Die Legende der Ninjakriegerin von -Eve- ================================================================================ Prolog: -------- Es ist traurig aber wahr. Die Epoche der Ninjas findet sein Ende. Jahrhunderte lang haben die geheimnisvollen Schattenkrieger Aufträge von Feudalherren und anderen Großmächten entgegen genommen. Sie mordeten, haben Botschaften überbracht oder Erkundungsmissionen übernommen; auch Geleitschutz von Personen haben sie übernommen. Doch mit beginn der Edo-Epoche, die der Shogun Tokugawa Ieyasu einläutete wurden die Dienste der Ninjas nicht länger gefragt. Viele Ge-Nin und Chu-Nin arbeiteten auf eigene Faust. Einige Ninjas gingen in die Staatspolizei des Shogunat, zum Militär andere wurden Kriminell. Einige wurden als „Gärtner“ oder „Bedienstete“ eingestellt. Sie wurden förmlich zu Sicherheitsläuten, mit miserabler Bezahlung, degeneriert. Der Aufgabenbereich der einst tödlichen Einzelkämpfer bestand nur noch aus dem öffnen von Türen oder das Ziel stehen für die jungen Mädchen beim Schneeballwerfen. Doch auch wenn es keine Ninjas mehr geben sollte, wird eine Geschichte wohl immer in den Köpfen der Menschen bleiben. Eine Geschichte die auf der ganzen Welt erzählt wird. Die Geschichte der legendären Ninjakriegerin- die Kunoichi Mié Kapitel 1: Der erste Schritt ins große Abenteuer ------------------------------------------------ “Holly, Oliver beeilt euch! Ihr kommt sonst zu spät zur Abendschule!“ „Aber Tantchen, wir haben noch eine ganze Stunde zeit und mit der Kutsche benötigen wir nur wenige Minuten“ „Holly ich habe eurer Mutter versprochen, biss sie zurück kommt, das ich auf euch aufpasse. Und jetzt ab in die Abendschule!“ Es ist ein ruhiger und schwüler Abend. Holly und Oliver sind die Kinder eines Vogtes und stammen somit aus gutem Hause. Jedoch lassen die zwei das nur selten sich ansehen. Oftmals schwänzen sie einfach den Unterricht, auch wenn sie dafür hart bestraft werden, ist ihnen das allemal wert. Denn sie verbringen lieber die Zeit damit näheres über Ninjas zu erfahren. Ihr Interesse wurde geweckt als sie die Geschichte eines legendären Ninjas gehört haben. Jedoch hat jeder etwas anderes erzählt. Ihre Eltern waren weniger über ihr neues Interesse begeistert. Sie bezeichnen Ninjas als abscheuliche Wesen. Dämonen die für Geld Morden; sein es Frauen, Kinder oder sogar ein ganzes Dorf. Doch Holly und Oliver hält das trotzdem nicht auf weiter Nachforschungen anzustellen. „Oliver du Transuse, wo bleibst du denn!“, ruft Holly Oliver hinterher die schon um einige Meter weiter ist als Oliver. „Ich komme ja schon.“ „Wenn du weiter so rumtrödelst ist unsere Flucht um sonst gewesen“, schnauzt Holly, „außerdem sind wir ziemlich spät dran, unser Informant wartet bestimmt schon.“ Verwundert und auch etwas misstrauisch sieht Oliver ihre jüngere Schwester an, „Sag mal Holly, wie kommt es das du solche Leite kennst?“ „Mein dummer, naiver Bruder. Ich nutze nur etwas von der Macht unseres lieben Vaters aus. Dann ist es nur noch eine Frage der Kontakte.“ „Du machst mir echt Angst Holly.“ Unglaubwürdig sieht Holly ihren Bruder an, „und wir sollen echt Verwand sein.“ In den Moment schreckt Holly leicht auf. „Ah! Egal über solche Kleinigkeiten kann ich mir nicht den Kopf zerbrechen, Oliver komm wir müssen weiter.