Desperate von __Sleepwalker (DavidxPierre Story) ================================================================================ Kapitel 2: Two -------------- Die nächsten Tage dachte David immer wieder an die Situation auf dem Friedhof. Er fragte sich wer die Person war, die ihn so verängstigt hatte. ‚Aber überlege dir bitte gut was du tust, es gibt auf dieser Welt vielleicht noch Menschen, denen du etwas bedeutest!’ David bekam diese Worte einfach nicht mehr aus seinem Kopf. Im Unterricht passte er immer weniger auf und er schrieb Seiten voll mit diesem Satz. Er wollte wissen wer das war. Aber genauso wollte er wissen, wer ihn schon vermissen würde, wenn er nicht mehr da wäre. Vielleicht seine Mutter. Ihm fiel aber niemand weiter ein. Vielleicht auch Jake, aber mehr aus anderen Gründen. Aber könnte er einfach gehen uns seine Mum mit diesem Schwein alleine lassen?! Wer weiß was er mit ihr anstellen würde. Dave war so in seinen Gedanken versunken, dass er nicht einmal merkte, dass der Lehrer etwas von ihm wollte. Er merkte nicht, dass seine Mitschüler ihn auslachten. Dass sie über ihn redeten. Als der Lehrer vor seinem Tisch stand und auf diesen haute, erschrak David und wurde sofort aus seinen Gedanken gerissen. „Mr. Desrosiers! Was ist denn mit Ihnen los?“, fragte ihn der Lehrer nun aber ruhig, als er sah, dass David Tränen in den Augen hatte. Die anderen Mitschüler verstummten , fingen aber kurz darauf wieder an zu tuscheln. David nickte nur. „Ja…mir geht es gut…“, log er seinen Lehrer an, sah dabei aber auf seine Hände. Er fühlte sich grauenhaft. Qualvoll versuchte er die Tränen zu unterdrücken, aber es ging nicht. Er hatte keine Chance gegen sie und sie liefen ihm frei und wild über die Wangen. „Kommen Sie, ich bringe Sie ins Krankenzimmer!“, kam es von Mr. Kennedy und er hielt Dave seine Hand hin. David sah ihn an, nickte und stand auf. Er packte seine Sachen zusammen und ging dem Lehrer hinterher. „Ich bin sofort wieder da. Sie erledigen Ihre Aufgaben. Keine Dummheiten, sonst gibt es Strafarbeiten für alle!“ Die Schüler nickten alle und fingen an zu arbeiten. Natürlich würde das nicht lange anhalten. David sah noch einmal in die Klasse zurück. In der Reihe hinter ihm, zwei Bänke von ihm entfernt, da saß er – Pierre Bouvier. Pierre sah zu ihm und ihre Blicke trafen sich. Entweder täuschte sich David oder er sah in Pierres Augen wirklich Mitleid. Wieso sollte Pierre Bouvier, einer der Tyrannen an dieser Schule, Mitleid mit David Desrosiers, dem meist verhassten Schüler, haben?! Das ergab gar keinen Sinn. Mr. Kennedy sah David an, legte eine Hand auf seine Schulter und führte ihn dann aus dem Raum. „Was ist denn mit Ihnen los, Mr. Desrosiers? Ich erkenne Sie gar nicht wieder. Ist irgendwas vorgefallen?!“, fragte sein Lehrer David, als die beiden gemeinsam den Flur entlangliefen. David wischte sich die Tränen weg und verschmierte dabei etwas sein Make up. Aber das war ihm im Moment mehr als egal. Er sah den Lehrer an und zuckte mit den Schultern. „Ich vermisse nur meinen Dad. Das ist alles.“ Im Grunde war das ja nicht gelogen. Er vermisste seinen Dad wirklich, und wäre lieber bei ihm, als an diesem Ort. Auf dieser Welt. „Wo ist denn ihr Vater?“, fragte Mr. Kennedy dumm und unwissend. Er wollte David ja nur helfen. „An einem viel besseren Ort…“, hauchte David leise und versuchte nicht wieder zu weinen. „Er ist vor knapp drei Jahren gestorben…“ Der Lehrer verstummte. Das hatte er nicht gewusst. Woher auch?! Vielleicht hatten deswegen Davids Leistungen abgenommen. Aber das war ja erst seit einigen Monaten so und sein Vater war schon fast drei Jahre tot. Vielleicht hatte ihn auch seine Trauer wieder eingeholt. Er wusste wie schwer der Verlust einer geliebten Person war. „Oh, das tut mir Leid. Ich weiß wie schwer das für Sie sein muss. Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Meine Frau ist auch vor fünf Jahren verstorben und die Trauer holt einen immer wieder ein…“, versuchte Mr. Kennedy David zu erklären, doch als Dave die Hand hob, verstummte er. „Sie wissen gar nichts. Rein gar nichts. Versuchen Sie nicht mich aufzuheitern oder mich dazu zu bringen irgendetwas zu verstehen. Sie haben nicht die leiseste Ahnung. Nicht von mir. Nicht von meinem Leben. Also geben Sie es auf!“ Mr. Kennedy war erstaunt, wie „hemmungslos“ David mit seinem Lehrer sprach, aber er wusste, dass er Recht hatte. Er hatte keine Ahnung wie es David ging. Was er für ein Leben führte. „Trotzdem danke, dass Sie es versucht haben…“, und mit diesen Worten blieb er vor der Tür der Krankenschwester stehen und sah seinen Lehrer an. „Ich komme ab jetzt selber zurecht. Gehen Sie zurück in die Klasse oder glauben Sie, die krümmen auch nur einen Finger für diese Aufgaben? Dann kennen Sie auch Ihre anderen Schüler nicht.“, erklärte David ihm noch, klopfte an der Tür und verschwand dann durch sie. ‚Scheiß Lehrer…’, schoss es Dave durch den Kopf als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er sah die Krankenschwester an und überlegte was er sagen könnte. „Was kann ich denn für dich tun, junger Mann?“, fragte die Krankenschwester mit einer unheimlich weichen und beruhigenden Stimme. David sah sie erstaunt an. Er war schon öfters hier, aber er hatte nicht mitbekommen, dass es eine neue Schwester gab. Verdammt, wann war er das letzte Mal hier?! „Ähm…Ja, Mr. Kennedy meinte ich müsse hier her…“ „Und aus welchem Grund?“ „Ja…also…das ist mir etwas peinlich…“ „Dir brauch absolut nichts peinlich sein. Setz dich doch erst einmal, dann redet es sich gleich viel besser.“ David nickte nur kurz und setzte sich auf den Stuhl vor dem Tisch. Er sah die Schwester an und dachte kurz nach. „Ja also…ich hab im Unterricht angefangen zu….heulen…“, sagte David leise und sah auf seine Hände. Gott, war ihm das peinlich vor einer Frau zuzugeben, dass er geweint hatte. „Das ist doch nicht schlimm. Möchtest du vielleicht mit mir über den Auslöser dafür reden?“, fragte sie ihn und lächelte sanft. Dieses Lächeln sagte David, dass er ihr vertrauen konnte, aber er wollte nicht wirklich. „Na ja…ich hab damit noch nie über jemanden geredet und ich weiß nicht, ob ich das so einfach tun kann, Mada-…“ „Chelsea!“, lächelte sie ihn an. „Du kannst mich Chelsea nennen“ „Okay…also Chelsea. Wissen Sie, das ist alles etwas…kompliziert.“ Chelsea lehnte sich etwas vor und sah David in die Augen. „Guck’ mal. Ich versuche nur dir zu helfen. Du kannst mich ruhig duzen. Was auch immer dich bedrückt, du kannst dir sicher sein, dass es bei mir gut aufgehoben ist. Das verspreche ich dir.“, und mit diesen Worten hielt sie ihm ihren kleinen Finger hin. David sah sie an. Wow, ihren Augen strahlten in einem wunderbaren blau. Er sah auf ihren Finger und überlegte. Nach einem lautlosen Seufzer nahm er ihren kleinen Finger mit seinem eigenen. „Okay.“ „Fein. Also als erstes. Wie ist denn dein Name?“ „David…David Desrosiers.“ Chelsea weitete kurz ihre Augen. „Ah, du bist der Sohn von Phillippe Desrosiers. Jetzt erkennt man die Ähnlichkeit. Mein herzliches Beileid. Ich kannte deinen Vater gut, wir waren mal Kollegen. Ein echt netter Kerl.“ David sah sie mit schimmernden Augen an. „S-sie kannten meinen Vater?!“, fragte er leicht stotternd. Er war erstaunt. Sein Vater hatte Chelsea nie erwähnt. Oder konnte David sich nur nicht daran erinnern? „Ja, wir waren quasi beste Freunde.“ „Wow. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er sie…dich mal erwähnt hat.“ „Als du noch ganz klein warst, da war ich öfters mal bei euch. Aber dann musste ich umziehen. Deswegen erinnerst du dich sicherlich nicht. Hast du geweint, weil du deinen Vater vermisst?“ David nickte. „Ja…und aus anderen Gründen.“ „Willst du mit mir darüber reden?!“ David dachte kurz nach und nickte dann leicht. „Na ja…da gibt es einen Menschen. Er ist echt….toll. Aber er hasst mich leider. Na ja…und ich empfinde etwas mehr für ihn. Und das obwohl er mich hasst, mich Tag für Tag verprügelt.