Daylight von Saya_Takahashi (~Wait for Sunrise~) ================================================================================ Kapitel 10: Bad boy, good boy ----------------------------- "Wie lange noch?", quengelte Sakura und sah zur Uhr. "Wann wollten sie hier sein?" "Um acht, wie ich schon hundertmal sagte ...", bemerkte Sasuke, während er an seinem mittlerweile dritten Kaffee nippte. Es war gerade erst sechs und er hatte noch kein Auge diese Nacht zugemacht. Nachdem er Sakura ins Bad geschickt hatte, war er vor dem Fernseher zwar kurz eingenickt, aber das war nicht von langer Dauer gewesen. Sakura hatte natürlich nicht daran gedacht sich auszuruhen oder hinzulegen. Und Sasuke hatte das unbestimmte Gefühl, dass wenn er sie nicht im Blick behielt, sie sich doch irgendwie aus dem Apartment schleichen würde. Nun saß sie dem Uchiha gegenüber, in einem viel zu großen, dicken Pullover und der nicht weniger weiten Jogginghose, die Sasuke ihr nach dem Bad aufs Bett geschmissen hatte. Zuerst hatte sich Sakura natürlich geweigert, die Sachen anzuziehen, aber Sasuke hatte nur die Nase gerümpft und gesagt, dass ihre anderen Sachen stinken und mal dringend eine Wäsche nötig hatten. Murrend gab die junge Frau also nach und saß nun mit den zu großen, dafür aber molligen Sachen auf dem Barhocker und schlürfte Tee. Sasuke sah wieder zur Uhr und seufzte, ehe er sich erhob und zum Kühlschrank schlürfte. Diese Nacht war ihm eindeutig zu anstrengend gewesen! Er durchstöberte seinen Kühlschrank nach Essbaren und erwischte sich selbst dabei, wie er überlegte, was Sakura essen konnte. Der Arzt hatte ja gesagt, das heute nur leichte Kost erlaubt wäre. Aber was war leichte Kost? Karnickelfutter? Davon hatte er nicht wirklich etwas. "Tse, was willst du essen?", fragte er genervt in den Kühlschrank. "Kein hunger", war die knappe Antwort. "Das war nicht meine Frage", stellte Sasuke knurrend klar. "Ich kann später bei mir etwas essen", erwiderte Sakura beiläufig, als sie erneut zur Uhr sah. "Das kann dauern." "Wie?" "Ich sagte, das kann dauern. Doktor Larch meinte, du wirst die nächsten Tage im Bett bleiben müssen", Sasuke glaubte fast selbst nicht, was er da sagte. Dieses dürre Weib die nächsten Tage hierbehalten, war eigentlich nicht seine Absicht. Aber wenn der Doktor übermorgen noch einmal nach ihr sehen wollte, konnte er ja unmöglich sagen, dass er sie auf die Strasse gesetzt hatte. Das würde nicht sehr ... nun ... menschlich rüber kommen. Obwohl es natürlich nicht sein Problem war. Temari oder Itachi konnten sie doch genauso aufnehmen und aufpäppeln. War er Krankenschwester oder wie? Doch andererseits hatte er auch ein seltsames Interesse an der jungen Frau. Doch diese Gefühle konnte er im Moment noch nicht zu Ordnen. "Interessiert mich doch nicht, was irgendein Larch sagt!" "Ach, hör auf hier rumzuzicken, ich bin echt müde, kapiert!", entfuhr es Sasuke einfach, obwohl der Satz sowas von nicht Uchiha-like war. Aber in letzter Zeit passierte das ja öfter. Es war zum Mäusemelken! "Bleib einfach die nächsten Tage im Bett, friss dich fett und dann kannste meinetwegen verschwinden!", brummte er und warf einige Lebensmittel auf den Küchentisch. "Ein sehr freundliches Angebot, aber ich lehne dankend ab. Wenn ich Temari gesehen habe, verschwinde ich. Ich hab zu tun!" "Was denn? Dich zu saufen oder wie?" "Halt den Mund, klar! Dich geht alles, was ich tue, einen Scheißdreck an!" "Kannst du auch was anderes als Fluchen?" "Willst du mich in den Wahnsinn treiben? Was kümmert es jemanden wie dich, was aus mir wird?!" "Pah!", Sasuke blickte Sakura kalt an. "Was heißt hier jemand wie ich?" Sakura musste schmunzeln. "Du denkst vermutlich, ich meine mit jemanden wie dich einen reichen, verwöhnten Schnösel, dem alles in die Wiege gepackt wurde, der sich um nichts sorgen muss, der alles bekommt was er will ..." "Was solltest du sonst meinen ...?" "Eigentlich glaube ich das nicht. Du siehst nicht aus wie jemand, der sich alles ins Körbchen packen lässt. Dass du dir deine Einrichtung hier selbst verdient hast, dass glaube ich allerdings nicht. Du hast sicher reiche Eltern, aber deswegen werf ich dich nicht einen gefertigten Topf. Was ich aber mit jemanden wie dich meinte, ist deine Art. Du bist so kalt, du zeigst keine Gefühle. Man fröstelt bei dir und es läuft einem eiskalt den Rücken runter. Man fühlt