Just How Much You Mean To Me von X66 ([KaRe // One-Shot (Wichtelff)]) ================================================================================ Kapitel 1: Just How Much You Mean To Me --------------------------------------- Projekt: Sommerwichteln inkl. Challenge des KaRe-FF-Zirkels http://animexx.onlinewelten.com/community.php/KaiXRay_FFZirkel/beschreibung/ Wichtelopfer: Apfelschnaps Wörter, die verwendet wurden: Schwimmflügel, depressiv, erkältet, Brooklyn, Eiscafé, Puma, Kaffee, Bahn, Verbundenheit, weiße Lederhandschuhe Warnung: AU, Untreue (einmalig) Disclaimer: Außer der Idee gehört mir nichts, die Charaktere gehören Takao Aoki und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Autorenkommentar: Dank geht an mein Klettenkätzi für die Beta (alle verbleibenden Fehler gehen natürlich auf meine Kappe) und an M. & M., die nicht wissen, dass diese FF überhaupt existiert, die mir aber trotzdem sehr geholfen haben. (Alles weitere zum Enstehungsprozess dieses Story findet sich wie immer in meinen OS-Enstehungsgeschichten, die über den Link in der Kurzbeschreibung oder über die Tags meinem Weblogs zu finden sind.) Der Titel des One-Shots stammt aus dem Lied „Oh“ von Micky Green. Ich hoffe, das Wichtelviech gefällt dir, Kiyu Viel Spaß beim Lesen natürlich auch allen anderen. : : : : : : Just how much you mean to me Das erste Mal war nicht immer das schönste, intensivste oder prägendste Mal, dass man etwas erlebte. Ganz und gar nicht. Aber wenn man ein solches erstes Mal mit jemandem teilte, dann blieb einem dieses oft aus einem ganz anderen Grund in Erinnerung. Das erste Mal – das hieß, man teilte etwas, das man bislang nicht geteilt hatte. Das hieß, man hatte eine neue gemeinsame Erfahrung gemacht, mit all ihren Empfindungen, Herausforderungen und Hürden. Das hieß, dass man dem anderen wieder einmal einen Schritt näher gekommen war, weil man, was auch immer man gemeinsam erlebt hatte, nicht allein hatte durchstehen müssen, sondern mit dem anderen zusammen gemeistert hatte. Rei hatte jedes erste Mal, welches er mit Kai erlebt hatte, als eine Vertiefung ihrer Beziehung empfunden, als eine Vertiefung ihrer Intimität und Vertrautheit, ihrer Verbundenheit. Bislang war das jedenfalls so gewesen. Aber jetzt war sich Rei nicht mehr sicher. Denn er hatte erfahren, dass Kai ihn das erste Mal betrogen hatte. Nein, es war keine Vermutung, keine bloße Annahme, sondern harter Fakt. Kai hatte es ihm selbst gesagt, worüber er sich irrsinnigerweise sogar gefreut hatte. Er war sich bewusst, dass der Russe den Vorfall den meisten anderen Menschen gegenüber einfach verschwiegen hätte, wenn er mit ihnen zusammen gewesen wäre, weil er nicht die Notwendigkeit sah, ihnen gegenüber aufrichtig zu sein. Bei anderen Menschen hätte es ihm nichts ausgemacht, die Dinge nach bewährtem Prinzip mit sich selbst auszumachen. Nicht so bei ihm, Rei, und das war die Tatsache gewesen, über die Rei sich gefreut hatte. Sie zeigte ihm, dass er Kai trotz dieses Geschehnisses nicht gleichgültig war. Rei wusste nicht, wie es jetzt mit ihrer Beziehung weitergehen sollte. War so ein One-Night-Stand wirklich so schlimm, dass er deswegen ihre Beziehung beenden musste? Oder konnte er damit leben? Kai hatte gesagt, es sei bedeutungslos gewesen, ohne Gefühl. Aber inwieweit hatte er selbst tatsächlich das Gefühl, Kai nicht mehr vertrauen zu können? Er saß nun hier, in diesem Eiscafé, und versuchte, Antworten auf diese Fragen zu finden, über alles nachzudenken und sich über seine Gefühle im Klaren zu werden. Das war einfacher gesagt als getan, denn während er noch auf den von ihm bestellten Tee (Kaffee brachte er beim besten Willen nicht über sich) wartete, fragte er sich bereits, ob es überhaupt eine so gute Idee gewesen war, herzukommen. Es war nicht lange her, dass er zu Hause gesessen und nur noch das Gefühl gehabt hatte, dass er hinaus musste, egal wohin, Hauptsache hinaus aus ihrer gemeinsamen Wohnung. Es war ihm vorgekommen, als müsse er in den Räumen ersticken, die ihm so lange Zeit ein Zuhause gewesen waren. Und zu einem klaren, überlegten Gedanken hatte er sich in dieser Wohnung erst recht nicht in der Lage gefühlt. So hatte er seine Schlüssel aus der Schale im Flur genommen, sein Portemonnaie in eine seiner hinteren Hosentaschen seiner Jeans gesteckt und war aus der Haustür gestürmt. Bis er dieses Café gefunden hatte, fernab von ihrer Wohnung, fernab von all jenen Stadtvierteln, in denen sie öfters verkehrt waren. Mittlerweile wollte er jedoch eigentlich