Life of the Vampires von Lestat_de-Lioncourt ================================================================================ Kapitel 10: Zukunftspläne ------------------------- Kapitel: 10 Zukunftspläne Ein wenig verblasste dieses Bild vor ihren Augen, denn André hielt gerade mit seiner Erzählung inne. Irgendwie wurde er gerade etwas unruhig, weshalb er kurz durchatmen musste. Nur entging das Lestat nicht, der ihn so liebevoll in Armen hielt, weshalb dieser ihm sanft über den Rücken streichelte. Die Frage lag ihm auf der Zunge, aber er sprach sie nicht aus, da er wusste, dass sein Sohn sie ihm auch so beantworten würde. „Es hat mich ganz schön aufgeregt, wie sie von dir gesprochen hat.“, erklärte sich der Jüngere, dessen Herz gerade etwas schneller schlug und so diesen Ärger auch jetzt noch deutlich zeigte. „Niemand darf dich ein Monster nennen… Schließlich bist du doch keines.“ Man hörte, wie wichtig ihm das war. André hasste diese Leute, von denen sie beide schnell mal als Monster abgestuft wurden. Vor allem wusste er sehr genau, wann man ihn selbst mit dieser Bezeichnung versehen hatte. Meistens immer in den Augenblicken, als er sich nicht alles hatte gefallen lassen. Wenn er sich einmal gewehrt hatte, war das eben nicht harmlos gewesen, weil er sich davor ruhig verhalten hatte. Ihm war in diesen Momenten sprichwörtlich die Galle hoch gekommen, da es schlicht viel zu viel gewesen war und irgendwann war es eben genug. Dann setzte man sich auch zur Wehr. „Du weißt doch genau, dass ich auch kein Engel bin.“, erwiderte Lestat aber mit sanftem Lächeln, worauf André sein Kinn auf der Brust des Älteren ablegte und zu ihm aufsah, ehe er selbst konterte: „Für mich schon. Gut, du bist ein Vampir und damit nicht zerbrechlich oder so… Aber noch nie war jemand so sanft und liebevoll zu mir wie du. Niemand wusste je zu schätzen, wie ich mich verhalte, oder wie ich denke. Bei dir ist das anders.“ Seine Stimme klang etwas verträumt, auch wenn das vielleicht die Situation ein wenig grotesk oder gar kitschig wirken ließ. In seinen Augen war es etwas ganz besonderes, dass er ganz einfach nur er sein durfte. Deshalb kannte Lestat ihn ja auch auf eine Art und Weise, die sonst niemand begreifen könnte. „Menschen und Vampire sind in ihrer Sichtweise eben sehr beschränkt, André.“, kam da von seinem Vater, der ihm die blonden Locken zurück strich und ihn leicht zu sich zog, um ihm einen kleinen Kuss zu schenken. „Sie glauben sehr vieles zu wissen, aber verstehen können sie nichts davon. Wissen und Weisheit sind nun einmal zwei ganz verschiedene Dinge…“ Der Jüngere nickte und ein sanftes Lächeln kehrte auf seine Züge zurück. Genau das machte ihr Zusammensein so kostbar. Sie sagten nicht, dass sie alles über einander wussten, aber sie versuchten immer den jeweils anderen zu verstehen. Natürlich klappte das nicht jedes Mal und deshalb mussten sie einiges erklären, damit es begreiflich wurde. Doch sie sprachen darüber auf ihre eigene, offene Art. „Möchtest du weiter erzählen?“, erkundigte sich Lestat nach ein paar Momenten der Stille, weil er doch neugierig war, wie es wirklich abgelaufen war. André hatte diese Gabe, ihm etwas so zu schildern, dass er es deutlich vor Augen hatte. Da erschien es ihm immer, als würde es genau jetzt geschehen und er stand wie ein Beobachter daneben, der dennoch über alles Bescheid wusste. Es war auch genau diese Art des Jüngeren, die es für ihn greifbar werden ließ und leicht zu verstehen… Mit einem Lächeln auf den Lippen gab André noch ein „Gern.