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Eine Zeitreise mit (extremen) Komplikationen

von

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Eine bescheuerte Idee

Es fing alles ganz harmlos an. Da ich in Geschichte schon immer eine Niete war, und sich daran auch so schnell nichts ändern würde, war ich kurz davor mir eine Schulform zu suchen, wo dieses Fach nicht unterrichtet wurde. Leider gab es da so ein kleines Problem. Meine Mutter war eine leidenschaftliche Geschichtswissenschaftlerin. Sie erwartete von mir, dass ich ihrem Beispiel folgen und ebenfalls Geschichte studieren sollte. Jede 5 oder 6 war für sie wie ein Schlag ins Gesicht. Aus diesem Grund hatte sie, in der Hoffnung es würde etwas nützen, mich an einem Abendkurs in Geschichte angemeldet. Den ersten Abend ging ich dort hin, da ich dachte es würde mir helfen, doch als ich merkte, was dort für streberhafte Spießer und Klugscheißer hingingen überlegte ich es mir doch anders und schwänzte alle anderen Abende. Leider dauerte es nicht lange, bis meine Eltern davon Wind bekamen. So kam es, dass meine Mutter ihre Freundin darum bat, mich immer hinzufahren und abends wieder sicher nach Hause zu bringen, damit ich bloß nicht erneut auf die Idee kommen sollte zu schwänzen.

Nach langen Diskussionen und ewigen rumgenerve schaffte ich es mit ihr einen Deal auszuhandeln. Sollte ich es schaffen in der nächsten Klausur eine 2 oder mindestens eine vier zu schreiben, würde sie mich dort wieder abmelden.
 

Eigentlich war die Sache mit dem Deal eine tollte Idee, doch alles Gute hatte auch seine Schattenseiten. Zum einen lag der Termin für die nächste Klausur noch vier Monate in der Zukunft und zum zweiten hatten wir schon längst eine Arbeit geschrieben, von der meine Eltern allerdings nichts wussten, und würden diese morgen wiederbekommen. Es war ein Desaster, denn ich war, wie alle anderen auch, fest davon überzeugt diese ebenfalls wieder in den Sand gesetzt zu haben. Darum würden meine Eltern und vor allem meine Mutter vorerst nichts von dieser Klausur erfahren.

Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass ich wie immer Recht behalten hatte. Von insgesamt 52 Punkten hatte ich gerade einmal 3 ½ Punkte erreicht und somit eine 6.
 

Niedergeschlagen ging ich nach Hause und verzog mich auf mein Zimmer. Ein Glück, dass meine Mutter nicht da war. Mein Vater, ebenfalls Wissenschaftler, tüftelte in seiner Forschungshalle, welche er mit seinen Forscherkollegen auf einem alten Fabrikgelände errichtet hatte, an seiner neusten Erfindung, einer Zeitmaschine. Er war fest davon überzeugt, dass es ihm und seinen Kollegen damit gelingen würde durch die Zeit zu reisen. Während meine Mutter seine Vorstellung davon durch die Zeit zu reisen als Träumerei und blanken Schwachsinn abtat, fand ich diese Vorstellung faszinierend. Sollte die Zeitmaschine wirklich funktionieren, könnte ich meine Geschichtsnote erheblich aufbessern und nicht nur dass. Des Weiteren hätte ich die Chance einige Dinge, die ich in den vergangenen Jahren vermasselt hatte, wieder gerade zu biegen. Im Moment bezweifelte ich allerdings, dass mein Vater und die anderen sie in den nächsten Tagen fertig stellen konnten, da immer wieder Probleme auftauchten.
 

Als wir zwei Tage später abends am Tisch saßen, offenbarte er uns, dass die Zeitmaschine fertig sei und ab morgen die ersten Tests vorgenommen werden würden. Ich freute mich und wollte die Zeitmaschine unbedingt sehen. Nach langem Quengeln fuhren wir noch spät abends zum dem Fabrikgelände.

Mir fielen fast die Augen heraus, als ich sie sah. Die Zeitmaschine sah aus, wie ein Raumschiff, die es immer in den Science-Fiction-Filmen gab. Stolz erklärte er uns, als wir sie betraten, wie die einzelnen Systeme funktionieren sollten. Meine Begeisterung wurde immer größer, als mein Vater davon sprach wie es wohl sei in die Vergangenheit und in die Zukunft zu reisen. Im Gegensatz zu meiner Mutter hatte er mich komplett überzeugt. Sie jedoch glaubte nicht daran, dass es funktionieren würde. Für sie waren das alles nur Hirngespinste von Wissenschaftlern, die versuchten berühmt zu werden, sonst nichts.
 

