Der Sommer unseres Lebens von Lizza (Only you...Summer of 69) ================================================================================ Prolog: Der Anfang ------------------ Der Sommer unseres Lebens Only you...Summer of 69 Prolog: Der Anfang ...Wir befinden uns im Jahre 2008 nach Christi. Ich erwähne das hier, damit jeder einzelne Leser Bescheidweiß, wann ich beginne die Lebensgeschichte meiner Großmutter und die meines Großvaters zu erzählen. Ich persönlich finde, sie ist eine sehr ergreifende Liebesgeschichte, die sich über ein paar Jahre hinweg zieht. Nun habe ich genau erzählt. Eventuell müsste ich hier noch erwähnen, dass ich ein zwölfjähriges Mädchen bin. Das heute ein besonderer Tag werden sollte, ahnte ich noch nicht, als mich meine Mutter fürs Wochenende zu meinen Großeltern nach Santa Barbara, Kalifornien, USA, Amerika; brachte. Eigentlich hatte ich nicht vor zwei Tage bei meiner verklemmten Großeltern zu verbringen. Tagein, tagaus saßen sie in ihren großen ledernen Ohrensesseln, so schien es mir. Was sich allerdings eigentlich hinter den von altergezeichneten Versaden wirklich abgespielt hatte, vermochte ich mir noch nicht einmal in meinen kühnsten Träumen auszumalen. Wenn ich mir das Abbild meiner Großeltern anschaute, sah ich immer nur die mit ergrauten Haare, bei denen man die ursprüngliche Farbe kaum benennen konnte. Menschen, deren ermündeten Augen, die in den faltigen Augenhöhlen ihren Platz hatten, sowie die faltigen Augen- sowie Mundpartien, die stets versuchten ein Lächeln ausstrahlten. Auch heute war es so. Nur schwerfällig erhob sich mein Großvater aus seinem Sessel, als ich ankam. Ein Lächeln zierte wie meist nicht sein Gesicht. Sein Blick war oft streng und tadelt. Seine Worte verletzend, wenn er mal mit mir sprach. Im Gegensatz zu ihm lächelte meine Großmutter fast ständig und versuchte Großvaters Worte, Taten und Blick mit ihrer herzlichen sowie freundlichen Art zu überspielen. Kaum war meine Mutter wieder zur Haustür hinaus gegangen, sollte ich mich auf den Schoß meines Großvaters setzen. In Gedanken versunken strich er immer wieder durch die rotblonden Haare, die an manchen Tagen rosa schimmerten. Ich saß auf seiner mit Bügelfalte versehenden Hose, die von weißen Hosenträgern über der Hüfte gehalten wurden. Seine faltige mit ein paar Altersflecken versehende Hand ruhte plötzlich auf meiner Schulter. Als ich ihn anblickte um ihn etwas zu fragen, standen ihm Tränen in den Augen. Meine Großmutter, die soeben das Wohnzimmer wieder betrat blieb stehen und lauschte der im Hintergrund laufender Musik. Angestrengt versuchte ich Wortfetzen auf zu schnappen, ich höre Worte wie „Only you“. Mit der Naivität eines zwölfjährigen Mädchens frage ich, warum alle so andächtig hier stehen würden. Doch mein Großvater legte nur seinen Finger auf den Strich im Gesicht, den er Mund nannte. Ein „Pssst“ folgte. Ein Seufzen entrann meiner Kehle, warum verstand ich meinen Großvater nur nicht? Mama hatte immer von ihren junggebliebenden Eltern geschwärmt, doch ich fand sie eher altmodisch und kitschig. Selbst vom Aussehen waren sie alles andere als Junggeblieben. Meine Großmutter war vielleicht früher mal eine Schönheit gewesen, doch heute mit neunundfünfzig sah sie aus, wie eine fast Sechzigjährige eben aussieht... „Das war unser Lied...Erinnerst du dich noch?“ Die Frage meines Großvaters war nicht mehr als ein Flüstern, doch meine Großmutter schien es gehört zu haben, denn sie quittierte das mit einem Nicken. „Hopp, hopp“, ertönte die tiefe Stimme hinter mir. Doch sie klang anders als die ganzen anderen Jahre... So mit Freude und Freundlichkeit befüllt. Richtig zärtlich. Geschickt rutschte ich von den Beinen meines Großvaters. Seinen Körper erhob er etwas schwerfällig aus seinem schwarzen ledernden Ohrensessel. Ich hockte mich auf den Teppich und starrte zu meinen Großeltern. So lebendig hatte ich sie all die Jahre über nicht gesehen. Tatsächlich hatte mein Großvater sich zum Tanz erhoben. Als ich bemerkte, dass die Beiden keinen Walzer tanzen sowie ich es von zwei ältern Herrschaften erwartet hatte, sondern irgendetwas was ein Mittelding zwischen Tango (Mama sagt immer, dass Tango ein Spiel der Liebe ist. Papa kommentiert das immer damit: Sex!) Und doch Walzer??? Was erwahrte man von einem zwölfjährigen Mädchen? Vielleicht das es alle Tanzstile kennt? Nun erklangen die letzten Töne des Liedes. Meine Großeltern tauschten verliebte Blicke. Auch im Alter sollte man Zärtlichkeiten tauschen. („Natürlich lieben sich Oma und Opa.“; „In welcher Beziehung?“, „In jeder Beziehung!“; „Das will ich sehen!“) Während sie sich auf eine Sitzgelegenheit im Raum setzen, musterte ich sie gründlich. Meine Großmutter hatte einmal rotblonde Haare besessen sowie ich sie jetzt habe. Heute sieht mal allerdings mehr die weißblonden Haare, die ihr immer noch mit einer beachtlichen Länge und Dicke auf ihre Schultern fielen. Meist hatte sie ihre Haare jedoch zu einem Dutt gebändigt. Smaragdgrüne Augen, die stets ein wenig müde wirken, sind die einzige Farbquelle. Die Haut, die mittlerweile Falten schlägt, besitzt eine sehr helle Färbung ähnlich wie die meine. Lachfalten um Augen und Mund lassen sie sympathisch wirken. Ihre Statur ist eher zierlich. Keine massige Omi, die ihre Enkelkinder mit ihrer Liebe erdrückt. Jetzt möchte ich nicht sagen, dass meine Großmutter eine stinkige alte Schachtel ist, was auf Grund ihrer Gesichtszüge gar nicht möglich ist. Ich würde sie auf cirka 1,60 Meter schätzen. Meist trug sie unförmige Hosen oder Röcke, die sie in verschiedenen Kombinationen mit Oberteilen, Schürzen, Jacken und Hüten trug. Die Farbwahl war allerdings niemals dezent. Ein wenig schrill, aber