Never Stop von Lexi_ ================================================================================ Kapitel 7: Wer viel fragt, erhält viel Antwort ---------------------------------------------- "Riyon ist verschwunden!«, hörte Vincent Tifa aus dem Fenster rufen. Der Turk seufzte, so etwas hatte er sich schon denken können. Er hätte dieses Mädchen nicht so unbeaufsichtigt lassen sollen, auch wenn die Dinge eher so standen, dass die Gang sie umbringen würde. Aber nach Berichten der WRO waren sie gemeinsam geflohen, wahrscheinlich in die zerstörte Ebene. Die Soldaten hatten die Jugendlichen aus den Augen verloren. Wo könnten sie hingelaufen sein? Wo könnten sie sich verstecken? Nervös ging Vincent in der Bar auf und ab, alle Möglichkeiten durchgehend. »Vincent.«, machte Tifa auf sich aufmerksam. Der grimmige Mann sah die Kämpfern sofort an. »Cloud hat gerade einen Anruf von der WRO bekommen, eigentlich wollten sie dich erreichen, aber dein Handy dürfte noch immer nicht funktionieren…«, Vincent verdrehte die Augen, »…Sie möchten, dass du in ihr Hauptquartier kommst, sie haben ja zwei gefangen genommen. Sie wollen dich bei der Befragung dabei haben.« Erst antwortete Vincent nicht, doch dann schüttelte er den Kopf, um seinen Kopf von unnötigen Gedanken zu befreien. »Ich fahre sofort los. Wenn du irgendetwas von Riyon hörst, ruf mich, nein, ruf bei der WRO an und melde es mir.« 30 Minuten später war Vincent angekommen und wurde zu den Verhör-Räumen geführt. Dort erfuhr er von einer wirklich gutaussehenden Frau, dass sie bereits angefangen hatten, aber nicht weit gekommen waren. »Lassen Sie mich mal versuchen.«, bat Vincent und betrat den Raum. Auf einem Tisch angekettet saß ein blondhaariges Mädchen, augenscheinlich etwas älter als Riyon und demselben Geostigma-geprüfte Ausdruck in den Augen. Vincent setzte sich gegenüber hin, beachtete die giftigen Blicke nicht. »Dir werd ich auch nichts sagen, mach dir bloß keine Hoffnungen.«, knurrte sie ihn unfreundlich an. »Zuerst einmal möchte ich wissen, wie du heißt.« »Lisa.« »Gut, Lisa. Was ist mit deinen Eltern?« »Das geht dich einen Scheiß an.«, fauchte sie. Vincent entdeckte einen Zettel vor sich liegen. Eine Akte von Lisa. Darauf stand, dass ihre Eltern von einem Einbrecher getötet worden waren. »Was ist mit deinen Eltern?«, beharrte der Mann und sah das Mädchen durchdringend an. Lisa seufzte; sie merkte langsam, dass sie gegen ihn keine Chance hatte. Und das störte sie gewaltig. Vincent sah sie immer noch an. »Sie sind bei einem Verkehrsunfall gestorben.«, murmelte das Mädchen schließlich. »Versuch nicht einmal, zu lügen. Ich bin ein Turk, vor MIR kannst du die Wahrheit nicht verstecken.«, machte der schwarzhaarige klar und beobachtete, wie sich in Lisa langsam die Angst ausbreitete. Jetzt hatte er sie dort, wo er sie haben wollte. »Also, was ist mit deinen Eltern?«, wiederholte er. Das Mädchen sträubte sich noch einige Zeit, doch sie erkannte schließlich dass das bei Vincent keinen Sinn machte. »Sie sind von einem Einbrecher umgelegt worden.« »Wo warst du zu diesem Zeitpunkt?« »Ich hatte mich am Dachboden verkrochen und abgewartet.« Vincent nickte. Er sah noch einmal auf ihre Akte. Dort stand, dass sie für zwei Jahre bei ihren Großeltern gelebt hatte, und nach dem Absturz der Ebene war sie untergetaucht und tauchte erst kurz vor dem Vorfall mit Kadaj wieder auf, als sie sich in einer kleinen Boutique beworben hatte. »Wie bist du in die Gang gekommen?«, fragte er weiter. Er wollte ihre Geschichte langsam aufrollen und die Lücken in Lisas Akte füllen. »Nach dem Absturz der Ebene haben sich einige der Waisen, die nicht nach Edge-Town wollten, zu einer kleinen Gruppe zusammengefunden. Auch ich habe mich dieser Gruppe angeschlossen. Das ist jetzt gut ein Jahr her.« »Hat denn niemand nach euch gesucht?« »Nein..«, lachte sie, »Wir wurden da draußen alleine gelassen. Aber das war gar nicht einmal so schlimm. Wir konnten tun und lassen was wir wollten, wir konnten unsere eigene Welt aufbauen.« Lisa grinste belustigt bei dem Gedanken an diese Tage. Da waren sie alle noch so jung und alles war in Ordnung. »Wie ist es dann dazu gekommen, dass eure Gruppe heute solche Massaker anrichtet?