Like a puppet on a string von Mir_Rage (So sehr ich mich auch wehr', ich komm nicht mehr los von dir) ================================================================================ Prolog: An einem Sommertag vor vier Jahren ------------------------------------------ Die Sonne brannte heiß und gnadenlos auf das dürre, sandige Land herab. Die Luft flittert deutlich über dem Erdboden. Alles schien sich in einem gigantischen Kochtopf namens Wüste zu befinden, der langsam vor sich hin köchelte. Ein heißer staubiger Wind fegte von Westen durch die scheinbar verlassenen Straßen und Gassen von Suna- gakure. Obwohl es in einer schützenden Senke lag, war die Mittagshitze hier schier unerträglich. Doch die Menschen des Ninja- Dorfs hatten über die Jahre hinweg gelernt mit dem sengenden Klima umzugehen und zu leben. So verstummten jeden Tag zur Mittagszeit schlagartig alle Handlungen im Ort und es wurde mit einem Mal beinahe totenstill. Man saß im Schatten der Häuser, versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen und hoffte das das Schlimmste bald überstanden war. Manch einer hielt auch eine kurze Siesta. Zwar hätten die Menschen während dieser Zeit auch arbeiten können. Ihr Biorhythmus war nahtlos an die Wüste angepasst, wie der eines Skorpions oder einer Sandviper. Aber körperliche Anstrengung bei solchen Temperaturen hieß Energieverschwendung, daher ließ man die Arbeit ruhen. Der restliche Tag und die Nacht bot noch Zeit genug. Natürlich gab es hie und da den ein oder anderen der trotz der Hitze einfach weitermachte. Gen- Nin, die sich im Abhärte- Training befanden; Wachposten, die pflichtbewusst ihre Runden auf den Mauern drehten. Doch alles geschah in gemäßigtem Tempo. Darum hoben viele erstaunt die Köpfe, als eine Gruppe Halbwüchsiger laut schreiend durch die Gassen jagten. „Na warte, wenn wir dich erwischen!“ „Mach’ dich auf die Abreibung deines Lebens gefasst!“ „Renn soviel du willst, wir erwischen dich doch, Shinkiro!“ Die kleine Gestalt, die einige Schritte vorne weg rannte, zuckte ängstlich bei dem unheilverkündenden Geschrei hinter sich zusammen. Verzweifelt bemühte sie sich das Tempo zu erhöhen, um so ihre Verfolger abzuschütteln. Shinkiro wusste nur zu gut, dass Taku und seine Kumpels es ernst meinten. Wenn sie ihnen zwischen die Fäuste geriet, würde es wieder zahlreiche blaue Flecken für sie hageln- bestenfalls. „Jetzt kannst du was erleben!“ verkündete Taku. Er war ein stämmiger, finsterer Junge, der seine Altersgenossen um zwei Köpfe überragte. Und diesen Vorteil nutzte er nur zu gerne gegenüber Schwächern wie Shinkiro, die er besonders gern durch die Mangel drehte, aus. Ein verdächtiges Geräusch durchschnitt mit einem Mal die Luft und ließ sämtliche Alarmglocken des Mädchens schrillen. Hastig machte sie zwei Ausfallschritte nach links. Gerade noch rechtzeitig, denn in der nächsten Sekunde sirrten die Shuriken haarscharf an Shinkiro vorbei. Sie konnte den Windhauch noch auf der Wange spüren. Das war verflucht knapp! Sie brauchte jetzt schnell einen guten Einfall, wie sie ihren Verfolgern entwischen konnte. Denn Shinkiro fühlte bereits mehr als deutlich, dass sie das mörderische Tempo in der glühenden Mittagssonne nicht mehr lange halten konnte. Aber welche Möglichkeiten hatte sie denn, außer sich dem aussichtslosen Kampf zu stellen? Wiederwillig schüttelte das Mädchen den Kopf. »Nein! Das ginge niemals gut!« Die drei Burschen würden ohne viel Federlesen mit ihr den Boden aufwischen. Auch wenn der Gedanke sie schmerzte, Shinkiro wusste nur zu gut das sie eine mehr als lausige Schülerin war. Die Schlechteste in ihrem Jahrgang, wenn nicht sogar aller Zeiten. Zumindest bekam sie das tagtäglich von den Lehrern und Klassenkameraden lautstark unter die Nase gerieben. Mit allem, wirklich allem hatte die Kleine ihre liebe Not, egal ob es nun Tai-, Gen- oder Nin- Jutsu ging. Außer ein paar kleineren, simplen Übungen wollte und wollte ihr nichts richtig gelingen. Entweder es gelang ihr nicht genügend Chakra zu schmieden, sie verhaspelte sich bei den Fingerzeichen oder aber sie verlor einfach die Nerven. Ein Armutszeugnis für eine Suna kunoichi. Kein Wunder bezog sie ständig Prügel. Die trüben Gedanken ließen die stille Wut in Shinkiro hoch kochen. »Wenn ich nur könnte wie ich wollte, dann würde ich euch durch Suna- gakure’ s Gassen jagen!« dachte sie noch mit grimmigem Gesicht, da stolperte das Mädchen ungeschickt über einen Gegenstand der quer im Weg lag. Mit einem Aufschrei fiel sie der Länge nach hin, überschlug sich noch ein paar Mal und blieb dann liegen. »Verflucht noch mal!« Die drei Jungs hinter ihr lachten nur dreckig, einer ließ bereits genüsslich die Handknöchel knacken. Die Hatz war vorbei, nun folgte das Vergnügen! Langsam stemmte die Kleine sich hoch und äugte vorsichtig über die Schulter. Ihre Peiniger kamen näher und näher. Taku war schon fast dicht genug um zu zuschlagen. Ängstlich hielt sie einen Arm schützend vor’ s Gesicht, doch der große Junge packte sie einfach fest bei einem der buschigen Zöpfen und schleuderte Shinkiro wieder zu Boden. Mit einem Schluchzen hob sie wieder den Kopf. „So du kleine Heulboje, jetzt werden wir mal...“ „...die Klappe halten und Shin- Shin in Ruhe lassen!“ Verärgert ließ Taku von der Kleinen ab und fuhr knurrend herum. Im nächsten Moment sah er Sterne, weil er direkt in die ausgestreckte Faust hineinlief. „Hatte ich dich nicht gerade gewarnt?“ grinste der Neuankömmling frech. Er war vielleicht nicht ganz so groß wie sein Gegner. Doch die Tatsache, das Taku sich jetzt fluchend das Kinn hielt sprach für seine Flinkheit. Außerdem war er im Gegensatz zu den dreien und der kleinen Shinkiro bereits ein Gen-Nin was das Stirnband bewies, das im Sonnenlicht funkelte. Das Auffälligste an ihm aber war zweifelsohne das bizarr geschminkte Gesicht. Die roten Striche, die kreuz und quer verliefen, verliehen ihm eine leicht raubtierhafte Mimik. „Ach du Sch....“ stieß einer der Begleiter aus und wich einen Schritt von Shinkiro zurück. „Kankuro!“ Der grinste noch einem in die Runde bevor er sich Taku zu wand. „Was willst du??“ raunzte der ungehalten. Der Umstand, das er es gerade mit dem Sohn des Kazekage zu tun hatte, schüchterte den bulligen Jungen ebenso wenig ein wie die blutenden Unterlippe. „Spielste den “edlen Retter“ für die kleine Lusche da drüben!“ „Nicht wirklich! Aber ihr steht mir im Weg! Mir is' der Schraubenzieher aus der Hand gerutscht, über den Shin- Shin dummerweise gestolpert ist. Was dagegen ich mir das gute Stück wiederhole? Pfeif deine Speichellecker zurück bevor noch mal einer aus Versehen in meine Faust läuft!“ „Ach ja!“ Taku ließ sich von der versteckten Drohung nicht weiter beeindrucken. Anders als seine Spießkameraden, juckte es ihn geradezu in den Fingern es diesem aufgeblasenen Laffen einmal zu zeigen. „Warum gehst du nicht einfach und spielst wieder mit deinen Puppen, du Mädchen! Und besorg dir ’nen andern Lippenstift. Rot steht dir nicht!“ Erschrocken sogen Shinkiro und die Jungen die Luft ein. Taku hatte Kankuro gerade heftigst beleidigt. Und so wie sie die Familie des Kazekage kannten, würde das nicht ohne Folgen bleiben. Kankuro kniff bösartig die Augen zusammen und starrte sein Gegenüber lauernd an. „Wie hast du mich gerade genannt?“ „Ein Mädchen, das zu viel Schminke trägt. Eigentlich fehlt dir nur noch der Rock!“ „Du bist verdammt vorlaut!“ „Ach ja?“ „JA!“ Die beiden beäugten sich wie zwei Coyoten, bevor sie zähnefletschend über einander herfielen. Doch gerade als Taku nach seinen Shuriken greifen wollten, hallte ein lauter Knall über die Gasse. „Was ist hier schon wieder los?“ Temari stützte sich mit fragendem Blick auf ihren riesigen Fächer, den sie zuvor mit aller Kraft zusammen gefaltet hatte. „Ach, nichts weiter, Schwester! Taku und seine Freunde wollten gerade gehen. Ist doch so, oder?“ Mehr musste Kankuro nicht sagen, da wetzten die zwei ohne ein Wort zu verlieren davon. Es mit einem der Sabakuno- Geschwister zu tun zu haben, ging ja noch. Aber mit zweien oder gar allen dreien!! In solchen Momenten erschien eine rasche Flucht eine gar nicht so schlechte Alternative zu sein. Allein Taku blieb noch einen Moment lang stehen und stierte Kankuro wütend in die Augen. „Wir beide sprechen uns noch!“ versprach er düster, dann verdrückte auch er sich. Erleichtert stieß Shinkiro leise die angehaltene Luft aus und blickte verwundert auf, als sie den gleichen Laut aus Kankuro’ s Richtung kommen hörte. „Noch mal Glück gehabt! Danke für die Schützenhilfe, Temari!“ Die aber schnitt nur eine verärgerte Grimasse. „Glaub’ bloß nicht ich hätte das getan, weil ich dir helfen wollte. Ich hab lediglich verhindert, das du die Familie in Verruf bringst.“ „Ich??? Der Witz war gut! Mit den hätte ich doch...“ „WAS!“ raunzte Temari verärgert „Du weißt so gut wie ich, dass du was Nahkämpfe angeht nicht unbedingt der Geschickteste bist. Kannst du dir das Gerede vorstellen, das ausbrechen würde käme heraus das der Sohn des Kazekage von drei Akademieschülern verprügelt wurde?“ „Wer sagt dir das es ein Nahkampf geworden wäre?“ winkte Kankuro ab „Ich mir selbst. Zumindest kann ich hier nirgends eine Spur von der verblödeten Puppe sehen.“ „Es ist ja nichts passiert, dank deiner selbstlosen Hilfe! Also reg’ dich wieder ab!“ Erneut zog Temari die Nase kraus und warf einen grimmigen Blick auf Shinkiro, die sich wie ein geprügelter Hund duckte. „Du solltest dir besser Freunde suchen, die dich nicht laufend in ihre Probleme hinein ziehen!“ waren ihre letzten Worte. Dann ließ sie den Fächer aufschnalzen, nahm Anlauf und segelte auf ihm davon. Kankuro sah ihr mit einem nichtssagenden Achselzucken hinter her. Temari würde sich wohl nie ändern. Ständig versteckte sie ihre Sorge um die Familie hinter ihrer rauen Schale und vergraulte so die Leute. Aber zuhause saß ja noch ein größeres Ungeheuer! Ein Geräusch in seinem Rücken ließ ihn aufhorchen. Fragend drehte er sich um. Mit einem leisen Aufstöhnen mühte sich Shinkiro auf die Füße. Sie hatte sich bei dem Sturz beide Knie aufgeschlagen. Die Wunden brannten höllisch weil Dreck und Staub eingedrungen war. Vorsichtig tastet das Mädchen mit der Hand über die offenen Stellen, zuckte dann aber wieder zurück. „Mist verdammter!“ fluchte Shinkiro leise vor sich hin und begann in ihrer Tasche zu kramen. Aus einschlägiger Erfahrung hatte die Kleine seit geraumer Zeit immer einige Pflaster bei sich. Diese klebte sie schon fast im Blindflug auf die malträtierten Knie. Als sie den Kopf hob, bemerkte sie das Kankuro sie die ganze Zeit über angestarrt hatte. Lange geschah nichts, die beiden sahen sich einfach nur an. „Kannst du denn nicht einmal auf dich aufpassen?“ kam es schließlich von seiner Seite. „War doch nicht meine Schuld!“ protestierte Shinkiro sofort lautstark „Ich bin nur zufällig am Gewächshaus durchgelaufen, als die Drei sich gerade die Kippen angesteckt haben.“ „Tja, wer sich nicht seiner Haut erwehren kann, der sollte sich besser von zwielichtigen Stellen fern halten!“ „Komisch, und warum provoziert jemand, mit sagen wir mal einem leichten Handicap was den Nahkampf betrifft, ein möglicherweise handfestes Straßenduell? Das hätte gerade verdammt ins Auge gehen können!“ „Is’ es aber nicht! Das hab ich auch schon zu Temari gesagt. Ihr Mädels macht euch immer so viele unnötige Gedanken um nichts!“ „Lieber einen unnötigen Gedanken zu viel gedacht, als einmal zu wenig nachgedacht!“ konterte Shinkiro bissig. Zunächst funkelten die beiden sich noch streitlustig an, dann aber grinsten sie einander zu. Die Kleine kam auf Kankuro zu und hakte sich wie selbstverständlich bei ihm ein. „Los komm’! Ich bin sicher Choyi wartet schon auf uns!“ „Dann soll der alte Besen ruhig noch ne Weile warten. Ich hab’s nicht eilig!“ „Stimmt, ich eigentlich auch nicht!“ Lachend und witzelnd zogen die beiden Seite an Seite durch die Straßen. Im Gegensatz zu den anderen Kindern in Suna- gakure, die Kankuro für einen reichlich eingebildeten und auch etwas schrägen Vogel hielten (sich aber hüteten dies laut auszusprechen!), mochte Shinkiro ihn ganz gern. Seit er von Choyi das Puppenspielen lernte, sahen sie sich praktisch jeden Tag und so war mit der Zeit eine innige Freundschaft gewachsen. Die alte Medi- Nin gewährte Shinkiro tagsüber Unterschlupf und hatte sie gewissermaßen unter ihre Fittiche genommen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, Shinkiro hätte dort auch übernachtet. Nicht etwa, weil sie Choyi so gerne hatte. Im Gegenteil, manchmal raubte die Alte ihr mit ihren derben Sprüchen und albernen Witzen den letzten Nerv. Dennoch... war Shinkiro Choyi’ s Gesellschaft zehnmal lieber als die ihrer Eltern. Die lebten schon seit einigen Jahren getrennt und die Kleine wohnte mal bei ihrem Vater, mal bei ihrer Mutter. So wirklich kümmern wollte sich keiner der beiden um sie. Während ihr Vater (der zu allem Übel auch noch ihre Lehrer war) sie immer von oben herab behandelte, maßregelte und bevormundete wo es ihm nur passte, war er verglichen mit Shinkiro’ s Mutter noch das kleinere Übel. Denn die, eine ehemalige kunoichi aus Oto, war launisch, bösartig, trank und rauchte zu viel und ließ ihre schlechte Laune stets an ihrer Tochter aus. Sie traktierte das Mädchen mit bissigen Kommentaren über Shinkiro’ s mangelndes Talent, ihren unfähigen Vater, der sie mit seiner Dickköpfigkeit in dem verfluchten Dorf festhielt und den niemals endenden Hasstiraden auf Suna, die ihr die Arbeitsgenehmigung verweigerten. Nicht selten gipfelten die Beschimpfungen darin, dass Eri ihre Tochter auch verprügelte! So manches blaue Auge oder ausgekugelte Gelenk, mit dem sich die Kleine zu Choyi schleppte stammten von der eigenen Mutter. Daher verkroch sich Shinkiro lieber bei der alten Puppenspielerin und sah zu wie sie Kankuro unterrichtete oder aber sie trieb sich mit ihm wie jetzt im Dorf herum. Wenigstens in diesen wenigen Stunden hatte sie das Gefühl, das doch alles eigentlich ganz in Ordnung war. „Ehrlich wahr?“ fragte ihr Begleiter irgendwann „Das Idiotentrio hat geraucht!!“ Kankuro stieß einen lauten Pfiff aus. Die beiden hatten sich in den Schatten eines alten Hauses geflüchtet, da die Sonne gerade besonders erbarmungslos auf ihre Köpfe brannte. Zuvor hatten sie an einem Automaten kalte Getränke gezogen, die sie jetzt genüsslich schlürften „Sag’ bloß, das imponiert dir!!“ „Nöö. Aber ich hätte nie gedacht das die den Mumm dazu hätten! Und dann auch noch hinterm Gewächshaus!! Taku ist wirklich so blöd wie er lang ist! Stell dir vor, nicht du sondern dein Vater hätte sie überrascht!“ „Warum glaubst du wohl, wollten die Esel mich verhauen?“ „Du warst doch nicht etwa so lebensmüde und hast ihnen damit gedroht. Shin- Shin, du machst vielleicht Sachen!“ „Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich?? Und lass endlich diesen bekloppten Namen! Du weißt ganz genau das ich ihn hasse!“ Spielerisch boxte sie ihn gegen die Schulter und lachte. So ging es einen Augenblick lang noch hin und her, dann aber hielt das Mädchen inne und seufzte traurig. „Was is’? Was hast du?“ „Nix, gar nichts. Nur...“ seufzte sie bitter „... er würde mir ohnehin nicht zu hören. Zur Zeit ist es wieder besonders schlimm. Wenn’ s nach ihm ginge, dann müsste ich von Sonnenauf- bis –untergang trainieren. Solange bis ich vor Erschöpfung zusammenbreche, und selbst dann wäre er nicht zufrieden. Ein Glück hat Choyi ihm das ausgeredet. Manchmal ist ihr Mundwerk pures Gold wert.“ „Ach mach dir nichts draus! Das ist nur wegen der Gen- Nin Prüfung demnächst. In zwei Wochen is das vorbei und er beruhigt sich wieder. Kannst mir glauben! Was glaubst du wohl, wie mein alter Herr vor Temari und meiner Prüfung drauf war? Glaub’ mir ein Sklaventreiber aller erster Klasse. Besonders bei mir, weil ich das erste Mal durchgerasselt bin. Aber danach war er wieder zufrieden und friedlich.“ Shinkiro schnaubte von neuem niedergeschlagen. „Da ich mich und meine nicht vorhandenen Fähigkeiten kennen, weiß ich schon wie meine Prüfung ausgehen wird. Mit einer Ehrenrunde!“ „Das ist noch nicht gesagt! Also lass nicht jetzt schon den Kopf hängen!“ Aufmunternd fuhr er der Kleinen an seiner Seite durch den wuscheligen Haarschopf. „Vielleicht hast du ja auch Dusel und kommst irgendwie durch. Kann alles sein.“ Mit einem Mal fing Kankuro an sein Stirnband hin und her zu rücken. Dann schob er an verschiedenen Stellen die Finger darunter um sich zu kratzen. „Aaarrr! Und wenn’s soweit ist, komm’ bloß nicht auf den bescheuerten Gedanken das Mistding “so“ zu tragen! Mach’s wie Temari und bind’ s dir um den Hals! Arrghh, juckt das wieder!“ Shinkiro konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als sie ihren Freund so hin und her zappeln sah. „Und warum machst du es nicht??“ „Ganz einfach! Weil Temari mich durch den Wolf drehen würde, sollte ich ihren Style abkupfern. Die spinnt im Moment total! Diese Weiber und ihre Macken!“ „Hey und was bin dann ich???“ rief Shinkiro erbost. „Ganz einfach, du bist mein Shin- Shin- chan Maskottchen! Es gibt im ganzen Ort keinen, der so niedlich dreinblicken kann wie du!“ Das Mädchen verzog verärgert das Gesicht. „Unheimlich witzig! Was kommt als nächstes? Klebst du mir Chakrafäden an die Gelenke und benutzt mich anstelle einer Puppe?“ „Hey, guter Gedanke! Dann spar ich mir die Schufterei an Karasu. Diese verfluchte Fieselarbeit bei den Gelenkverstecken macht mich noch mal wahnsinnig. Wenn’ s vorher nicht diese elende Stirnband schafft!“ Mit einem Ruck riss Kankuro es sich vom Kopf und wirbelte es mürrisch im Kreis. „Vielleicht... vielleicht solltest du dir das Emblem auf ’ne Mütze nähen. Die tragen sich wesentlich angenehmer. Oder du hämmerst es auf Karas. Schließlich macht sie die ganze Drecksarbeit!“ „Das mit dem Aufnähen wäre gar keine schlechte Idee, wenn ich’ s könnte!“ Shinkiro verdrehte die Augen. „Dann gib her! Ich erledige das für dich. Gerade noch über die Macken von Mädchen lästern, aber selbst kein bisschen besser!“ „Was hat das jetzt wieder damit zu tun??“ „Nichts, gar nichts!“ meinte Shinkiro mit ironischem Unterton. Dann verzog das Mädchen mit einem Mal den Mund zu einem frechen Grinsen „Und was bekomm ich dafür???“ Kankuro sah erstaunt auf. „Wann bist du denn unter die Raffzähne gegangen?? Sieht dir gar nicht ähnlich so fordernd zu sein. Und überhaupt, wer hat dir vorhin den Hintern gerettet?“ „Temari, wenn auch unfreiwillig!“ „Trotzdem... warum sollte ich dir für das bisschen Näharbeit...“ „Ich muss ja schließlich auch noch die Mütze anfertigen oder hast du schon was passendes?“ „Nein!“ gab Kankuro missmutig zu. Schließlich streckte er die Waffen: „An was hast du denn gedacht??“ Kapitel 1: Eine fast vergessene Erinnerung ------------------------------------------ „So fertig. Schonen sie bitte den Arm die nächsten zwei Wochen! Brauchen sie noch einen Termin zum Fäden ziehen in acht Tagen?!“ „Nein, braucht er nicht. Da werden wir längst wieder zuhause sein!“ antwortete eine schnippische Stimme hinter der jungen Medi- Nin. Etwas erstaunt fuhr sie hoch und musterte das Mädchen hinter sich verblüfft. Dann meinte sie lächelnd: „Selbstverständlich. Soll ich ihnen noch etwas gegen die Schmerzen mitgeben?“ Temari beäugte sie kurz, dann wand sie sich einfach um. „Los, beweg’ dich Kankuro. Wir haben deinetwegen schon genug Zeit verloren.“ „Jajaja. Ich mach ja schon.“ Etwas unbeholfen ließ der sich gerade den verletzten Arm von einer Krankenschwester in eine Schlinge legen. Dann sprang er von dem Behandlungstisch und folgte seiner Schwester aus dem Zimmer. „Komischer Vogel das!“ „Wen genau meinst du jetzt?“ fragte die Ärztin ihre Assistentin. „Beide! Man sollte nicht glauben, dass es den Suna Ninja schon wieder gestattet ist durch Hi no kuni zu reisen! Nicht nach dem Vorfall in Konoha- gakure.“ „Ach, weißt du. Wir leben hier an einem recht abgelegenen Grenzposten von Hi no kuni. Kann sein, dass uns deshalb das meiste entgeht. Vielleicht sind Konoha und Suna schon wieder Verbündete.“ „Trotzdem, die beiden sind wirklich seltsam!“ „Das habe ich nie bestritten!“ Die beiden „seltsamen Vögel“ verließen gerade das Medi- Zentrum von Itchikan- gakure, einem kleinen Dorf an der Grenze von Hi no kuni, Ame no kuni und Kawa no kuni. Es war wirklich kaum mehr als eine kleine Ansammlung von Häusern. Außer dem Medi- Zentrum besaß es noch einen mittelgroßen Supermarkt, eine kleine Schule und ein Grenzwachposten am Dorfrand. Dorthin waren die Geschwister unterwegs. Die wenigen Leute, die ihnen auf dem Weg begegneten, wichen ehrfürchtig zurück. Anscheinend hatte die Nachricht von ihrem Kampf gestern abend bereits die Runde gemacht. Dennoch waren die meisten Blicke alles andere als freundlich. Das junge Bündnis zwischen Suna und Konoha stand immer noch auf äußerst wackligen Beinen. Und obwohl sie das wusste schritt Temari mürrisch voran und bahnte sich unfreundlich den Weg zwischen zwei Frauen hindurch. „Entschuldigen sie bitte. Sie hatte ’nen harten Tag!“ grinste Kankuro verlegen, als die beiden verärgert die Köpfe hoben. Mit ein paar schnellen Schritten hatte er zu seiner Schwester aufgeholt. „Musste das sein? Man könnte fast glauben, du legst es drauf an Streit zu suchen!“ „Das tu ich nicht, aber ich habe auch nicht vor hier auf „Lieb- Kind“ zu machen und mich anzubiedern so wie du!“ „Das tue ich ganz und gar nicht. Ich versuche lediglich höflich zu bleiben.“ „Oh ja und wie! So höflich, das du gestern abend diesen Idioten so dicht an dich ran gelassen hast, damit er zuschlagen konnte!“ „Hey, jetzt streu nicht noch Salz in die Wunde. Ich bin ja noch mit ihm fertig geworden, oder? Im übrigen vielen Dank das du mich begleitet hast. Ich hätte den Arzt ja nicht finden können!“ Wütend starrten die beiden sich kurz an, dann sah Temari weg und lief wieder voraus. »Du hattest doch nur Angst um mich, Schwesterchen. Das seh ich dir an der Nase an.