nur wieder nach Hause, so widersprüchlich das auch klang. Zu Hause war niemand, von dem er sich beobachtet fühlen konnte – Kai trieb sich mit größter Wahrscheinlichkeit bei Yuriy herum -, nicht so wie hier, an diesem öffentlichen Ort, wo er sich mit seinen Gefühlen wie auf dem Präsentiertablett vorkam. Vermutlich stimmte es noch nicht einmal, aber Rei hatte den Eindruck, ein jeder müsse auf seinem Gesicht ablesen können, was mit ihm los war, wie schlecht es ihm ging. Das war ihm unangenehm, zählte er zu den Menschen, die die Demonstration großer Emotionalität vor Publikum verabscheuten. Er fühlte sich, als könne er seinen Gedanken nicht freien Lauf lassen, ohne darauf zu achten, dass sich nichts davon auf seinem Gesicht spiegelte. Den Blick auf die Tischplatte gerichtet, die Arme mit geradezu schmerzhaft fest verschränkten Fingern auf eben diese gestützt, beschloss er, zumindest auf seinen Tee zu warten. Rei versuchte dabei mühevoll, sich an all die Momente zu erinnern, in denen er sich über Kai oder etwas in seinem Verhalten aufgeregt hatte, sei es nur die kleinste Marotte, die ihn zu diesem Zeitpunkt furchtbar genervt hatte, versuchte, negative oder schwierige Erlebnisse mit dem Russen wach zu rufen. Hauptsache, er fände etwas, um diesen Schmerz, der sich in seinen Eingeweiden festgekrallt hatte, zu mildern, zu betäuben. Um sich selbst davon zu überzeugen, dass es genug unschöne Erlebnisse gegeben hatte, die ein Ende ihrer Beziehung so schlimm nicht machen würden, denn immerhin wüsste er, dass er diese dann nicht mehr zu befürchten hatte. Aber es war alles vergebens. Statt der erwünschten schlechten Momente kamen nur Erinnerungen hoch, wie alles angefangen hatte, wie sie sich näher gekommen waren, wie er so glücklich mit Kai gewesen war. Rei lächelte gequält. War es nicht ironisch, dachte er, dass man an den Anfang dachte, wenn etwas dem Ende zuging? : : : : Das erste Mal, dass ich den anderen sah, war an einem Montagmorgen in der ersten Vorlesung des neuen Semesters. Ich saß an meinem Stammplatz zwischen Brooklyn und Mao und hätte den anderen vermutlich gar nicht so schnell bemerkt, wenn mich meine pinkhaarige Sitznachbarin nicht mit einem aufgeregten Flüstern auf jenen aufmerksam gemacht hätte, der mehrere Reihen vor uns saß. Zunächst nur wenig interessiert hatte ich mich Mao zuliebe nach vorne gebeugt und nach der betreffenden Person Ausschau gehalten – mit dem Ergebnis, dass jegliches Desinteresse bei mir sofort verflog. Ich musste zugeben, dass ich nun verstand, warum Mao neben mir so nervös zu giggeln begonnen hatte. Der graublauhaarige Unbekannte, der gerade einige Worte mit einem jungen Mann neben ihm wechselte, bevor er sich wieder seinem vor ihm aufgeschlagenen Buch widmete, war ausgesprochen attraktiv und zog ganz offensichtlich nicht nur meine und Maos Blicke auf sich. Als ich meinen Blick von dem Unbekannten löste, weil ich aus dem Augenwinkel sah, dass mein Professor den Vorlesungssaal betrat, fragte ich mich flüchtig, wie der andere wohl heißen mochte. : : Das erste Mal, dass ich mit dem anderen redete, kam ziemlich unerwartet und war an besagtem Tage eines jener kleinen Details, die einen auf merkwürdige Art glücklich machen und die Laune heben, auch wenn man beim besten Willen nicht sagen könnte, wieso. Manchmal ist es eine kleine Geste, ein Lächeln, ein kurzes Erlebnis, das einen zum Schmunzeln bringt – und manchmal selbst ein im Grunde oberflächliches Gespräch. So wie jenes, welches ich mit dem Graublauhaarigen im Zug führte, während ich mich auf dem Rückweg von der Uni nach Hause befand. Ich hatte den anderen bereits am Bahnsteig gesehen und wir hatten uns kurz zugenickt. Mittlerweile taten wir das jedes Mal, wenn wir uns am Bahnhof sahen, aber beim ersten Mal, dass es geschah, war ich für einen kleinen Moment überrascht gewesen, hatte ich gar nicht damit gerechnet, dass der andere mich erkennen würde. Noch überraschter allerdings war ich an jenem Tag, als wenige Minuten später mein Zug einfuhr und ich feststellte, dass der andere Anstalten machte, ebenfalls in diesen einzusteigen. Nie zuvor hatte ich ihn mit mir in der Bahn gesehen – dabei benutzte ich diese doch jeden Tag zweimal, weil ich jeden Morgen zur Uni und nachmittags wieder zurück pendelte. Wie der Zufall es jedoch an diesem Tag - wenige Wochen nach unserer ersten wortlosen Begrüßung - wollte, war es zwar wie immer sehr voll im Zug, konnte ich allerdings nach dem Einsteigen einen einzigen freien Platz lokalisieren: neben dem Graublauhaarigen aus meiner Vorlesung. Einen Augenblick lange überlegte ich noch, ob ich nicht doch lieber stehen bleiben sollte, entschied mich dann aber dafür, den Platz einzunehmen. Dies war, wie sich schnell herausstellen sollte, die richtige Entscheidung. Zunächst saßen wir stumm nebeneinander; ich versuchte nur, ihn aus dem Augenwinkel zu beobachten und dabei möglichst unauffällig zu sein. Als ich zu bemerken glaubte, dass der andere auch mich versteckt beobachtete, konnte ich mich schließlich nicht mehr halten und platzte mit einem „Ich bin Rei!