Life of the Vampires von Lestat_de-Lioncourt ================================================================================ Kapitel 22: Verbundenheit ------------------------- Kapitel 22 – Verbundenheit An ihrem Kuss war etwas Spezielles, das Lestat anfangs noch nicht greifen konnte. Aber je mehr die Zunge seines Liebsten ihn zu zärtlichen Spielen lockte, umso mehr lauschte er auch auf die kleinen Gesten. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch es kam ihm so vor, als wollte sein Schatz sich nicht mehr von ihm lösen. Langsam legte sich eine Hand des Jüngeren an den Übergang zwischen Schulter und Hals seines Gegenübers, womit dieser Gedanke an Einbildung sofort verflog. Nur fragte sich der Ältere, was die Ursache hierfür war. Immerhin versuchte da jemand, ihn etwas zu dominieren, regelrecht den Kuss zu bestimmen und zugleich hielt er sich an ihm fest. Noch konnte er es nicht greifen und ihr Lippenbekenntnis verlangte auch sehr viel Aufmerksamkeit, dass er kaum dazu kam, seine Gedanken zu ordnen, bis… Auf einmal schloss Lestat das Gesicht seines Sohnes in beide Hände und löste ihren Kuss endgültig auf. Ein erboster Laut kam darauf als Antwort, wobei er einen Augenblick dachte, er hätte hier gerade einem Kater ein Spielzeug weg genommen. Es hatte ihn an ein Maunzen erinnert, auch wenn er sich sicher war, dass das nicht ganz stimmen konnte. Aber gut, das war eine andere Geschichte, die hier gerade nicht hingehörte. „Es war dir zuviel..?“, erkundigte er sich leise und musterte das fein geschnittene Gesicht des Jungvampirs, der nun langsam die Augen öffnete. Die tiefdunklen Augen funkelten einen kleinen Moment, ehe sie beinahe beschämt einen anderen Punkt im Raum suchten. Da sein Vater ihn wirklich ganz genau beobachtete, merkte er diese Gesten, die etwas Bestimmtes wieder spiegelten. Man könnte auch sagen, er sah ihm an der Nasenspitze an, dass er ihn ertappt hatte. „Du hättest mir auch eine knallen können…“, schmunzelte Lestat und zog ihn näher heran, dass André an ihn sank und er ihn richtig in die Arme schließen konnte, „Aber ich bin froh, dass du diesen Weg gewählt hast.“ Kaum hörbar wurde ihm ein „Entschuldige“, entgegen gebracht, auf das hin er ihn nur etwas mehr an sich drückte. Vorsichtig schwebte er dabei mit seinem Schatz nach hinten an das Kopfende des Bettes, wo er sich mit dem Rücken anlehnte. Für ihn gab es hier nichts zu vergeben oder zu verzeihen. Wenn, und das würde er niemals zugeben, war es doch eher sein Fehler gewesen. Obwohl er noch auf eine Bestätigung seines Verdachtes wartete. Die blieb bislang noch aus. Zumindest eine direkte. „Hat es dich verletzt?“, fragte er einfach so, da André sich nach einigen Sekunden immer noch nicht geäußert hatte. Schließlich musste er es wissen, da er sonst womöglich wieder einmal so handeln würde und das wollte er gerne verhindern. Jetzt galt es nur, seinen Schatz zur Wahrheit zu überreden… „Keine Ahnung. Ich denke nicht.“, bekam er eine ehrliche Antwort, die zwar nicht weiter half, aber wenigstens einen Anfang darstellte, „Es hat mich nur einfach… geärgert, dass du mich so gut kennst und das ohne zu zögern gegen mich verwendet hast. Ich kam mir auf einmal irgendwie… ausgeliefert vor.“ „Du weißt aber, dass ich dir nie damit schaden will.“, wurde etwas ausgesprochen, das ihnen beiden zwar bewusst war, aber dennoch gerade wichtig war. Schließlich könnte es genauso gut sein, dass André diese Tatsache vergessen und darum so empfindlich reagiert hatte, weil er in gewisser Weise Angst vor seiner eigenen Verletzlichkeit bekommen hatte. „Natürlich weiß ich das, aber darum geht es auch nicht.“, entgegnete der Jüngere und seufzte leise, während er sich fast schon wie ein Kind an Papa heran kuschelte, „Bisher habe ich nie jemanden an mich heran gelassen… und manchmal vergesse ich einfach, dass sich alles geändert hat. Dass da jemand ist, der mich wirklich kennt, der über meine Schwächen Bescheid weiß und dieses Wissen niemals gegen mich verwenden würde, um mir zu schaden. Für mich ist das einfach noch nicht zu begreifen.