Daydream von Lunatik (Tagträume von dir (Prideshipping)) ================================================================================ Hier und Jetzt -------------- Ich kann dich sehen, doch du mich nicht. Die Sonne scheint durch mich hindurch, scheint auf deine zarte Haut, scheint in deinen azurblauen Augen wieder. Sie sind wie der Ozean, der die Strahlen verschluckt, um dann zu leuchten und zu glänzen. Ich schaue direkt in diese Saphire, doch sehen sie mich nicht. Ich bin nur Zentimeter entfernt, doch für dich trotzdem unerreichbar. So wie du für mich. Wir existieren in zwei verschiedenen Welten, wir leben in verschiedenen Zeiten, doch wieso kann ich dich dann sehen? Und wieso siehst du aus wie er? Ich strecke meine Hand aus, sie geht durch dich hindurch. Wie gern würde ich deine Haut berühren, nach deiner Hand greifen und dich aus deinen vier Wänden an die frische Luft ziehen. Doch ist es mir nicht vergönnt. Mir kommt es vor, als ob ich eine lange Zeit geschlafen hätte und gerade erst aufgewacht wäre. Und aus der Dunkelheit meines Traumes bist du erschienen. Seit meinem Aufwachen beobachte ich dich sobald ich meine Augen schließe. Ich verstehe nicht wirklich was du machst, doch siehst du dabei immer so konzentriert aus, dass ich unwillkürlich immer schmunzeln muss. Doch momentan seufzt du und lehnst dich zurück. Besorgt blicke ich dich an. „Du bist wieder da“, murmelst du. Und ich kann nur zusammenzucken und danach traurig lächeln. Denn meine Stimme kann dich nicht erreichen. Du kannst mich weder sehen, noch hören. Du kannst dich nicht erinnern, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, dass du wirklich seine Wiedergeburt bist. Und trotzdem. Trotzdem scheinst du mich zu fühlen. Meine Anwesenheit immer zu spüren. Und es scheint dich zu stören. Verzeih. Doch ich kann nicht anders, als dich zu beobachten. Doch wie es aussieht wirst du für heute erlöst, man ruft nach mir. „Pharao!“ Ich muss meinen Pflichten nachgehen, also werde ich dich jetzt alleine lassen, mein geliebter Engel. Ich öffne meine Augen und finde mich wieder in meinem Palast. Vor mir einer meiner Untergebenen, die Ankunft eines der Hohepriester ankündigend. Ich lasse ihn kommen, meine Müdigkeit hinter einer gelungenen Maske des Ernstes und der Lebensfröhlichkeit versteckend. Meine Müdigkeit noch länger Pharao zu sein, meine Müdigkeit noch länger in dieser Welt zu verweilen. Doch muss ich weiterhin meine Aufgaben erfüllen, ungeachtet meiner eigenen Wünsche, meiner inneren Traurigkeit. Ungeachtet der Schreie meiner Seele. Ein langer Tag vergeht. Die Sonne ist schon längst untergegangen, als ich endlich wieder dazu komme, mich auf mein Zimmer zurückzuziehen und meine Augen zu schließen, um im nächsten Moment vor dir zu stehen. Du bist noch immer in deinem Arbeitszimmer, vertieft in deine Geschäfte. Ich seufze. Es wird doch schon längst Zeit für Ruhe. Als ob du meinen Missmut über deinen viel zu langen Arbeitstag merken würdest, stehst du nun auf und packst zusammen. Nur Augenblicke später verlässt du das Zimmer. Ich muss zurück bleiben und warten bis du daheim ankommst, mein Engel. So sind die Regeln. Ich kann dich nur hier und bei dir daheim beobachten. So setze ich mich hin, lege meine Arme um meinen Oberkörper und schließe die Augen in meinem wunderschönen Traum, um geduldig zu warten. Es dauert nicht all zu lange, bis ich sie wieder öffne und mich neben deinem Bett finde. Du sitzt noch an deinem Tisch und gehst irgendwelche merkwürdigen Pergamente durch. Ich seufze ein weiteres Mal. Solltest du dich nicht ausruhen? Resigniert setze ich mich auf deinen Tisch, etwas abseits von dir, und lege meinen Kopf auf meinem Knie ab. Die nächsten vielen, vielen Minuten verbringe ich damit jede deiner Bewegungen zu beobachten. Was mein Herz zum weinen bringt. Jede ach so kleine Bewegung ist genau wie bei ihm. Etwas Eiskaltes verbreitet sich in meiner Brust, versucht mein blutendes Herz einzufrieren, damit es aufhört so weh zu tun. Doch es hilft nicht, Eis kann die stechenden Nadeln nicht aufhalten, er lindert nur ihren Effekt. Es wird zum stumpfen Schmerz, der sich von meinem Herz aus mit dem Blut in meinem ganzen Körper verteilt. Jede Faser meines Körpers schreit und bittet um Erlösung. Doch