Ich kann nicht lieben ... von Armaterasu (... nicht nachdem, was passiert ist.) ================================================================================ Kapitel 1: .:1:. ---------------- ~Kapitel 1~ Es gibt viele Dinge, die ich nicht verstehe und die ich wahrscheinlich auch nie verstehen werde. Seit ich geboren wurde, soweit wie ich mich erinnern kann, sagten mir meine Eltern jeden Tag, was ich für eine Missgeburt sei, undankbar noch dazu. Obwohl ich in der Schule Klassenbester war, gab es zu Hause nur Schläge, jeden Tag, jede Stunde. Deshalb lernte ich schon früh den Umgang mit Make-up, denn irgendwie musste ich ja die blauen Augen und Blutergüsse im Gesicht überschminken. In der Schule hatte ich keine Freunde, wobei ich mich aber auch nicht bemühte, welche zu finden. Wie sollte ich demjenigen erklären, woher meine ständigen Verletzungen kommen? Wie sollte ich demjenigen erklären, dass ich nachmittags nie Zeit hatte? Ich musste nach der Schule direkt nach Hause und hatte jedes Mal Schläge kassiert, weil ich zu lange brauchte, egal wie sehr ich mich beeilte. Doch an jenem Tag war es besonders schlimm. Vor vierzehn Jahren im November, zu diesem Zeitpunkt war ich zwölf, schlug mich mein Vater mit ungewohnter Grausamkeit. Ich hörte meine Rippen knacken, schmeckte Blut und fühlte es auch im Gesicht. Mir wurde schlecht, richtig schlecht. „Du elende Missgeburt!!! Wann verreckst du endlich?!!!“, schrie er, während er immer wieder gegen meinen Oberkörper schlug und mich sogar mit seinen Füßen trat, als ich schon am Boden lag. Warum meine Mutter nichts dagegen unternommen hat? Ich weiß es selbst nicht. Sie hatte nie versucht mir zu helfen und hat auch nie meine Wunden versorgt, wahrscheinlich dachte sie genauso wie mein Vater, dass ich eine elende Missgeburt sei. An dem besagten Novembertag, schmiss mich Vater, nachdem er mit den Schlägen fertig war, ins Auto und fuhr los. Wir fuhren nicht so lang, zumindest kam es mir nicht so vor, bis wir an einer abgelegenen Fabrik ankamen. Er zerrte mich aus dem Auto und knallte mich auf die Motorhaube. //Das war’s// dachte ich mir, doch jetzt sollte erst die Hölle für mich beginnen. Er riss mir die Hose vom Leib, sowie meine restlichen Sachen. Ich versuchte mich zu wehren, doch dazu fehlte mir erstens die Kraft und zweitens gab es erneute Schläge. Somit ließ ich diese Hölle über mich ergehen, hoffte auf ein schnelles Ende, doch die Zeit schien quasi still zu stehen. Aus dem Augenwinkel sah ich nur noch wie er seine Hose öffnete und schon spürte ich sein Glied in meinem Mund. Immer wieder stieß er in mich, doch als ich zu würgen anfing, entfernte er sich von mir, spreizte meine Beine und drang mit nur einem Stoß in mich ein. Mehr als einen Schmerzensschrei konnte ich nicht von mir geben. „Kannst du nicht deine Fresse halten?!“, schrie er mich schon wieder an und schlug mich ins Gesicht. Er stieß so hart in mich, dass ich nach kurzer Zeit etwas Warmes an meinem Eingang fühlte und ich wusste, dass er noch nicht gekommen war. Er zerriss mich also nicht nur seelisch, sondern auch schon körperlich mit seinen harten Stößen. Mein Gesicht lag auf der Seite und mit leeren auf die Fabrik fixierten Augen lasse ich dieses Martyrium über mich ergehen. Nach schier unendlicher Zeit fand er seinen Höhepunkt, ergoss sich in mir und zog sich aus mir zurück. „Mach ihn sauber!“, sagte er schroff zu mir und steckte mir sein mit Blut und Sperma beschmiertes Glied in den Mund, wo ich gehorsam alles sauber leckte. „Sauber.