“ Holly packt Oliver an der Hand und zieht ihn hinter sich her. Nach wenigen Minuten haben sie den vereinbarten Ort erreicht. „Ihr seit spät dran, ich habe nicht die Zeit den ganzen Tag auf Kindern zu warten, egal ob ihr die Kinder von einem Vogt oder einfachen Bauern seid.“ Der Informant ist ein großer Mann. Er trägt ein langen Mantel mit hochgestellten Kragen und ein Hut der tief im Gesicht hängt. Wahrscheinlich hofft er so nicht erkannt zu werden, aber Holly kann dennoch die Narbe sehen, die auf dem Nasenrücken anfängt und kurz vor dem rechten Ohr aufhört. Außerdem ist der Mann am ganzen Körper schmutzig, als hätte er sich seit Tagen nicht gewaschen. „Sie haben natürlich Recht. Ich verstehe das sie sich nicht gern von Kinder aufhalten lassen, aber sie wissen ja besondere Gelegenheiten erfordern besondere Maßnahmen.“ Mit ihrem knielangen dunkelblauen Rock und der Rüschchenbluse im leichten rosé gehalten, das ihre kastanienbraunen Haare und braungoldenen Augen besonders zur Geltung bringt, steht sie selbstsicher vor dem Informanten und zeigt keinerlei Anzeichen von Angst, trotz ihrer 14 Jahre. Anders als Oliver, der ein paar Meter abstand hält. „Also habe sie die Informationen?“ „Hier sind sie“, langsam zieht er einen Brief aus der Innenseite seiner Jacke, gibt sie Holly jedoch noch nicht in die Hand, „ und hast du das Geld dabei?“ „Ja, wie abgemacht 20 000 Kronen.“ Als Oliver diese Summe hört ist er mehr als nur aufgebracht, das entsetzen ist ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „Holly spinnst du! Was ist wenn unser Vater das mitbekommt!“ „Reg dich nicht, für diese Informationen ist das ein angemessener Preis außerdem willst du doch auch die ganze Wahrheit erfahren, oder täusche ich mich?“ „N- Nein“, mit bedrückter Stimme geht Oliver einen Schritt zurück. „Ist das dein Bruder?“ „Ja. Auch wenn man das kaum glaubt, er ist sogar älter als ich. Um genau zusagen drei Jahre, dafür ist er eine schrecklich Nervensäge- einfach nur kindisch.“ Während des Gespräches hat der Mann mit dem finsteren Gesicht Holly den Brief überreicht und Holly das Geld. Kurz bevor der Mann gegangen ist hatte er noch kurz nachgesehen ob der Betrag auch einigermaßen stimmt. Zu Hause angekommen wurden die zwei nicht freundlich empfangen, sondern wie es üblich war, wenn sie nicht gehorcht haben, mit einem Rohrstock bestraft und anschließend wurden sie in ihrem Zimmer, ohne vor etwas zu Essen zu bekommen, eingeschlossen. „Gott Oliver, hör endlich auf zu heulen, das ist ja unerträglich.“ „Was kann ich dafür dass ich nicht so viel aushalte wie du!“ Holly riecht, durch die Reaktion von Oliver, der nicht weit von Holly saß, auf allen vieren zu ihm und umarmt ihn. „Mir tun diese Rohrhiebe auch weh, aber ich versuche den schmerz zu unterdrücken. Schließlich muss ich doch auch für dich stark sein. Und jetzt komm wir müssen packen. Das Schiff wird nicht auf uns warten. Oder willst etwa das beste Abenteuer aller Zeiten verpassen?“ In dem Moment erinnert sich Oliver wieder an ihren Plan, den sie schon seit Wochen vorbereitet hatten, „Natürlich nicht und wenn du es wissen willst, hatte ich schon gestern gepackt.