ich schaue dich weiterhin an. Kann meine Augen nicht von dir abwenden. Bin gefangen in deinem erstickenden Bann. Und du weißt nichts davon. Ich lächle. Wie schön du doch aussiehst. Im schwachen Licht, dass deine blasse Haut kaum erhellt und sie dunkel erscheinen lässt. Deine Haare, durch die ich so gerne fahren würde. Deine schmalen, langen Finger. Nichts hatte sich verändert. Wie konnte ich jemals zweifeln? Du bist eindeutig er. Ich lächle immer noch. Ich kann dir meine Liebe nicht sagen. Ich kann dich nicht berühren, um sie dir zu zeigen. Doch ich hoffe sie wird dich trotzdem irgendwie erreichen. Eine törichte Hoffnung, ich weiß. Doch was ich ihm nicht sagen konnte, muss ich dir nun aufzwingen. Verzeih. Endlich legst du dich hin. Total erschöpft lässt du dich auf das Bett fallen und schließt augenblicklich die Augen. In solchen Momenten siehst du für mich immer aus wie ein Engel. Deswegen nenne ich dich so, denn deinen Namen kenne ich nicht. Ich lache auf. Spöttisch. Ich liebe dich mindestens genau so sehr wie ich ihn geliebt habe, wenn nicht mehr und kenne nicht einmal deinen Namen. Ich dachte du schläfst schon, doch machst du deine Augen noch ein Mal auf und blickst genau in meine Richtung. Augenblicklich verstumme ich und schaue dich verwundert an. „Gute Nacht, mein Geist mit den Rubinaugen“, flüsterst du, bevor du Sekunden später schon eingeschlafen bist. Und lässt mich verblüfft zurück. Irritiert, verwundert, mit einem Herz, das trotz der vielen Wunden Luftsprünge macht. Doch werde ich sofort aus meinem Glück gerissen. Wie so oft. Eigentlich wie immer. „Pharao!“ Eine Stimme ruft nach mir, die ich nicht kenne. Eine tiefe, hasserfüllte Stimme. Bedrohlich. Unheil bringend. Herablassend. Verachtend. Ich öffne meine Augen und sehe einen weißhaarigen Mann, genau vor mir. Doch im nächsten Moment stehe ich in einem Park und schaue deinen Rücken an, nur wenige Meter entfernt. Was ist passiert? Bin ich gestorben? Oder… war ich die ganze Zeit schon tot? Waren es nicht Welten und Zeiten, die uns trennten, sondern das Leben? Waren mein Leben im Palast längst vergessene Erinnerungen und du die Wirklichkeit? Ich weiß es nicht. Doch ich spüre einen Stich in meinem Herzen, zuerst nur einen, doch es werden immer mehr. Hunderte. Tausende. Es ist kein Park. Es ist ein Friedhof. Der Name, den du flüsterst ist mir unbekannt, doch wärmt er meine Seele augenblicklich. Taut das Eis auf. „Yami…“ Du legst Blumen auf ein Grab nieder. Und dann wird es mir klar. Wessen Namen du genannt hast. Ich weiß nun, dass ich dich immer lieben werde. In jeder Zeit, in jedem Leben. Ich weiß, ich werde immer nur mit dir glücklich sein. Doch… wir werden immer auseinander gerissen werden. Damals warst du gegangen. Dieses Mal ich. Und nun werde ich wieder gehen. Ich werde dich wieder verlassen. Ich spüre es ganz deutlich, das ist das letzte Mal, dass ich dich sehe. Ich kann nicht anders. Meine Arme greifen nach dir, auch wenn ich weiß, sie werden dich nicht berühren können. Eine Träne gleitet einsam nach unten, bevor ich flüstere, deinen Namen. „Seto.“ Natürlich kenn ich ihn. Ich habe ihn so oft geflüstert, gerufen und gedacht. Wie konnte ich ihn nur für eine einzige Sekunde vergessen? Mein Körper wird immer durchsichtiger. Er löst sich auf, wie Nebel, in den Sonnenstrahlen. Es ist ein Lebe Wohl, doch bin ich mir sicher. Im nächsten Leben. Wir werden uns da wieder sehen. Und vielleicht. Vielleicht werden wir dann glücklich. Denn wenn nicht, dann bitte ich darum, dass du sich nie mehr im mich verliebst. „Verzeih, mein Engel, den Schmerz.“ ~~~~~~~~ Er war sich sicher, dass es diesmal endgültig war. Der Geist würde nicht wiederkommen. So wie die wundervolle, behütende Wärme, die er immer verspürte, wenn der Geist ihn besuchen kam. Eine Wärme, die er sonst immer nur bei Yami verspürt hatte. Er war sich sicher, es war Yamis Geist, der nun endlich Frieden gefunden hatte. Er strich sich über die Wange, auf die vor einigen Minuten etwas Nasses getropft war. Er schaute auf zum Himmel, der so klar war, wie schon lange nicht mehr. Es konnte kein Regentropfen sein. Er lächelte. „Im nächsten Leben wird es anders sein.“ Und dann kam das nächste Leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)