Die Arena von _Ayame_ ================================================================================ Gefie ----- Gefie sprang mit einem Satz in die Arena. Die Pfeile in ihrem Köcher klapperten, doch fiel kein Einziger heraus. An diesem Tag hatte sie gute Laune, doch war sie nicht dumm genug überheblich zu werden. Sie lief ihrem Gegner entgegen, blieb jedoch in weitem Abstand stehen, so wie es sich für Fernkämpfer gehörte. Ihr Gegner diesmal war ein berittener Nomade. Gefie schluckte. Mit diesen Leuten war nicht gut Kirschen essen. Die meisten waren um so viel belastbarer und gerissener als sie, doch sie würde sich nicht unterkriegen lassen. Um ihre Nervosität zu verbergen stemmte sie die Hände in die Hüfte. Der Arenameister rief. Sie hatte den Bogen bereits in der rechten Hand und die Linke nah bei den Pfeilen. Der Arenameister rief ein zweites mal. Ihr Gegner saß unbeweglich im Sattel. Mehr spürte als sah sie, wie er sie mit leicht zusammengekniffenen Augen musterte. Nicht um sie, ihre Person, wahrzunehmen, sondern den besten Punkt für einen Schuß auszumachen, das wusste sie. Diese Spannung lies ihre Haut kribbeln und ihre Nackenhaare hoben sich ein Stück, doch blieb sie unbeweglich. "Schützin Gefie gegen Braum, Nomade. Und da beginnt der Kampf!" Das war der letzte Ruf. Sofort ging es los. Gefie's linke Hand schnellte wie von selbst in den Köcher. Eben wollte sie den Pfeil ziehen, da sah sie, wie Braum den Bogen hob. Wann hatte er einen Pfeil aufgelegt? Sie hatte es gar nicht gesehen. Reflexartig duckte sie sich tief auf den Boden, um unter dem Pfeil wegtauchen zu können. Zusätzlich streckte sie sich zur Seite weg, sodass sie gänzlich die Position geändert hatte und damit ein schlechteres Ziel bot. Die Rechnung ging auf und der Pfeil fegte in einigem Abstand über sie hinweg. Nun war sie dran. Flink sprang sie auf, hatte den Pfeil schon in der Hand noch ehe sie ganz aufrecht stand und legte an. Sie nahm sich kaum eine Sekunde, um ihr Ziel anzuvisieren, dann lies sie schon los. Schnelligkeit war ihre Devise, nicht Genauigkeit. Das rächte sich zwar, denn der Pfeil schoß knapp über dem Kopf des Pferdes hinweg ohne sein Ziel zu treffen, doch dafür war sie schon dabei den nächsten Schuß vorzubereiten. Auch der Nomade spannte den Bogen. Während seine Hände arbeiteten lies er sie keine Sekunde aus den Augen. Zeitgleich hoben sie ihre Bögen und es war nicht zu sagen, welcher Pfeil als erstes flog. Kaum dass ihr Pfeil ihre Sehne verlassen hatte sprang Gefie zur Seite, rollte sich am Boden ab und sprang wieder auf. Als sie aufsah konnte sie nicht sagen, ob Braum getroffen war, denn nirgendwo steckte ein Pfeil, noch floß Blut. Aber es war auch schwer auszumachen zwischen den vielen Stoffbahnen, die ihn und sein Pferd bedeckten. Er musterte sie kühl, zog schon den nächsten Pfeil aus einem Köcher, der neben dem Sattel angebracht war. Vielleicht konnte sie... Ohne den Gedanken zu Ende zu denken rannte sie bereits los, beschrieb einen weiten Halbbogen um den Normaden, um den bestmöglichen Abstand für den Fernkampf zu halten. Das Braum auf sie geschoßen hatte drang nicht bis zu ihr durch, da sie dem Pfeil unabsichtlich davongerannt war. Manchmal war sie wirklich schneller, als sie schauen konnte. Doch nun, als sie endlich die andere Seite des Pferdes im Blick hatte, blieb sie stehen. Nachdenklich musterte sie den hängenden Köcher. Sie war so in ihren