“, nuschelte ich leise und ließ sein Glied aus meinem Mund gleiten. „Sei nicht so frech!!!“, schrie mich mein Vater erneut an und schlug mich mit seinem Ledergürtel, auch als ich von der Motorhaube rutschte und mit dem Bauch auf dem Boden lag. Es interessierte ihn nicht, dass er mich halb totschlug, warum sollte er sonst immer wieder hart auf meinem Po einschlagen? „Lass dich nie wieder blicken!“, zischte er nah an meinem Ohr, was mich zusammenzucken ließ. Ich schloss meine Augen und hörte wie sich seine Schritte entfernten, das Zuschlagen der Autotür und, zum Glück, das Wegfahren des Fahrzeugs. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass er mich noch überfahren würde, aber so etwas würde ein Vater nicht tun, oder doch? Regungslos blieb ich vor der Fabrik liegen, wo der Mond ein seichtes Licht auf meinen nackten, geschundenen Körper warf. Langsam realisierte ich, dass ich von meinem eigenen Vater missbraucht und zusätzlich noch rausgeschmissen wurde – im Alter von zwölf Jahren. Unaufhörlich rannen Tränen über mein Gesicht und ich schluchzte kräftig. Warum hat man mir das angetan? Warum? Doch mein Körper war zu schwach um weiter darüber nachzudenken, denn die Müdigkeit überrannte mich und ich schlief auf dem harten Boden ein. Ich wachte am nächsten Tag erst gegen Mittag wieder auf – zu meiner Verwunderung in einem Bett. Ich spürte kaum noch meine Knochen und somit blieb ich einfach still liegen, doch schnell stiegen mir die Bilder von der letzten Nacht in den Kopf und ich begann zu weinen. „Na, bist du aufgewacht?“, fragte mich eine mir unbekannte Stimme. „Hai.“, antworte ich leise, tat mir doch jedes Wort in meiner Brust weh, was ich sagte. Ich schloss meine Augen und wartete bis die Tränen versiegten und bis mich der Fremde wieder ansprach, was er auch gleich tat. „Wie geht’s dir?“ „Mir tut alles weh, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Das glaub ich dir. Du liegst übrigens im Krankenhaus und die Ärzte haben festgestellt, dass du drei gebrochene Rippen, einen gebrochenen Arm und unzählige Blutergüsse hast.“ Ich schwieg daraufhin, konnte mir die Diagnose schon denken, aber das erklärte wenigstens, warum ich meine Knochen nicht mehr spürte. „Wie ist das denn passiert?“, fragte er mich, doch ich schwieg weiterhin, was dem Unbekannten einen Seufzer entlockte. „Also, sagst du mir wenigstens deinen Namen und wo du wohnst, damit wir deine Eltern benachrichtigen können. Ich heiße übrigens Kenji Hayakawa und ich habe dich heute Morgen gefunden. Wer hat dir das angetan?“ „Ich heiße Yutaka Uke und ich habe seit gestern kein Zuhause mehr.“, sagte ich leise und fing wieder leicht mit weinen an. „Ist was mit deinen Eltern passiert“ „Sie haben mich rausgeschmissen und wollen eine Missgeburt wie mich nie wieder sehen.“, antwortete ich ihm nach einigen Sekunden leise. In dem Moment betrat der Arzt mein Zimmer und ich sah seinen mitleidigen Blick. Er forderte Hayakawa-san auf den Raum zu verlassen um mich untersuchen zu können. Er betrachtete jedes kleines Hämatom und sah mir immer wieder ins Gesicht. „Wer hat dich vergewaltigt?“; fragte er mich ganz direkt, worauf ich zusammen zuckte und seinem Blick auswich. „Hör mal, ich bin ein Arzt und möchte dir gerne helfen und den Mann zur Verantwortung ziehen, nur brauche ich dazu deine Hilfe.