Life of the Vampires von Lestat_de-Lioncourt ================================================================================ Kapitel 18: Was wäre, wenn ... ------------------------------ Im Blick des alten Vampirs zeigte sich eine recht deutliche Überraschung, ehe die Augen einen kleinen Moment lang zu glänzen begannen. Erst wollte sich André schon Sorgen machen, aber der Eindruck verblasste wieder und er entdeckte erneut dieses Lächeln, das wohl ganze Eisberge schmelzen könnte. Zudem wurde er auf einmal von seinem Vater gleich noch etwas mehr gedrückt, sodass er gar nicht dazu kam ihn darauf anzusprechen. „Auch wenn ich nie für dich als Vater da war, André…“, begann Lestat und schmiegte den Kopf an ihn heran, während seine Stimme recht leise und bestimmt erklang, „So bin ich trotzdem unglaublich stolz auf dich… Bei mir wärst du vermutlich eher als verwöhnter Bengel aufgewachsen.“ Nun war es an dem Jüngeren eher überrascht aufzublicken. Mit solchen Worten hatte er überhaupt nicht gerechnet. Dennoch verstand er ganz gut, was ihm da eigentlich gesagt wurde. Bei seinem Vater wäre seine Kindheit sehr wahrscheinlich richtig glücklich gewesen. Andererseits wussten sie beide durchaus, dass damit alles anders gekommen wäre… „Du sagst das so, als wär‘ das was Schlimmes.“, stellte er fest und schmunzelte ein wenig. Natürlich lag auf der Hand, dass er sich wohl als kleiner Bengel, den Papa immer verwöhnte, anders entwickelt hätte. Man sah ihm aber doch an, dass er es nicht ernst meinte und ein gewisser Vampir konnte ihm solche Scherze an der Nasenspitze ablesen. Genau deshalb verstanden sie sich auch so gut, weil sie wussten, wie der andere seine Worte wirklich meinte. „Nun… Wer weiß, ob du dann so ein starker, junger Mann geworden wärst, der es mit mir in allen Lebenslagen aufnehmen kann..?“, ertönte da eine Überlegung, die man keinesfalls außer Acht lassen sollte, wobei dem Jüngeren der beiden da etwas auffiel. Etwas, das ihm derartig wichtig war, dass er ihn darauf ansprechen musste: „Dass ich es mit dir aufnehmen kann, liegt einzig und allein an der Tatsache, dass DU es mir beigebracht hast. Und das hättest du genauso machen können, wenn ich bei dir aufgewachsen wäre.“ Mit leichter Skepsis hob sich bei Lestat eine Augenbraue, denn er fragte sich, ob ihn sein Sohn gerade ärgern wollte. Nur nahm er ihm das keineswegs übel, da es sicherlich nur spielerisch gemeint war. Doch er hatte seine eigenen Methoden um damit umzugehen, wie André ein weiteres Mal feststellen durfte. Ein wenig mehr richtete sich der Ältere auf, sodass er sich gut über seinen Schatz beugen konnte. Damit der Jüngere ihm auch nicht entwischen konnte, schob er eins seiner Beine zwischen die seines Vampirs und stützte sich mit den Unterarmen neben dem Körper ab. So saß André in der sprichwörtlichen Falle, auch wenn die für ihn gar nicht bedrohlich wirkte und gedacht war. „Du weißt, dass ich das anders gemeint habe…“, verriet er ihm seine Gedanken und erklärte sie noch dazu, was ein Privileg für seinen Sohn war, „Mir gefällt so gut dein starkes Herz, André… Du hast trotz all der Probleme und Steine in deinem Weg das Beste aus deinem Leben gemacht. Selbst meine Meinung und Ideen lässt du dir nicht aufzwingen, sondern bestehst immer auf dein Recht selbst zu entscheien. Bei den Menschen stimmt es eben, dass sie als Unikate geboren werden, aber meistens nur als Kopie sterben… Du aber bist auch in der Ewigkeit noch ein Unikat. Und das trotz unserer Ähnlichkeit.“ Es war André, der verlegen den Blick zur Seite wandte. Immerhin bekam man nicht jeden Tag solche Komplimente. Besonders von Lestat bedeutete ihm das viel mehr, als die meisten sich vorstellen konnten. Das Wieso dahinter war simpel, denn dieser Vampir war für ihn schon seit langem in gewisser Weise fast schon Vorbild gewesen. Obwohl er ihm nie in dem Sinn nachgeeifert hatte, sondern eher sein Wesen bewundernswert empfunden hatte. „Wir wissen doch beide, dass ich vor Jahren schon drauf und dran war aufzugeben.“, meinte er leise, wobei er den Älteren einfach nicht ansehen konnte. So spürte er nur im nächsten Moment die Lippen, die einen Kuss auf seine Wange setzten und schon kurz darauf zärtlich über sein Kinn hinab zum Hals wanderten. Die Geste war beruhigend, weil Lestat ihm etwas zeigen wollte, das man mit Worten nur schwer beschreiben konnte. „Ich bin froh, dass ich dich davon abhalten konnte. Obwohl es eine gewisse Ironie beinhaltet.