“, zurück, ehe er den Kopf wieder seitlich an die Schulter seines Liebsten lehnte und er weiter sprach: „Als ich raus ging, war ich ziemlich sauer… Nach allem, was vorher war und dem von diesem Gespräch noch dazu… Ich hätte nicht wenig Lust gehabt, ihr jede Kleinigkeit aus meinem versauten Leben heim zu zahlen. Aber in dem Augenblick kam in mir ein anderer Wunsch auf, der mir so viel… wichtiger war und auch heute noch ist…“ Kaum war er aus dem Krankenzimmer raus, steuerte er schon den Fahrstuhl an. Ob die Tür hinter ihm hart zuflog, oder sie durch irgend etwas abgestoppt wurde, bekam er schon nicht mehr mit. Schnellen Schrittes kam er den Gang entlang, wobei man nicht das Gefühl von Eile oder Hektik bekam. Er wirkte, als würde er immer dieses flotte Tempo an den Tag legen, mit dem er schon kurz darauf noch in den Lift einstieg, dessen Türen sich gerade schließen wollten. Bald schon verließ er das Gebäude, während ihn ein leichtes Rauschen und Pulsieren in seinen Ohren begleitete. Niemand hätte es gemerkt. Keinem Wesen wäre aufgefallen, dass sein Herz etwas schneller schlug und irgend etwas sein Inneres in Unruhe versetzte. Nach außen hin war er noch genauso wie vorhin, als er hinein gegangen war. Vollkommen ruhig und gelassen. In Gedanken ging er schon durch, was er jetzt tun würde, welchen Weg er einschlagen wollte und wohin es ihn verschlagen sollte. Ein Anruf hier und einer dort würden bald folgen. Aber jetzt spazierte er erst einmal zurück zur Wohnung, wo er seine Sachen gelassen hatte. Diese wollte er holen, ehe er diese Nacht in einem Hotel verbringen würde. Das Wieso dahinter war leicht zu beantworten, denn André wollte einfach nicht in jenem Appartement bleiben, in dem er aufgewachsen war. Da hingen zu viele Erinnerungen dran, die nicht unbedingt die schönsten waren. Also zog er es vor, sich in direkter Umgebung in ein Hotel zurück zu ziehen. Noch dazu wollte er am nächsten Tag die Stadt bereits wieder verlassen… Auf dem Weg zur Wohnung blieb er dann jedoch von einem Moment auf den anderen stehen. Kurz nur drehte er den Kopf nach links und anschließend nach rechts. Ihm war, als wäre da jemand, der ihn beobachtete. Aber da er niemanden entdecken konnte, setzte er seinen Weg fort, holte sein Gepäck und war bald schon wieder auf der Straße. Dieses Mal ging es eben zu einem Hotel, wo er an einer roten Ampel stehen blieb und noch einmal diesen Eindruck bekam. Allerdings war es jetzt anders, denn ihm kam dieses Gefühl bekannt vor… Wie diese Augenblicke, in denen Menschen die Hand nach ihm ausstreckten, um ihn zu berühren… Sein Kopf fuhr herum, aber da war nichts. Lediglich an seiner Schulter schien ihm etwas Hitze aufgekommen zu sein. Das kannte er. Es war ihm vertraut und doch wusste er die Situation gerade nicht so recht einzuschätzen. Noch dazu kreisten seine Gedanken um andere Dinge, die nicht hier in diesem Augenblick aktuell waren. Er war schon weiter… mit den Überlegungen im Morgen und den nächsten Tagen, oder gar Wochen und Monaten. So genau wusste er nicht, wie lange es sich hinziehen würde… Mit einem merkwürdigen Gefühl in der Magengegend ging er weiter, erreichte bald schon das Hotel und checkte in eben diesem ein. Zurzeit waren kaum Gäste in der Stadt, was ihm sehr gelegen kam, weil er sich so nicht groß bemühen musste, um ein Zimmer zu bekommen. Also stieg er hier in den Fahrstuhl, der ihn hinauf brachte, ehe er den Gang hinab steuerte und die richtige Tür aufschloss. Kaum fiel diese hinter ihm wieder zu, wurde das Gepäck erst einmal abgestellt und er selbst trat ein, um im nächsten Moment rückwärts aufs Bett zu fallen. Ein leises Seufzen entwich seinen Lippen, während er einfach so an die