Fehler im System von Tetsu (Kao x Die, Yoshiki x Sugizo) ================================================================================ Prolog: kisoku -------------- imperfect human Normalerweise verzichte ich auf einen Prolog, aber ich denke bei dieser Fanfic sollte ich vorweg einige Dinge schonmal erklären. Ich bin gespannt, ob Interesse an einer solchen Fanfic besteht. Kommentare sind erwünscht! Kisoku- Regel Musik: abingdon boys school, Buck-Tick, GranRodeo & Jully Prolog : kisoku In der heutigen Zeit ist das System der zwei Hälften allgegenwärtig. Niemand ist in der Lage sich dem zu widersetzen und es existieren keinerlei Aufzeichnungen, wie es zu diesem System gekommen war. In der Nacht, in der ein Mensch das 12. Lebensjahr erreicht erscheint ein Armband an seinem Handgelenk. Silber, etwa zwei Zentimeter breit, ohne jeglichen Aufdruck. Keine Technik der Welt ist in der Lage diese Armbänder zu entfernen. Verliert jemand den Arm erscheint es am anderen, verliert er auch den, am Hals. Vom 12. Lebensjahr an ist jeder Mensch auf der Suche nach seiner zweiten Hälfte um vollkommen zu werden. Bricht sich einer das Bein, wird im selben Moment auch das Bein der anderen Hälfte brechen. Stirbt einer, stirbt auch der andere. Es empfiehlt sich, das Leben mit der zweiten Hälfte zu teilen, um dessen Leben – und somit auch sein eigenes – zu schützen. Die meisten Menschen erkennen ihre zweite Hälfte auf den ersten Blick. Sobald sich beide Teile das erste Mal berühren verändern sich die Armreifen. Sie nehmen die selbe Form und das gleiche Muster an, sodass jeder ohne Probleme seinem Gegenstück zugeordnet werden kann. In diesem Moment werden Muster und Farbe der neuen vollkommenen Einheit an die Staatsmacht gesendet. Es ist nicht möglich den Träger eines Armreifs in irgendeiner Form aufzuspüren, aber die Staatsmacht kann beim Scannen der Armbänder feststellen, wer die dazugehörige Hälfte ist. Die zueinander gehörigen Menschen sind in der Regal ein Mann und eine Frau. In seltenen Fällen verschiebt sich diese Linie und es finden sich gleichgeschlechtliche Verbindungen. Diese werden von der Regierung geduldet, haben aber kein Recht sich in der Nähe der vollkommenen Menschen aufzuhalten. Einige Gebiete sind durch Scanner gesichert. Menschen mit einer solch 'unvollkommenen Verbindung' ist es nicht gestattet diese Gebiete zu betreten. Tun sie es doch werden sie über Lautsprecher gewarnt und nach einer Minute zum Abschuss freigegeben. Menschen, die ihre zweite Hälfte noch nicht gefunden haben können diese Flächen betreten. Hat ein Mensch bis zum 25. Lebensjahr seine 2. Hälfte noch nicht gefunden ist seine Zeit verstrichen. Sein Armband verfärbt sich schwarz und ihm wird ein 30 tägiges Limit gesetzt, in dem er mit Hilfe der Staatsmacht nach seiner Hälfte suchen darf. Hat er sie dann noch immer nicht erkannt und berührt wird er ohne erkenntlichen Grund sterben. Es ist nicht nötig die andere Hälfte zu heiraten und mit ihr Kinder zu bekommen. Beziehungen sind außerhalb des Systems erlaubt. Niemand ist dazu gezwungen seine zweite Hälfte bei sich zu haben, auch wenn es sich zum eigenen Schutz empfiehlt. Es reicht seine Hälfte nur einmal im Leben zu treffen. ~ Kapitel 1: Ungewisse Zukunft ---------------------------- Das erste Kapitel meines neuen Projekts. Ob es jemand mag? Es treten noch nicht alle Personen auf, aber die Geschichte fängt ja auch erst an. Freut sich schon jemand auf Kaoru oder Yoshiki? Wünscht sich jemand noch bestimmte Personen für die Zukunft? Irgendwie bin ich sehr glücklich darüber doch wieder etwas längeres zu beginnen, nachdem ich in letzter Zeit so viele one-shots geschrieben habe. Nun gut... viel Spaß beim lesen! Und schreibt einen Kommentar, wie es euch gefällt. Musik: Luna Sea (live Songs), Buck-Tick (live Songs), Jully, MUCC- Haruka & Atsushi Sakurai- Dakishimete Kapitel 1: Ungewisse Zukunft In dieser Welt war der erste Blick nie auf das Gesicht, sondern immer auf den Arm gerichtet und kaum hatten die Menschen erkannt, dass mein Armreif noch immer in schlichtem Silber glänzte fingen sie an zu reden. „Ein unvollkommener Mensch.“ „In dem Alter noch allein...“ „Ihm fehlt das Gefühl.“ Ihre abwertenden Bemerkungen, die eindeutigen Blicke. Sie sahen mich nicht als richtigen Menschen an. Nannten mich „eine einsame Hälfte“. Die meisten fanden ihre zweite Hälfte bereits mit 14, spätestens aber mit 17 oder 18. Sogar Wissenschaftler hatten in einer Studie bewiesen, dass diejenigen, die ihre zweite Hälfte mit 18 noch nicht gefunden haben mit einer Wahrscheinlichkeit von über 70% nie fündig werden. Ihnen würde das Gefühl für die Verbindung fehlen. Wenn die Menschen mich sahen, gerade 22 geworden, erblickten sie nur einen jungen Mann, der mit großer Wahrscheinlichkeit nicht älter als 25 werden würde. Dennoch hatten sie kein Mitleid. Wer nicht in der Lage war seine zweite Hälfte zu erkennen hatte kein Recht auf das Leben. So war das System und daran konnte ohnehin niemand etwas ändern. Anfangs hatte ich das alles noch sehr gelassen gesehen. War sicher gewesen, dass ich mein Gegenstück finden würde. Doch so langsam lief mir die Zeit davon. Immer wieder hatte ich von Leuten gehört, die in ihrer Panik den Verstand verloren hatten. Unverständlich, hätte ich früher gesagt. Was aber, wenn es wirklich so war? Wenn mir und meiner Hälfte einfach das Gefühl für den jeweils anderen fehlte? Wenn wir aneinander vorbeiliefen ohne es zu bemerken? Was wenn meine andere Hälfte wirklich den Verstand verlor? Sich umbrachte und damit auch mein Leben beendete? Je mehr Panik ich bekam, desto seltener verließ ich das Haus. Paradox, wo ich die Wahrscheinlichkeit dieser Person überhaupt zu begegnen ganz allein noch einmal minimierte. Ich drehte mich zur Seite. Blickte durch mein Zimmer, dass ich in den letzten Wochen mehr gesehen hatte als jeden anderen Ort. Wie lange ich heute schon nahezu still auf dem Bett lag konnte ich nicht sagen. Vielleicht ein paar Stunden. Erst das Klingeln an der Tür brachte mich dazu aufzustehen. Es war sonst niemand daheim, sonst hätte ich auch deswegen das Zimmer nicht verlassen. Den Mann vor der Tür hatte ich noch nie gesehen. Sein Lächeln war schüchtern, während er mich durch die braunen Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht fielen, anblickte. Sein niedlicher Ausdruck ließ ihn jünger wirken, als er war. Erst auf den zweiten Blick schätzte ich ihn auf etwa 30. „Es tut mir leid zu stören, aber es ist wichtig, dass du mich begleitest.“ „Begleiten?“ Mein skeptischer Ausdruck brachte den Fremden zu einer weiteren Entschuldigung. „Mein Name ist Ryota und ich bin im Auftrag deiner zweiten Hälfte hier.“ Wut mischte sich in meine Gefühle. Gewann die Oberhand. Es war nicht das erste Mal, dass mich jemand wegen meines noch silbernen Armreifs lächerlich machen wollte... doch so dreist dafür extra zu klingeln war bisher keiner gewesen. „Was soll das? Willst du dich darüber lustig machen, dass ich scheinbar zu blöd bin meine zweite Hälfte zu finden? Warum sollte sie denn nicht einfach zu mir kommen?“ Er zuckte deutlich zusammen, aber der entschlossene Blick war geblieben. „Bitte komm mit, wenn wir dort sind wirst du es verstehen...“ Was für ein billiger Trick. Aber wozu sollte ich mitkommen? Hatte er noch Freunde in der Nähe, die lachen würden, wenn ich mit ihm ging? „Wer sagt mir, dass das ganze kein Streich ist?“ Ryota schien auf diese Frage gewartet zu haben, denn ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Vorgestern hast du gegen 18 Uhr einen Supermarkt verlassen. Deine zweite Hälfte hat dich gesehen und ist dir bis hierher gefolgt. Du hast es gefühlt, oder? Ich bin hier um dich abzuholen, bitte glaube mir.