelschläge zu vernehmen, und gerade noch rechtzeitig bemerkten die beiden den auf sie zustürztenden wahren Drachen. Schnell sprangen sie zur Seite, wurden nur um Haaresbreite von dem majestätischen Tier verfehlt. Der Drache war noch jung, dies war an seiner Größe offensichtlich, ein grüner Drache, wie ein zweiter Blick verriet. Schnell griff Densharr zu seinem Speer, stellte sich vor seine Begleiterin um diese zu beschützen, starrte den fliegenden Drachen intensiv an, lies ihn nicht aus den Augen. Der grüne Drache wendete und setzte abermals zu einem Angriff an, diesmal mit seinem Dachenatem. Der Angriff war schnell, schnell und vor allem unerwartet. Densharr schaffte es nur noch Thessana rechtzeitig aus dem Angriffsradius des Atems zu stossen, wurde selbst jedoch noch von diesem erwischt. Blut tropfte von seinem rechten Arm und Bein herab, ebenso wie aus einigen kleineren Wunden, welche von dem Odemangriff des Drachen erwischt worden waren, ein unbeschreiblicher Schmerz durchfuhr den Körper des Jungen. Doch trotzdem richtete sich dieser erneut auf, die Schmerzen so gut es ging ignorierend, den Drachen fest entschlossen anblickend – er würde nicht weichen, würde nicht zulassen, dass dieser Thessana Leid zufügte. Doch der Drache hielt inne, setzte wider Erwarten nicht gleich mit einem weiteren Angriff nach. Statt dessen erhob er seine Stimme und sprach zu dem Jungen, sprach in der Sprache der Drachen, derer die beiden Angegriffenen nur begrenzt mächtig waren – die wenigen Worte die sie verstehen konnten, waren Kirika und verwandeln, etwas vonwegen einer wahren Form. Viel Zeit über diese konfusen Worte nachzudenken blieb den beiden jedoch nicht, denn bereits im nächsten Moment folgte ein weiterer Angriff, diesmal jedoch nicht von dem, sondern auf den grünen Drachen. Ein bronzefarbener Drache war wie aus dem Nichts aufgetaucht und verwickelte den grünen Drachen in einen erbitterten Kampf. Wortlos, unfähig etwas zu sagen, betrachteten die beiden den spektakulären Kampf der beiden jungen Drachen, aus welchem kein eindeutiger Sieger hervorging – am Schluss liesen die beiden Drachen voneinander ab, der Grüne sich zurückziehend und der Bronzene sich zu den beiden herab sinken lassend. Es handelte sich bei diesem Drachen um den selben Drachen, welcher ihnen damals, als sie auf der Flucht vor ihren Eltern in den die Insel umgebenden Sturm gefahren waren, das Leben gerettet hatte. Er war durchaus angenehm überrascht die beiden mehr oder minder wohlbehalten wieder zu sehen. Ein Gespräch bildete sich zwischen ihnen, geführt in der Muttersprache des Prinzen und der Prinzessin, derer der Drache, wie sich bereits bei ihrem ersten Treffen herausgestellt hatte, mächtig war. Es stellte sich heraus, dass der angreifende Drache, ein Rivale von Kirika, lebend im Nachbargebiet, Densharr offensichtlich für den Bronzedrachen gehalten hatte, dessen übliche menschliche Gestalt dem Aussehen von dem Prinzen zum verwechseln ähnlich, genauer ident, war – sehr zum Erstaunen von Densharr und Thessana, doch auf die Frage weswegen dem so war, gab der Bronzedrache ihnen nur ein schelmisches Grinsen als Antwort. Da, wie sich herausstellte, das Gebiet, in welchem Densharr und Thessana nun lebten, Teil des neuen Territoriums von Kirika war, blieb dieses Treffen bei weitem nicht das letzte zwischen den beiden und dem eigenartigen Drachen. Oft kam er einfach nur vorbei um weitere Geschichten über ferne Länder zu erfahren, ebenso wie um einfach nachzusehen ob mit den beiden alles in Ordnung war – denn schließlich waren sie wohl durch ihr, oder genauer genommen sein menschliches, Aussehen einer Gefahr durch den benachbarten grünen Drachen ausgesetzt. Manchmal erschien es den beiden jedoch auch so, wie wenn der Jungdrache schlicht und ergreifend aus purer Langeweile zu ihnen kam, einfach nur weil er einen Zeitvertreib suchte. Die Jahre vergingen, und mit der Zeit wurden die drei zu festen Freunden, wenngleich diese Freundschaft wohl für Außenstehende sehr seltsam wirkte. Hie und da kam es noch über die Jahre verteilt vor, dass sie abermals dem grünen Drachen begegneten, doch immer wenn dieser nahe war, war auch Kirika nicht weit entfernt um sich mit diesem zu messen. Und so verstrichen Jahre und Jahrzehnte, welche die beiden einst Adeligen zu festen Einwohnern der mystischen Insel machten, ihnen die Bräuche und Sprache, das Leben darauf beibrachten – Jahre, welche die beiden niemals vergaßen. Kapitel 7: Der Friede und die Suche ----------------------------------- Zweite Chronik: Menschsein Die Jahre vergingen, und langsam wuchs ihrer beider Kind in seiner neuen Welt heran. Die Liebe und Zuneigung, welche ihm von seinen Eltern, insbesondere seiner Mutter, zuteil wurde, war etwas, dass sich wohl leider viele andere Kinder nur wünschen konnten. Auch seinem Namensgeber lernte es bald kennen, wenngleich Kirika damals natürlich noch zu jung war um die Ereignisse wirklich zu begreifen – den Grund weswegen er den Namen hatte den er hatte lernte Kirika erst viele Jahre nach seinem ersten Treffen mit den Bronzedrachen bewusst. Es waren glückliche Jahre für die beiden Eltern, wohl die glücklichsten in ihrem ganzen bisherigen Leben. Sie hatten ein gemeinsames Kind, ein Kind entstanden aus ihrer Liebe. Aus ihrem freien Willen, in Freiheit. Und so erreichte Kirika unter viel Pflege das Alter, in welchem er Dinge bewusst zu lernen begann, von sich aus wirklich versuchte sie zu erlernen, dazu in der Lage ist sich selbst auszudrücken. Kirika wuchs sehr nach seinem Vater auf, von seinem Aussehen glich er diesem zum verwechseln, wäre da nicht der gewaltige Altersunterschied gewesen. Seinen Charakter jedoch erbte er zu einem großen Teil von seiner Mutter – er war sehr still, genoss gerne einfach die Ruhe, die Geräusche der Natur. Nicht das er nicht