Decke starrte und versuchte sein Innerstes wieder zu Ruhe und Ordnung zu zwingen. So recht wollte es ihm nicht gelingen, denn die Tatsache, dass Lestat eben keine simple Romanfigur und somit Erfindung war, war eine Sache. Aber zu erfahren, dass eben jenes Wesen der eigene Vater war, löste in ihm schon einiges aus. Was genau da wirklich in ihm ablief, wusste er selbst nicht. Einerseits schien es ihm wie die Antwort und Erklärung für so vieles zu sein. Zugleich warf es wieder neue Fragen auf, die ihn doch etwas durcheinander brachten. Deshalb dauerte es auch eine ziemliche Weile, bis er sich etwas beruhigen konnte… Am späteren Abend kehrte die Ruhe in sein Wesen zurück, sodass er noch einmal tief durchatmete und sich dann dem wichtigsten Anruf widmete, den er zu tätigen hatte. Sein Handy hatte er im Mantel, den er noch trug, weshalb er es schon im nächsten Augenblick heraus nahm und die Nummer seines persönlichen Assistenten im Kurzwahlspeicher wählte. Während es klingelte, erhob er sich vom Bett und zog sich den Mantel aus, ehe er an die Balkontüre heran trat und diese öffnete. Eisig kalte Nachtluft wehte ihm um die Nase, sodass er einen Moment lang die Augenlider sinken ließ und einfach genoss. Nur holte ihn daraus die Stimme eines jungen Italieners, in der schon ein gewisses Lächeln klang. Francesco machte die Arbeit gern für ihn, was dafür sorgte, dass sie beide auch gut mit einander klar kamen. „Francesco, kümmere dich um eine neue Wohnung …“, ordnete André ihm an, wobei seine Stimme sehr ruhig war und doch die Wichtigkeit verriet. „Einzug so schnell wie möglich… Du organisierst mir dann auch, dass alle meine Sachen aus Los Angeles hingebracht werden. Zumindest die wichtigsten Dinge.“ „Und wohin verschlägt es dich dieses Mal?“, erkundigte sich sein Gesprächspartner, denn dieser wollte doch wissen, wo er sich überhaupt um alles kümmern müsste. Die Antwort allerdings sorgte dafür, dass ihm ein überraschter Laut entwich, denn mit New Orleans als Ziel hatte er nicht so ganz gerechnet. Jedenfalls nicht jetzt. Später einmal schon, weil es eine faszinierende Stadt war, von der André schon einmal gesprochen hatte. Aber jetzt sofort? „Morgen will ich hinfliegen… Sorge dafür, dass ein Flug gebucht ist.“, sagte der Blondschopf, auch wenn er um die Verwunderung wusste, ging er nicht auf diese ein. „Alles, das mit meiner Liebe zu tun hat, will ich sehr bald in einer Wohnung dort haben. Einfach alles so bald wie möglich… Finde einiges an Wohnungen, damit wir sie gemeinsam ansehen können, wenn ich dort ankomme.“ Francesco wusste, dass André solche Punkte selbst erledigen wollte und auch, dass sie schnell geschehen mussten. Deshalb schrieb er sich schon jetzt alles genau auf, damit er sehr bald die ersten Ergebnisse seiner Suchen vorlegen konnte. Dennoch brannte ihm eine Frage auf der Zunge und ihm war klar, dass er sie vorsichtig auch stellen durfte. „Verrätst du mir, was dich genau jetzt dorthin verschlägt?“, erkundigte er sich mit einer Tonlage, die deutlich machte, dass es ihn interessierte, er es aber ohne Weiteres akzeptieren würde, wenn da keine Antwort kam. Schließlich kannte er ihn doch. André offenbarte nur das von sich, das er auch von sich aus preis geben wollte. In dem Punkt war er ein recht eigenwilliger Charakter. „Ich will sie einfach sehen… die Wiege des Jazz… mit all ihren Eigenheiten.“, erklang es am Telefon auf eine leicht verträumte Weise, ehe sich André wieder ganz unter Kontrolle brachte und sich erklärte. „Es ist die Stadt in Amerika, die ich noch nicht beehrt habe. Das sollte ich ganz einfach nachholen.