Life of the Vampires von Lestat_de-Lioncourt ================================================================================ Kapitel 7: Rückkehr ------------------- Kapitel: 7 / ? In trauter Zweisamkeit kuschelten sie sich zusammen, wobei Lestat mit dem Rücken am Kopfende leicht lehnte, während André den Kopf auf seiner Schulter liegen hatte und verträumt an den Hemdknöpfen des Älteren herum nestelte. Es war wie ein Spielen, auch wenn er durchaus auf noch mehr Nähe aus war, aber im Augenblick war es mehr Fingerübung. Eine eigene Form von Beschäftigung sozusagen. Nebenbei erklang seine Stimme auf ruhige, melodische Weise, die einen Teil seiner Geschichte wieder gab... "Mitten im letzten Jahr der Schauspielschule erfuhr ich von ihrer unheilbaren Krankheit. Sie lag bereits im Krankenhaus, als ich es zurück hierher nach Rom schaffte… Zuvor wollte ich den Abschluss hinter mich bringen, wofür der Direktor extra meine Prüfungstermine weit vorzog. Ich muss dir wohl nicht groß erklären, dass ich ihn darum gebeten habe, oder?", lächelte er, wobei er leicht zu Lestat aufsah, der an seinen Augen ablesen konnte, wie es gemeint war. André hatte nie lange um etwas bitten müssen. Meist sagte er den Menschen und heute auch Vampiren, was sie zu tun hatten. Da kam er nach seinem Vater, denn… was er wollte, bekam er. Kompromisslos. Nur in einem Fall war er nie derartig anmaßend gewesen zu verlangen. Der Ältere nickte lächelnd, haschte nach den weichen Lippen und forderte ihn so stumm auf, fort zu fahren. Dabei schloss er nun die Augen, stellte sich einfach vor, was ihm sein Sohn erzählen würde, ohne ihn zu unterbrechen. Also fuhr André fort und je länger er erzählte, um so deutlicher wurde die Geschichte vor ihrer beider Augen. Für Lestat schien es, als wäre er auf einer Reise in eine Vergangenheit, die noch nicht all zu lange her war. In Wahrheit änderte sich nichts an ihrer Umgebung. Nur die Erlebnisse nahmen wieder Gestalt an... An einem kalten Wintertag kam eine Maschine aus New York in der ewigen Stadt an. Viele Personen stiegen aus. Jung und alt. Direkt unter ihnen befand sich ein junger Blondschopf, dessen Locken hinter die Ohren gestrichen waren. Sehr zielstrebig passierte er die Kontrollen und gelangte zu seinem Gepäck, das noch ein wenig auf sich warten ließ. Doch war er von all jenen Gästen seines Fluges der Erste, der den Flughafen zielstrebig Richtung Innenstadt verließ. Für ihn war es keinerlei Problem mit einem Koffer und dem Rucksack durch die Stadt zu kommen. Hier kannte er sich mehr als nur gut aus, hatte er doch fast sein ganzes Leben hier verbracht. Zudem war er nicht wie normale Menschen, was man ihm nur nicht ansah. Deshalb dauerte es nur eine Weile bis er vor jenem Wohngebäude stand, in dem er als kleiner Junge aufgewachsen war. Wie früher wirkte es recht unscheinbar, gliederte sich vollkommen in die Umgebung ein und niemand hätte wohl je erahnt, dass ER hier sozusagen groß gezogen worden war. Den Schlüssel hatte er noch, mit dem er ganz leicht hinein gelangte. Unten die Tür des Hauses und oben jene zur Wohnung. Schon der erste Schritt in eben diese hinein verriet ihm mit leisem Knirschen, was sich nicht verändert hatte. Es war immer noch derselbe alte Parkettboden im Flur verlegt. Sie hatte schon immer Wert darauf gelegt, dass vieles gleich blieb und sich nicht wandelte. Manchmal musste man mit der Zeit gehen, fand André, aber sie hatte das nie verstehen wollen. Genau das waren jene Augenblicke gewesen, in denen ihm sehr deutlich klar geworden war, wie wenig er eigentlich mit seiner Mutter gemein hatte. Vor ihm lag der Flur in leichtem Tageslicht. Draußen lag etwas Schnee auf den Dächern der Stadt und die Temperaturen befanden sich ein wenig unter dem Gefrierpunkt. Aber all das kümmerte ihn nicht, als er das Licht einschaltete und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Ruhig stellte er den Koffer beiseite, ehe er die Räume erst einmal inspizierte. Alles sah noch so aus wie in seiner Kindheit. Ihm war so, als würden seine Erinnerungen erneut hoch kommen. Wie ein... Déjà-vu fast schon. Vieles davon war recht neutraler Natur, anderes fiel eindeutig aus. Positiv wie negativ. Irgendwie fehlte jetzt nur noch, dass sie aus ihrem Zimmer heraus trat und ihn streng anblickte. Womöglich wieder mit solchen Worten auf den Lippen wie früher, dass er sich erneut Zeit gelassen hätte. Bei den Gedanken fing er auf einmal an zu schmunzeln, was für Fremde eher nach einem Grinsen ausgesehen hätte. Das war lächerlich. Inzwischen konnte sie ihm nichts mehr sagen, denn er war längst erwachsen und stand gänzlich auf eigenen