sprechen konnte, er war durchaus sprachbegabt, meisterte die Sprache der Drachen bereits in einem sehr jungen Alter, doch zog Kirika es einfach vor nur zu sprechen wenn es notwendig war, nur wenn er gefragt wurde – wenn es möglich war, so antwortete er oft einfach nur mit schlichten Gesten wie Kopfnicken oder Schütteln. Der heranwachsende Junge war also vom Aussehen her der menschlichen Gestalt seines Namensgebers sehr ähnlich, doch vom Charakter selbst grundverschieden – denn der Bronzedrache war ein begeisterter Redner, sprach oft viel mehr als für ihn selbst gut war, wie Thessana und Densharr schon oft festgestellt hatten. Aber dies störte seine Eltern nicht, für sie war es vollkommen in Ordnung. Sie wollten ihrem Kind keine Vorschriften machen, wollten, dass Kirika sich entwickeln konnte wie er es selbst wollte. Und entwickeln wollte sich der Junge, auf seine Art und Weise. Oft saß er stundenlang vor den unterschiedlichsten Büchern, las diese ohne sich von ihnen abzuwenden oder auch nur ein Wort dabei zu sprechen, ohne sich von irgendjemanden vom Lesen abbringen lassend. Auch was ihm seine Eltern beibrachten verweigerte er nicht, von seiner Mutter lernte er das Kochen und die Arbeit im Haushalt, Dinge welche Kirika sehr gerne tat, von seinem Vater den Umgang mit den verschiedensten Waffen, wie man jagte und auf andere Weise Nahrung und dergleichen beschaffen konnte. Mit der Zeit wuchs Kirika zu einem jungen Mann heran, das Alter erreichend, welches seine Eltern damals gehabt hatten, als sie auf diese Insel gekommen waren. Deren Leben hatte damals erst wirklich begonnen, und so waren Thesanna und Densharr durchaus gespannt darauf, wie sich das Leben ihres Kindes von diesem Zeitpunkt an entwickeln würde. Aber was auch kommen sollte, sie waren fest entschlossen ihrem Kind zur Seite stehen, ihm zu helfen wo sie nur konnten – nicht wie ihre eigenen Eltern damals, welche ihnen alles verbieten und vorschreiben hatten wollen. Kirika hatte sich über die Jahre herausgeputzt, doch immer noch war er sehr wortkarg und pflegte auch keine ernsthaften Kontakte zu den anderen Kindern im Dorf. Oft war Kirika alleine im Wald unterwegs, öfter noch am Strand oder den Klippen. Er mochte das Meer, fand es beruhigend, angenehm. Manche seiner Wanderungen brachten ihn weit weg von seinem Heimatdorf, erstreckten sich über mehrere Tage hinweg. Dies waren Zeiten, in welchen er die Ruhe suchte, Zeit zum nachdenken brauchte. Doch dachte er niemals über etwas bestimmtes nach, er selbst wusste eigentlich gar nicht weswegen er solch lange einsame Ausflüge machte. Irgendwie hatte er das Gefühl als fehlte etwas, etwas in ihm, doch wusste er einfach nicht was. Er hatte, in seinen Augen, alles was man sich nur wünschen konnte. Ein gutes unbekümmertes Leben, liebevolle Eltern ... was sollte er mehr brauchen, es gab nichts, dass fehlte. Das Wetter, welches in den letzten Tagen herrlich gewesen war, begann einer starken Schlechtwetterfront zu weichen – dies war offensichtlich, für jeden der seinen Blick gen Himmel wandte und zumindest ein wenig Ahnung von dem Leben auf dieser Insel hatte, und so auch für den jungen Kirika, welcher wieder einmal auf einer seiner langen Wanderungen war. Umkehren hatte nur wenig Sinn, war er doch einige Tagesreisen von seinem Heimatdorf entfernt, zumal er noch nicht das Bedürftnis verspürte, wieder dorthin zurückzukehren. Nun, es war nicht sonderlich schlimm, musste er doch nur nach einem geeigneten Unterschlupf ausschau halten. In diesem Gebiet war er zwar erst selten gewesen, aber wie er wusste waren in dem Gebirge nahe am Wasser unzählige natürliche Höhlen. Er wanderte an den Klippen entlang, sein Blick immer wieder von dem noch ruhigem Meer zu den neben ihm liegenden Bergen schweifend, suchend nach einer Möglichkeit des Unterschlupfes. Aber wider Erwarten war keiner zu entdecken, das Unwetter jedoch unweigerlich immer näher kommend. Die Windstärke hatte bereits begonnen merklich zuzunehmen, und auch die Temperatur war bereits ein klein wenig abgefallen. Kirika begann sich ein wenig Sorgen zu machen, doch fern von Ernsthaften – er war zuversichtlich etwas zu finden, und selbst wenn nicht, so würde er es überleben, es wäre nur ein wenig unangenehm, mehr nicht. In der Tat fand er kurz darauf etwas, doch nicht aus der gesuchten oder gar erwarteten Kategorie, nicht einmal in der erwarteten Blickrichtung. Als er wieder einmal das immer unruhiger werdende Meer fasziniert beobachtete bemerkte er dort an den rauhen Klippen, etwa 20 Meter unter sich, den Körper einer Person. Es sah nicht so aus als würde sie noch am Leben sein, sofern dies auf diese Distanz zu beurteilen war. An und für sich war dies kein seltenes Bild, wurden doch immer wieder die Leichen von Schiffsbrüchigen hier an die Klippen geschwemmt – oder, in dem Fall, dass sie zu dem Zeitpunkt da sie die Klippen der Insel erreichten noch keine Leichen waren, wurden sie von den Klippen zu welchen gemacht, indem die Wellen deren Körper bestäntig gegen den unnachgiebigen Stein schleuderten. Aufgrund dieser und noch einiger weiterer Tatsachen, wie beispielweise dem herrannahendem Sturm, sagte all das logische Denken Kirika´s, dass er einfach weitergehen sollte, den Körper dort unten einfach lassen sollte wo er war. Er wollte weitergehen, machte einige Schritte, bevor er sich an den Kopf fasste, diesen abfällig über sich selbst schüttelte und sich daran machte die steilen Klippen hinunter zu klettern. Es war kein leichter Abstieg, in der Tat sogar sehr gefährlich. Der Stein war nass und der starke Wind machte das Unterfangen auch nicht leichter. Aber trotz aller Widrigkeiten schaffte der Junge den Abstieg, erreichte den Körper, welchen er von oben gesehen hatte. Es war der einer Frau, eines Mädchens, und schien in gutem Zustand zu sein – nicht zertrümmert von den Klippen und Wellen. Vorsichtig fasste er ihr an den Hals, fühlte einen sehr schwachen, doch noch vorhandenen, Puls. Sie war am Leben, noch zumindest, denn wenn er sie nicht rechtzeitig vor der Ankunft des eigentlichen Sturmes hier wegbrachte, so wäre nicht nur sie, sondern auch er bald nicht mehr im Reich der Lebenden. In diesem Moment durchstieß der erste Blitzschlag den Himmel, Donnergrollen erfüllte die Luft. Mit rasanter Geschwindigkeit nahm die Intensität der Wellen zu, sie peitschten gegen die Klippen, als wollten sie diese zum Einsturz bringen. Nur unter größten Anstrengungen schaffte Kirika es, sich selbst und das unbekannte Mädchen wieder hinauf auf die Insel zu bringen, zwei Mal bei diesem Versuch den Halt verlierend und um ein Haar in die tobenden Wogen des Meeres stürzend. Regen hatte eingesetzt, durchnässte den Jungen binnen kürzester Zeit bis auf die Haut. Aber trotzdem gab er nicht auf, dass Mädchen weiterhin zu tragen, sah sich hektisch nach einer Möglichkeit des Unterschlupfes für sie um, denn im Moment waren sie dem Wetter schutzlos ausgeliefert. Es war, ironischer Weise, ein Blitz, welcher schlussendlich eine Höhle nahe ihrer Position enthüllte, in welcher die beiden, das Mädchen immer noch ohne Bewusstsein, Schutz finden konnten. Vollkommen am Ende seiner Kräfte lies Kirika sich an einer der Wände niedersinken, das Mädchen vorsichtig neben sich ablegend. Aufgrund seiner Erschöpfung dauerte es eine kleine Weile, bis er überhaupt die Kälte, welche in seinem durchnässten Körper vorherrschte, bemerkte. Er blickte zu dem Mädchen und bemerkte, dass auch sie am ganzen Körper zitterte. Seufzend blickte er sich in der dunkeln Höhle um, doch wusste er bereits, dass er hier kein brennbares Material finden würde – und all das Holz außerhalb der Höhle war bereits zum derzeitigen Zeitpunkt zu nass um als Feuerholz verwendet werden zu können. Abermals sah er zu dem Mädchen, berührte mit seiner Hand sanft ihren Körper. Ihm selbst war aufgrund der Nässe kalt, doch im Vergleich zu ihr, war sein Körper extrem warm. Wieder stieß Kirika ein tiefes Seufzten aus, bevor er sich seiner nassen Kleidung entledigte, und bei ihr, so ungerne er dies auch machte, selbiges tat – würden sie ihre nasse Kleidung anbehalten, würden sie sich am Ende beide noch eine heillose Unterkühlung zuziehen. Dies getan, etwas tiefer in der Höhle wo die Lichtverhältnisse nicht so gut waren, zog er ihren Körper nahe an den seinigen, aufdass er sie mit seiner Körperwärme so gut es ging auch aufwärmte. Und so, in dieser Position, wurden langsam aber sicher die Augenlieder des Jungen schwer, schwer von den Anstrengungen des Tages, und bald waren sie tief und fest geschlossen. Ein angenehmes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus. Wärme, die Nähe einer Person. Sie schmiegte sich an ihn, an seinen Körper. Für einige Augenblicke genoss Kirika dies einfach nur, das Gefühl, den Frieden, die Ruhe – doch dann fielen ihm mit einem Mal wieder die Ereignisse des letzten Tages ein. Reflexartig riss er seine Augen auf und blickte an sich herab. Da war sie, das Mädchen, welches er am gestrigen Tage vor den Wogen des Meeres gerettet hatte. Sie schien noch immer nicht wach, offensichtlich war sie direkt von ihrer Bewusstlosigkeit in einen festen Schlaf gefallen, zog sich jedoch trotzdem von sich aus eng an ihn heran. Er konnte ein genüssliches Seufzten von ihr vernehmen, als sie sich enger an ihn heranschmiegte, fast als wäre sie eine Katze oder dergleichen. Eine seltsame Situation, eine seltsame Position, in welcher er sich befand, zumindest empfand er dies so. Sein erster Gedanke war sich ihr zu entziehen, und wenn es nur war um ihr und auch sich die hoffentlich getrockneten Kleider wieder anzuziehen, doch sie verhinderte diesen Versuch unbewusst indem sie im Schlaf nach ihm griff und sich weiter an ihn heranzuog. Ihm blieb wohl nur sanfte Gewalt um sich zu befreien, doch als er sie, ihr friedliches schlafendes Gesicht, anblickte, konnte er es nicht übers Herz bringen, und so verweilte er wo er war – nach einer Weile begannen sich auch seine anfänglichen Verspannungen zu lösen. Sie war süß, wirklich sehr hübsch, wie Kirika feststellte, als er das immer noch schlafende Mädchen betrachtete. Bevor er es selbst realisierte strich er ihr sanft durch das helle Haar, strich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht heraus. Es war ein angenehmes Gefühl und auch dem Mädchen schien es ihrem Gesichtausdruck nach, und insbesondere dem entspannten Seufzten, nicht zu missfallen. Die Frage, worüber sie wohl gerade träumte, schlich sich in Kirika´s Kopf hinein, während er seinen Blick auf das bildhübsche Mädchen gerichtet hatte, aber noch bevor er sich wirkliche Gedanken über diese Frage machen konnte, begann sie verschlafen ihre Augen zu öffnen. Zuerst schien sie nicht wirklich irgendetwas mitzubekommen, sich immer noch halb in ihren Träumen befindend, doch es dauerte nur wenige Augenblicke bis das Mädchen bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Die Person, der sie unbewusst in die Augen sah, die Nähe zu dieser, das Gefühl von Haut auf Haut – Kirika konnte förmlich ihre Gedankengänge an ihrem sich rasant verändernden Gesichtsausdruck ablesen. Schnell setzte er zu einer Erklärung, einer Entschuldigung, an, doch das Mädchen lies ihm nicht genügend Zeit um diese vorzubringen. Mit einem leichten Aufschrei sties sie sich von dem Jungen ab, verdeckte so weit dies möglich war mit ihren Händen ihren entblösten Oberkörper und wandte zudem Kirika den Rücken zu. Es dauerte eine ganze Weile und benötigte viele Worte bis Kirika das Mädchen über die Situation aufgeklärt hatte – und insbesondere bis sie ihm glaubte, dass er wirklich nichts getan und die Sache mit der Kleidung notwendig