Beautiful Disaster von shiroi ================================================================================ Kapitel 13: ------------ 13. Schuldig hatte inzwischen zwei seiner starken Kopfschmerztabletten genommen und diese bewirkten nun, dass er schläfrig auf seinem Bett lag und kurz davor war, ins Traumland zu reisen. In Gedanken war er dabei bei Ken. Ruhig und äußerlich gelassen stand Brad auf und ging langsam und leise zu Schuldigs Zimmer. Kein Ton drang auf den Gang, eine wirkliche Seltenheit für den Telepathen. Entgegen seiner Gewohnheit klopfte der Amerikaner, wartete dann aber doch nicht auf die Erlaubnis, das Zimmer zu betreten, sondern öffnete die Tür einfach. Er stockte kurz, als er Schuldig bewegungslos auf dem Bett liegen sah, und war mit wenigen schnellen Schritten bei ihm. "Was ist denn mit dir los?", fragte er besorgt, setzte sich auf die Bettkante und strich weiche Strähnen aus dem Gesicht des Anderen. Der Deutsche bekam erst nicht wirklich mit, dass jemand bei ihm war. Die Tabletten hatten ihn ziemlich umgehauen, denn eigentlich sollte er von den starken nur eine nehmen. Als er allerdings die Finger an seinem Gesicht spürte, öffnete er matt die Augen. "Brad.." Sein Blick war leicht glasig. Grummelnd drehte er jedoch den Kopf weg, als sein Gehirn richtig wahr nahm, wer da bei ihm saß. "Kopfschmerztabletten..", murmelte er nur als Antwort auf die Frage. Er wollte seinen Leader jetzt nicht sehen, hatte aber auch nicht die Kraft, ihn rauszuschmeißen. Überrascht zog der Schwarzleader die Augenbrauen nach oben. "So schlimm, dass du dich gleich wegdröhnst?" Schuldig hatte zuvor gar nicht so gewirkt, als hätte er solche höllischen Kopfschmerzen - was eigentlich sowieso nur vorkam, wenn er sich bei einem Auftrag überanstrengt hatte oder schrecklich gestresst war. Wieder strich er sanft über das Gesicht seines Liebsten. Es war nicht nur der Stress, sondern auch das emotionale Chaos, das zur Zeit in dem Deutschen herrschte, das die Tabletten gleich doppelt wirken ließ. Ein leises Seufzen war zu hören, als Brad ihn so sanft berührte. Es war das genaue Gegenteil zu dem, was vorhin passiert war. "Bin nicht weggedröhnt..", meinte Schuldig nuschelnd, wusste aber selbst, dass sein Verstand nicht wirklich arbeitete. "Klar, du bist ganz du selbst und voll einsatzfähig", grinste Brad mit gutmütigem Spott in der Stimme. Seine Finger wanderten über Schuldigs Hals und streichelten über die Schultern, er beugte sich vor und hauchte dem Jüngeren einen sanften Kuss auf die Lippen. "Brauchst du irgendwas?", erkundigte er sich ruhig. Er hatte sich schon immer immense Sorgen gemacht, wenn sein Schatz unter dem Einfluss der Medikamente stand - schließlich bedeutete das, dass es dem Deutschen wirklich hundsmiserabel gehen musste. Und das war ja nun wirklich das Letzte, was Brad für seinen Telepathen wollte. Wieder ein leises Seufzen. Auch wenn er eigentlich nicht wollte, dass Brad ihn berührte, so taten die kleinen Zärtlichkeiten doch gut. Der Ton in der Stimme des Amerikaners ließ den Telepathen verschwommen lächeln. Dieses Lächeln wurde intensiver, als er die Antwort auf die Frage gab: "Ken.." Wenn er vollständig bei sich gewesen wäre, hätte er sich jetzt die Hand vor dem Mund geschlagen, doch nun seufzte er nur wieder leise. Er