“ heraus. So unangenehm mir diese spontane Reaktion auch war, führte sie doch dazu, dass wir kurz darauf in ein Gespräch verwickelt waren. Es war keine weltbewegende Unterhaltung, stattdessen Smalltalk, aber es war genug, um jenes merkwürdige Gefühl von unbegründetem Glücklichsein in mir hervorzurufen. Und ich erfuhr seinen Namen. Kai. Kai - der Name gefiel mir. : : Das erste Mal, dass wir uns küssten, war alles andere als das, was man normalerweise als romantisch bezeichnen würde. Kai war ziemlich betrunken, ich nicht minder alkoholisiert, so dass ich am nächsten Morgen äußerst froh war, ohne Erinnerungslücken aufzuwachen. Ich erinnerte mich nicht an jedes kleine Detail, war ich schließlich betrunken gewesen und hatte alles nur durch mein leicht alkoholumwölktes Bewusstsein wahrgenommen. Aber immerhin hatte ich kein Black-Out, welches wohl bedeutet hätte, dass ich mich nicht einmal mehr der Tatsache, dass wir uns geküsst hatten, hätte erinnern können. Und das wäre trotz all der Umstände, die dem Kuss alle Romantik nahmen, sehr schade gewesen, wie ich anhand meiner Erinnerungen sagen kann. Es war eine Studentenparty von irgendeinem unserer Kommilitonen, den Kai und ich beide kannten. Ich hatte allerdings nicht gewusst, dass Kai ebenfalls dort sein würde. Umso größer die Überraschung, als wir uns dort in der stickigen, verrauchten und - ehrlich gesagt - auch ziemlich dreckigen Bude unter dröhnender Musik und in sehr angeheitertem Zustand über den Weg liefen. Ich liebte Kai zu diesem Zeitpunkt nicht, dazu kannten wir uns noch zu wenig. Ich fand ihn bislang vor allem sehr attraktiv und sympathisch und empfand vielleicht die ersten Zeichen einer angehenden Schwärmerei. Deshalb war ich nicht abgeneigt, als wir uns im weiteren Verlauf der Nacht schließlich im schlecht beleuchteten Flur der Wohnung wiederfanden und Kai, gegen mich gelehnt, Anstalten machte, mich zu küssen. Aus der benachbarten Küche hörte man durch die Musik hindurch Gejohle und lautes Gelächter, aber das störte uns ebenso wenig wie das Mädchen, das zu irgendeinem Zeitpunkt gegen uns torkelte, etwas Unverständliches murmelte und in den nächsten Raum verschwand. Ich spürte nur Kais Zunge, die gegen meine strich und forschend weiter erkundete, fühlte Kais Hände in meinen Haaren und seinen Körper warm und fest an meinem. Ich genoss diese Zeit sehr, obwohl es mir nicht gelang, die Tatsache, dass wir beide betrunken waren und dass man manchmal unkluge Dinge tat, wenn man sich in genanntem Zustand befand, ganz aus dem Hinterkopf zu verdrängen. Ich kann mich nicht erinnern, wie lange wir dort im Flur standen und jegliche potenziellen Unterbrechungen an uns abperlen ließen. Nicht ignorieren ließ sich jedoch das Geräusch von Flüssigkeit, die das Innere einer Toilettenschüssel traf, welches wir vernahmen, nachdem das torkelnde Mädchen von zwei ihrer Freundinnen ziemlich eilig ins Badezimmer geführt worden war. Kai löste sich von mir und verzog ebenso wie ich das Gesicht zu einer Grimasse. Mit einem leichten Lallen, das Kai nicht ganz zu unterdrücken vermochte, sagte er: „Das hat ’n bisschen die Stimmung zerstört... Sorry, aber das müssen wir ’n andermal fort-“ Er kam nicht dazu, zu Ende zu sprechen, weil eine Gruppe von Freunden von ihm den Flur stürmte und ihn beschlagnahmte. Sie machten laute Witze, lachten und im Chaos der vielen Menschen, die sich plötzlich um uns herumfanden, kamen wir nicht mehr dazu, ein weiteres Wort zu wechseln. Als ich jedoch am nächsten Morgen Anziehsachen für eine Wäsche zusammensammelte, fand ich einen kleinen Zettel in meiner Jeanstasche, auf dem eine Handynummer geschrieben stand. Ich lächelte. : : Das erste Mal, dass ich eine Art Date mit Kai hatte (wir weigerten uns beide, es als ein solches zu bezeichnen, auch wenn es im Grunde eines war), lief aus mehreren Gründen nicht so glatt, wie ich es mir vorher vorgestellt hatte. Die Aussicht, Zeit mit Kai zu verbringen und ihn in wenig mehr als