Fehler im System von Tetsu (Kao x Die, Yoshiki x Sugizo) ================================================================================ Kapitel 4: Kiss me, Goodbye --------------------------- Kommentar: Das vierte Kapitel~ Die nächste Person taucht auf! Das Kapitel ist recht kurz, aber das davor war ja für meine Verhältnisse auch sehr lang. Bis zum nächsten Kapitel wird es wahrscheinlich noch etwas dauern. Musik: Buck-Tick, Atsushi Sakurai, B'z Kapitel 4: Kiss me, Goodbye Ich wollte gerade die Tür zur Küche schließen, als Sugizo derart laut wurde, dass ich zusammen zuckte und absolut still stehen blieb. „ALLES GUT GEGANGEN?“ Der Streit war also doch nicht vergessen und ging nun scheinbar genau dort weiter, wo sie ihn unterbrochen hatten. Ich zögerte. Einerseits wollte ich gehen, weil der Streit nicht für meine Ohren bestimmt war... andererseits wollte ich wissen, worum es ging. Unschlüssig blickte ich den Gang entlang. Kaoru war bereits nach oben gegangen, während ich eben noch beim Abwasch geholfen hatte. „Du siehst doch, dass es mir gut geht. Kein Kratzer und auch sonst nichts. Es ist also gut gegangen.“ Yoshikis Stimme war leise, aber derart giftig, dass es mich erschauern ließ. Die Neugier siegte, ich wollte wissen, worum es ging. „Das dir körperlich nichts passiert ist weiß ich doch! Es geht darum, dass du gegangen bist, obwohl wir beide wissen, wie gefährlich es ist! In Zeiten wie diesen so etwas unüberlegtes zu tun ist einfach nur dumm!“, knurrte Sugizo. Obwohl er nicht mehr brüllte schien seine Wut noch immer jeden Winkel des Gebäudes auszufüllen. „Dann lass mich doch dumm sein!“ „WENN DIR ETWAS PASSIERT SCHADET ES ABER AUCH MIR! DA KANN ICH DOCH NICHT EINFACH ZUSEHEN!“ „Es wäre dir also egal, wenn mir etwas passiert. Es geht eigentlich nur darum, dass es dir dann genauso ergeht.“, Eine Feststellung. Keine Frage. „Du weißt genau, dass das nicht stimmt!“ Einen Moment herrschte Stille. Mein Blick lag auf meiner Hand, dir noch immer fest um die Türklinke geschlungen war. Ich wollte das kühle Metall loslassen, welches sich langsam unter meiner Hand erwärmte, aber ich konnte nicht. Wie erstarrt wartete ich auf weitere Worte. „Yo-chan... warum hast du Sakurai gesucht?“ Ein Kribbeln durchströmte meinen Körper, als ich Sugizos völlig veränderte Stimme vernahm. Die Liebe und Fürsorge, die so deutlich aus diesen Worten hervortrat war fast schon greifbar. Als könne man sie wirklich in die Hand nehmen. Ertasten. Leise Schritte, dann wieder einen Augenblick Stille. „Ich hab ihn nicht gesucht und war auch nicht einmal in der Nähe des gefährlichen Gebiets. Es tut mir Leid...“ Sugizos seufzte. „Warum machst du mir solche Sorgen?“ Obwohl ich durch den schmalen Türspalt nichts erkennen konnte war ich sicher die beiden direkt anzusehen. Wie Yoshiki in Sugizos Armen lehnte, der ihm durch die hellen Locken fuhr. Ihn... küsste? Vielleicht. Wie eng war ihre Verbindung? War es normal, dass sich auch 'Fehler' so deutlich zueinander hingezogen fühlten, wie manche Vollkommenen? Wie eng war die Verbindung von Kaoru und mir? Würden wir uns auch irgendwann... küssen? Oder mehr? Wollte ich das? Wollte ich einem Mann derart nahe kommen? „Es tut mir Leid, dass du meinetwegen hier draußen gefangen bist...“, flüsterte Yoshiki, sodass es mir schwer fiel ihn zu verstehen, „... du vermisst die Stadt... und egal, wie sehr ich versuche all deine Wünsche zu erfüllen... das werde ich dir nie wieder zurückgeben können.