“ In dieser Schilderung wurde wieder offensichtlich, dass er sich sehr gut unter Kontrolle hatte. Meistens. Vor allem war seinem Assistenten klar, dass er diesen verträumten Klang niemals ansprechen dürfte, da es ihn sonst nicht nur bildlich den Kopf kosten könnte. Deshalb schob er es lieber auf irgend etwas, das André vielleicht gerade einen Moment abgelenkt haben könnte. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass er selbst dazu gar nichts mehr gesagt hatte. Also hatte er sich geirrt. So einfach war das für ihn. „Dann organisiere ich dir einen Flug gleich für morgen Früh.“, fasste Francesco kurz zusammen, ehe er noch etwas anfügte. „Ich werde dich in New Orleans am Flughafen erwarten und alles an Informationen dabei haben.“ Sie verabschiedeten sich noch von einander, wobei es für André nicht erstaunlich war, dass der Jüngere ihn dort erwarten würde. Aus Los Angeles war man eben viel schneller in der Metropole des Jazz. Deshalb hatte er ihn aber auch angerufen, dass er sich so schnell wie möglich um alles kümmern konnte. Zudem vereinbarten sie auch noch, dass Francesco ihm später noch eine Kurzmitteilung schicken würde, in der die Abflugzeit stand und wo er sein Ticket abholen müsste. So konnte er diese Information später oder auch erst am nächsten Tag lesen. „Du hast keine Minute gezögert.“, unterbrach diese Bilder nun aber Lestat, weil es ihm einfach aufgefallen war, wie direkt André alles geplant hatte. „Bisher war mir offensichtlich nicht so deutlich bewusst, wie wichtig es dir wirklich war.“ Ein wenig zog André den Kopf ein, sodass er den Rotschimmer eher verstecken konnte. Aber sein Liebster wusste es längst, weshalb die kühlen Finger bald seine Wange berührten und leicht über die erhitzte Haut strichen. Peinlichkeit brauchten sie beide eigentlich nicht. Nur manchmal wurde dem Jüngeren mitten in ihren Gesprächen bewusst, wie viel er hier wirklich offen legte. Etwas, das er niemals tun würde. Außer bei Lestat. Diesem konnte er einfach nichts verheimlichen. „Als mir klar wurde, dass du eben nicht aus irgendeiner Fantasie heraus entstanden bist, sondern wirklich existierst…. Ich musste einfach nach New Orleans. Vorher hatte ich den Gedanken, einmal die Person zu treffen, die diese Romanfigur erfunden hat. Nur hatte das in meinen Augen Zeit… Aber ich hätte mir nie verziehen, wenn ich es versäumt hätte, zu Lebzeiten jene Stadt zu sehen, in der du zu Hause bist. Es ist seltsam… Nie war mir etwas wichtiger als dieser Wunsch. Einmal durch die Straßen zu gehen, die du schon betreten hast… Hört sich vermutlich kitschig an oder so…“, meinte er fast schon kleinlaut, während er den Kopf so drehte, dass er die kalten Finger etwas mehr an seiner Haut spüren konnte. Solche kleinen Berührungen liebte er unglaublich. Immerhin war das eine Geste, die zeigte, dass der Rotschimmer zwar sozusagen aufgeflogen war. Dennoch lag hier nichts Schlechtes drin. Viel eher war das ein sanftes Streicheln, das so wirkte, als wollte es das Rot vertreiben… „Eigentlich finde ich das sogar richtig schön.“, gestand der Ältere mit einem Lächeln und dirigierte seinen Sohn so heran, dass er leicht nach dem Rot auf den Wangen haschen konnte und sie mit den Lippen zart nachfuhr. „Es sind diese kleinen Dinge, die mir schon deutlich zeigen, dass du ganz anders bist als der Rest der Welt, André. Niemandem sonst bedeutet es so viel, wenn er nur in derselben Stadt sein kann wie ich.“ ~~~~~~ Und wieder ein Kapitel fertig... Hoffe, es gefällt euch! Würde mich natürlich wie immer über Kommis freuen. ^.~ Schönes Wochenende! =^w^= Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)