Fehler im System von Tetsu (Kao x Die, Yoshiki x Sugizo) ================================================================================ Kapitel 1: Ungewisse Zukunft ---------------------------- Das erste Kapitel meines neuen Projekts. Ob es jemand mag? Es treten noch nicht alle Personen auf, aber die Geschichte fängt ja auch erst an. Freut sich schon jemand auf Kaoru oder Yoshiki? Wünscht sich jemand noch bestimmte Personen für die Zukunft? Irgendwie bin ich sehr glücklich darüber doch wieder etwas längeres zu beginnen, nachdem ich in letzter Zeit so viele one-shots geschrieben habe. Nun gut... viel Spaß beim lesen! Und schreibt einen Kommentar, wie es euch gefällt. Musik: Luna Sea (live Songs), Buck-Tick (live Songs), Jully, MUCC- Haruka & Atsushi Sakurai- Dakishimete Kapitel 1: Ungewisse Zukunft In dieser Welt war der erste Blick nie auf das Gesicht, sondern immer auf den Arm gerichtet und kaum hatten die Menschen erkannt, dass mein Armreif noch immer in schlichtem Silber glänzte fingen sie an zu reden. „Ein unvollkommener Mensch.“ „In dem Alter noch allein...“ „Ihm fehlt das Gefühl.“ Ihre abwertenden Bemerkungen, die eindeutigen Blicke. Sie sahen mich nicht als richtigen Menschen an. Nannten mich „eine einsame Hälfte“. Die meisten fanden ihre zweite Hälfte bereits mit 14, spätestens aber mit 17 oder 18. Sogar Wissenschaftler hatten in einer Studie bewiesen, dass diejenigen, die ihre zweite Hälfte mit 18 noch nicht gefunden haben mit einer Wahrscheinlichkeit von über 70% nie fündig werden. Ihnen würde das Gefühl für die Verbindung fehlen. Wenn die Menschen mich sahen, gerade 22 geworden, erblickten sie nur einen jungen Mann, der mit großer Wahrscheinlichkeit nicht älter als 25 werden würde. Dennoch hatten sie kein Mitleid. Wer nicht in der Lage war seine zweite Hälfte zu erkennen hatte kein Recht auf das Leben. So war das System und daran konnte ohnehin niemand etwas ändern. Anfangs hatte ich das alles noch sehr gelassen gesehen. War sicher gewesen, dass ich mein Gegenstück finden würde. Doch so langsam lief mir die Zeit davon. Immer wieder hatte ich von Leuten gehört, die in ihrer Panik den Verstand verloren hatten. Unverständlich, hätte ich früher gesagt. Was aber, wenn es wirklich so war? Wenn mir und meiner Hälfte einfach das Gefühl für den jeweils anderen fehlte? Wenn wir aneinander vorbeiliefen ohne es zu bemerken? Was wenn meine andere Hälfte wirklich den Verstand verlor? Sich umbrachte und damit auch mein Leben beendete? Je mehr Panik ich bekam, desto seltener verließ ich das Haus. Paradox, wo ich die Wahrscheinlichkeit dieser Person überhaupt zu begegnen ganz allein noch einmal minimierte. Ich drehte mich zur Seite. Blickte durch mein Zimmer, dass ich in den letzten Wochen mehr gesehen hatte als jeden anderen Ort. Wie lange ich heute schon nahezu still auf dem Bett lag konnte ich nicht sagen. Vielleicht ein paar Stunden. Erst das Klingeln an der Tür brachte mich dazu aufzustehen. Es war sonst niemand daheim, sonst hätte ich auch deswegen das Zimmer nicht verlassen. Den Mann vor der Tür hatte ich noch nie gesehen. Sein Lächeln war schüchtern, während er mich durch die braunen Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht fielen, anblickte. Sein niedlicher Ausdruck ließ ihn jünger wirken, als er war. Erst auf den zweiten Blick schätzte ich ihn auf etwa 30. „Es tut mir leid zu stören, aber es ist wichtig, dass du mich begleitest.“ „Begleiten?“ Mein skeptischer Ausdruck brachte den Fremden zu einer weiteren Entschuldigung. „Mein Name ist Ryota und ich bin im Auftrag deiner zweiten Hälfte hier.