Desperate von __Sleepwalker (DavidxPierre Story) ================================================================================ Kapitel 1: One -------------- Mit gesenktem Kopf saß er in der Klasse und hörte nur mit einem halben Ohr seinem Lehrer zu. Er wartete auf das Klingeln, das das Ende der Stunde ankündigte. Dann müsse er wieder nach Hause. Er müsste an den Ort, an dem er, genau wie in der Schule, nur Schmerzen und Hass einstecken musste. Er hasste sein Leben. Endlich, das lang ersehnte Klingeln. Er verstaute alle seine Sachen in seinen Rucksack und stand auf. Aber wie immer war er der letzte. Gerade als er aus der Tür treten wollte, hörte er die Stimme seines Lehrers. „Mr. Desrosiers?! Hätten Sie mal bitte eine Minute?“, kam es mit ruhiger Stimme von Mr. Kennedy und er sah dabei David an. David drehte sich um und sah den Lehrer an. „Sicher!“, entgegnete er ihm und ging zu seinem Schreibtisch. „Was gibt es?“ Mr. Kennedy sah David musternd an. “Geht es Ihnen gut?”, fragte er den jungen Schüler vor sich. „Natürlich, wieso sollte es mit denn nicht gut gehen?“, erwiderte David mit einer Gegenfrage und zog dabei eine Augenbraue hoch. „Ich habe mir nur Sorgen um Sie gemacht, weil in letzter Zeit ihre schulischen Leistungen etwas abnehmen. Sie sind mein bester Schüler und ich hoffe, dass Sie das auch bleiben werden.“ David nickte. „Ja, ich verstehe schon. Ich habe in letzter Zeit nur etwas wenig geschlafen, das ist alles. Aber ich werde Sie nicht enttäuschen.“ „Okay. Dann können Sie jetzt gehen.“ „Auf Wiedersehen!“, kam es noch von David und er verließ den Raum. Er ging zügig zu seinem Schließfach und verstaute das Schulzeug darin, was er zu Hause nicht brauchte und nahm das andere mit. „Hey kleine Schwuchtel!“, kam es aus kurzer Entfernung und er hörte Schritte auf sich zukommen. David wusste wer das war. Jeff Stinco und seine Freunde. Sie waren es immer. David reagierte nicht und packte nur sein Zeug weiter in seinen Rucksack. Dann hörte er auch schon, wie Jeff die Faust gegen das Schließfach neben ihn knallte. David erschrak und schrie leicht auf. Dann biss er sich auf die Unterlippe. „Oho, er hat Angst!“, kam es von seinem Kumpel Pierre Bouvier. Oh wie David diese Jungs hasste. Wieso konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen?! David reagierte noch immer nicht, bis Jeff sein Schließfach zuknallte und ihn wütend ansah. Pierre ergriff David und drückte ihn fest gegen das Schließfach eines anderen Schülers. „Du solltest uns nicht verärgern!“, kam es wütend von Pierre und er drückte David fester gegen den Schrank hinter sich. Im nächsten Moment bekam David auch schon eine Faust in den Bauch geschlagen. Er riss die Augen leicht auf, gab aber keinen Mucks von sich. Er wusste, dass sie wollten, dass er weint, aber er würde ihnen diesen Gefallen nicht tun. Immer weiter schlugen sie auf ihn ein, bis er total am Ende auf dem Boden kauerte. „Kommt, lassen wir die kleine Schlampe und trainieren noch etwas!“, rief Patrick Langlois seinen Freunden zu. Und dann verschwanden sie und ließen ihn dort liegen. Mühsam rappelte der schwarzhaarige Junge sich auf und griff nach seinem Rucksack. Ich wischte sich das Blut vom Mund und machte sich zum Ausgang. ‚Jeden Tag derselbe Scheiß. Ich bin das alles leid.’, schoss es David durch den Kopf. Er konnte nicht mehr. Als er Zuhause ankam ging er sofort ins Bad. Er musste sich waschen und seine blutverschmierten Sachen ausziehen. Er schloss die Badtür ab und entledigte sich seiner schmutzigen Kleidung. Er betrachte sich noch einmal kurz im Spiegel. Er hatte dicke Augenringe und mal wieder ein blaues Auge. Seine Lippe war