« Jetzt wollte Vincent endlich auf den Punkt kommen »Als Geostigma ausbrach, dachten wir, dass es eine Krankheit wäre. Wir fühlten uns von den Erwachsenen hintergangen, sie ließen uns im Stich, sie sagten uns nichts. Einige beschlossen, endlich wieder unter andere Menschen zu gehen und suchten sich Arbeit, oder lebten in Edge-Town auf den Straßen. Der Rest bildete sich zu unserer Gang und wir zahlten alles den Erwachsenen heim.« Vincent nickte. So war das also. Die Gang bestand aus Kindern, die sich im Stich gelassen fühlten, obwohl sie von Anfang an selbst in die Stadt hätten gehen können. »Weiß deine Gruppe denn, dass es schon lange eine Heilung für Geostigma gibt?«, fragte Vincent nach einer kurzen Pause. Lisa sah Vincent verdutzt an, dann schüttelte sie belustigt den Kopf und lachte. »Eine Heilung für Geostigma? Das ist lächerlich!« So war das also. Die Gruppe ließ die Geostigma-Kranken im Dunkeln sitzen, um deren Hass zu schüren und somit deren Loyalität zu gewährleisten. »Wer hat aller Geostigma?«, bohrte der Turk weiter. »Ich, Simon, Riyon und Hiro.«Langsam machte sich Unbehagen in Lisa breit. Sie hatte gedacht, dass der Mann mit allen Mitteln die Lage ihres Quartiers aus ihr herausquetschen würde. Doch stattdessen fragte er sie Einzelheiten aus. Da stimmte was nicht. »Das reicht für heute. Du warst sehr hilfreich für mich.«, sagte Vincent und stand auf. Er verließ den Raum und ließ Lisa in ihrer Verwirrtheit alleine. Der Turk widmete sich der gutaussehenden Frau, deren Name Rachel war, und meinte: »Durchsucht die Wohnungsgesuche des letzten Jahres und faxt mir alle nach Hause, die von 18-Jährigen gemacht und ein Wohnungskauf bestätigt wurde. Und sucht verstärkt nach Jugendlichen, die immer noch Geostigma haben.« Rachel nickte und Vincent fuhr wieder in die Bar, wo er Tifa alles erzählte, was er herausbekommen hatte. »Das heißt ihr eigentlicher Beweggrund war der Hass den Erwachsenen gegenüber.«, wiederholte die Kämpferin grübelnd. »Aber was machte dann Riyon in dieser Gang? Sie hatte gar keinen Hass gegenüber uns?« »Wahrscheinlich war sie der Gruppe beigetreten, weil sie sonst keine Möglichkeit gefunden hatte, wieder ein normales Leben unter Menschen führen zu können.« ****** »Wir müssen hier sofort weg, Van!«, schrie Simon den braunhaarigen Jungen vor sich an. Doch Van schlug seinem Gegenüber nur ins Gesicht. »Sei endlich still!«, brüllte er dabei und setzte sich dann auf einen Sessel. »Wenn du willst, kannst du ja gehen, ich brauche dich nicht.« »Aber die anderen brauchen dich.«, gab Simon zu bedenken. »Die kommen alleine zurecht. Und selbst wenn sie gefangen genommen wurden. Ihnen wird nichts passieren.« »Aber sie werden Verhört werden. Und dann wird die komplette WRO vor der Tür stehen. Begreifst du es denn nicht?!« »Dann flieh doch, du dreckiger Straßenhund! Flieh doch!«, herrschte Van ihn an, während er aufstand und einen Sessel umtrat. Simon schnaubte nur noch, ging in eines der Schlafzimmer, packte seine Sachen in einen Rucksack und ging zur Tür. »Du weißt, dass du jetzt ganz alleine bist? Keiner ist da, um dich zu decken, nicht einmal mehr Benny. Du hast es wirklich vermasselt Van.« Und damit schloss Simon die Tür und hörte noch, wie eine Flasche an der Tür zersprang. Doch er ignorierte es und verließ langsam das Gebäude. Er wusste, dass er nicht in Edge bleiben konnte. Er wollte nicht ins Gefängnis, er wusste, was ihn dort erwartete. Simon dachte darüber nach, was er jetzt machen sollte. Im Grunde genommen konnte er alles machen. Immerhin war er jetzt frei – mal abgesehen von dem schmerzenden, grünen Fleck der sich auf seiner rechten Wange breit machte. Er hatte immer die Haare darüber, damit man es nicht sehen konnte, immerhin war es wirklich hässlich. Die Dinge veränderten sich und was lag da näher, als sich der Veränderung anzupassen? Vielleicht würde er nach Junon gehen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen? Ja, das klang sehr gut, dachte Simon grinsend und machte sich auf den Weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)