Die Arena von _Ayame_ ================================================================================ Tjorheid -------- Tjorheid trat hinaus in die gleißende Sonne. Die Wärme fühlte sich wirklich gut an auf seinem Gesicht. In tiefen Zügen atmete er die Luft, die trotz der vielen Tode und des im Sand versickerten Blutes erstaunlich rein war. Es stimmte also... Wenn man einmal begann in der Arena zu kämpfen konnte man nicht mehr damit aufhören. Tjorheid schlug die Augen auf und blinzelte ins Licht. Prächtiges Wetter. Perfekt für ein paar Lichtzauber. Mit einer Hand fuhr er sich in die ausladende Tasche seiner weißen Robe und tastete nach seinem Buch über Lichtmagie. Dass er sich diese Sprüche auch nie merken konnte! Aber er brauchte sie auch gar nicht so oft... Blinzelnd sah er hinüber zu seinem Gegner, der sich Zeit gelassen hatte und darum erst jetzt vom Arenameister ausgerufen wurde. Ieroth aus Sacae. Ein Bogenschütze. Tjorheid sah ihn neugierig an, bemerkte das typische, tiefgrüne Haar, den fein gearbeiteten Bogen in seiner Hand und den Köcher an seiner Hüfte. Er fragte sich, welche Augenfarbe er wohl haben mochte, doch stand er zu weit weg, um Einzelheiten zu erkennen. Da sein Gegner ein Fernkämpfer war würden sie beide den ganzen Kampf über auf Distanz bleiben. Tjorheid sah darin kein Problem. Durch seine Magie konnte er sowohl auf Distanz, als auch aus der Nähe angreifen. Nur wenn er Ieroth zu nahe kommen würde wäre es ein ungleicher Kampf. Der Arenameister rief. Tjorheid hatte nicht mitbekommen wie oft schon, doch fasste er in seine Tasche und zog sein Buch heraus, um es in aller seelenruhe aufzuschlagen. Das der Arenameister wieder rief bekam er gar nicht mehr mit, da er schon die passende Seite aufschlug und den Spruch musterte, den er wohl einsetzen würde. Aufspritzen von Sand zu seinen Füßen veranlasste ihn inne zu halten und nach unten zu sehen. Knapp vor seinen Füßen hatte sich ein Pfeil in den Sand gebohrt. "So weit schon?", wunderte sich Tjorheid. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie der Arenameister den Kampf eröffnet hatte. Er hielt sein Buch in der Linken und hob die Rechte, während er den Spruch ablas. Es brauchte nicht lange, da spürte er neben seinem Arm schon die Wärme seines Zaubers. Geduldig sprach der den Zauber zu Ende, blickte dann auf und streckte den Arm vor. Neben ihm bildete sich in sekundenschnelle ein Speer aus purem Licht und sauste, wie von einem starken Arm geschleudert, seinem Gegner entgegen. Tjorheid sah gerade noch wie sich der Bogenschütze mit der Gewandheit eines Diebes herumwarf, kurz mit den Händen den Boden berührte und dann aufkam, bevor aufspritzender Sand die Sicht auf ihn kurzzeitig verdeckte. Tjorheid hatte ihn verfehlt. Vielleicht sollte er das nächste mal erst zielen und sich dann auf seine Sprüche konzentrieren. Ieroth stand wieder aufrecht, unverletzt, wenn auch mit Sand bespritzt. Wenn sich Tjorheid nicht täuschte stand er wieder genau dort, wo er schon zu Beginn des Kampfes gestanden hatte. Wahrscheinlich fiel es ihm leichter ein bereits bekanntes Ziel vom selben Punkt aus noch einmal zu treffen. Geschickt zog er einen Pfeil aus dem Köcher, spannte ihn mit einer fließenden Bewegung auf die Sehne und lies ihn fliegen. Doch Tjorheid hatte den Angriff kommen sehen und drehte sich weg. Wie er es sich erhofft hatte flog der Pfeil genau an ihm vorbei. Auch er stellte sich wieder hin, wie er zuvor gestanden hatte und sprach den nächsten Spruch, den er zu früheren Zeiten bereits eingesetzt hatte. Es brauchte etwas länger, als er gedacht hatte bis sich der Spruch zeigte: Um ihn herum materialisierten sich einige, faustgroße Lichtkugeln. Er sprach weiter, während er Ieroth mit Augen und Fingern als Ziel fixierte. Letzendlich lies er dem Zauber mit einer Geste freien Lauf. Die in der gleißenden Sonne kaum sichtbar glühenden Kugeln setzten sich in Bewegung. Es muss wohl ausgesehen haben, als seien sie verschwunden, denn Ieroth spannte einen Pfeil auf und nahm nun seinerseits Ziel. Doch mitten im Angriff stockte er. Endlich hatte er die schwirrenden Kugeln bemerkt und die Tatsache, dass er ihr Ziel war. Halb zufrieden halb neugierig sah Tjorheid zu, wie Ieroth rasch den Pfeil von der Sehne löste und in – wie er meinte – Sicherheit sprang. Doch die Kugeln folgten seiner Bahn und so blieb dem Schützen nichts weiter übrig als eine langatmige Flucht. Tjorheid setzte sich langsam in Bewegung, um ihm keinen zu großen Abstand zu gönnen. Seine Lichtkugeln waren nicht besonders schnell, doch es reichte, um seinen Gegner in Atem zu halten. Im Kopf wälzte er schon mal herum, welcher Spruch sich als nächstes eignen