Gedankengang vertieft, dass sie erst ein brennender Schmerz im Bein weckte. Überrascht sog sie die Luft durch die Zähen ein und blickte hinunter, nur um zu entdecken, dass sich ein Pfeil in ihr Fleisch gebohrt hatte. Innerlich verfluchte sie ihre Unaufmerksamkeit und sah auf. Braum sah sie an wie ein Insekt, von dem er überlegte ob es wert war zerstampft zu werden oder nicht. Dem würde sie es zeigen! Mit konzentriert zusammengezogenen Augenbrauen fischte sie einen Pfeil aus ihrem Köcher, den sie auch sofort auflegte. Doch als sie zielte stockte sie einen Moment. Braum schien eine Attacke auf seinen Brustkorb zu erwarten. Seine aufrechte Haltung verriet es. Zu aufrecht, als sei er bereit den Oberkörper nach hinten zu werfen. Außerdem schob er die freie Hand nicht in den Köcher, um einen Pfeil zu holen sondern lies sie nah an den Zügeln baumeln. "Jetzt!" entschied Gefie. Statt gleich loszulassen senkte sie erst den Bogen ein Stück, erst dann lies sie los. Reflexartig riss Braum kurz am Zügel und warf, wie Gefie es geahnt hatte, den Oberkörper zurück. Doch der Pfeil flog zu tief. Statt Braum's Oberkörper zu treffen rammte er sich in eine Stelle nahe seines Oberschenkels. Sein Pferd machte einen Bocksprung und drehte sich auf der Stelle, doch er packte die Zügel und hatte es überraschend schnell wieder im Griff. Etwas fiel klappernd neben ihm zu Boden. Als er sein Pferd wendete sah Gefie, wie sich eines der hellen Muster auf der Decke rot färbte. Der Pfeil hatte das Pferd getroffen, wo genau konnte sie unter dem vielen Stoff nicht sagen. Doch sie wusste, das sie gewonnen hatte. Ihr Schuß hatte den Gurt durchtrennt, der den Köcher befestigt hielt. Nun lag er unnütz zwischen den Hufen des Pferdes. Gefie grinste frech und triumphierend, als Braum's Hand auf der Suche nach einem Pfeil ins Leere stieß. In seinen Augen spiegelte sich Überraschung, als er sein Pferd seitwärts drängte und von den Hufen zertreten seinen Köcher fand. Doch schon einen Augenblick später blitzte Zorn in seinen Augen auf und er schleuderte ihn durch seine Blicke Gefie ins Gesicht. Sie erwiderte den Blick ungerührt. Bis er die Rechte Hand mit dem Bogen ein Stück hob. Im ersten Moment war sie irritiert. Wollte er etwa aufgeben? Doch dann sah sie, was ihr zuvor nicht aufgefallen war: Der Schlawiner hielt einen Ersatzpfeil in der Hand. Erst als er den Pfeil mit der Linken herausnahm und sich anschickte ihn aufzuspannen erwachte Gefie von ihrer Starre. Hastig griff sie nach den Pfeilen in ihrem Köcher, doch Braum legte schon an. Eilig legte sie ihren eigenen Pfeil auf die Sehne, doch das Sirren in der Luft verriet ihr, das sie zu spät gehandelt hatte. Der Schmerz, der eine Skunde später durch ihren Unterleib schoß bestätigte es ihr. Gepresst starrte sie Braum an, der diesmal endgültig die Hand hob, um sich zu ergeben. Ungerührt und ohne sie noch eines Blickes zu würdigen ritt er vom Platz. Sie stand da und drohte den Boden unter den Füßen zu verlieren. "Mistkerl", war der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf schoß. Die Wunde war nicht tödlich, doch würde sie ihr ein nettes Andenken bleiben. Blutend torkelte sie vom Platz, damit sich einer der hiesigen Heiler um ihre Wunde kümmern konnte. Doch sie sah sich in dem bestätigt, das sie sich schon lange dachte: Mit den Leuten aus Sacae war einfach nicht gut Kirschen essen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)