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Piratenblut

Reloaded
von

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Prolog

Liebe Serenity,
 

verzeih´ das ich mich nicht meldete, ich weiß du hast jeden Tag auf eine Antwort gewartet. Verzeih´ das ich dir Sorgen gemacht habe.
 

So möchte ich dich nicht anlügen, denn auch wenn ich dir keine Sorgen bereiten möchte, so muss ich mir eingestehen, dass es mir niht sehr gut geht. Ich weiß ich sollte nicht darüber schreiben und Haltung bewahren, aber ich weiß du wirst es mir vergeben.
 

Denn diesen Brief habe ich aus keinem glücklichen Anlass verfasst und es fällt mir schwer jedes einzelne Wort zu schreiben, doch möchte ich nicht, dass du es von Vater erfährst. Ich habe meinen Dienst bei der Royal Navy quittiert und bin, so schemenhaft das aus sein mag, in Tortuga.

Doch bitte richte nicht über mich, weißt du doch nicht was vorgefallen ist. Ich bin mir im klaren, dass ich niemals meine Haltung hätte verlieren dürfen und schon gar nicht diesem Leben hier zu sprechen, doch ist es eine gute Art zu vergessen. Ja, Schwester, liebste Schwester, ich will vergessen. Nicht dich oder Erinnerungen meiner Vergangenheit, nein den Schmerz, das Leid, die Kränkungen der verblichenen Zeit.
 

Auch muss ich dich ein weiteres Mal enttäuschen, entschuldige meine Inkompetenz, doch wird meine Hochzeit mit der ehrenwerten Miss Swann nicht stattfinden. Hat sie sich doch für diesen Schmied William Turner entschieden und mich vor der gesamten Royal Navy bloßgestellt, indem sie sich auf die Seite dieses vermaledeiten Piraten Jack Sparrow stellte.

Übersehe bitte meine niedere Sprache, doch weiß ich nicht, wie ich meine Situation anders darlegen soll, damit du sie verstehen kannst.
 

Verzeih´ mir kleine Prinzessin, ich weiß ich hatte dir versprochen dich mit nach Port Royal zu nehmen, doch weiß ich nicht, wann ich dazu in der Lage bin. Sag Mutter bitte, dass es mir Leid tut, habe ich doch Schande auf unser Haus gebracht und sage Vater, dass es mir Leid tut, ihm nicht den nötigen Respekt gezollt zu haben.
 

Serenity, ich hoffe du wirst mir verzeihen können, auch wenn mein Fehlverhalten unverzeihlich ist. Doch werde ich versuchen alles wieder in Ordnung zu bringen. Ich werde mich für mein Verhalten entschuldigen und einen Weg finden, die Ehre unseres Hauses wieder herzustellen. Lord Beckett ist auf der Suche nach etwas und Jack Sparrow ebenfalls. Da er wohl bald hier einlaufen wird, werde ich alles daran legen, dass zu bekommen, was Lord Beckett will und dann werde ich wieder in die Navy eintreten und unserer Familie Ehre machen.

Also sei nicht traurig Serenity, denn nichts liegt mir ferner als dich traurig zu machen. Und bitte mache dir keine Sorgen um mich, solltest du dich doch nun um deine Vermählung und um einen gescheiten Gatten kümmern, obwohl niemand in der Welt dich wirklich verdient hat.
 

Eine letzte Bitte habe ich noch an dich. Verurteile Elizabeth bitte nicht, kann sie doch nichts für ihre Gefühle. Ich weiß du mochtest sie nie und warst nie von meiner Idee begeistert, doch bitte richte nicht über sie. Wird sie doch an deiner Hochzeit teilnehmen und eine wichtige Rolle spielen. Wie gerne ich an diesem Tage an deiner Seite stehen würde und dich zu deinem Bräutigam leiten möchte. Darum verspreche ich dir, werde ich alles daran legen wieder Ehre zu erlangen und diese Schmach vergessen zu machen. Denn ich werde dich zu deinem Bräutigam führen, so wie du es dir immer gewünscht hast.
 

Doch nun kleine Prinzessin muss ich diesen Brief beenden, denn ein schreibender, gebildeter Pirat erregt Aufsehen. So hoffe ich, dass du mir vergeben kannst und ich verspreche dir, ich komme dich so bald wie es mir möglich ist besuchen und zeige dir Port Royal.
 

In Liebe,

James Norrington

Irgendwo in der Karibik, 24.11.1777

Irgendwo in der Karibik, 24.11.1777
 

Der heutige Tag unterscheidet sich in seiner Tristesse nicht von den vergangenen. Immer noch herrscht eine Flaute vor. Auch wenn ich nicht darüber sinnen möchte, so drängt sich mir doch langsam die Sorge auf, dass unsere Vorräte zur Neige gehen. Ich vertraue unserem Captain. Er hat uns noch aus jeder Not, auch wenn er sie meist selbst verursacht hat, herausmanövriert. Doch hätte er nur auf mich gehört und die Isla del Rosario vor einigen Tagen angesteuert, vor der Flaute, so hätten wir nun ein Problem weniger. Darüber ist er aber selbst im Bilder und er kann nur erleichtert sein, dass die Crew noch nicht meutert Zum Glück ist der Rumvorrat noch reichlich. Die Frage ist nur wie lange noch.

Nun habe ich viel Zeit zum Nachdenken. Leider. Die Crew beschäftigt sich mit trinken und irgendwelchen Spielen, aber die sind mir nun einmal zuwider. Ich hoffe das wir bald wieder Wind ins unseren Segeln haben. Diese Flaute ist wie ein Fluch, sie lässt mich noch den Verstand verlieren. Wenn wir hier nur vor uns hintreiben...ich muss doch weitersuchen. Viel habe ich ja nun noch nicht herausgefunden. Das ist alles Jacks Schuld! Ich hatte es ihm doch gesagt!

Wenn man vom Teufel spricht. Da ruft er schon wieder nach mir. Jetzt muss ich also wieder einmal abbrechen, weil mein vorrausschauender Captain wieder irgendein Problem hat, welches ich ausbaden darf. Wie auch immer, ich hoffe das ich bald wieder meinen geliebten Nordwind in mein Gesicht wehen spüre.
 