“ Ich überlegte lange ob ich meinen Vater anzeigen lassen soll, doch dann würde es zu einer Gerichtsverhandlung kommen und er wollte mich doch nie wieder sehen. „Okay, ich verstehe schon, dass du nicht reden möchtest, aber sagst du mir wenigstens deinen Namen und dein Alter?“ „Yutaka Uke, zwölf Jahre.“ „Okay, Yutaka, wir werden uns mit deinen Eltern in Verb-“ „Ich habe keine Eltern mehr. Sie wollen mich nicht mehr.“ „Ähm ... das haben sie bestimmt nur so gesagt.“ „Nein.“ „Jetzt bist du ja erst einmal hier und kannst dich erholen. Mein Name ist übrigens Dr. Kawashima und wenn etwas ist, dann brauchst du nur diese Klingel zu drücken.“, sagte er und zeigte auf den grauen Knauf über meinen Kopf. Ich nickte nur, als Zeichen meines Verstehens und schaute wieder aus dem Fenster, immer mit der Frage nach dem ‚warum?’. Auch nach fünf Wochen, die ich im Krankenhaus verbrachte, hatten sich meine Eltern nicht gemeldet. Mich überraschte es nicht, aber den Arzt umso mehr. Ich lag immer noch in meinem Krankenbett, hatte allerdings nur noch einen Verband an meinem Arm. Während der gesamten Zeit erzählte ich keinem, was passiert war, nicht einmal dem Psychologe, der mir zugeteilt wurde um mir zu helfen. Ich wollte und konnte es auch einfach nicht. Meine äußerlichen Wunden waren verheilt, doch meine seelischen Wunden würden noch einige Zeit brauchen, bis sie verheilt waren. Ich vernahm ein Klicken an der Tür und ich wusste, dass der Arzt mir wieder Gesellschaft leistete, ohne ihn auch nur anzusehen. „Hallo Yutaka. Ich ... es tut mir leid, aber da sich deine Eltern nicht gemeldet haben und ich sie auch nicht erreichen konnte, wirst du in ein Heim kommen, so leid es mir tut.“, sagte er, während er sich auf mein Bett setzte. „Schlimmer kann es nicht mehr werden.“, sagte ich leise. „Willst du mir immer noch nichts erzählen?“ Ich schwieg, wollte nicht erklären, was passiert war, denn das war ganz alleine meine Sache. Ich war schuld daran gewesen, dass ich es meinen Eltern nicht recht machen konnte. „Ich habe von meinem Sohn Sachen bekommen, die er nicht mehr anzieht und die möchte ich gerne dir geben, weil deine ja total kaputt sind.“, sagte er und da blickte ich ihn an. Er hielt zwei große Tüten in der Hand und ich bedankte mich leise. „Wann muss ich in das Heim?“, fragte ich leise und hoffte innerlich, dass ich noch ein paar Tage Schonfrist haben würde, doch vergeblich. „Morgen.“, antwortete er nur und ich konnte einen traurigen Ton in seiner Stimmer erkennen. „Yutaka, wenn ... wenn irgendetwas ist, dann ruf mich einfach an, Hier hast du meine Nummer.“, sagte er und reichte mir einen Zettel, wo seine Telefonnummer drauf stand. Auch wenn ich es nicht zeigte, freute ich mich darüber, denn Dr. Kawashima war ein sehr netter Mann, so wie man sich eigentlich einen Vater wünscht. „Danke.“, hauchte ich leise. „Ich muss wieder los. Ruh dich noch etwas aus, wenn du möchtest. Brauchst du noch irgendetwas?“ „Hm ... Eine Gitarre, wenn sie haben.“, sagte ich und rechnete aber damit, dass so etwas nicht in einem Krankenhaus existiert, doch er überlegte und verschwand aus dem Raum um kurze Zeit später mit einer Gitarre wieder zu kommen. Zum ersten Mal seit langem lächelte ich wieder und bedankte mich. „Du solltest öfters lächeln.“, meinte er leise, streichelte mir über den Kopf, bevor er sich verabschiedete und aus meinem Krankenzimmer verschwand. Ich nahm die Gitarre in meine Hände und spielte einfach darauf los, merkte nicht wie jemand anderes den Raum betrat, so vertieft war ich in mein Spiel. Als ich eine kleine Pause einlegte, applaudierte jemand, was mich vor Schreck zusammen zucken ließ. „Na Yutaka? Wie geht’s dir?