sich nicht willkommen, nur geduldet. Warum soll ich also hier bleiben? Interessiert es dich wirklich, was aus mir wird? Oder liegt es eher daran, dass du dir die Unannehmlichkeiten ersparen willst, wenn dir jemand vorwirft, dass du eine junge Frau ohne Dach überm Kopf raus geworfen hast? Da musst du dich kaum Sorgen, denn das juckt niemanden. Ist es nicht so?", Sakura klang traurig, aber sie lächelte trotzdem. Als Sasuke nichts sagte, stand sie langsam auf. "So ist es, dass wissen wir beide. Also gib mir einfach den Code für die Tür und du kannst deinem Bruder und Temari sagen, ich hätte dir nicht geglaubt und wäre einfach abgehauen." Sasuke zögerte. Wäre es nicht das Einfachste, es so zu machen? Sakura könnte Temari später immer noch finden. Watts war ja nun nicht riesig. Und er hätte keine Probleme mehr, keine Umstände. Er war nun einmal nicht wie sein Bruder! Er vollbrachte keine guten Taten. Er war kein alter Arzt, der sein Leben für andere opferte. Andere interessierten ihn nicht. Genau wie seinem Vater niemand interessierte. Was hätte er getan? Er hätte dieses Weib zur Hölle geschickt! Gelacht hätte er. Gelacht und ihr die Tür vor der Nase zugeschmissen. Wollte er so jemand sein? Eigentlich nicht. Aber danach ging es nicht. Was er sein wollte, war egal. Was er war, das war entscheidend. Und er war nun mal kein guter Mensch. "Du bist ein weit besserer Mensch, als du glaubst", hatte Itachi gesagt, und irgendwie schmerze es ihn, daran zu denken. "Du denkst also, ich wäre ein schlechter Mensch?", fragte er, und etwas melancholisches klang in seiner Stimme. "Ich denke, du bist kein dummer Mensch. Es macht dir doch nur Umstände, mich hier zu behalten. Du wüsstest nicht einmal für wie lange. Du hast sicher eine Arbeit, oder was weiß ich. Du hast Verpflichtungen. Du hast eventuell sogar Freunde. Wie erklärst du ihnen meine Anwesenheit? Hey, nehmt sie nicht weiter wahr, sie ist aus der Gosse und obwohl ich sie nicht hier haben will, bleibt sie eine Weile!", affte Sakura eine andere Stimme nach. "Du bist kein schlechter Mensch, weil du mich gehen lässt. Die wenigsten würden mich auf unbestimmt Zeit aufnehmen, und ich bin dir doch völlig fremd. Was weißt du über mich? Ich könnte dich mitten in der Nacht abstechen. Ist es nicht das, was man von uns denkt?" Sasuke grinste plötzlich und sah Sakura in die Augen. "Würdest du mich abstechen?", fragte er unvermittelt. "Was?", entfuhr es der Rosahaarigen völlig irritiert. "Würdest du mich abstechen, wenn ich dich jetzt nicht gehen lasse? Ja oder nein." Sakura fühlte sich überrumpelt und funkelte Sasuke böse an. "Was soll die bekloppte Frage! Ich ... ich ..." Sakura holte tief Luft um sich zu beruhigen. Sie wollte diesem Kerl am liebsten an die Gurgel springen. Doch sie senkte ihren Blick und sah kopfschüttelnd zu Boden. "Wie könnte ich denn? Ich bin vielleicht nicht die Schlauste, aber ich bin weder dumm noch naiv. Du rettest mir das Leben, wenn du mich hier behältst. Und als dank sollte ich dir deins nehmen? Du gibst dich zwar wie ein gefühlskalter Eisklotz, und zu einem Teil bist du das mit absoluter Sicherheit! Aber ...", Sakura sah Sasuke nun um einiges netter an. "der andere Teil lässt dich zu einem weit aus besseren Menschen werden, als du es selbst von dir denkst. Denn offensichtlich hältst du dich für einen schlechten Kerl. Wieso auch immer, denn es ist nicht selbstverständlich das jemand das tut, was du hier tun würdest." Sasuke wusste nicht, was er nun sagen oder denken sollte. Erst sagte Itachi sowas, nun eine vollkommen Fremde. War er so leicht zu durchschauen? Was war nur mit ihm los? Sakura seufzte und ging zurück zum Küchentisch. "Wann kommt Temari nun?", fragte sie seufzend. Sasuke seufzte ebenso, als er knurrend zur Uhr sah. "Deine Rede hat eine halbe Stunde gedauert, also ist noch immer Zeit. Und überhaupt, kannst du die Uhr nicht lesen?" "Selbstverständlich kann ich das!", empörte sich Sakura und füllte sich Tee nach. "Und warum fragst du dann immer wieder?" Nun grinste Sakura. "Damit du mit mir redest. Das scheint nämlich nicht deine Lieblingsbeschäftigung zu sein. Und ich hab gehört, dass tut man, wenn man Tee trinkt. Reden mein ich." "Das kann ja eine heitere Zeit werden ...", brummte Sasuke, doch Sakura wusste, dass das eben Humor hätte sein sollen ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)