“ Wut mischte sich in meine Gefühle. Gewann die Oberhand. Es war nicht das erste Mal, dass mich jemand wegen meines noch silbernen Armreifs lächerlich machen wollte... doch so dreist dafür extra zu klingeln war bisher keiner gewesen. „Was soll das? Willst du dich darüber lustig machen, dass ich scheinbar zu blöd bin meine zweite Hälfte zu finden? Warum sollte sie denn nicht einfach zu mir kommen?“ Er zuckte deutlich zusammen, aber der entschlossene Blick war geblieben. „Bitte komm mit, wenn wir dort sind wirst du es verstehen...“ Was für ein billiger Trick. Aber wozu sollte ich mitkommen? Hatte er noch Freunde in der Nähe, die lachen würden, wenn ich mit ihm ging? „Wer sagt mir, dass das ganze kein Streich ist?“ Ryota schien auf diese Frage gewartet zu haben, denn ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Vorgestern hast du gegen 18 Uhr einen Supermarkt verlassen. Deine zweite Hälfte hat dich gesehen und ist dir bis hierher gefolgt. Du hast es gefühlt, oder? Ich bin hier um dich abzuholen, bitte glaube mir.“ Meine Hand zitterte. Ob aus Wut oder weil ich begann ihm zu glauben konnte ich nicht sagen. Ich war tatsächlich um etwa 18 Uhr unterwegs gewesen. Das seltsame Gefühl dabei hatte ich einfach hingenommen. Dem keine tiefe Bedeutung zugeordnet. Wenn es so war... wenn meine zweite Hälfte mir tatsächlich so nah gewesen war... hätte ich es dann nicht deutlicher spüren müssen? Stimmte es, was die Leute sagten? Fehlte mir wirklich das Gefühl? Ich betrachtete Ryota, der geduldig zusah wie ich mit mir rang. War es die Wahrheit? Was würde passieren, wenn ich ihr begegne? Vielleicht würde ich es dann spüren? Ohne es zu verhindern erinnerte ich mich an die vielen Erzählungen. Ließ mich davon blenden. Es war sicher genauso schön, wie es alle beschrieben. Diese Verbundenheit zu fühlen. Das Wissen, dass man in gewisser Weise zusammengehörte. Vollkommen zu sein. Nicht mehr nur eine einsame Hälfte. Noch immer konnte ich nicht völlig sicher sein, ob der Mann vor mir die Wahrheit sprach... aber die Möglichkeit bestand, oder? Ich nickte ihm zu, drehte mich um und zog meine Schuhe an. Griff zitternd nach meinem Mantel, den ich schnell überzog um dann nach draußen zu ihm treten. Mein Herz schlug schnell. Selten hatte ich es so deutlich gespürt. „Ist es weit?“ Ryota nickte. „Außerhalb der Stadt.“ Sie kam also vom Land? Wahrscheinlich war sie vorgestern nur zum Einkaufen hier gewesen? Vielleicht war sich schüchtern? Hatte sich nicht getraut mich direkt anzusprechen. Dabei gab es keinen Grund Angst zu haben. Ich freute mich so sehr auf sie... Unterbewusst blieb die Angst, dass all die Hoffnung umsonst war. Aber sie drang kaum mehr zu mir durch. War fast nicht zu spüren, so blendend und hell war der Gedanke, dass die Suche ein Ende hatte. Bei meinen Eltern war es damals nicht nur die einfache Verbundenheit, sondern wirklich Liebe auf den ersten Blick gewesen. Ob es mir genauso ergehen würde? Mein Blick wanderte zum Armreif, der im Sonnenlicht glänzte. Wie er sich wohl verändern würde? Der meiner Eltern hatte ein dunkles Grün angenommen mit geschwungenen silbernen Linien. „Es ist angenehm...“ Ich blickte irritiert auf. Hatte Ryota fast vergessen. „Was ist angenehm?“ Wieder umspielte ein Lächeln seine Lippen. Ließ ihn dadurch erneut verspielt und jung aussehen. „Du hast mir ins Gesicht geblickt und nicht direkt auf den Armreif... das ist selten geworden.“ Ich konnte nur schwach nicken. „Das selbe gilt doch auch für dich.