Crimson von xandria ================================================================================ Kapitel 1: The end begins ------------------------- Autor: Xandria Titel: Crimson Fandom: Original Fic Teil: 1/? Warning: Shojo-Ai, Romance und was mit der Zeit noch so anfällt ;) Anmerkung: Hach, endlich kann ich mal zu Recht behaupten, dass das alles meins, meins und ganz allein meins ist :) Kommentare sind natürlich heiß begehrt und wer Rechtschreibfehler/Grammatikfehler findet, darf sie wie immer gerne behalten =) Heiratsanträge, Morddrohungen und Erpresserbriefe bitte über ENS. Und jetzt viel Spaß beim Lesen! Crimson Teil 1 – The end begins Ich hasse die Träume, in denen man fällt. Ihr wisst schon, diese, in denen man die Treppen hinabsegelt, über Klippen stürzt, über nicht vorhandene Staubwölkchen unter seinen Füßen stolpert und einem die Zeit, bis man aufschlägt, vorkommt wie eine Ewigkeit. Genau das passiert mir ständig, nur dass es bei mir keine Träume sind. Stellt euch einfach den schusseligsten und tollpatschigsten Menschen den ihr kennt vor und multipliziert das um das hundertfache, dann habt ihr in etwa mich. Kommen wir zum problematischen Teil der Sache: letzte Woche hat mich mein unfreiwilliges Talent in ganz schöne Schwierigkeiten gebracht und jetzt habe ich ein ziemliches Problem am Hals. Ein Problem was zufällig groß, hübsch und wahnsinnig wütend ist. Und mich wahrscheinlich am liebsten umbringen würde, was ich durchaus nachvollziehen kann und gegen das ich rein theoretisch nichts hätte, würde das nicht mit meinem anderen Problem kollidieren: Nämlich dem, das ich schon tot bin. _______________ Zurück zum Anfang. Eigentlich ist das alles ganz schnell erklärt. Ich bin ein Vampir. Und eigentlich ein sehr rational denkender Mensch, der von jeher sämtliche übernatürlichen Kräfte, Geister, Hexen und sonst was aus der Szene ausgeschlossen hat. Ich nehme keine Drogen, leide nicht an Halluzinationen und ich bin auch nicht geistig verwirrt. Nicht mehr als ich jedenfalls nicht schon immer war. Es ist auch kein übler Witz und ich will mich auch nicht wichtig machen - im Gegenteil, ich wünschte, ich könnte dieses Kapitel aus meinem Leben einfach streichen. Was widerrum total widersinnig ist, weil ich kein Leben mehr habe. Dieses wurde vor zwei Jahren beendet, als ich nachts auf dem Weg nach Hause von einer dunklen Gestalt aufgehalten wurde... "Hi..." Erschrocken drehte ich mich um, als ich eine leise Stimme nur wenige Zentimeter von meinem Ohr entfernt wahrnahm. Ich hatte keinerlei Schritte gehört oder annähernd etwas, was mir verraten hätte, dass sich in meiner Nähe jemand befand. Und selbst jetzt da ich mich umdrehte, konnte ich nicht erkennen wer mich aufhielt. Es war fast so, als wären seine Umrisse verzerrt, regelrecht undeutlich. Mein logisch denkender Verstand schob es sofort auf das dunkle, nur schwache Licht von der Straßenlaterne nicht weit von mir und unterdrückte mein heftig protestierendes Unterbewusstsein. Sicher lag es am Licht. Oder zumindest an den schwarzen Klamotten und der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze des Fremden vor mir. "Kann ich... Ihnen irgendwie behilflich sein?" Etwas an der Gestik des anderen machte mir deutlich, dass er nicht viel älter sein konnte als ich mit meinen siebzehn Jahren und dennoch klang seine Stimme unnatürlich tief und heiser, so als hätte er bereits eine Menge ..Erfahrung? Ich kann nicht genau sagen was es war, aber es jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. "Das kannst du." Sein Tonfall drang tief unter meine Haut und sämtliche Haare an meinen Unterarmen stellten sich auf. 3"Ich.. ich glaube ich sollte jetzt besser gehen.." Hastig machte ich einen Schritt zur Seite, als er grob mein Handgelenk packte und mich festhielt. Sein Griff tat nicht weh und dennoch hatte ich den Eindruck, seine