so kannte ich meine Großmutter nur. Bunt, fröhlich, freundlich. Mein Großvater war das ziemliche Gegenteil zu meiner Großmutter. Aber Gegensätze ziehen sich bekanntlich ja an. In jüngeren Jahren hatte er pechschwarze Haare gehabt, die mit der Zeit ergrauten waren. Im Gegensatz zu meiner Großmutter war ziemlich stattlich gebaut. Breite Schultern, kantiges Gesicht, viel Haarwuchs, aber einen Bart trug er nicht. Seine Augen besaßen die selbe Farbe wie seine Haare. Aufgrund seiner Gesichtzüge beziehungsweise die eingeprägten Gesichtszüge sah er immer sehr streng aus und wirke Unahnnahbar, allerdings auch sehr verbraucht. In seinem Hause musste immer alles stets nach seinen Vorstellungen unterlaufen. Durch die dunkelgehaltene Kleidung wirke er dazu noch unheimlich, würde man ihm nachts auf offner Straße treffe, könnte man denken er wäre ein Serienkiller. Aber wer weiß, was er wirklich ist. Was hinter seiner Fassade steckt. Und genau das sollte ich heute erfahren. Der Sommer 1969! An diesen Tagen, die ich bei meinen Großeltern verbringen sollte, wurde ich Zeuge einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte zweier Menschen. Kapitel 1: Der Sommer ’69 ------------------------- Kapitel 1: Der Sommer ’69 Eigentlich begann alles mit meiner ersten sechssaitigen Gitarre damals in Sommer 1969. Wir hatten drei Straßen weiter einem Musikgeschäft. Stundenlang stand ich davor und bestaunte die Gitarren, die dort im Schaufenster standen. Du musst dir vorstellen, dass... ...ein junger Mann von Anfang zwanzig mit rabenschwarzen Haaren und leuchteten ebenfalls schwarzen Augen stand seit nun mehr als zehn Jahren täglich vor dem Musikgeschäft „Tommy’s Music Box“ und betrachtete die Musikinstrumente hinter der Verglasung in der Auslage. Tommy hatte sich in diesen zehn Jahren zu Gewohnheit gemacht um die Mittagszeit seinen Laden nicht mehr abzuschließen, sondern die Mittagszeit durch zu arbeiten, nur damit er das Lächeln auf dem Gesicht des Jungen sah und die strahlenden Augen. Er liebte diese Minuten, wo er den Jungen beobachten konnte und wollte sie die nächsten zehn Jahre auch nicht missen. Er wusste zwar, dass Musik eine magische Anziehung auf Menschen hatte, doch so einem Menschen war er noch nie in seinem Leben begegnet. Der junge Zachary faznierte den alten Mann einfach. Denn er wusste, dass Zachary eigentlich ein sehr verschlossener, ruhiger Junge war, der auf die meisten Menschen unheimlich wirkte. Für viele Leute in dieser verdammten Kleinstadt war er ein potentieller Serien- und Selbstmörder. Obwohl er und seine Familie überdurchschnittlich waren und das in jeder Beziehung, war er das schwarze Schaf der Familie Johnson. Nur weil er andere Ideale hatte als sie selber. Weil er die Musik liebte. Dabei war die Hippie-Zeit oder Flower-Power noch längst nicht am Ende. Letzten Sommer war auch erst die 68-Bewegung gewesen, die nach der Ermordung Martin Luther Kings die Menschen zur Selbstverwirklichung drängte... Die Johnson hatte diese Zeit einfach überlebt. Nur ihr Jüngster schien langsam in diesen Rausch der Selbstverwirklichungen zu rutschen sowie ihr Ältester es vor knapp drei Jahren getan hatte und dabei im Drogensumpf ersoffen war, mindestens laut dem inoffiziellen Tratsch der Nachbarschaft. Zachary Johnson ein Junge, der unsere Kleinstadt in diesem Sommer so richtig einheizen sollte, zu mindestens Tommys Meinung nach. Zachary hatte in den letzen zehn Jahren tagtäglich vor diesem Geschäft gestanden und tagtäglich das Gitarre spielen geübt. Klammheimlich im Keller eines Freundes eine Straße weiter. Seine Eltern waren gegen die heutige Musik. Alles was nicht mit Klassik zu tun hatte, kam ihnen nicht ins Haus. Statt wie die anderen Jungs in seinem Alter Baseball zu spielen, musste Zachary, seit er klein war Piano üben und regelmäßig irgendwelche Zahlen im Kopf ausrechen, damit er vielleicht einmal fähig war, den Familienbetrieb der Johnsons zu über Nehmen. Doch dies war eigentlich die Aufgabe seines ältern Bruders Alexander. Doch seine eigentliche Liebe galt der Musik und zwar nicht der von seinen Eltern geliebte Klassik, sondern Psychedelic Rock, die Musik der Flower-Power Zeit. Doch dieser Tag im Sommer 1969 sollte anderes werden als die Tage der letzten zehn Jahre, denn zu Tommy’s Überraschung betrat Zachary das Geschäft zum ersten Mal in seinem Leben. Seine Augen leuchteten wie die Jahre zuvor, nur schien seinen rabenschwarzen Augen Wärme auszustrahlen. Die Sonne, die durch das Schaufenster schien, erhellte den Mann von hinten und einen Augenblick hatte Tommy das Gefühl, dass Zachary kein Mensch, sondern ein Engel war. Mit langsamen beinahe vorsichtigen Schritten ging er auf den Tresen zu hinter dem Tommy stand. „Haben Sie auch eventuell Secondhand Gitarren?“ Die Frage war überaus höflich formuliert, doch seine Stimme klang abweisend. Sein Blick durchbohrte den alten Mann förmlich. Ein Lächeln zierte das Gesicht des alten Mannes hinter dem Tresen, trotz dem Blick seines Gegenübers. „Natürlich“, antworte er freundlich, „seit nun mehr zehn Jahren warte ich darauf, dass du meinen Laden betrittst und seit nun mehr zehn Jahren habe ich dir eine Gitarre zurück gelegt.“ Mit diesen Worten verschwand Tommy hinter einem bunten Vorgang, der mit Peace-Zeichen versehen war und kam wenig später mit einer schwarzen sechssaitigen Gitarre zurück. „So mein Junge“, sprach er in einem väterlichen Ton zu ihm, „Dass du mir ja gut darauf aufpasst. Das macht fünfzehn Dollar.