gewesen war. Nun, letzteres Thema wurde genauer ausgedrückt zu diesem Zeitpunkt eher pausiert, und zwar durch das Magengrollen des Mädchens – etwas, dass ihr deutlich unangenehm war, wohl fast mehr noch als die Tatsache, dass sie immer noch mit dem Rücken zueinander nackt dasaßen. Der Sturm draußen tobte immer noch mit unverminderter Stärke, und es hatte nicht den Anschein, als würde dieser bald ein Ende nehmen. Glücklicherweise war es, zumindest im Moment, nicht notwenig die Höhle zu verlassen, hatte Kirika doch in seiner Wandertasche zumindest noch eine Kleinigkeit zu essen dabei. So erhob er sich und holte die Nahrung aus seinem Gepäck, wobei er feststellen musste, dass ihrer beider Kleidung immer noch zu nass zum tragen war – kein Wunder, bei der durch den Sturm herrschenden Luftfeuchtigkeit. Trotzdem, zumindest sein robenartiger Umgang war soweit getrocknet, dass man ihn zumindest verwenden konnte um sich damit zu bedecken, und so brachte er Nahrung und Umhang mit und übergab beide dem fremden Mädchen – es war schwierig zu sagen, worüber sie sich mehr freute. Ab diesem Zeitpunkt nahmen ihre Gespräche normalerere Züge an, wenngleich deutlich war, dass die ganze Situation, und vor allem die Art auf die sie die letzte Nacht verbracht hatten, dem Mädchen unangenehm waren. Hauptsächlich sprach der sonst wortkarge Kirika, über sich selbst oder sonstige belanglose Dinge, das Mädchen stellte ab und zu Fragen oder lauschte einfach nur schweigend, von sich selbst erzählte es nichts, nicht über ihre Vergangenheit, verriet ihm nicht einmal ihren Namen – nicht das Kirika sie danach gefragt hätte. Bald kam die Nacht, und immer noch hielt das Unwetter sie in der Höhle ohne Feuer oder sonstige Annehmlichkeiten gefangen. Sie beide legten sich schlafen, an der jeweils anderen Wand der Höhle. Es war kalt, der Stein, die Feuchtigkeit der Luft – immer noch war ihre Kleidung nicht getrocknet. Kirika hatte dem Mädchen seinen Umhang zum schlafen überlassen, wenngleich dieser wohl eher zum Schutz vor ihrer Blöse wie zum wärmen dienlich war, denn er war alles andere als warm und dick. Der Junge versuchte trotz des harten und kalten Bodens zu schlafen, doch musste er bald feststellen, dass er am ganzen Körper zitterte. Er wusste nicht wie lange er bereits dalag, zu schlafen versuchte, als er unvermittelt etwas sanftes weiches an seinem Rücken spürte, ein Stück Stoff über seinen Körper geschlagen wurde. Er öffnete die Augen, obwohl er wusste, dass er außer Dunkelheit nichts sehen würden, obwohl er ohnehin wusste, was gerade geschah. Mit einer schüchternen Stimme bat das Mädchen ihn, sich nicht umzudrehen, sich ihr nicht zu entziehen. Er konnte deutlich am Zittern ihres Körpers, sogar an ihrer Stimme, bemerken, dass auch sie fror. Und so verbrachten sie eine weitere Nacht eng aneinander geschmiegt, diesmal jedoch sie ihn in den Armen haltend, sie von sich aus ihren Körper an den Seinigen ziehend. Als Kirika am nächsten Morgen wieder erwachte wurde er im von Sonnenstrahlen, welchen ihren Weg in die Höhle gefunden hatten, und von Vogelgezwitscher begrüßt. Der Sturm hatte sich über die Nacht hinweg gelegt wie es schien, war bezauberndem Wetter gewichen. Bezauberndes Wetter, doch unfähig mit der Schönheit des Mädchens, welches immer noch friedlich eng an ihn gedrückt schlief, mithalten zu können. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Gesichtszüge, während er ohne es selbst zu bemerken ihrer gestrigen Anweisung zuwider handelte, sich zu ihr umwandte und vorsichtig das zersauste Haar aus ihrem Gesicht striff. Nicht lange blieb ihm jedoch dieser friedliche, wunderhübsche Anblick, denn schon bald öffnete das Mädchen verschlafen wie am Tag zuvor ihre Augen. Abermals schrak sie zurück, zog den Umhang dicht an ihren Körper heran um diesen zu bedecken, doch wandte sie sich diesmal nicht von ihm ab. Statt dessen brauchte sie offensichtlich einige Momente um sich wieder daran zu erinnern, was letzten Abend geschehen war. Momente die ohne ein Wort verstrichen, bevor sie sich vielmals hektisch bei ihm für das gestern Abend geschehene zu entschludigen begann, selbst hochrot im Gesicht seiend. Auch Kirika´s Worte, dass es in Ordnung sei, dass das wirklich nichts Schlimmes, in der herrschenden Situation sogar mehr als nur verständlich, war, halfen nichts, um ihren offensichtlichen Schuldgefühlen ein Ende zu bereiten, oder diese auch nur zu mildern. Ihre Kleidung war endlich weit genug getrocknet um sie wieder tragen zu können, und so konnten sie sich endlich halbwegs normal begegnen, wenngleich immer noch die letzten beiden Nächte mehr als nur deutlich im Hinterkopf beider vorhanden waren. Da sich das Wetter wieder normalisiert hatte, konnte sich Kirika auch endlich auf den Weg nach Hause machen, schließlich machten sich seine Eltern vermutlich langsam Sorgen wenn er nicht bald zurückkehrte. Aber gerade als er gehen wollte, wurde sein rechter Arm von hinten erfasst, erfasst von dem Mädchen, welches ihm seit zwei Nächten Gesellschaft leistete. So lange sie auch brauchte um es zu artikulieren, sie wollte nicht, dass er ging, sie hier alleine zurücklies. Diese Reaktion wunderte Kirika sehr, war er doch in dem letzten Tag zu der Annahme gekommen, dass sie auch von dieser Insel war da sie Drakonisch problemlos verstand und selbst sprechen konnte, eine Sprache, welche soweit er wusste auf den anderen Kontinenten nicht allzuweit verbreitet war unter Nichtdrachen. Aber ihr flehender Blick hielt ihn davon ab zu widersprechen, ihren Worten nicht folge zu leisten. Es war ohnehin nicht so, als mochte er sie oder ihre Anwesenheit nicht – nur war es irgendwie einfach seltsam nun noch länger beieinander zu bleiben, wieder einmal besonders im Rückblick auf die letzten beiden Nächte. Aber dem Mädchen schien es wichtig, wichtiger