einer Badeshorts zu sehen, hatte schon Tage vorher Vorfreude bei mir ausgelöst und mich an unseren Kuss zurückdenken lassen. Dieser war schließlich der Auslöser dafür gewesen, dass wir uns überhaupt verabredet hatten. Ich hatte mich gerade umgezogen, die Umkleidekabine verlassen und meine Sachen in einem der orangefarbenen, metallenen Spinde verstaut und befand mich nun auf der Suche nach Kai. Ich wusste nicht, ob er bereits im Wasser war oder die Umkleidekabinen noch gar nicht verlassen hatte – unklugerweise hatten wir nichts ausgemacht. Mit meinen Augen das Becken absuchen, hielt ich nach dem anderen Ausschau. Es waren nicht viele Schwimmer zu sehen und auch die Liegewiesen, die das Freibad zu drei Seiten ansteigend umgaben, waren im Grunde leer. An dieser Situation war wohl das Wetter schuld: es war schwül-heiß, aber den Himmel bedeckten graue Regenwolken. Regen und auch Gewitter waren zu erwarten, aber Kai und ich hatten unsere Verabredung nicht fallen lassen wollen und waren uns einig gewesen, dass zwar Gewitter, aber nicht Regen, ein Grund war, nicht schwimmen zu gehen. Solange ersteres nicht aufzog, wollten wir uns im Schwimmbad von der drückend warmen Luft erfrischen, die uns den ganzen Morgen den Schweiß auf die Haut getrieben hatte. Umso besser für uns, dass es nun so leer war, dachte ich, konnte Kai jedoch trotz dieser Tatsache nirgends entdecken. Nur einen Augenblick später sah ich, wie ein grauer Haarschopf aus dem Wasser auftauchte und mir kurz darauf Kais rote Augen entgegenblinzelten. Lächelnd setzte ich an, einen Schritt in seine Richtung zu tun, um nach dem Verbleib seines Handtuches zu fragen. Doch kaum hatte ich meinen Fuß eine Sekunde aufgesetzt, spürte ich, wie etwas darunter nachgab. Auf Kai fixiert und daher völlig unvorbereitet, verlor ich mein Gleichgewicht. Normalerweise konnte man von mir wirklich nicht sagen, dass ich tollpatschig war. Jahrelanges Kampfsporttraining hatte mir zu einer hohen Achtsamkeit für meine Umgebung und zu einer Körperbeherrschung verholfen, die verhinderten, das ich Opfer von tollpatschigen Peinlichkeiten wurde, von denen die meisten anderen Menschen mehr oder weniger häufig betroffen waren. Nicht so an diesem Nachmittag. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass meine Achtsamkeit sich in diesem Moment zu sehr auf Kai fokussierte, war der Umgang mit ihm noch zu ungewohnt, als dass ich mich mit gewohnter Achtsamkeit bewegt hätte. So kam ich erst wieder dazu, einen klaren Gedanken zu fassen, als ich prustend aus dem Wasser auftauchte, in das ich gestürzt war. „Vorsicht vor den Killerschwimmflügeln“, hörte ich dann Kais Stimme direkt neben meinem Ohr und schwang überrascht herum. Versehentlich fanden sich meine Hände dadurch direkt auf seiner Haut. Anstelle jeden anderen Gedankens bezüglich des Verbleibs unserer Handtücher (war nun auch meines verschollen) und der Frage, warum Kai bloß von Schwimmflügeln sprach, nahm ich nur noch wahr, wie fest sich sein Körper unter meinen Händen anfühlte, wie sich die Muskeln unter seiner Haut bewegten und welche Wärme er trotz des kühlen Wassers um uns herum abstrahlte. Mühsam wandte ich meine Konzentration von diesen Empfindungen ab, brachte schließlich doch noch ein „Wovon redest du eigentlich?“ zustande. Der Russe, der sich offenbar überhaupt nicht daran störte, wo meine Hände sich befanden, drehte mich als Antwort ein wenig zum Beckenrand, wo ich einen leuchtend orangefarbenen Schwimmflügel erblickte. Mir dämmerte, dass ich offenbar auf diesen drauf getreten und deswegen ins Wasserbecken gefallen war, was in mir das Gefühl auslöste, im Boden versinken zu wollen. Oder vielleicht einfach in dem Wasser, in dem ich mich gerade aufhielt. Das mir so etwas gerade bei unserer ersten wirklichen Verabredung passieren musste... Als ich hochsah, blickte mir Kai entgegen, der anscheinend meine Gedanken lesen konnte: „Das braucht dir nicht peinlich sein -“ „Sag jetzt nicht, dass hätte dir auch passieren können!“, unterbrach ich ihn. Er grinste. „Immerhin weiß ich jetzt, dass du auch nicht so perfekt bist, wie du immer wirkst. Das macht dich nur noch sympathischer. Und attraktiver.