Nur ein Kuss von LagoonAris ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- „Sanji, Hunger!“ „Ist gut, ich koche dir etwas!“ So normal der Alltag momentan für die Strohhutpiratenbande sein konnte, so normal war er auch. Zurzeit wohnten sie alle im provisorischen Büro der Galley-La Company. Der Grund: Sie hatten immer noch kein neues Schiff. Die Flying Lamb war kurz nach dem Sieg über die CP9 und die Flucht aus Enies Lobby auseinander gebrochen und schließlich verbrannt worden. Ein trauriger Abschied für jeden. Jetzt saßen die Piraten in Water Seven fest, aber nicht mehr für lange. Der Lockport hatte schon längst einen neuen Kurs bestimmt und alles, was fehlte, war ein fahrbarer Untersatz. Dieser wurde gerade von Frankie gebaut. Jeder war schon gespannt darauf, endlich das neue Schiff zu sehen, aber bis dahin würden noch zwei Tage vergehen. Es war bereits der Abend des dritten Tages, den Ruffy und die Anderen bereits auf die Fertigstellung ihres Schiffes warteten. Ruffy nervte Sanji mal wieder mit seinem Dauerproblem Hunger, Zorro schlief, Nami schenkte dem Ganzen keine Beachtung und Chopper war in eines seiner neuen Medizinbücher vertieft, die er sich in der Stadt gekauft hatte. Mit einem Lächeln klappte Robin ihr Buch zu und stand auf. „Wo gehst du denn noch hin, Robin?“, fragte Nami verwundert. Draußen ging doch bereits die Sonne unter und Sanji wollte jetzt auch anfangen, zu kochen. „Ich möchte noch ein wenig spazieren gehen. Bis zum Abendessen bin ich auch wieder zurück!“ Und mit diesen Worten verabschiedete die Archäologin sich vom Rest der Crew und verließ das Gebäude. Die kühle Nachtluft tat sehr gut. Ein angenehmer Wind wehte und auf die Straßen der großen Metropole legte sich langsam Stille. Robin dachte über vieles nach. Über alles, was in Enies Lobby geschehen war. Niemals hätte sie ernsthaft gedacht, dem Impel Down zu entkommen, der Weltregierung zu entkommen. Nie hätte sie gedacht, dass Ruffy und die Anderen sie tatsächlich hätten retten können. Aber das Schicksal hatte sie natürlich eines Besseren belehrt. Und darüber war die Schwarzhaarige sehr froh. Nun konnte sie etwas, was sie vorher nie wirklich konnte – leben! Und das alles dank Ruffy, Nami, Sanji, Zorro, Chopper, Frankie und Lysop... ‚Lysop...’ Robins Blick wurde ein wenig traurig. Sie fand es sehr schade, dass der Kanonier gegangen war. Sie mochte seine Geschichten. Still hatte sie immer aufmerksam zugehört, wenn er wieder eine neue zum Besten gab, auch wenn es so ausgesehen hatte, als wenn sie nur weiter in ihrem Buch gelesen hatte. Plötzlich wurde Robin von einer Stimme aus ihren Gedanken gerissen. „Weint nicht, ich weiß doch, wie sehr ihr mich braucht!!“* Verwundert sah die Frau auf. Sie war so in ihre Überlegungen vertieft gewesen, dass sie nicht mehr auf den Weg geachtet und schließlich an der Küste ausgekommen war. Und dort stand niemand anderes als der ehemalige Kanonier der Strohhutbande – Lysop! ‚Was macht er da?’ Die Archäologin runzelte die Stirn, lauschte den weiteren Worten des Jungen. „Wenn ihr mich zum Vize-Kapitän macht, bin ich wieder dabei!!! – Oh, danke Vize-Kapitän Lysop!! Juhu!!“ Er lachte. „Das ist perfekt! So kann eigentlich gar nichts schief gehen.“ Jetzt fiel es Robin wieder ein. Sanji hatte doch erzählt, dass Lysop wieder zurückkommen wollte. Anscheinend übte er gerade ein paar Verhaltenstechniken für seine Rückkehr ein. Sie schmunzelte, beobachtete den Schützen weiterhin. Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie ihn wieder sah. Gut, auf der großen Siegesfeier war er auch dabei gewesen, aber da hatte er sich wieder als Sogeking ausgegeben und eine Maske getragen. Noch immer fand es Robin amüsant, dass Chopper und Ruffy nicht spitz gekriegt hatten, wer sich eigentlich hinter dieser Verkleidung verbarg, aber niemand hielt es wirklich für nötig, die beiden Kindsköpfe aufzuklären. Sollten sie doch lieber weiter an ihren Helden glauben. „Das wäre dann Text 59...