John Christopher Richard Every

Flaute

Leises Rauschen von den schwachen Wellen, die sich am Schiff brechen wird übertönt vom Gebrüll der Crew, die auf dem sonnigen, wenn auch windstillen Deck steht und ein Würfelspiel spielt. Langsam trete ich die schwarze Holztreppe, die unter jedem meiner Schritte knarrt, aufs helle Deck hinauf. Die warme Mittagssonne im himmelblauen, wolkenlosen Himmel empfängt mich. Doch kein Wind, nicht einmal eine Brise weht mir entgegen. Ein leises Seufzen entfleucht mir. Was hatte ich mir auch erhofft? Langsam sehe ich mich auf dem schwarzen, wunderschönen Deck der Black Pearl um. Alles wie immer. Die Crew in der einen Ecke mit ihrem Würfelspiel und jeder Menge Rum, das Ruder hinter mir mit Mister Cotton und seinem Papagei. Die Segel sind gerefft, doch hängen sie schlaff herunter. Ein weiteres Seufzen meinerseits und mein Blick richtet sich am Hauptmast nach oben ins Krähennest. Pintel hängt betrunken mit einer Flasche Rum darin und schläft. Eigentlich müsste ich ihn zu Recht weisen, aber was sollte er auch schon sehen? Ein Schiff? Selbst wenn, was sollte es nützen? Schwermütig wende ich mich ab und steige die große schwarze Holztreppe zu meiner linken hinauf. Ein kurzer Blick Mr. Cottons trifft mich und er nickt, während sein Papagei krächzt:„Wind in den Segeln. Wind in den Segeln“ „Ja, das wäre schön“, entgegne ich knapp und schaue mich um. Wasser, Wasser und noch mehr Wasser. Noch nie hat mich dieser Anblick so melancholisch gestimmt. Mein Blick wandert wieder über das Deck. Nicht einmal zehn Sekunden später betritt ein aufgebrachter und wild in der Gegend rumgestikulierender Mann das Deck. „JOHN?!“, brüllt er mit eindeutig gereizter Stimme. Seine schwarze, unbändige Mähne weht wild hin und her, als er sich auf dem Deck umsieht und sein schlanker, großgewachsener Körper leicht eingeknickt, wie angewurzelt auf einem Fleck steht, „JOHN! Wo zum Teufel bist du schon wieder???“ Inzwischen fühlt sich die Crew gestört und Mr. Gibbs dreht sich zu seinem Captain um. „Am Ruder“, spukt er ihm entgegen und dreht sich wieder zum Spiel um. Sein Oberkörper fährt herum, ehe seine Beine folgen und seine dunkelbraunen, zu Schlitzen verzogenen Augen fixieren mich aus den mit Kohle umrandeten Lidern. „JOHN!“, erklingt seine Stimme wütend und schwankenden Schrittes kommt er die knackende Treppe hinauf, seine Arme in die Luft gereckt, als hätte er Angst sich schmutzig zu machen. „Ist dir eigentlich klar, dass ich dich schon seit bestimmter Zeit suche?“, fragt er vorwurfsvoll und gestikuliert wieder wild herum. „Ja, ich hab dich gehört Captain“, antworte ich ruhig und schaue ihn an. Er macht Anstalten etwas zu sagen, aber anscheinend will es nicht heraus. Wohl auch besser für mich, denn er scheint wirklich böse zu sein. Obwohl ich mir nicht einmal sicher bin, ob er das überhaupt sein kann. Schließlich bleibt er still stehen, fixiert mich erneut, hebt den rechten Zeigefinger, lehnt sich mit dem Gesicht nach vorne und sagt bestimmt:„Das ist nicht hilfreich!“ Ein leichtes Lächeln meinerseits trifft ihn und er lässt die Schultern hängen. „Was ist denn?“, erkundige ich mich und richte meinen Blick wieder gen himmelblauen, wolkenlosen Himmel. Er richtet sich wieder auf und ein Grinsen erfasst seine Züge, sodass seine Goldzähne im Sonnenlicht aufblitzen. „Johnny“, er legt einen Arm um meine Schultern und zieht mich unter Deck, langsam, unauffällig, „Johnny-boy, Kumpel, Freund, First-Mate“ „Was willst du?“, bringe ich stöhnend heraus und befreie mich aus seinem Griff. Er setzt sein typisches Lächeln auf, freundlich, charmant, lebensfroh, spitzbubig. Doch ich, wie er weiß, dass er damit bei mir nicht weiterkommt. Jack kennt mich gut genug um zu wissen, dass er so nicht bekommt was er möchte, schon gar nicht, wenn es in irgendeiner Weise nicht anregend für mich ist. Stumm und starr schaue ich Jack an und er steht dort vor mir, still ohne sich zu bewegen. Mein Blick haftet weiter auf dem gut aussehenden und charmanten Piraten, der, abgesehen von seinem Aussehen, eigentlich nicht viel von einem Seeräuber hat. Furcht einflössend ist er nicht und auch wenn er auf den ersten Blick so scheinen mag, so ist er weder dreckig, noch rüpelhaft. Auch ist er nicht die Art Mensch, die anderen mit Absicht und schwer schadet…es sei denn natürlich es geht um seinen eigenen Hals. So muss ich bemerken, dass er trotz seines doch nun schon fortgeschrittenen Alters kein Jahr älter als dreißig aussieht. Aber was sage ich? Keiner der Crewmitglieder hat sich verändert. Das liegt wohl an dem Jungbrunnen, den sie vor meiner Zeit auf der Pearl entdeckt haben. Einer Zeit, als Pirat sein noch um so vieles leichter war, als es das heute ist. Immer mehr Inseln werden entdeckt, immer bessere Waffen entwickelt und immer mehr Soldaten jagen uns. Selbst einfache Handelsschiffe sind, ab und an, mit Kanonen ausgerüstet. Wo soll uns das alles nur hinführen?