Der nächste Tag war ein Samstag, also keine Schule. An diesem Tag nahm das Verhängnis oder auch meine Chance endlich etwas in meinem Leben ändern zu können, seinen Lauf. An diesem Tag fasste ich den Entschluss die Zeitmaschine zu benutzen. Meine Mutter war über das Wochenende zu einer Freundin gefahren und mein Vater nahm die ersten Tests vor. Er würde vermutlich erst spät abends nach Hause kommen. Sich schrieb einen Zettel, um ihn in den Glauben zu lassen, ich wäre bei einer Freundin und würde morgen wiederkommen.

Mit gepacktem Rucksack schlich ich mich auf das Fabrikgelände und wartete bis alle nach Hause gegangen waren. Mein Vater war der letzte der ging. Sorgfältig verschloss er sämtliche Türen und fuhr nach Hause. Endlich war ich allein. Vorsichtig ging ich zu dem großen Haupttor und überprüfte das Schloss. Ich grinste und dachte nur daran, wie gut es doch für mich war, dass ich Schlösser knacken konnte. Innerhalb von einer Minute hatte ich das Schloss geknackt und schlüpfte in die große Halle. Für einen Augenblick betrachtete ich die Zeitmaschine. Anschließend drückte ich einen kleinen roten Knopf an der Außenhülle und öffnete somit die Luke. Innen angekommen schloss ich diese wieder in dem ich einen anderen Knopf betätigte. Da mein Vater mir alles haargenau erklärt hatte, fand ich mich relativ schnell heraus, wie sie zu bedienen war. Zuerst musste ich einen Ort und dann das Jahr eingeben. Ich entschied mich für das Japan um 1483. Es war eine 50:50 Chance ob es auch tatsächlich funktionieren und ich in der Vergangenheit landen, oder mir die ganze Kiste um die Ohren fliegen würde. Ich beschloss es einfach auszuprobieren. „Es wird schon klappen.“, dachte ich und startete die Maschine.

Erste Komplikationen

So hatte alles angefangen und ich trat meine erste und vermutlich auch letzte Zeitreise an. Die gute Nachricht war, ich hatte es heil überstanden und befand mich im mittelalterlichen Japan. Die schlechte Nachricht war, dass die Zeitmaschine zu sehr belastet wurde und ich, wenn kein Wunder geschehen würde, für den Rest meines Lebens hier in der Vergangenheit festsitzen würde.
 

„Du verdammtes Scheißteil, musst du denn ausgerechnet jetzt den Geist aufgeben?!“, fluchte ich und warf erneut einen Stein gegen die Außenhülle der Zeitmaschine, welche bereits mehrere Dellen aufwies, um mich abzureagieren. Da es hier eh niemanden gab, der sie hätte reparieren können, war es egal war ich mit ihr machen würde. Nachdem mir die Steine ausgegangen waren, begann ich mir ernsthafte Sorgen zu machen, wie ich den Tag in dieser fremden Welt überstehen sollte. Selbst hier machte sich meine geschichtliche Unwissenheit bemerkbar, denn ich blöde Kuh hatte mir ausgerechnet die Sengoku-Ära ausgesucht. Eine Epoche in der Kriege und Überfälle durch Banditen und Ronin an der Tagesordnung standen. „Ich bin erledigt.“, jammerte ich und beschloss so schnell wie möglich ein Dorf oder eine Stadt aufzusuchen, zur zu blöd, dass ich absolut keine Ahnung hatte wo genau ich mich befand. Ich konnte sonst wo sein. Also ging ich einfach auf gut Glück los. Irgendwann würde ich schon seine Stadt finden, oder ich würde von Banditen entführt werden und… Ich schüttelte mich. „Darüber will ich lieber nicht nachdenken.“, dachte ich.

Ich entfernte mich von der Zeitmaschine und kam zu einer Straße, der ich folgte. Ich vertrat die Meinung, dass jede Straße irgendwohin führte, also auch zu einer Stadt.
 