“ Lysop schrieb seine neueste Verhaltensidee in sein kleines Notizbüchlein. Kurz darauf hielt er inne. Er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber er war doch allein hier, oder etwa nicht? Abrupt drehte er sich um und sein Blick traf auf den ruhigen und gelassenen von Nico Robin. Lysop schluckte. Was wollte die Archäologin denn hier? Sein Körper versteifte sich ein wenig, als er sah, wie die junge Frau sich in Bewegung setzte und auf ihn zutrat. „Guten Abend, Herr Langnase!“, begrüßte sie ihn freundlich lächelnd. „Guten Abend, Robin...“, antwortete der Schütze. „Was machst du denn hier?“ „Ich wollte ein wenig spazieren gehen und bin zufällig hier ausgekommen.“, erklärte Robin auf Lysops Frage hin. „Ah, ach so...“ Er wandte den Blick ab. Ihm war es unangenehm, von ihr bei seinen ‚Proben’ gesehen worden zu sein. „Herr Langnase!“, sprach die Archäologin ihn wieder an. Daraufhin hob er seinen Kopf und blickte ihr erneut in die Augen. Noch immer lächelte sie sanft und freundlich. „Ich danke dir!“ Einen Moment lang war Lysop verdattert genug, um sie so verwundert anzusehen, wie eine geflügelte Schnecke mit Fliegerbrille. „Wofür denn?“, fragte er schließlich. Ihm fiel beim besten Willen kein Grund ein, der für eine Danksagung in Frage kam. „Du hast mir in Enies Lobby geholfen.“ „Oh, das... Haben die Anderen doch auch gemacht!“, tat der Schütze dies ab. Robin jedoch schüttelte den Kopf. „Obwohl du dich mit ihnen zerstritten hast und nichts mehr mit ihnen zu tun haben wolltest, bist du trotzdem mitgekommen und hast gekämpft. Außerdem... hättest du Spandam nicht in genau dem richtigen Moment abgeschossen, wäre ich vielleicht niemals lebend aus Enies Lobby entkommen.“ Daraufhin schwieg Lysop. Mehr oder weniger hatte sie ja Recht, aber er wollte das auch nicht. Er wollte nicht, dass sie ihm dankbar war, wo er doch so dumm war, sich mit Ruffy zu streiten und fort zu gehen, obwohl er selbst doch genau gewusst hatte, dass der Grund vollkommen bescheuert gewesen war. „Ich möchte mich dir erkenntlich zeigen!“, unterbrach Robin den inneren Monolog Lysops. Dieser wollte jedoch gerade sagen, dass das absolut nicht nötig sei, als er bereits ihre Lippen auf seinen spürte. Für einen Moment war er tatsächlich versucht gewesen, den Kuss zu erwidern, doch plötzlich hatte er das Bild von Kaya vor Augen. Sofort stieß er Robin von sich. „Nein... Tut mir Leid, Robin, aber ich möchte das nicht!“ Er sah sie dabei nicht an. Er hatte auch so gemerkt, dass sein Verhalten der Frau sehr wehgetan haben muss. Und zwar im Herzen! „Lysop...“ Jetzt sah der Schütze aber doch auf. Zum ersten Mal hörte er seinen Namen aus ihrem Mund. Sofort bereute er sein Kopfheben. In Robins Augen glitzerten Tränen. Diesen Anblick konnte man ja kaum ertragen. „Lysop...“, setzte die Archäologin wieder an. „Ich... du bedeutest mir eine ganze Menge. Erst als du die Bande verlassen hast, ist mir das klar geworden. Ich liebe deine Geschichten, deinen Erfindungsreichtum und ich bewundre deinen Mut, trotz deiner Ängste zu kämpfen. Ich liebe dich!“ Lysop war erstarrt. Das waren Worte, die er nicht hören wollte. Nicht von Robin, von niemanden. Wie sollte er einer so traurigen Frau wie ihr eine eindeutige Abfuhr ohne Wenn und Aber entgegenbringen? Er senkte den Kopf. Sein Herzschlag ging schnell. Natürlich, er mochte Robin, sie war schön, gebildet und man konnte durchaus mit Sorgen oder Problemen zu ihr kommen, sicherlich konnte man sie auch lieben, aber... Was war dann mit Kaya? Sie wartete doch auf ihn, auf Lysop. Wartete darauf, dass er wieder nach Syrop zurückkehrte und... Was eigentlich? Was erwartete Kaya von ihm, wenn er denn wiederkam? Lysop wusste es nicht, aber dafür wusste er, dass er sie liebte und deswegen nicht hintergehen könnte. Niemals! Aus diesem Grund atmete der Schütze einmal tief ein und wieder aus, ehe er wieder aufblickte, direkt in Robins Augen. „Es tut mir Leid, Robin... Ich würde deine Gefühle gerne erwidern, aber es gibt bereits jemanden, den ich mehr als alles andere liebe und dieser jemand wartet darauf, dass ich eines Tages wieder bei ihm bin.