Beinen. Gut, sie konnte sagen, dass sie ihn zur Welt gebracht und ihn auf einem langen Abschnitt seines Lebens begleitet hatte. Aber er würde ihr noch nicht einmal zuschreiben, sie hätte ihn erzogen. Mal ehrlich, einen Charakter wie ihn konnte man nicht wirklich erziehen. André war stur, stolz und egal, was er machte, es gelang ihm. Da brauchte man ihm niemals mit der Variante kommen; für Anstrengung wurde man belohnt. Schließlich erreichte er seine Ziele mit Links, wie man so schön sagte. Für den Moment ging er in ihr Zimmer hinein, das so friedlich wirkte. Früher war das nie so wirklich der Fall gewesen, denn sie hatte sich meist nach kurzer Zeit einen neuen Partner gesucht. Selbst mit Frauen hatte sie es versucht, aber von all diesen Leuten war André nie mit jemandem ausgekommen. Seine Mutter hatte ihm aber letztendlich nie geglaubt, was er ihr von diesen Personen erzählt hatte. Nun ja, das konnte er nicht ändern und inzwischen war es ihm auch gleich, denn es hatte ihn in Wahrheit nur stärker gemacht. Natürlich war ihm bewusst, dass sie im Sterben lag und er sie noch einmal vor ihrem Ableben besuchen sollte. Dennoch waren solche Punkte nie seine Stärke gewesen. Schon seit frühen Kindheitstagen war er eher allein, was vermutlich viele Ursachen hatte. Zum einen konnte er nicht gut mit anderen umgehen, da seine Denkensweise ein wenig anders war und meist schon bei Kleinigkeiten enorme Missverständnisse auftauchten. Zum anderen hielten die meisten ihn für einen Engel, auch wenn er das noch nie hatte sein wollen. Seine goldenen Locken, die strahlend blauen Augen, die mit der Zeit jedoch dunkel und undurchsichtig geworden waren, und dazu das so fein geschnittene Gesicht… alles an ihm erschien den meisten so perfekt, dass sie es einem dieser weiß geflügelten Geschöpfe zuschrieben. Vermutlich war das auch der Grund, wieso er sich so sehr für Dunkles interessiert hatte. Eben um nicht so zu sein, wie die Welt ihn sehen wollte... Lautlos trat er in dieses Zimmer hinein. Der Teppich unter seinen Füßen nahm jegliches Geräusch seiner Schritte auf. Ein wenig ließ er den Blick schweifen, erkannte sehr vieles, das damals schon gewesen war. Nur eine Schachtel in der Zimmerecke war ihm früher nie aufgefallen. Einen Moment kam ihm in den Sinn, dass dies vielleicht ein Paket war, das sie zwar erhalten, aber nicht mehr geöffnet hatte. Da er von Natur aus neugierig war, kam er näher und öffnete das braune Gebilde, das nur zugeklappt war... Ein wenig Staub flog ihm um die Nase, dass er diese ein wenig kraus zog und die Augen eher instinktiv schloss. Allerdings fand er in jenem Karton Dinge, mit denen er erst nichts anfangen konnte. Bücher? Etwas erstaunt nahm er eines heraus, das in zartem Rosa gehalten war. Darauf fand er nur ein Wort... 'Tagebuch'. Verwundert war er, da er nie damit gerechnet hätte, dass seine Mutter solche Niederschriften angefertigt hatte. Also nahm er eines nach dem anderen heraus. Sie unterschieden sich nur in den Farben, während die Größen fast ausschließlich ein und dieselbe waren. Nur ein einziges dieser Bücher war größer, weshalb er es heraus nahm. Aber dies war kein Tagebuch, sondern eine Art Mappe. Als er sie aufschlug, fand er darin einzelne Papiere. Von aufgehobenen Flugtickets und Theaterkarten bis hin zu einem normal großen Blatt, auf dem 'Geburtsurkunde' stand. Bei diesem einen Wort kreisten zig Gedanken schlagartig durch seinen Kopf, ehe er diesen leicht schüttelte und einfach die Zeilen darunter betrachtete und zu lesen begann. Es handelte sich um sein Geburtsdatum, wobei sie doch im Vergleich zu jener Urkunde, die er selbst damals mit nehmen hatte dürfen, anders war. Hier stand als Vater in der Tat ein Name und nicht wie auf seiner 'Unbekannt'. Zugleich war auch der Geburtsname des Kindes ein anderer. Was hatte das zu bedeuten? War er sein Leben lang mit einem falschen Namen aufgewachsen? Warum hatte sie ihm nie verraten, wer sein Vater war? Fragen über Fragen tauchten in seinem Kopf auf und er wusste... Wenn er Antworten hierauf wollte, musste er bald ins Krankenhaus und sie besuchen. Denn ansonsten könnte es zu spät sein.... ~~~~~~~ Nach nun doch sehr langer Zeit gibt es wieder ein neues Kapitel. Ich habe mich endlich mal hierzu aufraffen können. Anstoß hierfür war, dass nach so langer Pause auf einmal ein Kommentar bei dieser Geschichte gelandet ist. Da wollte ich mich auf diesem Weg gleich dafür bedanken! ^^ Hoffe, es gefällt euch. Bei Fragen, Anregungen, Wünschen und Problemen einfach Kommentar hinterlassen, oder auch per ENS, GB melden! ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)