“ Ein leicht spöttisch gehobene Augenbraue begleitete den letzten Satz. Weil ich nicht wirklich wusste, wie ich auf diese Ansage reagieren sollte, zog ich Kai zu mir heran und küsste ihn überfallsartig auf den Mund. Dass ich einen Tag später trotz absenten Regens beim Schwimmen erkältet war, zeigte dem anderen einmal mehr, wie wenig perfekt ich tatsächlich war. Das hielt Kai allerdings nicht davon ab, bei mir vorbeizukommen, mir literweise Tee zu kochen und mir ziemlich glaubhaft zu versichern, dass ich auch mit roter Nase und belegter Stimme immer noch äußerst attraktiv war, auch wenn ich mir zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht so vorkam. : : Das erste Mal, dass mir bewusst wurde, dass ich mich wirklich in Kai verliebt hatte, war während der Semesterferien, in denen wir mit einigen Freunden von Kai für ein paar Tage in sein Landhaus gefahren waren, das er von seinem Großvater geerbt hatte. Mit den großen stillen Räumen und dem wunderbar weitläufigen Garten war es eine willkommene Abwechslung zur lärmenden Stadt. Ich trat leise neben den im Gras liegenden Kai, aber ich war mir sicher, dass dieser mich trotzdem gehört hatte. Dunkle Nacht umhüllte uns, nur wenig erhellt vom Licht des Mondes, der in einer dünnen Sichel am Himmelszelt zu sehen war. „Was tust du hier draußen?“, fragte ich ihn mit leiser Stimme, während ich mich neben Kai niederließ. Er schwieg einen Moment, bevor er mir einen Blick zuwarf und dann antwortete: „Sterne beobachten.“ Einträchtiges, angenehmes Schweigen legte sich über uns. Ich nahm nun deutlicher das Zirpen der Grillen, den leicht süßlichen Duft von Kiefernharz, der in der Luft lag, und das Rauschen der Blätter wahr. Der Wind war nach dem heißen wolkenlosen Tage, der hinter uns lag, angenehm kühl, strich wie federleichte Berührungen über unsere Haut. Trotzdem widerstand ich nur mühsam dem plötzlichen Impuls, mich näher an Kai zu kuscheln, dessen Körperwärme bis zu mir strahlte. Ich wusste nicht, ob er damit einverstanden gewesen wäre. Aber ich fühlte mich auch so wunderbar genug, wollte die entspannte Stimmung nicht zerstören. Schließlich war es Kai, der ungewöhnlicherweise unser Schweigen unterbrach. Er streckte die Hand aus und deutete damit auf den Sternenhimmel rechts über uns. „Das ist der Große Wagen... Den kennst du doch sicher?“ Ich schaute nach oben, mein Blick folgte Kais Hand. Abermillionen von Sternen hingen über uns, leuchteten mal hell, mal weniger hell, und ich konnte das breite Sternenband erkennen, das die Milchstraße bildete. Rechts sah ich jedoch deutlich die Sterne, die sich mit unsichtbaren Linien zum Sternbild des Großen Wagens verbinden ließen. Ich nickte als Antwort auf seine Frage, bevor mir klar wurde, dass Kai dies in der Dunkelheit nicht würde sehen können. „Ja“, bestätigte ich daraufhin laut. „Die Amerikaner nennen es auch ‚the big dipper’ – die Suppenkelle“, bemerkte Kai amüsiert. Ich lachte leise. „Mir gefällt aber der Name Großer Wagen besser“, sagte ich dann. Nach einer kurzen Pause folgte Kais Antwort. „Ja, mir auch.“ Wir schwiegen wieder einen Moment, hingen unseren Gedanken nach, und ich genoss einfach die Gesellschaft des anderen. Dann hob Kai erneut den Arm, deutete diesmal auf eine Stelle genau über uns. „Siehst du diesen Halbkreis aus Sternen da? Das ist die Nördliche Krone.“ Ich schaute dorthin, wo Kais Hand hindeutete, war mir jedoch nicht sicher, ob ich die Krone richtig erkannt hatte. „Dort?“, fragte ich nach und streckte nun ebenfalls meinen Arm in Richtung Himmel. Kai blickte mich einen Moment an, bevor er auf einmal mit seiner Hand nach der meinen griff und diese sanft ein Stück weiter nach links dirigierte. Ich blinzelte überrascht, erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Mein Blick glitt an unseren Armen entlang, hinauf zu unseren Händen und weiter darüber hinweg zu dem Halbkreis aus Sternen, den meine Augen nun problemlos fanden. Doch obwohl ich die Sterne in dieser geschwungenen Linie über mir sah, registrierte ich nicht wirklich, was ich sah. Denn ich spürte, wie sich ein leichtes, ziehendes Flattern in meinem Bauch ausgebreitet hatte und wusste, es war zu spät, um irgendetwas rückgängig zu machen. : : Das erste Mal, dass wir miteinander schliefen, war lange nicht so spektakulär, wie der erste Sex in Büchern oder Filmen meist präsentiert wird. Es gab keine Musik, keine Kerzen, kein gedämpftes Licht. Schon mehrmals hatte ich bei Kai übernachtet, doch während der gemeinsamen Zeit im Bett hatte es nie mehr als einige Küsse und harmlose Berührungen gegeben. Anders an jenem Morgen, an dem ich mich zu Kai herumrollen wollte, um ihn nach unseren Plänen für diesen Samstag zu fragen, und mich dann so nah an seinen Körper gepresst wiederfand, dass ich seinen warmen Atem auf meiner Wange spüren konnte. Schnell wurde uns klar, dass es für diesen Morgen andere Pläne gab