“ „Ah, ein ganz schlauer. Dann kannst du ja schon mal unseren Fluchtweg aus dem Fenster vorbereiten.“ „Ich kenne einen schnelleren Weg“, und deutet mit dem Zeigefinger auf die Tür, „du bist nicht die Einzige mit einem dunklen Geheimnis.“ Als Holly das hört springt sie vor Freude ihren Bruder in die Arme, „wie schön. Ich bin nicht das einzige schwarze Schaf in der Familie.“ Nachdem Holly fertig mit packen war und Oliver die Tür aufgeknackt hatte, sind sie so leise wie möglich aus dem Haus geschlichen. Kapitel 2: Das Land der aufgehenden Sonne ----------------------------------------- Mittlerweile ist es schon dunkel und Holly und Oliver haben den Haven erreicht. Gerade rechtzeitig; denn wenige Minuten nachdem sie an Bord gegangen waren, legte das Schiff ab. „Was denkst du, wie lange werden wir unterwegs sein?“ „Schwer zu sagen, bis Japan ist es ein weiter Weg. Ich schätze ein und ein viertel Jahr könnte es schon sein. Aber keine Sorge, ich habe genug Geld einstecken und den zusätzlichen Proviant haben wir auch noch.“ „Ob das gut geht?“ „Feigling“, als Holly das sagt schubste sie ihren Bruder so doll, das er vom Bett fällt auf dem die beiden sitzen. „Wir sollten jetzt schlafen, es ist schon spät.“ Es ist ein klarer und angenehmer, warmer Morgen als das Schiff im Hafen von einem kleinen Fischerdorf, das in der Nähe von Edo liegt, anlegt. In der Ferne ist der heilige Fujiyama zu sehen. Sein schneebedeckter Gipfel und die Wolken die ihn umhüllen verschlägt es Holly die Stimme, die zum ersten Mal seit sehr langer Zeit nichts sagt. Aus Oliver sprudeln die Worte aber nur so raus, „Ich glaub es ja nicht, wir sind in Japan! Wahnsinn! Ich kann von hier aus sogar den Fujiyama sehen! Wie weit der wohl von hier entfernt ist? Und die Leute, wie die angezogen sind! Es ist viel schöner als ich es mir vorgestellt habe und auf jeden fall tausendmal besser als es in Büchern beschrieben steht!“ Nachdem Holly wieder zu sich gekommen ist, bemerkt sie dass Oliver mit seinem Geschrei alle Leute auf sie aufmerksam gemacht und auch einige verärgert hat. „Oliver bist du endlich mal still. Die Leute kucken alle schon“, erklärt Holly mit zurückhaltenden Ton Oliver. „Schuldigung.“ Kurz bevor die zwei auf den Weg machen, hat sich Holly noch bei den Leuten für den Lärm entschuldigt, „ ayamaru o sóon.“ Und wie es sich gehörte machte sie dabei eine leichte Verbeugung. „Ich wusste ja gar nicht dass du Japanisch kannst.“ „Du weist noch so einiges nichts über mich.“ Mit einem hämischen lächeln geht sie neben ihren Bruder her. „Das beste ist, wir suchen erstmal ein paar nette Leute die uns helfen“, denkt Holly laut vor sich her. Ihr Bruder hat sich dadurch aber gleich angesprochen gefühlt. „Wieso dass?“ „Was?“ In den Augenblick wurde Holly aus ihren Gedanken gerissen. „Oh, hab ich etwa laut gedacht?“ „Ja, beantwortest du nun meine Frage warum wir Hilfe brauchen?“ „Ist doch logisch. Erstmal brauchen wir geeignete Sachen in denen wir nicht Auffallen und dann benötigen wir noch einige Informationen wie wir nach Edo kommen.