“ Meine Hand zitterte. Ob aus Wut oder weil ich begann ihm zu glauben konnte ich nicht sagen. Ich war tatsächlich um etwa 18 Uhr unterwegs gewesen. Das seltsame Gefühl dabei hatte ich einfach hingenommen. Dem keine tiefe Bedeutung zugeordnet. Wenn es so war... wenn meine zweite Hälfte mir tatsächlich so nah gewesen war... hätte ich es dann nicht deutlicher spüren müssen? Stimmte es, was die Leute sagten? Fehlte mir wirklich das Gefühl? Ich betrachtete Ryota, der geduldig zusah wie ich mit mir rang. War es die Wahrheit? Was würde passieren, wenn ich ihr begegne? Vielleicht würde ich es dann spüren? Ohne es zu verhindern erinnerte ich mich an die vielen Erzählungen. Ließ mich davon blenden. Es war sicher genauso schön, wie es alle beschrieben. Diese Verbundenheit zu fühlen. Das Wissen, dass man in gewisser Weise zusammengehörte. Vollkommen zu sein. Nicht mehr nur eine einsame Hälfte. Noch immer konnte ich nicht völlig sicher sein, ob der Mann vor mir die Wahrheit sprach... aber die Möglichkeit bestand, oder? Ich nickte ihm zu, drehte mich um und zog meine Schuhe an. Griff zitternd nach meinem Mantel, den ich schnell überzog um dann nach draußen zu ihm treten. Mein Herz schlug schnell. Selten hatte ich es so deutlich gespürt. „Ist es weit?“ Ryota nickte. „Außerhalb der Stadt.“ Sie kam also vom Land? Wahrscheinlich war sie vorgestern nur zum Einkaufen hier gewesen? Vielleicht war sich schüchtern? Hatte sich nicht getraut mich direkt anzusprechen. Dabei gab es keinen Grund Angst zu haben. Ich freute mich so sehr auf sie... Unterbewusst blieb die Angst, dass all die Hoffnung umsonst war. Aber sie drang kaum mehr zu mir durch. War fast nicht zu spüren, so blendend und hell war der Gedanke, dass die Suche ein Ende hatte. Bei meinen Eltern war es damals nicht nur die einfache Verbundenheit, sondern wirklich Liebe auf den ersten Blick gewesen. Ob es mir genauso ergehen würde? Mein Blick wanderte zum Armreif, der im Sonnenlicht glänzte. Wie er sich wohl verändern würde? Der meiner Eltern hatte ein dunkles Grün angenommen mit geschwungenen silbernen Linien. „Es ist angenehm...“ Ich blickte irritiert auf. Hatte Ryota fast vergessen. „Was ist angenehm?“ Wieder umspielte ein Lächeln seine Lippen. Ließ ihn dadurch erneut verspielt und jung aussehen. „Du hast mir ins Gesicht geblickt und nicht direkt auf den Armreif... das ist selten geworden.“ Ich konnte nur schwach nicken. „Das selbe gilt doch auch für dich.“ Sein Lächeln wurde noch ein wenig deutlicher. Ryota griff in seine Tasche, um seinen Autoschlüssel herauszuholen, mit dem er die Türen eines edlen schwarzen Wagens öffnete. Der war sicherlich teuer gewesen. Es sah seltsam aus, wie Ryota hinter dem Steuer platz nahm. Ein so teurer Wagen schien nicht zu ihm zu passen. Ich stieg ein, nahm auf dem Beifahrersitz platz. Die Fahrt war ruhig. Keiner von uns schien zu wissen, was er sagen sollte. Ich wollte fragen, wie meine zweite Hälfte war. Wie sie aussah, was sie machte... doch letztendlich wünschte ich mir das alles selbst herauszufinden. Zu sehen, ob ich es beim ersten Blickkontakt schon von allein wusste. Ich meinte zu fühlen, dass wir ihr näher kamen, doch das konnte genauso gut Einbildung gewesen sein. Nur die Aufregung einem so wichtigen Menschen zu begegnen... dem wichtigsten überhaupt. Bisher wusste ich nur wenige Dinge von ihr. Sie schien zu kochen, denn sie verbrannte sich regelmäßig Mittags die Finger. Wohl am Ofen. Meine Hände hatten an einigen Stellen Brandnarben. Ich sollte mich entschuldigen wenn ich sie traf. Ich hatte mir in jungen Jahren das rechte Bein gebrochen. Sie hatte wegen meiner Tollpatschigkeit die selben Schmerzen durchmachen müssen. Wir ließen die Stadt hinter uns. Fuhren an Feldern vorbei, bis wir eines der vielen Wälder erreichten, die die Stadt umgaben. Ein gutes Stück ging es zwischen den Bäumen entlang und erst fast 1 ½ Stunden nachdem wir die Stadtgrenze überquert hatten hielten wir endlich. Beim Anblick des stattlichen Hauses blieb mir einen Moment der Atem weg. Sie schien wirklich eine Menge Geld zu haben. Vielleicht war Ryota ihr Bruder? Oder ein Angestellter? Erst als wir die Treppe zum Haus hoch gingen warf ich einen kurzen Blick auf dessen Armreif. Es glänzte in einem schlichten hellblau. Ohne Muster oder anderen Verzierungen. Mit einem weiteren Schlüssel öffnete er die Tür. Ich folgte ihm ein wenig ehrfürchtig in das große Gebäude. Konnte meine Enttäuschung nicht verstecken, als wir in den Eingangsbereich traten. Eine große Treppe führte hinauf. Erinnerte ein wenig an ein Märchenschloss. Doch der dunkle Teppich darauf wirkte abgenutzt und alt. An der Wand hingen einige alte Gemälde. Ungepflegt. Staubig. Ein paar der wie Marmor aussehenden Bodenfliesen waren zerbrochen und der Blick nach oben war zwar durch die enorme Deckenhöhe beeindruckend, aber die vielen Risse ernüchterten das hübsche Bild. Der Stuck bröckelte, staubte alles voll. „Das Gebäude ist zu groß, wir halten nur die Räume sauber, die wir oft benutzen.“ Ryota lächelte entschuldigend. Es schien ihm unangenehm zu sein, fast etwas hastig deutete er mir an ihm zu folgen. „Ich bringe dich erstmal zum Herrn dieses Hauses, bis du deine zweite Hälfte treffen wirst.“ Das fast amüsierte Lächeln bei den Worten 'Herrn des Hauses' war kaum zu übersehen, aber ich traute mich nicht nachzufragen. Ich folgte ihm hinter die Treppe und durch eine dunkle Holztür in einen Flur. Auch hier war der Boden deutlich abgenutzt und die Wände, einst sicherlich strahlend weiß, waren voller Flecken und seltsamen Kratzern. An manchen Stellen meinte ich getrocknetes Blut zu sehen, doch ich irrte mich sicherlich. Schon nach wenigen Metern stoppten wir. Es wirkte schon fast wahllos, welche Tür er auswählte- als führten uns alle zum Ziel. Ryota schenkte mir noch ein kurzes, fast aufmunterndes Lächeln, ehe er die Tür öffnete. Draußen wartete, als ich den Raum betrat. Wie schon befürchtet schloss er die Tür wieder ohne selbst einzutreten. Nur langsam sah ich mich um. Die Wände waren bis zur Decke mit Regalen gefüllt. Wie viele Bücher es waren konnte ich nicht sagen, aber ich war sicher, dass man sie in einem einzigen Leben nicht alle lesen konnte. Mein Blick wanderte wieder runter. Ein Kamin, scheinbar seit langem unbenutzt. Ein großes Sofa und zwei ältere Sessel waren nicht weit davon entfernt. Ein kleiner Tisch in der Mitte. „Es freut mich dich kennen zulernen.“, die Stimme war tief. Etwas kratzig. Ich zuckte zusammen, da ich niemanden gesehen hatte. Drehte mich leicht zur Seite um die Person zu entdecken, die dazu gehörte. An einem der vielen Fenster zwischen den Regalen war eine breite Fensterbank angebracht, auf der ein Mann saß. Rostfarbenes Haar fiel über seinen Rücken. Nur vorne waren noch zwei Strähnen schwarz, umrahmten sein Gesicht. Die Augen durch Make-up betont blickte er mich mit dem selbstsichersten Blick an, den ich je gesehen hatte. Ich wagte es nicht mich zu bewegen. Konnte nur schwer meine Augen von den seinen lösen. Er zog das rechte Bein an, legte den Arm darum und ein leichtes Lächeln mischte sich in seinen stechenden Blick. Die andere Hand wanderte zu seinem Hals. Spielte mit dem Anhänger seiner Kette, als mein Blick auf seinen Armreif fiel. Rostrot, wie sein Haar. „Nenn mir deinen Namen.“ Ein Schaudern lief quer durch meinen Körper, als seine tiefe Stimme jeden Zentimeter des Raums auszufüllen schien. „Andou Daisuke.“ Er nahm die Hand von seiner Kette und erhob sich. Deutete an, dass ich ihm folgen solle. Mit wenigen Schritten hatte er einen der großen Sessel erreicht. Ließ sich darauf nieder und zog wieder ein Bein an. Sein schwarzer Schuh legte sich auf das Polster. Entweder äußerte niemand ihm gegenüber Kritik, oder es war ihm egal, wie man sich benahm. Beides war möglich, denn mir blieb jegliche Kritik bei seinem starken Blick im Hals stecken. „Nenn mich Sugizo...“, seine Stimme war leiser als zuvor. Nachdenklich, wie auch sein Blick, der etwas unruhig durch den Raum wanderte. „Die Lage ist ernst...“, wieder suchte er einen Moment nach Worten, bevor sein Blick wieder fester zu mir wanderte, „Deine zweite Hälfte ist hier... aber sie entspricht nicht dem, was du dir erhoffst. Ich werde dir vorweg sagen, was die Situation so schwierig macht und du entscheidest dann selbst, ob du dein Gegenstück überhaupt treffen möchtest... oder ob du lieber bis zum 25. Lebensjahr unbeschwert lebst.“ Sugizos Blick war für wenige Sekunden wieder so fest wie am Anfang. Scheinbar zufrieden mit seiner Wortwahl und meinem verwirrten Blick. Ich war nicht in der Lage zu ahnen, worauf er anspielte. „Deine zweite Hälfte ist ein Mann.