Die Arena von _Ayame_ ================================================================================ Tjorheid -------- Der Wettmeister war ein feister Mann, dessen Verletzungen und Muskeln nach zu urteilen er selbst schon einige Arenakämpfe ausgefochten hatte. Nachdem er den Wetteinsatz abgezählt hatte entlies er Tjorheid mit einem "Viel Glück. Und seid vorsichtig." in die Arena. Einen ironischeren Spruch hätte es wohl kaum geben können. Während Tjorheid in dem engen Raum vor der Arena stand wurde ihm plötzlich die Torheit seines Unterfangens bewußt. Für was noch mal verwettete er hier sein Geld und sein Leben? Der Raum war nicht nur klein und düster sondern seine beiden Eingänge mit Eisenstäben verschloßen. Der eine war der, durch den er gekommen war, der andere führte in die Arena, ein rundlicher Kampflatz, eingefasst von Sitzreihen über Sitzreihen, die im Moment bis zum Bersten gefüllt waren mit Menschen. Langsam wurde Tjorheid nervös. Hatte man ihn vergessen? Er hörte wie die Stimme des Arenameisters über den Kampflatz hallte, doch verstand er nicht, was gesagt wurde. Unruhig zupfte sich Tjorheid seine weiße Robe mit den himmelblauen Bändern zurecht und strich sich über seine blauen Haare. Da hörte er, wie der Arenameister seinen Namen rief und das Gitter zur Arena hob sich. Als es ganz oben und sicher eingerastet war betrat Tjorheid die Arena. Der Sand war von der Sonne bestrahlt und fühlte sich warm unter seinen dünnen Schuhen an. Sein Gegner wartete bereits auf ihn. Es war ein junger Highsporn, mit Mahagoni farbenen Haaren und unruhigen, dunklen Augen. In seiner Hand hielt er eine dünne Klinge. Tjorheid schätzte dass er ein Myrmidon sein musste. Da fiel ihm ein, das er viel zu weit weg stand. Eilig kam er näher. Der Myrmidon kämpfte nur mit dem Schwert und hatte darum keine so große Reichweite, wie Tjorheid mit seiner Magie es hatte. Darum musste er so nah an seinem Gegner stehen, damit dieser auch die Chance hatte ihn zu treffen und so den Sieg zu erringen. Wäre es eine Schlacht auf Leben und Tod gewesen würde Tjorheid seine Nähe meiden und ihn aus der Entfernung niederstrecken. Aber auf so etwas liese sich Tjorheid niemals ein. Er war ein Mönch und das erinnerte ihn wieder daran, warum er das Geld so dringend brauchte. Zögerlich lächelte er seinem Gegenüber zu, doch der reagierte nicht einmal. Wie hatte ihn der Arenameister noch einmal gerufen? Jaster? Tjorheid versuchte gar nicht erst diesen fremdländischen Namen über die Zunge zu bekommen. Als der Arenameister zum dritten mal rief blickte er neugierig auf. Jaster war aufgesprungen und einen Augenblick später dabei auf Tjorheid loszustürmen. Es war der Startruf gewesen und Tjorheid hatte ihn verpasst. Unvorbereitet stand er dem Myrmidon gegenüber, der bereits vor ihm stand und das Schwert herumriss. Tjorheid fühlte dessen heißen Atem auf seiner Wange, als die Klinge seine Seite streifte und dabei die Hälfte seiner Robe mitnahm. Ein Buch fiel aus der aufgerissenen Tasche und landete dumpf im Arenasand, während der Myrmidon sich wegdrehte und rasch wieder auf seine Position sprang. In aller Seelenruhe hob Tjorheid das Buch auf. In der Ruhe liegt die Kraft, hatte er immer gelernt. Und das und nichts anderes würde er jetzt auch einsetzen. Stumm lächelnd schlug er das Buch auf, hielt es mit der Rechten und breitete die Linke aus. Abschätzend betrachtete der Myrmidon seine freie Hand, doch Tjorheid brauchte nur zwei Sekunden um sich zu konzentrieren: Vorsichthalber schlug er erst den linken Arm in einer abwehrenden Geste vor die Brust, dann riss er ihn ganz nach hinten und starrte mit durchdringenden Blick auf Jester. Das Klingen in seinen Ohren verriet ihm, das er es richtig gemacht hatte. Kleine, blendende Lichter glühten kurz vor