“ Durch das Gespräch hat sich ihre Laune verschlechtert. Holly und Oliver haben einige Minuten nicht miteinander geredet und es scheint so als hatten sie es auch weiterhin nicht vor miteinander zu reden. Was sich änderte als von vorn jemand auf die zwei zugeritten kommt. Ehe sie sich versahen liegen sie in einem Feld, was sich von beiden Seite des Weges auf dem sie gelaufen sind, entlang streckte. Doch sie sind nicht die Einziegen die in dem Feld liegen, weil nämlich der Kopf von Holly und Oliver nach unten gedrückt wurde. So fest das sie noch nicht mal was sagen konnten. Der Druck ließ aber schnell nach. Sofort drehten sich Holly und Oliver um, um zu sehen wer das ist, der ihren Kopf in den Dreck gedrückt hat. „Ein Kind?“, wunderte sich Oliver. „Ich würde ehr sagen dass er so alt ist wie du“, fügt Holly schnell hinzu. In dem Moment fängt der Junge an zu reden, jedoch versteht Oliver rein gar nichts; im Gegensatz zu seiner Schwester. „Schuldigung, ich möchte auch gern wissen was er sagt.“ „Sein Name ist Toyotomi und er hat uns gerade das Leben gerettet.“ „Das Leben gerettet?“ Verwundert sieht Oliver seine Schwester an. „Der Mann der hier gerade vorbei geritten kam war ein Soldat von einem Prinzen, die noch Widerstand gegen den jetzigen Shogun leistet. Und er will uns helfen nach Edo zu kommen.“ „Ah, verstehe. Du Holly was heißt ´vielen Dank´ auf Japanisch?“ Holly flüstert ihrem Bruder die Antwort ins Ohr, der das auch gleich wiederholt, „dómo arigató gozaimasu.“ Nach zirka einer Stunde kennen Holly und Oliver nicht nur den Weg nach Edo, dank einer ausführlichen Zeichnung von Toyotomi, sondern haben auch neue Sachen an. Ihre eigenen Sachen haben sie in einem Tuch eingewickelt und das Tuch am Hals zusammengeknotet. Vor allem ist Holly mit ihrem neuen Kleidungsstück zufrieden, es ist zwar nur ein einfacher Yukata aber sie ist glücklicher als Oliver der die abgetragenen Sachen von Toyotomi bekommen hat. Eine einfachen braune Hakama und den Haori in der gleichen Farbe. Und selbst der einsetzende Regen machte Holly nichts aus, da sie, wie Oliver, ein kegelförmigen Strohhut, der unter dem Kinn zusammengebunden wird, bekommen hat. „Holly-san, Oliver-kun, seikó o o-inori shimasu!”, während Toyotomi das Holly und Oliver hinterher ruft, winkt er ihnen dabei zum Abschied. Holly winkt Toyotomi ebenfalz zu als Zeichen das es schon gut ausgehen wird. Oliver hackt aber noch nach was er ihnen zugerufen hat. „Er hat uns viel Glück gewünscht“, gibt Holly mit einen Grinsen zurück. Kapitel 3: Auf dem Weg zu Tenkai -------------------------------- Seit einer Woche sind die zwei unterwegs und sind mehr gegangen als eine Pause zu machen. Dabei kamen sie an einigen Dörfern vorbei. Viele waren aber durch Krieg, der vor wenigen Jahren stattgefunden hatte, zerstört. Die zwei gehen gerade einen Waltweg entlang an dessen eine Seite kleine Schreine stehen für die Kamis; die Geister, Gottheiten oder Seelen von Verstorbenen sind. Auf der anderen Seite sind unzählige Reis-Terrassen angebaut. Auf einem Berg hinter den Terrassen kann man eine Pagode erkennen die von ein paar Ginko- und Zederbäumen umgeben ist. „Was für ein schöner und ruhiger Nachmittag. In England ist es um diese Zeit immer besonders laut. Und die Luft riecht nach den Fäkalien aus der Richtung wo die Armen wohnen.“ Holly genießt diesen Augenblick in jeden zügen. Auch die angenehm warme Herbstluft, die Hollys Haare leicht bewegen lässt. „He Oliver, was ist mit dir? Du bist schon die ganze Zeit so ruhig?