Life of the Vampires von Lestat_de-Lioncourt ================================================================================ Kapitel 13: Aller Anfang ist schwer ----------------------------------- Kapitel: 13 Aller Anfang ist schwer „Spinner.“, bekam Lestat gleich den nächsten Titel verliehen, auch wenn André leicht den Kopf an ihm rieb und ihm so zeigte, dass er es ihm nicht übel nahm, „Dass du immer so direkt sein musst…“ Seine Stimme klang, als würde er gleich noch seufzen und es wirklich schlecht finden. Allerdings war dem gewiss nicht so. Sie beide wussten so ein paar Punkte über einander, die sonst keiner so schnell begreifen würde. Aber das machte es doch viel schöner, weil sie so einander auch verstehen konnten. „Anders würdest du es doch auch gar nicht wollen, mein Sohn.“, lächelte der Ältere einfach nur und ließ sich noch einmal durch den Kopf gehen, was er da eben verraten bekommen hatte, ehe ihm etwas dazu noch in den Sinn kam. „Hast du deshalb den Blick abgewandt, als ich dich das Jagen gelehrt habe? Anfangs hast du immer den Kopf gedreht und mich nie beim Töten beobachtet.“ „Es hing in etwa damit zusammen… und ich werde nie vergessen, wie es war in dieser ersten Nacht, in der du mir aus dem Sarg geholfen hast, um mir das Jagen beizubringen.“, gestand der Jüngere leise, wobei seine Stimme etwas Verträumtes annahm. An genau diese eine Nacht, an die Situation, wie Lestat es ihm erklärt und gezeigt hatte, erinnerte er sich gerade und er ließ es seinem Vampir zu teil werden, da dieser es verdiente… Die erste Nacht als vollwertiger Vampir war für André etwas Besonderes, auch wenn er zu Beginn noch nicht ganz sicher war, was genau ihn überhaupt zu dem gemacht hatte. Gut, dass er gebissen worden war, lag für ihn auf der Hand. Aber es erklärte nicht die Beweggründe des Älteren, der ihn zu sich geholt hatte. Doch dieser verriet ihm vorab erst einmal, was er beim Töten beachten sollte. „Trinke nie den letzten Tropfen Blut, André. Er würde dich ins Verderben stürzen.“, offenbarte er dem Jüngeren, der aber vor allem dieser sanften Stimme lauschte. Verstehend nickte er, ehe er mit ihm gemeinsam durch die Straßen der Stadt zog. Aus echtem Respekt wahrte er eine leichte Distanz, während er ihm folgte und dann inne hielt, als Lestat eine Hand hob. Genau beobachtete er ihn, wollte er doch wissen, was diese Geste aussagen sollte, bis er zu hören bekam, dass er exakt hier stehen bleiben und ihm zusehen sollte. Ein wenig verunsichert war er schon, auch wenn er es niemals zugegeben hätte. Da war so ein Kribbeln im Bauch, eine gewisse Nervosität, die er sich nicht erklären konnte. Nur schob er es beiseite, dachte nicht weiter darüber nach, sondern konzentrierte sich darauf, zu lernen. Jede Kleinigkeit an dem Vampir nahm er wahr, wie er sich bewegte und sein Opfer schon mit einem Lächeln um dem sprichwörtlichen kleinen Finger wickelte. Selbst André fühlte diese Anziehung, die für ihn etwas Spezielles war. Ihm ging es gewiss nicht um das, was dem jungen Mann durch den Kopf ging, als dieser so verführt wurde. Für ihn zählte nicht so sehr, dass sein Lehrer heiß und sexy war. Zwar müsste er zugeben, dass auch in seinem Inneren schon mal der flüchtige Gedanke aufgeblitzt war, wie sich Lestat in ganz anderen Situationen bewegte und klang. Aber im Augenblick beobachtete er ihn viel mehr, wie er sich seinem Opfer näherte, es regelrecht umgarnte und zu sich lockte, bis