würde. Endlich fiel ihm einer ein und er suchte in seinem Buch die richige Seite, versuchte dabei aber immer mit einem Auge beim Geschehen zu bleiben. So sah er, wie Ieroth kurz die Flucht unterbrach, um den Pfeil, den er immer noch in der Hand hielt, auf eine der Kugeln zu schießen. Doch blieb ihm keine Zeit zuzusehen, wie Pfeil und Kugel in dutzende Lichtfunken zersprangen, da er weiterhasten musste, um den anderen Kugeln zu entkommen. Während Tjorheid fieberhaft in seinen Seiten blätterte schien sich Ieroth um zu entscheiden. Statt Flucht kauerte er sich zu einem kleinen, sprungbereiten Häufchen im Sand zusammen. In letzter Sekunde sprang er auf, um den Zauber auszuweichen und seine Finte glückte: Die Lichtkugeln schlugen dort in den Sand ein, wo er eben noch gekauert hatte. Tjorheid hatte den richtigen Spruch gefunden und blickte von seinem Buch auf. Erst war er irritiert, als seine Lichtkugeln verschwunden waren und Ieroth scheinbar unverletzt aufrecht stand. Doch auf den zweiten Blick bemerkte er die Wunde am Knie des Bogenschützen: Ein rötlich schimmernder Fleck, dort wo ihn eine der Kugeln gestreift hatte. Lichtmagie zeigte sich ähnlich durch große Hitze, konnte aber gleichzeitig fest, nahezu greifbar sein. Allerdings schmolz eine Berührung mit einem Lichtzauber Haut und Fleisch in Sekundenbruchteilen weg, so dass sich die Verletzungen meist nur als vage Blutschimmer zeigten. Als sich Ieroth bewegte, um einen weiteren Pfeil aus dem Köcher zu ziehen wurde Tjorheid aus seinen Gedanken gerissen. Zeit für den nächsten Spruch. Er streckte den Arm aus, um sich Ieroth's ungefähre Position als Ziel zu markieren und heftete dann den Blick in sein Buch, um den Spruch zu sprechen. Er hob sich das Buch vors Gesicht, um den Spruch besser ablesen zu können, auch wenn dies bedeutete Ieroth aus den Augen zu lassen. So schnell es seine Zunge vermochte gab er Rune um Rune einen Laut, formte Wort um Wort seinen Zauber, doch hielt er inne und blickte verwundert auf einen Absatz des Spruches. War diese Rune nicht vorher noch anders gewesen? Verwirrt kippte er sein Buch, um einen Blick auf die Rückseite werfen zu können. Dort, im Buchrücken, stecke ein Pfeil, dessen Spitze sich durch die Schrift gebohrt hatte. Mit einem beleidigten Blick in Richtung Ieroth zog er den Pfeil heraus. Wenn nun die Hälfte seiner Sprüche wegen einem Loch unbrauchbar geworden waren, konnte dieser Kerl was erleben. Der Schütze stand sprungbereit, abwartend ob es besser war auf Ausweichen vorbereitet zu sein, oder einen Angriff zu wagen. Letzen Endes entschied er sich für beides: Ieroth lief los und zog zugleich einen Pfeil aus dem Köcher, den er während dem Lauf auf die Sehne spannte. In einem weiten Bogen rannte er um Tjorheid herum, wahrscheinlich, um sich den besten Winkel für einen Schuß auszusuchen. Doch Tjorheid war weder so träge wie ein Schamane, noch so unbeweglich wie ein Ritter. Die ersten paar Schritte drehte er sich einfach mit Ieroth mit, doch dann sah er sich nicht länger in der Lage seine aufgestaute Wut zu zügeln. Das zugeklappte Buch rutschte ihm aus der Hand, landete mit einem dumpfen Geräusch im Sand, während Tjorheid mit finsterem Blick Ieroth als Ziel für seinen nächsten Spruch markierte. Er wählte den Zauber, der ihm am leichtesten von der Hand ging: Dutzend Spieße. Wie von selbst rutschten ihm die Silben von der Zunge. Zeitgleich drehte er sich mit Ieroth mit, behielt ihn immer als Ziel im Auge und zwischen seinen ausgestreckten Fingern. Als sein Gegner plötzlich stehen blieb und den Bogen hob, um zu schießen lies auch Tjorheid seinen Zauber los: Er schloß die Augen, rief die letzte Silbe aus und zog die Arme in zwei zackigen Gesten zurück. Der Pfeilschuß, den er erwartet hatte blieb aus. Er öffnete eben noch rechtzeitig die Augen, um zu sehen wie sich Ieroth's Körper inmitten mehrer, gleißender, wie Lanzen anmutender Lichter verkrampfte. In der nächsten Sekunde war das Licht verschwunden und Ieroth's Körper fiel zu Boden. Es brauchte nur zwei Herzschläge, dann brandete Geschrei auf, der Arenameister rief ihn über dem ganzen Tumult als Sieger aus. Behutsam hob Tjorheid sein Buch auf, strich den Sand mit dem Armel ab, schüttelte anschließend den Ärmel aus und ging, mit dem Buch in der Hand, hinüber zu dem gefallenen Schützen. Er sah das typische, tiefgrüne Haar, die schlanke Statur, die sich gut unter der engen Kleidung abzeichnete, den fein gearbeitete Bogen der neben dem Toten lag und die halb geöffneten Augen, deren durchdringendes blau sich langsam brach. Die Leute hatten recht. Es gab immer ein Erstes Mal, doch niemals ein Letztes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)