als alles andere, dass er zumindest noch ein wenig bei ihr blieb und so leistete er ihrer Bitte mit einem leichten Lächeln folge. Sie blieben in der Höhle, ein beständiges kleines Feuer Wärme und Licht spendend, und Kirika sorgte mit der Jagd auf Kleingetier für etwas Essen – wie sich herrausstellte aß das Mädchen mit dem größten Appetit alles was er ihr gab, wenngleich sie bereits von vergleichsweise kleinen Mahlzeiten immer bereits satt war. Das Mädchen verbrachte fast die ganze Zeit über in der Höhle, wartete dort geduldig während der Junge auf Nahrungssuche war, fast als hätte sie Angst davor die schützenden Wände zu verlassen. Einen großen Teil der Zeit verbrachten die beiden mit reden, oder eher Kirika, denn weiterhin sprach das Mädchen nur wenig, schien allerdings sehr interessiert an jedem seiner Erlebnisse und jeder seiner Geschichten zu sein. Als schließlich der Abend des ersten Tages herreinbrach saßen sie gemeinsam schweigend am Lagerfeuer, ihre Blicke auf das sich vor der Höhle erstreckende weite Meer und dem sternenklaren Himmel gerichtet. Alles war so friedlich, schien so natürlich, fast wie wenn sie sich bereits jahrelang kennen würden. Da war dieses Gefühl der Vertrautheit, welches Kirika umschloss und nicht mehr loslassen wollte. Es war ein angenehmes Gefühl, ein Gefühl, welches der Junge noch niemals zuvor gespürt hatte, ein Gefühl, welches stärker wurde wann auch immer er seinen Blick zu dem schweigsamen Mädchen wandern lies. Der Mond stand bereits hoch am Himmel, seit Stunden saßen sie einfach nur friedlich nebeneinander und genossendas Bild und die leisen Geräusche der Natur. Keiner der beiden hatte auch nur ein Wort bezüglich einer Nachtruhe verloren, keiner von ihnen dachte daran. Es war das Mädchen, welches ohne jede Vorwarnung die Ruhe durchbrach. Sie stellte Kirika eine Frage, fragte ob er wüsste wie es wäre wirklich fliegen zu können, wirklich frei zu sein, frei zu tun und lassen was man selbst wollte, ohne auf den Rest der Welt achten zu müssen – ob es möglich sei seinem eigenen Schicksal zu entkommen. Kirika, erstaunt über diese plötzliche Frage, noch dazu über eine dieser Art, wusste anfänglich nichts zu antworten – doch kam die Frage ihm irgendwie sehr bekannt vor, wie wenn es eine Frage wäre, auf welche er selbst eine Antwort suchte. Und genau dies antwortete er schließlich auch, dass er es nicht wusste, aber unbewusst wohl selbst schon immer nach der Antwort auf diese Frage gesucht hatte. Sicherlich, er war eigentlich frei zu tun und zu lassen was er wollte, seine Eltern liesen ihm jede Freiheit die er wollte – doch trotzdem, irgendwie, fühlte er sich nicht, als wäre er wirklich frei, als ob er wirklich all das machen konnte was er wollte. Langsam nickte sie, sagte, dass sie dies auch tat – dass sie von Herzen hoffte, dass es eine positive Antwort auf diese Frage, Fragen, gäbe. Und dann küsste sie ihn. Ohne jede Vorwarnung, ohne zuvor auch nur ein einziges Anzeichen dafür gezeigt zu haben, ohne einen Moment zu zögern. Das Mädchen küsste den Jungen, ihre Lippen so unendlich sanft wie eine Engelsfeder. Im ersten Moment wusste der Junge nicht, was er mit diesem unerwarteten Empfinden anfangen sollte, wie er reagieren sollte, doch dann schloss er einfach seine Augen und genoss das Gefühl ihrer Lippen auf den Seinigen – lies den Dingen ihren natürlichen Lauf. Sie gaben sich einander vollkommen hin, geistig wie auch körperlich, zwei Personen, die sich erst vor wenigen Tagen zum ersten Mal getroffen hatten. In diesem Moment wussten sie, dass sie vielleicht nicht gefunden hatten, was sie gesucht hatten, doch trotzdem etwas, dass weit wichtiger als alles andere war. Als Kirika am nächsten Morgen erwachte, war das Mädchen bereits wach, lag eng an ihn geschmiegt, Körper an Körper. Diesmal war sie es, welche Haarsträhnen sanft aus seinem Gesicht strich. Ihr sanfter Gesichtsausdruck war schöner als die aufgehende Sonne. Mit leiser Stimme flüsterte sie ihm zu, dass sie ihn liebte, sie ihn liebte und es ihr leid tat. Mit diesen Worten küsste sie ihn ein weiteres Mal sanft auf die Lippen, und Kirika wusste, dass er das gefunden hatte was ihm gefehlt hatte ... Kapitel 8: Erwachen ------------------- Dritte Chronik: Einheit Sie liebte ihn, und im selben Atemzug sagte sie, dass es ihr leid tat. Der Menschenjunge Kirika wunderte sich über diese Worte, doch wich dieser Gedanken bereits im nächsten Moment dem Gefühl des Glücks und des Friedens, als das Mädchen ihn liebevoll küsste. Aber als sie den Kuss wieder lösten, der Junge seine Augen wieder öffnete, stand das Mädchen auf, entfernte sich einige Schritte von ihm, fast als hätte sie Angst vor etwas, vor ihm, bis sie aufgrund der Höhlenwand nicht mehr weiter zurückweichen konnte. Ihr Blick war voller Trauer, voller Schmerz, aber noch bevor Kirika die Frage, welche ihm bei diesem Anblick durch den Kopf schoss, aussprechen konnte, ertönte vom Höhleneingang her bereits eine tiefe männliche Stimme. Diese Stimme, stammend von einem Menschen, welcher nur wenig älter als Kirika selbst zu sein schien, belobigte das Mädchen für ihre gute Arbeit – woraufhin sie endgültig schuldbeladen ihren Blick zum Boden wandte, nicht mehr fähig Kirika anzusehen, seinem fragenden Blick stand zu halten. Ehe der Junge noch dazu in der Lage war Sinn in die derzeitige Situation hinein zu bekommen, war der Fremde auch bereits bei ihm, kniete sich neben ihm nieder. Er würde ihm gute Dienste leisten, sprach der fremde junge Mann, während er mit unmenschlichen Geschwindigkeit seine flache Hand zu Kirika´s nackter Brust führte. Augenblicklich verspürrte der Junge eine unbeschreibliche Müdigkeit, alles wurde erst dämmrig und wenige Momente später Schwarz. Die letzten Worte, welche er vor seinem einsetzenden Schlaf vernahm, waren, dass nun nur noch ein