“ Doch Oliver reagiert nicht auf Hollys Frage, was Holly überhaupt nicht leiden kann. „Oliver!“, platzt es aus Holly raus, wodurch sie etwas rot wird. „Oh, Verzeihung Holly. Ich musste gerade an unsere Eltern denken- ob sie sich wohl Sorgen um uns machen?“ „Na klar, warum sollten sie nicht. Aber wir haben uns nun mal für diese Reis entschieden. Außerdem hat Vater doch immer gesagt das wir mal erwachsen werden sollen“, aufmuntern legt Holly ihre Hand auf Olivers Schulter. Da fasst Oliver einen Entschluss, „Du hast recht! Halten wir nur noch unser Ziel nach Edo zu kommen und diesen Tenkai zu finden vor Augen, damit wir die wahre Geschichte der Kunoichi erfahren!“, das sagt Oliver mit so einem überzeugenden Ton, das Holly erst nichts sagen kann, dann aber ins lachen verfällt. „Was ist so komisch daran?“ „Ha ha ha, ach nichts, ha ha ha, ich bin nur erstaunt das du doch noch Erwachsen wirst.“ Es ist eine klare Nacht in der die Sterne und der Mond besonders hell leuchten. Holly und Oliver haben sich in einer verlassenen Hütte zur Übernachtung niedergelassen. In der Mitte der Hütte ist ein Loch was mit Sand ausgelegt ist, dort haben Holly und Oliver für die Nacht ein Feuer gemacht. Der nächste Tag ist sehr kühl das man sogar sein eigenen Atem sehen kann. „Hier zieh dir das hier um, dann ist dir nicht mehr so kalt“, Holly reicht Oliver eine Art Umhang aus Stroh. „Danke.“ Dann holt Holly aus der Innenseite ihres Yukatas das Stück Zettel mit der Wegbeschreibung raus, „Also nach Toyotomi-kuns Zeichnung könnten wir noch ungefähr zwei Wochen unterwegs sein bis wir Edo erreichen. Dafür dürfen wir aber nicht oft Pausen machen.“ Nachdem Holly den Zettel wieder eingesteckt hat, sind die zwei losgegangen. Nach zwei Wochen und drei Tagen haben die beiden Edo erreicht. Links und rechts von den Straßen sind kleine Handwerksläden und überall ist das Wappen vom ehemaligen Shogun Tokugawa zu sehen. Ein dreiblättriges Kleeblatt in einem Kreis. Mit einem recht nüchternden Blick sehen sich die zwei in der großen und prächtigen Stadt um. „Das ist als Edo. Es ist wunderschön hier und sehr friedlich.“ „Ja und es duftet hier so herrlich. … Sag mal Holly, wie finden wir jetzt diesen Tenkai?“ Nachdenklich sieht sich Holly um, „Wir müssen wohl oder übel die Leute fragen, aber dennoch müssen wir aufpassen.“ Am zweiten Tag in Edo haben die beiden Geschwister einen wichtigen Hinweis erhalten und haben sich sofort auf den Weg gemacht. „Man ist das heute frisch, zum Glück habe ich mir diese Jacke gekauft. Die hält wirklich schön warm und das leichte grün mit den etwas dunkleren Rechtecken passen gut zu dem rotbraunen Yukata.“ Unzufrieden sieht Oliver seine Schwester Holly an, „Warum habe ich keine Jacke bekommen?