vermisste den Fußballer. Seine Gefühlswelt wirbelte immer mehr durcheinander. Da er wusste, dass Schuldig es sowieso nicht registrieren würde, erlaubte Brad sich ein verstehendes Nicken. Yohji hatte also wirklich recht gehabt. "Ken? Wieso Ken?", wollte er sanft wissen. Jetzt kam es wirklich darauf an, ob Schuldig sich traute, mit der Wahrheit heraus zu rücken. Denn wenn sich der Deutsche nicht so sehr in diesen Irrsinn verrannt hatte wie der Weiß, war sein Plan überflüssig. Dann würde sich Schuldig früher oder später fangen und alles würde wie vor dem Tausch sein. Langsam drehte der Deutsche den Kopf so, dass er mehr oder weniger direkt in die Augen des Älteren sehen konnte. Die Tabletten vernebelten nicht nur sein Hirn, sondern senkten auch seine Hemmschwelle. "Weil ich ihn brauche.. liebe..", meinte er leise, schloss dann müde die Augen. Eine leise Stimme in seinem Inneren schrie auf, als er die Worte aussprach, jedoch hörte er sie nicht. Ein erneutes, ungesehenes Nicken. Die erste Hälfte war also tatsächlich eingetreten. Mit aller Willenskraft drängte Brad die Wut zurück, die sich bei Schuldigs Worten in ihm breit gemacht hatte. Wenn er jetzt so gekonnt hätte, wie er eigentlich wollte, wäre Hidaka einfach nur noch tot. Aber vielleicht war das hier auch eine einmalige Gelegenheit, noch mehr aus dem Telepathen heraus zu bekommen. "Wieso liebst du ihn? Was ist passiert, Schu?" Jede Information konnte ihm - ihnen, wenn er Yohji mit einschloss - nutzen. Ein leises Murren kam von Schuldig, er wollte nicht mehr reden, er war so müde. "Weiß nicht warum.. Weil er eben Ken ist." Selbst für seinen Geist klangen diese Worte sinnfrei. Warum wollte Brad das wissen, müsste er nicht wütend sein? Die Fragen leuchteten kurz in Schuldigs Gedanken auf, verschwanden aber genau so schnell wieder. "Lass mich schlafen.. Bitte.", sagte er leise. "Schlaf bei mir", bot Brad leise an, und doch war es fast mehr ein Befehl als ein Angebot. Alles in ihm tat urplötzlich weh, zog sich schmerzhaft zusammen. Er liebte den Telepathen doch, auch wenn er es vielleicht nicht immer zeigen konnte. Wieder glitten seine Finger durch die weichen, langen Haare. "Ich liebe dich doch, Schuldig", murmelte er, war sich nicht sicher, ob der Jüngere noch klar genug war, um die Worte zu realisieren. Das Angebot ließ ihn vorsichtig den Kopf schütteln. "Ich kann nicht.. aufstehen." Und eigentlich wollte er auch nicht mehr bei Brad liegen, er wollte nur noch in Kens Armen Zuflucht finden. Das konnte er jetzt jedoch nicht. So wirklich nahm er die letzten Worte nicht wahr, zumindest nicht geistig, doch sie trafen genau sein Herz und ließen ihn leicht zusammen zucken. "Bleib hier.. wenn du willst." Ohne ein weiteres Wort stand Brad auf, schob seine Arme unter den Telepathen und hob ihn samt der Decke hoch. Es war nicht das erste Mal, dass er seinen Liebsten in diesem Zustand in sein Zimmer trug. Brad wusste, dass die Tabletten teilweise recht heftige Nebenwirkungen auf den Deutschen hatten und er wollte nicht verantworten, dass dem Anderen in der Nacht etwas zustieß, das er nicht mitbekam. Das war auch schon so gewesen, noch ehe aus ihnen ein Paar geworden war. Die schlanke Gestalt an seine Brust gedrückt, brachte der Amerikaner Schuldig in sein eigenes Bett. Dort