Life of the Vampires von Lestat_de-Lioncourt ================================================================================ Kapitel 25: Passion ------------------- Sehr langsam aber stetig veränderte sich etwas an den Bildern, in denen sie beide versunken waren. Erst noch fiel es Lestat gar nicht auf, bis es langsam deutlicher wurde und ganz leise Worte seines Liebsten sich kurzfristig dazu mischten: „Ich war gerade auf dem Weg zurück in meine Wohnung…“ Stück für Stück formte es sich um, so dass mehr und mehr die Gefühle und Gedanken des Jüngeren mit hinein flossen. So wurde deutlich, wie es ihm ergangen war, was in ihm vor allem vorgegangen war. Schließlich hatte André keinerlei Grund, etwas zu verbergen… Gerade noch war der junge Mann auf dem Heimweg gewesen, hatte überlegt, was er noch tun würde, bevor er zu Bett ging, bis ihn von einem Moment auf den anderen etwas inne halten ließ. Zu Beginn war da nur das leise Rascheln der Blätter gewesen, das auch vom leichten Wind her rühren konnte, der durch die Bäume zog. Aber es klang so bodennah, dass er kurz daran dachte, es wäre nur ein Eichhörnchen. Doch dann spürte er etwas, das er so bislang noch nicht erlebt hatte. Ein Blick ruhte auf ihm, wie er es noch nie gefühlt hatte. Zwar kannte er diese neidvollen Blicke genauso gut wie jene, die ihn anschmachteten, aber dieser hier war gänzlich anders. Einen Augenblick ließ er verstreichen, versuchte zu benennen, was durch sein Innerstes gerade regelrecht hindurch fegte. Sein Herzschlag begann sich zu beschleunigen, als wäre er eben noch gerannt. Dazu wurde sein Atem etwas flacher, der deutliche Aufregung wieder spiegelte. Woher sie kam, wusste er noch nicht. Doch es war ihm auch einerlei. Viel eher zählte, dass da ein Duft dazu kam, der ihn an so vieles erinnerte… von Rosen bis hin zu einer Art After-shave, das er nicht benennen konnte. Die Zeit schien sich auf einmal aus jeglicher Norm heraus zu bewegen, dass ihm alles so viel bewusster erschien als sonst. Nur ein einziges Mal zuvor hatte er genau das erlebt und das war es, das ihm einen Namen in den Kopf hinein flüsterte. Wie eine Stimme, die ihm verraten wollte, wer ihn da beobachtet. Wenn man nun wusste, dass er bereits jetzt mit jenem Vampir sehr viel mehr verband, als mit Worten greifbar war, wurde vielleicht verständlich, dass in seinem Inneren keinerlei Angst vor herrschte. Selbst angesichts der Tatsache, dass er im nächsten Augenblick zwei Fänge in seinem Hals spüren könnte, die ihm jegliches Leben stahlen, fürchtete er sich nicht im Geringsten. Viel eher tauchte eine Nervosität in ihm auf, eine Art Vorfreude, wegen der er sich nun doch neugierig umdrehte. Vollkommen still und verlassen schien der Park, den er nun betrachtete. Dennoch war er sich sicher, dass er nicht so allein war, wie es wirkte. Irgendwo nicht weit weg war er. Das wusste er mit einer Sicherheit, die erstaunlich war. Aber er sah nichts. Nur für einen flüchtigen Moment dachte er, etwas Violettes in der Dunkelheit auffunkeln gesehen zu haben. Als hätten sich gerade zwei Edelsteine mit dieser Farbe ins Licht gerückt, damit ihr Strahlen deutlich wurde. Er konnte nicht ahnen, dass er genau da die Augen jenes Vampirs getroffen hatte. Dem Älteren hingegen kam es so vor, als würde zum ersten Mal jemand richtig tief in sein Innerstes blicken. Er fühlte sich so angreifbar und zugleich ohne jede Furcht, weil er sicher war, dass er genau hiernach gesucht hatte. Nach dem einen Wesen, dem er schutzlos ausgeliefert sein durfte. Natürlich würde er das niemals offen aussprechen, oder gar zugeben, aber er fand so viel von sich selbst in diesem jungen Mann wieder, dass es ihm selbst schon fast unheimlich erschien. Beide so stolz und erhaben, so unerschrocken. Ohne jeden Zweifel würde dieser Mensch, wie Lestat zu jenem Zeitpunkt ihn noch betitelte, ein hervorragender Vampir werden. Vermutlich würde er sich nicht scheuen, seine Opfer zu erwählen, um sie dann auch zu töten. Bestimmt würde er sehr schnell lernen und er wäre mit absoluter Sicherheit würdig von ihm noch viel mehr zu erfahren, viel mehr beigebracht zu bekommen als jedes andere seiner Kinder, die er zuvor gebissen hatte. Langsam entglitt ihm die Realität, so dass er sich bald in Vorstellungen befand, wie eben dieser junge Mann als Vampir seine Opfer umgarnte, sie verführte und ihnen letztendlich das Leben stahl. Es musste unglaublich heiß und prickelnd sein, wenn er es ihm beibrachte und ihn danach beobachten könnte. Er versank in einer sinnlichen Fantasie, die ihm ein ganz hauchzartes Seufzen voller Genuss entlockte. Ungehört erreichte es gerade einmal seine Lippen, ehe es in der kühlen Luft erstarb. Seine Augen fixierten immer noch den jungen Mann, der sich zwar weiterhin umsah, aber nichts entdecken konnte. Dennoch fühlte er sehr deutlich, dass diese Augen noch da waren. Nur ausmachen konnte er die Gestalt nicht, die ihn so eingehend betrachtete. Doch er spürte langsam eine Hitze sein Inneres durchströmen, das sich mehr und mehr zentralisieren wollte. Zwar wollte er nicht wirklich aus diesem Gefühl verschwinden, aber er wollte dem inneren Wunsch nicht an einem so öffentlichen Ort nachgeben. Trotz der späten Stunde könnte jederzeit jemand hier vorbei kommen und ihn regelrecht erwischen, sollte er… Obwohl alles in ihm gegen seinen Verstand protestierte, hörte er auf eben diesen und wandte sich um, damit er den Park verlassen konnte. Seine Schritte knirschten ganz leise auf dem Sand, auch wenn es ihm unglaublich laut erschien. Ihm war selbst so, als würde er flüchten, aber er sagte sich, dass er das niemals wollen könnte. Noch dazu war wohl klar, wie eine solche Flucht enden würde. Wenn Lestat de Lioncourt wirklich Interesse an ihm hatte, ihn als Opfer ausgewählt hatte, würde er ihn finden. Egal wo. Damit wäre jede Flucht sinnlos, was André sehr genau im Kopf hatte. Aber er spürte dieses Verlangen in sich brennen, diese Erregung, die sich mehr und mehr aufstaute, wurde unglaublich groß. Kein Wunder also, dass er sich lieber wieder auf den Weg machte, anstatt sich vor Ort plötzlich eine Blöße zu geben, die niemand erleben durfte…. ~~~~~ Nach etwas Unruhe im RL geht es nun auch wieder weiter. Übrigens gibt es noch zwei Geschichten von mir, die bereits fertig sind und Schritt für Schritt online gehen werden. ^^ Wünsche einen schönen 3. Advent! ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)