“, seufzte David und sah Chelsea an. „Wie heißt denn dieser Mensch?“ „D-das möchte ich lieber nicht sagen. Sorry.“ „Okay, das ist gar kein Problem. Ich möchte dich ja zu nichts zwingen.“, erklärte Chelsea ihm lächelnd und überlegte kurz. „Ja, und dann gibt es da noch meinen Stiefvater. Ich hasse ihn so abgrundtief. Ich verstehe nicht wie meine Mum ihn heiraten konnte. Vor allem nicht, nachdem mein Vater gerade mal 1 ½ Jahre tot war.“ „Wieso hasst du deinen Stiefvater sosehr?“ „Meine Mum dachte, ich bräuchte einen Vater und er könnte ihn ersetzen, aber das kann er nicht. Er ist kein bisschen wie mein Vater. Er ist…ein Schwein. Er macht meine Mutter kaputt…und mich…“ Chelsea war erstaunt mit wie viel Hass in der Stimme David plötzlich redete. Er musste seinen Stiefvater wirklich hassen, das konnte man spüren. „Wie macht er euch denn kaputt?“ „Er kommt jeden Abend 17 Uhr nach Hause und schreit sofort rum. Meine Mum schickt mich immer in mein Zimmer, wenn sie weiß, dass er bald kommt. Er schreit sie an, nennt sie Hure und fragt wo ich bin. Dumme Frage, da ich immer in meinem Zimmer bin. Und dann kommt er zu mir und….und…“ David konnte nicht weiterreden. Tränen kamen wieder aus seinen Augen und liefen über seine Wangen. „Fasst er dich an, David?“, fragte Chelsea ihn und guckte dabei traurig. David nickte nur. „Jeden verdammten Tag…“ Das brach Chelsea das Herz. Sie stand auf und ging um den Tisch zu ihm. Sie hockte sich neben seinen Stuhl und zog David in ihre Arme. Sie drückte ihn fest an sich. „Du musst das der Polizei melden, David…“, sagte sie ganz leise, so, dass auch David es kaum hören konnte. David schüttelte aber nur den Kopf. „Nein! Nein, er hat gesagt, wenn ich ihn bei der Polizei verrate, dann bringt er meine Mum und mich um! Ich will nicht, dass er ihr wehtut.“ Eigentlich hätte David sich gewünscht, dass Jake ihn umbringt, aber er wollte nicht, dass dasselbe auch mit seiner Mutter passierte. Er hatte Angst um sie. Sie war die einzige Person, die verstand wie es ihm ging. Chelsea sagte nichts mehr. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wie sie ihm helfen konnte. Sie konnte nicht zulassen, dass sein Stiefvater ihm das antat. Das war eine Straftat. Er musste ins Gefängnis, lebenslang. Aber wie sollte sie das erreichen?! „Wenn du willst, dann kannst du immer zu mir kommen, wenn du jemanden zum Reden brauchst. Ich bin immer hier. Ich kann versuchen dir soweit zu helfen, wie ich kann!“, versicherte sie ihm. Sie stand auf, nahm ein Taschentuch aus der Box auf ihrem Tisch und gab es ihm. David nahm das Taschentuch dankbar an und wischte sich die Tränen weg. Nun war sein ganzes Make up verschmiert und man konnte sein blaues Auge sehen. Chelsea sah das natürlich und sah ihn leicht entsetzt an. „Hat dein Stiefvater dir das angetan?“ Doch David schüttelte den Kopf. „Nein, das waren ein paar Jungs. Aber das ist schon okay, ich komm damit zurecht.“, erwiderte er ihr und seufzte. „So kannst du nicht in deine Klasse zurück.“, entgegnete Chelsea ihm und ging wieder um ihren Schreibtisch. Sie öffnete eine Schublade und holte etwas Make up heraus. „Hier…“ David sah auf ihre Hand und überlegte. Er nahm ihr das Zeug aus der Hand und stand auf. „Da drüben ist ein Spiegel, du kannst ihn benutzen. Ich will nicht, dass du so aus meinem Zimmer gehst.“ David nickte erneut. Er ging zu dem Spiegel und fing an sein blaues Auge unter dem Make up zu verstecken. Nachdem er damit fertig war, konnte man keinen Unterschied zu vorher feststellen. „Dankeschön…“, sagte David zu ihr und gab ihr alles wieder. „Ich geh dann mal wieder. Danke für das Gespräch.“ „Kein Problem. Und denk dran, ich bin die ganz Zeit hier, wenn du jemanden zum Reden brauchst.“ David nickte nur mal wieder. „Ja danke.“, und damit ging er aus dem Zimmer und stand auf dem Schulgang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)