“ Sein Lächeln wurde noch ein wenig deutlicher. Ryota griff in seine Tasche, um seinen Autoschlüssel herauszuholen, mit dem er die Türen eines edlen schwarzen Wagens öffnete. Der war sicherlich teuer gewesen. Es sah seltsam aus, wie Ryota hinter dem Steuer platz nahm. Ein so teurer Wagen schien nicht zu ihm zu passen. Ich stieg ein, nahm auf dem Beifahrersitz platz. Die Fahrt war ruhig. Keiner von uns schien zu wissen, was er sagen sollte. Ich wollte fragen, wie meine zweite Hälfte war. Wie sie aussah, was sie machte... doch letztendlich wünschte ich mir das alles selbst herauszufinden. Zu sehen, ob ich es beim ersten Blickkontakt schon von allein wusste. Ich meinte zu fühlen, dass wir ihr näher kamen, doch das konnte genauso gut Einbildung gewesen sein. Nur die Aufregung einem so wichtigen Menschen zu begegnen... dem wichtigsten überhaupt. Bisher wusste ich nur wenige Dinge von ihr. Sie schien zu kochen, denn sie verbrannte sich regelmäßig Mittags die Finger. Wohl am Ofen. Meine Hände hatten an einigen Stellen Brandnarben. Ich sollte mich entschuldigen wenn ich sie traf. Ich hatte mir in jungen Jahren das rechte Bein gebrochen. Sie hatte wegen meiner Tollpatschigkeit die selben Schmerzen durchmachen müssen. Wir ließen die Stadt hinter uns. Fuhren an Feldern vorbei, bis wir eines der vielen Wälder erreichten, die die Stadt umgaben. Ein gutes Stück ging es zwischen den Bäumen entlang und erst fast 1 ½ Stunden nachdem wir die Stadtgrenze überquert hatten hielten wir endlich. Beim Anblick des stattlichen Hauses blieb mir einen Moment der Atem weg. Sie schien wirklich eine Menge Geld zu haben. Vielleicht war Ryota ihr Bruder? Oder ein Angestellter? Erst als wir die Treppe zum Haus hoch gingen warf ich einen kurzen Blick auf dessen Armreif. Es glänzte in einem schlichten hellblau. Ohne Muster oder anderen Verzierungen. Mit einem weiteren Schlüssel öffnete er die Tür. Ich folgte ihm ein wenig ehrfürchtig in das große Gebäude. Konnte meine Enttäuschung nicht verstecken, als wir in den Eingangsbereich traten. Eine große Treppe führte hinauf. Erinnerte ein wenig an ein Märchenschloss. Doch der dunkle Teppich darauf wirkte abgenutzt und alt. An der Wand hingen einige alte Gemälde. Ungepflegt. Staubig. Ein paar der wie Marmor aussehenden Bodenfliesen waren zerbrochen und der Blick nach oben war zwar durch die enorme Deckenhöhe beeindruckend, aber die vielen Risse ernüchterten das hübsche Bild. Der Stuck bröckelte, staubte alles voll. „Das Gebäude ist zu groß, wir halten nur die Räume sauber, die wir oft benutzen.“ Ryota lächelte entschuldigend. Es schien ihm unangenehm zu sein, fast etwas hastig deutete er mir an ihm zu folgen. „Ich bringe dich erstmal zum Herrn dieses Hauses, bis du deine zweite Hälfte treffen wirst.“ Das fast amüsierte Lächeln bei den Worten 'Herrn des Hauses' war kaum zu übersehen, aber ich traute mich nicht nachzufragen. Ich folgte ihm hinter die Treppe und durch eine dunkle Holztür in einen Flur. Auch hier war der Boden deutlich abgenutzt und die Wände, einst sicherlich strahlend weiß, waren voller Flecken und seltsamen Kratzern. An manchen Stellen meinte ich getrocknetes Blut zu sehen, doch ich irrte mich sicherlich. Schon nach wenigen Metern stoppten wir. Es wirkte schon fast wahllos, welche Tür er auswählte- als führten uns alle zum Ziel. Ryota schenkte mir noch ein kurzes, fast aufmunterndes Lächeln, ehe er die Tür öffnete. Draußen wartete, als ich den Raum betrat. Wie schon befürchtet schloss er die Tür wieder ohne selbst einzutreten. Nur langsam sah ich mich um. Die Wände waren bis zur Decke mit Regalen gefüllt. Wie viele Bücher es waren konnte ich nicht sagen, aber ich war sicher, dass man sie in einem einzigen Leben nicht alle lesen konnte. Mein Blick wanderte wieder runter. Ein Kamin, scheinbar seit langem unbenutzt. Ein großes Sofa und zwei ältere Sessel waren nicht weit davon entfernt. Ein kleiner Tisch in der Mitte. „Es freut mich dich kennen zulernen.