« Kankuro musste bei dem Gedanken grinsen. Temari würde sich nie ändern. Lautes Geschrei ließ den Gen- Nin stehen bleiben. In der abzweigenden Gasse balgten sie eine Handvoll Kinder. Drei größere hatten es offensichtlich auf ein Kleineres abgesehen. Das weinte und bereits und machte sich so klein wie möglich. Ein unsichtbarer Ruck ging durch Kankuro und sicher wäre er im nächsten Moment auch schon losgelaufen, wäre da nicht ein weitere Junge aus einem Haus aufgetaucht. Mit ein paar schnellen Handgriffen und lautem Gebrüll scheuchte er die Angreifer weg, dann kniete er sich neben das kleine Mädchen, das immer noch laut plärrte. „Kannst du nicht einmal auf dich aufpassen?“ fragte er sie mürrisch. „Tut mir leid, tut mir leid!“ schniefte das Mädchen. „Jetzt hör schon auf zu heulen, Yuu- chan. Davon wird’s auch nicht besser. Was wolltest du denn hier?“ “Ich hab was für dich! Hier ein Geschenk, weil du mein bester Freund auf der Welt bist!“ Schlagartig hatte die Kleine aufgehört zu weinen und streckte dem Jungen ein Päckchen entgegen. Das Papier war zerknautscht und die Schleife saß schief. Verlegen sah die Kleine zu Boden. „Ich hab’s selbst eingepackt!“ „Vielen Dank, aber das hättest du nicht machen müssen!“ „Ich wollte es aber!“ Das Mädchen wollte noch etwas sagen, da bemerkte sie Kankuro und das er sie anstarrte. Erschrocken zuckte sie zusammen. Der Junge schoss sofort vor und stellte sich beschützend vor sie. „Was willst du??“ Die Augen funkelten so zornig und entschlossen, wie Kankuro es selten gesehen hatte. Er wollte schon eine entschuldigende Geste machen, dann aber senkte er den Kopf und stieß traurig einen Seufzer aus. „Nichts!“ murmelte er „Gar nichts.“ Wortlos wand er sich um und ging davon. Der Junge sah ihm verständnislos nach und horchte umso erstaunter auf als Kankuro sagte: „Ich möchte dir nur einen guten Rat geben. Beschütz deine Freundin immer gut, aber vergiss dabei nicht dich selbst vor ihr zu schützen!“ Die beiden Kinder blickten ihm nachdenklich hinterher. „Was war denn das für einer? Und warum hat er das gesagt?“ wollte das Mädchen wissen. „Keine Ahnung!“ Temari hingegen, die die Szene beobachtet hatte, konnte sich nur zu gut denken was gerade in ihrem Bruder vorging, als er mit der bedrückten Trauermiene auf sie zukam. „Ich hab’ s dir schon vor vier Jahren gesagt! Hör mit der Grüblerei auf! Du hättest es nicht verhindern können.“ meinte sie launisch. „Und warum tut es dann immer noch so verdammt weh?“ Die kunoichi versuchte seinen Blick zu erwidern, aber sie wusste nur zu gut das es wohl noch Jahre dauern würde bis er es verwunden hatte. An jenem Tag hatte er mehr als nur eine Freundin verloren. Bald darauf verließ die Gruppe das kleine Dorf. Sie hatten vor Hi no kuni auf dem direktesten Weg zu durchqueren um möglichst bald wieder in Suna zu sein. Das man das Wüstendorf mit solch einem ungewöhnlichen Auftrag betraut hatte, verlangte selbstverständlich das sie ihr bestes Team in der Angelegenheit nach Ame- no- kuni schickten. Aber ehrlich gesagt, die langen Wege ödeten die drei Chu- Nin gewaltig an. Aber was machte man nicht alles der Diplomatie wegen. Vor ihnen tat sich gerade ein mächtiger Wald auf „Was ist los mit ihm?“ fragte Gaara so unerwartet, das Temari verwundert den Kopf hob. Sein Blick huschte zu Kankuro, der anders als üblich, das Schlusslicht bildete. Das Mädchen zuckte mit der Schulter und meinte dann: „Das alte Lied. Shinkiro mal wieder. Diese Kleine ist schlimmer als jeder Fluch! Selbst jetzt noch! Wenn wir zuhause sind, werde ich mit ihm mal ein ernstes Wort wechseln. So kann das nicht weitergehen.“ Gaara antwortete nicht sondern lief mit stoischer Miene weiter. Dann aber blieb er unvermittelt stehen. Erstaunt sah seine Schwester ihn an. „Stimmt was nicht?“ „Es folgt uns jemand.“ murmelte er leise vor sich hin. Nachdenklich lauschte er in den sanften Wind und beobachtete wie die Blätter still hin und her tanzten. Ein Wald war wie dieser war wie geschaffen für einen Hinterhalt. Vor allen Dingen weil sie sich am Vortag einen unberechenbaren Feind geschaffen hatten, der ihnen zu allem Übel auch noch durch die Lappen gegangen war. Ein Gegner, dem das Terrain nur zu vertraut war und es wunderbar für seine Zwecke nutzen konnte. Der Kerl war an und für sich nichts weiter als ein kleiner Fisch. Er hatte alles andere als spektakuläre Jutsus auf Lager. Aber er schien immer vorher zuahnen aus welcher Richtung der Angriff kam, wer ihn ausführte und wie er ihn blocken konnte. Grund genug um ihn ernst zu nehmen. „Siehst du schon was?“ wisperte Temari vorsichtig zu ihrem Bruder hinüber. Als sie ihn musterte, schien Gaara wie immer zu sein. Blieb zu hoffen, dass der Dämon in ihm ruhig blieb und nicht wieder wie gestern nacht austickte. Sie alle hatten große Mühe gehabt Gaara rechtzeitig zu beruhigen, da er durch den Geruch von Kankuro’ s blutender Wunde nur noch wilder wurde. „Noch nicht, aber er ist da. Ich kann es fühlen!“ „Na wunderbar, ausgerechnet hier. Wir sollten uns einen besser übersichtlichen Platz suchen, sonst geraten wir zu schnell in die Defensive.“ Temari blickte sich rasch nach allen Seiten um. Sollte sie es wagen und mit Kirikirimai einen Teil des Waldes roden? Nein! Das würde sowohl sie um ihre Deckung bringen, als auch dem Angreifer einen Vorteil schaffen. Was also sollte sie tun? „Was ist denn jetzt schon wieder? Warum halten wir?“ Kankuro war zu weit entfernt um zu verstehen wovon die anderen sprachen. Daher ergab es für ihn keinen Sinn hier zu rasten. Und warum hatte Temari die Hand am Fächer? Sollte ihnen etwa... Gerade wollte er ihnen zurufen, ob etwas nicht stimmte, da hörte er hinter sich ein verdächtiges Rascheln. Dieses kam mit beunruhigender Geschwindigkeit näher und näher auf ihn zu. Alarmiert ging Kankuro in Verteidigung- Stellung und hätte im nächsten Augenblick auch schon Karas vom Rücken genommen, wäre ihm nicht wie böse Warnung der Schmerz durch den linken Arm gefahren. Mit der Verletzung konnte er die Puppe kaum steuern, höchstens einige Angriffe abwehren. Aber im Augenblick war er der Verwundbarste von der Truppe. Das der unsichtbare Gegner ausgerechnet ihn ausgewählt hatte, wies auf dessen scharfen Verstand hin und seine Gnadenlosigkeit hin. Vergebens versuchte Kankuro die Nervosität runterzuschlucken. Er fühlte sich im Augenblick ausgeliefert wie auf dem Präsentierteller. „Kankuro?! Was ist los? Ist da hinten einer?“ hörte er noch Temari rufen, da fühlte der Chu- Nin wie der Boden unter ihm zu vibrieren begann. Mit lautem Getöse brach das Erdreich auf, und etwas traf Kankuro hart in die Magengrube. Verbissen bemühte er sich Stehen zu bleiben, den gesunden Arm zur Abwehr erhoben. Doch der Angreifer schien genau zu wissen, dass Nahkampf alles andere als seine Stärke war. So trafen ihn vier Schläge aus nächster Nähe und fegten Kankuro schließlich von den Beinen. Mit einem wütenden Aufschrei knallte er gegen eine Baum, wo er liegen blieb. „Kankuro, verdammt noch mal. Warte ich....“ „Du bleibst besser stehen, Kleines. Oder willst du, dass ich deinen Bruder zu einem Nudelsieb verarbeiten lasse!“ zischte eine Stimme aus dem Gebüsch hinter den Dreien. Eine hagere Gestalt kam aus dem Schatten hervor. „Du schon wieder!“ zischte die kunoichi wütend und griff nach dem Fächer auf ihrem Rücken. „Temari, nicht!!“ Im ersten Moment konnte das Mädchen nicht erkennen, was genau Gaara meinte. Dann aber stieß sie erschrocken die Luft aus. Das ganze Geäst hing voller Shuriken, Kunai und allerlei anderer scharfer Klingen. Dazwischen saß eine vermummter shinobi, der anscheinend nur auf das Kommando seines Anführers wartete um den tödlichen Baumschmuck auf Kankuro herabregnen zu lassen. Egal wie schnell der auch vor ihnen flüchten würde, der Radius der Krone war zu groß. Bei zweiten Schritt würden die Klingen ihn zerfetzen. „Verflucht noch mal!“ „Tja ja, so sieht man sich wieder! Ihr habt mir gestern nacht verdammt viel Unannehmlichkeiten bereitet. Das kann ich euch leider nicht durchgehen lassen.“ „Ach ja?“ Temari war bereits auf 180, alles in ihr schrie danach anzugreifen und dieses lange Elend ins Jenseits zu schicken. „Oh ja in der Tat, ihr habt mir die Geschäfte von fast sechs Jahren ruiniert. Das meine ganze Existenz daran hing, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Also werde ich jetzt eure Existenz beenden.“ „Komisch, irgendetwas sagt mir, dass wir uns das nicht kampflos gefallen lassen werden!“ konterte Temari bissig. „Ist das so? Na dann, viel Glück!“ Sofort schnellte die kunoichi los. Das war mit Sicherheit das Zeichen für den shinobi im Baum. Wenn sie schnell genug war, dann konnte ein gezielter Windstoss vielleicht das Schlimmste verhindern. „Kankuro, sieh zu das du da wegkommst!“ Blitzschnell entfaltete Temari den Fächer und beschwor Chakra, das sie umgehend in ihre Waffe jagte. Wind kam auf, ließ das Geäst der Bäume aufheulen und fegte dann mit unglaublicher Präzision auf die Geschosse zu. Tatsächlich schaffte es Temari so deren Flugbahn zu verändern. Flink war sie an Kankuro’ s Seite, der sich am Boden krümmte. „Alles in Ordnung?“ „Verflucht noch mal!“ war alles was sie unter dem Knurren und Stöhnen heraushörte. „Was ist?“ „Die Wunde, ahhhhh. Verdammt, sie muss wieder aufgegangen sein! Teufel, tut das weh.“ „Ruhig, halt still! Ich werd’ sehen was ich tun kann.“ Ein sirrendes Geräusch alarmierte Temari gerade noch rechtzeitig. Hastig ließ sie ihren Fächer schützend über ihren Bruder und sich schnellen. Im nächsten Moment prasselten die Kunais wie ein Hagelschauer auf sie herab. „Verflucht noch mal, kommst du allein klar. Den Typen kauf ich mir und dann ist das lange Übel dort an der Reihe!“ „In Ordnung! Bis gleich!“ Wieder ließ Temari geübt Chakra in den Fächer einfließen, und dann zuschnappen. Blitzschnell hatte sie ihren Gegner anvisiert und jagte ihm ein Kamaitachi entgegen. Der shinobi hatte zwar Mühe, aber es gelang ihm auszuweichen und zu flüchten. Temari hatte sich sofort an seine Fersen geheftet und jagte ihn quer durchs Geäst. Kankuro, der sich immer noch den schmerzenden Arm hielt, sah ihr hinterher. »Pass bloß auf dich auf, Schwesterherz. Ich bin im Moment nicht wirklich zum Kampf zu gebrauchen und was Gaara betrifft....« Als der junge shinobi einen Blick über die Schulter riskierte, zuckte er zusammen. Die Art wie sein Bruder ihn gerade ansah, gefiel ihm ganz und gar nicht. »Oh nein! Alles nur nicht das! Nicht jetzt Gaara!« Doch der schien die stummen Worte von Kankuro nicht zu hören. In ihm meldete sich mal wieder eine vertraute Stimme zu Wort. Eine Stimme, die er liebend gern ignorieren würde. Aber so sehr er sich auch bemühte, Shukaku wurde von Sekunde zu Sekunde lauter. //Ich will das Blut! Gib mir das Blut! Gib es mir auf der Stelle!// // Nein, das werde ich nicht tun! Du kannst mich nicht zwingen! Niemals! Er ist mein Bruder!!// Der Dämon in Gaara schnaubte abfällig //Oh ja, ein Bruder der dich hasst und verabscheut. Nicht wahr!?// //Nein, du lügst! Niemals, ich werde nicht mehr auf dich hören! Ich muss das nicht. Sie hat immer gesagt, dass ich nur weghören muss!// //So? Und wo ist deine kleine Freundin denn jetzt? Sie ist weg und soll ich dir verraten warum?// //Sei still! Ich will das nicht hören!// //Weil dich die Kleine genauso hasst, wie der Rest des Dorfes. Also, warum versuchst du dich jetzt gegen mich zu wehren? Das hat dir früher nichts gebracht und heute noch viel weniger. Denn die Kleine mit ihrer verdammten Stimme ist weg. Für immer!// // Das ist sie nicht! Sie ist nicht weg! Shin... Shinkiro, bring ihn zum Schweigen. SHINKIRO!// Obwohl er wusste, dass es unsinnig war nach ihr zu rufen, tat Gaara es. Das Mädchen, dieses kleine unscheinbare Geschöpf hatte es damals immer geschafft, die verfluchte Stimme zum Schweigen zu bringen. Sie sollte es jetzt auch tun. Verdammt! Sie sollte diesen Teufel endlich verstummen lassen. Kapitel 2: Eine Begegnung vor vier Jahren ----------------------------------------- „Los! Komm schon! Schneller! Schneller und mit etwas mehr Schwung!“ Zwischen den Kommandos blies Kankuro immer wieder auf die kleine Pfeife um Shinkiro den Rhythmus vorzugeben. Die Kleine mühte sich gerade mit ihrer wohl siebzigsten Liegestütze ab. Die Arme schmerzen bereits, die Fußgelenke wurden steif und ihr Nacken brannte vor Anspannung. Der Schweiß lief Shinkiro in breiten Strömen den Rücken herunter, aber dennoch kämpfte sie verbissen weiter. »Ich werde nicht aufgeben! Ich werde verdammt noch mal nicht aufgeben!« hämmerte es laut durch ihren Kopf. „Jetzt schlaf hier nicht ein! Ich will mindestens hundert saubere Liegestütze von dir sehen. Beeilung, wir haben schließlich nicht die ganze Nacht Zeit.“ „Jetzt spar’ dir endlich mal die Sklaventreiber- Sprüche! Dafür hab ich schon meinen Vater!“ murrte das Mädchen und stemmte sich keuchend hoch. So ging das jetzt schon seit einer Woche. Kankuro hatte tatsächlich Wort gehalten und trainierte sie für die Gen- Nin Prüfung in acht Tagen. Und obwohl sie sich beide unglaubliche Mühe gaben und die Kleine jede Nacht bis zum Umfallen übte, wollten und wollten ihre Schwachstellen nicht weichen. Geradezu als hätten sie beschlossen, Shinkiro auf ewig zu begleiten. Wie ein bösartiger Fluch! Kein Wunder hatte das Mädchen ständig Alpträume. Wenn sie diese verdammte Prüfung vermasselte, würde es nur noch schlimmer werden. Aber wie viel schlimmer konnte es noch kommen, wenn man schon am Boden war? „So, genug aufgewärmt!“ „Wieso? Das waren noch keine hundert!“ „Schon. Aber wenn ich dich weiter machen lasse, klappst du mir noch zusammen. Los hoch mit dir und hol erst mal Luft.“ Erleichtert ließ das Mädchen sich aufhelfen und von Kankuro zu der Veranda führen. Mit einem müden Stöhnen lehnte sie sich an den Holzpfeiler. „Shin- Shin, was ist los? Du gefällst mir gar nicht! Du bist schon seit Tagen bleich wie ein Gespenst. Gibt’s wieder Ärger mit deinem Vater? Deiner Mutter? Oder beiden?“ Die Kleine schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich... ich schlaf in letzter Zeit nur nicht gut. Diese verfluchte Prüfung verfolgt mich ständig. Wenn’s vorbei ist, hab ich sicher bald wieder Farbe.“ „Trotzdem, das gefällt mir ganz und gar nicht!“ „Machst du dir etwa Sorgen um mich?“ fragte Shinkiro und ein neckisches Lächeln huschte über ihre Lippen. „Natürlich mach ich mir Sorgen. Ich meine, du... du bist schließlich wie eine kleine Schwester für mich. Da wird man sich doch noch Gedanken machen dürfen.“ „So, eine kleine Schwester also!“ murmelte das Mädchen leise vor sich hin. Die Enttäuschung war nicht zu überhören. Kankuro aber hatte seine Aufmerksamkeit auf das Haus gelenkt. „Shhhtt!“ zischte er plötzlich und zog Shinkiro in den Schatten. „Was ist los? Temari? Dein Vater?“ „Ach, schlimmer. Der kleine Teufel!“ „Gaara?“ Neugierig reckte Shinkiro den Kopf, doch sofort drückte ihr Freund sie wieder zur Seite. „Nicht! Bist du übergeschnappt! Wenn der uns sieht....“ „Was denn? Hast du Angst er verpfeift uns an deinen Vater?“ Kankuro schnaubte kurz. Shinkiro meinte so etwas wie Trauer in seinen Augen zu erkennen. In all der Zeit die sich die beiden jetzt kannten, war Kankuro’ s jüngerer Bruder immer ein Tabu- Thema gewesen. Er sprach nicht gern darüber und sie wollte nicht unbedingt nachhacken, obwohl Shinkiro offen gesprochen doch immer wieder die Neugier plagte. Man erfuhr im Dorf so gut wie gar nichts über Gaara, außer das er eine wandelnde Zeitbombe war. Ein gescheitertes Experiment hatte sie mal irgendwo gelesen. Aber was und wieso und warum konnte ihr niemand erklären. Was wohl auch daran lag, dass es nicht erlaubt war Fragen zu stellen. „Alles klar! Er ist weg! Hoffe ich zumindest!“ Erleichtert atmete Kankuro auf. Das war gerade noch mal gut gegangen. „Sag’ mal,“ fragte Shinkiro schließlich doch „ warum.... warum bist du immer so komisch, wenn es um deinen Bruder geht? Man könnte ja fast glauben du hast Angst vor ihm.“ Eigentlich hatte die Kleine den letzten Satz scherzhaft gemeint, aber als sie jetzt Kankuro’ s verbittertes Gesicht sah reute sie jedes Wort. „Wie ginge es dir denn, wenn jemand die Verantwortung für den Tod deiner Mutter trüge, deinen eigenen Onkel tötet und ein absolut unkontrollierbares Monster ist!“ „Glaubst du das wirklich? Ein Kind von sechs Jahren kann man doch nicht verantwortlich für einen Unfall machen.“ „Das war kein Unfall! Gaara hat meinen Onkel umgebracht, gnadenlos und unbarmherzig. So ist er nun mal. Ein absoluter Psychopath.“ „Wenn dein Vater ihn aber noch länger abschottet, wird das nie besser mit ihm!“ „Das tut er zum Schutz der Bevölkerung, verdammt noch mal! Sonst würde das Biest hier innerhalb weniger Tage ein Massengemetzel veranstalten! Was soll das eigentlich! Bist du die neue Fürsprecherin für Gaara? Ich dachte du wolltest trainieren!“ „Will ich ja auch, aber mir geht diese Frage nun mal im Kopf herum.“ „Dann vergiss sie besser gleich wieder, oder dein Kopf sitzt nicht länger auf deinen Schultern!“ „Soll das ne Drohung sein?“ „Nein, eine Warnung! Hüte dich vor Gaara, oder du lebst nicht mehr lange!“ Shinkiro lag bereits eine bissige Erwiderung auf den Lippen, doch Kankuro’ s ernste Miene schien keine weiteren Widerworte zu dulden. Daher nickte sie nur wortlos. „Also schön, fangen wir an. Hoffentlich erwischt uns niemand. Vater wäre sicher nicht sehr erbaut darüber, das ich dir Nachhilfestunden gebe und Temari würde mir wieder in den Ohren liegen von wegen ich soll mich gefälligst um meinen eigenen Kram kümmern.“ „Danke, das du trotzdem das Risiko eingehst.“ „Hey ich dachte wir zwei haben einen Deal, oder etwa nicht. Da wir gerade davon sprechen. Wie lange brauchst du noch?“ „Weiß nicht. Das Schnittmuster hab ich endlich fertig. Morgen besorg ich den Stoff. Was für’ ne Farbe hättest du gern. Was in grau wie dein Trainingsanzug?“ „Nein, ich weiß nicht. Ich lass mich überraschen. Ihr Mädchen habt ja angeblich den besseren Modegeschmack.“ „Witzig, äußerst witzig!“ Das Training verlief ohne weitere Störungen, aber auch ohne große Erfolge. Wenigstens hatte Shinkiro es endlich im Griff mehr als einen Doppelgänger zu schaffen, einem Angriff durch Tauschjutsu auszuweichen und sie schaffte es auch mit dem Kunai ein Ziel zu treffen. „Na also, das ist doch was!“ versuchte Kankuro sie aufzumuntern, als die Kleine mutlos den Kopf sinken ließ. „Und was wenn ich wieder zu nervös bin? Dann geht’s wieder in die Binsen. Ich hab so verdammten Schiss. Warum müssen wir auch so ’ne verblödete Geländeübung als Prüfung haben? Und dann auch noch gegeneinander! Stell dir vor ich bekomm’ Taku als Gegner!“ „Ganz einfach, dann wirst du ihm eben vor der Nase davon rennen. Darin hast du doch Übung!“ Shinkiro verzog verärgert das Gesicht. Ihr war wirklich nicht nach lachen zumute. Sie musste die Prüfung bestehen, um jeden Preis. Nur dann gab ihr Vater endlich nach und ließ Mutter und sie gehen. Und darauf war Shinkiro’ s Mutter aus. Sie wollte weg und das so schnell wie möglich. Und das einzige Hindernis war ihre Tochter. Eigentlich hätte es die Kleine nicht weiter verwundert, wenn ihre Mutter sie einfach in Suna zurückgelassen hätte. Aber aus irgendeinem Grund wollte sie ihre Tochter mitnehmen. Ihr Vater jedoch würde sie erst gehen lassen, wenn Shinkiro ihre Ninja Registrierung hatte und darin Suna als Ausbildungsort vermerkt war. Verfluchter Patriot verfluchter. Daher hatte Eri ihrer Tochter auch mehr als einmal eingeschärft was passieren würde, sollte sie die Prüfung nicht schaffen! „Hey, was ist? Lach’ doch mal wieder! Das hab ich die letzten Tage echt vermisst.“ „Mir ist im Moment nicht danach!“ „So, schade. Hhhmmmm, wie bekomm ich mein kleines Shin- Shin Maskottchen denn nur zum lachen?“ „Ich sag’s jetzt zum letzten Mal. Nenn mich nicht so!“ Kankuro aber ließ sich davon nicht beirren und begann Fratzen zu schneiden. Eine blöder und alberner als dir vorherige. Shinkiro konnte nicht anders, sie musste lachen. „Na, endlich! Ich dachte schon, du hast vergessen wie das geht!“ „Blödmann! Bei so ’ner Visage kann ich ja gar nicht anders. In letzter Zeit erinnerst du sowieso mehr und mehr an einen Clown.“ „Na super! Dann geht meine Theorie ja auf!!“ „Welche Theorie denn?“ „Ist doch ganz einfach! Wenn mich mein Gegner für einen albernen Possenreiser hält, wird er unvorsichtig und macht es mir so einfacher.“ „Welch tiefsinniger Gedankengang und ich dachte schon die Bemalung hätte einen spirituellen Hintergrund.“ „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Naja, weil es mich ein wenig an einen Tiger erinnert. Ich hab mal gelesen, früher bemalten sich die Krieger mit den Tierzeichnungen um so deren Stärke zu erhalten. Ist das also vielleicht vergebliches Wunschdenken von einem kleinen schwarzen Kater, der gerne ein gefährlicher Tiger wäre?“ „Ich bin ein gefährlicher Tiger!“ Grinsend stellte Kankuro die Hände wie Klauen auf und knurrte laut. Shinkiro kicherte aber nur: „Ja sicher, an dem Tag an dem ich Temari besiege!“ „Also irgendwann! Oh, da bringst du mich auf was! Wir müssen die nächsten Tage mit dem Training pausieren.“ „Was? Wieso denn?“ „Ganz einfach! Weil meine Gruppe einen Auftrag etwas außerhalb von Kaze no kuni hat. Aber mach’ dir keinen Kopf. Spätestens übermorgen bin ich wieder da und in der Zeit kannst du doch auch alleine üben.“ „Schon, aber trotzdem! Das wäre ja fast schon gegen unsere Abmachung!“ „Na und, du hast deinen Part ja auch noch nicht eingehalten. Oder siehst du hier irgendwo meine Mütze samt Emblem? Hhmmm?“ „Jetzt mach keinen Stress, alter Hektiker! Du kriegst sie schon noch. Ich beeil’ mich auch.“ „Na hoffentlich, all zu lange lässt Vater meine Ausrede, dass ich das Stirnband verlegt habe und nicht finden kann, nicht mehr gelten. Und dann... hab ich ein Problem!“ „Jajajaja! Du bekommst es wenn ihr zurück seid, okay. Fest versprochen!“ Leise schlich sich die schmächtige Gestalt an den Schatten der Häuser entlang. Die Sonne war bereits vor zwei Stunden untergegangen und langsam kam in Suna das Leben mehr und mehr zum Erliegen. Flink schnellte Shinkiro durch eine Gasse und drückte sich sofort wieder an eine Hauswand. So gelangte sie schließlich an ein Gebäude, das an den Kazekage- Turm anschloss. Hinter der hohen Sandstein mauer war der kleine Innenhof, in dem Kankuro und sie immer übten. Shinkiro’ s Herz hämmerte laut vor Aufregung. Heute waren endlich die zwei Tage vorüber und ihr heimliches Training würde weitergehen. Noch nie waren ihr 36 Stunden so unendlich langsam und träge vorgekommen. Aber sie hatte sie wenigstens gut nutzen können. In der Tasche an ihrer Seite, steckte ihr kleines Präsent. Hoffentlich gefiel Kankuro die Mütze! Sie hatte sich alle Mühe gegeben, stundenlang ohne Pause genäht und sich mindestens 15mal mit der Nadel gestochen. Aber das war noch nicht alles! Sie hatte ihrem Freund noch etwas viel interessantes zu berichten. Endlich hatte sie die niedere Stelle erreicht, ein schmales Wasserrohr wand sich hier nach oben und man konnte daran wunderbar hochklettern. Vorsichtig zog das Mädchen sich daran hoch und lauschte. „Hey Kankuro! Kankuro! Bist du da?