“ „Du hast doch eine“, dabei deutet Holly auf das Oberteil, den braunen Haori, von Oliver. Oliver verzieht kurz seinen Mund, sagt aber nichts. Dieses Mal ist der Weg nicht so schön wie der wo die Schreine für die Kamis standen. Der Weg ist sehr holprig und hat viele Schlammlöcher von dem letzten Regen. Die hochgewachsenen Bäume verdecken mit ihrer dichten Krone sogar die Sonne, das es aussieht als wäre es schon später Nachmittag obwohl es gerade erst Mittag ist. Nach zirka fünf Stunden haben die beiden eine alte und heruntergekommene Hütte erreicht. Nur ein schmaler Weg führt zu ihr. Links und rechts geht es steil nach unten, da die Hütte auf einem Felsvorsprung steht. Aus den Wänden der Klippe wachsen Ahorn- Buchen und Pinienbäume, die mit ihren Wurzeln das Gestein lockern und auch die Hütte langsam zerstört. Anfangs zögern Holly und Oliver, vielleicht ist das ja auch die falsche Hütte und die Informationen stimmen nicht, aber das werden sie nie rausbekommen wenn sie nicht klopfen, denkt Holly bei sich. Mit all ihren Mut klopft Holly an die Tür, die aussieht als würde sie jeden Moment einfach so zusammenfallen. Dann ertönt eine alte und zerbrechliche Männerstimme, die aber nicht gerade andeutet dass die beiden eintreten sollen. Oliver hält die Anspannung aber nicht mehr aus und öffnet die Tür. Vor ihm sitzt ein alter Mann der bald seine Zeit hinter sich hat. Wenige graue Haare, unzählige Falten und in den Augen ist kaum noch Leben zu erkennen. Man könnte denken vor einem sitzt ein Toter. „Sind- sind sie Tenkai, einer der Berater von Tokugawa Ieyasu?“, fragt Oliver mit angespannter Stimme den alten, zerbrechlichen Mann. „Wer will das wissen?“ Kapitel 4: Wie alles begann --------------------------- Schüchtern und unsicher stehen beide noch an der Tür, doch dann fast sich Holly ein Herz und erzählt kurz was sie zu ihm geführt haben. „Ihr wollt also die Geschichte der Kunoichi hören?“ „Ja, das würden wir sehr gerne“, hackt Oliver ein. Tenkai muss darauf hin nur lachen. „Ha, ha, ha! Warum sollte ich Gören wie euch davon erzählen! Was wisst ihr schon was damals passiert ist!“ Dieses mal klingt die Stimme des alten Mannes leicht erregt. „Nicht viel. Deshalb möchten wir von ihnen die Wahrheit erfahren und wir werden nicht eher gehen bis sie sie uns erzählt haben!“, versucht Holly Tenkai, der nun auf seinen dünnen und nur noch aus Haut und Knochen erscheinenden Beinen steht, zu vermitteln. Das Einzige was Tenkai trägt ist ein Haori, die bis knapp zu den Knien geht. Diese Jacke wirkt eher wie ein alter Lumpensack der schon einige Mottenlöcher hat. Als Holly ihre Meinung geäußert hatte, hat Tenkai sie angesehen und er musste dabei, für ihn erschreckender weise, feststellen das Holly doch in einigen Punkten Ähnlichkeiten mit Mié hat. „Hm. Unglaublich wie sehr du ihr ähnelst und dennoch bist du anders als Sie.“ „Wen meinen sie!? Und wem ähnle ich… nicht?“, dabei senkt Holly ihre Stimme, als sie sieht das Tenkai sie und ihren Bruder rein bittet. „Ich meine Mié. Du hast denselben entschlossenen Ausdruck in den Augen und trotzdem ist er nicht derselbe. Und du, mein Junge erinnerst mich sehr an mich selbst, wir beide verstecken uns hinter das weibliche Geschlecht.“ In dieser Sekunde errötet Holly, „Was ich soll der Kunoichi Mié ähneln….. Momentmahl, sie kannten sie also wirklich. Ich hatte das für ein Gerücht gehalten…“ „…Und dennoch war es eure einzige Möglichkeit und einziger brauchbarer Hinweis. Hab ich recht?“, beendete Tenkai den Satz. „Ja.