Wüstensand von -Fynnian (Zu dem Wettbewerb Wüstensand) ================================================================================ Kapitel 2: Du kannst mich mal ----------------------------- Kapitel 2: Du kannst mich mal „Ja aber du bist doch ein Mädchen!“, wiederholte Seth zur Sicherheit nochmal. Und wieder lautete die Antwort ‚Nein’. „Soll ichs dir zeigen?“, fragte sie schließlich entnervt. Sie wollte doch nicht...? Sie konnte doch nicht! Er konnte sich doch kein kleines Mädchen nackt ansehen! Rasend schnell stieg ihm die Schamesröte ins Gesicht und er fuchtelte hastig mit den Händen. „Nein nein! Nicht nötig! Schon gut!“ Dies brachte ihm jedoch nur einen weiteren bösen Blick seitens der Kleinen ein. „Blödmann!“, knurrte sie und machte Anstalten, ihren Rock zu heben. Oh bei den Göttern! Seth schlug das Herz bis zum Hals. Mit einem lauten „NEIN!!“, riss er ihren Rock mit aller Kraft nach unten. Dort sollte er bloß bleiben. „Was machst du denn da?!“, giftete die Kleine da schonwieder. Ja, was machte er da? Wenn er das jetzt wüsste... Aber er musste wohl oder übel antworten, konnte sich nicht drücken. „Ich, äh...also...Es sah so aus, als ob...nunja, ich wollte einfach nicht...“ Na toll, jetzt konnte er auch nicht mehr sprechen. Was war heute eigentlich los? Lag ein böser Fluch auf diesem Ort? „Du spinnst!“, zickte sie weiter. „Aber, schön! Bade eben alleine!“ Und schwupps war sie im Zelt verschwunden, was – wie Seth jetzt erst auffiel – auch das einzige Zelt weit und breit war. Daneben, an einen in den Sand gerammten Pfahl gebunden, standen drei Kamele. Dann war ihm auch klar, wieso hier eine Wanne stand. Es musste die Tränke der Tiere sein. Und darin sollte er sich waschen? Er sah der Sache etwas skeptisch entgegen, aber es war allemal besser als nichts. So warf er einen kurzen Blick zum Zelteingang, um sich zu vergewissern, dass das Mädchen sich auch nicht wieder rauswagte, bevor er nicht fertig war, und legte seine Kleidung ab. Er kniete sich vorsichtig in die schmale Tränke und seufzte sogleich wohlig auf. Kühles Wasser! So rein, so klar, so sauber. Einfach wundervoll. Jedes Sandkörnchen, das von seinem Körper gespült wurde, schien seinen Geist zu erleichtern; ganz so, als wöge der Dreck an seiner Haut Tonnen. „Na, angenehm, nicht?“ Er schreckte herum und blickte in das feixende Gesicht des Mädchens. Mit einem kleinen Aufschrei zuckte er zusammen, bedeckte mit seinen Händen, was zu bedecken war. Warum nur, warum musste die Göre ihn unbedingt baden sehen? In diesem Moment verwünschte er sie geradezu. „Was-„, setzte er schon an, wurde aber rüde unterbrochen. „Na was wohl? Willst du das dreckige, staubige, verschwitzte Zeug etwa gleich wieder anziehen?“, motzte sie. Bei Seths Anblick rollte sie mit den Augen. „Mann, jetzt hab dich mal nicht so! Ich-bin-ein-Kerl!!“ Und wenn du das noch tausendmal sagst, ich glaubs dir nicht!, dachte Seth im Stillen, sprach es aber lieber nicht laut aus. Stattdessen murmelte er ein verhaltenes Danke, woraufhin sie auch zum Glück wieder ging, nachdem sie ihm frische Kleidung hingelegt hatte. Woher sie die hatte, wollte er lieber gar nicht wissen. Hauptsache war doch, dass sie sauber war. Wenn sie es denn war. Vorsichtig stieg er aus dem Trog, darauf bedacht, so wenig Wasser wie möglich zu verschütten, und trocknete sich mit dem weichen Tuch ab, welches auf dem Klamottenberg gelegen hatte. Auch die Sachen passten, wie er angenehm überrascht feststellen musste. Leicht, locker, angenehm. Perfekt für die Wüste. Perfekt für ihn. „Bist du fertig?“, kam es angepisst aus dem kleinen Zelt. „Ja!“, seufzte er und betrat dieses kurz danach. Die Kleine saß auf der Matratze und spielte mit – was war das denn? Naja, besser nicht fragen, so wie sie wieder guckt, ging es ihm durch den Kopf. Aber etwas anderes fiel ihm ein. „Wie heißt du überhaupt?“ „Na wie heißt du denn!“, kam es sofort wütend zurück. Holla, das Kind hatte aber Temperament. Und es gefiel, das musste er zugeben. Er war als Kind auch so, oder so ähnlich zumindest. Irgendwie knuffig. „Ich heiße Seth.“, begann er deshalb, da er sich denken konnte, dass er bei diesem Sturkopf auf pures Granit beißen würde, würde er sich auf das Spielchen einlassen. Nachgeben war klüger. Und wer ist nicht gerne klug? Sie vielleicht...Falscher Gedanke. Sie nahm den Namen knurrend zur Kenntnis. Die Sekunden verrannen. Würde sie vielleicht auch noch antworten?! Er kam sich so dumm vor. Wer war er denn, dass er mit so einer kleinen Göre stritt? Das lag eindeutig unter seiner Würde. Wenn er die noch nicht im Sand begraben hatte zumindest. Er wollte gerade etwas sagen, als es plötzlich vor ihm zu kichern begann. Was war denn jetzt los? Hatte sie jetzt gänzlich den Verstand verloren? „Seth...Gott der Wüste...kchihihi!...und dann im Sandsturm enden! Hihihihi...“ Oh, das war es. Sein Name mal wieder. Er war es zwar gewöhnt, dass die Leute witzelten, aber so ungeniert hatte sich bisher noch keiner darüber amüsiert. Er hasste es. „Schön, dass es dich so erheitert!“, knurrte er mürrisch. „Also, Seth~“, sie betonte es extra deutlich und grinste ihn belustigt an, „Ich bin Atemu.“ „Atemu?“ ... „Aha...“ Mehr kam dazu irgendwie nicht aus seinem Mund. Sie trug also einen Jungennamen. Das erklärte ja einiges. Was hatten sich ihre Eltern nur dabei gedacht? Apropros Eltern... „Wo ist denn deine Familie?“ Doch Atemu zuckte nur mit den Schultern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)