“ rief sie so leise wie möglich. Nichts! Kein Ton, kein Signalpfiff. Hatte er sie etwa versetzt? Nein, jetzt konnte sie deutlich Schritte hören. Da war jemand im Hof, ganz sicher. Aber warum antwortete er ihr denn nicht. »Oh, na warte! Wenn du glaubst du kannst mich veralbern, hast du dich gewaltig geschnitten, Kankuro, altes Rabenaas!« Grinsend sprang sie wieder auf den Boden und ging an der Mauer entlang. Shinkiro spitze aufmerksam die Ohren, während sie einen etwa pflaumengroßen Stein vom Boden aufhob. »So mein Freund, dann wollen wir doch mal sehen was du davon hältst. Eigentlich hatte ich nicht vor das “so“ zu demonstrieren, aber du forderst mich ja regelrecht dazu auf!« grinste sie in sich hinein. Das Mädchen hielt kurz inne, dann faltete sie die Hände rasch zu vier Zeichen: „Affe- Hase- Tiger- und Ratte.“ Ohne jeden Laut rammte sie die rechte Handfläche gegen die raue Sandsteinmauer. Und obwohl diese sicher so dick wie Shinkiro’ s Arm lang war, schaffte es das Mädchen mit ihrer Technik durch sie „hindurchzublicken“. Natürlich war es kein richtiges Sehen. Wenn sie sich entsprechend konzentrierte, schaffte Shinkiro es das von ihr geschmiedete Chakra in Schallwellen umzuwandeln, diese selbst durch massive Hindernisse hindurch zujagen und dann aus der Reflektion ein genaues Bild zu rekonstruieren. Ähnlich wie eine Fledermaus. Es musste ein Talent sein, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Zwar kannte sie deren Jutsus nicht wirklich, aber Oto- Nin’ s waren ja bekanntlich Spezialisten im Bereich der Schallwellen und Klänge. Jedenfalls hatte sie es erst gestern durch einen Zufall entdeckt und die vergangenen Stunden damit verbracht mehr über diese Begabung herauszufinden. Was Shinkiro am glücklichsten machte, war das es jedes Mal hervorragend funktionierte. Endlich konnte sie mal etwas! So auch jetzt. Shinkiro erkannte so gut wie jede Einzelheit des Innenhofes und auch die Person, die darin langsam hin und her ging. Ihre >Schallsicht< wie sie es nannte war fast schon wie ein Radar mit Zielerfassung. Zufrieden grinsend betrachtete sie noch einmal den Stein in ihrer Hand. »So, jetzt pass mal gut auf, Freundchen!« Sie holte kräftig aus und schleuderte den Stein so fest sie nur konnte über die Mauer. „Autsch!“ Shinkiro zuckte erschrocken zusammen. Das war nicht Kankuro. Nein, das war eine andere Stimme. Verflixt, warum hatte sie jetzt so einen Blödsinn gemacht. Das gab jetzt sicher Ärger. In welch vertrackte Situation Shinkiro’ s Scherz sie gebracht hatte, bemerkte sie erst als sie sich nicht mehr bewegen konnte. Eine Sandwolke war über sie hinweg gefegt und umschloss nur ihre Beine bis hoch zu den Knien. Als das Mädchen erschrocken aufsah, entdeckte sie den Schatten auf der Mauer. Ängstlich fuhr sie zusammen. Es war Gaara. Lauernd blickte er die Kleine an, während er sich über die schmerzende Stelle am Kopf fuhr. Schließlich sprang er hinab und kam langsam auf Shinkiro zu. „D- das... war keine Absicht, ehrlich! I- ich hab nicht damit gerechnet... das ausgerechnet du...ich meine, ich habe... ich dachte....ich wusste nicht...“ Shinkiro verschluckte sich schier, als Gaara vor ihr stehen blieb und sie musterte. Diese Augen! Diese eiskalten Augen! Die blanke Angst jagte dem Mädchen den Rücken rauf und wieder runter. Es verstrich unendlich viel Zeit, zumindest kam es Shinkiro so vor weil sie sich nicht regen konnte und gezwungen war stehen zu bleiben. Schließlich begann die Sandfessel aufzubrechen und wehte in einer dichten Wolke zurück in die mächtige Kürbisflasche, die Gaara stets auf dem Rücken trug. Wieder erzitterte ihr Innerstes, als sie die kalten Augen auf sich bemerkte. Jeder anderer im Dorf, wirklich jeder andere ob Erwachsener oder Gleichaltriger und es wäre ihr egal gewesen. Sie hätte die Prügel oder Strafe eingesteckt und gut! Aber Gaara... Kankuro’ s Warnung kam ihr wieder in den Sinn. „Was sollte das!“ Es waren die ersten Worte, die er an sie richtete und genauso so kalt wie sein Blick waren . Verlegen biss sich Shinkiro immer wieder auf die Unterlippe, bis sie endlich den Mut fand um zu antworten. „Nichts! Wirklich! Ich habe... ich wollte...ich konnte doch nicht ahnen...“ „Ich kann Gejammer nicht leiden!“ Verzweifelt kämpfte Shinkiro gegen das Zittern an und versuchte es zu unterdrücken. Dennoch klapperte ihre Zähne immer mehr aufeinander. Mit einem Ruck krampfte sie sich zusammen und schaffte es eine einigermaßen demütige Verbeugung zustande zu bringen. „Ich bitte vielmals um Verzeihung. Es war ein bedauerlicher Irrtum, der nicht wieder vorkommen wird. Entschuldigung noch mal.“ So sehr sie bisher auch die harsche Art ihres Vaters nicht leiden mochten. Wenigstens hatte Shinkiro so gelehrt, sich auf kurze und zackige Art und Weise zu entschuldigen. Das Ganze erinnerte schon fast an einen militärischen Code. Manchen Erwachsenen gefiel es und Shinkiro war so schon mancher Strafarbeit oder einer Nachsitzstrafe entgangen. Gaara aber schien sich davon weniger beeindrucken zu lassen. „Entschuldigung. Ent- schul- di- gung. Entschuldigung.“ murmelte er immer wieder mit nichtssagender Miene vor sich hin. „Dieses Wort höre ich in der letzten Zeit verdammt oft! “Entschuldige dies!“ – “Entschuldige das!“ Die ganze Zeit schleichen und scharwenzeln sie auf Zehenspitzen um mich herum und katzbuckeln bei kleinsten Bewegung, die ich mache. Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung! Soll ich dir was verraten, ich hasse dieses Wort. Wenn man es so oft hört, klingt es schon fast so als wäre man selber schuld, das die anderen es sagen. Ent- schuldige! Was wenn ich nicht will?“ „Ich... ich meine es aufrichtig! Du... du hast schon recht. Manche Leute benutzen das Wort wie eine nichtssagende Floskel... so als würden sie es gar nicht ernst meinen. Ich aber meine es ernst... todernst!“ Im nächsten Moment wollte Shinkiro sich ihre lose Zunge abbeißen, als Gaara sie mit einem seltsamen Lächeln beäugte. „Tot- ernst, hmmm ein interessantes Wort. Klingt verführerisch. Auf jeden Fall besser als Entschuldigung.“ Wieder starrte er sie lauernd an wie die Schlange das Kaninchen. Im ersten Augenblick hatte Shinkiro Angst. Und dann, wie aus heiterem Himmel, wich ihre ängstliches Gesicht einer fragenden Miene. „Was?“ raunzte Gaara ungehalten. Solch einen Blick hatte er bisher noch nie gesehen. Furcht, Abscheu, Verachtung. Das waren für gewöhnlich die Blicke mit denen die Menschen, einschließlich seiner Familie, ihn bedachten. Aber dieses Mädchen... Fast könnte man es Interesse nennen. „Ich...nichts, nur...“ „WAS!“ „Mir ist noch nie aufgefallen, das du zwei unterschiedliche Stimmen hast.“ In diesem Augenblick geschah etwas, was noch nie zuvor geschehen war. „Meine... Stimme?“ fragte Gaara erstaunt. In dem Moment der Verwunderung, tastete er nachdenklich über seine Lippen. Dann aber hatte er sich wieder in der Gewalt und starrte das Mädchen grimmig an. „Was soll das heißen? Was willst du damit sagen? Willst du mich veralbern?“ „Nein, niemals. Nur... na ja, es ist mir erst jetzt aufgefallen. Wenn du sonst sprichst, dann klingst du anders als gerade.“ Verlegen sah Shinkiro auf. Gaara schien von der Antwort nicht sonderlich begeistert. „Und wie klinge ich gerade?“ „Wie soll ich das beschreiben? Sonst...ich meine, die ein zweimal in denen ich dich reden gehört habe, da... da hatte deine Stimme immer so eine bestimmte Tonlage, die deutlich herausstach. Die, die ist jetzt nicht da.“ „Und?“ „Ich weiß nicht warum, aber ich... ich... ich mag diese Stimme.“ Es war für einen kurzen Augenblick gespenstisch still. Shinkiro war selbst mehr als erstaunt, wie leicht und selbstverständlich ihr diese Worte über die Lippen gehuscht waren. Aber es stimmte. Diese andere Stimme, dieser andere Tonfall war... angenehmer. Er war zwar noch genau so abgeklärt und kühl, aber um Längen....menschlicher. „So, du magst sie!“ stellte Gaara nüchtern fest. „Ja, warum? Stört...stört es dich?“ „Das ist mir egal!“ war die knappe Antwort. „Was hattest du eigentlich hier zu suchen?“ „Ich... ich... Kannst du was für dich behalten?“ Wieder war Gaara für einen flüchtigen Moment sprachlos. Dieses seltsame Mädchen und ihr absonderliches Verhalten verwirrten ihn komplett. Sie tat so... vertraut mit ihm. Fast so als ob sie ihn...mochte. Aber nein, das konnte nicht sein. Niemand mochte ihn und er mochte niemanden. Das war die kurze und prägnante Regel in seinem Leben. //Hör nicht auf sie! Du weißt ganz genau, das die Menschen dich hassen. Sie versucht nur dein Vertrauen zu gewinnen.// meldete sich mit einem Mal die Stimme in ihm zu Wort. Vermutlich hatte sie recht. //Natürlich habe ich recht! So ist die Welt nun mal! Die Menschen können nichts anderes als hassen, und das was sie fürchten, das hassen sie am meisten. Diese Kleine da tut vielleicht unschuldig und nett. In Wahrheit aber hasst sie dich genau so wie alle anderen auch. Warum schenkst du mir nicht ihr Blut? Ein Mensch weniger der dich hasst und ein wenig Genuss für mich.// //Nein, ich will nicht! Sie ist viel zu schwach um ein gefährlicher Gegner für mich zu sein!// //Willst du warten, bis sie es seien wird?// Verwundert hatte Shinkiro festgestellt, dass in Gaara etwas vorging. Noch bevor sie überlegen konnte was das war, hörte sie die Stimme. Zwar nur sehr leise, aber das Mädchen erkannte sie sofort. Es war der Tonfall, der sonst aus Gaara’ s Stimme herausstach. Der, der bis jetzt geschwiegen hatte. „Ich hab zwar keine Ahnung, warum du mir das unterstellst. Aber ich bin alles andere als ein würdiger Gegner... Shukaku!“ versetzte sie verärgert. Sofort flog Gaara’ s Kopf herum. Auch die Stimme in seinem Inneren war mit einem Mal erstaunt verstummt. „Was hast du da gerade....?“ //Hab ich’ s dir nicht gesagt! Sie ist böse! Sie wird dich vernichten, wenn du sie nicht aufhältst! Sofort! Jetzt und hier!// „Hab ich nicht vor und werde ich auch nicht! Und im übrigen ist es verflucht unhöflich, wenn man sich in ein Gespräch einmischt. Selbst wenn man ein uralter Rachegeist ist!“ // Bring sie zum Schweigen! Sie soll still sein! Bring das Gör zum Schweigen! Auf der Stelle!// „HALT ENDLICH DIE KLAPPE, DU NERVENSÄGE!!! Ich unterhalte mich mit Gaara und nicht mit dir!“ Shinkiro machte blitzschnell eine Bewegung, eine unglaublich rasche Abfolge aller zwölf Zeichen. Im nächsten Moment berührte sie Gaara’ s Stirn. Dabei summte ihre Stimme einen Ton. Sofort schnellte das Mädchen erschrocken zurück. Das ganze hatte keine hundertstel Sekunde gedauert, weniger als der Sand brauchte um sie zu erreichen und zu fesseln. „Lass mich... lass mich los! Ich habe.... ich habe doch nichts...“ keuchte die Kleine verängstigt. Sie begriff ja selbst nicht warum und wie sie das jetzt gemacht hatte. Alles was sie wollte war, das der Dämon seine Klappe hielt und nicht dauernd auf Gaara einredete. Tatsächlich ließ der Sand von ihr ab und zog sich gehorsam in die Flasche zurück. „Was hast du da gemacht?...Wie hast du es gemacht?...Warum hört er auf dich und schweigt?“ „Ich weiß es nicht! Ich weiß es wirklich nicht! Bitte du musst mir glauben. Ich weiß es nicht!“ Immer mehr legte sich die Panik um das eingeschüchterte Mädchen und entlud sich in einem heftigen Weinkrampf, der sich nicht unterdrücken ließ. Kapitel 3: Schmerzhaftes Wiedersehen ------------------------------------ //Sie wird nicht kommen und mich verstummen lassen, egal wie sehr du es dir wünschst!// Shukaku’ s Stimme war heute an Bösartigkeit zu nicht zu übertreffen. Er grollte noch, weil er in der vergangen Nacht um seinen angemessenen Blutzoll gebracht worden war. Verfluchte Geschwister! Aus irgendeinem Grund hörte sein Wirt mehr und mehr auf die beiden. Und nicht nur das. Die beiden verloren mehr und mehr den nötigen Respekt vor ihm. Allerhöchste Zeit dagegen etwas zu unternehmen! Warum also nicht die günstige Gelegenheit nutzen? //Verschaff mir sein Blut! Hier und jetzt! Keine Widerrede mehr!! Gehorche!// „Ich will nicht, ich will verdammt noch mal nicht!“ Den letzten Satz hatte Gaara laut ausgesprochen und somit die anderen alarmiert. Jeder von ihnen wusste genau, was es bedeute wenn „der Dialog“ begann: Ein mehr als sicheres Zeichen, das der Dämon in Gaara sich seinen Weg ins Freie bahnen würde. Und nichts und niemand konnte es verhindern. „Interessant!“ gab da der Anführer der Gegner von sich. „Wirklich interessant. Das ist also der berühmt- berüchtigten Wüstenteufel. Angeblich soll er ja keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machen. Bin mal gespannt auf wen er sich als erstes stürzen wird?“ Neugierig beobachtet er wie Gaara immer mehr zu schwanken begann. Shukaku’ s Stimme hatte mittlerweile die Lautstärke eines Orkans und donnerte unbarmherzig durch seinen Kopf. „Gaara! Bleib ruhig! Mach jetzt keinen Blödsinn!“ Doch die aufgeregten Rufe seines Bruders verhallten stumm in Gaara’ s Ohren. Er konnte fühlen wie sich der Dämon mehr und mehr in ihm breit machen. „Hör auf! Hör verdammt noch mal auf damit!!“ // Den Teufel werd ich tun. Wir sind eins wir beide, du könntest ohne mich doch gar nicht existieren! Also hör mit dem kindischen Theater auf und lass uns etwas Spaß haben!// „NEIN! Ich werde nicht auf dich hören!“ //Oh doch, das wirst du! Du hast doch gar keine andere Wahl! Und kein kleines Mädchen wird dir mehr helfen!// //„Wollen wir wetten! Halts Maul, Shukaku! Das hab ich schon vor vier Jahren gesagt!“// Wie aus dem Nichts rauschte aus dem Blätterdickicht ein Schatten herab und landete genau vor Gaara. Blitzschnell fuhr eine Hand aus dem weinroten Mantel hervor und berührte die Stirn des Jungen, dann schnellte die Gestalt mit schnellen Flickflak- Schlägen zurück und wich flink den angreifenden Sand- Schwaden aus. Das einzige was Gaara noch hörte war ein: //NICHT SCHON WIEDER!!!//, dann war der Dämon mit einem Mal verstummt und angenehme Ruhe herrschte in seinen Kopf. Verwundert sah er auf. Der kleine Schatten war in lockerer Angriffstellung stehen geblieben. Der weite Umhang wallte wild im Wind, den der fremde Ninja erzeugt hatte. Ebenso die schwarzen Haare (das hieß der fransige Pony war leuchtend rot) Vom Gesicht war nichts zu erkennen, denn es war hinter einer beeindruckenden Noo- Maske, einer kishin verborgen. Eine scheußliche Dämonenfratze grinste hämisch in die Runde. Doch keine Maske der Welt konnte verhindern, dass der junge Gen- Nin ihre Trägerin erriet. „Shinkiro?!“ murmelte er nur. „Wieder klar im Kopf?“ fragte der Ninja „Ja!“ Dann wand sich Neuankömmling dem Gegner der Suna- Nins zu. Der schien kurz irritiert zu sein, dann aber grinste er nur. „Hab’ mich schon gefragt, wann du hier auftauchst. Gestern haben wir ja mit Abwesenheit geglänzt. Hat die Chrysanthemen- Sturmtruppe des Mikados heute nicht mehr zu bieten als ein kleines Mädchen?“ Kankuro glaubte im ersten Moment seine Sinne würden ihm einen bitterbösen Streich spielen. Das konnte doch nicht... war das dort drüben wirklich... Shin- Shin? Wenn ja, warum hatte sie so eine eigenartige Stimme? Und wie und warum kam sie hierher? Was war diese Chrysanthemen- Sturmtruppe? „Für einen windiges Subjekt deiner Art, reicht ein einziger Chu- Nin von meinem Format völlig!“ war die giftige Antwort. Die Stimme klang in der Tat seltsam krächzig und heißer, fast schon etwas unheimlich. Mit einem dumpfen Knall schlug die vermummte kunoichi den Umhang zurück und machten einen Ausfallschritt in Richtung des Angreifers. Eine Ausrüstung, wie man sie von Konoha’ s ANBU gewohnt war, kam zum Vorschein. Außer dem Brustharnisch, den Arm- und Beinschienen besaß diese kunoichi noch einen zusätzlichen Schulterschutz. Die Arme gingen nach oben, beide verharrten schließlich auf Gesichtshöhe. Die Finger waren gespreizt, die Kuppen abgewinkelt. Sie sah fast aus wie eine Puppenspielerin, nur ohne Puppe. „Na wenigstens ist hier keine Stadt, die du auf die Grundmauern niederreißen kannst wie letztes Mal. – Macht sie fertig!“ Mit lautem Gebrüll schossen vier Ninja aus dem Erdboden hervor. Gewand schoss der kleine Schatten an ihren Angriffen vorbei. Der Umhang flatterte hoch durch die Luft und landete unbeachtet auf dem Boden. Mit einem Sirren flackerten kurz rote Chakra- Fäden auf, schnalzten durch die Luft und wickelten sich blitzschnell um die Angreifer. Mit einem ohrenbetäubenden Schrei stürmte die kunoichi los, bewegte dabei Arme und Finger und beförderte so zwei der Gegner nach oben in die Baumkronen, die anderen stolperten ihr unbeholfen entgegen. Ohne zu zögern teilte die Kleine reihum eine blitzschnelle Salve an Tritten und Kicken aus. Das sie dabei ihre Kontrahenten wie an einem Jojo vor und zurückschnellen ließ, schien ihr nicht die geringsten Gewissensbissen zu verursachen. Im Gegenteil, die kunoichi genoss es gerade zu. Immer wieder stieß sie ein bösartiges Kichern aus, das durch ihre seltsame Stimme noch unheimlicher wurde. Schließlich kappte sie die Chakra- Fäden und die Unglücklichen flogen in die unterschiedlichsten Richtungen, wo sie zu Boden gingen. „Na? Noch mehr Freiwillige, die reichlich von denen wollen die nichts kosten aber verdammt wehtun??“ zischte die Stimme lauernd und warf einen Blick in die Runde. Tatsächlich schossen einige Schatten durch das Geäst. „WEG! Nichts wie weg von hier!“ - „Das ist Uta, die Todesstimme.“ - „Rennt! Rennt um euer Leben!“ „Verdammte Feiglinge! Bleibt gefälligst hier! Hier geblieben sag ich!“ „Scheint so als hätten deine Untergebenen erkannt, dass es für ihre Gesundheit besser ist mich nicht länger zu reizten. Also, und wie entscheidest du dich?“ Der hager Mann schürzte abfällig die Lippe, dann wand er sich einfach wortlos um. „Schön! Der Herr will es ja nicht anders!“ „Ich säbel’ dir ein zweites Maul, dann klingt deine Stimme vielleicht etwas menschlicher, du verdammte Hexe!“ Mit lautem Gebrüll ging er auf das Mädchen los, in jeder Hand blitzen mit einem Mal unzählige Klingen auf. Die Kleine aber blieb völlig regungslos stehen und ließ ihren Widersacher näher und näher kommen. »Weich aus! Weich verdammt noch mal aus!« hämmerte es in Kankuro’ s Kopf, als er sah wie ein tödliches Klingengeschwader auf die kleine Gestalt zuraste. Doch noch immer regte sich die Gestalt nicht. Selbst als die Klinge sie regelrecht zerfetzten, blieb die Gestalt stehen. „Verdammt. Kage- Bushin!“ „Erraten!“ Die Stimme schien von überall her zu kommen. Dann sah man, nur für den Bruchteil einer Sekunde, die Gestalt an unterschiedlichsten Stellen auftauchen. Immer wieder erschien sie kurz flackernd, um sich dann im nächsten Augenblick wieder in Nichts aufzulösen. „Jutsu des Schall-Läufers! Ich wusste nicht, das sie das beherrscht.“ Temari war wieder aufgetaucht und verfolgte gebannt das Geschehen. Kankuro ging es ähnlich. Wenn das dort unter der Maske wirklich... Nein, nein, das konnte nicht sein. Shin- Shin... konnte nicht hier sein! Und selbst wenn, es durfte ihm nichts bedeuten. Shinkiro war... eine Verräterin!! Eine heimtückische Verräterin, die Suna und ihn hintergangen hatte. Sie durfte ihm verdammt noch mal nichts mehr bedeuten. „Jetzt hab ich dich!“ Wütend zielte der Verbrecher auf einen Punkte, mit einem lauten Knall explodierte die Bombe, die an das Kunai geheftet war. Rauchwolken stoben zum Himmel auf. „NEIN!“ Der wütenden Aufschrei schien sich wie von selbst aus Kankuro’ s Kehle geschlichen zu haben. Er musste nicht nach rechts oder links blicken um zu wissen, das die anderen ihn anblickten. Ja, sein Verstand hatte die Tatsachen schon lange akzeptiert. Aber es gab da noch einen Teil in ihm, der stemmte sich widerspenstig dagegen. „Ohhhh, war die Kleine etwa deine Freundin?? Ich wusste ja gar nicht, dass die „Todesstimme“ eine Suna- kunoichi war. Sie trug ja auch nie wie die anderen Chrysanthemen ihr Emblem offen mit sich herum. Bedauerlich.“ „Ich hab’ s nicht nötig, Patriotismus zu heucheln wo keiner ist. Suna und seine Bewohner sind mir so was von egal! Meinetwegen können sie allesamt zur Hölle fahren!“ Mit diesen Worten kam eine Gestalt aus den Rauchschwaden geschossen. Jadegrüne Augen funkelten zornig als das Mädchen brodelnd wie ein wildgeworden Stierherde auf ihren Gegner losging. Die Maske war weg und mit ihr der letzte Zweifel- Es war Shinkiro! Kapitel 4: Ein Zusammenstoß vor vier Jahren ------------------------------------------- „... Darum haben wir statt der vorgesehenen zwei insgesamt vier Tage benötigt.“ Mit diesen Worten beendete Baki seinen Bericht vor dem Gremium des Rats. Seine beiden Schützlinge standen die ganze Zeit schweigend hinter ihm. Jeder von ihnen würde das vermaledeite Prozedere gern umgehen, aber das gehörte nun mal auch zur Ninja- Arbeit. Blieb nur zu hoffen das Vater sich sein Urteil schnell bildete und sie bald aus dem muffigen Zimmer rauskamen. „Wirklich, eine hervorragende Leistung.“ lobte einer der Ratsmitglieder. „Ja, ihr könnt sehr zufrieden mit euren Kindern sein, ehrenwerter Meister Kazekage.“ meinte ein anderer. Doch der große Mann in der Mitte schwieg nachdenklich. „Ihre Fortschritte sind ganz ordentlich.“ gab er schließlich sein Urteil ab. „Allerdings erwarte ich von euch, dass ihr euch nicht auf eueren Lorbeeren ausruht, verstanden. Als Sohn und Tochter des Kazekage hat ihr Vorbildfunktion für den ganzen Nachwuchs in Suna- gakure! Temari, ich will nie wieder hören, das du dir vorschnell ein Urteil erlaubst und unüberlegt angreifst! Solches Verhalten toleriere ich vielleicht bei einem achtjährigen Kind aber nicht bei einer Gen- Nin mit deinen Anlagen!“ „Ja, Vater!“ nickte das Mädchen kleinlaut. »Achtung! Gleich geht’s los! Jetzt bin ich wieder dran!