Finger würden sich wie ein Schraubstock um mich winden und ich schaffte es nicht, mich auch nur einen Zentimeter zu rühren. "Du willst nicht gehen, mein Liebes... du willst nicht gehen... " Seine Worte wurden zu einem leisen, melodischen Singsang und fast zärtlich strich er mir mit seiner anderen Hand über die Wange, schob mir mit kalten Fingerspitzen die Haare aus dem Gesicht. Mich überfiel Panik und alles in mir schrie danach wegzurennen, doch ich konnte mich noch immer nicht bewegen und je länger er vor sich hinmurmelte, desto mehr verschwand meine Kraft völlig. Es war als schienen mich meine Beine nur noch durch seine Berührung aufrecht zu halten und in meinem Körper machte sich unaufhörlich eine stete Taubheit breit. Bald fühlte ich nur noch seinen heißen Atem an meiner Wange, seine kühlen Finger an meiner Haut und als er hinter mich trat, schien es mir in diesem Moment beinahe richtig. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick in dem ich realisierte, dass er mich losgelassen hatte und schon gaben meine Beine unter mir nach und ich sank zu Boden. Doch noch während ich zusammensackte, fühlte ich seinen schützenden Griff an meiner Hüfte und ich fand mich in seinen Armen wieder, als wir beide den kalten Asphalt berührten. Ich spürte seinen kühlen Körper hinter mir knien und schloss die Augen, immer wieder durch stumme Angstattacken geschüttelt, die jedoch keinerlei Emotion mehr in mir auslösten. Selbst als er mir die letzte Locke von meinem Nacken strich und fremde Lippen meine Haut benetzten, konnte ich mich nicht wehren. Und etwas in mir wollte das auch gar nicht mehr. Ich war plötzlich nur noch müde und mein Verstand schien vollkommen ausgeschaltet zu sein. Der kurzen Schmerz als sich spitze Zähne in mich gruben, war nur Sekunden danach schon wieder vergessen und in den darauffolgenden Minuten wurde mein Körper immer müder, schlaffer und ruhiger. In diesem Augenblick wusste ich, dass ich sterben würde. Und ich hatte Recht behalten, auch wenn alles ganz anders gekommen war. Ich weiß nicht mehr genau was passierte, kann mich jedoch verschwommen an fremde Stimmen erinnern, an einen plötzlichen Ruck, als würde jemand von mir gerissen und an einen gellend hohen Schrei, als jemand verletzt wurde. Und an wenige, metallisch schmeckende Tropfen, die über meine Lippen flossen. Es war also ein Versehen. Ich hätte niemals überleben sollen. Eigentlich hab ich das somit ja auch nicht getan. Aber es wurde mir ein zweites Leben geschenkt - eines, welches ich niemals wollte. Erst als ich im Krankenhaus wieder zu mir kam, realisierte ich Tag für Tag etwas mehr was passiert war. Ich konnte nicht essen, nicht trinken, aber hatte unglaublichen Hunger und unglaublichen Durst. Meine Haut war nicht mehr blass wie früher, sondern weiß und durchscheinend. Meine Augen, die früher strahlend blau gewesen waren, hatten einen tiefen schwarzen Glanz angenommen. Selbst meine Haare, die einst einfach nur einen langweiligen Braunton aufwiesen, waren jetzt zu einem dichten, pechschwarzen Vorhang geworden. Der Arzt meinte scherzend zu mir, ich sehe aus wie lebendig begraben. Und er hatte ja keine Ahnung wie treffend er meinen Zustand beschrieben hatte. Soviel zu meiner Vorgeschichte. Wie ich damit klargekommen bin? Eigentlich überhaupt nicht. Von meinen Eltern und Freunden hielt ich mich fern, sprach nur das nötigste und hielt mich nur in ihrer Nähe auf, wenn ich es musste. Denn das Schlimme war, dass sie so wahnsinnig gut rochen. Manche mehr, manche weniger, aber an jedem von ihnen hätte ich nur zu gerne meinen unaufhaltsamen Durst gestillt. Ich schwänzte regelmäßig die Schule und schottete mich so gut es ging ab. Ich las alles über Vampire was ich in die Hände bekommen konnte und in den vielen, zahlreichen Stunden in denen ich dachte, der Wahnsinn und die Verzweiflung würden mich endlich