gehörte er auch hin... Unbewusst legte der Deutsche einen Arm um Brads Schultern und lehnte sich leicht an ihn. Die Gefühle, die er immer noch für den Amerikaner hatte, stiegen in ihm auf und ließen ihn für den Moment vergessen, was dieser ihm angetan hatte. Es war keine Liebe, die er spürte, aber Zuneigung. Das konnte er einfach nicht abstellen, zu langen lebten sie schon zusammen. Als er sanft auf dem Bett abgesetzt wurde, war er schon fast eingeschlafen. Der Amerikaner ließ die Rollos herunter und sperrte so das Sonnenlicht aus, damit Schuldig in Ruhe schlafen konnte. Er selbst war nicht müde, im Gegenteil, er war richtiggehend aufgedreht. Es war noch lange nicht Schlafenszeit für ihn und die ganze Situation war ohnehin nicht geeignet, um erholsamen Schlaf zu finden. Trotzdem zog er sich um und legte sich neben Schuldig, zog ihn in seine Arme, streichelte ihn sanft und raunte ihm leise Worte zu. Auch wenn der Deutsche sich gerade im Schmerzmittelschlaf befand, Brad wusste aus Erfahrung, dass Schuldig unbewusst deswegen auch alles mitbekam, was um ihn herum geschah. Und der Schwarzhaarige hatte immer noch die Hoffnung, alles wieder zum Guten wenden zu können. Die starken Arme und die Wärme des Älteren stießen Schuldig endgültig in den Schlaf. Leicht kuschelte er sich an den Körper neben ihn, auch wenn er im Moment kurz vorm Einschlafen genau merkte, dass das nicht richtig war. Hätte er bewusst alles mitbekommen, könnte der Deutsche jetzt sicher nicht ruhig schlafen. Brad war so anders als noch vor Stunden. Auch Brad schloss die Augen, blieb aber hellwach und aufmerksam. Es tat einfach nur gut, wie sich Schuldig an ihn schmiegte; der warme, vertraute Geruch, der von dem Jüngeren ausging, hatte etwas beruhigendes, fast schon tröstliches an sich. Warum zum Geier konnte es denn nicht immer so sein? Eine Zeitlang war es doch so gewesen... Vor der dummen Idee mit dem Tausch und Schuldigs Affäre. Auch der Deutsche genoss die Vertrautheit, die gerade zwischen ihnen herrschte, wenn auch nicht bewusst. Allerdings hielt das nur knapp zwei Stunden an, denn eine Nebenwirkung der Tabletten machte sich bemerkbar - Schuldig hatte einen furchtbaren Albtraum. Unruhig bewegte er sich in Brads Armen hin und her, keuchte manchmal leise. Verwirrt blinzelte Brad, der in seinen Gedanken versunken gewesen war, bis er verstand, was gerade geschah. Sofort drückte er den Telepathen fester an sich, strich die verschwitzten Strähnen aus dem feuchten Gesicht des Deutschen, flüsterte ihm immer wieder: "Ganz ruhig, ich bin da, es geschieht dir nichts!" ins Ohr. Er hoffte, dass dieser Albtraum nicht nur der Anfang der Nebenwirkungen war, sondern das ganze Programm, das heute auf ihn wartete. Nicht um seinetwillen, sondern ganz einfach, weil Schuldig ihm unendlich leid tat, wenn er der Chemie so hoffnungslos ausgeliefert war. Immer tiefer glitt der Telepath in die wirren Bilder seines Traums. Noch waren es keine definierten Bilder, alles war verschwommen, und die Stimmen, die Schuldig sonst blockte, drangen nun in sein Bewusstsein ein. Als Brad ihn an sich drückte, krallte er seine Hand in das Oberteil des Älteren, so als ob er Halt suchte. Beruhigend wiegte der Ältere seinen Geliebten in den Armen wie ein kleines Kind. Und ebenso redete er auf den