“ Sanft strichen Fingerspitzen in seinen Nacken und begannen diesen leicht ein wenig zu verwöhnen. Man könnte es als leichtes Massieren oder gar Kraulen bezeichnen, aber Worte waren hier weniger wichtig. Lestat ließ ihn so einfach wissen, dass er da war und vor allem, dass hier keinerlei Bedrohung für sie beide war. Im Gegenteil. Sie waren in Sicherheit und nichts würde ihnen schaden. Für den Augenblick konnte er das wirklich garantieren. „Denkst du, mir geht es anders, André?“, brach er nach einigen Momenten des Schweigens eben dieses und senkte den Kopf, um die Nase in den dichten, blonden Locken verschwinden zu lassen, wo er leicht schnupperte und diesen Duft tief in sich aufnahm, „Mehr als zwei Jahrhunderte suchte ich nach einem Gefährten, jemandem, der die Ewigkeit mit mir verbringen könnte… Doch in all der Zeit war ich letztendlich immer allein. Egal, ob es nun damals Paris war, wo ich mit Nicolas unbedingt hin gewollt hatte… oder später die Zeit mit Louis, von dem ich lange dachte, ich könnte ihn bei mir halten. Mit Marius wäre es sowieso nie gut gegangen… Es waren so viele, dass ich gar nicht mehr darüber nachdenken will. Nach Akasha wollte ich aufgeben… Sie war im Grunde nicht anders gewesen als Menschen… machthungrig und nur auf den eigenen Vorteil aus. Gut, ich bin auch ein Egoist und Narzisst, aber ihre Vorstellungen waren mir dann doch zu… sie passten einfach nicht zu mir. Nach so vielen Misserfolgen wollte ich nicht mehr und in der Wüste… fand ich dich. Selbst heute kann ich mein Glück noch gar nicht fassen… vir allem das Glück, dich wirklich gefunden zu haben.“ „Lestat…“, perlte der Name hauchzart über die weichen Lippen, die danach ein leichtes Lächeln zierte. Ein klein wenig spürte er seine Augen brennen, was wohl daher rührte, dass ihn diese vielen Worte gerade zutiefst berührten. Es war für ihn nichts Neues in dem Sin, aber er hörte es so unglaublich gerne, dass ihn jedes Mal die Gefühle ergriffen. Dagegen konnte er noch nicht einmal etwas machen. „Shhh…“, beruhigte er den Jüngeren und legte ihm einen Finger an die Lippen, die leicht geöffnet regelrecht erbebten. Manchmal waren es die kleinen Dinge im Leben, die zeigten, wie groß eine Wirkung war. Doch er hob leicht den Kopf seines Liebsten an und entführte ihn in einen Kuss, der vor lauter Liebe auf ihrer beider Lippen unglaublich prickelte. Dieses Mal dauerte es, bis sie beide von einander lassen konnten. Selbst nach mehreren Anläufen fingen sie einander doch nochmals ein, weshalb es beinahe schon ein richtiger Kampf war, der letztendlich damit endete, dass ihre Gesichter kaum auf Distanz waren. Ihre Blicke fanden sich, woraufhin sich auf beide Lippenpaare ein Lächeln legte. Nichts konnte den Frieden zwischen ihnen trüben, was ihnen gerade einmal mehr deutlich bewusst wurde. Sie würden sich ärgern, vielleicht irgendwann sogar einmal streiten, aber doch verband sie beide etwas, das viel stärker war… „Eigentlich hatte mein geliebter Sohn vorhin angefangen, mir von sich zu erzählen… davon, wie er in meine Stadt gekommen ist…“, lächelte der ältere Vampir auf eine Art und Weise, die nur einem vorbehalten war, denn es zeigte das, was die Stimmlage ebenso verdeutlichte. Es war eine Verträumtheit, die seine Neugier offenbarte. Am liebsten wollte er alles sofort wissen, aber er liebte es einfach, wie sie sich unterhielten und damit immer wieder neue Aspekte aus der Vergangenheit seines Sohnes heraus kamen. Punkte, die er so noch gar nicht gekannt hatte, wurden ihm mit einem Mal offen gelegt. Deshalb ließ er sich einfach von ihrem Gespräch führen. Irgendwann würde er alles wissen und der Weg bis zu diesem Ziel gefiel ihm ganz besonders gut. „Jeder Moment war etwas Besonderes für mich.