“ Zachary verzog das Gesicht ein wenig erst eine etwas verwirrte Grimasse, dann veränderte sich das Gesicht zu einem leuchtenden Lächeln. „Gekauft“, murmelte er und kramte in seiner Hosentasche nach seinem Portmonee. Zog drei fünf Dollarnote heraus mit der rechten Hand und legte sie auf den Tresen. Tommy öffnet die Kasse und verstaute das Geld, dann frage er, ob er die Gitarre einwickeln sollte. Doch der junge Mann schüttelte seinen Kopf, sodass seine Haare folgen, nahm sie vom Tresen und mit den Fingern strich er über jede einzelne Saite der Gitarre. Es war von nun an seine. Mit einem Wort des Abschieds verließ er den Laden und Tommy sah den jungen Mann so nie wieder. Es war seine erste Gitarre. Ab diesem Zeitpunkt nahm Zachary in jeder freien Minute seines Lebens nun seine Gitarre zu Hand und spielte mit auf ihr teilweise stundenlang. Er besserte seine Fähigkeiten auf diesem Insturment zu spielen von Tag zu Tag. Dieses Musikinstrument hatte es ihm angetan. Er liebte es förmlich. Selbst seine Eltern konnten ihm von seiner Leidenschaft nicht mehr abbringen. Ein Stück Freiheit hatte er sich geschaffen. Das war der Anfang eines sehr ungewöhnlichen Sommers—Der Sommer 1969 Meine erste Gitarre habe ich in einem Billigladen gekauft. Auf der habe ich dann gespielt, bis meine Finger bluteten. Das war im Sommer '69. ~*~ Als eines Morgens Tommy seinen Laden aufschloss entdeckte er ein Plakat auf der gegenüberliegenden Straßenseite an einem Laternenpfahl. Seine Neugierige war geweckt worden, deshalb entschloss sich der alte Mann das Plakat genauer an zu sehen. Eilenden Schrittes überquerte er die Straße und sah sich das Plakat genau an. Ein Farbenwirbel aus den Farben Rot, Blau und Gelb waren auf dem Plakat abgedruckt. Der Name „Ubiquitous“ prangte in schwarzen Buchstaben auf dem Stück Pappe, sowie ein Datum, ein Ort und eine Uhrzeit. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Mannes. Seine Gitarre hatte ihm anscheinend doch Glück gebracht. Die alte sechssaitige Gitarre. Zachary war ziemlich nervös, denn heute sollte ihr erstes Konzert sein vor mindestens fünfzig Leute. In ein paar Minuten würde sich der Vorhang heben. Sein erstes Konzert mit seiner Gitarre. Liebevoll strich er über sie. Ein Schweißtropfen ran von seiner Stirn hinab. Mit der linken Hand strich er den Tropfen weg. Seine Muskeln verhärteten sich mit jeder weitern Minute, die verstrich. Ein wenig Angst steckte ihm in seinen steifen Gliedern. Sie durften es heute einfach nicht vermasseln. Monatelang hatte sie sich darauf vorbereitet. Sie hatte in Garagen geübt, Lieder geschrieben, sich geprügelt und zuviel Alkohol getrunken, dadurch ihre Lebern zerstört, aber das war es hoffentlich wert gewesen. Mit seiner Zunge befeuchtete er seine trockenen Lippen. Er und einige seiner Schulkumpels standen nun hinter der Bühne und warteten, dass der schwere Stoffvorhang sich erheben würde. Die Anspannung war ihnen ins Gesicht geschrieben, sowie der Ergeiz heute ihren Durchbruch zu schaffen. Wieder rannte eine Schweißperle dem Schwarzhaarigen vom Stirnansatz über sein Gesicht. Sie hatten geübt wie die Verrückten. Jeden Tag. Jede freie Minute. Es musste einfach gut werden. Und dann endlich erhob sich er schwere Vorgang. Die Lichter richteten sich auf sie. Der Schwarzhaarige begann die ersten Töne und Takte auf seiner sechssaitigen Gitarre zu spielen. Das Konzert war eröffnet. Doch ein langer Erfolg war ihnen nicht vergönnt. Sie waren zwar gut, aber der Druck machte ihnen allen zu schaffen. Der Erfolg machte Größenwahnsinnig. Die Termine lasteten auf ihren Schultern, wie das Joch der Unterdrückung. Sie begannen immer mehr Alkohol zu konsumieren, jagten von einer Party zu nächsten und zwischen zeitlich kamen sie nach einem Kreislaufkollaps in die Klinik. Schließlich stieg der Erste von ihnen aus. Jimmy verließ die Band und kurze Zeit später folgte auch Jody. Er hatte während dieser Zeit die Liebe seines Lebens gefunden und war glücklich, deshalb ließ Zachary ihn gehen. Zwar unfreiwillig, aber der großen Liebe zwischen den Beiden wollte er nicht dazwischen stehen. Jody hatte geheiratet. Am Abend nach der Hochzeit, nachdem Jody und seine Ehefrau mit ihrem alten Cabrio, an dessen Stoßstange hunderte von Dosen befestigt wurden waren, in die Flitterwochenfuhren, saß ein junger schwarzhaariger Mann alleine auf einer Bank am Rande der Kleinstadt. Ein knappes Jahr hatten die „Ubiquitous“ die Stadt in Atem gehalten mit ihren Auftritten und ihren Partys. Doch letztlich hatten sie sich selber alle in eigene Fleisch geschnitten. Doch nun war es vorbei. Das was sie sich so mühevoll aufgebaut hatten, war durch einen einzigen plötzlichen Windstoß zusammen gefallen, wie ein Kartenhaus. Traurig spielte er ein Lied auf seiner Gitarre. „Ich hatte es eigentlich ja wissen müssen“, murmelte er vor sich hin, „Dass wir es nie weit bringen würden...“ Eine Weile saß er noch dort und ging seinen Gedanken hinter dann stand er auf und ging. Ich und ein paar Jungs aus meiner Schule, wir hatten eine Band und haben geübt wie die Verrückten. Jimmy ist dann ausgestiegen und Jody hat geheiratet. Eigentlich hätte ich wissen sollen, dass wir es nie weit bringen würden. ~*~ ...Wir befinden ums im Jahre 2001. Ein älter Herr mit schwarzen Haaren lag in einer Hängematte auf seinem Bauch schlief ein kleines vierjähriges Mädchen. In Gedanken versunken strich er ihr über ihren Kopf mit den rotblonden Haaren. Leise erzählte er ihr seine Lebensgeschichte sowie dem Mann, der neben ihm auf einem Stuhl saß. „Wenn ich heute manchmal zurückblicke, dann habe ich das Gefühl, als ob der Sommer niemals zu Ende gehen könnte beziehungsweise würde. Dieser Sommer schien ewig zu gehen. Ich habe in dieser Zeit soviel erlebt, dass ich es manchmal selber kaum glauben kann. Hätte ich keine Erinnerungstücke an diese Zeit, würde ich meinen, dass sie nie wirklich existiert hatte. Hätte ich damals eine Wahl gehabt, dann hätte sich in Jahren nichts geändert. Unsere Welt wäre dann ihm Jahre 1969 nach Christi stehen geblieben. Es hätte immer so bleiben können. Es war wohl die beste Zeit meines Lebens!