es so dicht bei ihm war, dass die weißen Fänge ganz leicht im fahlen Licht der Straßenlaternen aufblitzten. Plötzlich sah er es, spürte es, wie dieses Aufblitzen allein seine Aufmerksamkeit fesselte und er dann abrupt den Blick abwenden musste, da sein eigenes Herz anfing zu rasen. Scharf sog er die Luft durch die Nase ein, ehe er sie langsam und bewusst durch den Mund wieder ausblies. In diesen Bruchteilen einer Sekunde waren so viele Gefühle auf ihn eingeschossen, dass er es nicht einmal greifen konnte. Ihm war, als wären die Fänge, die gerade jenen Sterblichen zum Tode verführten, in seine eigene Haut eingedrungen. Sehnsucht und Verlangen keimte in ihm auf, was er sich nur bedingt erklären konnte. Dennoch war er für den Moment viel zu sehr mit sich beschäftigt, versuchte alles wieder unter Kontrolle zu bringen, sodass er nicht merkte, wie sein Verhalten bemerkt wurde. Erst, als Lestat auf einmal vor ihm stand, war er selbst wieder etwas ruhiger und sah auch leicht entschuldigend auf. „Es tut mir leid.“, sagte er leise und senkte mit den Augen wieder den Blick, sodass deutlich wurde, dass es ernst gemeint war. Obwohl er sich gern erklärt hätte, konnte er es nicht, da ihm die Worte hierfür einfach fehlten. Trotzdem setzte er an, öffnete die Lippen und hörte da diese sanfte Stimme: „Mach dir keine Gedanken. Für jeden ist der Anfang schwer.“ Ganz sanft strich der Ältere ihm eine Strähne aus dem Gesicht hinters Ohr zurück. Dabei betrachtete er ihn eingehend, was André durchaus deutlich fühlen konnte. Das allein sorgte schon wieder für leichtes Herzklopfen, aber er schaffte es, sich soweit ruhig zu halten, dass es nicht weiter auffiel… „Es ging nicht um den Anblick von Tod sondern um meinen…“, stellte Lestat leise fest, da die Bilder vor ihren Augen wieder verblassten und er ganz leicht nach dem verlockenden Hals des Jüngeren haschen konnte. „Im ersten Moment dachte ich, es wäre dir zuwider, wenn ich einen Menschen töte… wie bei Louis damals. Aber hätte ich gewusst, dass das der Grund für deinen abgewandten Blick war…“ Doch er ließ das Ende offen, weil das inzwischen kein Problem mehr darstellte. Anfangs war es nicht leicht gewesen, weil André sich immer wieder geweigert hatte, ihm zuzusehen, sodass er sogar schon nach Lösungen gesucht hatte. Mehr als zwei waren ihm dabei nicht wirklich eingefallen. Entweder nur noch alleine zu jagen, oder aber das leckere Blut der Menschen aufzugeben. Zu seinem Glück hatte es sich später dann anderweitig geregelt. „Du weißt, dass ich es dir nicht sagen konnte.“, meinte André ganz ruhig und löste sich gerade soweit von ihm, dass sie einander ansehen konnten und Lestat vor allem das Lächeln auf seinen Zügen fand, „In deiner Gegenwart habe ich mich zum ersten Mal klein und unbedeutend gefühlt. Mir war wichtig, was du über mich denkst, dass du… eine bessere Meinung von mir hast als alle anderen zuvor.“ „Die hatte ich doch von Anfang an schon.“, lächelte nun auch Lestat, ehe er diese geliebten Lippen einfing und sie so einfach mal zum Schweigen brachte. Es gab Momente, da sagten Gesten viel mehr aus als tausende von Worten. So wie dieser Kuss viel deutlicher zeigen konnte, dass er ihn noch so viel mehr liebte… ~~~~~ Passend zum Wochenende gibt es ein neues Kapitel... Inzwischen die Nummer 13. Ich hoffe, es gefällt euch und würde mich wie immer auch über Kommentare freuen. ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)