“ Die Worte hallten in dem großen Raum leicht nach. Waren laut und deutlich gesprochen. Es gab keinen Zweifel, dass ich etwas falsch verstanden hatte. Das Gefühl, das mich durchlief war nicht zu beschreiben. Ein wirres Gemisch aus Wut, Trauer, Angst und unendlich vielen Fragen. Es bewegte sich rasend schnell zu jedem noch so kleinen Gefäß und schien sich dann durch meine Haut hindurch auszubreiten. Die Luft wirkte schwerer als zuvor. Alles schien einen Moment lang still zu stehen. Nur ein einziges Wort verließ in den nächsten Minuten meine Lippen. „Scheiße.“ Das war es und nichts anderes. Man konnte es in keiner Weise verschönern. Was für ein Leben stand einem bevor, wenn die andere Hälfte vom gleichen Geschlecht war? Man war gezwungen außerhalb der Städte zu bleiben. Kein vollkommener Mensch akzeptierte diese unglückbringenden Verbindungen. Auch ich hatte meine Vorurteile. Schon früh war mir beigebracht worden, wie schlecht solche „Fehler im System“ waren. Und nun war ich selbst so ein Fehler. Mir stand eine ebenso unheilvolle Verbindung bevor. Sugizos Frage war berechtigt. Wollte ich meine zweite Hälfte überhaupt treffen? Wie ging es diesem Mann, der zu mir gehörte, so falsch es auch sein mochte? Litt er genauso darunter, wie ich in diesem Moment? Würde dieses grausame Stechen überhaupt jemals aufhören? War es nicht besser mit 25 in Würde zu sterben, als ein langes Leben im Schatten vollkommener Menschen zu führen? Aber was hieß schon in Würde sterben...? Als „einsame Hälfte“ wurde ich doch ebenso wenig akzeptiert. Man würde weiter tuscheln. Sagen, dass ich ein Fehler bin, der seine zweite Hälfte nicht fühlt. Aber war es nicht auch so? Ich hatte doch nicht wirklich mitbekommen, dass er in meiner Nähe war. Konnte das Gefühl damals nicht zuordnen und es war so schwach gewesen, dass ich es als etwas anderes abgeschoben hatte. Welche Art von „Fehler im System“ sagte mir mehr zu? Auf Ewig verstoßen, ein Leben im Schatten... oder ein kurzes Leben inmitten des Lichts, wo nur ein kleiner Schatten auf mich allein fiel? Von allen gesehen... immer verachtet... Ging es meiner zweiten Hälfte genauso? Er litt sicher ebenso sehr unter dieser Situation. Sollte ich nicht ihm diese Entscheidung überlassen? Wenn er mit 25 sterben wollte... dann war es auch für mich okay. Und wenn er am Leben hing. Eine Existenz am Rande der Vollkommenen wünschte, dann würde ich bei ihm bleiben. Dem zustimmen. Mein Blick wanderte zurück zu Sugizo und mit einem Mal meinte ich den Schmerz hinter seinem festen Blick zu sehen. Seine zweite Hälfte war ebenfalls ein Mann. Er lebte und litt mit dieser Tatsache, so schwer es auch war. Akzeptierte es und versuchte so glücklich zu sein. Es machte mir etwas Mut, dass neben diesem Schmerz so viel Selbstsicherheit und Stolz geblieben war. Und Ryota? Ryota konnte kein „Fehler“ sein. Sonst hätte er die Stadt gar nicht erst betreten können. Aber warum half ein vollkommener Mensch jemandem wie mir und Sugizo? Warum hatte er mich hierher gebracht? Ich hatte noch nie von jemandem gehört, der diese falschen Verbindungen in irgendeiner Weise unterstützte. „Will... meine zweite Hälfte Leben oder ist es ihm lieber jung zu sterben?“ Man sah, dass er es unterdrücken wollte, doch letztlich musste Sugizo bei dieser Frage lachen. „So wie du dich nach ihm richten willst, will er sich auch nach dir richten. Er ist genauso unsicher zu dem Schluss gekommen, dass es ihm letztlich egal ist, da keine der beiden Möglichkeiten in irgendeiner Weise Glück bedeutet. Deswegen wollte er auch, dass ich es dir sage, sodass du die Möglichkeit hast zu gehen ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu sehen.“ Ich nickte. Hatte bereits damit gerechnet. Letztlich musste ich mir in diesem Augenblick eingestehen, dass meine Entscheidung bereits getroffen war. Ich wollte ihn sehen. Wenn es für einen von uns eine untragbare Last werden würde... gab es noch immer die Möglichkeit dem Leben ein Ende zu setzen. Gemeinsam. Sugizo schien mir meine Antwort anzusehen. „Die Treppe hoch, dann die zweite Tür rechts. Ich komme nicht mit. Die erste Begegnung sollte von keinem anderen gestört werden. Lasst euch Zeit. Ich bin hier, wenn ihr bereit seid mit mir über eure Zukunft zu sprechen... falls ihr eine habt.“ Ich nickte ihm zu. Wollte ihm danken, aber kein Ton verließ meine Lippen. Die letzten Minuten hatten meine komplette Zukunft verändert. Nichts war mehr wie zuvor und nur langsam sickerte die Erkenntnis durch jede Faser meines Körpers. Ließ mich den Wunsch verspüren weg zu rennen. All dem zu entkommen. Doch es gab kein Zurück. Als ich zurück in der Vorhalle eine Stufe nach der anderen ging wusste ich, dass die Tür zurück Nachhause bereits verschlossen war. Oben angekommen, die Hand zur Klinke ausgestreckt, kribbelte mein Körper so sehr, dass ich glaubte jeden Moment zusammenzubrechen. Das eigentlich kühle Metall unter meinen Fingern schien kochend heiß zu sein. Ketten hatten sich um meine Lungen gelegt, machten jeden Atemzug zu einem Kampf, während mein Herz so laut schlug, dass ich glaubte es würde in der nächsten Sekunde einfach zerbersten. Alles verschwamm, als ich die Klinke langsam runter drückte. Jedes noch so kleine Geräusch drang so heftig zu mir vor, dass ich zusammenzuckte. Quietschend ließ sich die Tür von mir öffnen, gaben den Blick auf das Innere des Raumes und den jungen Mann frei, der von nun an zu mir gehören würde. ~ Kapitel 2: sakura no hana ------------------------- Kommentar: Kaoru. Endlich Kaoru. Nicht unbedingt ein ereignisreiches Kapitel und lang schon gar nicht, aber es hätte nicht gepasst noch mehr hinzuzufügen. Ich würde mich sehr über Kommentare freuen. Sagt mir, wie es euch gefällt. Sakura no hana – Kirschblüte Musik: Buck-Tick, Atsushi Sakurai, UnsraW, Rentrer en Soi, Luna Sea & GranRodeo Kapitel 2: sakura no hana Ich hörte mein Herz so laut pochen, dass kein anderes Geräusch zu mir vordrang und dennoch war ich sicher keinen einzigen der Schläge zu spüren. Kein Gedanke, kein Gefühl war mehr vorhanden. Das gesamte Blut meines Körpers schien vollständig erstarrt zu sein. Zu Eis gefroren, nur um in wenigen Sekunden so stark erhitzt zu werden, dass es kochte. Brodelte. Mit einem Mal kamen mir unzählige Dinge in den Sinn. Rasten wie das Blut in meinen Venen rastlos durch mich hindurch. So schnell, dass ich nicht in der Lage war jeden Gedanken zu fassen. Mein Herz schien zu glühen, schickte mit jedem Schlag blitze durch meinen Körper, die ich bis in die Zehenspitzen spüren konnte. Das brennen, die Hitze, ließ mich zittern und ich war nicht in der Lage den Blick von dem jungen Mann vor mir zu nehmen. Violettes Haar reichte bis zu seinem Kinn. Ein paar kürzere Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Berührten die nahezu weiße Haut. Seine schmalen, hübsch geformten Lippen waren blass. Die Nase leicht gebogen. Hohe Wangenknochen, leicht nachgezogene, dünne Augenbrauen. Lange, geflochtene, schwarze Zöpfe kamen unter dem violetten Haar hervor. Reichten ihm fast bis an den Bauch. Er war kleiner als ich. Schwarze, schlichte Kleidung schmiegte sich an den zierlichen Körper. Sein Blick war so intensiv, dass ich mir sicher war er würde bis in mein Innerstes sehen. Jeden noch so kleinen, dunklen Winkel in mir betrachten. Doch nicht eine einzige Sekunde dachte ich daran mich diesem Blick zu entziehen oder mich in irgendeiner Weise zu verschließen. Und so wie er mit einem Blick sehen konnte, was für ein Mensch ich war schien auch er offen vor mir zu stehen. Meine Hand zitterte bei der Einsamkeit, die ich in ihm erkennen konnte. Dem Stolz, der ihn umgab und die unbändige Unsicherheit, die nur langsam wich, als er begriff, dass ich niemand war, der ihn wegstoßen würde. Seine schmalen, blassen Lippen formten sich zu einem leichten Lächeln und in jenem Moment war ich sicher, dass unsere Gedanken, unsere Gefühle die gleichen waren. Dieses unerschütterliche Vertrauen, welches sich in mir ausbreitete. Das Bewusstsein, endlich komplett zu sein. Die Wärme, die Zuneigung. Wie in Trance bewegte ich mich auf ihn zu. Wollte meine Hand an seine Wange legen. Den Vertrag schließen, ihm näher sein als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Die Einsamkeit in seinem Blick auslöschen. Ich wollte meine Lippen auf die seinen legen, durch sein Haar streichen, ihn überall berühren, eins mit ihm werden. Doch kaum waren meine Fingerspitzen auch nur 20 Zentimeter von ihm entfernt wich er mit schnellen Schritten zurück. Nicht nur ein wenig, sondern bis sein Rücken am Ende des Raumes an einen dunklen Schrank stieß. „Noch nicht.