aufgeplatzt und leicht geschwollen. Sein schwarzes Haar fiel matt über seine Ohren. Sie lagen fast auf den Schultern auf. Er wusste, dass sie schon wieder viel zu lang waren. Er sah im Spiegel nur jemanden, der verzweifelt, alleine und kaputt war. Einen kleinen verängstigten Jungen, der es satt hatte zu Leben. David stieg unter die Dusche und ließ das heiße Wasser über seinen Körper fließen. Es tat weh, wie die harten Wasserstrahlen auf seinen Körper auftrafen. Jeff und seine Freunde hatten ihn wieder so lange verprügelt, bis er sich kaum bewegen konnte, so sehr wie seine Knochen wehtaten. Nachdem er fertig war mit duschen und sich neue Klamotten angezogen hatte, ging er runter in die Küche. Seine Mum saß am Tisch und sah ihn an. Sie sagte aber kein Wort. David nahm sich etwas Essen, setzte sich zu ihr und aß ohne ein Wort zu sagen alles auf. „Du solltest lieber in dein Zimmer gehen!“, kam es von seiner Mutter. David wusste was das zu bedeuten hatte. Es war kurz vor 5 und sein Stiefvater musste jeden Augenblick nach Hause kommen. David stand nur nickend auf und ging zur Tür. „Ich liebe dich, mein Schatz!“, sagte seine Mum noch leise zu ihm und David rann die Treppe hinauf in sein Zimmer. Keine fünf Minuten später hörte er die Wohnungstür zuknallen und seinen Stiefvater Jake schreien. „Wo ist dein Sohn du verdammte Schlampe?!“, hörte David die Schreie und zuckte leicht zusammen. „In seinem Zimmer, wo er immer ist!“, antwortete Joanne ihrem Mann ruhig, aber trotzdem wurde sie geschlagen. David hasste Jake, aber in diesem Moment hatte er wieder Angst vor ihm. Er wusste ganz genau was passieren würde, wenn Jake in sein Zimmer kam. Er würde ihn hart ins Gesicht schlagen, mit einer Hand fest auf das Bett drücken und sich dann wieder an ihm vergehen. So wie er es immer tat und David wurde in seinen Gedanken nur bestätigt. Jake kam, verging sich an David und verschwand wieder. Vor Schmerzen weinend lag der 16-jährige in seinem Bett und vergrub das Gesicht in seinem Kopfkissen. Er hätte sich in diesem Moment am liebsten erstickt, aber es stimmte, was alle immer sagten. Ein Mensch kann sich nicht von selbst ersticken. Als David keine Luft mehr bekam, hob er rasch seinen Kopf und schnappte nach Luft. Wieso tat man gerade ihm das alles an? Er konnte dem nicht mehr lange standhalten, das wusste er ganz genau. David atmete tief durch und sah auf seine Arme. Narben über Narben. Narben, weil er nicht mehr konnte, Narben weil er sich umbringen wollte und Narben weil er jemanden liebte, der ihn abgrundtief hasste. Er fand das nicht gerecht, aber er konnte nichts dagegen tun. ‚Du kleine Schwuchtel hast es nicht verdient zu leben und wenn du schon den Anfang machst, dann bring es gefälligst auch zu Ende!’, schossen ihm die Worte durch den Kopf, wie tausend kleine Blitze. ‚Du bist nur für eine Sache gut, du Sohn einer Hure! Dafür, dass ich meinen Spaß habe!’, kamen ihm dann noch die Worte von Jake in den Kopf. David dachte darüber nach und beide Männer hatten Recht. Wozu wurde ihm das Leben gegeben, wenn er nur gehasst und verletzt wurde?! Wenn er tun konnte, was er wollte, aber nie jemand, außer seiner Mutter, stolz auf ihn war?! Sein Leben war so sinnlos. Er brauchte einen wirklichen Grund zu leben und das schnell, aber er wusste, dass er nie einen finden würde. Sein Leben hatte gerade erst angefangen, aber er wusste, dass es bald enden musste, damit er glücklich sein konnte. Vielleicht konnte er an dem Ort, an dem sein Vater war, glücklicher sein. Ja, vielleicht konnte er im Himmel glücklicher sein, aber er wusste es nicht. Er konnte es nicht wissen. David versuchte zu schlafen, doch