umbringen, waren weitere hoffungslose Momente. Nichts brachte mich um, denn ich war ja bereits tot. Irgendwann versuchte ich mich damit abzufinden - mit der Einsamkeit, dem Durst und meinem langsam durchdrehenden Verstand. Und das war der Augenblick, in dem es richtig schlimm wurde. Meine Verwandlung, wenn man es so nennen mag, war also bereits vier Monate her und ich hatte nicht ein einziges mal etwas von einem Menschen getrunken. Mein Körper war am Ende und ich war kurz davor jegliche Beherrschung zu verlieren. Also beschloss ich eines Abends spazieren zu gehen und bereits nach wenigen Sekunden auf der Straße hatte ich begriffen, dass das der größte Fehler meines kurzen, neuen Lebens gewesen war. Schließlich hatte ich die Rechnung ohne meine verdammte Tollpatschigkeit gemacht, die mir scheinbar nicht einmal jetzt abhanden gekommen war. Ich hatte irgendwann einmal gelesen, dass Vampire im Mythos immer mit Eleganz auftraten, aber das war bei mir wohl zu viel verlangt gewesen. Gerade als ich also versuchte, den Geruch der wenigen Menschen die zu dieser Uhrzeit - es war schließlich bereits nach Mitternacht - noch unterwegs waren zu ignorieren, bemerkte ich nicht fern von mir einen mir nur zu wohl vertrauten Person. Um es kurz zu machen; vor meinem "Unfall" war ich eine der seltenen Spezies, die mit fast jedem klarkamen. Oder es zumindest erfolgreich versuchten. Aber ein Mensch schaffte es immer und immer wieder mich zur Weisglut zu treiben und das obwohl ich eigentlich äußerst friedliebend war. Wir waren erklärte Feinde, seit sie mir damals mit 4 Jahren im Sandkasten meine zugegebenermaßen scheußlich anzusehende Burg zerstört hatte. Zwischen uns lag über die Jahre hinweg eine Feindseligkeit, die auch durch einen gemeinsamen Freundeskreis nicht zerstört werden konnte und wir hatten beide nie die Absicht gehabt es zu ändern. Und ausgerechnet diese Person musste mir in dieser schicksalhaften Nacht begegnen. Als hätte ich nicht schon genug Probleme gehabt.. "Hey.." Trotzig presste ich die Lippen zusammen und versuchte einfach so zu tun als hätte ich sie nicht gehört. Was ziemlich schwierig war, da ich direkt an ihr vorbeilaufen musste und sie nun mal jemand war, den man - nunja - einfach nicht ignorieren konnte, selbst wenn man es wollte. Wobei ich wohl der einzige Mensch war, der das wollte. Schließlich musste ich mir mein halbes Leben die Stories meiner männlichen Freunde anhören, die sich alle mit gebrochenem Herzen bei mir ausweinten. Selbst die anderen Mädchen mochten sie alle und es schien, als wäre sie langsam zu einem regelrechten Idol an unserer Schule aufgestiegen. Was sie an ihr fanden wusste ich nicht. Sicher, sie hatte ein hübsches, etwas außergewöhnliches Gesicht mit ihren eher scharfen Gesichtszügen und den faszinierenden, tiefgrünen Augen, in denen man immer wieder das Gefühl hatte zu ertrinken. Sie hatte auch einen ganz ansehlichen Körper und ein schönes, melodisch klingendes (und damit meine ich ein unter die Haut gehendes) Lachen. Aber das alles war nun mal nebensächlich, wenn man nen beschissenen Charakter hatte. Und den hatte sie definitiv. Zwar war sie ein steter Ruhepol, doch ließ sie keine Gelegenheit aus, ihre unpassenden Kommentare von sich zu geben. Ich hasste sie. Wegen der Sandburg, wegen ihren Sprüchen mit denen sie mich aufzog, wegen ihrer Art und wegen den tausenden von Stunden, die ich damit verbracht hatte, Freunde ihretwegen zu trösten. Es ist schwierig, wenn man sich jedes Mal, wenn man einen Jungen toll findet, erst stundenlange Tiraden von wegen „Lià ist ja so wahnsinnig hübsch und attraktiv und diese Ausstrahlung...