kleines Detail fehlte, um Kirika endlich ein für alle Male besiegen zu können, diesem ein Ende zu bereiten wie er es verdient hatte für all seine Taten, all seine Worte. Die beiden Drachen lebten eine Weile in Lucretia´s Land, doch nach einigen Jahren und vielen Geschichten über Lemuria, welche Kirika der Silberdrachin erzählte, beschlossen sie gemeinsam zur Insel der Drachen zu reisen. Sie war genauso wie Kirika sie in Erinnerung hatte, unverändert wie sie es wohl immer sein würde. Der Drache zeigte seiner Partnerin die ganze Insel, all die besonderen Plätze, welche er über die Jahrhunderte hinweg entdeckt hatte, und natürlich auch seinen gewaltigen, zu einem guten Teil aus unzähligen Büchern bestehenden, Schatz. Abermals stellte die Silberdrachin die Frage, ob Kirika denn niemals genug vom lesen bekommen würde, eine Frage, welche sie bereits lange schon nur noch rethorisch um ihn zu necken stellte. Aber die unbekümmerten fröhlichen Tage waren bald vorbei, denn schon kurz nach ihrer Ankunft auf Lemuria verschwand Lucretia von einem Abend auf den nächsten Morgen. Nicht spurlos, keineswegs, denn ein dem Bronzedrachen nur allzugut bekanntes Zeichen war in seinem Hort hinterlassen worden, das Zeichen seines ewigen Rivalen, des grünen Drachen dessen Namen er immer noch nicht kannte. Wider dem Rat aller anderen alten Metalldrachen machte sich Kirika alleine auf den Weg in das Territorium der Farbdrachen, zum Hort des Entführers der ihm wichtigsten Person in seinem Leben. Er versuchte nicht sein Kommen geheim zu halten, verschwendete keine Zeit damit eine Planung aufzustellen – er hatte ein Ziel, und er würde es erreichen. Er würde Lucretia aus den Fängen dieses Drachen retten, wie auch immer er sie überhaupt unbemerkt entführen hatte können. Dieser grüne Drache hatte bereits viel getan, doch dies war eindeutig über jeder Grenze des tollerierbarem. An diesem Tag würde Blut fließen, und zwar in strömen, dies hatte Kirika beschlossen. Der Flug zum Hort des Entführers war erstaunlich einfach, kein Farbdrache, keine magische Barriere, nichts versuchte den Bronzedrachen von seinem Vorhaben abzuhalten. Zum ersten Mal in seinem Leben betrat er den Hort seines Rivalen – er war verwinkelt, bestand aus einem unterirdischen Gangsystem, welches es ihm nicht erlaubte sich in seiner wahren Form zu bewegen. Aber daran störte sich Kirika nicht, er war seine menschliche Gestalt fast so sehr gewöhnt wie die seiner Geburt. Die Gänge gingen tief, ein seltsames Gefühl breitete sich in dem Bronzedrachen aus, welches er jedoch ignorierte. Er war nicht gekommen um am Ende wieder ohne Lucretia umzukehren. Und so kam es, dass er schlussendlich in einen gewaltigen Raum kam, einen Raum wie Kirika weder jemals zuvor gesehen noch davon gelesen hatte. Er schien wie ein gewaltiges Labor, doch wäre wohl kein Mensch je dazu in der Lage etwas solches zu errichten. Aber es spielte keinerlei Rolle was alles in dieser unterirdischen Kammer war, nichts konnte den Bronzedrachen so sehr aus der Fassung bringen wie der gewaltige zylindrische Glascontainer in der Mitte. Ein Glaskontainer, gefüllt mit einer seltsamen klaren Flüssigkeit, in welcher er sich selbst befand – oder zumindest etwas, dass genauso aussah wie der Bronzedrache in seiner menschlichen Gestalt. Ungläubig machte Kirika einige Schritte auf den Behälter zu, wie um sich zu versichern, dass dieser auch wirklich dort war. Mit jedem Schritt, dem er sich selbst näher kam, fiel es ihm schwerer einen weiteren zu machen. Doch als er endlich bis auf wenige Meter herangekommen war, vernahm er plötzlich hinter sich eine nur zu vertraute Stimme. Es war sein ewiger Rivale, der grüne Drache, wie er selbstsicher wie noch nie zuvor in seiner menschlichen Gestalt am Eingang des Labors stand. Doch war dieser nicht alleine, denn hinter ihm waren die schwachen Konturen einer weiteren Person auszumachen. Kirika versuchte zu erkennen wer es war, doch beanspruchte der grüne Drache seine ganze Aufmerksamkeit – und nachdem der Bronzedrache ohnehin einige Fragen an diesen hatte bevor er ihn umbrachte, beschloss er die Person hinter dessen Rücken erst einmal bei Seite zu lassen. Es war allerdings nicht wirklich ein Gespräch zwischen den beiden Drachen, sondern vielmehr das Gerede von jemanden, der seinem Gegner haushoch überlegen war und bereits gewonnen hatte. Der grüne Drache erklärte, dass er Kirika hier und jetzt ein für alle Mal besiegen würde, seiner lästigen Existenz endlich ein Ende setzen würde. Er hätte hunderte Jahre auf diesen Moment gewartet, der nun endlich gekommen war – und das nur, weil er so berechnebar war. Dies war Kirika´s Ende, so sprach der grüne Drache, während er seine offene rechte Hand erhob und bei seinem letzten Wort schlagartig zu einer Faust ballte. Mit einem Mal schlug der zuvor reglose Körper in dem Glasbehälter, welcher im nächsten Moment zerbarst, seine Augen auf. Ein Kreis aus unzähligen magischen Symbolen bildete sich auf dem Boden ab, umschloss den Bronzedrachen und den sich bis eben noch im Glasbehälter befindlichen Jungen. Blitze aus magischer Energie bildeten sich, schlossen die beiden ein ein Kraftfeld ein, ein Feld in dem die Gesetze der Schwerkraft nicht mehr zu gelten schienen. Mit einem Mal fand sich Kirika vor einer seltsamen Oberfläche, wie ein Spiegel bestehend aus Wasser, zu welcher er von einer unsichtbaren Kraft hingezogen, hineingezogen, wurde. Du bist du, doch auch er ist du und du bist er, dies waren die Worte, welche der grüne Drache sprach, die letzten Worte die er sprach bevor er einen Schritt zur Seite machte und Kirika somit den Blick auf die Person hinter sich ermöglichte. Kirika verstand nicht, konnte den Sinn hinter den Worten des Drachen nicht begreifen – erst als sein Körper den Spiegel aus Wasser berührte, erst als er das unendlich