“ „Wenn ich ihn sosehr ähnlich bin, werde ich dann etwa auch so aussehen wenn ich alt bin“, total in Gedanken versunken, bekommt Oliver nicht mit über was Holly sich gerade mit Tenkai unterhält. Dabei denkt Oliver, dass er vielleicht doch nicht hätte Japanisch lernen sollen. Denn als Oliver mitbekommen hatte wie gut Holly diese Sprache beherrscht, hatte er Tag und Nacht so viel gelernt wie er merken konnte. Und Oliver hat das Glück, das er sich sehr gut Dinge merken kann; er ist in solchen Sachen ein Genie. Glücklicherweise hat Holly Oliver aus seinen Gedanken geholt, da Holly es geschafft hatte, Tenkai zu überreden ihnen die Geschichte der Ninjakriegerin zu erzählen und er damit schon angefangen hatte. *** „Schnell, halten sie auf! Sie darf uns nicht noch mal entkommen!“ Es ist ein dunkler Morgen in der Sengoku- Ära und es herrscht totenstille. Noch nicht einmal die Vögel trauen sich etwas zu singen. Eine kleine Gruppe von Soldaten des Befehlshabers Ishida Mitsunari, hatten die Aufgabe erhalten Lebensmittel und Waffen in ihr Lager, nahe der Provinz Mino, zu transportieren. Jedoch wurden sie aufgehalten. Die Soldaten wurden von Mieru, die überall als die Kunoichi Mié bekannt ist, überfallen. „Und habt ihr sie geschnappt?!“ „Leider nicht. Sie ist vor unseren Augen einfach verschwunden“, erwidert einer der Soldaten. Dies kann einer der Soldaten aber nicht akzeptieren, wohl wissend das sie nicht mehr lange zu Leben haben, wenn sie in ihr Lager zurück kommen; denn es ist nicht das erste Mal das sie von Mié ausgebeutet wurden. „Sucht sie! Sie kann nicht weit gekommen sein, schließlich ist sie nur eine Frau“, vermittelt er den anderen Soldaten mit einem hämischen Lachen. „Reiß dein Mund nicht so weit auf, du könntest dich sonst noch an deinem Ego verschlucken!“ Erschrocken sehen sich die Soldaten um, können aber Mié nicht sehen. Die Stimme scheint aus allen Richtungen zu kommen und der dunkle Walt erschwert die Sicht. „Ich muss euch wohl eine Lehre erteilen. Aber ich bin ja kein Unmensch. Einen werde ich von euch so halbwegs am Leben lassen, damit der jenige euren Herren mitteilen kann, das es besser ist mir nicht in die quere zu kommen.“ Nachdem Mié diesen Satz beendet hat, macht sie kurzen Prozess mit den Soldaten indem sie mit unglaublicher Präzision Shuriken nach ihnen wirft. Diese Shuriken sind so scharf das sie leicht durch die einfache Rüstung, die nur aus dem Untergewand- dem Kimono, dem Helm, den Brustpanzer, Hüft- und Oberschenkelschutz, Armschienen, Schulterplatten, Beckengehänge und Ober- und Unterschenkelschienen besteht, durchdringt. Und weil der Hals nicht geschützt ist, ist es kein Problem ihnen die Kehle durchzuschneiden. Bis auf einen hat Mié alle erledigt. Reglos liegen sie am Boden, getränkt in ihrem eigenen Blut. Ohne irgendein Gefühl zu zeigen verschwindet Mié im glauben endlich ihre Ruhe zu bekommen. „Wow, ich bin beeindruckt. Du bist sogar besser als man sich erzählt“, ertönt eine Stimme hinter der Kunoichi. „Wer bist du und wie konntest du unbemerkt so nahe an mir herankommen!?“, will die Ninjakriegerin, wie sie ebenfalls genannt wird, von dem unbekannten Mann wissen. „Mein Name ist Tenkai und ich wurde vom Tokugawa Ieyasu beauftragt dich zu finden… Mieru. Nein, Kunoichi Mié. Schon jetzt als legendäre Ninjakriegerin bezeichnet.“ Misstrauisch sieht Mié Tenkai an, der ohne jegliche Angst in die Augen der Kunoichi sieht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)