“, seine Stimme war tiefer als erwartet, „Wenn wir uns jetzt berühren kannst du nicht mehr zurück.“ „Ich will nicht zurück.“ Meine schnelle Antwort hatte ihn überrascht und für einen Moment konnte ich nicht sehen, was er fühlte, worum sich seine Gedanken drehten. Die Einsamkeit in seinem Blick hatte sich davor geschoben. Raubte mir jede Möglichkeit etwas zu erkennen. „Deine Familie. Willst du dich nicht von ihnen verabschieden? Noch kannst du zu ihnen.“ Er wirkte verwirrt. Verstand mich nicht. Mein Verlangen ihn endlich zu berühren jagte mir Schauer über den Rücken. Meine Fingerspitzen kribbelten, wirkten taub und obwohl ich die Distanz kaum aushalten konnte entschied ich, es ihm erst zu erklären. „Was soll ich zu ihnen sagen? Das meine zweite Hälfte ein Mann ist? Ist es nicht besser sie behalten mich in Erinnerung, so wie ich war? Soll ich sie wirklich so sehr enttäuschen? Sie werden es nicht verstehen. Werden mich verstoßen, wenn ich ihnen sage, dass du meine zweite Hälfte bist.“ Die Worte taten ihm weh, doch ich konnte es nicht anders ausdrücken. Ich konnte das Stechen in seiner Brust spüren, als wäre es mein eigenes Gefühl. Vielleicht war es das auch. Der Schmerz über den Verlust meiner Familie wirkte so weit weg, so wenig greifbar, dass es vielleicht tatsächlich meine Trauer war, die so fremd schien, dass ich sie für seine hielt. „Ich bin ein Fehler des Systems. Soll ich meinen Eltern das wirklich sagen?“ Er zitterte. Schüttelte den Kopf, aber ich sah deutlich, dass er dennoch nicht verstand, warum ich sie nicht noch einmal sehen wollte. Ich streckte die Hand nach ihm aus, obwohl ich ihn von hier aus nicht einmal im Ansatz erreichen konnte. In dieser Sekunde so unnahbar, wie meine Eltern für immer sein würden. „Darf ich? Darf ich dich berühren?“, meine Stimme klang zittrig und mit einem Mal wurde mir vollständig bewusst, dass es mein und nicht sein Schmerz war. Die Trauer über den Verlust meines Zuhauses, der Geborgenheit bei meinen Eltern kam mit einem Schlag über mich. Mein Herz, meine Lungen - alles verkrampfte sich. Nahmen mir die Kraft. Ich war sicher, dass mein Blut dicker geworden war. Nur noch ganz langsam durch die Venen floss. Alles verstopfte und es meinem Herzen unmöglich machte auch nur noch einmal zu schlagen. Die ausgestreckte Hand sank zitternd. Ich wollte schreien. Nach Kraft, nach Halt, nach Liebe. Meine Sicht verschwamm, doch ich konnte die Tränen auf meinen Wangen nicht spüren, obwohl ich wusste, dass sie dort waren. Der Schmerz war so stark, so durchdringend, dass es keine Worte dafür gab und von einer Sekunde auf die andere war es vorbei. Zwei warme Hände hatten sich an meine Wangen gelegt, warfen meine Gefühle völlig durcheinander. Wie in Zeitlupe spürte ich, wie die Wärme langsam auf mich über ging. Konnte fühlen, wie sie durch meine Adern schlich. Ganz langsam. Sie umhüllte mein Herz, löste den Schmerz und tauchte alles in eine sanfte Ruhe, so als gäbe es nichts trauriges in der Welt, erreichte nach einer Weile den Armreif, der so heiß wurde, dass ich sicher war er würde die Haut darunter verbrennen. Und dennoch spürte ich keinen Schmerz. Nur diese Ruhe. Meine Sicht wurde klarer und ich konnte auch auf den Wangen meiner zweiten Hälfte Tränen sehen. Er hatte meinen Schmerz eben genauso gespürt. Hatte ihn nicht ausgehalten. Mein Blick begegnete dem seinen und es war, als würde ich in seinen Geist eintauchen. Ich sah Erinnerungen vor mir, die nicht meine eigenen waren. Eine kleine, dunkle Wohnung. Eine Gitarre. Die selben Blicke, mit denen auch mich die Menschen ansahen. „Kaoru.“ Die Erinnerung war unscharf, sodass ich erst auf den zweiten Blick erkannte, dass es Sugizo war, der ihn angesprochen hatte. Neben ihm stand ein weiterer Mann. Ob das Sugizos andere Hälfte war? Doch noch bevor ich ihn näher betrachten konnte wanderte ich weiter. Spürte immer wieder Schmerz und Einsamkeit. Immer schneller zogen die Bilder an mir vorbei. Gaben mir keine Möglichkeit etwas zu erkennen. Ich wollte nach Halt suchen. Tastete nach vorn und konnte das weiche Material des Oberteils meiner zweiten Hälfte spüren. Ohne zu zögern zog ich ihn näher, legte die Arme fest um ihn und obwohl sich unser Blickkontakt gelöst hatte rasten weiter Erinnerungen an meinen Augen vorbei. Es war ein unfassbares Gefühl die Augen offen zu haben und dennoch die Umgebung nicht zu sehen. Ich konzentrierte mich nicht mehr auf die optischen Eindrücke. Nahm nur noch die Bewegungen des Körpers wahr, den ich fest an mich drückte. Seinen angenehmen Geruch. Kaoru. So hatte Sugizo ihn genannt. „Kaoru.“, meine Stimme klang dumpf, weit entfernt und dennoch wiederholte ich seinen Namen immer wieder. Wollte den Klang hören. Er kam mir so vertraut vor. Ich drehte den Kopf leicht zur Seite. War ihm so nah, dass meine Lippen seine Wange streiften. Eine seiner Hände löste sich von meiner Wange. Tastete langsam meinen Arm entlang, was mir verriet, dass er so wenig sah wie ich. Meine Hand kam der seinen entgegen. Unsere Finger verflochten sich miteinander. Überall, wo mein Körper den seinen berührte schien Wärme in mich einzudringen. Sie überschwemmte mich, brachte noch immer eine unfassbare Ruhe mit sich. Wie schön wäre es, wenn dieser Zustand für immer anhalten würde. Auf ewig diese Ruhe, die Geborgenheit. Seine Nähe. Ich war mir sicher, dass ich im Leben nichts anderes mehr brauchen würde. War es das? War dies das Gefühl, dass so viele Menschen versucht hatten zu beschreiben? In keiner Erzählung hatte es den Eindruck gemacht es sei so stark. So warm, intensiv, unfassbar und ruhig. Wie konnte man unsere Verbindung einen „Fehler im System“ nennen? Es fühlte sich nicht falsch an. Nicht eine einzige Sekunde lang. Im Gegenteil. Ich war sicher, dass viele Menschen nicht annähernd das selbe gefühlt hatten, wie ich in diesem Moment. Es gab so viele, die sich wirklich damit begnügten ihre andere Hälfte nur einmal in ihrem Leben zu sehen. DAS waren die „Fehler im System“. Wie konnte sich jemand, der diese Verbindung auch nur für eine Sekunde gespürt hatte je wieder von seiner anderen Hälfte trennen? Kaoru gehörte zu mir. Ich konnte es spüren. Er gehört an meine Seite. Nah bei mir. Greifbar, zu jeder Zeit. Seine Hand fuhr meine Wange hinab und wanderte an meinen Rücken, während er den Kopf auf meine Schulter legte, sodass ich seinen Atem an meinem Hals spüren konnte. In diesem Moment fiel die Ruhe von uns ab. Die vorbeiziehenden Bilder endeten und die Wärme schien langsam immer tiefer zu sinken, bis sie schließlich über die Füße im Boden versackte. Ein Gefühl hinterließ, als würde warmer Sand über die Haut wehen. Zeit verging, in der wir beide schwiegen. Ich schloss die Augen. Konzentrierte mich auf das seltsame Gefühl, das ganz langsam verebbte. „Kaoru.“, ich wiederholte noch einmal seinen Namen. Öffnete meine Augen, um den Blick auf ihn zu lenken. Er war ganz ruhig, hatte ein Lächeln auf den Lippen. Meine Hand fuhr durch sein Haar, als mein Blick auf meinen Armreif fiel. Ein helles blau, dass an einen strahlenden Himmel erinnerte. Darauf Kirschblüten, die im selben violett, wie die Haare Kaorus strahlten. Sie schienen durch die Luft zu wirbeln und schon beim Anblick wurde mir warm und ich sehnte mich nach der Kirschblüte, die noch eine Weile entfernt war. „Sie sind schön, oder? Ich bin sicher unsere Armreifen sind wunderschön...“, seine Stimme war nur ein leises wispern, als wäre er gerade aus einem Traum erwacht. Seine Stimme so nah bei mir zu hören, sein Geruch, das Gefühl seiner Hand auf meinem Rücken. Es war nicht so, als würde ich es zum ersten Mal spüren. Fühlte sich viel zu vertraut an. „Ja, sie sind wunderschön.