“ Ich erwartete, dass Sugizo ihm in irgendeiner Form widersprechen würde, doch nichts. Es blieb still. Sugizo vermisste sein früheres Leben scheinbar wirklich sehr. Mehr noch als Yoshiki, von dem ich es eher erwartet hätte. Warum hatte Yoshiki ihn so wütend gemacht? Aus Verzweiflung? Aus Wut darüber, dass er ihm nicht alles geben konnte? Eine trotzige Reaktion, wie die eines Kindes? Während meine Hand eben noch mit dem Metall verschmolzen war löste sie sich nun problemlos. Es war beinahe mechanisch, wie sich meine Beine bewegten. Die Treppe hoch zu Kaoru brachten. Je näher ich der Tür kam, desto wärmer fühlte sich mein Herz an. Warum war ich so überrascht über die derart enge Beziehung der beiden? Wieso war es mir nie in den Sinn gekommen, dass es Liebe auch unter 'Fehlern' geben könnte? Als ich vom Boden aufblickte stand ich bereits im Raum. Nur wenige Schritte von Kaoru entfernt. Die Tür hinter mir war geschlossen, obwohl ich nicht einmal mehr sagen konnte, ob ich sie geöffnet hatte. Meine zweite Hälfte saß auf dem Bett. Liebe? War das, was ich für ihn empfand nicht schon Liebe? Oder war es nur die Verbundenheit? Wäre das Gefühl noch intensiver, wenn ich ihn lieben würde? War es überhaupt möglich, dass ich mich ihm noch näher fühlen konnte? Mein Blick lag auf seinen Lippen. Wollte ich ihn küssen? Wollte ich einen Mann küssen? Der Gedanke kam mir falsch vor, aber wenn ich ihn ansah war ich sicher, dass es sich ganz natürlich anfühlen würde. Vertraut. Ihn zu umarmen war bereits fantastisch... wäre ein Kuss dann noch intensiver? Ich richtete den Blick etwas höher, sodass wir uns nun direkt ansahen. Und für einen Moment vergaß ich, dass er all meine Gedanken lesen konnte, wenn ich mich nicht vor ihm verschloss. Kaoru wirkte irritiert. Vielleicht sogar ein bisschen erschrocken. Bei jedem anderen hätte ich mich wohl für meine Gedanken geschämt. Aber vor ihm... Ich wollte es ausprobieren... ihn küssen. Mein Herz schlug schneller, als er nickte. Ein Stück weiter auf das Bett rückte und sich nach hinten fallen ließ. Ich zitterte. Nicht vor Nervosität, sondern aus Vorfreude. Konnte jeden Windhauch der durch das offene Fenster drang deutlich spüren. Nach wenigen Schritten hatte ich das Bett erreicht. Ohne zu zögern kletterte ich mit langsamen Bewegungen über ihn. Stützte mich mit den Händen ab, um ihn von oben zu betrachten. Die langen schwarzen Zöpfe hoben sich deutlich von dem hellen Laken ab, ebenso wie das violette, kinnlange Haar, welches ihm etwas wirr ins Gesicht fiel. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Verspielt, ein wenig angriffslustig und wild. Als wollte mir das Raubtier deutlich machen, dass diese Unterwerfung nur eine Ausnahme war. Ein Grinsen ließ sich nicht unterdrücken, als ich eine Hand an seine Wand legte. Wie eine Katze schmiegte er sich dagegen, doch der wilde Ausdruck seiner Augen blieb. Forderte mich nahezu heraus zu versuchen ihn zu bändigen. Langsam beugte ich mich runter. Doch noch bevor ich ihn erreichte hob er den Kopf. Leckte über meine Lippen, ehe er die Augen schloss und leicht zubiss. Die Hitze, die von einer Sekunde zur anderen über mich kam war überwältigend. Mein Herz pumpte das Blut stoßweise durch meinen Körper. Kaorus Hand wanderte über meine Schulter an meinen Nacken. Hinterließ ein heißes Kribbeln, wo er mich berührte, ehe er mich tiefer zog und schon im nächsten Moment spürte ich, wie sich seine Zunge den Weg zu der meinen erkämpfte. Das ich das Raubtier unter mir bändigte konnte man wahrlich nicht sagen. Meine freie Hand legte sich auf seinen Oberkörper. Wollte immer mehr fühlen, über die nackte Haut streichen. Ihn überall berühren. Immer wieder trafen sich unsere Zungen, kämpfen miteinander. Meine Hand an seiner Wange vergrub