“ Robin nickte, begann aber trotzdem zu weinen. Sie hatte schon damit gerechnet, dass er nicht das Gleiche empfand wie sie, hatte es bereits gewusst. Nur wollte sie sich dies nicht eingestehen. Schon damals hatte sie ein komisches Gefühl, ähnlich der Wut, gefühlt. Damals bei einer der vielen Feiern, die die Crew gefeiert hatte. Damals hatte Lysop wieder einmal viel getrunken gehabt und stolz von einem Mädchen namens Kaya geschwärmt; geschwärmt davon, dass sie unglaublich süß war und auch noch hübsch aussah. Heute wusste Robin, dass sie damals eifersüchtig gewesen war. Eifersüchtig auf einen Menschen, den sie noch nicht einmal kannte. Lysop war ratlos. Vor ihm stand eine weinende Robin. Eine Robin, die weinte, weil er sie abgewiesen hatte. Der Langnasige bekam ein schlechtes Gewissen. Irgendetwas musste er doch tun. „Robin... Das zwischen uns könnte auch gar nicht funktionieren. Immerhin gehöre ich nicht mehr in eure Crew. Wie soll es klappen, wenn wir uns gar nicht mehr sehen?“ „Aber du willst doch wieder zu uns zurück! Du übst hier doch nur um einen Weg zu finden, zu uns zurückzukommen, oder etwa nicht?“ „Ja schon, aber...“ Er wusste nicht mehr weiter. Was sollte er denn bitte schön darauf entgegnen? Rein instinktiv handelnd packte er die Frau und nahm sie tröstend in seine Arme. „Es tut mir ernsthaft Leid, Robin!“ Darauf antwortete die Archäologin nicht. Stumm lehnte sie sich gegen den Schützen und weinte sich an seiner Schulter aus. Die Zeit verrann. Weder Lysop noch Robin wussten, wie lange sie schon in dieser Umarmung dastanden. Waren es gerade mal ein paar Minuten oder schon ein paar Stunden? Keine Ahnung, aber es war beiden egal. Langsam hörte die Dunkelhaarige auf zu weinen. „Geht es wieder?“, fragte Lysop. Die Gefragte nickte. Sie hob den Kopf und sah dem Schützen direkt in die Augen. Langsam näherte sich ihr Gesicht wieder dem seinen. Sie schloss ihre Augen. Der Langnasige ahnte schon, was kommen würde und er hatte Angst davor, sie nicht noch ein weiteres Mal abweisen zu können. Er wollte einen Schritt zurückgehen, die Umarmung lösen, doch da erklang Robins Stimme, fast nur ein leises Flüstern. „Bitte nur einen einzigen Kuss!“ Lysop rang kurz mit sich selbst. Wenn es nur bei einem Kuss blieb, konnte er es doch zulassen, oder? Das war lediglich ein kleiner Gefallen, den er ihr damit machte. Außerdem wusste sie doch jetzt, dass sein Herz bereits Kaya gehörte. Robin war alt genug, um zu wissen, dass es sinnlos war, um sein Herz zu kämpfen, da war sich der Kanonier sicher. „Okay... aber nur ein einziger!“ Und nur eine Sekunde später trafen sich die Lippen der beiden Piraten erneut, vertieften sich zu einem innigen Kuss. Da Robin genau wusste, dass Lysop den Kuss nur erwidern würde, musste sie selbst ‚tätig’ werden. Sanft bat ihre Zunge um Einlass, bekam diesen auch nach anfänglichem Zögern. Sie erkundete die Mundhöhle des Schützen, forderte seine Zunge schließlich zu einem kleinen Kampf heraus. Dieser Kampf war jedoch nicht lange und schließlich löste sich Lysop gänzlich von der Archäologin. Er sah sie nicht an, obwohl er ihren Blick deutlich spüren konnte. „Fragen sich die Anderen denn nicht, wo du bleibst? Nicht, dass sie nachher noch denken, du wärst schon wieder weggelaufen...