“ ~ Kapitel 3: Ichigo Daifuku ------------------------- Kommentar: Wieder eine neue Person (und zwei weitere werden schon mal erwähnt)! Es fehlen zwar noch immer welche, aber ich komme langsam voran. Kommentare/Kritik/Wünsche/Vorschläge sind immer erwünscht! Ichigo Daifuku – Japanische Süßspeise (Normalerweise süße Bohnenpaste (Anko) in einer Hülle aus gummiartiger Klebreismehl-Matsche, in diesem Fall rosa eingefärbt mit Erdbeerfüllung (Ichigo = Erdbeere) ) Musik: Buck-Tick, Atsushi Sakurai Kapitel 3: Ichigo Dai-fuku Ich musste Lächeln, als Kaoru den Arm hob und seinen Armreif betrachtete. Er wirkte zufrieden und zum ersten Mal konnte ich die Einsamkeit in seinem Blick nicht sehen. Fast so, als wäre sie nie da gewesen. Obwohl ich in seine Erinnerungen eingetaucht war konnte ich nicht sagen, wie es zu dieser Einsamkeit gekommen war. Er schien lange allein gewesen zu sein. Aber warum? In meinen Erinnerungen hatte er bestimmt meine Familie gesehen. Wo war seine Familie? Die einzigen Menschen, die ich gesehen hatte waren Sugizo und der Mann an dessen Seite gewesen. Zwischendurch hatte ich noch vereinzelt Menschen gesehen. Aber niemanden oft. Keiner schien ihm wirklich nah zu sein. Ich verspürte den Drang ihn zu fragen... aber obwohl ich mich so verbunden mit ihm fühlte war ich noch nicht bereit ihm eine solch persönliche Frage zu stellen. Es war ein seltsames Gefühl. Ich war sicher ihn schon so lange zu kennen. Ihm so nah zu sein, wie sonst niemand und der Gedanke nicht mehr an seiner Seite zu sein war unmöglich. Dennoch sagte mir mein Verstand immer wieder, dass ich ihn vor ein paar Minuten zum ersten Mal gesehen hatte. Verhinderte, dass mir Worte über die Lippen kamen, zu denen mich meine Gefühle zwingen wollten. Ich hob meine Hand und fuhr durch das violette Haar, als wäre es etwas, das ich täglich tat. Das seidig glatte Gefühl ließ meine Finger kribbeln. Mein Blick begegnete Kaorus. Das ist es. Mein Leben. Meine Bestimmung. Niemals hätte ich geglaubt, dass solch ein Gefühl möglich war. Langsam lehnte ich mich vor, bis meine Stirn die seine berührte. „Es ist unfassbar.“ Er erwiderte nichts, aber ich wusste auch so, dass er mir zustimmte. Meine Gedanken, meine Gefühle und die Schläge meines Herzens waren dieselben wie seine. Wir waren eins. „Vollkommen“, auch wenn man uns Fehler nannte. Wer hatte eigentlich entschieden, dass wir die Fehler im System waren? Das System selbst konnte es nicht gewesen sein. Sonst wären unsere Verbindungen längst nicht mehr möglich. Die Regierung? Hatten sie irgendwann angefangen uns zu verfluchen? Wenn es so war, dann hatten sie bereits vor Ewigkeiten damit begonnen, denn ich wusste von keiner Aufzeichnung, die besagt, dass die Verbindung zweier Männer richtig sei. Wie auch immer es dazu gekommen war. Ein Leben würde nicht ausreichen um diese Vorurteile zu beseitigen. Auch wenn sich mein Körper etwas dagegen sträubte löste ich mich von Kaoru. Ließ zum ersten Mal komplett von ihm ab. Sofort schien mein Herz schneller zu klopfen. Um die Nähe meiner zweiten Hälfte zu betteln. Ich wollte gerade nachgeben, als ein Schrei durch das riesige Gebäude hallte, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Verzweiflung dieses Schreis war so deutlich, dass man meinte sie greifen zu können. Kalte Schauer liefen mir über den Rücken, als ich zur Tür sah. Wohl wissend, dass ich durch das dunkle Holz nichts sehen können würde, konnte ich dennoch nicht verhindern, dass mein Blick dorthin wanderte. Und ich war auch gar nicht sicher, ob ich sehen wollte, was dahinter steckt. Ein weiterer Schrei folgte und diesmal mischte sich etwas so verrücktes in die Verzweiflung, dass es mir wirklich Angst machte. Fragend blickte ich zu Kaoru. Hoffte, dass er dem nicht nachgehen wollte. Zu meinem Erstaunen war der Ausdruck auf seinem Gesicht nicht ängstlich, sondern von einer tiefen Traurigkeit durchzogen. Noch bevor ich fragen konnte schüttelte er den Kopf. „Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben. Mehr ist nicht wichtig.“, flüsterte er. Schien abzuwarten, ob ein weiterer Schrei folgen würde. Aber es blieb still. Wer hatte geschrien? Und warum? Lebt er auch hier? War seine zweite Hälfte ebenfalls ein Mann?Von wo aus hatte er geschrien? Es hatte so weit entfernt geklungen. So verzerrt, als sei dieser grausame Schrei durch unzählige Wände gegangen. Hatte sich dessen zweite Hälfte verletzt? Dann wäre Kaorus Ausdruck wohl eher besorgt als traurig. Er schien genau zu wissen, aus welchem Grund es diesen Schrei gegeben hatte. Und warum meinte er, dass ich keine Angst vor ihm haben solle? Würde ich dieser Person bald begegnen? „Lass uns zu Sugizo gehen.“ Auch wenn Kaoru versucht hatte es so locker wie möglich zu sagen war ich dennoch sicher, dass der Satz in seinem Kopf anders geklungen hatte. 'Lass uns nach Sugizo sehen'. Er machte sich also doch Sorgen. War es hier gefährlich? Warum machte er so ein Geheimnis darum wer geschrien hatte? Erst als Kaoru die Tür öffnete war es mir möglich die Gedanken abzuschütteln. Ich wollte die Angst verdrängen. Aufhören zu zittern, aber die grausame Vorahnung, die mir diese Schreie in den Kopf gesetzt hatte schien immer wieder zu flehen von hier zu verschwinden. Noch bevor ich das Ende der Treppe erreicht hatte waren Schritte zu hören, die von dem Gang zu kommen schienen in dem auch die Tür zu Bibliothek lag. Ich hielt inne. Wollte genauer hinhören, doch als Kaoru sich weiterbewegte setzte ich mich wie automatisch wieder in Bewegung. Als würde mein Körper verhindern, dass ich mich weiter von ihm entferne. Es lief mir eiskalt den Rücken runter, als ich mich umdrehte und langsam den Blick auf den Gang richtete, aus dem die Schritte kamen. Dieses Wahnsinnige, das so deutlich aus dem Schrei heraus zuhören war... Noch bevor ich die Person in dem Gang erkennen konnte fing sie an zu sprechen. „Sugizo ist bei ihm.“ Als hätte man einen Schalter umgelegt verflog das ungute Gefühl. Es war eine andere Stimme. Und die Stimme des Mannes hatte auch nichts bedrohliches an sich. Gespannt, wen ich gleich vor mir sehen würde folgte ich Kaoru. Konnte nicht verhindern, dass mir der Atem einen Moment stockte, als ich die Gestalt entdeckte. So männlich die Stimme auch gewirkt hatte- Bei dem Anblick, der sich mir bot war ich mir nicht mehr sicher, um welches Geschlecht es sich handelte. Blonde, teilweise hellbraune Locken fielen dem Wesen ins Gesicht. Verliefen weiter, bis sie ein Stückchen über der Hüfte halt machten. Schwarze Perlenketten schmückten den hübschen Hals. Dazwischen ein großer dunkler Stein. Ein schwarzer Mantel schmiegte sich an die schlanke Gestalt. Wies leichte Verzierungen an Kragen und Ärmel vor. Die Beine waren in eine dunkle Hose gehüllt, die seitlich geschnürt war. Im Schatten der Treppe sorgte die blasse Haut dafür, dass ich sicher war einer Puppe gegenüberzustehen. Die Augen glänzten derart ausdruckslos, dass jede Bewegung etwas unheimliches an sich hatte. Erst, als der Fremde näher trat wirkte er lebendiger. Seine hübschen Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen und seine eben noch toten Augen strahlten derart viel Freude aus, das es unmöglich war ihm in irgendeiner Art und Weise wütend gegenüber zu treten. Nur kurz nickte er Kaoru zu, bevor sein Blick regelrecht an mir klebte. Er machte keinerlei Geheimnis daraus, dass er mich musterte. Als er die Hand hob um sich ein paar der hellen Locken aus dem Gesicht zu streichen konnte ich den Armreif an seinem Handgelenk sehen. Rostrot. Das hübsche Wesen gehörte also zu Sugizo. Kaum hatte diese Information in meinem Kopf Platz gefunden war ich bereits sicher, dass die beiden perfekt zueinander passten. Mein Gegenüber wirkte eigensinnig, ein Stück weit planlos und naiv. Jemand, um den sich ein Mensch wie Sugizo sofort kümmern würde. Die Vorstellung diesen jungen Mann neben Sugizo zu sehen brachte mich zum Lächeln. Es ist sicher ein hübsches Bild. „Du gehörst also zu Kao.“, eine Feststellung, die ich unnötigerweise mit einem Nicken beantwortete. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass er darauf wartete, dass ich mich vorstellte. Ein Zucken ging durch meinen Körper, ehe ich mich etwas unkontrolliert verbeugte und endlich den Mund auf bekam. „Andou Daisuke, es freut mich sie kennen zu lernen.