Erst als ich bereits seit einer Stunde unterwegs war bemerkte ich, dass ich meinen Rucksack, sprich, Geld, Handy, Proviant, MP3-Player und alles andere was ich sonst noch eingepackt hatte, in der Zeitmaschine liegen gelassen hatte. Ich bekam fast eine Nervenkrise, denn als ich in meine Jackentasche fasste, um nachzusehen was ich dort drinnen hatte, entdeckte ich meine missratene Geschichtsklausur. Ich hatte sie aus Wut zusammengeknüllt und wollte sie eigentlich auf dem Nachhauseweg entsorgen, doch die Tatsache, dass ich sie immer noch bei mir trug, brachte das Fass zum Überlaufen. „Du blödes, behindertes Mistding! Selbst jetzt schaffst du es noch mich an den Rand des Wahnsinns zu treiben! Na warte dir werde ich es zeigen!!!“, brüllte ich so laut, dass man mich garantiert meilenweit hören konnte. Dies interessierte mich allerdings herzlich wenig, momentan hatte ich andere Sorgen und zum anderen wollte ich dieses Blatt Papier ein für alle mal loswerden, ich hatte auch schon eine Idee wie. Ich hob einen faustgroßen Stein, der am Wegrand lag auf und wickelte diesen in das Papier ein. Danach holte ich aus und warf ihn mit aller Kraft in den Wald hinein. Ich hörte wie der Stein gegen etwas gegen schlug und ging davon aus, dass ich etwas weiter hinten einen Baum getroffen hatte.

Erleichtert darüber endlich die verhasste Arbeit losgeworden zu sein, setzte ich meinen Weg ins Ungewisse fort. Als es langsam dämmerte und noch immer keine Stadt, noch nicht mal ein kleines Dorf in Sicht kam, musste ich mich wohl oder übel mit dem Gedanken anfreunden im Freien zu übernachten. Nur zu dumm, dass ich erstens, kein Zelt oder wenigstens eine Decke dabei hatte, zweitens, ich nichts zum Feuer machen hatte, drittens, ich nicht wusste was oder wer sich hier nachts herumtrieb, viertens, ich wahrscheinlich eh kein Auge zu kriegen würde und fünftens ich keine Lust hatte, sollte es regnen, nass zu werden. Aus diesen fünf simplen Gründen rang ich mich dazu durch weiterzugehen, etwas anderes, wie hier zu übernachten kam für mich nicht infrage. Es gab aber auch noch eine Alternative. Ich könnte den Weg zurück zur Zeitmaschine gehen und meine Sachen holen. Sollte ich dies jedoch tun, wäre ich ziemlich bescheuert, da ich den ganzen Weg umsonst gegangen wäre. Mein Handy würde mir hier ohne Telefonnetz nichts nützen und allerhöchstens als Radio, Uhr oder Wecker taugen. Mit meinem Geld würde ich es vielleicht gerade mal schaffen, dass mich die Leute blöd angucken und mein MP3-Player war hier auch absolut nutzlos, wenn erst einmal die Batterie alle war. Also setzte ich meinen Weg fort, in der Hoffnung, a) nicht überfallen zu werden und b) schleunigst ein Dort zu finden. Ich würde mich auch schon zufrieden geben, wenn ich jemanden traf, der ich nach dem Weg fragen könnte.
 

Mittlerweile war es dunkel geworden. Nur der Vollmond am Himmel erhellte die Nacht. Ich begann langsam zu glauben, dass das nächste Dorf noch sehr weit entfernt war. Plötzlich stieg mir ein merkwürdiger Geruch in die Nase. Der Wind schien ihn von weit her zu tragen, denn es roch nach verbranntem Holz. Irgendwo musste es brennen und ich hoffte, dass es nicht das Dorf war, zu dem ich wollte. „Ach das kann nicht sein. Soviel Pech hab noch nicht mal ich. Dafür wird es sicher eine anderen Grund geben. Vielleicht grillen die ja nur… wobei gab es in dieser Zeit schon einen Grill? Ein Lagerfeuer stinkt auch so. Hm, mal sehen.“, grübelte ich und ging weiter in die Richtung aus der der Geruch kam.