“, fragte er mich und ich erkannte, dass es Hayakawa-san war. „Danke ... ganz gut.“, beantwortete ich seine Frage. „Mir hat dein Spiel gefallen. Es war so eine ... traurige Melodie und ich nehme an, dass du deinen Schmerz verarbeitest. Mein Sohn spielt auch Gitarre. Ich kann ihn morgen mal mitbringen, wenn du möchtest.“, sagte er und setzte sich auf den Stuhl am Fenster. „Ich bin morgen nicht mehr da.“, meinte ich, obwohl ich seinen Sohn gerne kennen gelernt hätte. „Oh. Haben sich deine Eltern gemeldet?“, fragte er mich hoffnungsvoll, doch ich verneinte, sagte, dass ich in ein Heim muss und dass ich glücklich bin, nicht nach Hause zu müssen. „Was ist dir passiert?“, fragte er mich, doch auch er bekam immer noch keine Antwort von mir, was ihn aufseufzen ließ. Wir unterhielten uns nur kurz beziehungsweise redete er und ich hörte nur zu, bevor er mich bat wieder etwas zu spielen, was ich auch tat. Durch das Spiel fühlte ich mich frei und konnte meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen. Deshalb klang die Melodie zuerst traurig und sehr nachdenklich, doch dann schlug ich die Saiten regelrecht, drückte so meine Wut, aber auch meinen Schmerz und meine Verzweiflung aus. Nach einer Weile verließ mich Hayakawa-san und ich war alleine im Zimmer – wieder alleine. War ich es nicht die meiste Zeit schon? Draußen ging gerade die Sonne unter und ich schloss meine Augen um etwas zu schlafen. Wer wusste schon, wann ich es wieder in Ruhe tun konnte? Ich driftete ins Traumland, allerdings war mein Schlaf anders als ich es mir vornahm. Er war nicht ruhig und erholsam, im Gegenteil. Ich träumte von meinem baldigen Zuhause, von erneuten Schlägen und auch Vergewaltigungen. Schweißgebadet wurde ich mitten in der Nacht wach und sah mich verschreckt um, doch als ich realisierte wo ich war, ließ ich mich wieder zurück ins Kissen fallen. „Bitte nicht ...“, flüsterte ich und begann leise zu weinen. Ich hatte die Hölle schon einmal erlebt und noch einmal war ich bestimmt nicht scharf darauf. Den Rest der Nacht schlief ich halbwegs durch und wurde am nächsten Morgen von Dr. Kawashima geweckt, den ich mehr als nur verschlafen anschaute. „Wo ist ihr Kittel?“, fragte ich leicht kindisch, denn er war in Zivil gekleidet, was mich sehr verwunderte. „Ich habe heute frei, aber ich wollte dich noch einmal sehen und dich zum Heim bringen.“, erklärte er mir und genau diese Tatsache, dass er einen Teil seines freien Tages für mich opferte, machte mich sehr glücklich. „Danke.“, hauchte ich leise und er sah mich zum zweiten Mal lächeln. Ich zog ein paar Sachen an, die ich geschenkt bekommen hatte und folgte, nach dem morgendlichen Badritual, Dr. Kawashima zum Auto. Zuvor bedankte ich mich allerdings noch bei den Schwestern für ihre Hilfe und besonders bei Hayakawa-san, der extra mit seinem Sohn gekommen ist, um sich von mir zu verabschieden. „Ich verdanke Ihnen mein Leben.“, sagte ich tief verbeugt vor ihm. „Keine rede wert, Junge. Versuch das Beste aus deinem Leben zu machen und wenn ich dir dabei helfen kann, dann lass es mich wissen.“, meinte er mit seiner freundlichen Art zu mir. „Vielen lieben Dank.“ Ich drehte mich noch einmal um, lächelte leicht und winkte zum Abschied, bevor ich mit Dr. Kawashima ins Auto stieg und wir Richtung Heim fuhren. Was mich dort wohl erwartete? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)