“ Er lachte über die planlose Vorstellung und ich kam nicht umhin ihn zu bewundern. Trotz der schwierigen Situation war in seinem Blick nicht ein bisschen Traurigkeit zu sehen. Das die Menschen ihn für einen „Fehler im System“ hielten schien einfach an ihm vorbeizuziehen. „Nenn mich Yoshiki.“ Ich nickte noch immer etwas konfus. „Kommt mit, ich habe Tee aufgesetzt und etwas Süßes mitgebracht.“ Noch bevor einer von uns reagieren konnte hatte er sich umgedreht und war los gelaufen, sodass uns nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen. Wir liefen ein ganzes Stück den Flur entlang und ich konnte schon jetzt nicht mehr sagen hinter welcher Tür die Bibliothek gelegen hatten, so gleich sah alles aus. Wie schon bei Ryota kam es mir vor, als würde auch Yoshiki wahllos eine Tür öffnen. Ein bisschen so, als würde ihn jede an sein gewünschtes Ziel bringen. Vor uns lag eine kleine Küche. Der Tisch an der Seite des Raumes war bereits gedeckt und der Geruch von grünem Tee lag in der Luft. In gewisser Weise beruhigte mich ein so vertrauter Duft in diesem fremden Haus. Auch wenn es mir schwer fiel die dadurch aufkommenden Gedanken an meine Eltern wieder zu verdrängen. Kaoru schien meine kurze Unsicherheit zu spüren, denn er trat ohne zu zögern etwas näher und als seine Fingerspitzen meinen Handrücken streiften spürte ich sofort eine angenehme Wärme, die die Last von meinen Schultern zu nehmen schien. „Ich war einkaufen und habe einen ganzen Stapel Daifuku mitgebracht.“ Yoshikis Worte brachten mich endgültig wieder auf andere Gedanken. „Einkaufen? Ich dachte Fehler-“, ich stockte kurz, „Leute wie wir... können nicht in die Stadt?“ Es war mir unangenehm, dass ich das Wort 'Fehler' ausgesprochen hatte, aber Yoshiki schien sich nicht im geringsten daran zu stören. Es irritierte mich etwas, wie stark er zu sein schien, weil er auf den ersten Blick eher etwas schwach und sensibel wirkte. Konnte es sein, dass es Menschen gab, die ein solches Schicksal einfach hinnahmen? War es wirklich möglich einfach damit zu leben, ohne das einem etwas fehlte? Vielleicht war es mir auch einfach mich möglich hinter diese Fassade der Fröhlichkeit zu sehen. Ich schob den Gedanken von mir. Wollte mich an der Hoffnung festkrallen, dass es möglich war mit diesem Schicksal glücklich zu werden. „Es gibt auch außerhalb der Stadt Läden.“, antwortete er ohne das sein Lächeln in irgendeiner Weise wich, ehe er in Richtung Stühle deutete, woraufhin ich mich mit Kaoru niederließ. Für einen Kurzen Moment werkelte er herum, bevor er sich mit einem Teller voller rosa und weißer Daifuku dem Tisch näherte. In diesem Moment öffnete sich die Tür und obwohl ich mit dem Rücken zu der eintretenden Person saß wusste ich, dass es Sugizo war, weil Yoshikis Ausdruck noch etwas strahlender wurde. „Ein Dai-fuku für Dai?“, fragte er grinsend, ohne zu seiner zweiten Hälfte zusehen. Ich blinzelte etwas irritiert, ehe ich nickte. Konnte Sugizo hinter mir leise über Yoshikis seltsames Wortspiel lachen hören. Ein Blick zur Seite verriet, dass auch Kaoru grinsen musste. Sugizo ließ sich auf dem Platz mir gegenüber nieder. Es wunderte mich ein wenig, dass die beiden sich noch kein einziges Mal angesehen hatten, aber ich nahm mir vor Kaoru später zu fragen, ob es einen Grund dafür gab. Nachdem Yoshiki jedem Tee eingeschenkt hatte – nicht ohne mich 'Daifuku' zu nennen – ließ auch er sich nieder. Zog den Stuhl aber beim Setzen ein kleines Stück von Sugizo weg. Sie schienen sich gestritten zu haben und dennoch konnte man beiden ansehen, dass sie etwas ruhiger waren, wenn ihre zweite Hälfte direkt neben ihnen saß. „Hast du etwas von Sakurai gehört?“ Kaorus Frage ließ das Lächeln sogar aus Yoshikis Gesicht weichen. Von einer Sekunde zur anderen wurde die Luft dicker und die warme, familiäre Atmosphäre schien zu verschwinden. Selbst der angenehme Geruch frisch gekochten Tees schien durch Kaorus Frage derart erschrocken, dass er innerhalb von Sekunden aus dem Raum wich. Der Dampf, der aus den Tassen und der Kanne aufstieg wurde dicker und langsamer. Fast zäh. Etwas verbotenes, lang vergessenes schien ausgesprochen worden zu sein und selbst wenn ich nicht wusste, wer Sakurai war konnte ich sagen, dass seine scheinbar schon längere Abwesenheit jeden Anwesenden sehr mitnahm. „Nein, nichts.“, war die geflüsterte Antwort. Es vergingen mehrere Minuten, in denen wir alle mit der schweren Luft zu kämpfen hatten, die es uns unmöglich machte etwas zu sagen. Es war schließlich Yoshiki, der das Thema wechselte. „Wie geht es Kyo?“ Obwohl die Frage an Sugizo gerichtet war blickte er ihn nicht an, sondern betrachtete mit wenig überzeugendem Interesse sein Ichigo-Daifuku, auf dem er seit einigen Sekunden nervös herumdrückte. Schon wieder war ein mir unbekannter Name gefallen. Mit so vielen neuen Dingen konfrontiert und derart unwissend fühlte ich mich fehl am Platz. Als wäre ich in eine fremde Familie eingedrungen. Ich beobachtete still das Geschehen, wie beim Gucken eines Films. Nicht wirklich direkt dabei. „Nicht sehr gut. Das schreckliche Gefühl, das ihn plagt ist einfach nicht vorstellbar.“ Von Sugizo scheinbar unbemerkt drehte Yoshiki erstmals den Kopf zur Seite um seine andere Hälfte zu betrachten. Eine ganze Weile sah er ihn nachdenklich an, bevor es den Eindruck machte als hätte er sich für etwas entschieden. „Jetzt hör doch auf sauer zu sein und sieh mich an. Ist doch alles gut gegangen, oder?“ Ich blinzelte etwas irritiert zwischen den beiden hin und her. Das wütende Zucken von Sugizos Augenbraue schien auch Kaoru nicht entgangen zu sein, denn er legte seine Hand auf meinen Arm und deutete an, dass wir den Raum verlassen sollten. Gerade als wir uns erhoben drehte Sugizo den Kopf zur Seite und blickte Yoshiki an. Seine Hand, die seine Tasse hielt zitterte so sehr vor Wut, dass er den Behälter einfach fallen ließ. Ein Riss zog sich quer über das weiße Porzellan. Für ein paar Sekunden war es so still, dass ich sicher war zu hören wie der Tee auf den Boden tropft. „GUT GEGANGEN?“ Sein Brüllen brachte uns dazu zusammen zu zucken, nur Yoshiki blieb still sitzen. Zaghaft bewegte ich mich mit Kaoru zur Tür. Jederzeit bereit zurückzukehren, falls Sugizo es verlangen sollte. Doch der schien uns vorerst gar nicht wahrzunehmen, als er mit der Faust auf den Tisch schlug, was sogar Yoshiki ein bisschen zu erschrecken schien. Dennoch kam mir der Gedanke, dass Yoshiki diese Ausbrüche seitens Sugizo schon gewohnt sein musste. Andernfalls hätte er mit Sicherheit sehr viel mehr Respekt vor dem wütenden Ausdruck seiner zweiten Hälfte gehabt. Ganz leise erreichten wir die Tür, während hinter uns ein Gewitter auszubrechen schien. Ich rechnete damit, dass Sugizo jeden Moment los schrie, sodass wir selbst draußen bei geschlossener Tür noch alles hören würden, weil das Geschrei durch jeden Spalt hindurch dringen würde. Doch nichts dergleichen geschah. „Setzt euch wieder her.“, Sugizos Stimme war ruhig. Seltsam entspannt, als hätte er die letzten Sekunden selbst nicht mitbekommen. Wir drehten uns wieder um und nahmen irritiert wahr, dass selbst sein Gesichtsausdruck keinerlei Wut mehr auffinden ließ. Eher zaghaft ließen wir uns wieder am Tisch sinken. Die Anspannung war nicht so leicht zu verdrängen. Yoshiki erhob sich, nahm ein paar Küchentücher von der Ablage und begann den verschütteten Tee weg zu wischen, während Sugizos Blick auf unseren Armreifen landete, was ihn deutlich zum Lächeln brachte. „Ihr wollt also zusammen bleiben?“ Ohne zu zögern nickte ich. Sah im Augenwinkel, dass Kaoru es ebenfalls getan hatte. Ein schönes Gefühl. „Es ist schön zu sehen, dass ihr den Mut habt.“ Eine Art von väterlichem Stolz schien uns zu erreichen. Löste ein seltsames Kribbeln aus. Sugizo drehte den Kopf etwas und sah nun ganz zu mir. „Du hast sicher viele Fragen, oder?“ Nickend griff ich nach meiner Teetasse. Trank einen Schluck, um das trockene Gefühl in meinem Hals zu vertreiben. Fragen hatte ich wirklich viele... nur ob es auch angebracht war diese zu stellen wusste ich nicht. Was, wenn ich ihnen zu Nahe trat? Wenn ich einen Fehler machte? „Frag einfach, Dai-fuku.