“ Ein Seufzten entrann seiner Kehle, dann blickte er liebevoll auf das schlafende Kind. Allerdings wäre seine Welt stehen geblieben, dann hätte er heuet nicht seine kleine Enkelin auf dem Arm. Plötzlich riss ein Seil am Ende er Hängematte und holte den Mann zurück in die Realität. Mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Rasen saß Zachary auf dem Boden. Das kleine Mädchen begann zu weinen, denn sie war durch diesen Zwischenfall aufgewacht. Nachdem das Mädchen sich wieder beruhigt hatte, waren seine Gedanken wieder bei seinem Sommer. Aber wenn ich heute so zurückblicke, schien dieser Sommer ewig zu dauern. Und wenn ich die Wahl hätte, dann hätte es für immer so bleiben können. Denn das war die beste Zeit meines Lebens. ~*~ Ein paar Tage nach der Auflösung seiner ersten Band bewarb sich Zachary in einem Autokino, den Job bekam er auch prompt. Er hatte keinen Grund zu jammern, er hatte einen mittelmäßig gut bezahlten Job, obwohl seine Eltern etwas anderes für die berufliche Karriere ihres jüngsten Sohnes vor gesehen hatten. Tagtäglich übte er jetzt nicht mehr auf seiner Gitarre, sondern putze die Leinwand, hielt das Gelände sauber von Abfall und kassierte abends das Geld, wenn Besucher kamen, weiß die Auto ein, legte den Film ein und war das Mädchen für alles. Seine Nachmittage und seine Abende verbrachte er nun im Autokino. Eines Abends traf er sie. Sein vorher gegangener Arbeitstag war sehr anstrengt gewesen, sodass Zachary an diesem Abend ziemlich erschöpft war. Nur leider musste er noch die Leinwand säubern, allerdings schlief er sitzend auf einer der Kisten ein, die dort auf dem Podest standen. Sein Kopf lief ihm auf die Schulter. Als die ersten Pkws einfuhren um sich den Film „King Kong“ an zu sehen und als schließlich der Film begann saß der Schwarzhaarige immer noch auf den Kisten. Das Gehupte und die Lichthupen der Autofahrer nahm er nicht war. Diese ärgern sich, dass er dort oben saß und einen Teil der großen Leinwand durch seinen Körper versperrte. Ein Mädchen mit rotblonden Haaren lief auf die Leinwand zu und kletterte die Leiter zum Podest hoch. Oben angekommen rüttelte und schüttelte sie den Körper des Mannes, damit er aufwachte und verschwinden könnte. Dies tat er auch, doch nicht alleine. Sie junge Frau folgte ihm und so verbrachten sie den wohl schönsten Sommer ihres Lebens gemeinsam. Aber es gibt keinen Grund zu jammern, wenn man einen Job hat. Ich habe meine Nachmittage unten beim Drive-In verbracht, wo ich dich ja auch dann getroffen habe. ~*~ Täglich gingen sie zum See gingen, schwammen dort, lachten, kabbelten sich und kuschelten mit einander. Eines Abends war es dann soweit. Der Abend war schon weit fort geschritten. Langsam versank die Sonne hinter dem Wäldchen jenseits des Sees und hüllte ihre Umgebung in den schönsten Rot-, Orange- und Gelbtönen. Samantha und Zachary standen am Ufer des Sees und blickten in den Sonnenuntergang, dann nahm Zachary ihre Hand. Beide blickten sich tief in die Augen des jeweils anderen. Samantha war eine junge Frau von zwanzig Jahren, hatte schulterlange rotblonde Haare und einen Ponie, der ihr an diesem Abend wie ein Wasserfall in die Stirn fiel. Sie hatte smaragdgrüne Augen, die eine Lebensfreude ausstrahlten, dass sie der Sonne glichen. In der Nacht funkelten sie wie niemals verglühende Sterne. Sie war die Liebe seines Lebens, obwohl wieder seine Eltern etwas gegen sie hatten, doch es war ihm ganz egal. Langsam nährten sich ihre Lippen. Vorsichtig drückte Zachary seine Lippen auf ihre. Doch er konnte sich nicht mehr zügeln. Sein Kuss wurde immer intensiver und fordernder, dann öffnete er seinen Mund. Mit seiner Zunge strich er ihr über ihre Lippen und bat um Einlass. Auch sie öffnete ihre Lippen und taste sich langsam in seiner Mundhöhle und umgekehrt. Es war der erste Kuss. Doch damit war es nicht getan. Obwohl sie sich in der Hippie-Zeit befanden, liebten sie ganz alleine und nur zu Zweit. Allerdings waren Beide nicht an einem kurzen, schnellen Geschlechtsakt interessiert, sondern wollten den Körper des jeweils anderen genießen. So kam es dazu, dass Zachary seine Samantha langsam ihr Kleid von hinten aufknöpfte. Es langsam von ihren Schultern strich und sie danach herum wirbeln ließ, damit sie ihm in die Augen schauen konnte. Dann begann er mit seinem Zeigefinger der rechten Hand ihr über die Lippen zu streicheln. Sein Finger malte den Verlauf ihres Brustbeins nach und massierte sanft ihre Brustwarzen. Eine Weile betrieben sie noch das Petting. Mittlerweile hatte auch Zachary kaum noch Kleidung am Körper. Sie ließen sich auf den weichen Rasen fallen. Nach einiger Zeit drang er dann in sie ein. Das war der Sommer 1969. Bei meiner Mutter auf der Veranda, hast du mir gesagt, dass du auf mich warten würdest, für immer. Und als du meine Hand gehalten hast, wußte ich: jetzt oder nie! Das war die beste Zeit meines Lebens. Oh ja, damals im Sommer '69. ~*~ Am nächsten Morgen sah die Welt unverändert, doch der Schein trügt. Es hatte sich etwas verändert. Sie war weg. Zachary lag dort und starrte den Fleck an, wo sie gelegen hatte. Selbst die Grashalme hatten sich wieder aufgestellt. Er seufzte. Eine einzelne Träne rollte über sein Gesicht als er sich aufsetzte um den gestrigen Abend in Gedanken noch einmal zu rekonstruieren. Seine Handflächen waren auf dem Rasen aufgesetzt. Erinnerungen an seine große Liebe ratterten ihm vor seinem inneren Auge entlang. ...Langsam sank die Sonne, doch der Himmel war noch strahlend blau. Schuhe klackerten auf den Holzdielen der Veranda. Plötzlich verebbten diese. Der junge Mann der bis eben in die Ferne geschaut hatte, drehte sich um und sah dem Mädchen direkt in die Augen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Sie erwiderte dieses Lächeln, dann trat sie näher an ihn heran. Er zog sie in seine Arme und versteckte seine Nase in ihren rotblonden Haaren. Ihre Haare rochen nach Kirsche. Er liebte ihren Geruch, ihre seidigen Haare und ihre Stimme. Vernarrt war er in ihren Körper. Sanft strich er ihr über ihren Rücken. Dann flüsterte Samantha: „Ich werde auf dich warten. Jeden Tag vor Sonnenuntergang werde ich hier stehen und wenn du wieder kommst, werde ich dich in meine Arme nehmen.