“, die Stimme war tief. Etwas kratzig. Ich zuckte zusammen, da ich niemanden gesehen hatte. Drehte mich leicht zur Seite um die Person zu entdecken, die dazu gehörte. An einem der vielen Fenster zwischen den Regalen war eine breite Fensterbank angebracht, auf der ein Mann saß. Rostfarbenes Haar fiel über seinen Rücken. Nur vorne waren noch zwei Strähnen schwarz, umrahmten sein Gesicht. Die Augen durch Make-up betont blickte er mich mit dem selbstsichersten Blick an, den ich je gesehen hatte. Ich wagte es nicht mich zu bewegen. Konnte nur schwer meine Augen von den seinen lösen. Er zog das rechte Bein an, legte den Arm darum und ein leichtes Lächeln mischte sich in seinen stechenden Blick. Die andere Hand wanderte zu seinem Hals. Spielte mit dem Anhänger seiner Kette, als mein Blick auf seinen Armreif fiel. Rostrot, wie sein Haar. „Nenn mir deinen Namen.“ Ein Schaudern lief quer durch meinen Körper, als seine tiefe Stimme jeden Zentimeter des Raums auszufüllen schien. „Andou Daisuke.“ Er nahm die Hand von seiner Kette und erhob sich. Deutete an, dass ich ihm folgen solle. Mit wenigen Schritten hatte er einen der großen Sessel erreicht. Ließ sich darauf nieder und zog wieder ein Bein an. Sein schwarzer Schuh legte sich auf das Polster. Entweder äußerte niemand ihm gegenüber Kritik, oder es war ihm egal, wie man sich benahm. Beides war möglich, denn mir blieb jegliche Kritik bei seinem starken Blick im Hals stecken. „Nenn mich Sugizo...“, seine Stimme war leiser als zuvor. Nachdenklich, wie auch sein Blick, der etwas unruhig durch den Raum wanderte. „Die Lage ist ernst...“, wieder suchte er einen Moment nach Worten, bevor sein Blick wieder fester zu mir wanderte, „Deine zweite Hälfte ist hier... aber sie entspricht nicht dem, was du dir erhoffst. Ich werde dir vorweg sagen, was die Situation so schwierig macht und du entscheidest dann selbst, ob du dein Gegenstück überhaupt treffen möchtest... oder ob du lieber bis zum 25. Lebensjahr unbeschwert lebst.“ Sugizos Blick war für wenige Sekunden wieder so fest wie am Anfang. Scheinbar zufrieden mit seiner Wortwahl und meinem verwirrten Blick. Ich war nicht in der Lage zu ahnen, worauf er anspielte. „Deine zweite Hälfte ist ein Mann.“ Die Worte hallten in dem großen Raum leicht nach. Waren laut und deutlich gesprochen. Es gab keinen Zweifel, dass ich etwas falsch verstanden hatte. Das Gefühl, das mich durchlief war nicht zu beschreiben. Ein wirres Gemisch aus Wut, Trauer, Angst und unendlich vielen Fragen. Es bewegte sich rasend schnell zu jedem noch so kleinen Gefäß und schien sich dann durch meine Haut hindurch auszubreiten. Die Luft wirkte schwerer als zuvor. Alles schien einen Moment lang still zu stehen. Nur ein einziges Wort verließ in den nächsten Minuten meine Lippen. „Scheiße.“ Das war es und nichts anderes. Man konnte es in keiner Weise verschönern. Was für ein Leben stand einem bevor, wenn die andere Hälfte vom gleichen Geschlecht war? Man war gezwungen außerhalb der Städte zu bleiben. Kein vollkommener Mensch akzeptierte diese unglückbringenden Verbindungen. Auch ich hatte meine Vorurteile. Schon früh war mir beigebracht worden, wie schlecht solche „Fehler im System“ waren. Und nun war ich selbst so ein Fehler. Mir stand eine ebenso unheilvolle Verbindung bevor. Sugizos Frage war berechtigt. Wollte ich meine zweite Hälfte überhaupt treffen? Wie ging es diesem Mann, der zu mir gehörte, so falsch es auch sein mochte? Litt er genauso darunter, wie ich in diesem Moment? Würde dieses grausame Stechen überhaupt jemals aufhören? War es nicht besser mit 25 in Würde zu sterben, als ein langes Leben im Schatten vollkommener Menschen zu führen? Aber was hieß schon in Würde sterben...? Als „einsame Hälfte“ wurde ich doch ebenso wenig akzeptiert. Man würde weiter tuscheln. Sagen, dass ich ein Fehler bin, der seine zweite Hälfte nicht fühlt. Aber war es nicht auch so? Ich hatte doch nicht wirklich mitbekommen, dass er in