Deutschen ein. Leise, beharrlich, beruhigend. Er hatte keine Ahnung, ob er es schaffte, dem Anderen das Gefühl zu vermitteln, nicht allein zu sein, aber er wünschte es sich. Wieder und wieder kämmten seine Finger durch das feuchte Haar, streichelten sie über die warmen Wangen. Im ersten Moment wirkte diese beruhigende Methode auch. Immer wieder seufzte der Deutsche leise, wurde aber etwas ruhiger. Die Wärme und der Halt zogen seine Gedanken aus dem wirren Loch. Jedoch hielt dies nicht lang, denn nach etwa einer Viertelstunde begannen die Bilder klarer zu werden, zeigten ihm grausame Szenarien, bei denen sein Geist nicht wusste, ob sie Erinnerungen oder Hirngespinste waren. Das leise Seufzen wurde zu einem ängstlichen Stöhnen. Schuldigs Stöhnen wurde von dem von Brad begleitet, denn der Amerikaner bekam auch einen Teil dieser Bilder ab. Zum Glück drang nicht viel davon durch seine Blockade, doch genug, um zu verstehen, dass es eine harte Nacht werden würde - für sie beide. Nicht zum ersten Mal verfluchte er die Nebenwirkungen dieser starken Tabletten, wenn er auch wusste, dass sie manchmal das einzige waren, was dem Telepathen helfen konnte. Da er befürchtete, dass Schuldig bald beginnen würde, ziellos um sich zu schlagen, entließ er ihn aus seinen Armen, legte ihn in die Mitte des Bettes, kniete sich über ihn und hielt vorsorglich die Handgelenke des Telepathen auf die Matratze gepresst. Doch genau dieses Festpinnen machte es nur noch schlimmer. Das Gefühl mischte sich in Schuldigs Traum, lösten ein unkontrolliertes Zittern in dem schlanken Mann aus. Vergebens versuchte er sich los zu machen, doch genau so wenig, wie es sein Bewusstsein schaffte, auf zu wachen, schaffte er es, sich zu befreien. "Nein.. nicht..", kam es wirr über seine Lippen. Brad verstand. Auch wenn es nicht so effektiv war, ließ er den Anderen los, legte sich wieder neben ihn und zog ihn erneut in seine Arme. Doch diesmal schlang er auch seine Beine um die des Jüngeren, versuchte, ihn so davon abzuhalten, sich selbst zu verletzen. "Schuldig, ganz ruhig. Das sind nur Bilder", betete er ein weiteres Mal wie ein Mantra in Schuldigs Ohr. Augenblicklich ließ das Zittern nach, als Brad Schuldig wieder losließ und in die Arme zog. Auch die leisen Worte beruhigten ihn. Ließen zumindest die Stimmen leiser werden, die immerzu in seinem Kopf schrieen. Der Geist des Deutschen versuchte immer wieder an die Oberfläche zu kommen, aber noch blockierten die Chemikalien dies. Mit einem Seufzen presste der Jüngere seine Stirn gegen den Hals des Amerikaners. Einen Arm um Schuldigs Schultern gelegt, die andere Hand an dessen Hinterkopf, ihn haltend und schützend, drückte Brad den Jüngeren an sich. Er bemühte sich, selbst ruhig zu bleiben, um den Telepathen dieses Gefühl vermitteln zu können. Doch wie immer in solchen Situationen spürte er in sich eine enorme Besorgnis und auch Angst um den Anderen, allerdings wurde das noch überdeckt von der Liebe, die er für Schuldig empfand. Und der Telepath spürte diese Liebe unterbewusst, was sein Herz leicht krampfen ließ. Auch sein Geist nahm dies auf und löste eine Träne aus den Augen des Deutschen. Noch immer flogen die eigenartigen Bilder in seinem Kopf herum, trotzdem entspannte sich Schuldig langsam wieder. Sein ganzer Körper