ihm auf, dann stieben sie schneller auseinander, als man sie sehen konnte und stießen wie gleißende Speere in den Myrmidon, um dann schneller wieder zu verschwinden als sie aufgetaucht waren. Überrascht von dem ungewohnten Angriff und dem plötzlichen Schmerz stolperte der Myrmidon zurück, was Tjorheid die Gelegenheit gab es noch mal zu machen. Wieder konzentrierte er sich auf das Licht und die Gnade der Sant Elemine, wieder hielt er den Arm wie mit einem unsichtbaren Schild vor sich und als der Myrmidon nicht zum Angriff überging riss er ihn zurück und gab die Kraft des Lichtes frei, die nur Sekundebruchteile brauchte, um sich für das von Tjorheid ausgewählte Ziel zu entschließen und ihre gleißende Kraft zu entfalten. Die Speere trafen so zielsicher wie beim ersten Mal und hinterliesen tiefe, blutende Wunden. Obwohl es Tjorheid Leid tun sollte einen Menschen derart zu verletzen war er stolz auf sein Werk. Er hatte alles richtig gemacht. Wutschnaubend duckte sich der Myrmidon in seine übliche Angriffsposition und warf sein Schwert von einer Hand in die andere. Dann drehte er sich so schnell weg, das Tjorheid ihm mit den Augen erst gar nicht folgen konnte. Wollte er nicht angreifen? Warum ging er dann zur Seite weg? Doch schon einen Moment darauf begriff er warum: Der Myrmidon tauchte links von ihm wieder auf. Tjorheid hörte den Stoff seiner Kleidung rauschen, als er zuschlug, doch kein Geräusch als er wieder verschwand. Der Angriff ging so schnell, dass er erst keinen Schmerz spürte, doch kaum hatte der Myrmidon sein Schwert wieder weggezogen keuchte Tjorheid auf und presste sich den Arm in die Seite. Als er ihn wieder hob war er voller Blut. Er wollte nicht wissen, wie tief die Wunde war, doch später würde er es herausfinden müssen. Bevor er verblutete oder Ohnmächtig wurde fächerte Tjorheid sein Buch vor sich auf und schloß einen Moment die Augen. Der Schmerz betäubte ihn, hatte fast etwas Erlösendes an sich. Tjorheid stieß Worte der alten Magie aus, als er seinen Arm in den magischen Gesten herumries, um den Spruch noch effektiver zu gestalten. Der Effekt lies keinen Moment auf sich warten: Sofort gleißte Licht auf und ein Klingen erfüllte die Luft. Aber Tjorheid gab sich keine Zeit zu verschnaufen. Ohne abzuwarten ob sein Zauber wirklich traf hastete er den Spruch noch einmal herunter, schützte die Brust in einer Geste der Abwehr als sein erster Zauber bei dem Myrmidon ankam. Doch es passierte genau, wie er erwartet hatte: Begriffschnell wie sein Gegenüber war machte er eine lässige Ausweichbewegung rückwärts und die gleißenden Lichter griffen ins Leere, um sich danach unverrichteter Dinge in Luft aufzulösen. Rasch zog Tjorheid den Arm nach hinten und gab die nächste Salve frei. Der Myrmidon, der meinte alles überstanden zu haben, trat grinsend vor. Er blutete noch immer, doch spiegelte sich in einem Gesicht Siegesgewissheit, da er Tjorheid nun schutzlos einstufte. In dem Moment, in dem er sein Schwert packte und vorstürmen wollte trafen ihn die Licher, spießten ihn auf wie ein Schwein auf dem Rost und liesen ihn nach ihrem Verschwinden fallen. Ein ernster Zug zeigte sich in Tjorheids Gesicht, als er den verdrehten Körper seines Gegners so vor sich liegen sah und der Arenameister ihn als den Gewinner ausrief. Der Einsatz seines Gegners gehörte nun ihm, so besagten es die Regeln. Und Tjorheid brauchte das Geld. Er war in keinem Kloster untergrbracht, sondern bewohnte mit ein paar anderen Geistesbrüdern einen schlichten Holzbau in der Stadt. Dort hielten sie ihre Messen ab und schenkten anderen Trost. Jaster war der Name seines Gegners gewesen? Tjorheid würde daran denken müssen für ihn eine Kerze vor der heiligen Elemine anzuzünden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)