“ Einzelne Tränen befeuchten ihr Gesicht. Zachary strich sie zärtlich mit dem Finger weg. Verträumt blickte er sie an und war in Gedanken schon längst in der Zukunft. Samantha löste sich aus seiner Umarmung und nahm seine Hand. Wie ein geölter Blitz durchströmte Zachary die Erkenntnis. Jetzt oder nie! Ja das war die beste seines Lebens. Damals im Sommer ’69. Sie waren jung und ließen sich auf dieses Spiel ein. Das nichts für die Ewigkeit geschaffen war, lernte Zachary im Sommer ’69. Nachdem ihn seine Freundin verlassen hatte ohne ein Wort des Abschieds, sank der junge Johnson ab. Er verlor allmählich die Liebe zur Musik durch seinen ständigen Drogenkonsum und die Nachwirkungen der Drogen. LSD ist eine chemische Droge und so stark, dass sie im Gehirn parasitische oder höllische Rauscherlebnisse hervorrufen konnte sogenannte Halluzinationen. Je nachdem, ob der Einnehmer entspannt oder gestresst war, rief sie dem entsprechende Halluzinationen hervor. Vor allem der letzte Punkt war einer der wichtigsten in Zacharys neuem Leben. Da er ein sehr entspanntes Leben führte, obwohl seine Eltern hatten ihn regelrecht verstoßen, da er illegalen Drogenkonsum betrieb, ständig in Schlägereinen und Auseinandersetzungen mit der Polizei verwickelt war, kam mit fast jedem Trip die Erinnerungen der schönen zeit des Sommers 1969 wieder. Aber so war die Hippieära nun einmal. Er und seine Freunde waren jung und ungestüm. Sie hatte vor nichts und niemanden Respekt. Außerdem hatten sie Taschen voll mit Geld. Jeden einzeln Trip nahmen sie als Herausforderung ihres Körpers und ihres Geistes. Jede Prügelei war ein Kampf der Selbstbeherrschung. Nur entsprach nicht alles den Zielen und den Bewegungen der Hippieära und so wendeten sich allmählich seine Freunde von ihm ab und richten ihre Augen auf andere Vorbilder. Dadurch, dass er seine Freunde verloren hatte, versank er weiter im Drogensumpf. Doch von LSD stieg er um auf Heroin, da dies eine partytaugliche Droge war mit der man ebenfalls viel Spaß haben konnte, wenn man wollte und bereit dafür war sein Leben aufs Spiel setzen. Aber wie gesagt, sie waren jung, ungestüm und mussten sich austoben. Doch nichts bliebt für ewig. Mann, wir haben die Zeit totgeschlagen, wir waren jung, ungestüm und mussten uns austoben. Aber es bleibt eben nichts für ewig. ~*~ Doch zum Glück, aber auch zum Pech für Zachary, haben sich die Zeiten geändert. Fünf Straßen von seinem Elternhaus entfernt war der Treffpunkt der Drogenabhängigen und wie jeden Tag ging Zachary dorthin um sich seine tägliche Ration an Drogen ab zu holen. Mittlerweile war mit friedfertigen Träumern befreundet, die sich gegen die harte Lebenswirklichkeit auflehnten. Seine Aggressionen brachte er mit Hilfe von Drogen zum Stillschweigen. Er betrat das kleine heruntergekommene Häuschen und musterte die Leute: lange Haare, das in wirren Strählen einigen teilweise bis zu den Hüften reiche; bestickte Hemden, verwaschende Jeans, Stiefel; Armreife und Halsketten aus Leder und Glasperlen. Diese Leute träumten von der Abschaffung Familie, Schule und das Arbeitsleben abzuschaffen, dafür die freie Liebe einzuführen. Einige waren damit beschäftig sich einen Joint zu drehen beziehungsweise ihn zu rauchen. Die lilafarbenden Scheinwerfer erhellten den Raum gerade so gut, dass man ein paar Umrisse erkennen konnte. Felle lagen auf dem Boden, Poster waren mit Reißzwecken an den Wänden befestigt, Räucherstäbchenduft lag in der Luft und überall konsumierten Menschen Drogen. Die Musik von Pink Floyd lag in der Luft. Das hieß, dass ein neuer in die Runde aufgenommen wurde. Ein abgemagerter Körper saß auf einem der Felle, seine Augen hatten sich in die Augenhöhlen zurückgezogen. Die Pupillen zuckten jedes Mal, wenn die Tür sich öffnete und Tageslicht hineinfiel. Zachary erkannte, dass sie auf einem Trip waren. Einer von ihnen reichte ihm ein kleines, rechteckiges Blättchen, die Droge LSD. Der junge Mann wusste, was er jetzt zu tun hatte, er musste es schlucken. Doch irgendetwas in seinem Unterbewusstsein hinderte ihn daran. Bevor der die Droge schlucken wollte, ging er auf den Typen zu, der auf den Fellen saß und auf einem Trip war. Obwohl Zacharys Körper Entzugerscheinung signalisierte und nach LSD, Heroin oder einem Joint verlangte, ging er auf ihn zu. Kniete sich neben ihm und schüttelte ihn leicht. Sofort wurde er von der Seite angebufft: „Hey...Lass das! Er ist auf einem Trip.“ Das Gestammel des Typen verstand er kaum. Doch plötzlich fiel der Körper vor zur Seite. Der Typ war auf seinem letzten Trip. Entsetzt von dieser Erkenntnis, dass diese Vergnügen sowie er es immer angesehen hatte tödlich sein konnte, verließ er das kleine Haus und kam nie wieder zurück. Die Zeit verging. ~*~ ...Wir befinden uns im Frühling des Jahres 1970. Ein junger Mann von zweiundzwanzig Jahren ging sehr zielstrebig die Straße entlang. Der alte Tommy stand seinem Schaufenster und putze dies gerade und erblickte auf der anderen Straßen Zachary, der gerade vor dem Plakat gestoppt hatte, das dort seit gut einen dreiviertel Jahr hang oder länger. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Mannes als er sah, dass Zachary das Plakat behutsam vom Laternenpfahl nahm und es einen kurzen Moment in seine Arme schloss. Dann drehte er sich um und lächelte Tommy an. Danach hielt er seine sechssaitige Gitarre hoch. Tommy hatte sie gar nicht bemerkt, aber bei dieser Geste wurde es ihm warum ums Herz und eine Träne rollte über sie Gesicht. Er winkte Zachary zu und hielt seine Daumen in die Luft, dann drehte sich der Schwarzhaarige um und ging. Die Zeiten haben sich geändert. Zachary hatte seine Leidenschaft zur Musik wieder gefunden, eine neue Band gegründet, war erfolgreich dem Drogensumpf entkommen und lebte sein Leben sowie die gewaltlose Hippieära, oder den Teil den er davon bevorzugte, die freie Liebe. Und manchmal saß er noch am See oder auf der Bank im Park auf der er das erste Mal saß, als seine erste Band sich aufgelöst hatte. Wenn er dann seine sechssaitige Gitarre heraus holte und spielte, dann dachte er an den Sommer ’69, auf die Dinge, die gekommen waren und gegangen sind und dachte an sie, dann fragte er sich, warum oder was bloß schief gegangen war. Die Zeiten haben sich geändert. Ich schaue auf die Dinge zurück, die kamen und gingen. Und manchmal, wenn ich auf meiner alten Gitarre spiele, denke ich an dich, und überlege, was da bloß schief gelaufen ist. ~*~ Regelmäßig trafen sie sich wieder in der Garage von vor einem dreiviertel Jahr. So auch an diesem Tag. Zachary nahm seine Gitarre zur Hand und begann zu Spielen. Die Bandmitglieder taten ihm es gleich. Zusammen rockten sie die Garage, die den Vorplatz und die Straßen sowie die Kleinstadt, in der sie alle lebten. Während sie spielten waren sie glücklich so richtig glücklich wie sie es lange nicht mehr waren—nur damals im Sommer ’69. Doch Zachary hatte das vorbeifahrende Auto nicht deckt, hätte er es vielleicht entdeckt, dann hatte diese Geschichte einen ganz anderen Ausgang. Den in diesem Pkw saß Samantha Smith, seine große Liebe... Bei meiner Mutter auf der Veranda, hast du mir gesagt, dass du auf mich warten würdest, für alle Zeit. Und als du meine Hand gehalten hast, wußte ich: jetzt oder nie! Das war die beste Zeit meines Lebens. Oh ja, damals im Sommer '69. So war das damals im Sommer 1969. Epilog: Das Ende ---------------- Epilog: Das Ende „...So endete der Sommer ’69 und das Jahr.“ Ein Seufzten entrann der Kehle meines Opas. Ich starre abwechselt meinen Opa und dann meine Oma an. Es war die schönste und ergreifernste Liebensgeschichte, die ich jemals in meinen jungen Leben gehört hatte. Nur eins Verstand ich nicht ganz, sie waren auseinander gegangen, aber heute standen sie zusammen mitten im Leben. Wäre dies ein Manga gewesen, dann würde über meinen Kopf ein Fragezeichen schweben. Ich atme einmal tief ein und aus. Nur der gleichmäßige Atem von den anwesenden Personen war zu hören. Mittlerweile saß ich wieder auf dem Schoß meines Opas. „Und dann...?“ Meine Stimme war kaum hörbar, aber es war als ob sie die Luft in diesem Raum zerschnitt. Mit großen Augen blickte ich meinen Opa an, als dieser jedoch schwieg blickte ich zu meiner Oma. „Ja...Und dann.. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt wieder reden sollte, denn nachher... Nachher hältst du uns für die schlechten Menschen, die wir im Grunde genommen auch sind.“ Während er sprach blickte er zu meiner Oma. Diese war damit beschäftigt, ihre Sticksachen an zu starren. Meine Augen wurden immer größer und ich fragte mich, was meine Großeltern vor mir verheimlichten. Was war damals noch passiert? Dann antwortete sie: „Ich denke, wir beziehungsweise du sollest ihr den Rest erzählen und wer weiß, eines Tages vielleicht wird sie es verstehen, dann wenn wir längst nicht mehr leben und sie selber alt und ergraut ist...“ Mein Opa strich sich durch die Haare und nickte. Aber das Schicksal meinte es doch noch gut mit Zachary Johnson. Seine Ehefrau war zwar unkompliziert und einen Erben hatte sie ihm auch geschenkt, doch glücklich war er auf keinen Fall. Gefühle verspürte er ebenfalls nicht zu ihr. Eher eine Art Gleichgültigkeit. Freitag, den 13. Juni 1980, war ein regensicher Tag mit Temperaturen von cirka 20°C. Die Menschen huschten schnell über die Straßen von San Francisco. Die Regenschirme triefen vor Nässe sowie die Anziehsachen der meisten Menschen. Immer wieder fluchten die umherlaufenden Menschen über das Wetter. Nur ein schwarzhaariger Mann in einem schwarzen Sommermantel mit einem schwarzen Regenschirm schlenderte langsam durch die Straßen und Gassen dieser Stadt. Wenn Leute an ihm vorbei gingen, bemühten sie sich ihre Schritte noch mehr zur Eile zu treiben. Diese Tatsache ließ den Mann lächeln. Die Menschen liefen vor ihm weg. Sie fürchteten ihn. Ihn den potenziellen Selbst- und Serienmörder aus der Kleinstadt südlich von ihr, dabei war er ein Mann, dem sich Selbst die Großen und Mächtigen anvertrauten. Er war Zachary Johnson. Ein Mann, der mit seinem Leben nicht zufrieden war, der wusste, dass man mehr aus ihm heraus holen konnte; Er wollte wieder den Nervenkitzel in seinem Leben haben, doch er würde ihn wahrscheinlich nie wieder bekommen. Ein Seufzten entrann seiner trockenen Kehle. Er war hier, weil er einen Auftrag bekommen hatte. Einen Auftrag der besonderen Art und das hieß nicht, dass er mit einer Frau shoppen gehen sollte oder mal wieder eine Affäre hatte, sondern er durfte ein wenig Detektiv spielen für einen Klienten, der glaubte seine Frau würde krumme Sache machen. Matthew Packer war eigentlich kein ängstlicher Mensch. Er hatte viel in seinem Leben erreicht. Er saß im Rat von San Francisco; hatte eine