„Immer noch derselbe“, bemerkt Jack spitz und wackelt den dunklen, schmalen Gang in Richtung seiner Kajüte entlang, mit der unausgesprochenen Forderung, dass ich ihm folge, welches ich auch tue. Ich folge ihm durch den schmalen, feuchten Gang. Der Geruch von feuchtem Holz, Rum und altem Essen kommt mir entgegen. Schon lange macht mir dies nichts mehr aus. Mit der Zeit gewöhnt der Mensch sich an alles. An ein Leben an Bord eines Schiffes, tagelanges Hungern, Schlachten, Kämpfe, Stürme, Verletzungen oder auch ein Leben ohne einen geliebten Menschen. Ja, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Jack öffnet die große, schwarze aus massivem Holz bestehende Tür zur Kapitänskajüte. Ich betrete den nicht sehr großen, voll gepackten Raum. Gegenüber der Tür ist ein großes Fenster, davor der massive Eichenholzschreibtisch auf dem allerhand Karten, Messgeräte und auch einige Flaschen Rum stehen, liegen. Rechts davon steht ein großes Regal mit vielen Büchern, obwohl ich nicht glaube, dass Jack auch nur eines davon jemals gelesen hat, wenn er überhaupt lesen kann. Auf das Regal folgt ein großer, massiver, runder Holztisch mit vier Stühlen darum. An der linken Wand steht das große, wahrscheinlich unglaublich bequeme Bett. Natürlich nicht gemacht, durcheinander. Ein sehnsüchtiges, aber leises Seufzen entfleucht mir, als ich das Bett betrachte. Wie lange es jetzt wohl her ist, das ich das letzte Mal in einem Bett lag? Lange, sehr lange, zu lange. „John mach die Tür zu!“, reißt mich die Stimme meines Captains aus meinen Gedanken und ich gehorche. Er hat sich auf den Schreibtisch gesetzt, ungeachtet der Karten und Dinge die darauf lagen. Mit einer Hand greift er hinter sich und nimmt eine Rumflasche, leert sie in einem Zug. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schüttele den Kopf. Er wird sich niemals ändern! „Was wolltest du denn jetzt von mir?“, frage ich erneut und lehne mich gegen die Wand, die Arme vor der Brust verschränkend. Jacks Kopf wendet sich zu mir und ein zufriedenes Lächeln streift seine Züge. Verwirrt beobachte ich ihn. Was hat er nun wieder vor? „Sag mal John“, fängt er an und wirft die leere Flasche durch den Raum, sodass sie gegen das Bücherregal prallt und daran zerschellt, wie ein Schiff an einer Klippe, „Wie lange sitzen wir jetzt schon in dieser Flaute?“ „Eine Woche, vielleicht zwei“, antworte ich ihm und seine tiefbraunen Augen treffen die meinen. Eine Stille verbreitet sich, bis Jack vom Tisch springt und mich anschaut, „Du hast nicht“, er kommt langsam auf mich zu, „zufällig eine Idee, wie wir hier wieder rauskommen?“ Bitte? Diese Frage trifft mich wie ein Schlag in den Bauch, wie ein Blitz. Ich stehe wie erstarrt vor ihm und meine Gesichtszüge entgleiten mir. „Nein!“, bricht es aus mir heraus und ich festige wieder meinen Blick. „Nun ja….“, er grinst, „Was nützt uns, die wir ja hier in einer Flaute sitzen, wenn ich, der ja ebenfalls in einer Flaute sitzt einen Plan habe, der aber nur auszuführen ist, wenn wir diese Flaute verlassen, wenn wir, die wir ja einen Plan haben, aber in dieser Flaute sitzen, nicht aus dieser Flaute herauskommen?“ Ich schüttele den Kopf:„Jack! Das ist nicht witzig! Ist dir eigentlich klar, dass wir unter Umständen hier sterben könnten?“ „Unter womöglich eintreffenden Umständen, die vielleicht unter vielleichtigem Einwirken von womöglich eintretenden Komplikationen, eintreten KÖNNTEN, wäre es möglich das wir sterben“, entgegnet er und nimmt wieder seine typische ich-bin-der-coole-Pirat-der-sich-aus-nichts-aus-der-Ruhe-bringen-lässt-selbst-nicht-im-angesicht-des-wahrscheinlich-bald-eintreffenden-Todes-Pose ein. Jack wankt in Richtung des großen Fensters und schaut auf die stille See, sehnsüchtig, verträumt. „Nur eine kleine Prise, ein kleiner Sturm“, flüstert er wie zu sich selbst, „komm schon, tu mir doch den Gefallen. Wir hatten doch immer ein gutes Verhältnis zueinander Calypso. Komm schon…wir waren doch Freunde…irgendwann mal….gewesen…zu mindest…ein wenig“ „Jack?“, frage ich und gehe ein paar Schritte auf ihn zu. Schnell dreht er sich um, sein Gesichtsausdruck wie immer, cool, lässig. „Ja…also Johnny“, sagt er und legt einen Arm um meine Schulter, führt mich zur Tür, „Du gehst jetzt mal hoch und kümmerst dich so ein wenig um die Crew, während ich, da ich ja der Captain bin und du nicht, was ja logisch ist, da du der First Mate bist, nach einer Lösung für unser klitzekleines eigentlich gar nicht existierendes Problem suche“ Er öffnet die Tür schiebt mich hinaus und schließt sie wieder. Überrumpelt starre ich auf die schwarze, geschlossene Tür vor mir.

Als ich wieder das Deck betrete, ist die Crew immer noch am Spielen. Wegen einer Meuterei mache ich mir weniger sorgen, als wegen der Vorräte. So hatte ich mir das Piratenleben nicht vorgestellt. Hungern, Flauten, tagelange Langeweile bevor eine große Schlacht kommt oder ein mehrere Tage anhaltender Sturm. Wie jedes Kind, wie jeder Mensch war ich der naiven Vorstellung des „romantischen“ Piratendaseins verfallen. Über das Meer segeln, Sonnenschein, Gold und Juwelen. Aber die Realität war doch im Grunde das genaue Gegenteil.