meiner Nähe war. Konnte das Gefühl damals nicht zuordnen und es war so schwach gewesen, dass ich es als etwas anderes abgeschoben hatte. Welche Art von „Fehler im System“ sagte mir mehr zu? Auf Ewig verstoßen, ein Leben im Schatten... oder ein kurzes Leben inmitten des Lichts, wo nur ein kleiner Schatten auf mich allein fiel? Von allen gesehen... immer verachtet... Ging es meiner zweiten Hälfte genauso? Er litt sicher ebenso sehr unter dieser Situation. Sollte ich nicht ihm diese Entscheidung überlassen? Wenn er mit 25 sterben wollte... dann war es auch für mich okay. Und wenn er am Leben hing. Eine Existenz am Rande der Vollkommenen wünschte, dann würde ich bei ihm bleiben. Dem zustimmen. Mein Blick wanderte zurück zu Sugizo und mit einem Mal meinte ich den Schmerz hinter seinem festen Blick zu sehen. Seine zweite Hälfte war ebenfalls ein Mann. Er lebte und litt mit dieser Tatsache, so schwer es auch war. Akzeptierte es und versuchte so glücklich zu sein. Es machte mir etwas Mut, dass neben diesem Schmerz so viel Selbstsicherheit und Stolz geblieben war. Und Ryota? Ryota konnte kein „Fehler“ sein. Sonst hätte er die Stadt gar nicht erst betreten können. Aber warum half ein vollkommener Mensch jemandem wie mir und Sugizo? Warum hatte er mich hierher gebracht? Ich hatte noch nie von jemandem gehört, der diese falschen Verbindungen in irgendeiner Weise unterstützte. „Will... meine zweite Hälfte Leben oder ist es ihm lieber jung zu sterben?“ Man sah, dass er es unterdrücken wollte, doch letztlich musste Sugizo bei dieser Frage lachen. „So wie du dich nach ihm richten willst, will er sich auch nach dir richten. Er ist genauso unsicher zu dem Schluss gekommen, dass es ihm letztlich egal ist, da keine der beiden Möglichkeiten in irgendeiner Weise Glück bedeutet. Deswegen wollte er auch, dass ich es dir sage, sodass du die Möglichkeit hast zu gehen ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu sehen.“ Ich nickte. Hatte bereits damit gerechnet. Letztlich musste ich mir in diesem Augenblick eingestehen, dass meine Entscheidung bereits getroffen war. Ich wollte ihn sehen. Wenn es für einen von uns eine untragbare Last werden würde... gab es noch immer die Möglichkeit dem Leben ein Ende zu setzen. Gemeinsam. Sugizo schien mir meine Antwort anzusehen. „Die Treppe hoch, dann die zweite Tür rechts. Ich komme nicht mit. Die erste Begegnung sollte von keinem anderen gestört werden. Lasst euch Zeit. Ich bin hier, wenn ihr bereit seid mit mir über eure Zukunft zu sprechen... falls ihr eine habt.“ Ich nickte ihm zu. Wollte ihm danken, aber kein Ton verließ meine Lippen. Die letzten Minuten hatten meine komplette Zukunft verändert. Nichts war mehr wie zuvor und nur langsam sickerte die Erkenntnis durch jede Faser meines Körpers. Ließ mich den Wunsch verspüren weg zu rennen. All dem zu entkommen. Doch es gab kein Zurück. Als ich zurück in der Vorhalle eine Stufe nach der anderen ging wusste ich, dass die Tür zurück Nachhause bereits verschlossen war. Oben angekommen, die Hand zur Klinke ausgestreckt, kribbelte mein Körper so sehr, dass ich glaubte jeden Moment zusammenzubrechen. Das eigentlich kühle Metall unter meinen Fingern schien kochend heiß zu sein. Ketten hatten sich um meine Lungen gelegt, machten jeden Atemzug zu einem Kampf, während mein Herz so laut schlug, dass ich glaubte es würde in der nächsten Sekunde einfach zerbersten. Alles verschwamm, als ich die Klinke langsam runter drückte. Jedes noch so kleine Geräusch drang so heftig zu mir vor, dass ich zusammenzuckte. Quietschend ließ sich die Tür von mir öffnen, gaben den Blick auf das Innere des Raumes und den jungen Mann frei, der von nun an zu mir gehören würde. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)