« ging es Kankuro durch den Kopf als sich die Augen seines Vaters auf ihn richteten. „Kankuro, du scheinst recht begabt zu sein was den Umgang mit Karasu angeht. Aber immer noch lassen deine Fähigkeiten den Nahkampf betreffend, zu wünschen übrig. Versuche diesen Mangel so schnell als möglich zu beheben. Im Falle der Zerstörung der Puppe wärst du sonst nur unnützer Ballast für dein Team! Verstanden!“ „Ja, Vater!“ nickte er ebenfalls so tonlos wie möglich. Innerlich aber kochte Kankuro die Galle hoch. »Immer wieder hackt er auf diesem verfluchten Nahkampf herum! Hat dem denn noch niemand klar gemacht, dass man als Puppenspieler nun mal Distanzkämpfer ist?« Aber wenigstens war er recht billig davon gekommen. Gerade wollten die drei sich vor dem Rat verbeugen, da ertönte noch einmal die scharfe Stimme des Kazekage. „Sohn, wo ist im übrigen dein Stirnband? Das habe ich dich schon vor Beginn der Mission des öfteren gefragt.“ „Hab’s noch nicht gefunden.“ nuschelte der Junge eine halbherzige Entschuldigung. Verlegen stierte er dabei auf den Boden. „Dann find es jetzt gefälligst!“ Mit einem lauten Knall schlug Kankuro’ s Vater das Klemmbrett, in dem er gerade geblättert hatte, auf den Tisch. „Ich werde es nicht länger dulden, das mein eigener Sohn die ehernen Symbole des Dorfes nicht zu würdigen weiß. Morgen früh erscheinst du vor mir, samt Stirnband oder es wird Konsequenzen haben!! Verstanden!“ Die zornigen Augen starrten den Jungen unnachsichtig an, bis der schließlich den Kopf senkte und: „Ja, Vater!“ sagte. „Gut. Wollen wir hoffen, das ihr beide bei euerem nächsten Auftrag ebenfalls so erfolgreich seid.“ Mehr hatte ihr Vater den beiden Gen- Nin nicht zu sagen. Kein „Willkommen zuhause!“, Kein „Schön das ihr wieder hier seid.“, Kein „Was habt ihr erlebt?“. Nein, für den Kazekage gab es nur bedingungslose Pflichterfüllung und Strenge. Und die ließ er bei seinen zwei ältesten Kindern schärfer walten als sonst. Mit einem beiläufigen Nicken entließ er die Gruppe schließlich. Eine rasche, höfliche Verbeugung und schon waren sie draußen. Kaum aber hatte ihr sensei sie einen Augenblick allein gelassen, da gab Temari ihrem Bruder auch schon einen derben Faustschlag auf die Schulter. „Autsch! Hey, was soll das??“ „Du bist so was von selten dämlich! Weißt ganz genau, das du ihn damit auf die Palme bringst und trittst Vater dennoch ohne Stirnband unter die Augen!“ fauchte das Mädchen wütend. „Was kann ich denn dafür, das ich das Mistding nicht finde?? Blas’ dich mal nicht so auf! Ich such’ s ja heute noch.“ „Bleibt zu hoffen das du’s auch findest. Und glaub bloß nicht ich werd’ dir helfen! Zieh deinen Hals gefälligst selbst aus der Schlinge.“ „Ach, lass mich doch in Ruhe!“ Verärgert schritten die beiden Geschwister schweigend nebeneinander durch die Gänge des Kazekage- Turms. Keiner der beiden sprach auch nur ein Wort, daher hörten sie schon bald die schnellen Schritte, die ihnen entgegen kamen. Zwei Joo- Nin stürmten mit aufgeregten Gesichtern an ihnen vorbei und direkt ins Konferenzzimmer. Die Tür, die mit solcher Wucht aufgerissen worden war, blieb offen stehen. „Was ist denn....?“ „Meister Kazekage, schnell! Gaara... er.... er ist wieder komplett durchgedreht. Schnell, bitte kommen sie. Er... wird das Mädchen töten, wenn ihn nicht jemand im Schach hält!“ »DAS MÄDCHEN!!!!« Ein eiskalter Schreck fuhr Kankuro in die Glieder. War das etwa... Das...Nein.... Das konnte... das durfte nicht sein! »Verdammt, ich hab sie doch gewarnt!!« „Hey, wo willst du hin!“ Der Junge aber hatte weder die Zeit noch die Nerven, seiner Schwester seinen bitteren Verdacht mit zuteilen. Es galt jetzt das Schlimmste zu verhindern. So schnell er nur konnte rannte er los und stieß dabei zwei Chu- Nin um, die gerade Akten ins Archiv bringen wollten. »Ich bin so ein Idiot, das ich den Hinterhof als Trainingsgelände vorgeschlagen habe!! Alles nur weil Vater sonst Fragen gestellt hätte wohin ich so spät noch wollte!« schalt er sich selbst » Ich hätte sie warnen müssen, nein ich hätte es ihr verbieten sollen hier her zu kommen. Ich hätte es wissen müssen, er hat uns doch gesehen letztes Mal und hat ihr vermutlich aufgelauert! Ich bin so ein Schwachkopf. Aber warum ist sie hier?? Hätte sie denn nicht im Dorf auf mich warten können?? Verdammtes Gör, hab ich dich nicht gewarnt! Hab ich’ s nicht gesagt!!! Halt dich fern von ihm!!« Mit schnellen Schritten und Sprüngen hetzte Kankuro die Treppen hinab und stürmte auf das Nebengebäude zu. Drei Personen, die Wächter die ein Auge auf Gaara haben sollten, standen auf der Veranda und beobachteten mit bangem Blick und ängstlichem Gemurmel das Geschehen im Innenhof. „Das ist doch Wahnsinn!“ „Man muss der Kleinen doch irgendwie helfen!“ „Ich bin doch nicht lebensmüde!“ „Aber es ist erstaunlich, wie gut sie sich hält!“ „Vielleicht spielt er auch nur mit ihr, wie die Katze mit der Maus. Ihr wisst doch wie so was immer endet!“ „Wer ist das Mädchen eigentlich, ich meine ich hab sie schon mal gesehen?“ „Wart mal wie heißt sie gleich....Shiro... Shinri... Shirin... - Shinkiro, das war’ s!“ Kankuro schoss an ihnen vorbei und warf einen ersten Blick in den Hof. Die sich auftürmenden Sandmassen, die sich immer mehr verdichteten, alarmierten den jungen Gen- Nin. Nur zu gut wusste er was das bedeutete. „Saba- Kuro! Dann ist er wirklich ausgetickt. Sag’ deiner kleinen Freundin, sie soll den Quatsch lassen und es nicht noch schlimmer machen! Wenn sie ihn noch mehr reizt, wird sie schon bald um die Erkenntnis reicher sein, dass Gaara alles andere ist als ein missverstandener Junge. Nur wird sie dann tot sein!“ „Woher??“ „Dachtest du allen Ernstes das würde niemand bemerken? Im ersten Moment dacht ich schon ihr trefft euch zu ’nem Stell- dich- ein. Aber das du dieser Niete Nachhilfe gibst... wie tief willst du eigentlich noch sinken?“ Knurrend fuhr Kankuro seine Schwester an. Von allen Menschen war sie noch die Einzige, die so etwas einen Einfluss auf Gaara besaß. Aber allen Anschein nach hatte Temari vor ihr eigenes Spielchen zu spielen. „Tu gefälligst was! Mach’ was bevor er sie....“ Ein lautes >>>Ohhhhhh<<< ließ die beiden herum fahren. Die Sandmassen hatten sich gerade mit einem mörderischen Knirschen geschlossen. „Ach du...“ „Wie unvorsichtig!“ „Das arme Kind!“ „Shin- Shin!“ Bedrücktes Schweigen machte sich unter den Zuschauern breit. Keiner wagte etwas zu sagen, aus Angst so Gaara’ s Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Das war meine Schuld!! Meine Schuld!!! Alles war meine Schuld!!« Kankuro fühlte sich als würde man ihn innerlich in Stücke reißen. Verzweifelt krallten sich seine Finger in die Handflächen bis es schmerzte. »Nein, er...er ist schuld!! ER hat sie umgebracht!!« Wütend heftete sich sein Blick auf Gaara. Der stand immer noch völlig ungerührt da. Wie immer. Die ewig gleichmütige Miene. Nichts von dem was gerade geschehen war, schien ihn zu berühren. Egal ob er gerade ein Leben beendete hatte, oder nicht. „ICH bring ihn um!“ „Kankuro! Nicht! Bleib stehen!“ Temari schoss augenblicklich in die Höhe. Doch ob sie ihn noch rechtzeitig erwischt hätte, würde wohl ein Rätsel bleiben. Denn in diesem Moment ging wieder ein erstauntes >>>Ahhhhhhh!<<< durch die Menge, dem ein verwundertes: >>> Seht nur!<<< folgte. Über der zusammengeballten Sandmasse entwich gerade ein vibrierender Schemen. Gleichzeitig kam Wind auf. Über dem Hof bildet sich ein kleiner Wirbel, der die seltsame Erscheinung mehr und mehr anzuziehen schien. Mit einem ungewöhnlichen Laut schnellten Chakra- Fäden von dem Wesen aus und legten sich um die Windhose. „So, jetzt bin ich dran!“ hörte man eine heitere Mädchenstimme rufen. Die wabernde Shilouette, die nun einige Meter an den Fäden über dem Boden schwebte, wurde wieder zu einer menschlichen Gestalt. Shinkiro grinste vergnügt, so als würde sie irgend ein Spiel spielen aber kein handfestes Duell bestreiten. „Versuch’ s!“ war Gaara’ s einziges Wort, da schossen auch schon die Sandwolken empor. Die Kleine grinste noch einmal frech, dann ließ sie sich mit den Worten: „Jutsu des Himmelszorns- vierfache Geschwindigkeit!“ in die Höhe ziehen. Gleichzeitig kappte sie einige der Fäden und tauchte in den sich immer schneller drehenden Windstrudel ein. Mit einem Mal stieß der hinab auf den Boden und wirbelte die Sandwogen beiseite. Die Zuschauer kniffen rasch die Augen zusammen. »Meine Güte, wann... wann hat sie denn das gelernt?« Kankuro konnte es nicht fassen. Noch vor vier Tagen hatte dieses Mädchen vor ihm gestanden und gerade mal mit Mühe grundlegende Jutsus zustande gebracht. Wie um alles in der Welt....? „Heulen des Steppenwolfs- Coyoten- Fangzahn- Attacke!“ Kleine Wirbel trennten sich von dem Hauptstrom ab und sirrten zu Boden. Dabei schien von überall ein unheimliches Heulen zu kommen, das an das Gejaule von Wölfen erinnerte. Tänzelnd kamen sie auf Gaara zu. Einige ließen sich mit geballten Sandmassen blocken, die anderen aber gingen mit einem leisen Knall hoch. „Ich dachte, du wolltest es heute „richtig“ machen.“ „Hab’s mir anders überlegt. Ich wart damit auf morgen. Sonst verrat ich dir am Ende noch zu viel.“ „Da wirst mehr brauchen als ein paar kleine Knallfrösche!“ Während Gaara zu einem neuen Angriff auf den Wirbel ansetzte, trat eine Gestalt hinter Temari und Kankuro. „Beeindruckend. In der Tat. Kennt einer von euch sie?“ Die beiden mussten sich nicht umdrehen um zu wissen, dass ihr Vater hinter ihnen stand. „Sie... ist ne Freundin. Sie wollte wohl hier auf mich warten, als sie Gaara über den Weg...“ „Ihr Name?“ „Shin... Mabushi Shinkiro.“ „Ihre Mutter ist die Oto- Nin!“ fügte Temari bei. „Ach, richtig. Ich entsinne mich. Eine äußerst resolute Person, in allem was sie tut.“ »So resolut, dass sie die eigene Tochter schlägt. So eine Mutter möchte ich nicht einmal geschenkt!« Während Kankuro noch kurz seinen Gedanken nach hing, geschah zur selben Zeit folgendes: Mit der letzten Attacke schien Shinkiro die Kraft des Windes zu sehr verbraucht zu haben. Er wurde instabil und löste sich schließlich auf. Haltlos wie ein Stein stürzte das Mädchen dem Boden entgegen. Dem Boden und den gierigen Sandklauen, die schon auf sie lauerten. Doch entgegen aller Erwartungen bremste Shinkiro den Fall in dem sie Fäden quer unter sich spannte und so in einem Netz einige Meter über dem Hof landete. Sofort schnellte sie wieder los, flitzte auf einem der hauchdünnen Fäden auf das Verandadach zu. Von dort machte sie einen weiten Satz in den Hof. „Ist die denn jetzt völlig übergeschnappt! Hier ist sie ihm doch völlig ausgeliefert.“ kommentierte Temari die, für sie unsinnige, Entscheidung. Doch so dumm wie es im ersten Moment schien war es dann doch wieder nicht. Zwar war Shinkiro jetzt gezwungen ohne Schutzwall auszukommen, doch das Mädchen legte eine erstaunliche Geschwindigkeit an den Tag. Wie ein geölter Blitz schnellte sie mal hier mal da hin. Und dabei verfolgte sie einen raffinierten Plan. „Jetzt hab ich dich!“ „Irrtum ich hab dich!“ Mit einem Ruck zog Shinkiro die Fäden der rechten Hand an. Mit einem erstaunten Aufschrei riss es Gaara zuerst nach vorn und dann in die Höhe. Durch den Schwung glitt die Kürbisflasche von seinem Rücken und kullerte quer über den Platz. „Du kleine...“ „Ich hab gewonnen, würde ich mal sagen!“ „Ich bin noch nicht besiegt!“ „Oh doch!“ Gerade als Gaara mit der Hand ausholen wollte, riss es ihm die Arme zur Seite, die Finger wurden aneinander gedrückt. „Tja, wenn’s ums einwickeln geht, hatte ich schon immer ein geschicktes Händchen. Zumindest behauptet das Oma Choyi.“ Shinkiro wickelte die Fäden um ihr Bein und stand dann mit dem Fuß drauf. „Und was die nötige Kraft angeht, da war’ s noch nie schlecht mal n Blick ins Lehrbuch zu werfen. Ich hab genügend Ankerpunkte gesetzt. Die reißt nicht mal ein Elefant aus!“ //Hier reißt nur einer und zwar ich dir den Kopf runter, verdammtes Gör!// Keiner der Anwesenden hörte die Stimme, die sich gerade in Gaara’ s Kopf meldete. Alle bis auf eine. Shinkiro hörte schlagartig mit ihrem Späßchen auf. //“Du schon wieder! Gibst du eigentlich nie Ruhe? Das ist jetzt heute sicher das zwölfte Mal.“// //Und ein dreizehntes wird es nicht geben. Jetzt hab ich entgültig genug von dir! Noch einmal störst du mich nicht! Hast du jetzt endlich begriffen, dass sie böse, arglistig und ein ernstzunehmender Gegner ist?// „Ja das ist sie! Was soll ich also machen?“ murmelt Gaara nachdenklich. //Schlag ihr den Kopf ab, reiß ihr jedes Glied einzeln raus, aber zuerst bring ihre Stimme zum schweigen// „Gaara, lass dich nicht von dem Sülzkopf zu texten! Wir haben ausgemacht, heute mit allem zu kämpfen was wir haben. Und du warst einverstanden.“ „Da wusste ich auch nicht wie gut du bist.“ „Na und? Das muss doch nichts heißen. Es gibt viele Ninjas, und die meisten sind sicher besser als ich. Außerdem, ich hab’s dir doch versprochen. Ich bin die letzte, die dich angreifen würde. Allein aus dem Grund weil ich Kämpfen für blöde und unnötig halte. Schon vergessen?“ Der Junge, der immer noch kopfüber hing, schien nachzudenken. //Sie lügt! Sie lügt wie all die anderen auch. Hast du das schon vergessen! Du hast ihnen geglaubt und was der Dank?// „Veraaaaaat!“ Mit einem Ruck rissen die Fäden und Gaara rollte sich geschickt ab. Zischend bauschte sich der Sand hinter dem erschrockenen Mädchen auf. „Lass das! Du hast mir versprochen, nicht dauernd auf den alten Streithammel zu hören.“ //Dich werd’ ich lehren!! Mich nennt niemand ungestraft einen „alten Streithammel“. Ich fang mit deiner frechen Klappe an. Danach werde ich dir sämtliche Eingeweide herausreißen, jeden Knochen im Leib werd’ dir einzeln brechen!// „//Da gibt es nur ein Problem, Shikaku! Ich habe was dagegen!//“ Schlagartig donnerte der Sand auf das Mädchen los, die wiederum setzte zu einem flinken Ausweichmanöver an und rannte von einer Ecke des Hofes zur nächsten. Zunächst hatten die Zuschauer keine Ahnung was genau sich zwischen den beiden Kinder gerade abspielte. Doch was Gaara’ s Selbstgespräch zu bedeuten hatte war bekannt. „VATER! Jetzt tu doch was! Er bringt sie noch um!“ „Ja, das wird er wohl. Bedauerlich. Ein wirklich vielversprechendes Talent. Nur leider hat sie einen Fehler. Sie will zu viel auf einmal!“ Kankuro konnte den Kazekage nur fassungslos anstarren und wollte gerade zu eine heftigen Antwort ansetzten. In diesem Moment erwischte der Sand das Mädchen. Das wand sich mit einem erschrockenen Aufschrei, doch der Dämon in Gaara kannte keine Gnade. Mühelos zerrte und riss er an ihr, bis die Kleine... ein leise »Pluff« von sich gab und sich in Rauch auflöste. „Kage- Bushin!“ Im nächsten Moment sprang ein Schatten Gaara von hinten an. „// Ich sag’s zum letzten Mal! HALTS MAUL, SHUKAKU! Und hör’ endlich auf Gaara ständig Flausen in den Kopf zu setzten! Sonst werd’ ich wirklich sauer!“// Mit unglaublicher Geschwindigkeit schnellte der Sand heran, bereit den Angreifer ab zuwehren. Doch Shinkiro war schneller. Wieder berührte sie Gaara Stirn und summte dabei einen bestimmten Ton. Für einen kurzen Moment flammte das Schriftzeichen >Ai< hell auf, dann knallte Shinkiro in Gaara hinein und riss ihn zu Boden. Der Sand brach im selben Augenblick den Angriff ab. Mit verlegenem Grinsen stemmte das Mädchen sich hoch. „’Tschuldigung. Das mit dem Bremsen muss ich noch üben!“ Grinsend klopfte sie sich den Staub aus den Hosen. „Na? Gibt er Ruhe?“ Gaara verzog keine Miene, dennoch sich Shinkiro seine Gedanken zu erraten. „Was denn? Hast selbst gesagt, dass es recht angenehm ist nachzudenken ohne das er dir reinquatscht. Oder etwa nicht? Na, los komm schon. Willst du den ganzen Tag noch da unten sitzen?“ Grinsend hielt Shinkiro dem Jungen die Hand hin. Das war zu viel! „Shinkiro! Lass augenblicklich den Blödsinn! Ich hab dir gesagt, du sollst dich von ihm fern halten!“ Mit ein zwei schnellen Schritten war Kankuro bei den beiden und zerrte das Mädchen beiseite. „Jetzt reg’ dich doch nicht auf! Alles in bester Ordnung. Weißt du ich hab zufällig den Kniff herausgefunden wie man ganz gut mit Gaara auskommt.“ //Hörst du? Den Kniff! Sie redet von dir als wärst du ein kleiner dummer Hund, dem sie ein Kunststück beigebracht hat.// Die Stimme war vorsichtiger und flüsterte, aber Shinkiro war durch das Gespräch zu abgelenkt um sich zu konzentrieren. Sie freute sich einfach zu sehr, Kankuro zu sehen und wollte ihm alles erzählen was sie in den vergangen Tagen erlebt und gelernt hatte. „Jetzt hör’ mit dem unsinnigen Gequassel auf, du Nervensäge! Wo du hintrittst ist danach nur ein einziges Chaos. Und lernst du mal was aus deinen Fehlern? Nein, ich darf dich immer wieder aus dem Schlamassel ziehen!“ fuhr der sie aber rüde an, worauf das Mädchen verwundert und auch erschrocken inne hielt. „Aber ich habe... ich wollte...“ „Ich wette, meine Mütze ist immer noch nicht fertig. Und das nur weil du wieder Blödsinn im Kopf hast! Du bist wirklich nur ein lästiges „Klotz- am- Bein“!“ „Das ist nicht wahr! Ich hab trainiert und im Übrigen ist sie fertig. Ich hab sie da drüben in meiner.....ACHTUNG!“ //Zu spät, du kleine Nervensäge!// Shinkiro schaffte es gerade noch Kankuro zur Seite zu stoßen und den Finger auszustrecken. Doch in dem Moment als die Kuppe Gaara berührte und sie den Ton anstimmte, schoss die Sandklaue an ihrem Gesicht vorbei. Mit einem gurgelnden Laut fiel das Mädchen zu Boden. Ein roter Fleck bildete sich im Sand. „SHINKIRO!“ Kapitel 5: Ich bin nicht mehr wie früher ---------------------------------------- Wie an einer Schnur gezogen (was wohl auch der Fall war) schnellte die junge kunoichi an den Wurfgeschossen und Bomben, die der gegnerische shinobi ihr entgegen warf, vorbei, wirbelte grazil durch die Luft, stieß sich von den Bäumen ab und verharrte dann auf einer Astgabel. „Jutsu der verwobenen Schicksalsfäden- Todesnetz der schwarzen Witwe!“ Mit diesen Worten zog sie beiden Hände an und die Chakra- Fäden, die sie kreuz und quer über der Lichtung gezogen hatte, spannten sich und fesselten ihr Opfer mit unglaublicher Härte. „Respekt, du hast ein Metall- Spirit in die Fäden gelegt! Wirklich äußerst schlau! Kleine, schlaue Puppenspielerin! Du solltest dir mal wirklich eine zulegen!“ „Ist mir zu viel Arbeit. Außerdem.... bin ich nicht so feige mich hinter einer Puppe zu verstecken und ihr die Drecksarbeit zu überlassen.“ „Natürlich... und das hat nicht zufällig damit zu tun, das in einem Team sich niemals zwei Puppenspieler befinden dürfen? Du und dein Herzbube dort drüben, ihr könntet nie miteinander ein Team bilden, weil sich früher oder später euere Fäden ineinander verheddern würden. Äußerst hinderlich bei einem Kampf!“ „Halts Maul, du elender Mistkerl! Jutsu des Blitzschauers- Erste Stufe!“ Shinkiro machte bei diesen Worten eine Abfolge von Handzeichen. Knisternd jagten weiße Blitze über die roten Chakra- Fäden und entluden ihr schmerzhafte Spannung in das gefesselte Opfer. Der aber begann nur laut zu lachen. „Da hab ich ja ins Schwarze getroffen! Oh ja, verheddern würdet ihr euch und egal wie sehr ihr euch bemüht, wie sehr ihr euch auch lieben oder hassen mögt, ihr werdet niemals von einander loskommen. Wenn die Fäden sich erst mal so verwoben haben wie bei euch, dann....“ „Zweite Stufe!“ Zu den ausgestreckten Zeigefingern gesellten sich nun auch beide Mittelfinger, die symbolisch für die doppelte Spannungsstärke standen. „Was ist los? Hat da jemand etwa Angst? Angst, man könnte in ihr kleines zerbrechliches Mädchenherz blicken??“ Einen Moment lang verharrte das Mädchen unschlüssig. „Fünfte Stufe!“ schrie sie dann entfesselt wie ein tobender Orkan und dieses Mal kam kein Gelächter, nein jetzt waren es Schmerzensschreie, die bald darauf verstummten. »Was weißt denn du schon von meinem Herzen?« waren ihre grimmigen Gedanken, als Shinkiro die Fäden löste und vom Baum herab sprang. Wortlos ging sie auf die Maske zu, die verloren am Boden lag. Die leblose Gestalt beachtete sie nicht weiter, als sie danach den Umhang holte. „Hat sie... hat sie ihn umgebracht?“ „Ich... weiß nicht. „Nein, er lebt! Sie hat ihn nur... betäubt.“ Temari und Kankuro sahen verwundert auf. Gaara war wortlos neben die beiden getreten. „Mit dir alles in Ordnung?“ wollte seine Schwester wissen. Aufmerksam musterte sie ihn. „Er hält die Klappe, genau wie früher! Shinkiro scheint nichts verlernt zu haben!“ „Nein, anscheinend hat sie seit den vier Jahren sogar erhebliche Fortschritte gemacht. Aber die Entwicklung, die ihr Charakter genommen hat gefällt mir ganz und gar nicht. Kein Wunder, schließlich ist sie auch eine halbe Oto. Was das heißt muss ich ja wohl nicht betonen!“ Einer Regung folgend, griff Temari nach ihrem Fächer. Ihr gefiel diese gespannte Ruhe nicht. Nur weil sie dieses Mädchen dort einmal gekannt hatten, musste nichts bedeuten. Sie hatten sich schon damals in ihr geirrt! Ein leises Sirren, gefolgt von einem Aufschrei und dem Geräusch, als der Fächer zu Boden fiel zerschnitten die kurze Stille in dem Wald. Fassungslos starrte die Suna- kunoichi auf ihre Handfläche. Ein hauchdünner Blutfaden hatte sich gebildet. „Ich bin allerdings nicht mehr das kleine Mädchen von damals!! Die Zeiten sind ein für allemal vorbei. Und nur fürs Protokoll: Ich hab nur eingegriffen, weil ich sonst wieder Ärger von meinem Vorgesetzten bekommen hätte. Wie gesagt: Wenn’ s nach mir ginge, könntet ihr alle samt zur Hölle fahren!“ Wie ein unsichtbarer Totenschleier schenkte sich die Stille über die Lichtung. Während Gaara nach wie vor seine ewig unbewegte Miene zur Schau trug, Temari tiefste Verachtung und Feindseligkeit ausstrahlte, hielt der dritte der Sabakuno- Geschwister den Kopf gesenkt. „Verstehe!“ murmelte Kankuro schließlich „Dann ist es also wahr. Du bist nichts weiter....“ Er hob den Kopf und erwiderte Shinkiro’ s kalten Blick „....als eine miese, verlogene Verräterin!!! Ich wünschte, du wärst mir nie begegnet!!“ Das laute Klatschen schien durch den ganzen Wald zu hallen. Langsam drehte die kunoichi den Kopf, der von der Wucht des Schlages zur Seite gerissen wurde, herum. Ihre Wange war glühend rot. „Verrat?! Du nennst mich Verräter?