“ Robin verstand eindeutig, was der Junge eigentlich sagen wollte. Sie wand sich von ihm ab und ging weg. Nach ein paar Schritten stoppte sie jedoch noch einmal. „Ich danke dir, Lysop, für alles! Gute Nacht!“ „Gute Nacht, Robin...“ Und keine Minute später stand der Schütze wieder alleine da. Seufzend ließ er sich auf dem Boden nieder. Was er getan hatte, war vollkommen richtig. Er liebte Kaya und er war auch nicht der Typ, der seine Abwesenheit fern von ihr schamlos ausnutzte, um mit anderen Frauen zu flirten. Warum also fühlte es sich so falsch an, was er mit Robin getan hatte? Manchmal verstand er wirklich die Welt nicht mehr. „Ich bin wieder da!“ Robin betrat den momentanen Wohnsitz der Strohhutpiraten wieder. Alle waren noch wach, hatten wohl eine Runde Rommé gespielt, denn sie hielten ihre Karten noch in der Hand, blickten nun aber verwundert auf. „Robinchen, wie schön, dass du wieder da bist!“ Sofort war Sanji in den Herzchenmodus gefallen und stand auf. „ich werde dir sofort noch etwas zu essen machen.“ „Das ist nicht nötig, Herr Koch!“, antwortete Robin. „Ich habe keinen Hunger.“ Damit zog sie nur noch verwundertere Blicke auf sich. „Robin, ist auch wirklich alles wieder in Ordnung?“, fragte Nami besorgt nach. „Du warst so lange weg und da dachten wir...“ „Ich laufe nicht noch mal davon. Ich hatte lediglich die Zeit aus den Augen verloren.“ „Wenn du meinst...“, sagte die Navigatorin daraufhin nur. So ganz glaubte sie ihrer Freundin jedoch nicht. Die Archäologin gähnte. „Ich bin müde und leg mich jetzt schlafen. Gute Nacht!“ „Nacht, Robin!“, kam ihr noch mehrstimmig entgegen, ehe die Schwarzhaarige in das Frauenzimmer verschwunden und kurze Zeit später auch am Schlafen war. Robin stand an Deck der Thousand Sunny und betrachtete den Sternenhimmel. Nun, wo sie wieder ein neues Schiff hatten, musste dies natürlich kräftig gefeiert werden und gefeiert hatte die Bande auch. Bis spät in die Nacht hinein und es endete erst, als alle vor Müdigkeit einfach umgekippt waren. Nami war jedoch noch rechtzeitig vorher ins Mädchenzimmer verschwunden und hatte sich dort in ihr Bett gelegt. Nun war Robin allein. Sie würde die Nachtwache heute übernehmen, obwohl sie sich selbst liebend gerne in ihren neuen Schlafplatz verkrochen hätte. „Wenn du müde bist, dann geh ruhig.“ Die Archäologin drehte sich ruckartig um. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie jemand an sie herangetreten war. Es war Lysop! „Ich übernehme einfach die Wache.“, sagte er lächelnd. Er war zwar selber müde, würde aber sicherlich die Nachtwache noch aushalten können. „Ist das denn auch in Ordnung für dich?“ „Ja klar... Sind wir denn noch Freunde? So wie wir es immer schon waren?“ Einen Moment musste Robin tatsächlich noch nachdenken, was genau der Schütze damit meinte, doch dann fiel es ihr wieder ein. „Natürlich! Es hat sich rein gar nichts zwischen uns verändert. Ich bin schon darüber hinweg?“ „Ehrlich?“ „Ja!“ „Das freut mich.“ Lysop lächelte sein Gegenüber ehrlich erleichtert an. Es würde alles ganz normal bleiben und niemand der Anderen würde jemals spitz kriegen, was in Water Seven in jener Nacht vor sich gegangen war. „Und jetzt schlaf ruhig, Robin. Ich wünsch dir eine gute Nacht!“ „Die wünsche ich dir auch, Lysop!“ Und mit diesen Worten verschwand die Dunkelhaarige doch in ihrem neuen Bett, welches wirklich bequem war. Trotz versagter Liebe hatte sie dennoch einen Freund behalten. Und das war wertvoll genug! ______________________________ So, ich hoffe, es hat doch irgendwem gefallen^^ Wie immer würde ich mich über Kommis sehr freuen! Nicola *diese Aussage habe ich direkt dem Manga Band 45 aus der Szene, in der Lysop durch die Stadt zum Schiffsfriedhof läuft, entnommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)