Tief durchatmend und den Duft des salzigen Meeres und der sonnigen Luft einsaugend lehne ich mich gegen die Reling und schaue auf das stille und endlose Meer. Wie lange wohl der Vorrat noch reicht? Wahrscheinlich nicht sehr lang. Hoffnungsvoll blicke ich auf das endlose Blau, welches sich vor mir erstreckt, unendlich weit. Mit einem lauten Schrei, der mich zusammenzucken lässt, taucht auf einmal Jack, der kleine Affe, vor mir auf und springt aufgeregt auf und ab. Sanft streichele ich ihm das kleine Köpfchen und er streckt sich meiner Hand glücklich entgegen. Ich lächele gutmütig und der kleine Affe springt auf meine rechte Schulter, während ich über das Deck zur Crew wandere. „Ich habe gewonnen“, ruft Pintel aus und schnappt sich die letzte volle Rumflasche. „Hast du nicht“, entgegnet Marti und ein unerbitterlicher Kampf zwischen den Beiden um die Rumflasche entbrennt. Bald darauf beteiligen sich auch weitere Crewmitglieder um das geliebte Gebräu. Ich schaue auf die Prügelei vor mir und weiche einige Schritte zurück. Soll ich mich nun wirklich einmischen und dem ein Ende setzen? Mit einem skeptischen Blick auf die sich prügelnden Männer vor mir, wende ich dem den Rücken zu und steige die knarrende Treppe zum Ruder hinauf. Mr. Cotton wirft mir einen fragenden Blick zu und ich nicke. Er lässt das Ruder los und läuft hinunter, um sich auch an der Prügelei zu beteiligen. Sein Papagei flüchtet sich indes auf meine linke Schulter und ich bleibe am Ruder, man weiß ja nie. Mit strengem Blick bleibt mein Blick auf den Haufen Männer gerichtet, um im Falle des Falles einzugreifen, aber sie wollen nur ihre überschüssige Energie los werden. Außerdem liegen alle Nerven blank, vielleicht fühlen sie sich danach ja besser und die Stimmung an Bord wird wieder besser.

Es sind fünfzehn Minuten vergangen und immer noch sind sie sich am verprügeln. Faszinierend, diese Ausdauer die sie an den Tag legen. Ich warte noch einige Minuten ehe ich mich wieder zu ihnen begebe und meine Waffe ziehen. Ein lauter, donnernder Schuss in die Luft und alle Blicke sind auf mich gerichtet. „Genug“, sage ich bestimmt und drehe mich wieder um.

„John“, erklingt Mr. Gibbs Stimme hinter mir, als ich wieder am Ruder stehe, „Die Crew ist… na ja…ziemlich unzufrieden mit der vorherrschenden Situation“ Mein Blick ist starr geradeaus gerichtet. „John, hörst du mir überhaupt zu?“, fährt Mr. Gibbs fort, „Die Crew, einschließlich mir fängt an, an der Kompetenz unseres Captains zu zweifeln“ Mein Blick richtet sich auf den dicklichen Piraten neben mir. „Also dachten wir“, stammelt er weiter. „Dachtet ihr was?“, frage ich nach und lehne mich mit dem rechten Arm gegen das Ruder. „Das vielleicht Du, als guter und treuer Frist Mate, zumindest für eine bestimmte Zeit, die Kontrolle über die Pearl übernehmen solltest…“, antwortet Mr. Gibbs, das unwohle Gefühl, welches er bei diesen Worten hat, kann er nur schwer verbergen. Die Crew hat ihn mal wieder vorgeschickt. „Wie Ihr schon sagtet Mr. Gibbs, ich bin ein treuer First Mate“, entgegne ich ihm, „Ihr könnt der Crew ausrichten, dass jeder der sich gegen Jack stellt einen sicheren Platz in der Brigg hat“ „Aye Sir“, entgegnet er mit eingezogenem Kopf und geht zurück zur schon wartenden Crew. Niemand stellt sich gegen meinen Captain!
 

Es ist eine Woche vergangen und wir sitzen immer noch in dieser gottverdammten Flaute fest. Jack ist nicht mehr an Deck gekommen. Wahrscheinlich versucht er immer noch eine Lösung für dieses Problem zu finden. Unsere knappen Vorräte sind zur Neige gegangen und die Stimmung an Bord ist kritisch gesunken. Es ist dunkel als ich an Deck der Pearl stehe und aufs Meer schaue. Alle sind unter Deck, nur ich stehe hier oben und schaue auf das unbändige Blau. „Calypso“, flüstere ich leise in die Dunkelheit, „Calypso“ Ein heller Schein am Horizont, nur für einen kurzen Augenblick und ein lauter Donner. „Calypso“, murmele ich weiter, „Ich weiß du hörst mich“ Ein erneuter Donner und ein tiefer Atemzug meinerseits, „Ich habe dich niemals um Hilfe gebeten. Ich habe dich immer aus allem rausgehalten“ Ein heller Blitz und Donner. „Calypso“, flüstere ich erneut, „Glaubst du nicht du bist mir etwas schuldig. Nach allem was du mir angetan hast, nach allem was passiert ist, nach allem was ich für dich getan habe“ Ein lauter Donner, markerschütternd, „Calypso“ Ich wende mich von der See ab, ein leises Lied auf meinen Lippen, „Die Königin wurde vom König entführt, am Ende siegte er. Es ist vollbracht“, ein lauter Donner, „er hat die Macht und uns gehört das Meer“ Der lauteste Donner, den ich je gehört hatte und ein breites Lächeln auf meinen Lippen.