“, wurden Gedanken offenbart, die so bislang noch nicht an die Ohren dieses jungen Vampirs gedrungen waren, auch wenn er ein wenig Ahnung von der Zeit hatte, in der sie im Grunde zum ersten Mal auf einander getroffen waren, „Du hast meiner Ewigkeit wieder einen Sinn gegeben, als ich nicht weiter wusste.“ „Und mir hast du Kraft gegeben, doch noch weiter zu kämpfen.“, lächelte André leicht und drehte den Kopf so, dass sie sich wieder ansehen konnten. Man erkannte in seinen Augen, dass ihm das sehr wichtig war. Dennoch wusste er von dieser Zeit nur eines und das hatte Lestat ihm selbst erzählt. Es war wohl kaum verwunderlich, dass er da gerne mehr drüber wissen wollte. „Was ist da eigentlich damals passiert?“, sprach er jene Frage aus, für die sie vermutlich nur gemeinsam eine Antwort finden konnten, „Ich weiß zwar noch alles ganz genau… von diesem heftigen Gewitter bis hin zu all den Gefühlen und Eindrücken. Aber so richtig verstehen kann ich es noch nicht. Mir war, als wäre da jemand, der mich in den Arm nimmt, mir zeigt, dass ich geliebt werde und es war so… echt. Und trotzdem habe ich nie jemanden gesehen.“ „Ich konnte mich dir doch nicht zeigen, André… Zum Schluss hättest du die Flucht ergriffen.“, scherzte Lestat und auch seine Zügen zeigten den Witz darin recht deutlich. Aber er erhielt einen leicht strafenden Blick und bekam strenge Worte zu hören: „Jetzt tu doch nicht so, als hättest du das alles damals schon geplant.“ Sie wussten beide, dass das sicherlich keine Planung gehabt hatte. Deshalb konnten sie ein klein wenig herum albern. Nur war dieser Punkt zugleich auch von einer großen Bedeutung, dass sie einfach darüber reden sollten. Vielleicht war jetzt noch nicht der richtige Moment, um alles offen zu legen und wirklich noch einmal in diese Zeit einzutauchen, indem sie einander alles erzählten. Aber dem Älteren war klar, dass sein Sohn wie er hartnäckig bleiben würde, bis er alles erfahren hatte… „Natürlich habe ich es nicht geplant gehabt.“, lenkte er ein, „Wenn ich von dir je erfahren oder gewusst hätte, dann wäre ich doch längst nach Rom gekommen und hätte dich geholt. Damals führte mich mein Weg in die Wüste… Ich lag Tag und Nacht einfach nur im Sand in der Annahme, dass die Sonne mich am Tag verbrennen würde. Stattdessen löste sich mein Geist von meinem Körper… und auf einmal war ich bei dir. Es lässt sich nicht mit Worten erklären, was durch meine Gedanken ging und wie ich mich gefühlt habe. Aber ich wusste einfach, dass ich diesen Jungen beschützen kann… ihn beschützen muss, weil ich in all der Zeit auf ihn gewartet habe.“ Sein Blick richtete sich ins Nichts, auch wenn er eigentlich immer noch André ansah. Nur seine Gedanken riefen ihm diesen Anblick von damals wieder ins Gedächtnis, sodass er jenen Jungen vor Augen hatte, an den er sich schon in diesem Moment verloren hatte. Eine Tatsache, die ihm sehr bald bewusst geworden war. „Aus der Wüste zog es mich erst wieder nach New Orleans, ehe ich meine Suche nach diesem Jungen anfing.“, verriet er weiter, wobei er eine Hand hob und mit den Fingerkuppen sachte über das Gesicht des Jüngeren wanderte, „Es war schon ein wenig seltsam, dass dieser unschuldige Junge solch eine Faszination auf mich ausüben konnte. Du sahst so hilflos und verloren aus, dass ich dich einfach nur in die Arme schließen und bei mir wissen wollte.“ Langsam klarte sein Blick wieder auf, sodass er seinen Sohn erneut direkt anschauen konnte und er nicht mehr in vergangenen Bildern hing. Ein Lächeln legte sich auf seine Züge, ehe er den Kopf hinab beugte und sanft nach diesen verlockenden Lippen haschte. Kurz noch hielt er inne, flüsterte ihm leise Worte zu, bevor er ihn wirklich in einen Kuss entführte: „Als ich dich dann in New Orleans sah, wusste ich, dass sich jeder Tag bis zu diesem gelohnt hatte. Genau diese Momente zeigten mir, dass sie sich alle geirrt hatten. Schließlich hast du mir mein Herz gestohlen, von dem viele sagten, ich hätte keines.“ Erst nach diesen Worten haschte er nochmals nach den geliebten Lippen und bevor André doch noch etwas erwidern konnte, versanken sie in einem Kuss, der mehr sagen konnte als tausende Worte. Für den Moment war auch nichts weiter wichtig, denn sie hatten doch einander… ~~~~~ Nach langer Pause gibt es ein neues Kapitel. Da ich leider inzwischen wieder ohne Beta-Leser arbeite, könnt ihr mich auch gern auf Fehler hinweisen, wenn ihr welche findet! Hoffe, das Warten hat sich für alle gelohnt. Freue mich auch immer über Kommentare! ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)