als ursprünglich gedacht. Kai schmeckte nach dem Kaffee, den wir uns an diesem Morgen ans Bett geholt hatten, und später nach Salz und warmer Haut. Ich fühlte mich eigentlich sehr wohl dort, in seinem großen Doppelbett, das so sehr nach ihm und leicht nach Waschmittel roch. Wir waren aber beide oft unsicher, wussten wir noch nicht, welche Art Berührung an welchen Stellen dem jeweils anderen besonders gefiel, was ihm eher unangenehm war. Wir mussten deshalb ein wenig herumprobieren, was einige unbeholfene, unangenehme Momente zur Folge hatte, aber auch des öfteren Lachen provozierte. Wenn wir heute miteinander schlafen, denke ich immer wieder gerne an dieses erste Mal zurück – und kann mir nicht helfen, dass ich seitdem den Geschmack und Geruch von Kaffee immer mit Kai verbinde... Nein, perfekt und völlig in Lust verloren war dieser erste Sex nicht, aber das musste er ja auch nicht sein. Was dieses Erlebnis zu einem besonderen machte, war die Tatsache, dass ich mich Kai so nah gefühlt hatte und dass er mir so offen schien in diesen Momenten, in denen der Raum das erste Mal von unseren gemeinsamen Lauten widerhallte und die fahle, herbstliche Morgensonne durch das Fenster schien und unsere Haut erwärmte. : : Das erste Mal, dass Kai eifersüchtig wurde, befand er sich gerade auf der Suche nach Handschuhen und einer Mütze in meinem Kleiderschrank. Es hatte erst gegen Nachmittag zu schneien begonnen und da Kai bereits seit dem Abend zuvor bei mir gewesen war, hatte er keine eigene schützende Kleidung für den Heimweg und wollte sich etwas von mir ausleihen, um nicht völlig nass und erfroren bei sich zu Hause anzukommen. Ich war derweil in der Küche und schälte Kartoffeln. Als Kai jedoch aus meinem Zimmer amüsiert herüberrief, warum ich denn weiße Lederhandschuhe besäße, stutzte ich, wusch mir kurz die Hände und machte mich schon auf den Weg in mein Zimmer, während ich diese noch abtrocknete. „Ich habe keine Lederhandschuhe – schon gar keine weißen“, teilte ich dem anderen mit. Ich beugte mich über Kais Schulter – was allein die Tatsache, dass er vor meinem Schrank kniete, überhaupt erlaubte, war der Russe schließlich ein ganzes Stück größer als ich – und sah dort in der Tat das Paar weißer Lederhandschuhe. Fragend sah der andere zu mir hoch, verzog dabei eine Augenbraue, während es mir langsam dämmerte. „Es sind Brooklyns. Er wird sie irgendwann hier vergessen haben“, sagte ich dann wie nebenbei, doch mein Tonfall änderte nichts daran, dass Kai genauso reagierte, wie ich es erwartet hatte. Sein Blick verfinsterte sich. „Brooklyn? Wie in dein Exfreund Brooklyn? Der mit den Pumas?“ „Ja, der mit den Pumas“, bestätigte ich, ein Lachen mühsam unterdrückend. Kai kannte Brooklyn nicht, obwohl sie anfangs sogar zusammen in einer Vorlesung gesessen hatten. Noch bevor Kai und ich das erste Wort gesprochen hatten, war Brooklyn jedoch zu der Entscheidung gelangt, sein Studium abzubrechen, und war nur kurze Zeit später in die USA gegangen. Dort arbeitete er seitdem in einem Nationalpark, in welchem er unter anderem mehrere Pumas betreute. In regelmäßigen Abständen schickte er mir Briefe und in seinem letzten waren einige Fotos enthalten gewesen, auf denen er mit zweien seiner Pumas abgelichtet worden war. Eben diese Bilder hatte ich Kai vor einiger Zeit gezeigt, nachdem das Thema Exfreunde und andere ehemalige Beziehungen aufgekommen war, und er hatte wissen wollen, wie Brooklyn aussah, ob er sich dann nicht vielleicht doch an ihn erinnern könnte. Er konnte nicht. Ich wusste allerdings, dass er es so oder so mit Skepsis betrachtete, dass Brooklyn und ich trotz unserer Trennung noch immer in so häufigem Kontakt standen. So schaute er auch jetzt kritisch, warf den weißen Handschuhen einen bösen Blick zu, als seien diese für irgendetwas verantwortlich. „Ich habe dir schon mal gesagt, dass die Sache mit Brooklyn und mir nie wirklich ernsthaft war – dafür waren wir zu sehr Freunde als etwas anderes mehr. Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein, nur weil hier irgendwelche komische Handschuhe von ihm herumliegen“, sagte ich. „Ich bin nicht eifersüchtig“, kam es prompt und nicht gerade überzeugend von Kai zurück, woraufhin er die Handschuhe fallen ließ, mich an meinem T-Shirt zu sich herunterzog und mich besitzergreifend und fast aggressiv auf den Mund küsste. Mir machte diese raue Behandlung nichts aus, genoss ich es insgeheim sogar besonders, wenn Kai mich so küsste – was er immer dann tat, wenn er gereizt oder verärgert war. Einen Moment später unterbrachen wir den Kuss kurz, damit Kai mich in eine andere Position auf seinen Schoss ziehen konnte. Ich brachte noch ein gekeuchtes „Nicht eifersüchtig, hm?