Life of the Vampires von Lestat_de-Lioncourt ================================================================================ Kapitel 8: Suche nach Antworten ------------------------------- Einige Momente vergingen, in denen er immer wieder die Namen auf jenem Dokument gelesen hatte. So richtig begreifen konnte er es nicht, denn er wusste ja noch nicht einmal, was jetzt überhaupt stimmte. War er mit der Wahrheit aufgewachsen? Oder hatte sich die größte Lüge überhaupt nur so lange wie die Wahrheit angefühlt? Gespräche von früher kamen ihm in den Sinn. Wenn er sie nach seinem Vater gefragt hatte, war sie meistens ausgewichen. Ein einziges Mal hatte er darauf beharrt, eine Antwort zu erhalten… Diese war ganz anders ausgefallen, als er gedacht hätte. Da war ihm erklärt worden, sein Vater hätte bei einem Unfall das Leben verloren, bevor er noch von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte. Konnte er das noch glauben? Wenn diese Namen auf dem Papier in seiner Hand richtig waren, war die Geschichte reinster Schwachsinn. Irgendwann schaffte er es, sich aus dieser Starre zu lösen. In seinen Kopf war Ruhe eingekehrt und er atmete tief durch. Vor ihm auf dem Boden lagen die Tagebücher verteilt. Noch hatte er in keines auch nur einen Blick hinein geworfen. Wollte er wissen, was darin stand? Würde es das Bild verändern, das er bislang in seinem Geist geformt hatte? Könnten sie ihm Aufschluss darüber geben, was er sein ganzes Leben über nur vermutet und gefühlt hatte? Wie in Trance berührten seine Finger den Einband eines der Bücher, ehe er einfach nur den Deckel aufschlug und direkt auf dem ersten Blatt einen Zeitraum angegeben fand. Kurz lachte er auf, denn er hatte genau jene Tage und Wochen entdeckt, in denen sein Leben entstanden war. Für ihn hatte das glatt etwas Groteskes, gar Lächerliches an sich, denn er interessierte sich doch für niemand anderes. Auch nicht für diese Frau, die ihn aufgezogen hatte. Ihr beider Verhältnis war nie besonders gut gewesen, was einige Ursachen hatte. Doch darüber wollte er nicht nachdenken. Nicht in diesem Moment. Viel eher blätterte er die Seiten etwas durch, wobei ihm die besonders schön geschwungene Schrift auffiel. Sehr leserlich und zugleich wirklich recht elegant. Natürlich würde er das nicht offen zugeben, aber er merkte hieran schon recht deutlich, dass sie in dieser Zeit wohl glücklich gewesen war. Ob echtes, reines Glück wusste er nicht zu beurteilen. Darum ging es ihm auch weniger, denn ihn interessierte viel mehr… Plötzlich stach ihm eine Doppelseite regelrecht ins Auge, sodass er erneut zurück blätterte und diese direkt aufschlug. An den Ecken und Rändern fanden sich zu der bewusst verfaßten Schrift noch Herzchen und Sterne. Die Zeilen überflog er nur, sodass er den Grund für jene zusätzlichen Symbole erkennen konnte. Sie schrieb vom Mann ihrer Träume, den sie kennen gelernt hatte, wie wundervoll er war und bei dieser Schwärmerei griff André auf einmal wieder nach dem Einband, um das Buch zu schließen. Sein Herz schien gerade zu rasen, weshalb er zwei Mal tief Luft holte und die Luft zwischen den Lippen wieder ausstieß. Das brauchte er gerade. Noch einmal würde er es für den Moment nicht öffnen. Nein, er wollte die Wahrheit lieber von ihr selbst hören. Also nahm er jene Mappe, in der er diese Urkunde gefunden hatte und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus. Dieses war nicht weit entfernt, weshalb er schon nach wenigen Minuten dort auf den Flur trat… Direkt an der Eingangstür kamen ihm sein Cousin und seine Tante entgegen, die gerade ihren Besuch beendet hatten. Beide wirkten sehr bedrückt, was er nur bedingt verstehen konnte. Er grüßte sie sehr höflich und neigte dafür auch leicht den Kopf. Zwar wollte Siro, sein Cousin, ihn eigentlich lieber in die Arme schließen, ihm sagen, wie leid ihm das alles tat, aber er hielt sich zurück. Schließlich war den beiden Dunkelhaarigen klar, dass der Blonde nicht unbedingt der herzliche Typ war. So oder so war er meist unterkühlt, wie sie es nannten, was sich in den nur spärlich vorhandenen Reaktionen zeigte. Man sah ihm nicht an, wenn er traurig war, oder ihn etwas ärgerte, aber auch die Freude konnte man bei ihm nicht so recht finden. Vielleicht würde irgendwann einmal etwas sein Herz so sehr berühren, dass es einfach jeder sah, wie bewegt er sein konnte. Zumindest wünschte ihm das sein Cousin wirklich von Herzen, denn er fand, dass Gefühle einfach zum Leben dazu gehörten und es schade war, wenn man alles wegen ein paar schlechten Erfahrungen weg warf. „Du hast dir ziemlich Zeit gelassen.“, meinte seine Tante ruhig, lächelte leicht wehmütig und doch schien ihr Gesicht etwas ihrer Erleichterung zu zeigen, dass André doch erschienen war, „Sie hat schon gar nicht mehr geglaubt, dass du überhaupt auftauchst.“ „Das dachte ich mir schon.“, erwiderte er nur und verabschiedete die beiden noch, ehe er gen Fahrstuhl ging, um mit diesem hinauf zu gelangen. Für ihn war es nicht überraschend, dass seine Mutter ihm einen Besuch gar nicht mehr zugetraut hatte. Eigentlich hatte er ja auch gar nicht herkommen wollen, denn er hatte endlich sein eigenes Leben aufgebaut und mit Erfolg versehen, den er sich immer gewünscht hatte. Genau in solch einem Moment erhielt er die Nachricht, dass sie unheilbar erkrankt sei. Als wollte sie ihm diesen süßen Ruhm und Erfolg nicht gönnen und ihm alles mit ihrem so tragischen Ableben verderben. Deshalb hatte er es erst verdrängt, bis ihn sogar der Direktor der Schauspielschule darauf angesprochen hatte. Letztendlich war er nun hier, stand vor einer weißen Tür in einem endlos scheinenden Gang mit weißen Wänden und klopfte kurz, ehe er die Türklinke hinab drückte und eintrat. ~~~~~ Und wieder ein neues Kapitel. Meine Muse ist zurück gekehrt und ich lade es auch früher hoch, als eigentlich geplant. Mal schauen, wann sich das nächste einrichten lässt... ^.~ Hoffe, es gefällt auch. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)