Tochter, die um die zehn Jahre alt sein müsste. Zudem schien er glücklich zu sein. Zachary schnaubte. Und dessen Frau sollte angeblich krumme Sachen manchen. Er hatte eine Kriminelle zur Frau. Bei diesem Gedanken schüttelte der Mann seinen Kopf. Während er weiter durch die Stadt irrte auf der Suche nach dieser Frau, hang er seinen Gedanken nach und dachte daran, wie er hier her gekommen war. ~*~ Zachary Johnson hat sich im Frühjahr 1970 dem Willen seiner Eltern gebeugt und der Army beigetreten nebenher musste er Jura studieren. Doch es hatte sich gelohnt. Nach Jahren der Ausbildung war ein anerkanntes Army-Mitglied mit vielen verschieden Auszeichnungen sowie ein gutverdienter Anwalt, der die Kanzlei der Johnson übernommen hatte. Doch seine Liebe zur Musik hatte er nie verloren. Durch einen Zufall wurde sein Leben wieder eine neue Bahn umgeleitet. Mittlerweile war Zachary achtundzwanzig Jahre alt, dazu in dem besten heiratsfähigen Alter. Seine Eltern drängten ihn seit Monaten dazu sich eine Freundin zu suchen und sich schnellst möglich zu verheiraten. Dieser Zufall hieß Ashley Backer. Ashley, ein Mädchen von ruhigem Charakter, sehr schüchtern, dunkeln Haaren und grauen Augen sowie weiblichen Körper, lernte im Jahr 1976 Zachary kennen. Hals über Kopf verliebten sie sich in einander und verbrachten herrliche Zeiten. Nur eins störte Zachary, sie so anderes wie seine Samantha, seine geliebte Samantha. Aber für die Öffentlichkeit und für diese verdammte Kleinstadt schien es gar keinen anderen Weg zu geben und niemand schien entsetzt als Zachary Johnson Ashley Backer am 30. August 1976 das Ja-Wort gab. Die Verlobung gut zwei Monate davor war ein richtiges Fest gewesen, an dem Zachary auch seine alten Freunde Jody und Jimmy wieder traf. Zusammen schwärmten sie von alten Zeiten und der Musik. Doch die alten, guten Zeiten waren in der Versenkung verschwunden sowie die Musik. In Zacharys Herzen spielte seine Musik immer weiter. Als er zusammen mit Ashley vor dem Altar stand und der Pastor der kleinen örtlichen Kirche sie offiziell zu Ehefrau und Ehemann erklärte, waren seine Gedanken keinesfalls bei nun Ashley Johnson, sondern bei Samantha Smith. Was wohl aus seiner großen Liebe geworden ist? Am 30. August 1976 in der Hochzeitsnacht von Ashley und Zachary Johnson wurde Ashley schwanger und am 29. Mai 1977 kam der kleine Ben Matt Sam Johnson zur Welt unter den fruchtbaren Schmerzen seiner Mutter. Nun war der Sommer 1969 endgültig zu Ende... Für immer. ~*~ Plötzlich erblickte er seinen Auftraggeber Matthew Parker. Er kam gerade aus deinem Café auf der anderen Straßenseite. An seiner Seite eine Blondine und eine Schwarzhaarige. Der hochgewachsene Mann mit blonden verstrubbelten Haaren und seiner Vorliebe für Orange stach aus der Menge hervor. Nun war es Zacharys Aufgabe ihnen unauffällig unter seinem schwarzen Regenschirm zu folgen. Zu seinem Liedwesen stiegen die Drei nur in seine weiße Stretchlimousine ein und fuhren die Straße entlang. Leise fluchtend machte er sich in die entgegengesetzte Richtung auf, denn aus Erfahrung wusste er, dass Herr Parker Scherze liebte und garantiert gleich in diese Richtung fahren würde. Genau sieben Minuten später hielt neben ihm eine weiße Limousine und der Butler, der auf dem Beifahrersitz saß, sprang aus dem Pkw und bat den Zachary, bitte in Limousine Platz zu nehmen, denn Mr. Parker erwarte ihn schon. Mit einem verwirrten Blick klappte er den Regenschirm zu und stieg in die Limousine. Innerlich frage er sich, was das sollte. Das Innere der Limousine war abgedunkelt. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Als ein Ruck durch die Limousine ging, ließ sich Zachary auf das angewärmte Polster des Sitzes fallen. Irgendjemand saß hier bis vor ein paar Sekunden, denn der Platz war angewärmt worden. „Guten Tag Mr. Parker“, sprach er ruhig und mit einer fachmännischen, kalten Stimme. Plötzlich erhellte sich das Innere der Limousine ein wenig. Der Schwarzhaarige wusste zwar, dass Mr. Parker ein wenig verrückt war, aber auf diese Weise. Er verstand nicht ganz, warum er so einen Aufstand veranstaltete. Vielleicht sollte man ihn in einen Klinik einweisen lassen. Das Licht gab einen Mann preis, der am anderen Ende der Limousine saß. Die Ellenbogen auf dem die Knie gelegt und den Blick auf Zachary gelegt. Er trug einen weißen langen Mantel, der ein paar rotorange Stickereien am unterem Saum aufwies. „Mr. Johnson“, er räusperte sich und schnipste mit den Fingern, der linken Hand. Ein belustigtes Lächeln schlich sich auf das Gesicht seines Gegenübers, während der den Mann im schwarzen Mantel betrachtete. „Eigentlich wollte Ashley nicht, dass ich so ein Theater veranstalte, aber...“ In dem Gehirn des Schwarzhaarigen rattere es. Ashley...Mr. Parker sprach von seiner Frau. Zum ersten Mal wandte er seinen Blick von dem Mann ab und erkannte noch eine zierliche Gestalt in der Limousine; die ein wenig entfernt zu seiner Rechten saß. „Ashley...?“, murmelte er und guckte seine Frau verwundert an. Die erröte ein wenig und stotterte eine wenig unbeholfen: „Also...Das... Das ist... mein bester Freund aus alten...Zeiten...Matthew Parker...“ Verlegen wandte sie den Blick ab. Matthew Parker... Matthew... Matt! Langsam kochte Wut in ihm hoch, er ahnte schreckliches, sprach es aber nicht aus. Wieder erhob Ashley ihre Stimme: „...Ich wollte, dass ihr euch kennen lernt.“ Langsam festigte sich ihre Stimme, „ ...Und das ist seine Frau Samantha...“ Ashley deute auf die Gestalt, die auf einer Seitenbank saß. Zacharys Augen weitenden sich vor Erstaunen. Auf dieser Bank saß Samantha Smith... Parker... seine große Liebe. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Das war also aus Samantha geworden. Eine verheiratete, glückliche Frau von neunundzwanzig Jahren. „Man sieht sich immer zweimal im Leben, Samantha Smith...“, sprach er in einer eisenderen, ernsten Stimme, sodass Ashley glaubte, die Luft wurde gleich zu Eis erstarren. So hatte sie ihren Mann noch nie erlebt. Er kannte sowohl Matthew Parker sowie seine Frau. Ihren Gesichtausdruck konnte man Ashley sehen, dass sie ziemlich geschockt war. Auch sie reimte sich langsam etwas zusammen. Samantha... Sam... Samantha schien sehr überrascht zu sein. Ihre Hand hatte sie auf ihren Mund gelegt und mimte die Glücklich, die Überraschte. Aufregte sprach sie zu sprechen: „Matthew, du hast mir nie etwas von Zachary erzählt. Darf ich vorstellen, dass ist ein Freund aus meiner Jugendzeit. Wir sind damals im Streit auseinander gegangen und ich hätte niemals gedacht, dass ich ihn jemals wieder sehe.“ Sie fiel ihren Mann um den Hals und spielte weiterhin ihre Rolle als Überraschte perfekt. So als ob ihr Mann das alles geplant hatte, um ihr eine Freude zu machen. „Natürlich wusste ich das, mein Engel. Deshalb habe ich mir das ausgedacht...“ Lügen konnte der Mann nicht gut, stellte Zachary fest. Ashley schmiegte sich an seinem Arm und guckte verträumt zu Matthew Parker hinüber. Aber ihrem Ehemann war aufgefallen, dass in ihrem Blick noch etwas lag... ~*~ „...Und nun ein Sonderbericht: Auf dem California State Route 1 zwischen Big Sur und Monterey gab es einen tragischen Autounfall an der Steilküste. Hier kollabierten zwei Fahrzeuge miteinander, so vermuten, die vor Ort recherchienden Beamten der Unfallsicherung. Die zwei Fahrzuge durchstießen die Leitplanken und stürzten in den Pazifik. Teile der Pkws liegen verstreut auf den Klippen. Bremsspuren zeugen von einem Kontrollverlust des Fahrers, der aus Richtung Los Angeles kam. Die Insassen werden zur Zeit noch vermisst. Ein Rettungstrupp zu Wasser sucht nach ihnen. Auf Überlebende wird nicht geben. Wenn sie nicht schon bei der Kollision gestorben sind, dann sind sie im kalten Wasser des Pazifiks ertrunken. Wir werden uns bemühen, Sie auf dem laufenden zu halten...“ ~*~ „...Vier Tage nach dem Unglück auf der California State Route 1 wird die Suche nach Überlebenden eingestellt. Mittlerweile weiß man, dass in dem Pkw, der aus Los Angeles kam und nach San Francisco wollte, Ashley Johnson (31) und ihr Sohn Ben (3) saßen. Sie wollten ihren Ehemann beziehungsweise Vater besuchen, der zur Zeit beruflich in San Francisco ist. In dem Anderen saß Mr. Matthew Parker (32). Alle Drei fanden ihren Tod im Pazifik auf tragische Weise...“ ~*~ ...Wir schreiben das Jahr 1985 nach Christi. Seit fünf Jahren waren Ashley und Ben Johnson nun Tod. Zachary Johnson kniete vor einem Grab. Dieses Grab war in dieser verdammten Kleinstadt, die ihm soviel Freunde und so viel Leid gebracht hatte. Tränen befeuchteten seine Wangen. Sie waren tot. Mit den Fingerkuppen strich er die Namen im Stein nach. Ashley Johnson geb. Baker * 27.Dezember 1949 t 25.Dezember 1980 Ben Matt Sam Johnson * 29. Mai 1977 t 25.Dezember 1980 „...Jahrelang war ich deshalb verzweifelt. Ich habe geglaubt, dass ich Schuld hätte, aber Ashley hatte es so gewollt. Und um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass sie tot ist...“ Sein Blick wurde traurig, „...Es war ein ausgeklügelter Plan von ihr und Matthew. Die Beiden haben sich geliebt, dass habe ich an dem Tag bemerkt, als ich in der Limousine saß. Die Blicke, die sie sich zu geworfen haben...“ Dann schwieg er. Ein paar Tränen befeuchten seine verschrumpelte Haut. Schön nun wusste ich, dass er seine Frau verloren hatte bei einem Autounfall, aber noch nicht... Meine Augen öffneten sich vor Schreck. Ich konnte es mir denken, deshalb flüsterte ich: “Aber, wenn dein Sohn tot ist, warum...“ Ich sprang auf und starre meine Großeltern entsetzt an. „Meine Mam ist in dieser Nacht am See entstanden! Stimmt’s?“, schrie ich. Meine Oma nickte. „Ja!“ Ich stand auf und rannte aus dem Haus. Tränen benetzten mein Gesicht. In die verhasste Kleinstadt, wie mein Großvater sie nannte... ~*~ „Das, was unsere Urahnen nicht geschafft haben, haben wir geschafft.“, flüsterte der alte Zachary Johnson seiner großen Liebe Samantha Smith (Parker) ins Ohr. „Du wirst für immer meine Samantha Smith bleiben, egal was passiert...“ Ein Rotschimmer legte sich auf das Gesicht der alten Dame. Er stand langsam auf und küsste sie auf ihre etwas verschrumpelten, dennoch sehr attraktiven Lippen. Dann ging auf ein Regal zu und zog ein Bilderalbum heraus. „Schau“, sprach er und deute auf ein gemaltes Bild aus dem Jahre 1580, „das sind unsere Urahnen. Dort das sind meine Ahnen Hinata und Sasuke Uchiha und diese hier sind deine Ahnen Sakura uns Naruto Uzumaki. Damals lebten sie in Asien...“ Drei Bilder fielen zu Boden. Das Erste zeigte Samantha Smith und Zachary Johnson im Sommer 1969 am See. Im Hintergrund spielte die Sonne ihr Spiel des täglichen Sonnenuntergangs. Das Zweite zeigte Ashley Johnson und Matthew Parker, die sich innig küssten. Auf dem letztem Bild standen vier junge Menschen, ein blonder fröhlich wirkender Junge, ein rosahaariges, leicht genervtes Mädchen, ein blauhaariges, verschüchtertes Mädchen und ein erschlossenen wirkender, schwarzhaariger Mann. Ihre Namen waren Naruto, Sakura, Hinata und Sasuke... ~*~ Applaus tobte über den Menschenreihen. Die kleine Enkelin von Zachary Johnson war Erwachsen geworden und hatte mit der Zeit verstanden... Das Lied, welches ihr Großvater über seinen Sommer 1969 geschrieben hatte, wurde ihr größter Erfolg, der aber kaum über die Grenzen dieser verdammten Kleinstadt hinweg ging. Auch sie war hier gefangen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)