“, Yoshikis Lächeln war ehrlich und nahm mir zumindest einen Teil der Ängste. „Wer ist Sakurai?“ Kurz glaubte ich etwas Wut in Sugizos Blick zu erkennen, doch als er den Mund öffnete war dieser Schimmer wieder verschwunden, sodass ich nicht sicher war, ob es vielleicht nur meiner Fantasie entsprungen war. „Sakurai lebt mit seiner zweiten Hälfte eigentlich auch hier. Die beiden sind ebenfalls... 'Fehler'. Er hat gute Kontaktpersonen innerhalb der Staatsmacht und versorgt uns so mit Informationen, was geplante Regelungen für uns angeht. In letzter Zeit gab es ein paar erschreckende Gerüchte, denen er auf den Grund gehen wollte. Die beiden sind los gezogen und noch immer nicht zurück. Ihr Fortgehen ist nun schon über 2 Wochen her.“ Ich nickte. Wollte eigentlich wegen der Gerüchte nachfragen, aber andere Gedanken kamen dem zuvor. „Wie kommt es, dass Kaoru hier ist und nicht bei seiner Familie?“ Yoshiki hatte die Scherben weggeräumt und ließ sich nun wieder am Tisch nieder. Rückte dabei mit dem Stuhl näher an Sugizo und schenkte ihm ein versöhnliches Lächeln, doch der beachtete ihn nicht weiter. Richtete seinen Blick auf Kaoru, der meine Frage scheinbar selbst beantworten sollte. „Es gibt keine Familie. Schon lange nicht mehr. Mutter und Vater waren Vollkommen. Vater hatte einen Unfall und sie waren beide weg.“, seine Stimme klang monoton, als erzähle er die Geschichte eines Anderen. Etwas, dass ihn nicht persönlich betraf. „Ich habe lange versucht alleine zu leben, es aber nicht ausgehalten. Ryota war ein Arbeitskollege meines Vaters. Er hat mich mitgenommen und hier her gebracht... das war vor 2 Jahren.“ Seine Antwort hatte neue Fragen verursacht, doch ich spürte deutlich, dass die Zeit dafür noch nicht gekommen war. „Wie... soll es nun weitergehen?“ „Ihr könnt hier bleiben, wenn ihr wollt.“, Yoshiki lächelte ein wenig hoffnungsvoll. Zum ersten Mal meinte ich zu erkennen, was für einen Schaden, das 'Fehler' sein bei ihm verursacht hatte. Er war einsam. Unvorstellbar einsam. Es war eindeutig, dass er es genoss, mehrere Menschen um sich zu haben. Doch das war nichts, was als 'Fehler' selbstverständlich war. Bevor Kaoru zu ihnen kam... waren sie da nur zu zweit gewesen? Oder war dieser Sakurai damals auch schon hier? „Ich würde gern hier bleiben.“, Kaoru nickte zur Bestätigung seiner Worte und auch ich stimmte dem zu. Nicht unbedingt, weil es mein größter Wunsch war... sondern viel mehr, weil schon die Vorstellung grausam war Yoshiki zu sagen, dass wir gehen würden. War es das, was Kaoru damals wie auch heute hier gehalten hatte? Hatte er Yoshikis Verzweiflung ebenso deutlich gesehen? Verzweiflung... eine weitere Frage kam mir in den Sinn. „Wessen Schreie waren das vorhin?“ Kaum hatte ich die Frage gestellt war ich sicher eine Grenze überschritten zu haben. In einen Bereich getreten zu sein, der nicht für mich gemacht war. Eisiges Schweigen lag über dem Raum. Kühlte die Luft beinahe merklich ab. Es war schließlich Kaoru, der antwortete. „Kyo.“ Kyo... sie hatten gesagt, dass ihn irgendein schreckliches Gefühl plagt. „Wer... ist Kyo?“ Obwohl es mir schon vorher bewusst war, dass es falsch war weiter zu fragen konnte ich es nicht verhindern. Wieder schwiegen alle und selbst Kaoru schien es nicht zu wagen etwas zu sagen. „Er ist hier im Haus. Mehr geht dich nichts an. Wenn Kyo den Kontakt zu dir sucht, okay. Wenn nicht, dann musst du eigentlich nicht einmal wissen, dass er da ist.“, Yoshiki hatte nur zaghaft gesprochen. Den Blick dabei zu Sugizo gerichtet um sicher zu sein, dass er direkt aufhören würde, wenn dieser ihm ein Zeichen gegeben hätte. Doch scheinbar war er zufrieden mit der Antwort seiner anderen Hälfte, da er nur kurz nickte. Einerseits war ich froh, zumindest ein bisschen was gefragt zu haben, andererseits hatte ich eindeutig die Stimmung ruiniert und wusste absolut nicht, wie ich das alles wieder entspannen sollte. Und genau genommen hatten die Antworten nur noch mehr Fragen aufgeworfen. Was für ein Mensch war Kyo? Warum hatte er geschrien? Was bedeutete es, wenn er den Kontakt zu mir sucht? War er jemand, vor dem man Angst haben musste? Was brachte die Zukunft hier? Würden wir für immer hier bleiben? Wohin sollten wir sonst gehen? Wo war dieser Sakurai? Was tat er? Warum reagierte Sugizo nicht nur besorgt, sondern scheinbar auch mit etwas Wut? Die Liste der neuen Fragen schien unendlich weiter zugehen. Nach einer kurzen unangenehmen Pause eröffnete Yoshiki wieder das Gespräch. „Für den Fall, dass ihr euch diese Nacht kein Zimmer teilen wollen solltet kannst du Dai-fuku das Zimmer neben deinem geben.“ Kaoru nickte abwesend. War mit den Gedanken noch deutlich woanders. Sugizo hingegen war scheinbar wieder so entspannt wie seine zweite Hälfte. Was war mit seinem Wutausbruch? Würden sie das klären, wenn sie allein waren? „Es würde mich wundern, wenn ihr tatsächlich in getrennten Zimmern schlafen solltet.“ „Mich auch.“, rutschte mir raus, was die Anderen zum Lachen brachte und sogar Kaoru aus den Gedanken riss. Ein sehr gutes Gefühl nach den ganzen ernsten Themen. Mit einem Lächeln auf den Lippen griff Yoshiki nach seinem etwas zerdrückten Daifuku. „Ein Ichigo-Daifuku passt zu euch. Es ist rosa, wie Kaorus Haare und klingt wie du, Dai. Kaoru ist Ichigo und du bist Dai-fuku.“ Ich kam nicht umhin zu grinsen bei dieser seltsamen Feststellung. „Eigentlich müsste auf euren Armreifen ein Ichigo-Daifuku sein.“, meinte Sugizo in einem so ernsten Ton, dass wir alle darüber lachen mussten. ~ Kapitel 4: Kiss me, Goodbye --------------------------- Kommentar: Das vierte Kapitel~ Die nächste Person taucht auf! Das Kapitel ist recht kurz, aber das davor war ja für meine Verhältnisse auch sehr lang. Bis zum nächsten Kapitel wird es wahrscheinlich noch etwas dauern. Musik: Buck-Tick, Atsushi Sakurai, B'z Kapitel 4: Kiss me, Goodbye Ich wollte gerade die Tür zur Küche schließen, als Sugizo derart laut wurde, dass ich zusammen zuckte und absolut still stehen blieb. „ALLES GUT GEGANGEN?“ Der Streit war also doch nicht vergessen und ging nun scheinbar genau dort weiter, wo sie ihn unterbrochen hatten. Ich zögerte. Einerseits wollte ich gehen, weil der Streit nicht für meine Ohren bestimmt war... andererseits wollte ich wissen, worum es ging. Unschlüssig blickte ich den Gang entlang. Kaoru war bereits nach oben gegangen, während ich eben noch beim Abwasch geholfen hatte. „Du siehst doch, dass es mir gut geht. Kein Kratzer und auch sonst nichts. Es ist also gut gegangen.“ Yoshikis Stimme war leise, aber derart giftig, dass es mich erschauern ließ. Die Neugier siegte, ich wollte wissen, worum es ging. „Das dir körperlich nichts passiert ist weiß ich doch! Es geht darum, dass du gegangen bist, obwohl wir beide wissen, wie gefährlich es ist! In Zeiten wie diesen so etwas unüberlegtes zu tun ist einfach nur dumm!“, knurrte Sugizo. Obwohl er nicht mehr brüllte schien seine Wut noch immer jeden Winkel des Gebäudes auszufüllen. „Dann lass mich doch dumm sein!“ „WENN DIR ETWAS PASSIERT SCHADET ES ABER AUCH MIR! DA KANN ICH DOCH NICHT EINFACH ZUSEHEN!“ „Es wäre dir also egal, wenn mir etwas passiert. Es geht eigentlich nur darum, dass es dir dann genauso ergeht.“, Eine Feststellung. Keine Frage. „Du weißt genau, dass das nicht stimmt!“ Einen Moment herrschte Stille. Mein Blick lag auf meiner Hand, dir noch immer fest um die Türklinke geschlungen war. Ich wollte das kühle Metall loslassen, welches sich langsam unter meiner Hand erwärmte, aber ich konnte nicht. Wie erstarrt wartete ich auf weitere Worte. „Yo-chan... warum hast du Sakurai gesucht?“ Ein Kribbeln durchströmte meinen Körper, als ich Sugizos völlig veränderte Stimme vernahm. Die Liebe und Fürsorge, die so deutlich aus diesen Worten hervortrat war fast schon greifbar. Als könne man sie wirklich in die Hand nehmen. Ertasten. Leise Schritte, dann wieder einen Augenblick Stille. „Ich hab ihn nicht gesucht und war auch nicht einmal in der Nähe des gefährlichen Gebiets. Es tut mir Leid...“ Sugizos seufzte. „Warum machst du mir solche Sorgen?