„Captain! Captain!“, hallt Ragettis Rufen durch das Schiff, „Captain! Wind, die Flaute ist vorbei!” Mit einem bedächtigen Lächeln auf den Lippen betrete ich neben der jubelnden Crew das sonnenbeschienene Deck und werde von einer kühlen Brise empfangen. Wie sehr ich mich danach gesehnt habe. „Danke Calypso“, flüstere ich in den kühlen Wind und das Schiff schaukelt sanft in den Wellen, „Pass gut auf meinen Bruder auf“

Man begegnet sich immer zweimal im Leben

Man begegnet sich immer zweimal im Leben
 

„Presume not that I am the thing I was“ – William Shakespeare
 

„Schiff in Sicht!“, schreit Ragetti aus dem Krähennest zu uns herunter. Ich lehne mich an die Reling und schaue in unseren Rücken. Weiße Segel am Horizont. Die Royal Navy! „Johnny, Freund oder Feind?“, erklingt Jacks Stimme hinter mir und ich starre immer noch wie in Trance auf die weißen Segel. „Definiere Feind“, stammele ich vor mich, während ich in Gedanken das Szenario durchgehe, welches uns gleich erwarten wird. Wobei ich nicht einmal vor der Konfrontation beängstigt bin, das habe ich schon viel zu oft erlebt. Nein, was mich besorgt ist die Tatsache, das wir weder Vorräte in bezug auf Nahrung und Wasser beziehungsweise Rum haben, noch in Bezug zu Kanonenkugeln oder Schießpulver. Kurz gesagt, wenn sie uns angreifen und wir nicht mehr fliehen können, sind wir verloren! „Eine Person oder eine Crew, die uns in irgendeiner, jeglicher Art Schaden zu fügen könnte“, dringt Jacks Stimme zu mir durch. „Feind! Die Royal Navy“, antworte ich auf seine am Anfang gestellte Frage und kann endlich meinen Blick von den immer näher kommenden weißen Segeln abwenden. „Das ist ungünstig, ungünstiger als ungünstig!“, kommt es von Jack als er sein Fernrohr holt und sich nun endlich selbst ein Bild unserer Situation macht. Nach kurzer Zeit entweicht ihm ein erfreutes Kichern. Ich schaue ihn verständnislos an. Was ist an dieser Situation denn bitte so lustig. Ein breites Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit und er reicht mir das Fernrohr. Doch was ich sehe finde ich in keinster Weise lustig. Weiße Segel, ein mächtiger Bug der die Welle zerschlägt und sich unaufhaltsam auf uns zu bewegt. Soldaten, die in Gefechtsstellung gehen und ein Commodore, der ebenfalls durch sein Fernrohr schaut und sich ein letztes Mal das Schiff vor ihm anschaut, bevor er es wohl für immer in die Ewigkeit des Meeresbodens schickt. „Der Name“, flüstert mir Jack leise ins Ohr und mein Blick fällt auf den Schriftzug am Bug. Serenity. Geschockt setze ich das Fernrohr ab und starre auf das Schiff, welches nun nur noch eine vielleicht zwei Seemeilen von uns entfernt ist. „Serenity“, lächelt Jack spitzbubig, „Ist das nicht lustig? Barmherzigkeit. Welch Ironie...“ Der Rest seiner Worte verhallt im Rauschen des Blutes in meinen Ohren, das alle anderen Geräusche aussperrt. Serenity, ein einfacher Name, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt und mein Herz zum Rasen bringt. Ein einfacher Name, ein einfacher Mensch, der schon so lange nicht mehr existiert und nun scheint es mir so, als wäre sie wieder da. Plötzlich von einem auf den nächsten Augenblick, kämpft sie sich aus der Welt der Erinnerungen wieder hoch und scheint Besitz von mir zu ergreifen. Mir wird kalt, mein Magen verkrampft und der Schock steht mir wohl ins Gesicht geschrieben. Ich erkämpfe mir mit aller Mühe meine Kontrolle zurück und versuche mir einzureden, dass das alles nur ein dummer Zufall sein kann. „Captain, Befehle?“, erklingt nun Mr. Gibbs besorgte Stimme, während die Crew nun an der Reling lehnt und ihrem Schicksal in die Augen sieht. Jack denkt nach, doch mir ist klar, dass in diesem Falle wohl nichts Hilfreiches oder auch Rettendes aus seinem Kopf entspringen wird. Vor allem da er seit mehreren Tagen noch nicht einmal einen Schluck Rum gesehen hat. Dann richtet er seinen Blick auf mich, seine Augen so schwarz wie der Tod und er lächelt, ein Lächeln voller Zuversicht und Gewissheit, dass mir ein Gefühl des Unbehagseins vermittelt, „Hisst die weiße Flagge! Wir ergeben uns!“ „Was?“, entspringt es mir, „Wir können uns nicht ergeben! Sie werden uns hängen!“ „Captain, John hat Recht! Die Pearl ist das schnellste Schiff in der Karibik. Wir können entkommen“, unterstützt mich Mr. Gibbs mit eindringlichen Worten. Jack wendet sich zu ihm um, „Mr. Gibbs, wollen wir etwa meutern?“ „Nein, Sir“, entgegnet dieser mit unterworfener Miene. „Dann führen Sie meinen Befehl aus!“, befiehlt Jack und über das Deck hallt:„Hisst die weiße Flagge!“ Ein kurzes Zögern der Crew und der Befehl wird befolgt. „Jack was soll das? Wir können ihnen entkommen! Willst du uns alle umbringen?“, stelle ich meinen Captain unverständnisvoll zur Rede. Er stellt sich neben mich, eine Hand auf der schwarzen, mit Kerben versehenen Reling. Sein Blick gleitet sehnsüchtig über das schwarze Holz. „Wir sind in ihrer Reichweite. Wenn wir fliehen, werden sie die Pearl versenken“, antwortet er schließlich Gedankenversunken. Ich schaue ihn an und mir wird klar, dass er Recht hat und mein Blick senkt sich auf das schwarze Holz. Er hat Recht. Tut mir Leid alte Lady.
 