traurige Gesicht der Person hinter dem Drachen sah, begriff er schlagartig. Kirika, er war Kirika, er und er. Sie beide waren Kirika. Der eine ein Bronzedrache, der andere ein Menschenjunge, doch sie beide waren Kirika, waren sich gleich, hatten den selben Körper, den selben Namen, die selbe Person, die sie liebten – für den einen Lucretia, für den anderen das Mädchen ohne Namen. Es war alles das Selbe, er war er, in jedem Punkt bis auf einen – er war ein Drache, er ein Mensch. Der grüne Drache bemerkte mit zunehmender Zufriedenheit die Erkenntniss in den Augen von Kirika, beider Kirika, und so beendete er mit seinen Worten den Gedankengang der beiden. Deine Kraft, du selbst, wirst in deinem anderen selbst gebunden, versiegelt, auf das du nichts weiter als ein gewöhnlicher Mensch sein wirst, nichts weiter als zwei Seelen in einem Körper, welche sich selbst gegenseitig vernichten werden, dies waren die befriedigten Worte des grünen Drachen. Mit all seiner Macht versuchte Kirika sich vor dieser Bindung zu wehren, doch waren alle Versuche bereits zum scheitern verurteilt. Vollständig verschwand er, beide Kirika´s, in seinem, ihrem, eigenen Spiegelbild, von dem seltsamen Spiegel auf-gesogen. Nachdem dies geschehen war begann sich der zuvor flache Spiegel zu verformen, die Gestalt eines Menschen-jungen, Kirika´s Gestalt, anzunehmen. Er glich sich selbst absolut, glich sich bis auf zwei Details. Sein neuer Körper war wie sein alter, doch hatte er zahlreiche rotglühende Tätowierungen über sich verteilt, und das linke Auge des Jungen war das eines Bronzedrachen. Der grüne Drache war zufrieden, die Fusion war abgeschlossen. Sein ewiger Rivale war nun nichts weiter als ein einfacher schwacher Mensch, oder teilte zumindest mit einem solchen einen Körper, ein Schicksal. Ihn nun einfach zu töten wäre keinerlei Schwierigkeit mehr für ihn gewesen, doch wollte er seinen Triumpf in vollen Zügen genießen – schließlich hatte er über zwei Jahrhunderte darauf gewartet, hatte den Körper des Menschenjungen über all diese Zeit hier in diesem Behälter in Stase befindlich konserviert, hatte Lucretia dazu benutzt beide Kirika´s emotional aneinander zu binden, an die selbe Person, das selbe Lebewesen. Nein, Kirika würde sich selbst zerstören, denn die zwei Seelen in dem einen Körper würden nicht miteinander koexistieren können – und dies würde es ihm ermöglichen, den langsamen aber beständigen Fall des verhassten Bronzedrachen in aller Seelenruhe mitbeobachten zu können. Und sollte sich irgendetwas doch nicht so entwickeln wie er es vorgesehen hatte, so konnte er immer noch eingreifen und seinem Leben schnell und einfach ein Ende bereiten. Doch war es nicht nur der Drache, sondern auch Kirika, dem dies bewusst war. Es stimmte, seine Kraft war kaum noch vorhanden, das drakonische Erbe fast bis zur Unkenntlichkeit versiegelt, und statt dessen zwei Seelen in einem Körper konkurierend. Aber noch war es nicht vorbei, noch hatte er nicht verloren, denn solange er nur einen Finger rühren konnte, solange würde er sich nicht geschlagen geben. Auf diese Weise kam es, dass Kirika im Moment des größten Triumpfes des grünen Drachen seine linke Hand ausstreckte und mit letzter Kraft drei Zaubersprüche aussprach, simultan, denn anders wäre es sinnlos. Der Farbdrache war unvorsichtig gewesen all die Bannzauber in seinem Hort zu entfernen um den Bronzedrachen hinein zu locken, und genau dies nutzte Kirika nun bei seinem ersten Zauber aus – ein Zauber zur Teleportation an einen weit entfernten Ort, eine Ort von dem er bisher nur gelesen hatte, ein Ort an dem es keine Drachen gab. Der zweite Zauber beruhte auf der Tatsache, dass er zwar nun zwei Seelen in seinem Körper trug, doch diese Seelen nicht miteinander konkurieren konnten, wenn sie nichts voneinander wussten – und so löschte er seine Erinnerungen, all seine Gedanken, mit dem zweiten Zauber, als dass die beiden Seelen nicht mehr einander bekriegen und sich gegenseitig zerstören konnten. Der dritte und letzte Zauber war der einfachste, doch trotzdem mindestens ebenso notwendig, sollte die Barriere zwischen den Seelen, die Unwissenheit der Existenz der anderen, aufrecht bleiben – er erschuf eine Augenbinde für sein linkes Drachenauge, und den unbewussten Schutzimpuls diese Augenbinde niemals abzunehmen. All diese Zauber wurde als ein Einziger gesprochen, all diese Zauber zeigten ihre Wirkung wie sie es sollten, und brachten den neugeborenen Jungen ohne Erinnerungen an einen vollkommen neuen Ort, fern von dem Zerstörer seines Lebens. Und auch wenn Kirika vor dem sprechen der Zauber wusste, dass dies keine permanente Lösung war, so würde sie ihm doch hoffentlich zumindest genügend Zeit zu finden, um einen Weg zu finden diese Fusion wieder aufzuheben ... Epilog: Offene Enden -------------------- Die Geschichte Kirika´s ist noch lange nicht zu Ende, die dritte Chronik, das Leben mit zwei Seelen, hat gerade erst begonnen. Aber es ist nicht nur dies unabgeschlossen, denn auch bereits in dem bisherigen Leben der beiden haben sich viele Dinge ergeben, welche bis zum heutigen Tag nicht beendet sind. Viele Fragen wurden niemals beantwortet, einige vielleicht niemals gestellt. Aber diese Dinge lassen sich nicht einfach ignorieren, denn irgendwann wird jeder von seiner Vergangenheit eingeholt. Und so ist es auch bei Kirika, sogar besonders bei ihm, in dessen Leben es noch viele unvollständige Dinge gibt – auch wenn er nun nichts mehr davon wissen mag. Rivalen auf Ewigkeit Der Bronzedrache und der grüne Drache waren schon immer Rivalen, und wie sich am Anfang der dritten Chronik herausgestellt hat, größere als je vermutet. Solange beide noch am Leben sind wird diese Rivalität bestehen bleiben. Der grüne Drache hatte fast schon gewonnen gehabt, nur knapp ist Kirika diesem noch entkommen – aber der grüne Drache wird sicherlich nicht locker lassen und Kirika bis ans Ende der Welt verfolgen um seiner Existenz ein Ende zu setzten. Aber woher kommt diese Feindseeligkeit des grünen Drachen? Es ist zwar eine Tatsache, dass der eine ein Metalldrache und der andere ein Farbdrache ist, doch dies ist wohl kaum der ganze Grund. Auch stellt sich die Frage, weswegen sich der grüne Drache immer weigerte seinen Namen bekannt zu geben, zumindest gegenüber Kirika. Handelt es sich einfach um Feindschaft auf den ersten Blick, welchen sie damals im Krater gewechselt hatten – dass der grüne Drache sich fühlt als wäre er von dem damals jungen Bronzedrachen ertappt worden? Doch wusste auch der rote Drache, welche den Jungdrachen damals abgeholt hatte, dass dieser dort war, was wiederum gegen diese Annahme spricht ... Lucretia und das Mädchen Wie sich in der dritten Chronik herausgestellt hat, handelt es sich bei Lucretia, der Person welche der Drache Kirika liebt, und dem Mädchen ohne Namen, der Person welche der Mensch Kirika liebt, um ein und das selbe Wesen. Nun stellt sich natürlich die Frage, wer oder was sie wirklich ist, weswegen sie getan hat was sie getan hat, welche Rolle sie wirklich in dem Leben der beiden Kirika´s gespielt hat. Offensichtlich ist ihre Vergangenheit mit der des grünen Drachen verknüpft, denn schließlich arbeitet sie mit diesem zusammen. Wie man seinen Worten entnehmen konnte, war ihre Liebe mit den beiden Kirika´s geplant, waren deren Begegnungen keineswegs zufällig gewesen, wie es anfangs von den beiden angenommen worden war. Sie hat sie also beide angelogen und verraten – doch stellt sich die Frage, was alles wahr war und was nur eine Geschichte, schien sie doch nicht glücklich darüber wie sich die Dinge entwickelten, entschludigte sie sich doch bei dem Menschenjungen bevor der grüne Drache zu diesem kam. Es ist zu vermuten, dass zumindest stimmt, dass sie ein Silberdrache ist, nicht nur wegen ihrem Aussehen, sondern auch wegen ihrer Lebensspanne, welche zumindest bereits über 200 Jahre umfasst. Aber kann man dies nach all ihren Lügen wirklich mit Sicherheit sagen – könnte es nicht beispielweise auch sein, dass selbst dies nur eine Lüge, eine geschickte Anwendung von Magie oder Fähigkeiten, darstellte um Kirika´s Sinne zu täuschen? Denn immerhin sind Farb- und Metalldrachen Feinde, weswegen also sollten sie sich gegenseitig helfen? Aber weswegen hätte sie sich all diese Arbeit machen sollen dem Bronzedrachen vorzispielen selbst ein Drache zu sein wenn sie keiner war? Generell jedoch stellt sich auch die Frage, egal ob Lucretia nun ein wahrer Drache ist oder nicht, weswegen das Mädchen dem grünen Drachen geholfen hat, obwohl sie es offensichtlich nicht guthies was er tat? Stand oder steht sie in seiner Schuld, hat sie einen Schwur geleistet – oder hat er einfach nur etwas für sie sehr wichtiges in der Hand und verwendet dies nun gegen sie, sei es nun ein Gegenstand oder eine Person? Und vor allem stellt sich die Frage, was Lucretia nun tun wird, da der Plan des grünen Drachen in ganz andere Bahnen gelaufen ist als er es hätte sollen – wird sie weiterhin seinen Anweisungen folgen oder wird sie vielleicht versuchten ihren Geliebten, sofern ihre Worte der Liebe überhaupt der Wahrheit entsprachen, zu helfen? Wahrer Erbe Thessana di Isk war die einzige Nachfahrin des Königs ihres Reiches – eines Königes, welcher nicht mehr dazu in der Lage war weitere Nachkommen zu zeugen. Bei ihrem Heimatreich handelt es sich jedoch um ein Reich, welches immer nur von der selben Blutlinie geführt wird – was mit der Flucht von Thessana und Densharr jedoch unmöglich wurde. Dies stellte ein gewaltiges Problem, eine Katastrophe, dar, denn nur jemand mit dem Blut des Gründers des Reiches, welcher vor über tausend Jahren gelebt hatte, ist dazu in der Lage das Tor zu der heiligsten Stätte des Landes, dem Aufbewahrungsort von Wissen und Macht die beide damals dem ersten Herrscher von den Göttern selbst überreicht worden waren. Seit der Flucht der beiden sind nun bereits etwa dreihundert Jahre vergangen, 4 Herrschergenerationen. Auch wenn sich die Situation in dem Geburtsland der beiden wohl bereits wieder beruhigt hat, so gibt es definitiv immer noch viele Leute, welche nach den beiden oder einem ihrer Nachfahren, einem wahren Erbe der Blutlinie des Königes, suchen, die die Hoffnung auf das Überleben von ihnen noch nicht aufgegeben haben. Das Reich ist groß und mächtig – jedoch sehr weit von Les Nadena entfernt, und deswegen in Les Nadena nur aus Sagen und Geschichten bekannt. Bisher hatten sie keinerlei Möglichkeit auf Erfolg bei ihrer Suche gehabt, waren doch alle Nachkommen des Königs auf der Insel Lemuria gewesen, geschützt vor dem Zugriff des Reiches. Aber nun ist einer der Nachkommen, der Einzige noch lebende – denn Kirika´s Eltern sind bereits längst an Altersschwäche gestorben, während sich der Junge für über zweihundert Jahre in einer künstlichen Stase befunden hatte – an einem Ort, wo es für jeden möglich ist hinzureisen. Und dieser Nachfahre sieht seinem Vater zum verwechseln ähnlich, ebenso wie er vom Charakter her von seiner Mutter sehr ähnlich ist – jeder würde ihn wohl für die Person auf dem Bild halten, wenn er ein Bild von Densharr van Lorsvek vor sich hätte, der damals als er mit Thessana geflohen ist das selbe Alter hatte wie Kirika dem Aussehen nach nun. Zudem sind Elfen keine Seltenheit in dem Königreich, und es gibt durchaus einige Elfen, welche Densharr van Lorsvek und Thessana di Isk sehr gut persöhnlich kannten und aufgrund ihrer hohen Lebensspanne immer noch am leben sind. Und nicht nur dies, auch das Symbol, welches der junge Hexenmeister auf der Brust trägt ist dem königlichen Wappen keineswegs unähnlich ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)