“ anhören muss, dazu die verdrehten Augen und ein breites Strahlen vor sich sieht, was nun mal nicht wegen einem selbst auf den Lippen der Jungs liegt. Kann es mir da noch einer verübeln, dass ich sie nicht mag? "HEY!" Hastig machte ich noch einen Schritt an ihr vorbei, als sie mein Handgelenk ergriff und mich festhielt. Die Erinnerung an das letzte mal, als mich jemand so festgehalten hatte, überwältigte mich und brach förmlich über mir zusammen. Stumm vor Entsetzen wandte ich mich um, bereit mich loszureißen und doch hatte ich nicht mit meiner neuen, ungewohnten Stärke gerechnet. Eine Sache mehr, die man als Vampir scheinbar dazubekam. Mein übermäßiger Schwung ließ mich stolpern – war das nicht so was von absehbar gewesen ? - und nach hinten fallen, während ich reflexartig nach ihr griff, um mich festzuhalten. Wir prallten hart auf der Straße auf und der Schmerz nahm mir für einen kurzen Augenblick vollkommen den Atem (es stimmt nämlich nicht, dass man als Vampir keine Schmerzen mehr fühlt. Warum auch. Wäre ja mal etwas positives..) und das war auch das Beste was mir hatte passieren können. Das Schlimmste geschah nämlich, als ich wieder zu Atem kam - der Geruch meines Gegenübers haute mich förmlich ein zweites mal um. Sie war mir so nah, ihr Hals nur Zentimeter von meinen Lippen entfernt und der unwiderstehliche Drang sie zu schmecken überfiel mich aus heiterem Himmel. Ich schaffte es nicht einmal auch nur eine Sekunde lang mich zu beherrschen und mein Verlangen zu unterdrücken und das nächste woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich meine Zähne in ihrem Nacken versenkte. Ich entsinne mich an ein leises, ersticktes Keuchen, an Hände, die mich wegzuschieben versuchten und an einen wahnsinnig herrlichen Geschmack in meinem Mund. Ich hatte das Gefühl noch einmal zu sterben, aber diesmal war es der pure Wahnsinn. Es war ein einmaliger Rausch an sämtlichen Emotionen, die mich durchwallten, eine Sucht, die mich nicht mehr aufhören ließ. Ich trank und trank und spürte, wie ich mit jedem Schluck lebendiger wurde. Wie mich das reine Leben durchzuckte. Ich fühlte mich gut, ekstatisch, berauscht - bis zu jenem Augenblick als eine schlaffe Hand gegen meine Hüfte stieß. Was hatte ich getan? Panisch riss ich meine Augen auf und schob den regungslosen Körper von mir, der nur stumm zur Seite fiel. Nackte Angst durchzuckte mich und was vorher wie ein absoluter Rausch erschienen war, war jetzt zu meinem Albtraum geworden. Ich hatte getan, was ich mir geschworen hatte, niemals zu tun. Ich hatte jemanden getötet. Was danach geschah, liegt hinter einer Mauer voller Nebel. Ich erinnere mich nur noch, wie ich zusah wie einzelne Tropfen meines Blutes ihre Lippen benetzten - genau, wie es damals bei mir der Fall gewesen war. Doch dieses mal gab es keine weiteren Menschen und ich wurde auch nicht von jemand anderem verletzt, es gab keine Augenzeugen im Krankenhaus. Nichts. Nur wieder einen Arzt mehr, der sich Bisswunden nicht erklären konnte. Einen Menschen mehr, der nach Tagen im künstlichen Koma erwachte und ...Veränderungen an sich feststellte. Und einen Vampir mehr, der sich zu spät erinnerte, dass der Tod selbst manchmal die bessere Variante war. Versteht ihr jetzt mein Problem? Es ist nämlich nicht so, dass man, wenn man einen anderen Menschen in ein Monster verwandelt, einfach wieder zur Tagesordnung zurückkehren und dort weitermachen kann, wo man aufgehört hat. Nicht mal, wenn man die andere Person auf den Tod – langsam bekommt diese Aussage eine nervige zweite Bedeutung – nicht ausstehen kann. Oder noch viel schlimmer; wenn sich die andere nur zu gut daran erinnern kann, wer schuld daran hat, dass man sich in diesem Zustand befindet. Genauso erging es nämlich mir. Seit Lià wieder aus dem Krankenhaus draußen ist, ist es nicht nur mein Schuldbewusstsein, was versucht mich umzubringen. Und wer mittlerweile verstanden hat, wie schwierig es ist einen Toten umzubringen, kann sich vorstellen, wie viel „Spaß“ ich im Moment an jedem Tag meines Lebens habe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)