“ heraus, bevor wir uns erneut küssten. Auch ein Weg, mit Eifersucht umzugehen, dachte ich amüsiert. : : Das erste Mal, dass Kai „Ich liebe dich“ zu mir sagte, geschah lange nachdem ich dies das erste Mal zu ihm gesagt hatte. Das störte mich nicht, hatte ich erkannt, dass Kai sich manchmal mit Worten schwer tat – jedenfalls, wenn er über seine Gefühle reden sollte. Deswegen war ich entsprechend überrascht, als er diese drei Worte mir gegenüber so völlig unerwartet aussprach. Ich befand mich gerade in der Küche, räumte die Einkäufe aus den Taschen in Schränke und Regale, während ich laut mit Kai redete, der sich im Wohnzimmer befand. „Mao ist regelrecht depressiv“, sagte ich gerade, als ich zwei Dosen passierter Tomaten an ihren Platz auf der untersten Ebene des Schrankes stellte. „Seit Rai eine Freundin hat, ist sie am Boden zerstört. Ich muss ich sie jedes Mal überreden, überhaupt in die Uni zu gehen, weil sie einfach keine Lust hat irgendetwas zu tun.“ Aus den Taschen suchte ich mehrere Artikel heraus, die ich in den Kühlschrank tun wollte und durchquerte die Küche auf dem Weg zu diesem. „Vielleicht solltest du ein Date für sie arrangieren“, klang Kais Stimme von nebenan. Er war offensichtlich amüsiert. „Kai!“, rief ich, versuchte, angemessen empört zu klingen. „Ich weiß, dass du Mao nicht besonders magst, aber-“ „Aber was?“, unterbrach mich Kai, der in den Raum gekommen war und sich nun an den Türrahmen lehnte, grinsend. Ich musste lachen, warf eine Packung Toast nach ihm, weil ich mich halbherzig darüber ärgerte, dass er mich zum Lachen gebracht hatte, obwohl die Sache mit Mao mir wirklich ernst war. Kai fing das Toast geschickt auf, bevor es ihn traf. Dann schien er plötzlich nachdenklich, bevor er sagte: „Rei, ich liebe dich.“ Verblüfft, weil dieses Geständnis völlig unerwartet kam, ließ ich beinah die Spaghetti fallen, die ich aus der Tasche geholt hatte. „Dafür, dass du immer wieder unauffällig versuchst, mich dazu zu erziehen, mehr Mitgefühl für andere zu haben, obwohl du genau weißt, dass ich mich nicht völlig verändern werde. Und dafür, dass du mich eigentlich auch genau so magst wie ich bin und mit Toast nach mir wirfst, wenn dir wieder einmal klar wird, dass du dich eigentlich über mich ärgern solltest, es aber nicht kannst.“ Er lächelte, blickte auf die Packung Toast hinab, die er noch immer in den Händen hielt. Ich legte die Spaghetti auf dem Tisch ab, neben dem ich stand, war berührt von diesem ungewöhnlichen Gefühlsausbruch. „Kai, ich-“ Angesprochener unterbrach mich erneut, diesmal mit einer abwinkenden Handbewegung. „Ruf Mao an und sag ihr, wir holen sie ab zum Eis essen. Das wird sie aufmuntern.“ „Wir?“, fragte ich. „Ja, wir.“ : : : : Sanfter Regen benetzte das Fensterglas von außen. Drinnen stand Rei vor dem Fenster, die Hände tief in den Taschen seiner Hose vergraben. Gedankenverloren starrte er durch die Schreibe, hinunter auf die bunten Lichter der Stadt, die trotz des Nieselregens hell aus den dunklen Silhouetten der Gebäude hervorleuchteten. Auch die Wohnung hinter ihm war dunkel. Im Endeffekt hatte es sein Gutes gehabt, dass der bestellte Tee ihn gestern in diesem Café gehalten hatte. All die Erinnerungen, die in ihm hochgekommen waren, hatten ihn vergessen lassen, wie beobachtet er sich gefühlt hatte und er war völlig in diesen eingetaucht. Es war schmerzhaft gewesen, in seinem Moment des Kummers an all die Augenblicke zu denken, in denen er sich Kai so nah gefühlt hatte. Aber wie es so oft mit Erinnerungen war, hatte ihn eine zu der nächsten geführt, bis er sich in einem Fluss aus Erinnerungen befunden hatte, dessen Strömung ihn mit sich fort nahm. Jetzt im Rückblick war Rei sogar äußerst froh darüber, dass ihn die Erinnerungen so überflutet hatten. All diese und mit ihnen auch die Entwicklung ihrer Beziehung hatten ihm vor Augen geführt, wie wichtig ihm diese trotz allem war. Dass es sich für eine Fortführung dieser zu arbeiten lohnte, auch wenn dies eine kritische Selbstreflexion von ihm – und auch von Kai, wenn dieser ähnlich dachte – forderte. Ohne diese würde eine Auseinandersetzung über all das, was sie schließlich an diesen Punkt ihrer Beziehung geführt hatte, keine Besserung mit sich bringen. Schließlich hörte Rei das Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloss ihrer Wohnungstür drehte, dann