“ wisperte sie ungläubig, dann flammten die kalten Augen auf. „Wer hat hier wen verraten? Sag mir das! Ich, die ich nun nur noch eine Drittel meiner Schall- Jutsus verwenden kann, weil ich den Schlag von Gaara auf dich verhindert habe? Ich, weil dein Vater mich als mögliche Gefahrenquelle aus dem Dorf verbannt hat? Ich, die sich nur etwas Vertrauen und Anerkennung von dir gewünscht hat? Ich, die dich einmal den besten Freund auf der Welt genannt hat??? Wer hat hier wen verraten, Sabakuno Kankuro? WER?“ Immer lauter war ihre Stimme geworden bis sie ein einziges hysterisch- schrilles Geschrei war. Im ersten Moment war der junge shinobi zu erschrocken und verwirrt um etwas zu erwidern, und im nächsten Augenblick.... ging ihm die Luft aus und er sackte in die Knie. Shinkiro hatte mit aller Kraft und Präzision zu geschlagen. Als er fluchend den Kopf hob, funkelten ihre Augen ihn noch einmal an. „Sag mir, WER? WER, Kankuro!“ flüsterte sie düster. Wortlos wand das Mädchen sich schließlich um und schnellte nach zwei Schritten davon. Ihre Shilouette verschwamm im Gewirr der Blätter und so plötzlich wie sie erschienen war, war Shinkiro auch wieder verschwunden. „Na warte, du verfluchtes Biest! So billig kommst du mir nicht davon.“ Temari wollte gerade zur Verfolgung ansetzten, da umklammerte Kankuro ihr Handgelenk und hielt sie fest. „Temari, was ist damals geschehen? Was? Du weißt es, nicht wahr? Erzähl es mir! Ihr beide! Ihr sagt mir jetzt, was bei dieser verdammten Prüfung vor vier Jahren geschehen ist!!“ Kapitel 6: Die Gen- Nin Prüfung vor vier Jahren ----------------------------------------------- Die Sonne, einem riesigen tiefroten Feuerball gleich, war gerade über den Rand der östlichen Klippen gestiegen. Langsam flutete ihr Licht über die hohen zerklüfteten Sandsteinformationen, die sich wie ein schützender Ring um das Dorf Suna- gakure legten. Trotz der frühen Morgenstunde waren bereits einige Menschen auf den Beinen. Alle strömten sie auf das nördliche Tor zu, wo sich bereits ein wachsendes Publikum versammelt hatte. Die meisten davon waren jugendliche Akademieschüler, die diesem Tag wie keinem anderen entgegen gefiebert hatten. Heute war für sie der Tag aller Tage. Der Augenblick auf den sie alle hin gearbeitet hatten. Heute fand die Gen- Nin Prüfung statt. Die Stimmung unter den Schülern war ringsum angespannt und nervös. Einige bissen immer wieder unruhig auf den Fingernägeln herum. Andere quasselten abstruses Wirrwarr und lachten verkrampft. Ein paar Vereinzelte hingen immer noch mit den Köpfen über Büchern, wiederholten Handzeichen oder versuchten sich mit selbstgewählten Worten Mut einzureden. Und wieder andere machten blöde Späße und Witze um von ihrer eigenen Angst und Aufregung abzulenken. „Hey Kankuro! Nettes Mützchen, gibt das auch für Jungs!“ Taku und seine Kumpels klangen wie ein Rudel aufgekratzter Hyänen, als sie mit lautem Geheul schadenfroh loslachten. Der Angesprochene biss wütend die Zähne aufeinander und schritt ohne, ein Wort von sich zu geben weiter. Er würde jetzt nicht die Nerven verlieren, nein er würde es einfach überhören. Doch von überall kamen amüsierte Blicke oder verkniffenes Gekicher. Vater’ s Strafe verfehlte nicht an Wirkung. Kankuro schämte sich in Grund und Boden. Aber war denn der gestrige Tag nicht schon Strafe genug? Der Unfall steckte ihm immer noch in den Gliedern, der Geruch von Shinkiro’ s Blut schien immer noch an seinen Händen zu kleben. Er konnte sich nicht mehr erinnern wie er so blitzschnell zum Krankenhaus gerannt war, den kleinen leblosen Körper in den Armen. Erst bei der Entwarnung des Arztes, das die Kleine außer Lebensgefahr war und es vermutlich überleben würde, setzte sein Gedächtnis wieder ein. Wie er danach schier unendlich lange unschlüssig im Türrahmen gestanden und auf das breite Bett gestarrt hatte. Shinkiro’ s kleiner zierlicher Körper schien in dessen Masse gerade zu versinken. Der Arzt hatte ihm nur einen kurzen Moment gestattet und eingeschärft nicht mit ihr zu sprechen, da sie ohnehin nicht antworten konnte. Die Sandklauen hatten vier tiefe Schnitte in ihren Hals gerissen und den Kehlkopf erheblich beschädigt. Shinkiro würde großes Glück haben, wenn sie später wieder normal sprechen konnte. Schließlich ging er zögernd auf das Bett zu. Das Mädchen hatte Schmerzmittel bekommen und schlief daher friedlich. Wäre der dicke Verband um ihren Hals nicht gewesen, hätte nichts darauf hingewiesen das sie gerade dem Tod mit knapper Not entgangen war. „Verfluchter Dummkopf! Ich hab dich doch gewarnt! Warum machst du nur immer wieder solchen Blödsinn?!“ murmelte der Junge leise vor sich hin. „Warum? Warum zum Teufel hast du das nur getan? Verflucht Shin- Shin, lern endlich mal auf dich aufzupassen. Ich kann dich schließlich nicht immer beschützen!“ Das Gesicht des Mädchens rührte sich nicht. Wäre sie wach gewesen, hätte sie sicher zu einer lautstarken Antwort angesetzt. Aber ihr Schweigen war noch schmerzhafter als jedes Schimpfwort. „Hier, den wollt ich dir eigentlich für morgen als Glücksbringer schenken.“ Behutsam öffnete Kankuro die schmale Hand und ein kleiner Gegenstand fiel in die Kuhle. Es war ein eigenwillig geformtes Stück Sandstein. Durch die Launen der Natur, den Wind, die Sonne und anderen Aspekten verwoben sich unzählige Bahnen aus rotbraunem Sand ineinander und formten so eine Blüte. „Eine Wüstenrose. Man findet sie nur sehr selten, aber ich bin fast draufgetreten. Ich hab gehofft, sie... vergessen wir das! Du wirst morgen sowieso nicht zu der Prüfung können.“ Ja, in diesem Augenblick tat sie ihm noch unendlich leid. Das böse Erwachen kam als Kankuro zu hause ankam. Temari erwartete ihn mit unergründlicher Miene und hielt ihm dann schweigend einen einfachen Stoffbeutel hin- Shinkiro’ s Tasche. Als er sie in seinem Zimmer öffnete, zog er ein kleines Päckchen hervor. Das Geschenkpapier war an allen möglichen Stellen zerknittert, das Geschenkband saß viel zu locker und die Schleife war krumm und schief. Die Mütze. Sie hatte also tatsächlich Wort gehalten. Fast schon ehrfürchtig öffnete er das Päckchen. »Ganz egal, wie sie auch aussieht. Ich werde dein Geschenk in Ehren halten!« ging es Kankuro durch den Kopf als der das Papier zurückschlug. Im nächsten Moment aber bereute er diesen voreiligen Schwur zutiefst. Etwas Schwarzes, auf dem das Emblem von Suna blinkte, starrte ihm entgegen. Als er es in die Hände nahm, den Stoff entfaltete und die Kopfbedeckung im ganzen betrachtete, schoss dem Jungen ein Gedanken durch den Kopf: »Bist du wahnsinnig geworden, Shin- Shin. Was soll das sein! « An ihrem handwerklichen Können bestand nicht der geringste Grund zur Klage. Die Nähte verliefen schnurgerade, waren dicht an dicht und kein Faden stand ab. Aber was Shinkiro’ s Motivwahl anging... Das Ganze erinnerte fast schon etwas an die Mützchen, die man Kleinkindern aufsetzte. „Spinnst du jetzt völlig! Ich lauf doch nicht mit so ’nem Ding rum! Welcher Teufel hat dich denn da geritten!“ fuhr Kankuro wütend hoch und schleuderte die Kappe gegen die Wand. „Musst du mit aller Gewalt einen Clown aus mir machen!! Reicht dir die Nummer heute denn noch nicht!! Was denkst du wer ich bin? Dein höchsteigener Hofnarr! Eine dumme Puppe, mit der du machen kannst was dir in den Sinn kommt!“ In seinem Wutanfall warf der Junge alles mögliche, das ihm in die Finger kam kreuz und quer durchs Zimmer. So auch das Geschenkpapier, aus dem eine kleine weiße Karte heraus segelte. Shin- Shin’ s schwungvolle Schrift war unverkennbar: >Vielen Dank für deine Mühe und deine Geduld mit mir! Ich hoffe, dieses kleine Präsent gefällt dir, mein kleiner schwarzer Kater und aus dir wird eines Tages doch noch ein wilder Tiger. Ich zweifle nicht daran! < Daneben hatte sie ein kleines Smiley gemalt, das grinsend »nyan, nyan« machte. „Ein kleiner, schwarzer Kater!!! Ein kleiner Kater!! Ich bin für dich nur ein kleiner Kuschelkater!!! Vermaledeites Biest!! Du hast mich reingelegt!!“ In seiner Wut hatte Kankuro nicht bemerkt, dass auf der Rückseite der Karte noch folgender Zusatz stand: >Und wenn nicht, eins hast du bereits erreicht: Du bist mein bester Freund auf der Welt! In treuer Freundschaft, Shin- Shin.< Die Reaktion der anderen war nicht weiter erstaunlich. Temari war im ersten Moment verdächtig still, dann pustete sie verkniffen los. Ihr Blick sagte eins: „Na, siehst du’ s jetzt endlich ein!“ Und Vater ließ eine wütende Zorntirade auf ihn herabregnen. Von wegen, Herabwürdigung der Dorfsymbole, Schändung des Andenkens an die Ahnen und noch des weiteren mehr. Als Kankuro vorsichtig anfragte ob es möglich wäre, das er vielleicht einfach ein neues Stirnband bekäme, schwollen die Adern an der Stirn des Kazekages immer mehr an. „Nein! Du wirst es tragen, egal wie lächerlich es ist oder wie sehr du dich damit zum Gespött machen wirst!! Vielleicht lernst du dann endlich was Respekt bedeutet!!“ »Vermaledeites Miststück, das hier habe ich nur dir zu verdanken!« ging es dem Jungen durch den Kopf als er auf das nördliche Tor zuging. Natürlich hatte Vater keine Gnade gekannt und befohlen das er und Temari ebenfalls anwesend waren. Eine bessere Gelegenheit um sich öffentlich zum Esel zu machen gab es nicht. »Wenn du nicht schon im Krankenhaus liegen würdest, ich würde dich liebend gern so lange verhauen bis du nicht mehr stehen kannst!« Endlich hatte sich alles eingefunden und gebannte Stille lag über der Menge. Von der Gruppe der Lehrer trat schließlich einer nach vorn. „Alle Schüler, die an der heutigen Gen- Nin Prüfung teilnehmen wollen, bitte vortreten!“ Eine Gruppe von etwa 22 Schülern kam mit teils bangem teils erwartungsvollem Gesicht näher. Der Sprecher wartete einen kurzen Augenblick bis das aufgeregte Gemurmel aufgehört hatte. „Toi- Toi- Toi!“ „Hals und Bein- Bruch!“ „Bis gleich!“ und „Viel Glück!“ war am häufigsten unter den Prüflingen zu hören. „Hört zu, wie vorgesehen wird dieses Jahr die Zulassung zum Gen- Nin über eine Geländeübung entschieden. Hierfür werden jeweils zwei gegen einander antreten, Die Gegner werden nach Losprinzip ermittelt. Wer noch keine Nummer hat, der soll sie sich schleunigst dort drüben am Tisch holen. Merkt sie euch gut.“ Der Lehrer wies auf die Karte hinter sich. Es war ein Areal, das nördlich von Suna lag. Überall waren kleine Kreise mit Nummern gezogen. „Hier sind die jeweiligen Nummern vermerkt, wo ihr einen Wimpel mit der zugehörigen Zahl findet. Den Wimpel sollt ihr holen und wieder hierher bringen. Es gibt in jedem Kreis nur einen Einzigen, also entscheidet entweder euere Schnelligkeit oder euer kämpferisches Geschick. Ihr habt die Erlaubnis zum Kampf, allerdings soll niemand ernsthaft verletzt werden. Außerdem gibt es noch folgende Regel: Niemand versucht andere Fahnen einzusammeln oder diese umzustecken! Auch sind heimlich Bündnisse verboten. Wir euere Lehrer werden euch die ganze Zeit über genaustens beobachten. Also, versucht es erst gar nicht! Jeder der zu mogeln versucht ist sofort ausgeschlossen! Sind jedem die Regeln klar?“ Ein lautes >>>JA!<<< war die Antwort. „Gut, ihr werdet zeitlich versetzt starten. Die jeweiligen Paare werden hier auf der Tafel vermerkt. Bis alle Paare aufgeteilt sind könnt ihr euch noch unterhalten. Danach herrscht Konzentration. Viel Glück!“ Der Sprecher trat wieder zurück und mit einem Mal kam wieder lautes Gemurmel und Gerede auf. Es klang wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm. Einige der Prüflinge huschten schnell an den Tisch um eine Nummer zu ziehen, andere beobachteten wie ihre Namen auf die Tafel eingetragen wurde und wen sie als Gegner hatten. Kankuro hatte sich etwas in den Schatten zurückgezogen. Wenigstens stand seine lächerliche Erscheinung jetzt nicht mehr im Mittelpunkt. Temari gesellte sich bald darauf zu ihm. „Hast du ne Ahnung wo Vater ist?“ wollte sie wissen. „Nein, und ich brenne auch nicht darauf ihn zu sehen!“ „Hör’ mit dem Geschmolle auf. Du hast dir das selbst zu zuschreiben!“ „Halt die Klappe!“ „Schon dumm, wenn man sich so zum Affen macht, nicht wahr?“ „Du sollst die Klappe halten!“ „Na, was ist das für ein Gefühl, wenn man... Sag mir das DAS nicht wahr ist!“ Temari war mit einem Mal kreidebleich geworden. Als Kankuro sich umwand, stockte auch ihm der Atem. Vater kam auf die Menschenmenge zu, aber es war nicht er, der schlagartig das Gerede verstummen ließ. Keine zwei Meter hinter ihm ging Gaara. „Nein! DAS kann nicht sein Ernst sein! Das ist... das kann... Er wird...“ Doch Temari’ s Befürchtungen bestätigten sich. Der Junge ging direkt auf den Tisch mit den Losnummern zu. Die Schüler, die gerade noch davor gestanden hatten, waren augenblicklich zurück gewichen. Beinahe schon gelangweilt griff Gaara nach einer der Tonscheiben, sah sie kurz an und warf sie dann einem der Lehrkräfte zu. „Elf!“ murmelte er leise und wandte sich um. Wieder wich die Gruppe der Prüflinge ängstlich zurück als er auf die Karte zu ging um sich die Position einzuprägen. Einige der Kinder ertrugen es nicht. Mit lautem Aufheulen stürzten sich zwei Mädchen in die Arme ihrer Eltern, andere wiederum rannten zum Lehrertisch und jammerten: „Ich geb auf! Ich geb auf!“ Das einer davon der bullige Taku war, sah Kankuro gar nicht. Wie einige der Anwesenden hatte er sich um seinen Vater gescharrt. Die Menge versuchte vergeblich auf ihn ein zureden. „Er wird teilnehmen! Ich habe beschlossen, ihm seine Bitte zu gestatten. Außerdem hat er mir versichert keinem der Kinder ein Leid anzutun.“ Dennoch versiegte der Ansturm und Protest erst als eine erstaunte Stimme mit den Worten: „Hey Mabushi, was macht denn deine Tochter auf der Liste? Ich dachte sie liegt im Krankenhaus!“ über den Platz hallte. Sie gehörte dem Mann, der die Namen der Teilnehmer auf die Tafel eintrug. Gerade wollte er Gaara’ s Namen unter den ersten hinter der großen 11 setzten. Die Verwunderung und das Erstaunen der Menge war unbeschreiblich, aber es gab wohl nur zwei Personen in diesem Moment der Atem stockte. Kankuro sah wie sich einer der Lehrer von der Gruppe löste. Allzu oft war er Shinkiro’ s Vater nicht begegnet. Aus seinen Schülertagen hatte er ihn noch als sehr pedantisch, streng, ernst und jähzornig in Erinnerung. Doch in diesem Augenblick schien er zu Tode erschrocken. „Was soll das heißen! Natürlich ist sie im Krankenhaus! Wer hat denn diesen Schwachsinn aufgeschrieben!“ Noch während die Verantwortlichen sich unsicher und ahnungslos anblickten, zischte plötzlich etwas über den Sandstein hinter der Karte. Nachdem sich der aufgewirbelte Sand gelegt hatte, stand in das Gestein eingegraben: „Das ist rechtens, Vater!“ Mit einem ungläubigen Laut teilte sich die Menge. Eine kleine Gestalt schritt aufrecht und ruhig auf den Platz vor. Obwohl Shinkiro immer noch bleich war und tiefe Ringe unter den Augen hatte, war ihr sonst so fröhlich und unbekümmerter Blick einer todernsten Miene gewichen. Den Verband um ihren Hals verbarg ein dünner Schal, der locker im warmen Wüstenwind flatterte. „Bist du jetzt völlig übergeschnappt, junge Dame! Was soll dieser Unsinn! Du kannst doch nicht...“ Wieder knallte und zischte es im Gestein! „Ich kann und ich werde es tun, Vater! Ich hab genug, mir ständig Vorwürfe anzuhören! Ich will nicht länger als Dummkopf gelten, den andere beschützen müssen.“ stand an der Felswand. „NEIN! Nein, das erlaube ich nicht! Ich erlaube nicht, dass du...“ Ein weiteres Mal schrieb der Wind etwas an die Wand „Ich muss es tun, Vater. Bitte akzeptiere meine Entscheidung!“ Shinkiro’ s Vater sah das kleine Mädchen entgeistert an. Schließlich fasste er sie bei den Schultern und schüttelte sie hin und her. „Shin! Shin! Tu mir das nicht an!“ Jeder der Anwesenden konnte die Verzweiflung in seiner Stimme hören und auch nach empfinden. Dennoch war jede Mutter und jeder Vater erleichtert das es nicht ihr Kind war, das gegen den jüngsten Sohn des Kazekage antreten musste. Shinkiro ließ alles über sich ergehen ohne die Miene zu verziehen. Entschlossen sah sie ihrem Vater weiter in die Augen. Sie hatte nicht vor nachzugeben. Niemals wieder. Das musste ihr Vater auch erkannt haben, denn mit einem Mal schloss er sie nur wortlos in die Arme und drückte sie fest an sich. „Vergib’ mir!“ wisperte er leise in ihr Ohr. Die Kleine beantwortete seine Bitte mit einem Kuss auf die Wange. Dann wand sie sich aus der Umarmung und schritt davon. „Sie ist tatsächlich mutiger als ich dachte.“ murmelte Temari bewundernd. „Das ist kein Mut, das ist... blanker Selbstmord!“ Alles in Kankuro bebte vor Angst. Sie hatte ihn gestern gehört und mal wieder alles falsch verstanden! Sie sah seinen Vorwurf als Herausforderung und wenn er nicht sofort etwas unternahm würde sie es dieses Mal sicher nicht überleben! Doch in dem Moment als der Junge auf sie zustürmen wollte, wand sich Shinkiro Gaara zu. Der musterte sie kurz. Shin erwiderte seinen Blick völlig ruhig und dann... lächelte sie ihm zu. Dasselbe Lächeln, das sonst Kankuro immer so fröhlich entgegen gestrahlt hatte. Und als wäre das nicht genug: Für einen kurzen Augenblick zuckte der Mundwinkel von Kankuro’ s Bruder. Auch wenn es nur flüchtig und kaum zusehen war, verglichen mit seiner üblichen Miene, war es schon fast so etwas wie ein Lächeln. »Shinkiro....und Gaara? Das glaub ich nicht! Was.... was ist nur in diesen verdammten vier Tagen geschehen? Was verdammt noch mal hatte das zu bedeuten? Warum tut sie das? Wieso? Warum? Weshalb? « Ein neues Gefühl schlug in dem Jungen hoch- Eifersucht! Bald darauf startete die ersten Prüflinge unter begeistertem Beifall des Publikums. Doch als die elfte Gruppe an die Startlinie kam wurde es schlagartig totenstill. Die Mienen der beiden waren ruhig und nichtssagend. „Ich hoffe, heute hast du mehr als ein paar Knallfrösche dabei.“ Shinkiro grinste ihrem Gegner noch einmal zu, dann wand sie kurz den Kopf und suchte nach Kankuro’ s Blick. Der aber starrte sie nur grimmig an und machte dann eine durchschneidende Geste mit der Handkante über den Hals. Das Mädchen erstarrte innerlich, kam aber nicht mehr dazu sich darüber Gedanken zu machen. „LOS!“ Eine Fahne senkte sich vor ihnen herab und im nächsten Moment schnellte Shinkiro davon. »Ich darf mich jetzt nicht ablenken lassen! Ich darf nicht versagen!!« Einem kleinen Wirbelwind gleich schoss sie über den Wüstenboden hinweg und hinterließ nur eine Staubwolke. Gaara war ihr bereits dicht auf den Fersen und jagte hinter ihr her. „Großer Gott, beschütz sie!“ murmelte eine Stimme neben Kankuro. Aus dem Augenwinkel von Shinkiro’ s Vater stahl sich eine einsame Träne. Es sollte nicht die einzige an diesem Tag gewesen sein. Schon sehr bald liefen reichlich Freuden- und Enttäuschungstränen über unzählige Wangen. Viele hatten alles gegeben und waren dennoch gescheitert, andere hatten einfach nur unermessliches Glück gehabt. Stolz präsentierten sich die neuen Gen- Nin ihren Eltern und Freunden. Die Durchgefallenen wurden getröstet. Leider gab es auch einige, die es trotz Verbot nicht lassen konnten und mogelten. Taku und sein Trupp war dabei erwischt worden wie sie gemeinsam, ihre Gegner niedermachen wollten. Als sich die Sonne langsam gen Westen neigte waren alle der Prüflinge zurück, das hieß fast alle. Das elfte Paar fehlte immer noch. Unruhig ging Shinkiro’ s Vater auf und ab, sah verzweifelt zum Horizont und lief dann weiter. Die beiden Sabakuno- Geschwister saßen auf einem Felsvorsprung, von dem sie ebenfalls die Grenzlinie zwischen Himmel und Erde genau im Blick hatten. Temari gähnte gerade herzhaft „Wird bald dunkel!“ murmelt sie schließlich. Ihr Bruder schwieg nachdenklich. „Sag mal, die Kleine. Magst du sie?“ „Was geht dich das an!“ „Ich würd’ s gern wissen.“ „Ich... ich weiß es nicht.“ gestand Kankuro ein. Temari musterte ihn lange schweigend. Schließlich seufzte sie und wand den Blick wieder in die Ferne. „DA! Dahinten!“ rief sie plötzlich. „Wo?“ Kankuro war sofort auf den Beinen und blickte in die Richtung, die seine Schwester ihm wies. Wenig später kam eine Gestalt auf das nördliche Tor zu. Es war Gaara. Der verfledderte Wimpel mit der 11 hing am Riemen der Kürbisflasche. Er selbst schien ebenfalls einige kleinere Blessuren zu haben. „WAS ist passiert?“ „Wo wart ihr so lange?“ „Wo ist Shinkiro!“ Mit diesen Worten stieß ihr Vater seine Kollegen zur Seite und starrte den Jungen vor sich an. „Schicken sie ein Team raus. Wir sind angegriffen worden!“ war dessen Antwort. Im nächsten Moment hörte man ein leises Schluchzen. Erst jetzt bemerkten die Umstehenden das zweite Paar Arme, das um Gaara Schultern hing. Shinkiro wurde von der riesigen Kürbisfalsche fast komplett verdeckt. Wie auch der Junge hatte sie einige Schürfwunden und Prellungen. Beide schienen nicht ernsthaft verletzt zu sein. Dennoch weinte das kleine Mädchen ohne Unterlass und drückte sich eng an Gaara’ s Schulter. „Was soll das heißen, „angegriffen worden“! Von den anderen kann doch nicht...“ „Eine Gruppe aus Oto! Anscheinend hatten sie es geradewegs auf mich abgesehen. Vielleicht kann man ihren Leichen ja noch entnehmen was sie wollten.“ Mit einem Ruck ließ er das Mädchen plötzlich fallen. Shinkiro kauerte sich heulend zusammen wie ein Häufchen Elend. Als ihr Vater sie berühren wollte, stieß sie seine Hand zischend zurück. „Eine Gruppe aus Oto? Wie soll die hierher gekommen sein, geschweige denn wie soll sie euch in der Wüste gefunden haben? Das Gelände ist riesig und selbst für Ortskundige schwer zu überschauen.“ fragte einer der Lehrer, während ein anderer davon stürmte um Meldung zu machen. „Sie hatte einen recht guten ’Schläfer’ hier postiert!“ Bei diesen Worten schnellte Shinkiro’ s Kopf hoch. Kankuro hatte sie noch nie so außer sich vor Zorn gesehen. Ihr ganzer Körper zitterte vor Wut. Gaara aber ignorierte den Blick. „Einen ’Schläfer’, einen Spion hier in Suna. Aber wer???“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, ging mit gnadenloser Geschwindigkeit eine Welle der Erkenntnis durch die Anwesenden. „Nein, das ist nicht wahr! Shin, Shin, sag’ das es nicht wahr ist.“ stammelte ihr Vater ungläubig. Doch weder das Mädchen noch Gaara äußerten sich weiter dazu. Der Junge war auf den einsamen Tisch zugegangen auf dem verlassen die letzen Stirnbänder lagen. Er hob eines auf und warf es Shinkiro zu. „Hier! Du hättest die Prüfung sicher bestanden wenn wir nicht unterbrochen worden wären.