und auch die Sachen, die er noch immer trug, waren total verschwitzt. Für eine Weile schlief der Deutsche wieder ruhig, murmelte nur zwischendurch etwas nicht zu verstehendes und zuckte manchmal leicht zusammen. Brad senkte geschafft seinen Kopf auf Schuldigs Schulter und seufzte tief auf. Hoffentlich war es das gewesen... Behutsam löste er sich von seinem Telepathen und holte eine Schüssel mit warmem Wasser und Handtücher. So sanft, dass der Orangehead es nicht mitbekommen würde, zog er den Jüngeren aus und begann, ihn vorsichtig zumindest vom gröbsten Schweiß zu befreien. Der leicht feuchte Film, der sich auf Schuldigs Haut bildete, ließ ihn frösteln, was sein Bewusstsein erstaunlicher Weise an die Oberfläche holte. Immer noch benommen schlug der Jüngere die Augen auf. Sein Blick irrte durchs Zimmer und blieb an Brad hängen, der ihn gerade sanft wusch. Sein Kopf war noch immer nicht ganz klar, dafür aber jetzt wunderbar leer und schmerzfrei. Leise seufzend ließ er die Prozedur über sich ergehen, denn es fühlte sich ganz angenehm an. Ken und das ganze Durcheinander, aber auch seine kaum noch vorhanden Gefühle für Brad, waren für den Moment vergessen. Erleichtert hatte der Amerikaner das leichte Flattern der Lider registriert, sich aber dadurch von seiner Tätigkeit nicht ablenken lassen. Erst als er fertig und Schuldig sauber und trocken war, lächelte er ihn an. "Gehts dir besser?". fragte er freundlich, gab dem Jüngeren einen zärtlichen Kuss in die immer noch feuchte Mähne. Schuldig schloss kurz die Augen, als Brad ihn küsste, versuchte den Nebel in seinem Kopf zu durchdringen. Auch seine Augen waren noch etwas verhangen. So dauerte es einen Augenblick, bis er auf die Frage des Älteren, mit einem "Hm.." und einem leichten Nicken, antworten konnte. Durch seinen Zustand konnte er die Gefühle, die gerade wieder begannen in seinem Inneren herum zu wüten, nicht ganz einordnen. Der Schwarzhaarige zwinkerte dem Telepathen zu und fragte, wie vor dessen Blackout: "Brauchst du irgendwas?" In dieser Frage lag eine gehörige Portion Berechnung, immerhin war Schuldig jetzt noch immer nicht ganz bei sich, also kamen seine Antworten kaum überlegt und sehr spontan. "Ken..", antwortete sein Mund, bevor sein, kaum brauchbarer, Verstand überhaupt darüber nachdenken konnte. Die Frage hatte schlagartig die Gefühle in dem Deutschen geordnet und er wusste wieder wonach er sich sehnte. Allerdings konnte das nicht nach außen dringen, denn da war nichts davon zu erkennen. Augenscheinlich gleichgültig lag der Telepath noch immer da und ließ seinen Blick fahrig über Brad gleiten. Das ganze verwirrte ihn nur noch mehr. Wieso stellte der Amerikaner ihm auch solche Fragen? Es hatte den Anschein, als wäre Brad völlig gelassen, als er sich umdrehte, die Schüssel nahm und ins Bad zurück brachte. Doch kaum war er aus dem Zimmer, blitzten seine Augen wütend auf. Okay, es war also wirklich so, obwohl er es noch immer nicht glauben wollte. Schuldig war bis über beide Ohren in Ken verliebt. Brad schloss die Augen und atmete durch, um den Zorn in sich nieder zu ringen. Jetzt war nicht die Zeit, deswegen Auszurasten. Was er jetzt brauchte - neben einem Whisky on the rocks - war Schuldigs unverschämtes Angebot des zweiten Tauschs. Und das konnte er nicht