Kurze Zeit später ist das große Marineschiff neben uns. Unzählige Kanonen zielen auf die Pearl, Schwerter und Gewehre sind auf uns gerichtet und wir sind umzingelt von Soldaten auf unserem eigenen Schiff, Gefangene auf unserem Zuhause. Jack steht vor der Crew und versucht sich wieder einmal herauszureden, vergebens. Ich stehe neben ihm und verberge meinen Unmut über die Situation keineswegs. Von Soldaten gefangen gehalten zu werden... aus diesem Grund bin ich nun wirklich nicht Pirat geworden. Ich brauche meine Freiheit und so eingeengt mit all den Gewehrläufen auf mich gerichtet passt mir gar nicht. Ein junger Offizier betritt das Deck, die blaue Uniform sitzt genau und der blaue Hut hält die braunen Haare in Form bei der stürmischen Brise, die über die Schiffe hinwegfegt. „Commodore, die Piraten sind umzingelt“, ruft er auf das andere Schiff hinüber und ein großer, schmaler, aber dennoch muskulöser Mann betritt das Deck. Die Uniform bedeckt seine starken Arme und gibt den Blick frei auf das Hemd, welches seine muskulöse Brust bedeckt. Der blaue Hut, der mit weißen Federn verziert ist, bedeckt die weiße Perücke auf seinem Kopf und lässt sein Gesicht noch härter und unbarmherziger erscheinen. Er hat den Blick auf seinen Offizier gerichtet, doch nun steht er vor uns, die Soldaten machen Platz und er schaut auf Jack, triumphierend und zugleich hasserfüllt. Als ich seine Züge erkenne, in seine Augen schaue durchfährt mich erneut ein Schock. Ich erstarre, tausende von Gedanken schießen durch meinen Kopf. Das ist unmöglich! Bitte nicht! Das kann doch nicht sein. Es ist so lange her, aber ich erkenne ihn wieder. Diese unglaublichen grünen Augen, die harten Falten um seinen Mund, die Unbarmherzigkeit in seinem Blick. „Jack Sparrow“, erklingt seine kalte Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken laufen lässt.„Captain Jack Sparrow, wenn ich bitten darf!“, fällt ihm Jack ins Wort. Unbeeindruckt der Respektlosigkeit seines Gegenübers fährt er fort, „es ist lange her seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Erinnert Ihr Euch? Der Hohe Rat der Bruderschaft? Die Armada der East India Trading Company gegen die Piraten? Ein großer Strudel?“ „Ah! Der junge Offizier Groves!“, grinst Jack und freut sich, als hätte er einen alten Freund vor Augen. Ich wende mich zur Seite, versuche mich so unauffällig wie möglich, von dem Mann, der in Sekunden über meine Zukunft entscheiden könnte abzuwenden. „Commodore“, verbessert er mit einem kühlen Lächeln und schaut sich um, „Das ist also eure Crew Mr. Sparrow? Wirklich eine sehr kompetente Auswahl“ Ein belustigtes Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit, er hat mich nicht erkannt! Glück gehabt. Bis jetzt. „Da habt Ihr wohl Recht werter Commodore! Unser lieber Freund hier“, Jack zieht mich zu sich und dreht mich herum, sodass ich in die grünen Augen des ewig treuen Soldaten blicke, du Idiot!, „Johnny, spricht zum Beispiel fünf verschiedene Sprachen. Höchst interessant, findet Ihr nicht auch?“ Sein Blick trifft mich ins Mark. Ich versuche ihm auszuweichen, aber letztendlich muss ich mich ihm doch stellen. Schock, es ist der pure Schock der ihm ins Gesicht geschrieben ist. Natürlich erkennt er mich, wenn ich ihn erkenne, wird er es erst recht! Doch er fängt sich sofort wieder. „Leutnant Hawk, bringt die Gefangenen in die Brigg und befestigt die Pearl an der Serenity. Sie wird ein schönes Geschenk für unsere Gouverneurin sein“, befiehlt Groves, den Blick immer noch stur auf mich gerichtet, bis er sich schließlich abwendet und zurück auf sein eigenes Schiff, seine einzige Liebe geht.
 

Wir sitzen auf dem harten, feuchten Boden der Brigg, Jack lehnt an der Wand, den Hut ins Gesicht gezogen und lächelt vor sich hin. Die Crew ist nervös und kann, ebenfalls wie ich, nicht die Zuversicht in unseres Captains Gesicht verstehen. Tief in Gedanken versunken lehne ich gegen die verrosteten Gitterstäbe. Sie werden uns nach Port Royal bringen und in Fort Charles hängen, so wie alle anderen Piraten. ER wird mich hängen, oder wird es zu mindest veranlassen, weil er, trotz allen subjektiven Gefühlen, sich dem Gesetz unterwerfen wird. So wie er es gelernt hat, so wie es jeder tun sollte. Doch er, wird wohl als einziger oder als einer, der beiden einzigen, sich dem richten. Er würde niemals die Krone verraten, nicht einmal für den einzigen Menschen auf diesem Planeten, der ihm am Ende noch geblieben ist.

„John Every“, erklingt eine Stimme und ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Den Blick auf die Zellentür gerichtet, die nun ein Soldat öffnet, zwei weitere mit Waffen hinter ihm. Ich steige auf und schaue ihm starr in die Augen. „Der Commodore erwünscht Euch zu sehen“ Auf einmal wird alles schwarz um mich und ich habe für einen kurzen Augenblick das Gefühl das Bewusstsein zu verlieren. Mein Blick wendet sich auf meinen Captain, der den Hut mit einem Finger aus dem Gesicht hält und mich anlächelt. Er nickt und ich entgegne ihm. Mit langsamen Schritt bewege ich mich auf den Soldaten zu, der mir die Eisen an die Hände legt und mich durch kahle Flure mit hellem Holz führt. Vor einer großen Holztür stehen zwei Soldaten, die Gewehre angelegt und starr geradeaus schauend.

Wir bleiben vor der großen Tür stehen, ehe der Soldat seine Stimme erhebt, „Commodore Groves, John Every ist hier“ „Bringt ihn herein Offizier Morgan“, erklingt die mir so bekannte Stimme durch die Tür, welche nun von den beiden Soldaten geöffnet wird und ich werde in den großen Raum geschuppst. Gegenüber der Tür steht ein unglaublich großer Schreibtisch, doch im Gegensatz zu Jacks, ist dieser ordentlich. Dahinter hängt ein großes Bild der Gouverneurin von Port Royal, Elizabeth Turner. Ich kann mir ein ablehnendes Gesicht nicht verkneifen. Der Commodore steht vor dem Bild, den Rücken zu uns gerichtet. Mein Blick schweift zu meiner rechten, durch die große Fensterfront auf das hellblaue Wasser und den wolkenfreien Himmel. Auf den Tisch mit den sieben Stühlen, auf dem eine Schale mit Früchten, zwei Gläsern und einer Flasche mit einer roten Flüssigkeit, wahrscheinlich Wein steht. Zu meiner linken steht ein Bett, ordentlich und penibel genau zusammengelegte Bettwäsche.

