Seraphin - mein Engel von Xai ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das lag wohl alles an seiner Mutter. Ich weiß das hört sich komisch an, ist aber irgendwie so. Sie ist Schriftstellerin und hat ihre Charaktere nach ihren Kindern benannt – oder umgekehrt? Sie hat eine ganze Reihe Bücher über „Serafina“ geschrieben und auch über „Taylor“, der nach Seraphins große Schwester Tyla benannt wurde. Warum habe ich mich eigentlich nicht in sie verliebt? Mir war die Antwort noch in der selben Sekunde bewusst. Weil sie nicht Serafina ist – und schon gar nicht Seraphin. Meine Gedanken verwirrten mich immer mehr. Anscheinend liebe ich ihn wirklich. Interessant, dass ich das erst realisiere, nachdem ich ihm das schon gesagt habe... Ich weiß immer noch nicht, wie es dazu kam. Ich habe die Bücher gelesen, die ich alle von seiner Mutter geschenkt bekommen habe und irgendwann habe ich dann gedacht, dass Serafina echt perfekt ist. Da habe ich mich wohl in sie verliebt. Zu der Zeit war ich viel mit Seraphin im Wald und wir haben die Bücher nachgespielt. Seraphin übernahm dabei natürlich immer die Rolle der Serafina und ich die ihrer Begleiter. Oh mein Gott! Ich war zehn, als ich in meinem Besten Freund eine Romanfigur sah und mich in ihn – oder sie – verliebt habe! Und das fällt mir erst jetzt auf, na herzlichen Glückwunsch, Frederyk... Da wird mir bewusst, dass ich immer noch schweigend vor ihm stehe. Um Zeit zu schinden frage ich ihn am Besten erst einmal, warum er mich das gefragt hat. Wow, ich denke, bevor ich rede.. Und prompt höre ich meine Stimme: „Häää? Wie, warum liebe ich dich?“ Super gemacht, Frederyk, beglückwünsche ich mich zum zweiten Mal in wenigen Minuten, na ja.. Sekunden. Da denkst du ausnahmsweise bevor du redest und dann kommt dieser Schwachsinn dabei raus. Seraphin schaut mich nur ungläubig an. Ein wahrer das-kann-doch-jetzt-nicht-dein-Ernst-sein-Blick. Heiß! ... Moment, was denke ich denn nun? Mir ist echt nicht mehr zu helfen. Erst verliebe ich mich in Seraphin, weil ich ihn mit Serafina gleichsetze und jetzt finde ich ihn auch noch echt heiß.. Das kann doch nicht wahr sein, der arme Seraphin. Ich sollte mich entschuldigen und ihn erst mal in Ruhe lassen, er will sicher nichts mit mir zu tun haben und das kann ich ihm nicht verübeln. Er berührt mich an der Schulter. Ich drehe mich um und versinke in seinen wahnsinnig grünen Augen, während seine Hand einen warmen Schauer auslöst, der von der Stelle, wo er mich berührt hat, durch meinen ganzen Körper läuft. Er sagt etwas, doch ich muss mich sehr zusammenreißen um den Sinn der Worte zu erkennen. Mit einem mal wird mir bewusst, dass er sich entschuldigt. Er sich? Hallo? Hat er sie noch alle? Warum tut er das? Ich will ihn unterbrechen, doch er legt mir seine zierliche Hand über den Mund und lässt mich verstummen. Er kommt mit seinem Gesicht immer näher und fängt wieder an zu reden. „Es tut mir Leid, Fredy. Ich wollte das nicht. Meine Reaktion war echt mies. Dafür gibt es eigentlich keine Entschuldigung. Ich war nur so verblüfft, dass du das einfach so ausgesprochen hast. Das ist jetzt.. sehr schwierig für mich. Ich.. ich weiß nicht, was ich dir darauf antworten soll. Vielleicht ist es besser, wenn ich dir nicht antworte, okay?“ Vorsichtig nimmt er seine Hand weg. Die Chance lasse ich mir nicht entgehen. Ich greife blitzschnell zu und halte seine Handgelenke fest. Ich bin größer als er und um einiges stärker und er hat keine Möglichkeit sich zu befreien. Ich will ihm nicht wehtun, deswegen lockere ich meinen Griff etwas und ziehe ihn gleichzeitig noch näher an mich ran. Flüchtig streift mein Mundwinkel den seinen, während ich ganz nahe an sein Ohr gehe, damit nur er hört, was ich sage. Es ist zwar sonst niemand zu sehen, aber sicher ist sicher. „Seraphin, mir ist es ernst. Ich gebe zu, ich war grade selbst davon überrascht, was ich gesagt habe, aber es stimmt. Ich habe grade festgestellt, dass ich dich über alles auf der Welt liebe. Ich will nie ohne dich sein, aber es ist mir egal, ob du in mir einen Freund siehst oder mehr.“ Ok, zumindest der letzte Teil war gelogen und das was uns beiden klar, denn Seraphin verzog kurz seinen Mund zu einem Lächeln. Dann flüstert auch er etwas in mein Ohr: „Ich zweifle nicht daran, dass es stimmt, ich kenne dich doch. Aber ich weiß nicht ob ich das gleiche Empfinden kann.“ Meine Wange wird warm, ich löse mich ein wenig von Seraphin und sehe, dass er knallrot geworden ist. Dann lächelt er ein wenig scheu und schaut zu mir hoch. „Bist du sauer wegen dieser Antwort?“ Er wirkt ein wenig wie ein Reh, das geblendet vom Lichtkegel des Autos mitten auf der Fahrbahn stehen bleibt und seinem Tod ins Auge sieht. Ich lach nur und er wird rot wie eine Tomate. In dem Moment bemerke ich etwas in seinem Blick, das nicht so aussieht, als ob ich ihm egal wäre. Bewunderung, Zuneigung, Begehren und Besitzanspruch lese ich in seinen Augen. Begehren? Besitzanspruch? Er will mich nicht verlieren! Erleichtert atme ich auf und mir fällt das gesamte Himalaja vom Herzen. Ich strahle mein Gegenüber an. „Tu nicht so! Du magst mich und sicher nicht nur so als Freund.“ Seraphin wird noch röter, falls das überhaupt möglich ist. In seinen Augen spiegelt sich Verzweiflung, Schmerz und Entsetzen. Stumm geht er langsam rückwärts. Als ich ihn nicht mehr berühren kann flüstert er nur: „Muss los.“ Dann dreht er sich um, geht langsam zu seinem Fahrrad. Er hebt es auf und zögert noch ein letztes mal. Er schaut mich an und fährt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)