sich in den violetten Haaren und erst, als Kaoru über mir war bemerkte ich, dass wir uns gedreht hatten. Kein einziges Geräusch der Umgebung drang zu mir durch. Nur der Herzschlag meiner zweiten Hälfte hallte deutlich in meinem Kopf. Mischte sich mit dem meinen, bis der Takt ein und der selbe war. Viel zu schnell und rastlos. Ich nutze die Möglichkeit ihm über den Rücken zu streichen. Ließ meine Hand nur langsam tiefer wandern. Ich wollte mein Verlangen nach mehr unterdrücken. Nicht zu weit gehen. Doch was war 'zu weit'? Gab es überhaupt ein 'zu weit'? Unsere Lippen trennten sich. Leicht geöffnet, völlig außer Atem. Er sah wunderschön aus. Dieser Ausdruck in seinen Augen, das Haar, welches ihm etwas durcheinander ins Gesicht fiel. Es war gut. Verdammt gut. Und doch der falsche Moment für mehr. Wieder nur ein kurzes Nicken, ehe sich Kaoru neben mich legte. Den Kopf auf meinem Oberkörper niederließ und darauf wartete gekrault zu werden. Ich kam der stillen Bitte nach. Legte meine Hand in seinen Nacken. Strich darüber. So schwer mein Leben momentan auch war. Das zwischen uns fühlte sich perfekt an. Unsere Gedanken waren die gleichen. Es gab keine Zweifel daran, dass wir zusammengehörten. Bei ihm war ich glücklich. Ein Stück weit sorglos. „Vollkommenes Glück“, wenn man so wollte. Seine Vergangenheit war mir noch ein Rätsel, aber ich war sicher auch das irgendwann zu lösen. Kaorus Atmung wurde langsam ruhiger und ich bemerkte erst nach einer Weile, dass er eingeschlafen war. In meinen Armen. Das Strahlen wollte gar nicht mehr weichen, während ich den Blick nicht von seinem entspannten Ausdruck nehmen konnte. Noch lange strich ich durch sein seidiges Haar, bis auch mich schließlich die Müdigkeit überfiel. Sich wie ein bleierner Schleier über mich legte. Alles wurde schwer und dumpf, bis es in ein tiefes Schwarz rauschte. Ein traumloser Schlaf, genau wie früher. Eins der wenigen Dinge, die trotz der vielen Veränderungen gleich geblieben waren. Es war tiefste Nacht, als ich aufwachte. Kaoru lag noch immer neben mir, wenn auch nicht mehr ganz so nah. Seltsamerweise wusste ich ohne die Augen zu öffnen, dass der Mond diese kühle, sternenklare Nacht deutlich erhellte. Licht in dieses Zimmer scheinen ließ. Der Klang des Herzens meiner zweiten Hälfte beruhigte mich und erst wenige Sekunden später bemerkte ich es. Schweres Atmen, aus Richtung der Tür. Ich konnte spüren, dass ein fremder Blick auf mir lag. Stechend und gefährlich. Mein Herz schlug schneller und dennoch versuchte ich still liegen zu bleiben. Doch die fremde Person durchschaute mein schlechtes Spiel. Es war, als könnte ich das Grinsen hören. Als ich die Augen öffnete stoppte mein Herzschlag. Ein unfassbare Kälte schien sich über den ganzen Raum zu legen. Fahle, weiße Haut, von der sich dunkle, rote Lippen und die ausdrucksstärksten Augen abhoben, die ich je gesehen hatte. Völlig abwesend, als blickten sie durch mich hindurch und gleichzeitig stechend. Verrückt. Die weißen Schultern waren beinahe freigelegt, da der nach vorn gebundene Kimono des Mannes fast herunterrutschte. Roter Stoff, dessen Muster ich nicht genau erkennen konnte, während die große Schleife heller war. Voller roter Flecken, die ich erst nach einem Moment als Blumen identifizieren konnte. Doch jedes Mal, wenn ich die Augen nur für eine Sekunde schloss sah ich Blut. Langes schwarzes Haar, auf der einen Seite nahezu vollständig abrasiert, reichte fast bis zur Hüfte. Verdeckte die Hälfte des Gesichts. Kein Ton verließ meine Lippen. Ich konnte mich nicht bewegen. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)