„Ihr könnt gehen Morgan“, erklingt erneut die Stimme des Commodores, kühl und sicher. Der Offizier stockt kurz, doch befolgt dann den Befehl des über ihm stehenden Mannes, „Aye, Sir“ Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss und ich realisiere, dass ich nun allein bin. Allein mit ihm. Allein mit dem einzigen Verbindungspunkt zu meiner Vergangenheit. Und nun habe ich keine Möglichkeit mehr fortzulaufen. Nicht wie beim letzten Mal. Dieses Mal wird er mir nicht vertrauen. „Also Mr. Every”, sagt der Commodore und dreht sich um, schreitet auf seinen Schreibtisch zu und nimmt einen Zettel davon, „Ihr seid also First Mate auf der Black Pearl“ Sein Blick ist kalt und unbeeindruckt. Er hat wirklich viel gelernt in den vergangenen zehn Jahren. Ich starre ihn nur an, ausdruckslos und unbefangen. „Auf Euch ist ein Kopfgeld von 100.000 Dollar ausgesetzt“, fährt er fort und hält mir den Zettel mit einer, relativ schlechten, Zeichnung meinerseits hin. Unbeeindruckt schaue ich auf den Steckbrief und dann wieder in seine Augen. Er legt den Steckbrief zurück und holt einen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Ein tiefer Blick in meine Augen, ein Blick der mir das Gefühl gibt, als durchschaue er mich total. „Ihr macht mir keinen Ärger oder Mr. Every? Ihr seid klüger als Euer Captain“, er lächelt ausdruckslos und öffnet die Eisen, die mit einem lauten Knall zu Boden fallen. Die Soldaten vor der Tür machen Anstalten in die Kabine zukommen. „Alles in Ordnung“, wehrt Groves dies ab und richtet den Blick wieder auf mich, „Also Mr. Every“ Er setzt sich auf die Kante seines Schreibtisches, „Euch ist das Schicksal Eures Captains und der Crew bekannt?“ Ich starre ihm ausdruckslos in die Augen. „Ihr könnt dieses Schicksal abwenden“, kommt es von ihm, „Nicht für Euren Captain, aber für die Crew“ „Was wollt Ihr Commodore Groves?“, entgegne ich ihm kalt, wohl wissend, dass er mir nichts schenken würde. „Ihr sorgt dafür das Jack Sparrow auf keinen Fall flieht, dafür lasse ich die Crew und Euch laufen“, unterbreitet er mir und auch wenn er es versucht, so sehe ich in seinen Augen sehr wohl die Hoffnung das ich, hingegen jeden Wissens das er über mich hat, dieses Angebot annehmen werde, „Was sagt Ihr?“ „Nein“, lehne ich kalt und direkt ab. „John, Wenn Ihr nicht einstimmt werdet Ihr alle sterben, so wird nur Euer Captain sterben“, versucht er mich zu überzeugen. „Nein, Ihr versteht das nicht“, erkläre ich ihm, „Wir sind nicht wie Ihr. Wir können uns aussuchen unter wem wir dienen. Und ich habe mich entschieden. Ich werde ihn niemals zurücklassen“ „Verdammt John! Was soll das? Willst du unbedingt sterben? Für einen Piraten?“, entfährt es ihm, Unverständnis und Enttäuschung in seinen Augen, als er sich in Rage vom Schreibtisch abstößt. „Commodore, Ihr verliert Eure Haltung. Hat man Euch nicht beigebracht Eure Gefühle zu zügeln?“, entgegne ich ihm kalt. Er wendet den Blick ab und eine Stille breitet sich aus. „Euer Schiff trägt einen interessanten Namen“, durchbreche ich das Schweigen, „Er steht aber wohl kaum für Eure Eigenschaften im Kampf gegen Piraten“ Ein amüsiertes Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit, obwohl es in meinem Inneren ganz anders aussieht. Schuld und Furcht, Sehnsucht und Hass. „Sie trägt den Namen eines Menschen der mir sehr viel bedeutete“, antwortet er und richtet den Blick wieder in meine Augen, Angst und Verletzlichkeit sind darin zu sehen. „Bedeutete?“, frage ich. Er lächelt gedankenverloren, „Du hast dich kein bisschen verändert John“, seine Stimme wird sanft und er legt eine Hand auf meine Wange, „Es ist viel Zeit vergangen“ Ich schaue ihn weiter in die grünen Augen, versuche unnahbar zu wirken, aber mir fällt es schwer zu verbergen, dass mir seine Berührung gefällt. Seine warme Hand auf meiner kalten Haut. Sein Gesicht kommt näher und ich spüre meinen Puls rasen... Es ist so unglaublich lange her. Im nächsten Moment spüre ich seine Lippen auf den meinigen. Ich wehre mich nicht. Es ist falsch, ja das stimmt. Aber ich kann ihn nicht schon wieder mit meinen Taten ins Gesicht schlagen. Er schaut mich an, seine Hände faltet er hinter dem Rücken. „Seit wann küsst ein Commodore einen dreckigen, kriminellen Piraten?“, frage ich lächelnd, versuche irgendwie die Situation zu lockern. „Seit wann bist du Pirat?“, entgegnet er nur und schaut mir sanft in die Augen. Eine unangenehme Stille breitet sich aus in der wir uns in die Augen schauen. „Du hast dich verändert“, durchbricht er dieses unerträgliche Schweigen, „Du bist nicht mehr das kleine unschuldige, hilflose Kind das du mal warst...“ „Du bist nicht mehr der angreifbare, verletzliche Leutnant der du mal warst“, sage ich sanft und ich spüre, wie meine Distanz, die ich versucht habe zwischen ihm und mir aufzubauen, immer weiter schrumpft. „Hier“, er hält mir einen Schlüssel hin, „Das ist der Schlüssel zu eurer Zelle. Heute Nacht werde ich die befehlshabenden Offiziere in meine Kabine rufen zu einer Besprechung. Die Soldaten werden dann wohl Karten spielen. Dann habt ihr etwa eine halbe Stunde um von der Serenity zu verschwinden“ Ich schaue ihn ungläubig an, „Aber Theo...“ „Nein!“, unterbricht er mich und drückt mir den großen, eisernen Schlüssel in die Hand, „Dein Bruder hätte niemals ertragen, wenn dir etwas passieren würde. Ich bin es ihm schuldig dich zu beschützen“ „Aber du riskierst deine Stellung, du riskierst dein Leben“, versuche ich ihm klar zu machen, „Du willst das alles riskieren nur um einem Toten einen Gefallen zu tun?“ Dieser letzte Satz schmerzt mich mehr, als ich es mir vorgestellt hatte. Solange habe ich versucht es zu verdrängen und nun ist es wieder da. „John, bitte“, er schaut mir tief in die Augen, seine Hände richten meinen Kopf in seine Richtung, „ICH könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas geschieht“ Wir schauen uns in die Augen und er küsst mich. Erneut. Aber diesmal nicht nur ein Lippen-Aufeinander-Drück-Kuss. Nein, ein richtiger, leidenschaftlicher Kuss mit all seiner Sehnsucht. Meine Schuld ist beglichen. Diesen Kuss habe ich ihm schon so lange geschuldet. Aber ich kann nicht leugnen das es mir gefällt. Meine Arme umfassen seinen muskulösen Oberkörper. Er löst sich von mir und ich lehne meinen Kopf gegen seine Brust, atme tief seinen wunderbaren Duft ein. „Es tut mir Leid Theo. Es tut mir so unglaublich Leid“, flüstere ich ins sein Hemd, während er mich an sich drückt und seinen Kopf gegen meinen lehnt, „Ich hatte keine andere Wahl. Er hat mir das Leben gerettet“ „Du bist mir keine Rechtfertigung schuldig“, entgegnet er sanft und drückt mich von sich, „John, du musst gehen“ Ich schaue ihn an, verletzt und unbeholfen, „Ich weiß“ Ein letzter Kuss, ein Kuss für die Unendlichkeit. Ein Kuss, so falsch. Ein Kuss, falsch auf der einen, wie auf der anderen Seite. So unglaublich falsch. Missverstanden von einer Welt, die von ihm niemals erfahren wird. Er dreht sich um, richtet den Rücken auf mich. „Leb wohl Theo“, verabschiede ich mich, den Schlüssel in meine Hosentasche steckend und den Schmerz aus meinem Herzen verbannend. „John“, erkling Theos Stimme, „Tu mir einen Gefallen“ „Welchen?“ „Überlebe“, er dreht sich um und schaut mir in die Augen, Angst und Schmerz in seinen wunderschönen grünen Augen, „Überlebe einfach nur“ Ich muss schlucken und atme tief durch:„Das werde ich Theo. Pass auf dich auf“ „Offizier Morgan“, ruft Theo den Blick auf mich gerichtet.