bekommen, wenn er seine Wut an dem Deutschen ausließ. Als er sich wieder einigermaßen in der Gewalt hatte, ging er langsam zurück in sein Schlafzimmer, setzte sich wieder neben seinen Patienten und strich ihm über das Gesicht, obwohl er ihm viel lieber eine kräftige Ohrfeige gegeben hätte. "Ken ist aber nicht da, Schuldig", erklärte er ihm. "Und du weißt, dass er mit Yohji zusammen ist, ja?" Der Deutsche hatte sich inzwischen in die Decke eingerollt, da ihm, nackt wie er war, leicht kalt geworden war. Als Brad aus dem Zimmer gegangen war, hatte er wieder die Augen geschlossen und versucht, sich zu sortierten - viel Erfolg hatte er allerdings nicht. Die Hand an seinem Gesicht ließ ihn wieder die Augen aufschlagen und Brad von schräg unten ansehen. "Nicht mehr..", antwortet er auf die letzte Aussage des Amerikaners. "Ich will zu ihm...", murmelte er dann, sich nicht richtig bewusst WEM er das eigentlich gerade sagte und was er damit auslösen könnte. "...lass mich zu ihm und geh du wieder zu Yohji.", brachte er so den Tausch indirekt zur Sprache. Da war sie, die Forderung, auf die Brad nur noch gewartet hatte. Er kniff die Augen zusammen und ballte für den Bruchteil einer Sekunde die Hände zu harten Fäusten. Wieder und wieder drehte und wendete sein überreizter Verstand die Frage, wie er seinen Liebsten an Ken hatte verlieren können. An Ken! Brad zwang sich, die Augen wieder zu öffnen und den Jüngeren anzusehen, als wäre er sich nicht sicher, richtig gehört zu haben. "Du willst einen zweiten Tausch, ich soll noch einmal mit Yohji schlafen, damit du wieder zu Ken kannst? Hab ich das jetzt richtig verstanden?" Ein schwaches Nicken kam von Schuldig, spürte er doch die gereizte Atmosphäre, die auf einmal von Brad ausging. Immer noch recht erschöpft schloss der Deutsche die Augen und seufzte leicht. Bilder seines geliebten Fußballers tauchten vor seinem inneren Auge auf und ließen ihn leicht lächeln. Wenn man ihn jetzt in Ruhe gelassen hätte, wäre er wieder eingeschlafen. Brad spürte die Erschöpfung und Müdigkeit des Anderen genau. Er würde ihn gleich schlafen lassen. Gleich... Vorher musste er aber noch etwas loswerden, auch auf die Gefahr hin, dass Schuldig es vielleicht nicht so ganz mitbekam. Seine Finger verfingen sich in den orangen Strähnen, streichelten sanft hindurch. Er seufzte leise und meinte dann viel gelassener, als er tatsächlich war: "Gut. Ich werde noch eine Nacht mit Yohji verbringen, wenn er auch einverstanden ist. Wenn du das so sehr willst..." Und ob Schuldig die Antwort noch mitbekam. Sein Lächeln wurde ein Stück breiter und ein leises "Danke.." kam über seine Lippen. Das hätte er wahrscheinlich nicht gesagt, wenn die Tabletten nicht in seinem Blut zirkulieren würden. Sanft legte er seine Hand auf den Oberschenkel des Amerikaners, schlief im nächsten Moment aber schon ein. Behutsam ließ Brad seinen Schützling los und verließ das Zimmer. Das glückliche Lächeln des Jüngeren hatte ihm fast das Herz zerrissen... Mit einer leicht verkniffenen Miene betrat er sein Büro, nahm sich das Telefon und wählte Yohjis Nummer. Nun lag an dem Weiß, seinem Schatz ebenfalls die Erlaubnis zu geben... Geduldig wartete er, bis der ehemalige Detektiv abgenommen hatte. ~*~tbc~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)