“ Das Mädchen stiert immer noch zornig auf ihn, dann griff sie blitzschnell danach und schleuderte es mit einem Aufschrei gegen die Wand. Gleich darauf knallte ein zweiter Gegenstand dagegen. Die Wüstenrose zerbarst in tausend Teile. Gleichzeitig hatte sie eine letzte Nachricht in die Wand gemeißelt: „Verreckt doch alle mit einander!“ Dann brach das Mädchen haltlos in sich zusammen, wie eine Marionette deren Fäden man durchschnitten hatte. Kapitel 7: Die Wahrheit ist schmerzhafter als du denkst! -------------------------------------------------------- „Wie sich herausstellte, hatte Shinkiro’ s Mutter tatsächlich all die Jahre für Oto bei uns spioniert. In ihrer Wohnung fanden sich zahllose Berichte, Karten und Auflistungen. Und da Shinkiro die meiste Zeit bei ihr lebte, ging man davon aus das sie in die Verschwörung involviert war. Vermutlich war sie nur aus diesem Grund auf dich und Gaara angesetzt worden. Deshalb wurde sie bald darauf aus dem Dorf verbannt. Ihren Vater hat man meines Wissens nach, wegen Mitwisserschaft angeklagt und verurteilt.“ Temari beendete den Tatsachenbericht. „Das ist das, was man uns als Wahrheit verkauft hat! Aber was ist die wirkliche?“ Kankuro blickte seine Schwester fragend an. Er konnte nicht sagen warum, aber er hatte das Gefühl das sie etwas weggelassen hatte. Etwas das nur Temari wusste. Die kunoichi wich seinen Blick schließlich aus. „Sie war keine Verräterin! Im Gegenteil!“ Erstaunt hoben die beiden die Köpfe. Gaara hatte ihnen den Rücken zugewandt und starrte in die Richtung in die das Mädchen verschwunden war. „Sei’ still! Deinetwegen hasst sie uns doch erst! Du hast ihre Mutter auf dem Gewissen. Genau wie unsere eigene!“ fuhr Kankuro ihn wütend an. „Nein! Das habe ich nicht!“ Es war augenblicklich totenstill, nicht das geringste Geräusch war zu hören. Kein Vogel sang, kein Blatt raschelte im Wind. So als hätte die Welt ebenfalls erschrocken den Atem angehalten wie die beiden Geschwister. „Aber... das würde ja...?“ „Soll das heißen das...!“ „Ja, Shinkiro hat ihre eigene Mutter getötet.“ Die Fassungslosigkeit in beiden Gesichter wich tiefer Bestürzung. Temari’ s Unterlippe bebte unruhig. „Was ist geschehen! Was ist damals geschehen. Verdammt lass dir doch nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen!“ „Aufgrund ihrer Geschwindigkeit hatte Shinkiro mich bald abgehängt. Sie ist einfach zu flink. Nicht einmal mein Sand kann es mit ihr aufnehmen. Ich verlor sie aus den Augen. Daher beschloss ich ihr aufzulauern und abzupassen, sobald sie auf dem Rückweg war! Als die erste Gestalt auf mich zukam hielt ich sie für Shinkiro. Schon kurz darauf hatte mich der Trupp in die Defensive gedrängt, alle schienen sich genauso schnell wie Shin bewegen zu können. Sicher wäre ihr Plan aufgegangen, hätte sich nicht ein Denkfehler eingeschlichen.“ „Was für ein Denkfehler!“ Gaara warf seinen Bruder einen seltsamen Blick zu. „Das Shinkiro umdrehen würde um mir beizustehen.“ „Was?“ „Sie ist wie eine Sturmwolke angeschossen gekommen und hat ohne zu fragen oder nachzudenken angegriffen. Schließlich blieb nur noch ein einziger Oto- Nin übrig. Sein letzter Schachzug war es uns mit Kage- Bushin zu attackieren. Gerade als ich drei von ihnen abgewehrt hatte, bemerkte ich den angreifenden Schemen und das ich zu langsam sein würde um ihn abzuwehren. Der kleinere Schemen, der unvermittelt auftauchte landete mit seiner Attacke einen grausigen Volltreffer. Der Schrei, ein furchtbar hoher Ton, der selbst mir Schmerzen bereitete, schien den Ninja innerlich auseinander zu nehmen. Wie eine leblose Puppe klappte er zusammen.“ „Und das war...“ „Das letzte was sie von sich gab war: „Hast du kleine Versagerin es tatsächlich geschafft, das Siegel zu lösen!" „Das Siegel? Was denn für ein Siegel?“ wollte Temari fragen, aber sie schaffte es gar nicht den Satz auszusprechen. „BLEIB HIER!!!“ schrie sie stattdessen. Aber ihr Ruf verhallte ungehört. Mit ein zwei flinken Sätzen war Kankuro in die Baumkronen hinauf geschnellt und im Gewirr der Blätter verschwunden. „Dieser..... IDIOT! Jedes Mal das selbe Theater!!“ knurrte die kunoichi erbost, dann folgten sie und Gaara ihrem Bruder umgehend. Bei diesem undurchsichtigen Mädchen sollten sie besser auf der Hut sein. Sie hatte schon vorhin ohne Warnung angegriffen. Und mit ihrer Meinung über Suna hatte Shinkiro auch nicht hinterm Berg gehalten. Aber Kankuro hatte in dieser Angelegenheit wohl ein meterdickes Brett vor Kopf. Flink schnellte die beiden Chu- Nin durchs Geäst und hielten die Augen offen. Doch weder Kankuro noch Shinkiro hatte auch nur die kleinste Spur hinterlassen. Beide waren nun mal hervorragende Ninja... das ließ sich nicht leugnen. Doch Temari hatte dafür kein Lob übrig. „Verflucht und zugenäht!! Wo sind die beiden denn nur hin!! Die können doch nicht einfach vom Erdboden verschwunden sein!!“ Die Wut in ihrem Magen wuchs und wuchs mit jeder Sekunde. Zornig drosch das Mädchen mit ihrem Fächer die Äste und Zweige, die ihr in den Weg standen, beiseite. Zu guter Letzt schoss Temari in ihrer Rage Kamatari auf eine weit ausladende Kiefer ab. Das große Sichelwiesel machte mit dem Gehölz kurzen Prozess und verarbeitete es binnen Sekunden zu Sägespäne. Und dennoch... Temari schnaubte immer noch wutgeladen, während sie ungebremst voran flitzte. „Ein Wort, ein Blick von ihr und er verliert komplett den Verstand. Sie ist wirklich schlimmer als jeder Fluch auf Erden!“ „Wolltest du sie deshalb los werden!“ Erschrocken fuhr ihr Kopf herum. „Was? Woher...?“ „Im Gegensatz zu Kankuro weiß ich sehr wohl, wer Vater den Floh ins Ohr gesetzt hat das Shinkiro eine mögliche Gefahrenquelle ist und besser aus dem Dorf entfernt gehört. Die Tür zu seinem Büro stand schließlich offen.“ Temari blieb unvermittelt auf einer Astgabel stehen und starrte ihren Bruder nur sprachlos an. Immer wieder biss sich das Mädchen auf die Unterlippe. Fast so als wolle sie sich selbst daran hindern die Wahrheit heraus zuschreien. „Sie hatte kein Recht! Kein Recht, verdammt noch mal!“ fauchte Temari schließlich aufgebracht. „Sie hat sich einfach frech und ungefragt in unsere Familie gedrängt! Kankuro, dann Vater, ja selbst du! Ihr alle hattet plötzlich nur Augen für sie. Dabei ist sie nichts weiter... als ein einfaches Mädchen.“ Gaara sah sie nur wortlos an. „Ja, verdammt noch mal. Ich war eifersüchtig und hab um meine Stellung gefürchtet. Über Jahre hinweg war ich die Frau in der Familie. Seit Mutter’ s Tod war ständig ich diejenige, auf die alles abgeladen wurde. Ich musste den Mutterersatz sowohl für dich wie auch für Kankuro sein. Und dann kommt da dieses... dieses Gör daher! „Dann hast du also vor jedes Mädchen zu vergraulen, dass sich auch nur entfernt für einen von uns zu interessieren scheint? Oder nur Kankuro’ s Favoritinnen?“ Sollte sie der Vorwurf berühren, so verstand Temari es meisterhaft ihn zu ignorieren. „Und wenn schon!! Ich habe getan, was ich für meine Pflicht hielt. Dieses Miststück konnte dich mühelos kontrollieren. Dabei war sie keine reinblütige Suna. Sie ist eine halbe Oto- Nin!“ Gaara gab darauf keine Antwort und folgte seiner Schwester, als sie wieder davon flitzte. „Shinki... Shinkiro, warte! Bleib stehen!! Bitte!! Ich muss... ich muss... ich muss mit dir reden!!“ Endlich hatte Kankuro das Mädchen eingeholt. Doch die schoss unbeirrt weiter durch das dichte Geäst und dachte nicht im Traum daran anzuhalten. Flink umklammerte sie einen armdicken Ast und katapultierte sich dann in die Höhe. Immer schneller und schneller flog ihr Schemen durch die Blätter, welche daraufhin laut rauschten. „Shin... Shin bitte!! Es tut mir leid!“ rief ihr Kankuro nach, aber der Abstand zwischen den beiden Ninja wuchs immer mehr an. Fast schon hatte der Chu- Nin sie aus den Augen verloren. »Ich bin so ein verdammter Esel! Ein verdammter, kleinlicher Esel!!« In der kurzen Zeit, die sie nach der Gen- Nin Prüfung noch im Dorf war, hatte er Shinkiro gemieden wie die Pest. Er war immer noch eingeschnappt, beleidigt und verletzt von ihrem „angeblichen“ Verhalten. Selbst als er hörte das man Shin- Shin aus Suna verbannen würde, sträubte sich alles in Kankuro dagegen auch nur noch ein Wort mit ihr zu wechseln. Er wollte sie so schnell es nur ging vergessen. Doch wie ein Fluch blieb und blieb das kleine Mädchen all die Jahre in seinen Gedanken. Das kleine, freche Ding. Ihr heiteres Lachen. Ihre altklugen Sprüche. Ihre funkelnden Augen, wenn sie ihn ansah. Das Gefühl etwas besonderes zu sein, dass sie ihm gab. Das sie ihn um seiner selbst mochte. All das beschwor seine Erinnerung in diesem Moment in Kankuro hoch. »Ich hätte dir vertrauen sollen!! Ständig hab ich auf dich aufgepasst, selbst dann wenn du es nicht wolltest. Und in dem Moment als du einmal meine Hilfe wirklich gebraucht hättest, war ich so ein kindisches Rindvieh. Verdammt, ich werde diesen Fehler wieder gutmachen. Und wenn’s das letzte ist was ich tue!« Obwohl ihn diese Gedanken vorantrieben, verloren Kankuro’ s Sprünge immer mehr an Kraft. Für gewöhnlich hatte der shinobi nie Probleme damit Personen zu folgen. Aber die stechenden Schmerzen in seinem Arm. Das immer heftiger werdende Pochen, das mittlerweile bis hoch in seine Schulter drang. Mit jeder Bewegung wurde es schlimmer und schlimmer. Immer wieder begann das Bild vor Kankuro’ s Augen zu verschwimmen. Gerade als er sich wieder von einem Ast abstoßen wollte, verfehlte er fast sein Ziel. Unbeholfen schlitterte der Chu- Nin den Ast entlang und kämpfte verbissen um das Gleichgewicht. Endlich hatte die unfreiwillige Rutschpartie ein Ende. Keuchend lehnte sich Kankuro gegen den breiten Stamm. Als er aufsah, stand Shinkiro breitbeinig über ihm. Ihre Miene war verschlossen und abweisend. „Was war das gerade??“ fragte sie. Der lauernde Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören, aber Kankuro wollte es nicht hören. „Es... es tut mir leid!“ wiederholte er mühevoll. Das Mädchen zog eine verärgerte Schnute, im nächsten Moment bohrten sich die Shuriken über Kankuro’ s Kopf in die dicke Rinde. „So, es tut dem Herrn also leid und damit soll jetzt wohl wieder alles vergeben und vergessen sein, was?“ Erneut wollte Kankuro ihr sein Bedauern versichern, da riss ihn plötzlich etwas in die Höhe. Hilflos baumelte er kopfüber zwischen den Ästen. Er war Shinkiro wie ein blutiger Anfänger in die Falle getappt. Die hauchdünnen Chakrafäden blitzten hie und da im Dämmerlicht auf. Die kunoichi hatte binnen weniger Sekunden ein kunstvolles Netz gewebt, an dem sie sich nun wie eine Spinne abseilte. Kapitel 8: Versöhnung ??? ------------------------- „Kannst du dir auch nur eine entfernte Vorstellung von dem machen, was ich die letzten vier Jahre durch gemacht habe!“ fuhr Shinkiro ihren einstigen Freund grollend an. Die grünen Augen blitzten bösartig. „Ich... ich...ich kann...“ „Einen Dreck kannst du!“ Die Worte dröhnten genau so vorwurfsvoll in Kankuro’ s Ohren wie die Ohrfeige. „Shin, ich...“ begann er verzweifelt, doch da knallte sie ihm wieder eine. „Ich hätte alles ertragen. Alles! Die Ablehnung des Dorfes, die Verbannung, den endlosen Marsch durch die Wüste. Ich war’ s ja gewohnt. Aber das du mich im Stich gelassen und einfach fallen gelassen hast, das werde ich dir nie verzeihen! Niemals!“ Und wieder hallte ein lautes Klatschen durch den Wald. Shinkiro bebte am ganzen Körper vor Schmerz. Ihre Lippe zitterte unruhig und ihr Atem ging stoßweiße. „Und jetzt besitze noch einmal die Unverfrorenheit mich um Entschuldigung zu bitten.“ stieß sie leise hervor. „So langsam verstehe ich was Gaara damals damit meinte, er könne das Wort nicht mehr hören. Es ist doch nichts weiter als eine billige Farce.“ „Also, doch!“ knurrte Kankuro plötzlich. Das Mädchen stutzte verblüfft, fauchte dann aber nicht minder wütend zurück: „Also doch, was?“ „Du scheinst dich ja blendend mit Gaara verstanden zu haben, nicht wahr! War nicht zu übersehen. Ihm hast du wohl verziehen, das er dir die Stimme ruiniert hat. Dem Scheusal verzeihst du ja gerne. Er ist ja nur ein falsch verstandener Junge, nicht wahr.“ Es war mit einem Mal erschreckend still. Erstaunen hatte sich in Shinkiro’ s Gesicht breit gemacht. Wortlos sah sie zu Kankuro hinüber. Schließlich senkte das Mädchen den Kopf. Leise begann sie zu lachen. Immer mehr schwoll das Gelächter an, das durch ihre krächzige Stimme fast schon hysterisch klang. „Ich glaub’ s ja nicht. Ich glaub’ s nicht! All... all die Jahre hab ich mich gefragt: WAS? Was habe ich nur falsch gemacht? Und dabei lag es gar nicht bei mir!“ Shinkiro konnte sich kaum beruhigen, wiegend schaukelte sie hin und her. „Was hättest du denn an meiner Stelle angenommen, hättest du euch beide erlebt??“ warf Kankuro ihr vor. „Ich hätte meinen Spatzenverstand mal angestrengt und überlegt, warum das Mädchen versucht sich mit meiner Familie anzufreunden.“ konterte Shinkiro. „Das ich bei Temari schlechte Karten hatte, lag ja wohl auf der Hand. Aber mit Gaara verband mich etwas. Wir wurden beide im Dorf ausgegrenzt. Er weil der Dämon in ihn verbannt war und ich weil man mich für nutzlos hielt. Und nun besaßen wir den Schlüssel um uns aus diesem Gefängnis zu befreien. Er hätte nur wollen müssen. Ich hätte ihm ohne zu Zögern geholfen.“ „Weil du in ihn verknallt warst, gib’ s endlich zu!“ „Blödsinn! Weil ich in dich verschossen war und versuchte habe bei deiner Familie zu punkten, deshalb. Und nur deshalb!“ versicherte Shinkiro. Im selben Moment blitzte etwas in ihrem Gesicht auf. Da war es wieder. Jenes Lächeln, das Felsen zum Schmelzen bringen konnte. „Du verarschst mich! Das... das kann... das kann doch nicht...“ stammelte Kankuro verwirrt, doch das Lächeln ließ ihn verstummen. Wie sehr hatte er dieses Gesicht vermisst. „Was kann nicht sein? Das das die schlichte Wahrheit ist oder das ich dummes Huhn mich in dich verkuckt hatte?“ So schnell wie es erschienen war, war das Lächeln auch wieder verschwunden. Shinkiro’ s Jadeaugen wurden kalt und abweisend. „Solche Fehler geschehen und man nennt sie beschönend Lebenserfahrungen!“ meinte sie schnippisch. „Davon habe ich mittlerweile mehr als genug!“ „Shinkiro, ich wünschte ich könnte diesen blöden Fehler ungeschehen machen. Aber das kann ich nicht. Alles was ich kann, ist...“ „Jetzt kommt der Herr mir schon wieder damit. Verflucht noch mal, deine Entschuldigungen interessieren mich einen Scheiß!“ Verbissen grübelte Kankuro was er nur sagen konnte, um Shinkiro zu versöhnen. Aber es wollte ihm nichts in den Sinn kommen. Sie machte es ihm mit ihrem Dickschädel auch nicht gerade einfach. Da bemerkte er wie ihm die Mütze mehr und mehr vom Kopf rutschte. In dem Moment als sie vollends herab glitt, schnappte er automatisch mit der Hand danach. Der Schmerz jagte mit solcher Wucht durch den Arm und traf seinen ganzen Körper, gerade so als hätte Kankuro einen Hagel Schläge einstecken müssen. Dennoch klammerte sich jeder Finger eisern um das Stück Stoff. Im nächsten Augenblick wurde dem Chu- Nin schwarz vor Augen. „Und irgendwo eine Spur?“ „Nichts. Nicht der geringste Hinweis. Weder von Kankuro noch von dem kleinen Biest.“ Entnervt kickte Temari einen Stein aus dem Weg. »Wenn du versuchst mit mir ein Spielchen zu treiben, dann wirst du das bald bitter bereuen!! Das schwör’ ich dir, Shinkiro!« Gaara, der auf einem der Äste über ihr kniete, konnte die finsteren Gedanken seiner Schwester nur erahnen. Aber es gehörte nicht viel Fantasie dazu. „Warum?“ Erstaunt hielt die kunoichi inne. „Warum was?“ raunzte sie aggressiv. „Warum kann Shinkiro den Dämon in mir hören und beschwichtigen? Hast du dich das schon mal gefragt?“ Nachdenklich betrachtete der Junge einen kleinen Käfer, der versuchte an dem dicken Baum empor zukletterten. „Weiß ich nicht und es interessiert mich auch nicht im geringsten!“ „Da gibt es tausende von Menschen, aber nur einer hat diese besondere Fähigkeit. Man könnte es „Schicksal“ nennen. Aber ist Schicksal ein Geschenk oder ein Fluch? Shinkiro’ s Gabe sollte eigentlich für mich ein Geschenk sein, aber damals habe ich mich davor gefürchtet. Deshalb habe ich nichts gesagt.“ Temari wand den Kopf und blickte zu ihrem Bruder auf. Ein flüchtiges Grinsen umspielte Gaara’ s Mundwinkel. Der Käfer war gerade wieder herunter gerutscht. Dennoch rappelte er sich sofort auf und begann erneut den Aufstieg. „Du hattest Angst! Vor Shinkiro!“ fragte sie baff. „Allerdings. Komisch nicht war? Dabei wollte sie mir nur helfen. Wir schlagen allzu oft eine helfende Hand aus. Weil uns unser Stolz untersagt Schwäche zu zeigen. Aber wenn wir ehrlich zu uns selbst wären, würden wir einsehen das wir die Hilfe des anderen brauchen.“ Das Mädchen zog einen misstrauische Schnute. „Was willst du damit wieder sagen? Etwa das ich Shinkiro’ s Hilfe brauchen würde? In hundert Jahren nicht!“ Gaara schwieg darauf hin einige Minuten. Dann hob er plötzlich den Kopf. „Da hinten sind sie!“ Er hing nicht mehr kopfüber. Das war das erste was Kankuro feststellte, als er wieder zu sich kam. Es kostete ihn unendlich viel Kraft ein Augenlid zu öffnen. „Halt still. Das sieht schlimmer aus als ich dachte. Vielleicht kann ich es notdürftig versorgen.“ Shinkiro’ s Gesicht tauchte in seinem Blickfeld auf. Sie kniete neben ihm, die Augen auf seinen verletzten Arm gerichtet. „Halb... halb so wild!“ wollte der Chu- Nin sie schon beschwichtigen. Als das Mädchen sich aber am Verband zu schaffen machte, verzog er dennoch das Gesicht. „Für halb so wild sieht mir der Schnitt aber verdammt tief aus. Junge, Junge, warum bist du nicht schneller in die Defensive gegangen. Den Angriff konnte ja selbst ich vorhersehen.“ „Woher... woher weißt du? Warst etwa gestern abend vor Ort?“ Shinkiro grinste halbherzig. „Wer glaubst du wohl hat die Unterstützung angefordert?? Eigentlich könnte mein Team solche Lager im Alleingang ausheben. Aber von Amtswegen her müssen wir immer die örtlichen Behörden informieren und ein Einsatzteam anfordern. Von wegen Überwachung des Einsatzes. Wer hätte ahnen können, dass Konoha euch schickt!!“ „Deshalb war niemand am vereinbarten Treffpunkt. Wir hatten uns schon gewundert, es dann aber als Schikane aufgefasst.“ „Du meinst wohl Temari hat das! Das Geschrei war meilenweit zu hören.“ Mit einem lauten Ratschen zog Shinkiro einen Klettverschluss an ihrem linken Oberschenkel auf. Ein kleines Sortiment an Pflaster, schmalen Mullbinden, Medi- Tape und verschiedene Phiolen hingen sauber aufgereiht an dem Stoffband. Routiniert befestigte das Mädchen den Verschluss an der anderen Seite. „Lass mal sehen. Am besten ich tape den Schnitt provisorisch zusammen. Das dürfte halten bis ihr die nächste Medi- Station erreicht. Bei Mana würde ich mich aber an deiner Stelle nicht mehr blicken lassen. Für gewöhnlich tickt sie jedes Mal aus, wenn man sich nicht an ihre Anweisungen hält.“ „Wer ist Mana?“ „Die Ärztin in Itchikan- gakure. Sie gehört ebenfalls zur Sturmtruppe, allerdings ist sie ein passives Mitglied. Davon gibt’s theoretisch in allen Ländern welche. Ganz praktisch wenn wir im Einsatz sind.“ „Und was genau seid ihr? So was wie Jagd- Ninja.“ Shinkiro schürzte kurz nachdenklich die Lippen. „Die Kishin- Einheit, zu der ich gehören, ist in der Tat ein Heer aus Jagd- Ninja. Organisierte, überregional agierende Spezialisten, keine Kopfgeldjäger. Aber die komplette Sturmtruppe umfasst noch mehr Einheiten.“ „Scheint ja ein größerer Laden zu sein.“ Das Mädchen nickte nur schweigend. Vorsichtig begann sie den Schnitt trocken zu tupfen. Dabei fiel ihr Blick auf die Mütze, die Kankuro immer noch fest umklammert hielt. „Ich hätte nicht gedacht, dass du die noch hast geschweige denn sie trägst.“ Kankuro senkte beschämt den Kopf. Er konnte ihr jetzt schlecht auf die Nase binden, das er die Mütze nur noch deshalb trug weil Vater ihm kein neues Stirnband gestattet hatte. Aber mittlerweile da war sie ohnehin zu seinem Markenzeichen geworden, genau wie seine Gesichtsbemalung. „Na, wenigstens konntest du mich so schon mal nicht vergessen.“ meinte Shinkiro mit einem Achselzucken. „Das hätte ich auch ohne die Mütze nicht gekonnt. Dich vergisst man einfach nicht, Shin- Shin.“ Das Mädchen hielt jäh in der Bewegung inne. Ihre Finger spielten unruhig mit dem Tape- Band. Schließlich blickte sie Kankuro in die Augen. „Komisch, früher hat mich der Name immer sofort auf die Palme gebracht. Aber jetzt... mich hat kein anderer so genannt.“ Und wieder erstrahlte das Lächeln in Shinkiro’ s Gesicht. Kankuro grinste zurück „Schade, dann muss ich mir einen neuen Namen überlegen um dich zu ärgern.“ „Untersteh’ dich!“ Shinkiro boxte ihn scherzhaft auf die Schulter, so wie sie es früher immer getan hatte. Für einen kurzen Bruchteil war da wieder die alte Vertrautheit. Es genügte ein Blick und der eine wusste was die andere dachte. „Hab ich dich endlich!“ Der Wind peitschte mit lautem Getöse durchs Geäst. Die kunoichi reagierte blitzschnell und jagte den Stamm in die Höhe. Ihre Gegnerin setzte ihr sofort nach. Mit einem leisen Zischen schnellten die Chakrafäden aus Shinkiro’ s Fingerkuppen und wickelten sich um diverse Ankerpunkte. „Temari, lass den Blödsinn. Hör auf!“ Aufgeregt stemmte sich Kankuro in die Höhe, doch von den beiden Mädchen fehlte bereits jede Spur. Jede lauerte bereits der anderen auf und bereitete einen Angriff vor. „Verdammt noch mal, welcher Teufel ist denn in die gefahren?“ „Das würde ich auch gerne wissen.“ Gaara kam neben seinem Bruder zum Stehen und beobachtete aufmerksam das rauschende Grün. Keine verriet sich. Erst als der Wind aus zwei verschiedenen Richtungen aufbrauste, wusste die Jungs wo die beiden saßen. Mit schnellen Sprüngen und wilden Überschlägen folgte die eine der anderen. Mal jagte Temari das kleinere Mädchen vor sich her. Dann aber stellte sich Shinkiro, konterte mit unglaublicher Geschwindigkeit und trieb ihrer Gegnerin zurück. Keine der beiden schien bereit zu sein den Kampf freiwillig ein zustellen. Lauernd waren sie auf einem breiten Ast, der quer über den Waldboden verlief, stehen geblieben. Entgegen ihrer üblichen Vorgehensweise, schien Temari hier nichts von Taktik und Planung zu halten. Sie wollte nur eins: Shinkiro endlich eine Lektion erteilen. „Hat ja verdammt lange gedauert!“ meinte da Shinkiro grinsend. „Endlich nimmt die große Temari mich als Gegner ernst.