Die Tür wird geöffnet und der junge Soldat betritt den Raum:„Aye Sir?“ „Bringt diesen Piraten zurück in die Brigg“, spukt Theo voller Ekel in der Stimme aus, doch seine Augen verraten seine wahren Gefühlen, den unglaublichen Schmerz. Ich werde unfreundlich und rücksichtslos in die Brigg zurück gebracht. Mit einem harten Stoß falle ich auf den harten Boden der Brigg und die Crew, inklusive Captain schaut finster drein. Langsam richte ich mich auf, Offizier Morgan ist wieder weg und wir Piratengesindel sind wieder unter uns. „Na Johnny, hat der Commodore ein Auge auf dich geworfen?“, fragt Jack breit grinsend und die Zornesröte steigt mir ins Gesicht, „Halt die Klappe!“, schreie ich voller Zorn und alle schauen mich geschockt an. Das habe ich noch nie gemacht. John war immer der stille der Crew, ruhig und besonnen. Solche Gefühlsausbrüche hatte ich nie zugelassen und jetzt bringt mich eine einzige Frage dazu auszurasten, meine Haltung zu verlieren. Jack grinst, „Das nehme ich einfach mal als ja“ Ich blicke ihn finster an und werfe ihm den Zellenschlüssel vor die Füße. „Heute Nacht sind die Offiziere in der Kapitänskajüte. Die Soldaten spielen dann meistens Karten, wir haben eine halbe Stunde um mit der Pearl zu verschwinden“, entgegne ich ihm kühl und lehne mich wieder gegen die Gitterstäbe. Jack begutachtet den Schlüssel und steckt ihn in die Hosentasche, ehe er aufsteht und auf mich zukommt, „Ich weiß nicht wie du es gemacht hast Johnny, aber du überraschst mich immer wieder“ Er nimmt seinen alten Hut und drückt ihn mir auf den Kopf, sodass er mein Gesicht bedeckt. Du hast ja keine Ahnung Jack Sparrow. Und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühle ich wieder ein wenig Verachtung für ihn, welche aber in diesem einen, speziellen Falle auch schon wieder erlischt ist. Er würde es nie zugeben, aber er will mich doch nur schützen. Niemand soll meine Tränen sehen, Tränen die ich nicht weinen werde. Tränen, die zwar unsichtbar, aber dennoch vorhanden sind.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: abgemeldet
2009-04-25T21:07:04+00:00 25.04.2009 23:07
so... jetzt schreib ich dir endlich mal nen kommi^^
hat ja lang genug gedauert... *drop*
also die sprache ist schon mal echt voll geil, vorallem jacks kommentare sind immer zum brüllen XD
und das kapi hier mit theo is voll traurig... das kannte ich ja schon... aber es is immer noch zum heulen *flenn* T__________________T
hoffe du stellst bald das nächste kapitel rein, weiß ja, dass von deiner story noch viel zu erwarten ist! *freu*

lieben gruß
katha ^____^
Von: abgemeldet
2009-02-28T21:57:13+00:00 28.02.2009 22:57
Also die idee finde ich cool mit dem brief und und dem eintrag:D
Es wrde auch an sich ganz gut beschrieben.
Mir ist beim brief nur aufgefallen das du verzeihst sehr oft benutzt hast, und allgemein sind ein paar wörter etwas zu oft benutzt wurden:3
Aber ansonsten wie gesagt gefällt mir die idee sehr gut^^

schöne grüße AmazingYu~


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