“, gab der Jüngere zu und dieses Lächeln seines Vaters lockte ihn in einen kleinen Tagtraum, wobei man an seinen Augen merkte, dass er anderes vor sich sah, „Ich habe mich sehr oft gefragt, wie oft du wohl schon genau diese Straße entlang spaziert bist, die ich gerade lang lief… Seltsam, aber ich erwischte mich selbst oft dabei, wie ich mir vorgestellt habe, dass du unweit von mir ein Opfer ansprichst, verführst und dann irgendwohin mit nimmst… Oft hatte ich diesen Duft in der Nase, den ich noch von früher kannte, aber ich konnte ihm nie folgen. Es gelang mir nie, heraus zu finden, wo er mich hin führen wollte.“ „Die Zeit war eben noch nicht reif…“, philosophierte sein Vater einfach mal, indem er eine These aufstellte. Ob dem so war, war ihm ziemlich gleich. In seinen Ohren war Schicksal nur ein Wort, das Menschen dafür gebrauchten, wenn sie etwas nicht verstehen konnten. Er hingegen wollte lieber selbst Schicksal spielen und das konnte er in gewisser Weise. „Wusstest du eigentlich, dass ich in New Orleans bin?“, tauchte unerwartet eine Frage auf, die Lestat dazu brachte recht erstaunt seinen Sohn zu mustern. Die Überraschung in seinen grauen Augen, die dabei in einen blauen Farbton glitten, war deutlich zu sehen. Entweder hatte er ihn sprichwörtlich eiskalt erwischt, oder aber der Ältere hatte einfach nie darüber nachgedacht. „Nicht direkt, nein.“, begann er ihm zu schildern, wobei sich das als recht schwieriges Unterfangen heraus stellte, denn er musste etwas mehr über sich preis geben, „Mir fiel dein Duft auf… so, wie dir wohl immer wieder mein Geruch begegnet ist, war es für mich der deine, der mich immer wieder heim gesucht hat. Ich zweifelte schon an meinem Verstand, denn ich war mir sicher, dass das nicht möglich war. Noch dazu hatte ich meine Suche nach dir aufgegeben, weil diese Verbindung schon eine ganze Weile weg war.“ Eines sagte er ihm nicht. Von der Verbindung wussten sie zwar beide, aber sie war auch eines Tages weg gewesen. In Wahrheit hatte er sich auf eine kurze Zeit zurück gezogen, wollte den Jungen finden, der ihm regelrecht erschienen war. Nur hatte er dann auf einmal diese Verbindung nicht wieder herstellen können. Das hatte ihn durchaus nahe an den Wahnsinn getrieben. Die Angst war in ihm aufgekommen, er könnte den Jungen verloren haben, bevor er ihn richtig gefunden hatte. Darum hatte er aufgegeben, wäre beinahe selbst in eine Melancholie verfallen, wenn da nicht ganz unerwartet dieser Geruch in seiner Stadt gewesen wäre. Irgendwie hatte es sein Sohn immer geschafft, ihm erneut Mut zu machen, auch wenn er das nicht zugeben konnte. „Als ich dabei war, mich damit abzufinden, dass es wohl nur ein schöner Traum gewesen war…“, setzte er zu einer Erklärung an und hielt einen Moment inne, wobei seine Finger ganz zärtlich über den schlanken Hals strichen, unter dem Stoff des Hemdes leicht verschwanden und er ihm immer noch in die Augen blickte, „Nun… genau da erreichte mich mitten in meiner Stadt dieser unvergleichliche Geruch. Diese Mischung aus Reinheit und einer leicht süßlichen Note, die man nur ganz nah in die Nase bekommt. Auf einmal war es wieder da… dieses Gefühl, jenen Jungen in Armen zu halten… die Sehnsucht, die er in mir ausgelöst hat… ein Verlangen nur nach ihm mit jeder Faser.“ Man hörte die Schwärmerei, die aus ihm sprach und zugleich spürte André, wie die Finger seine Haut berührten. Da lag eine Liebe und zugleich eine Sehnsucht drin, die ihm allein vorbehalten war. Durfte er sagen, dass ihm das sehr gut gefiel? Dass es ihn sogar anmachte, wenn dieser Mann von ihm derartig ins Schwärmen und Träumen geriet? ~~~~~ Hoffe, es hat euch gefallen. ^^ Sollte jemand Interesse haben, in Zukunft per ENS von mir benachrichtigt zu werden, dass es weiter geht, könnt ihr euch gern bei mir per Kommentar, ENS oder GB-Eintrag melden! ^^ Bis zum nächsten Mal ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)