einige Schritte. Es waren nicht genug, als dass Kai schon in ihrem Wohnzimmer hätte stehen können. Ein Schlüssel, der höchstwahrscheinlich in der Schale im Flur abgelegt wurde, klimperte, dann erklangen erneut Geräusche von sich nähernden Schritten. Obwohl Rei sich vorgenommen hatte, sich nicht zu dem anderen umzudrehen, tat er es trotzdem. Hier war Kai nun, nachdem er Rei angerufen hatte, ihn gebeten hatte, mit ihm zu reden, ihm zuzuhören. Er stand in der Wohnzimmertür oder eher im Rahmen derselben. Die Tür hatten sie bei ihrem Einzug ausgehängt. Die Jacke des Russen glänzte vom Regen, einige Strähnen seiner Haare hingen im feucht ins Gesicht. Rei fand, er sah besser aus denn je. „Es tut mir Leid.“ Kai fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, bemerkte erst dann, wie nass diese waren. Er blickte an sich herunter und begann dann, seine Jacke auszuziehen. Als er diese aufgehängt und wieder zurück ins Wohnzimmer gekommen war, diesmal neben Rei stehen blieb, fuhr er fort. „Vermutlich kann ich nichts sagen, was den...Vorfall entschuldigt. Ich kann es dir auch nicht erklären, denn ich weiß selbst nicht, warum ich es getan habe. Ich- ….“ Er brach ab, suchte nach Worten. „Es ist okay, Kai. Ich will nicht wissen, warum du es getan hast oder mit wem und schon gar keine anderen dreckigen Details. Erspar mir das. Aber… Verziehen habe ich dir bereits.“ Bei den letzten Worten blickte Rei den Graublauhaarigen an, nahm Blickkontakt auf. Angesprochener lächelte schwach, auf merkwürdige Art wehmütig. „Ich habe kaum zu hoffen gewagt, dass du das sagen würdest. Ich hätte es mir selbst niemals verziehen, wenn du dich von mir getrennt hättest. Du bedeutest mir viel zu viel dafür.“ „Also probieren wir es noch einmal?“ Mit diesen Worten wandte sich Rei endgültig vom Fenster ab und trat näher zu Kai. Dieser nickte. Sie lächelten einander an, etwas unbehaglich noch, aber beide sichtlich erleichtert. „Noch einmal halte ich das allerdings nicht aus…“ „Rei...“, war das Einzige, was der Graublauhaarige daraufhin flüsterte, als der Chinese in seine Arme fiel und seinen Kopf in dessen Halsbeuge vergrub. Sanft schloss er seine Arme um den warmen Körper, der gegen ihn lehnte, und genoss den vertrauten Geruch von Reis Haaren. Als Rei an ihn gelehnt dastand, dachte er, dass es stimmte; er hatte Kai vergeben, dies nicht nur so gesagt. Zu all ihren ersten Malen, an die er vor kurzem im Eiscafé noch gedacht hatte, gesellte sich noch ein weiteres hinzu: Das erste Mal, dass einer von ihnen den anderen betrogen hatte. Rei empfand noch immer Schmerz darüber, was Kai getan hatte. Und er wusste, es würde noch dauern, bis ihre Beziehung wieder annähernd so wie früher sein würde. Vermutlich würde sie sogar nie mehr so wie vorher werden – wie könnte ihre Beziehung auch all das Geschehene ohne Veränderung überstehen? Aber sie beide waren bereit, etwas für ihre Beziehung zu tun, sich darum zu kümmern, wieder Vertrauen aufzubauen. Das, fand Rei, war das wichtigste. Kaum eine Beziehung verlief problemlos, je ohne Krisen. Und war es dann nicht das Beste, was man tun konnte, aus diesen Krisen und den damit verbundenen Fehlern in Kommunikation und im Miteinander zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen? Natürlich gab es immer Fälle, in denen die Situation so verfahren war, dass eine Trennung die einzige Möglichkeit war, um sich nicht unglücklich zu machen. Wenn jedoch beide entschlossen waren, die Beziehung fortzuführen, so wie nun in ihrem Fall, gab es eine Menge Hoffnung und eine Trennung war vermeidbar. Es würde nicht von heute auf morgen besser werden und sie beide hatten einige Dinge zu klären und Auseinandersetzungen zu führen, Rei wusste das. Aber er wusste auch, dass ihre Beziehung es überlebt hatte. Er war sich sicher, dass es ihre Beziehung sogar gestärkt hatte, dass sie eine solche Krise überstanden hatten, nachdem Rei schon längst befürchtet hatte, dass alles vorbei sei. Und so hatte ein erstes Mal ihre Verbundenheit wieder einmal vertieft. : : : : : : Lob, Kritik, Anmerkungen? Kommentare sind sehr willkommen In der Fanfic hat Kai, wie ihr gelesen habt, Rei betrogen. Ich gehe an keiner Stelle genauer auf die Gründe dafür ein, lasse auch Rei darüber kaum nachdenken. Das ist Absicht *lach* Ich wollte den Fokus nicht darauf legen, warum es passiert ist, sondern wie sie damit umgehen, dass es passiert ist und was das für ihre Beziehung bedeutet. Das nur als Information ~Shira Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)