“ „Du bist doch nichts weiter als ein kleiner Wurm. Bilde dir also bloß nichts darauf ein!“ „Wie könnte ich denn!“ Funkelnd visierten sie sich noch an, dann schossen die kunoichi mit lautem Geschrei aufeinander los. Die beiden Jungs standen nur wortlos da. Schon bald hatten sie Temari und Shinkiro aus den Augen verloren. „Diese... Weiber!!“ entfuhr es Kankuro mit einem wütenden Aufstöhnen. „Warum zum Kuckuck macht Temari nur so einen Aufstand. Ständig hält sie mir vor, ich sei kindisch. Aber sie ist ja keinen Deut besser. Und Shinkiro ist so dämlich und geht auf die Herausforderung ein!! Versteh einer mal die Weiber!!“ Gaara sah ihn nur mit einem halbherzigen Schulterzucken an. Dann wand er plötzlich den Kopf und starrte in das grüne Dickicht. „Ich denke, wir haben jetzt ein anderes Problem!“ Was er damit meinte, sollte Kankuro kurz darauf feststellen. Ein Hagel aus Shuriken, Kunai und anderen Klingel kam in dichter Abfolge auf die beiden Ninja zu. Doch in fast traumwandlerischer Sicherheit wichen die beiden Ninja den sirrenden Wurfgeschossen aus. „Wie schade!!“ Gemeinsam mit vier anderen Shinobi trat der hagere Ninja, der sie schon vorhin angegriffen, ins Freie. Ein verschlagenes Grinsen stand in seinem Gesicht, fast so als wüsste er bereits sicher was jetzt folgen würde. „Was willst du denn noch?? Hat dir die Abreibung gerade noch nicht gereicht. Müssen wir erst wirklich grob werden??“ Aber der Kerl nahm Kankuro’ s frechen Spruch gar nicht ernst. „Ich frage mich nur ob ihr zwei schon begriffen habt, das euer letztes Stündlein geschlagen hat!“ Kapitel 9: Kiai- no- Jutsu -------------------------- Grimmig wandten sich die beiden Brüder ihrem Gegner zu. Solche Dreistigkeit hatten ihre bisherigen Gegner nicht selten mit dem Tode bezahlt. Der lange Lulatsch aber schien sich seines Sieges bereits sehr sicher zu sein. „Das werden wir noch sehen!!“ versetzte Kankuro verärgert „Vielleicht ist es ja auch deines!!“ „Du spuckst ja verdammt große Töne, Jungchen! Übersiehst du da nicht was? Oder ignorieren wir einfach mal unsere zahlreiche Überlegenheit.“ Nun war es an Kankuro frech zu grinsen. Ein schneller Blick zu Gaara zeigte, das sein Bruder gerade das gleich dachte wie er. „Als ob uns das schon jemals aufgehalten hätte!!“ Ein unmerkliches Nicken, dann schoss sie auch schon mit halsbrecherischem Tempo auf ihre Gegner zu. Drei der shinobi regierten sofort und gingen zum Gegenangriff über. Der vierte und der Anführer blieben ruhig auf der breiten Astgabelung stehen. „Lassen wir ihnen noch den Spaß. Um schlimmer die Niederlage, desto süßer ist der Triumph für uns. Denkst du nicht auch, Itchi?“ Der andere verzog anfangs nur den Mund, dann aber grinste auch er. „Ich hoffe nur deine Brüder halten sich an den Plan! Sonst geht mein ganzer Plan daneben!! Es ist so verdammt schwer sie einzeln zu erwischen.“ Gerade hatten sich die Kämpfenden für einen Bruchteil getrennt. Das Pochen in Kankuro’ s Arm war mittlerweile zu einem einzigen brennenden Schmerz geworden. Immer wieder biss er krampfhaft die Zähne aufeinander. Fest stand: Lange hielt er das so nicht mehr durch. Daher nutzte der Chu-Nin die Atempause um schnell in die Tasche an seinem Grütel zu greifen. In einer beiläufigen Bewegung verschwand die unscheinbare Kapsel zwischen den Lippen. Einer der drei Ninja rief spöttisch: „Und du denkst damit kommst du gegen uns an? An deiner Stelle würde ich gleich die ganze Schachtel Schmerzmittel reinschütten. Dann fühlt sich der Todesstoß nicht so heftig an!!“ Kankuro überhörte die Spitze knurrend und angelte stattdessen Karasu vom Rücken. Mit einem lauten Knall entfaltete die Marionette ihre Glieder. Der verletzte Arm zitterte unruhig, dennoch schaffte Kankuro es die Puppe weitestgehend ruhig in der Luft zu halten. Sein Verstand sagte ihm bereits, das er gerade einen folgenschweren Fehler beging. Aber das war dem shinobi im Moment ganz gleich. Da hatte er schon ganz andere Kämpfe ausgestanden! „Ach ja, da versuch doch mal dein Glück, Großmaul!!“ Karasu richtete klackernd die Arme auf, im nächsten Augenblick sauste die Marionette auch schon los. Der Ninja riss noch einmal verwundert die Augen auf, in nächsten Augenblick explodierten um ihn herum unzählige kleine Sprengsätze und dichte Nebel quoll in die Höhe. Als sich der Qualm lichtete lag der Ninja am Boden und gab keinen Mucks mehr von sich. Der Puppenspieler wollte schon zu einem frechen Spruch ansetzten, da bemerkte er aus dem Augenwinkel das einer der anderen beiden zum Angriff ansetzte. Mit einem Ruck riss Kankuro seine Marionette herum und positionierte sie zur Abwehr vor sich. Im nächsten Moment aber sackte ihm der verletzte Arm weg und Karasu rutschte nach unten. „Verdammt!!“ Doch der andere Angreifer hatte auch kein Glück. Gerade als er zu einem Schlag ausholte, rauschte eine Sandwelle auf ihn zu und schraubte sich mit lautem Getöse in den Himmel hinauf. „Lass das besser!“ Verblüfft öffnete Kankuro ein Auge. Es war in der Tat ungewöhnlich, das Gaara sich schützend vor einen anderen stellte. Selbst wenn es der eigene Bruder war. „Was in aller Welt...?“ „Ich schulde Shinkiro noch ein Versprechen.“ war die knappe Antwort. „Und was??“ raunzte Kankuro verärgert. Gaara gab ein leises Schnauben von sich, bevor er den Kopf seinem Bruder zuwand. „Das ich ein Auge auf dich habe, wenn sie’ s nicht kann. Zumindest hat sie mich vor vier Jahren darum gebeten.“ „Shin- Shin hat WAS?!“ Doch Gaara kam nicht zum antworten. „So, jetzt seid ihr genau da wo ich euch haben wollte!!“ grinste der Anführer der gegnerischen Ninja. Die Hände, die er anfangs über der Brust gekreuzt hatte, vollführten drei schnelle Fingerzeichen und streckte schließlich die Arme aus. Die Augen glühten in unheimlichem Grün auf. Was folgte ließ sich kaum mit Worten beschreiben. Tat ihm im gerade noch nur der Arm weh, schrie mit einem Mal Kankuro’ s ganzer Körper in greller Pein auf. Sein Kopf dröhnte als hätte er gerade frontal einen Schlag einstecken müssen. Sein Herz überschlug sich schier. Jeder Muskel krampfte sich mit aller Kraft zusammen und schnürte ihm so immer mehr die Kehle zu. Keuchend rang der Chu- Nin nach Luft. Im nächsten Augenblick verlor Kankuro den Halt. Der Aufschlag schmerzte schlimmer als alles was er bisher einstecken musste. Es stellt sich heraus, das der Hagere ein Oto- Nin ist, der über einen bestimmten Angriff den „Kiai“ verfügt. Auch ist er in der Lage den Ichibi in Gaara schachmatt zu setzen. Alles Jutsu die in ähnlicher Abwandlung von Shin verwendet wurden. „Ach, war’s das schon?? Ihr zwei enttäuscht mich ja zutiefst. Da hätte ich weit mehr erwartet!“ Der Anführer beobachtete beinahe schon genüsslich wie sich die beiden Jungs am Waldboden hin und her wälzten. „Tja, gegen den Kiai hat man so gut wie keine Chance. Es sei denn ihr wüsstet, wie man Schallwellen blockt. Aber das wissen selbst nur wenige Oto- Nin’ s.“ Gaara war der erste, der sich wieder auf die Beine mühte. Mit unergründlicher Miene schritt er auf den shinobi zu. Den letzten der drei shinobi, der sich ihm entgegenstellte, beförderte eine peitschende Sandwehe unsanft in die Büsche. „Na mein Kleiner, was willst du jetzt tun? Dein ach so starker dämonischer Verbündeter wird dir gegen mich nicht helfen können. Das "Jashin ori ni irerareta"-Jutsu ist zwar sehr alt, aber noch nicht so vergessen wie manch einer gern glaubt. Der Ichibi wird dir nicht beistehen, genauso wenig wie dein nutzloser Bruder. Wer bleibt also noch? Deine Schwester?“ Amüsiert fuhr schlaksige Ninja mit der Hand über sein Kinn. „Die hat mir den größten Gefallen überhaupt gemacht. Solange diese kleine Nervensäge von Kishin-kunoichi hier herumgerannt ist, konnte ich einen neuen Schachzug nicht riskieren. Aber glücklicher-weise hat sich das Problem ja von selbst erledigt. Und wenn mir das Glück weiter so hold ist, dann erledigen sich die beiden auch noch gegenseitig.“ „Du vermaledeiter Mistkerl!“ fluchte Kankuro, der sich in der Zwischenzeit wieder auf die Knie hochgestemmt hatte. Immer noch grinste der Mann süffisant über die Wut seiner Gegner, aber das Grinsen gefror ihm schlagartig als zwischen dem Geäst zwei Schatten erschienen. „Tja, dann dich Glücksfee wohl gerade verlassen!“ Mit lautem Rauschen schnellten die zwei Gestalten aus dem Grün der Bäume. Die Mädchen hielten sich nicht weiter mit langwierigem Geplänkel auf, sondern jagten in halsbrecherischem Tempo genau auf die zwei verbliebenen Ninja zu. Sofort flog der Kopf des Anführers zu seinem Begleiter herum. „Ist alles vorbereitet!“ Der vermummte shinobi nickte nur schweigend und ein düsteres Glitzern blitze in seinen Augen auf. „Halt dich bereit!“ Sicher hatten Temari und Shinkiro das Kommando gehört. Dennoch hielten sie unbeirrt auf den shinobi zu. «Sie müssen doch... Das können die beiden doch nicht...» „PASST AUF!“ Doch Kankuro’ s verzweifelter Warnruf kam zu spät. Den losbrechenden Hagel aus Klingen hielt keiner mehr auf, geschweige denn konnte man ihm ausweichen. Mit zwei dumpfen Aufschlägen fielen die Körper aus der Luft. Kapitel 10: Tanz Püppchen tanz ------------------------------ Es war mit einem Mal gespenstisch still auf der kleinen Waldlichtung. Alles schien gespannt den Atem anzuhalten. Was mochte wohl nun geschehen?? Beide Jungs sind wie vor den Kopf gestoßen, die Gegner glauben sich schon als Sieger. Dann aber taucht aus heiterem Himmel Temari auf und vermöbelt zwei der gegnerischen shinobi., Mit einem lauten Knall faltete Temari ihren Fächer wieder zusammen. Mit einem zufriedenes Grinsen im Gesicht beäugte sie ihre Gegner, während sie sich auf die obere Kante stützte. „Na was ist los? Hast’ s euch allen die Sprache verschlagen?“ fragte sie frech. Der Schalk ließ ihre Augen funkeln. Dem Oto- Nin und seinen verbliebenen zwei Kumpanen stand vor Verwunderung der Mund sperrangelweit offen. „Tja, so leicht wie du dachtest geh ich euch nicht in die Falle!“ Temari warf einen amüsierten Blick auf die beiden regungslosen Gestalten, von denen eine ihr aufs Haar glich. „Wow! Die hat’ s ordentlich erwischt! Ein Glück war ich das nicht! Obwohl... es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre ich wirklich kopflos darauf los. Wenn mich etwas in Rage versetzt, dann wenn jemand mit dem Leben meiner Brüder spielt. Glücklicherweise hat Shin ja doch hin und wieder ne brauchbare Idee. “ „Na vielen Dank für das freundliche Kompliment. Aus deinem Mund ist das ja schon fast ne Auszeichnung!!“ kam es da aus dem Geäst über ihnen. Es raschelte kurz als Shinkiro’ s Oberköper aus dem Grün der Blätter auftauchte. Mit einem frechen Grinsen hing sie kopfüber und ließ die Arme locker baumeln. „Werd’ jetzt nicht gleich übermütig!! So besonders war die Idee auch wieder nicht!! Im übrigen, hattest du vorhin nicht gesagt, das dir „Puppen- spielen“ zu mühsam ist??“ Temari warf Shin einen forschen Blick zu, aber von der Feindseligkeit die noch vorhin zwischen den Mädchen geherrscht hatte, schien nichts mehr vorhanden zu sein. „Nur weil ich etwas nicht mag, muss das nicht zwangsläufig heißen das ich es nicht kann. Was dachtest du denn?? Oma Choyi würde mich unangespitzt in den Boden rammen, wenn ich gar nichts von ihrem Unterricht behalten hätte. Außerdem... so gut kann ich es nicht mal. Ich hatte lediglich den gute Einfall, Kugutsu no Jutsu mit Hege no Jutsu zukombinieren. Und ich bin nicht mal sicher ob die Idee wirklich neu ist.“ „Ich stopf dir deine verfluchten Puppen gleich sonst wohin, du verfluchter Teufel!“ krähte da einer der gegnerischen shinobi und schoss ohne ein weiteres Wort zu verlieren auf Shinkiro los. „Roku! Lass das!“ rief ihm der andere noch hinterher. Die kunoichi mit dem feuerroten Pony aber kicherte nur frech und meinte: „Also los, Babies! Zeigen wir dem Kerl unser kleines Tänzchen.“ Ein paar schnelle Fingerbewegungen genügten und die leblosen Gestalten am Waldboden sausten in die Höhe. Shinkiro war im selben Augenblick ebenfalls im Blätterdickicht verschwunden. Doch keine Sekunde später flogen gleich drei Mädchen mit ihrem Gesicht aus dem Baum und noch bevor der Gegner wusste wie ihm geschah, da hagelte es auch schon von allen Seiten Schläge und Tritte. Gewand wie ein einstudiertes Tänzchen sprangen, drehten und wirbelten die drei Gestalten hin und her. Mal schleuderten zwei die dritten durch die Luft, dann bremste eine die andere nach einer übermütigen Drehung. Alles ging in völliger Harmonie auf. Doch niemand konnte mit Sicherheit sagen, wer von den Dreien die Puppen und wer die Puppenspielerin war. Die Fäden verliefen in alle Richtungen und da alle immer synchron Hände und Finger bewegten war es schier unmöglich die wahre Shinkiro zu erkennen. „Wahnsinn. Und das soll nicht so gut sein??“ entfuhr es Temari mit einem verblüfften Staunen. „Sie braucht nicht mal Distanz zum Gegner, weil sie selbst kämpft.“ „Aber verheddert sie sich so nicht irgendwann in ihren eigenen Fäden?“ Fragend blickte Gaara zu seinem Bruder hinüber. Dem half Temari gerade beim Aufstehen. Kankuro schwankte immer noch etwas unsicher vor und zurück. Trotzdem verfolgte er gebannt das Geschehen. „Nein, bei Shin’ s unglaublichen Geschwindigkeit ist das so gut wie unmöglich. Unglaublich, das ist Kugutsu no Jutsu in Vollendung. Choyi kann verdammt stolz auf sich sein, wenn Shin- Shin das wirklich nur durchs Zusehen gelernt hat.“ Gerade hatten zwei der Gestalten die dritte mit einem wildem Geschrei auf den shinobi geschleudert. Mit einer Serie aus Schlägen und Tritten trieb sie ihn immer mehr in die Defensive und beförderte ihn schließlich in die Botanik. „Jetzt hab ich dich!“ „Shin- Shin, Achtung hinter dir!“ Der vermummte shinobi schoss auf das Mädchen zu. Die fuhr erschrocken herum und reagierte instinktiv. Ein lauter, alles durchdringender Schrei, der jedem durch Mark und Bein ging, hallte über die Lichtung. Er war bei weitem noch schlimmer als der Kiai des Oto- Nin. Und auch verheerender. Der shinobi fiel ohne einen Laut von sich zu geben zu Boden. Die beiden blanken Puppen leisteten ihm klackernd Gesellschaft. Dennoch schrie Shinkiro weiter wie besessen, ihre Jadeauge glühten düster im Zwielicht der Blätter. „Hör’ auf!!“ knirschte Temari gegen den stechenden Ton an. Wie ihre Brüder hatte sie die Hände gegen die Ohren gepresst. Der hämmernde Schmerz in ihrem Schädel blieb trotzdem. Und dann... so plötzlich wie er gekommen war, verstummte der Schrei wieder. Shinkiro stand keuchend da, beide Hände gegen die Kehle gepresst. Immer wieder kniff sie die Augenlider fest zusammen und verzog das Gesicht. „Shin- Shin!“ „Was ist mit dir? Bist du verletzt?“ Alle drei Sabakuno- Geschwister waren sofort zu dem sich krümmenden Mädchen geeilt. „Was ist passiert? Was hast du mit dem Kerl gemacht?“ „Dasselbe wie mit meiner Mutter!“ keuchte das Mädchen heiser „Im Gegensatz zu dem Normalen ist mein Kiai jedes Mal tödlich!“ „Was aber wieso...?“ Kankuro verstummte erschrocken als ihm Shinkiro verschlagen entgegen grinste. Das Funkeln in ihren Augen kam einem Dämon gleich. „Nicht immer beeinträchtigen Verletzungen die Körperfähigkeiten. Manchmal... intensivieren sie sie erst richtig!“ Immer noch grinsend zog das Mädchen den schwarzen Kragen ihres Kampfanzugs nach unten. Vier dicht an dicht liegende Narben verliefen quer über ihren Hals. Allen dreien war klar um welche Narben es sich hierbei handelte. „Schon komisch! Der Ichibi wollte mich damit zum Schweigen bringen, doch er hat dafür gesorgt das ich nur noch gefährlicher werde!“ Shinkiro stieß ein seltsam schräges Kichern aus. Dann biss sie wieder verkniffen die Lippen aufeinander. „Was ist? Bist du okay?“ fragte Temari. Die Besorgnis in ihrer Stimme war echt. Daher rang sich Shinkiro ein zuversichtliches Lächeln ab. „Geht gleich wieder! Nur noch einen Moment, bis ich....“ „Das... DAS kann nicht sein!!“ Mit diesem wütenden Aufschrei fuhren die vier herum und starrten den hageren Oto- Nin vernichtend entgegen. Der hatte seinen entgeisterten Blick an Shinkiro geheftet, die Augen fielen ihm schier aus dem Schädel. „DU kannst unmöglich... Das ist nicht... Der Kiai ist ein kekkei, eine Fähigkeit die nur in meiner Familie... Du kannst sie gar nicht...“ Er brach keuchend ab. „DUU!! Du bist... Eri’ s Tochter!!“ kam es schließlich wie ein Paukenschlag. Beim Namen ihrer Mutter zuckte Shinkiro unmerklich zusammen. Kankuro, der eine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte, konnte fühlen wie sie sich innerlich anspannte. Jede Faser in ihrem Körper begann zu zittern. „Und wenn es so wäre.. was kümmert’ s dich!“ fauchte sie schließlich, brodelnd wie ein Vulkan. Immer noch um Fassung ringend, begann der shinobi den Kopf hin und her zu schütteln. „Das kann nicht sein!! Das kann einfach nicht sein!! Selbst wenn du es bist.... Du dürftest doch gar nicht....“ Mit einem Mal wurde seine Miene grimmig und sein Blick um einige Grad frostiger. „Verdammt noch mal!! Was hat Eri da wieder angestellt!! Dieses durchtriebene Flittchen!! Immer eigenwillig und stur. Sie hätte dir verfluchtem Gör sofort nach der Geburt deine tetsuke versiegeln sollen, so wie es die Pflicht jeder Oto- kunoichi bei solchen Missgeschicken ist. Ach, dieses Luder hat ja noch nie viel getaugt.“ „Bezeichnest du Shinkiro etwa als Missgeschick!!“ knurrte da Temari aufgebracht. Mit zornig funkelnden Augen war sie aufgesprungen. Eine Hand lag bereits lauernd an ihrem Fächer. Der shinobi verzog nur angewidert das Gesicht. „Jedes Balg, das bei solchen Aktionen herauskommt, taugt letztendendes nicht viel. Im Gegenteil, sie vergrößern das Risiko, das die anderen Dörfer an unsere geheimsten Jutsus herankommen könnten. Und der Kiai zählt dazu!! Diese blöde Schlampe. Wenn sie nicht schon tot wäre, dann würde ich ihr jetzt liebend gern den Hals umdrehen!!“ „Ich dreh dir gleich den Hals herum, wenn du nicht augenblicklich die Schnauze hältst!“ schrie Shinkiro tosend. Sturmwind kam mit einem Mal auf und warf die unzähligen Baumkronen hin und her. Brüsk schlug sie Kankuro’ s Hand zur Seite, als der sie zurückhalten wollte. Mit düsterem Gesicht erhob sich das Mädchen und machte zwei Schritte auf den shinobi zu. Mit einer Geste bedeutete sie Temari wie auch Gaara sich zurück zuhalten. Während er stumm einen Schritt zur Seite machte, blickte die blonde kunoichi ihr immer noch zweifelnd entgegen. Shinkiro nickte entschlossen. Sie wollte und würde das alleine durchziehen!! Kapitel 12: Weil ich eine kunoichi bin -------------------------------------- Es dämmerte, Zoll um Zoll senkte sich die Sonne gen Westen. Fast schon war sie hinter den unzähl-igen Baumwipfeln, die Itchikangakure säumten, verschwunden. Die ersten Lichter in den Häusern leuchteten hell auf. Auch im Medi- Zentrum brannte ein Lampe in flammendem Rot. „Operation- Bitte nicht eintreten!-“ stand darauf. Es waren vielleicht gerade mal zwei Stunden vergangen, aber die Ungewissheit dehnte jede Minute zu einer qualvollen Ewigkeit. Jeder der drei Sabakuno- Geschwister versuchte auf seine Weise mit der nagenden Anspannung fertig zu werden. Während Gaara stumm vor einem der Fenster stand und zusah wie die Sonne, einem großen tiefroten Feuerball gleich, tiefer und tiefer sank, hatte sich Temari auf eine der Wartebänke gesetzt. Immer wieder griff sie nach einer der Zeitschriften, blätterte sie wahllos durch und warf sie dann zurück auf den Stapel. Mit den Augen folgte sie Kankuro, der unruhig wie ein Tiger im Käfig, auf und ab lief. Ständig blickte er nervös zu der großen Uhr im Wartezimmer auf, dann zu den verschlossenen Türen des Behandlungsraumes. „Das dauert alles schon viel zu lange! Verdammt!! Warum brauchen die nur so eine Ewigkeit!! Das ist doch nicht normal!!“ Entnervt fuhr sich der Chunin sich immer wieder über das Gesicht. „Diese... diese verdammte Ungewissheit!! Das macht mich noch wahnsinnig. Warum kommt denn niemand. Warum sagt uns denn niemand wie...“ „Hey!“ Temari war aufgesprungen und hatte ihren Bruder sanft an der Schulter gepackt. „Jetzt schalt mal einen Gang zurück. Es wird schon alles gut gehen. Shin ist zäher und abgebrühter als jede Katze. Das wissen wir doch alle, oder? Sie packt das. Ganz bestimmt!“ Das Mädchen gab sich alle Mühe so zuversichtlich wie möglich zu klingen. Aber auch sie hatte die Bilder noch genau vor Augen. Und das klägliche Keuchen und Röcheln, das immer schwächer wurde je näher sie Itchikangakure kamen, klang in ihren Ohren immer noch grausig nach. Die Bestürzung der Ärztin und das darauffolgende hektische Treiben hatte auch nicht sonderlich beruhigend gewirkt. „Temari! Wenn sie... wenn Shinkiro... Es ist alles meine Schuld!! Ich... ich hätte sie zurückhalten müssen!! Ich...“ „Nein!“ widersprach das Mädchen energisch „ Weder du noch ein anderer hätte sie davon abhalten können. Shinkiro ist eine kunoichi. Sie und nur sie allein trifft die Entscheidung wo, wann und für wen sie ihr Leben aufs Spiel setzt! Wir anderen können es nur akzeptieren.“ „Aber wieso? Wieso verdammt noch mal...“ „Hast du dich je gefragt, warum eine kunoichi in jedem Team ist? Worin besteht ihr Zweck, selbst wenn sie das schwächste Glied der Gruppe ist? - Wir sichern das Überleben unserer Teamkameraden. Zu Beschützen ist der ureigenster Instinkt, den eine wahre kunoichi vom ersten Moment ihres Lebens in sich trägt. Wenn nötig setzten wir dafür ungeahnte Kräfte frei... und unser Leben auf’ s Spiel. Wir sind Löwinnen, die verteidigen was wir lieben. Deshalb soll es auch nur eine kunoichi in der Gruppe geben. Die Gefahr, das die Mädchen sich um das Recht zu Schützen streiten, ist einfach zu groß.“ „Deshalb also. Deshalb hast du Shinkiro immer angefeindet.“ „Ja, weil ich gespürt...nein weil ich vom ersten Moment an gewusst habe, das sie etwas schaffen kann woran ich mir bis heute die Zähne ausbeiße: Das Sand- Team zusammen zuschweißen.“ Temari warf einen Blick auf ihre Brüder bevor sie sich mit einem Seufzen setzte. „Seien wir doch einmal ehrlich zueinander. Wenn der Name uns nicht verbinden würde, kaum einer von uns würde etwas mit dem anderen zu tun haben wollen. Jeder traut nur sich selbst. Ist es nicht so? Kankuro, du bringst mich mit deiner sorglosen Art nicht selten an den Rande eines Nervenzusammen-bruchs. Gleichzeitig machst du dir bei jedem Blick von Gaara immer noch in die Hosen! Und ich weiß genau, das euch mein Beschützerinstinkt gewaltig auf den Senkel geht. Shinkiro aber scheint genau zu wissen, wie sie jeden einzelnen von uns nehmen muss um daraus das Beste zu machen. Und sie schafft es das wir ihr vertrauen, nicht wahr?