“ Obwohl ich durch den schmalen Türspalt nichts erkennen konnte war ich sicher die beiden direkt anzusehen. Wie Yoshiki in Sugizos Armen lehnte, der ihm durch die hellen Locken fuhr. Ihn... küsste? Vielleicht. Wie eng war ihre Verbindung? War es normal, dass sich auch 'Fehler' so deutlich zueinander hingezogen fühlten, wie manche Vollkommenen? Wie eng war die Verbindung von Kaoru und mir? Würden wir uns auch irgendwann... küssen? Oder mehr? Wollte ich das? Wollte ich einem Mann derart nahe kommen? „Es tut mir Leid, dass du meinetwegen hier draußen gefangen bist...“, flüsterte Yoshiki, sodass es mir schwer fiel ihn zu verstehen, „... du vermisst die Stadt... und egal, wie sehr ich versuche all deine Wünsche zu erfüllen... das werde ich dir nie wieder zurückgeben können.“ Ich erwartete, dass Sugizo ihm in irgendeiner Form widersprechen würde, doch nichts. Es blieb still. Sugizo vermisste sein früheres Leben scheinbar wirklich sehr. Mehr noch als Yoshiki, von dem ich es eher erwartet hätte. Warum hatte Yoshiki ihn so wütend gemacht? Aus Verzweiflung? Aus Wut darüber, dass er ihm nicht alles geben konnte? Eine trotzige Reaktion, wie die eines Kindes? Während meine Hand eben noch mit dem Metall verschmolzen war löste sie sich nun problemlos. Es war beinahe mechanisch, wie sich meine Beine bewegten. Die Treppe hoch zu Kaoru brachten. Je näher ich der Tür kam, desto wärmer fühlte sich mein Herz an. Warum war ich so überrascht über die derart enge Beziehung der beiden? Wieso war es mir nie in den Sinn gekommen, dass es Liebe auch unter 'Fehlern' geben könnte? Als ich vom Boden aufblickte stand ich bereits im Raum. Nur wenige Schritte von Kaoru entfernt. Die Tür hinter mir war geschlossen, obwohl ich nicht einmal mehr sagen konnte, ob ich sie geöffnet hatte. Meine zweite Hälfte saß auf dem Bett. Liebe? War das, was ich für ihn empfand nicht schon Liebe? Oder war es nur die Verbundenheit? Wäre das Gefühl noch intensiver, wenn ich ihn lieben würde? War es überhaupt möglich, dass ich mich ihm noch näher fühlen konnte? Mein Blick lag auf seinen Lippen. Wollte ich ihn küssen? Wollte ich einen Mann küssen? Der Gedanke kam mir falsch vor, aber wenn ich ihn ansah war ich sicher, dass es sich ganz natürlich anfühlen würde. Vertraut. Ihn zu umarmen war bereits fantastisch... wäre ein Kuss dann noch intensiver? Ich richtete den Blick etwas höher, sodass wir uns nun direkt ansahen. Und für einen Moment vergaß ich, dass er all meine Gedanken lesen konnte, wenn ich mich nicht vor ihm verschloss. Kaoru wirkte irritiert. Vielleicht sogar ein bisschen erschrocken. Bei jedem anderen hätte ich mich wohl für meine Gedanken geschämt. Aber vor ihm... Ich wollte es ausprobieren... ihn küssen. Mein Herz schlug schneller, als er nickte. Ein Stück weiter auf das Bett rückte und sich nach hinten fallen ließ. Ich zitterte. Nicht vor Nervosität, sondern aus Vorfreude. Konnte jeden Windhauch der durch das offene Fenster drang deutlich spüren. Nach wenigen Schritten hatte ich das Bett erreicht. Ohne zu zögern kletterte ich mit langsamen Bewegungen über ihn. Stützte mich mit den Händen ab, um ihn von oben zu betrachten. Die langen schwarzen Zöpfe hoben sich deutlich von dem hellen Laken ab, ebenso wie das violette, kinnlange Haar, welches ihm etwas wirr ins Gesicht fiel. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Verspielt, ein wenig angriffslustig und wild. Als wollte mir das Raubtier deutlich machen, dass diese Unterwerfung nur eine Ausnahme war. Ein Grinsen ließ sich nicht unterdrücken, als ich eine Hand an seine Wand legte. Wie eine Katze schmiegte er sich dagegen, doch der wilde Ausdruck seiner Augen blieb. Forderte mich nahezu heraus zu versuchen ihn zu bändigen. Langsam beugte ich mich runter. Doch noch bevor ich ihn erreichte hob er den Kopf. Leckte über meine Lippen, ehe er die Augen schloss und leicht zubiss. Die Hitze, die von einer Sekunde zur anderen über mich kam war überwältigend. Mein Herz pumpte das Blut stoßweise durch meinen Körper. Kaorus Hand wanderte über meine Schulter an meinen Nacken. Hinterließ ein heißes Kribbeln, wo er mich berührte, ehe er mich tiefer zog und schon im nächsten Moment spürte ich, wie sich seine Zunge den Weg zu der meinen erkämpfte. Das ich das Raubtier unter mir bändigte konnte man wahrlich nicht sagen. Meine freie Hand legte sich auf seinen Oberkörper. Wollte immer mehr fühlen, über die nackte Haut streichen. Ihn überall berühren. Immer wieder trafen sich unsere Zungen, kämpfen miteinander. Meine Hand an seiner Wange vergrub sich in den violetten Haaren und erst, als Kaoru über mir war bemerkte ich, dass wir uns gedreht hatten. Kein einziges Geräusch der Umgebung drang zu mir durch. Nur der Herzschlag meiner zweiten Hälfte hallte deutlich in meinem Kopf. Mischte sich mit dem meinen, bis der Takt ein und der selbe war. Viel zu schnell und rastlos. Ich nutze die Möglichkeit ihm über den Rücken zu streichen. Ließ meine Hand nur langsam tiefer wandern. Ich wollte mein Verlangen nach mehr unterdrücken. Nicht zu weit gehen. Doch was war 'zu weit'? Gab es überhaupt ein 'zu weit'? Unsere Lippen trennten sich. Leicht geöffnet, völlig außer Atem. Er sah wunderschön aus. Dieser Ausdruck in seinen Augen, das Haar, welches ihm etwas durcheinander ins Gesicht fiel. Es war gut. Verdammt gut. Und doch der falsche Moment für mehr. Wieder nur ein kurzes Nicken, ehe sich Kaoru neben mich legte. Den Kopf auf meinem Oberkörper niederließ und darauf wartete gekrault zu werden. Ich kam der stillen Bitte nach. Legte meine Hand in seinen Nacken. Strich darüber. So schwer mein Leben momentan auch war. Das zwischen uns fühlte sich perfekt an. Unsere Gedanken waren die gleichen. Es gab keine Zweifel daran, dass wir zusammengehörten. Bei ihm war ich glücklich. Ein Stück weit sorglos. „Vollkommenes Glück“, wenn man so wollte. Seine Vergangenheit war mir noch ein Rätsel, aber ich war sicher auch das irgendwann zu lösen. Kaorus Atmung wurde langsam ruhiger und ich bemerkte erst nach einer Weile, dass er eingeschlafen war. In meinen Armen. Das Strahlen wollte gar nicht mehr weichen, während ich den Blick nicht von seinem entspannten Ausdruck nehmen konnte. Noch lange strich ich durch sein seidiges Haar, bis auch mich schließlich die Müdigkeit überfiel. Sich wie ein bleierner Schleier über mich legte. Alles wurde schwer und dumpf, bis es in ein tiefes Schwarz rauschte. Ein traumloser Schlaf, genau wie früher. Eins der wenigen Dinge, die trotz der vielen Veränderungen gleich geblieben waren. Es war tiefste Nacht, als ich aufwachte. Kaoru lag noch immer neben mir, wenn auch nicht mehr ganz so nah. Seltsamerweise wusste ich ohne die Augen zu öffnen, dass der Mond diese kühle, sternenklare Nacht deutlich erhellte. Licht in dieses Zimmer scheinen ließ. Der Klang des Herzens meiner zweiten Hälfte beruhigte mich und erst wenige Sekunden später bemerkte ich es. Schweres Atmen, aus Richtung der Tür. Ich konnte spüren, dass ein fremder Blick auf mir lag. Stechend und gefährlich. Mein Herz schlug schneller und dennoch versuchte ich still liegen zu bleiben. Doch die fremde Person durchschaute mein schlechtes Spiel. Es war, als könnte ich das Grinsen hören. Als ich die Augen öffnete stoppte mein Herzschlag. Ein unfassbare Kälte schien sich über den ganzen Raum zu legen. Fahle, weiße Haut, von der sich dunkle, rote Lippen und die ausdrucksstärksten Augen abhoben, die ich je gesehen hatte. Völlig abwesend, als blickten sie durch mich hindurch und gleichzeitig stechend. Verrückt. Die weißen Schultern waren beinahe freigelegt, da der nach vorn gebundene Kimono des Mannes fast herunterrutschte. Roter Stoff, dessen Muster ich nicht genau erkennen konnte, während die große Schleife heller war. Voller roter Flecken, die ich erst nach einem Moment als Blumen identifizieren konnte. Doch jedes Mal, wenn ich die Augen nur für eine Sekunde schloss sah ich Blut. Langes schwarzes Haar, auf der einen Seite nahezu vollständig abrasiert, reichte fast bis zur Hüfte. Verdeckte die Hälfte des Gesichts. Kein Ton verließ meine Lippen. Ich konnte mich nicht bewegen. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)