er konnte es nicht. Er entschloss sich mitten in der Nacht aus dem Haus zu schleichen. Somit kletterte er vorsichtig und leise das Blumengitter neben seinem Fenster hinunter, dass seine Mum einmal nur für ihn dort angebracht hatte. Er schlüpfte in seine Schuhe, als er auf dem Rasen im Garten stand und verschwand lautlos. Er lief weit und er lief lange, bis er an einem Ort ankam, an den nachts kein Mensch freiwillig hingehen würde – am Friedhof. Er holte sein Handy aus seiner Hosentasche und schaltete das Licht an. David war wohl der einzige Mensch auf Erden, der nachts freiwillig und vor allem alleine auf den Friedhof ging. Er lief zum Grab seines Vaters. Es war schön bestückt mit den verschiedensten Blumen. Der Grabstein war blitzblank und man konnte ohne Probleme lesen was drauf stand. „Rest In Peace Phillippe Desrosiers. * 16.5.1967 † 20.7.2005“ David ging vor dem Grab auf die Knie. Er strich sanft mit den Fingerspitzen über das Bild seines Vaters. Er sah ihm so ähnlich. Die schwarzen Haare und das Lächeln. Früher hatte David dieses Lächeln auch jeden Tag auf den Lippen, aber nach dem Tot seines Vaters, knapp drei Jahre zuvor, verschwand dieses Lächeln und seit seine Mutter Jake geheiratet hatte, konnte er nicht mal mehr einen kleinen Funken Fröhlichkeit in sich spüren. Das war vor 1 ½ Jahren und seit dem hatte David ein Leben, dass er nicht mehr wollte. Jeden Abend kam Jake in sein Zimmer und tat ihm weh. Leise ließ Dave die Tränen über seine Wangen kullern und auf die Blumen auf dem Grab tropfen. „Ich vermisse dich so sehr, Dad. Wieso musstest du gehen? Wieso hast du zugelassen, dass er mir so wehtut? Ich wäre so gerne bei dir. Darf ich bitte zu dir kommen?“, flüsterte der junge Schwarzhaarige zu dem Bild des jung verstorbenen Mannes. David war lange nicht mehr hier, aber es kam ihm trotzdem vor, als wäre es erst gestern gewesen. „Da gibt es diesen Jungen. Er hasst mich. Er tut mir auch jeden Tag weh. Aber ich glaube, das tut er nur um seinen Freunden zu gefallen. Seine Freunde sind Idioten, aber er ist so anders. Er ist so süß. Er heißt Pierre. Er hat wunderschöne schokoladenbraune Augen. Wenn er lächelt leuchten sie so schön. Oh und dieses Lächeln natürlich. Es ist bezaubernd. Ich hab mich in ihn verliebt und dabei kann er mich nicht mal leiden. Ich kann ihn nicht vergessen, obwohl er mir jeden Tag so verdammte Schmerzen zufügt.“, erzählte David dem Grabmal. Er hätte ewig über Pierre reden können, aber seine Stimme versiegte, als die Tränen immer schneller kamen. Er kauerte sich vor dem Grab zusammen und weinte wie ein kleines Baby. Wieso musste er jemanden lieben, der ihn hasste?! Er hielt das nicht mehr aus. „Ich liebe ihn so sehr…“, hauchte David, als er sich langsam wieder beruhigt hatte. Dann hörte er ein Knirschen. Er sah sich erschrocken um und suchte nach einer Person oder einem Tier. Nach irgendetwas, das dieses Knirschen ausgelöst hatte. „Hast du dir jetzt schon einen Platz gesucht, an dem du begraben werden möchtest?!“, kam es aus der Dunkelheit. David blickte sich weiter um. „Wer ist da?!“, fragte er etwas verängstigt und war dabei so mit den Nerven am Ende, dass er nicht einmal die Stimme erkannte. „Dein Vater freut sich bestimmt, wenn du ihm Gesellschaft leistest!“ David fing an zu zittern. „Verdammt, wer bist du? Wo bist du?“ „Das spielt keine Rolle. Aber überlege dir bitte gut was du tust, es gibt auf dieser Welt vielleicht noch Menschen, denen zu etwas bedeutest!“ Dave musste wieder weinen. „Wer bist du?“, doch er bekam keine Antwort. Es war nichts mehr zu hören, außer dem leisen Wind. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)