“ Gaara’ s „Ja!“ ließ Kankuro zusammenfahren. Erneut seufzte Temari betrübt. Kummervoll verbarg sie ihr Gesicht hinter ihren Händen. „Vielleicht wäre sie ja wirklich eine... passendere kunoichi für das Sand Team.“ gestand sie leise ein. „Red’ doch keinen solchen Blödsinn, Temari!! Wir drei sind ein Team. Ja, wir sind uns vielleicht nicht immer so einig wie wir’s sein sollten. Aber das hat uns doch bisher auch nicht gestört. Du sagst es ist nur der Name der uns zusammenhält. Dann schenkt dieser Name aber verdammt viel Kraft, wenn du es nur deshalb mit zwei solchen Chaoten wie uns aushältst.“ Kankuro linste unsicher über seine Schulter, sein Bruder trug jedoch die übliche nichtssagende Miene zur Schau. Wenn er ihm den „Chaoten“ nachtrug, dann zeigte Gaara es bis jetzt nicht. Temari aber schien die Zusprache gut zu tun. Lächelnd fuhr sie Kankuro mit dem Handrücken über die Wange. „Du bist zwar manchmal ein Riesen Kindskopf, aber wahrscheinlich mag ich dich genau dafür so gern. Danke.“ Kankuro grinste etwas verlegen zurück. Eigentlich war es so gar nicht seine Art den versöhnlichen Friedensengel zu spielen. Das war mehr eine Rolle, die zu Shinkiro... „Shin- Shin! Was ist nur mit diesen verfluchten Ärzten los! Können die nicht endlich...“ Genau in diesem Moment öffnete sich die Schiebetür und die Ärztin, die Shinkiro Mana genannt hatte, trat hervor. Entnervt kramte sie aus den weiten Kitteltaschen eine Kippe hervor, die sie sich sofort ansteckte. (Das Rauchen Verboten- Schild ignorierte sie einfach) „Oh Himmel hilf, dieses Mädel bringt mich noch mal ins Grab!! Und wenn sie’ s nicht ist, dann ihre shisho.“ grummelte sie mürrisch vor sich hin als sie auf die Geschwister zu kam. Als sie die besorgten Gesichter sah, änderte sich ihre Miene. „Keine Panik. Sie hat’ s überlebt. Es wird zwar noch ein paar Tage dauern, aber dann ist sie wieder auf dem Posten. Allerdings...“ „Allerdings was?“ Besorgt blickten der Ärztin drei Augenpaare entgegen. Mana nahm wortlos ihre Brille von der Nase und polierte diese an ihrem weißen Ärztekittel. „Ich habe sie schon vor Jahren gewarnt. Ihre Stimmbänder waren seit jenem Unfall... empfindlich. Jedes Mal wenn sie den Kiai einsetzte ging Uta ein hohes Risiko ein. Und nun...ja, jetzt ist es so gekommen wie ich’ s immer prophezeit habe.“ „Was denn? Was ist mit Shinkiro?“ „Sie... wird stumm bleiben. Die Stimmbänder waren dieses Mal nicht mehr zu retten. Dieser Sturkopf!! Wenn ich sie nicht immer gewarnt hätte. Aber da ist sie wie ihre shisho - Unbelehrbar!“ Mana seufzte kopfschüttelnd und blies einen Rauchring. Betroffenes Schweigen hatte sich in der Gruppe breitgemacht. „Sie hat es also gewusst. Sie wusste genau was sie riskierte und hat es trotzdem getan.“ „Pfff! Das ist mal wieder so typisch Shin. Egal was mit mir ist, Hauptsache die anderen sind in Sicherheit.“ urteilte Temari harsch. Ihr Blick aber sagte ganz etwas anderes „Eben eine kunoichi wie sie leibt und lebt.“ meinte die Ärztin, während sie die Brille wieder aufsetzte. „Kann ich... kann ich zu ihr? Nur ganz kurz. Bitte, es... es ist wichtig. Ich...“ „Schon gut.“ nickte Mana Kankuro zu. „Ich musste ihr ohnehin versprechen dich rein zulassen. Sonst wäre der Wirbelwind nie liegen geblieben. Aber wirklich nur kurz. Sie braucht Ruhe. Auch wenn sie sicher wieder das Gegenteil behaupten wird.“ Es war dunkel in dem Krankenzimmer, die Jalousien heruntergelassen. Nur das Licht einer Straßen-laterne schimmerte in honiggelbem Ton in den Raum. Shinkiro hatte sich im Bett zusammengerollt, den Kopf auf einer Hand abgestützt. Wie damals vor vier Jahren war wieder ein Verband um ihren Hals. Und auch dieses Mal hatte sie die Augen friedlich geschlossen. Kankuro zögerte einen Augenblick, dann aber setzte er sich auf die Bettkante. Dennoch verstrichen wieder einige Sekunden bis er zu sprechen anfing. „Shin- Shin, du bist ... der sturste Dickschädel, der mir je untergekommen ist. Warum hast du das nur gemacht? Du hättest dabei sterben können. Du....“ Er verstummte, dann betrachtete er sie misstrauisch. „Bist du wach?“ Tatsächlich öffnete sich ein Auge und ein freches Grinsen trat auf Shin’ s Lippen. //Traust mir wohl nicht mehr!!// schien ihr Blick zusagen. „Oh nein, ich mach nicht noch mal den selben Fehler.“ grinste Kankuro zurück. Dann wurde er schlagartig wieder ernst. „Shinkiro, ich verstehe es einfach nicht. Du hast doch gesagt... das deine damalige Schwärmerei vorbei ist. Hast du.... geschwindelt?“ Das Mädchen sah ihn kurz traurig an, dann schüttelte sie den Kopf. Die Geste kam einem Dolchstoss in Kankuro’ s Herz gleich. Also war jede weitere Hoffnung vergebens. „Also nein, du hast nicht geschwindelt! Aber warum dann? Warum hast du das gemacht? Ist da etwas dran was Temari meinte. Von wegen Beschützerinstinkt einer kunoichi?“ Shinkiro zuckte mit verlegener Miene die Schulter. Der Blick, mit dem sie gerade zu ihm aufsah, hatte wieder viel mit jenem von früher gemein. Das war nicht der eisige Killerblick eines Jagd- Ninja, mit dem sie ihn heute Mittag vernichtend angestarrt hatte. Nein, das waren wieder die warmen Mädchenaugen die Kankuro stets in Erinnerung gehabt hatte. „Verstehe!“ nickte der Chunin „Deine... deine Teamkameraden können sich sehr glücklich schätzen, das sie dich an ihrer Seite haben. Ich hoffe, die Kerle wissen überhaupt was für Glückspilze sie sind.“ Die Geste die Shinkiro darauf machte, ließ sich wohl am ehesten mit: //Das hoffe ich auch!// übersetzen. Sie verdrehte die Augen und stieß einen stummen Seufzer aus. Es brachte Kankuro jedenfalls zum schmunzeln. Er hätte sie so gerne noch tausend Dinge gefragt. Wie ihre Teamkameraden hießen? Was für Typen es waren? Wo genau sie jetzt lebte? Ob sie ihre Arbeit mochte? Was sie in all den Jahren erlebt hatte? Aber das ging ja jetzt nicht mehr. Eine Frage konnte er aber nicht ungestellt lassen. „Shinkiro? Verzeihst du mir? Ich weiß, du hast gesagt du hasst dieses Entschuldigungs- Gesülze, aber ich kann nicht gehen ohne...ohne...“ Lächelnd setzte sich Shinkiro auf und lehnte sich langsam Kankuro entgegen. Ihre Lippen berührten zärtlich seine Wange. //Hab ich das nicht immer getan? // Erschrocken zuckte der junge shinobi zurück. Hatte er das gerade wirklich gehört oder... oder spielten ihm seine Sinne einen Streich?? Das Mädchen vor ihm grinste schelmisch, sie hielt den Handrücken vor den Mund und man hörte tatsächlich so etwas wie ein Kichern. Eine Art Schnauben durch die Nase. „Shin? Shin- Shin, was hat das zu bedeuten?“ Verblüfft beobachtet Kankuro das nächste Handzeichen. Wenn er es richtig deutete, hieß es soviel wie: // Sieh mir in die Augen.// Folgsam hob er den Kopf und richtet den Blick auf die Jadeaugen. //Na also, war gar nicht so schwer. Solange ich Blickkontakt habe geht das einwandfrei.// Wieder war da die Stimme. Nicht das schrille Krächzen sondern Shinkiro’ s einstige Stimme. Aber Kankuro hörte sie nicht mit den Ohren. Nein, es war vielmehr als würde sie direkt in seinem Kopf widerhallen. „Was, was ist das?? Ein Jutsu?“ //So was in der Art. Man kann es wohl am ehesten mit Telepathie bezeichnen. Wie gesagt, ich bin auf den Blickkontakt mit meinem Gesprächspartner angewiesen. Vielleicht schaff ich’ s ja irgendwann auch ohne. Meine Lehrerin meinte es würde gehen... wenn ich nur trainieren würde. Bis jetzt da... brauchte ich es nicht.// Wieder grinste Shinkiro schief. „Heißt das du...?“ //Mana hat schon vor Jahren gesagt, das es eines Tages passieren würde. Meine Stimmbänder waren einfach zu... mitgenommen. Der Kiai... nun, er hat das ganze beschleunigt. Daher haben meine shisho und ich Vorkehrungen getroffen. Mit der Telepathie kann ich mich ganz gut verständigen. Im übrigen, ist es mir so auch ganz recht. Ich konnte mich mit dieser krächzenden Krähenstimme nie anfreunden. Außerdem... es heißt doch, schweigende Mädchen seien besonders anziehend.// „Verrücktes Gör, wer hat dir denn den Floh ins Ohr gesetzt?“ //Hhmmm, zumindest hat ein gewisser Jemand mal behauptet ich hätte das niedlichste Lächeln in ganz Sunagakure, oder?// „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wen du meinen könntest, Shin- Shin.“ Beide mussten leise kichern, bis Shinkiro mit ernstem Blick aufsah. //Kann ich... kann ich dich um was bitten?// „Natürlich, was du willst.“ //Wenn ihr wieder in Suna seid, dann... dann setzt euch bitte dafür ein das mein Vater nicht länger im Gefängnis sitzen muss. Er hatte mit der ganzen Sache genau so viel zu tun wie ich. Meine Mutter hat uns in diese Misere geritten und dafür einen hohen Preis bezahlt. Es soll niemand zu Unrecht bestraft werden. Versprich mir das.// „Das tu ich gerne, aber heißt das... du kommst nicht mit?“ //Kankuro, wie stellst du dir das vor? Ich gehöre zur kaiserlichen Chrysanthemen- Sturmtruppe, bin Kapitän in einem der fünf Corps. Ich kann da nicht so mir nichts dir nichts abhauen. Im übrigen, gilt die Verbannung aus Suna noch immer.// „Aber du bist unschuldig! Du hast doch gerade gesagt es soll niemand zu Unrecht bestraft werden. Sicher wird die Verbannung aufgehoben, wenn wir erst einmal Licht in die ganze Angelegenheit gebracht haben.“ //Mach’s mir doch nicht noch schwerer. Es geht nun mal nicht. Ich habe meine Pflichten in der Truppe und ich habe vor sie zu erfüllen. Schon allein aus Respekt meiner shisho gegenüber. Wenn sie nicht gewesen wäre,... dann wären wir heute vielleicht nicht hier und hätten dieses Kuddelmuddel nie entwirren können.// „Wie kommst du jetzt darauf??“ Shinkiro grinste altklug. //Weil ich meine Meisterin genau so gut kenne wie sie mich. Seit meinem ersten Lehrjahr hat sie mich damit genervt, das ich reinen Tisch in der Sache machen soll. Dabei ist sie selber keinen Deut besser. Allerdings... hat sie vor einigen Monaten den Schatten in ihrer Vergangenheit vertrieben. Zwar mit großen Verlusten, aber ich glaube sie ist im Moment unsagbar glücklich. Und darum... hat sie’ s so gedeichselt das man euch für den Auftrag angeworben hat. Ich verwette meine roten Fransen, dass sie uns die ganze Zeit beobachtet hat. Das wäre so typisch für Ginga- sama.// Das Mädchen warf einen verstohlenen Blick über ihre Schulter, fast so als ahnte sie das jemand die ganze Szene heimlich beobachtete. Tatsächlich saß der unentdeckte Spion draußen auf einem Baum, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. »Wie recht du doch hast meine kleine Uta- chan.« ging es ihr durch den Kopf. „Tante Karen, wie lange willst du denn noch da oben sitzen. Sagtest du nicht unser Auftrag ist beendet? Was sollen wir noch hier?“ beschwerte sich eine Jungenstimme gelangweilt „Ja, wir durften noch nicht einmal kämpfen.“ maulte eine zweite Stimme. „Ach ihr zwei seid mal wieder solche Stoffel!! Ich finde es unheimlich nett, das Karen- san dem Glück ihrer Schülerin etwas auf die Sprünge geholfen hat. Das würde nicht jeder sensei tun.“ Ten- Ten warf ihren Kameraden eine entnervten Blick zu. „Trotzdem, warum durften wir uns nicht einmischen als es hart auf hart kam. Ich finde das einfach nicht fair.“ Mit zwei eleganten Schwüngen sprang die junge Frau nach unten, wo die drei Genin auf sie warteten. „Aus dem einfachen Grund, Lee. Weil unser Auftrag: BEOBACHTEN!! hieß. Und das habt ihr drei ja wohl oder?“ Die Jungs knurrten ein mehr oder weniger verständliches: „JA!“ und folgten der blonden kunoichi. Ten- Ten hielt sich dicht an ihrer Seite. „Was geschieht jetzt, Karen- san? Warum mussten wir eigentlich diese Aktion überwachen?“ fragte sie neugierig. „Aus bürokratischen Gründen. Da die Chrysanthemen aus allen Ländern stammen, hängt immer der Vorwurf der Spionage in der Luft. Deshalb gibt es diese Überwachungseinheiten aus dem eigenen Land. Wir liefern der ehrwürdigen Hokage einen Bericht über den Verlauf ab, bestätigen das die Sturmtruppe keines der Länder bevor- oder benachteiligt hat und das keine Interna aus Hi no kuni entwichen sind. Und das wär’ s.“ „Bist du als Mitglied der Sturmtruppe nicht etwas...voreingenommen.“ fragte Neji stirnrunzelnd. „Möglich. Darum zählen ja euere Berichte, nicht meiner.“ Erstaunt sahen die drei Genin sich darauf hin an. „Aber dieser Einsatz war doch C- Stufe. Hätten da nicht besser Chunin die Angelegenheit überwachen sollen.“ fragte Lee etwas verwirrt. „Selbstredend. Sagt, wie ich finde, viel über das Vertrauen das die Hokage, euer Meister und selbstverständlich ich in euch und die Chunin Prüfung in acht Wochen haben, aus. Oder was meint ihr?“ Epilog: Ein Sommertag im Hier und Jetzt --------------------------------------- Die Sonne brannte heiß und gnadenlos auf das dürre, sandige Land herab. Die Luft flirrte deutlich über dem Erdboden. Der alte Kessel namens Wüste köchelte dampfend und heiß vor sich. So hatte er es Jahrhunderten zuvor getan und so würde er es noch Jahrhunderte später in einem fort tun. Ein heißer Wüstenwind fegte durch die scheinbar verlassenen Straßen und Gassen von Sunagakure. Mit einem lauten Knarren öffneten sich zwei hohe Flügeltore. Heißes Sonnenlicht brandete sofort ins Innere des Gebäudes. Die Gestalt musste sich geblendet zur Seite drehen. Vier Jahre in der Düsternis und Einsamkeit einer Zelle hatte ihn gänzlich des alltäglichen Dorfleben und den klimatischen Gegebenheiten entwöhnt. Unsicher wagte er einige Schritte ins Freie. Die Wachen oben auf den Zinnen schienen ihn zu bemerken, doch keiner schlug Alarm. Konnte das wirklich sein? Ließ man ihn endlich frei? Aber warum? Wer könnte...? Da konnte er unweit von sich vier Gestalten ausmachen. Unsicher ging er auf sie zu. Wer erwartete ihn denn? Konnte das etwa sein, dass...? Fragend kniff der Mann die Augen zusammen. Den großen shinobi der auf ihn zukam erkannt er sofort. Das war Baki. Mit ernstem Gesicht neigte dieser den Kopf bevor er zusprechen begann: „Mabushi, du bist hiermit frei. Die Anklage gegen dich wurde in allen Punkten widerlegt, dank einer Aussage zu deinen Gunsten.“ „Eine Aussage?“ stammelte der Mann verwirrt „Von wem?“ Als er die drei jungen Leute, die Baki begleiteten, genauer betrachtete, erlebte er die nächste Überraschung. Das eine... war Gaara, der jüngste Sohn des Kazekage, ganz sicher. Dieser seltsam düstere Blick war ebenso einschüchternd wie auch unverkennbar. Dann musste das Mädchen in der Mitte... Temari sein. Und der Große mit dem bemalten Gesicht, dass war.... Kankuro. Mabushi schluckte unbewusst. Was war der Junge in den vergangen Jahren gewachsen. Er konnte sich nur noch an den halbstarken Bengel erinnern, der sich früher immer mit ... „Von deiner Tochter, Shinkiro. Gemeinsam mit den Erkenntnissen, die wir unlängst in Erfahrung bringen konnten sind alle Anschuldigen dir gegenüber als nichtig erwiesen. Wir, das Dorf, bitten für das dir angetane Unrecht um Verzeihung.“ Alle vier senkten vor Mabushi den Kopf. Doch den quälte eine andere Frage. „Shinkiro, Shin, wo... wo ist sie? Ist sie hier?“ Suchend wand der Mann den Blick in alle Richtungen. Die drei Geschwister sahen sich fragend an, dann aber nickte Temari ihrem älteren Bruder zu. Kankuro trat mit ernster Miene vor Shinkiro’ s Vater. „Sie ist nicht hier. Shinkiro lässt euch mitteilen, dass es ihr gut geht und dort, wo sie jetzt ist, eine würdige Aufgabe gefunden hat. Sie hofft ihr könnt ihr verzeihen, dass es so lange gedauert hat bis sie ihren wahren Weg gefunden hat.“ „Sie hofft das ich ihr verzeihe...? Sie? Wo ich die Kleine doch...“ Mabushi ballte verkrampft die Hand zur Faust. „Wo ist sie? Wo? Sag es schon?“ „Ich weiß es nicht. Das hat sie mir nicht gesagt.“ gestand Kankuro betrübt ein. „Aber sie scheint dort sehr glücklich zu sein. Sie hat gute Freunde und Kameraden, die sie nicht im Stich lassen will. Darum... ist sie nicht hier.“ „Verstehe, dann ist sie also immer noch sauer auf ihren Vater. Ich kann es ihr nicht verdenken. Ich habe ihr Suna nie zur Heimat gemacht, die sie lieben konnte. Es liegt wohl an mir, dass sie nicht zurückkommen will. Ich habe bei ihr so viele Fehler gemacht. Wenn ich doch nur einen wieder gutmachen könnte.“ „Ihr irrt euch. Shinkiro liebt Suna. Das hat sie selbst gesagt!“ Alle starrten verwundert zu Gaara. Von ihm hatten sie solche Worte am wenigsten erwartet. Temari aber bestätigte seine Worte mit einem Lächeln: „Ja, das hat sie. Und sie vertritt Suna im kaiserlichen Heer. Grund mehr stolz auf sie zu sein.“ „Ich war immer stolz auf sie. Wie sie immer unermüdlich gekämpft hat, egal wie sehr sie die ewigen Niederlagen schmerzen. Ich konnte es ihr nur nie zeigen.“ „Ich glaube, Shinkiro weiß das.“ meinte Kankuro zuversichtlich. „Mann!! Merkst du eigentlich was für einen gefühlsdusseligen Blödsinn du von dir gibst?“ fragte da eine laute unverschämte Jungenstimme dazwischen. „Du schon wieder! Merkst du nicht das du störst!“ Verärgert starrte Kankuro zu Taku hinüber, der mal wieder mit seinen beiden Spießgesellen faul in der Gegend herum lungerte und Grund zum Streiten suchte. Daher warf er dem Chunin einen herausfordernden, hämischen Blick zu. „Ich merk hier nur eins, das ihr dieser kleinen Nervsäge ein Denkmal errichtet, das sie sich noch nicht verdient hat. Wenn ihr wirklich was an Suna und ihrem alten Herren liegen würde, dann wäre sie jetzt hier und nicht bei einer ominösen Blumentruppe.“ Grinsend blickte zu seinen feixenden Kumpels. „Hast du das auch richtig verstanden? Nicht das Shin in Wirklichkeit in ’nem Blumenladen arbeitet.“ „Du vermaledeiter...“ Im nächsten Augenblick beförderte Taku ein Tritt unsanft nach vorn. Mit voller Wucht schlug er auf dem Sandboden auf. Sofort schnellte er nach oben und starrte seine Kumpane vernichtend an. „Wer von euch hat mich getreten!! Sofort raus mit der Sprache. Welcher...“ Da knallte er auch schon wieder der Länge nach hin. Kaum war Taku auf den Knien, da schlug es ihn nach hinten. Seine Kumpels sahen sich einen Moment lang sprachlos an, da flog der eine mit einem Aufschrei durch die Luft, der nächste wurde von irgendetwas quer über den Platz gerissen. „Ein Geist! Ein Geist! Hier spukt’ s!!“ kreischten die Hasenfüsse panisch und schossen davon. „Von wegen, das ist ein ganz hinterhältiger Trick. Und wenn ich den erwische der...“ Wieder schlug es Taku zu Boden. Mit einem Mal war da ein vibrierender Schemen, der flink hin und her schoss. „Oh ja, da ist ein Geist. Ein Geist der auf den Namen Shinkiro hört. Hab ich recht?“ rief Temari lachend. Der Schemen wurde langsamer und in der Tat kam die Gestalt in dem blutroten Umhang zum Vorschein, die den drei Geschwistern vor einer Woche an der Grenze zu Ame no kuni begegnet war. „DUUU!! Du freche Göre wagst es!“ brüllte Taku schnaubend. Schon wollte er auf das Mädchen losgehen, doch er kam keine zwei Meter weit. Plötzlich riss ihm etwas die Hose nach unten und er stolperte ungeschickt darüber. Keiner konnte sich mehr das Lachen verkneifen, als sich der Genin mit hochroten Kopf aufrappelte. „Das sollst du mir büßen du Luder. Das werde ich dir heimzahlen.“ schrie Taku noch, dann eilte er hinter seinen Freunden her. Shinkiro hatte lässig eine Hand in die Seite gestemmt und zuckte nichtssagend mit der Schulter. Die Maske, die sie bis dahin getragen hatte, flog mit einem Mal sirrend durch die Luft. Geschickt fing das Mädchen sie auf und hängte sie an ihren Gürtel. Mit einem strahlenden Lächeln wand sie sich der Gruppe zu. „Wo kommst du denn her? Ich dachte...“ //Denk’ nicht immer so viel. Ich sagte doch, wenn mich der Wind nach Suna weht, werd’ ich mich schon nicht dagegen wehren.// hörte Kankuro die Stimme in seinem Kopf. Keck zwinkerte Shinkiro ihm zu bevor sie mit langsamen Schritten auf ihren Vater zuging. Wortlos blickten die beiden sich an, aber wie der verdutzten Miene Mabushi’ s zu entnehmen war sprach seine Tochter bereits zu ihm. „Ich verstehe...“ murmelte er nur leise. Mit einem Mal warf Shinkiro sich in seine Arme. Das einzige was man hörte war ein tonloses Schluchzen. „Ich dich auch. Ich dich auch, meine Kleine!“ „Hey!! Wird das da unten heute noch was? Wir haben nicht ewig Zeit, Uta- chan. Also, gib deinem alten Herrn und deinem Schwarm ’nen Abschiedskuss und schwing’ dein Popöchen hier hoch. Bei der Hitze krieg ich noch ’nen Sonnenstich.“ „Auch wenn ich das nicht gerne zugebe: Er hat recht. Wir haben deinetwegen schon extra einen unnötigen Umweg gemacht. Also, beeil dich und komm in Fahrt. Bis Nami no kuni ist es schließlich kein Katzensprung! Und ich hab keine Lust mir deinetwegen Ärger einzuhandeln!“ Shinkiro gab mit einem Mal ein dumpfes Grollen von sich. Mit Wehmut löste sie sich aus der Umarmung und gab ihrem Vater einen letzten Kuss auf die Wange. // Sonst immer wie Hund und Katze, aber wenn sie mich nerven wollen sind sich die beiden Esel einig!// tönte es erbost als das Mädchen sich Kankuro zuwand. Sie verdrehte entnervt die Augen und stieß die Luft aus. Ihr Blick wanderte zu einem der umliegenden Gebäude. Auf dessen Dach stachen zwei Schemen deutlich im flirrenden Sonnenlicht ab. Mit einem freundlichen Grinsen nickte sie Temari und Gaara zu, die ihren Abschiedsgruß ebenfalls erwiderten. „Was hat der eine denn mit Schwarm gemeint? Ich dachte, deine einstige Schwärmerei für mich wäre aus und vorbei.“ //Das muss ja nicht heißen, das ich nicht wieder damit anfangen kann. Oder es schon längst wieder tue.// Mit diesen Worten drückte Shinkiro dem verblüfften Jungen ihre Lippen auf den Mund. //Mach’s gut. Ich meld’ mich wie ich Gelegenheit habe. Man sieht sich!// Wie ein Pfeil schnellte Shinkiro in die Höhe, wirbelte herum und im nächsten Moment rannte sie in zwischen zwei großen shinobi, welche die gleiche Kampfausrüstung wie das Mädchen trugen. Drei rot Umhänge flatterten im heißen Wind. Doch anstelle des Wappens von Kumagakure prangte die Sanduhr von Suna auf Shinkiro’ s Rückenschild. Alles dauerte nicht länger als einen flüchtigen Augenblick, da hatte der Wüstenwind auch schon die Spur der drei Ninja wieder verwischt. „Mach’s gut. Und pass auf dich auf, Shin- Shin.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)