Einige Meter weiter kamen mir lauter hysterisch um Hilfe schreiende Menschen entgegen gelaufen. Sie waren auf der Flucht, nur vor was oder wem? „Äh Leute? Hey Leute kann mir mal einer sagen was passiert ist?!“, rief ich und packte einen älteren Mann, Mitte 40 mit kurzen grauen Haaren, der nach seinem Äußeren zu urteilen ein Bauer war, am Arm, um endlich mal eine Antwort zu bekommen. Entsetzt starrte er mich an und stotterte etwas von einem Überfall und das wir alle sterben würden. Dann riss er sich los und folgte den anderen. „Hey was machst du noch hier? Du musst fliehen, sonst töten sie dich!“, sagte eine alte Frau zu mir und ergriff meinen Arm. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen zerrte sie mich hinter sich her. „Vor wem wurdet ihr angegriffen?“, wollte ich wissen. „Banditen. Sie treiben sich schon seit längerem in dieser Gegend herum. Die Ronin plündern und brandschatzen schon seit einigen Wochen und heute Nacht hatten sie es auf unser Dorf abgesehen.“, erklärte sie während wir weiter liefen. Meines Wissens nach waren Ronin Samurai die ihren Herren verloren oder verraten hatten. Im Klartext: man sollte ihnen besser aus dem Weg gehen. „Wo wollen wir überhaupt hin?“, fragte ich weiter. „Irgendwo hin nur weg von hier. Die Ronin werden uns bald eingeholt haben. Sie sind gnadenlos und haben noch nie jemanden entkommen lassen. Wenn sie uns kriegen sind wir verloren.“ „Na großartig. Ich hätte mir besser eine andere Epoche aussuchen sollen. Na ja das kann ich jetzt nicht mehr, da die Zeitmaschine Schrott ist.“, dachte ich. „Was machst du eigentlich ganz alleine, mitten in der Nacht hier im Nirgendwo?“, wechselte sie das Thema. Gute Frage, nächste Frage. Sollte ich ihr sagen, dass ich aus einer anderen Zeit kam und ich nur hier war, weil meine Zeitmaschine ein Fall für die Schrottpresse war, würde sie mich sicher bekloppt halten, also beschloss ich ihr nur die Halbe Wahrheit zu sagen. „Ich komme von weit her und war auf dem Weg zu eurem Dorf. Na ja aber jetzt muss ich mich wohl nach einem anderen umsehen, da die Ronin euers ja leider abgefackelt haben.“
 

Plötzlich hörte ich Pferde wiehern und wie sie mit donnernden Hufen immer näher kamen. Hektisch sahen einige nach hinten und ich konnte die Furcht in ihren Augen sehen. Unaufhaltsam kamen sie näher und mir war klar, dass es vorbei war. Keiner von uns würde ihren Angriff überleben. „Es ist vorbei!“, schoss es mir durch den Kopf. Die alte Frau neben mir stolperte über einen Stein und fiel auf den Boden. Ich blieb sofort stehen um ihr hoch zu helfen. „Nein mein Kind lauf du musst dich in Sicherheit bringen.“, sagte sie und versucht aufzustehen. „Aber ich kann Sie doch hier nicht einfach zurücklassen, sie werden sonst sterben.“ „Nein lauf und nimm das mit.“ Sie reichte mir einen rot schimmernden Stein und sagte mir, ich solle gut auf ihn Acht geben. Als ich sie fragen wollte, was es mit diesem Stein auf sich hatte verstummte sie. Einen Pfeil hatte sie in den Rücken getroffen und sofort getötet.

Wie gelähmt stand ich da und sah auf den leblosen Körper der alten Frau. Diese Ronin waren grausam. Sie schreckten nicht mal davor zurück eine alte Frau zu töten, diese Monster. Plötzlich feuerten sie einen weiteren Pfeilhagel auf uns ab, die mit tödlicher Präzision ihre Ziele trafen. Ich musste von hier weg. Da schweifte mein Blick zu einem angrenzenden Wald. „Das ist meine einzige Chance zu überleben.“ Schnell rannte ich los und hoffte meinen Feinden im Wald zu entkommen. Äste und Blätter schlugen mir ins Gesicht, als ich mir einen Weg durch das dichte Unterholz bahnte. Da der Wald sehr dich bewachsen war, würden sie es nicht schaffen mich hier zu Pferd zu verfolgen. Dadurch waren sie langsamer unterwegs und die Sache sah schon wieder etwas besser für mich aus. Als ich die Straße nicht mehr sehen konnte blieb ich stehen um wieder zu Atem zu kommen.

Drakos

„Geschafft, hier bin ich fürs erste in Sicherheit. Oh man was habe ich mir bloß wieder eingebrockt? Die ganze Sache hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.“, dachte ich und lehnte mich erschöpft an einen Baum.
 

Die Lage war ernst, soviel stand fest. Ich alleine, mitten in der Nacht und draußen auf der Straße mordgierige Ronin, die absolut jeden umbrachten der ihnen über den Weg lief. Wo sollte ich hin? Wenn ich jetzt wieder da raus gehen würde, wäre ich erledigt. Der Wald machte auf mich auch nicht gerade einen einladenden Eindruck. Er war düster und sicher nicht der beste Ort, an dem sich eine junge Frau nachts und außerdem noch alleine herumtreiben sollte. Allerdings war mir der Wald immer noch lieber als diese psychopathisch veranlagten Rounin. „Was soll’s, schlimmer kann es ja nicht mehr werden.“ Ich machte mich daran den düsteren Wald zu durchqueren. Ich dachte an meine Eltern, die schon sicher, aus Sorge um mich, die halbe Stadt verrückt machten und lauter Suchtrupps zusammenstellten.

Das plötzliche Rascheln eines Busches ließ mich herumwirbeln. Was war da? Ein Tier oder ein Bandit der mich ausrauben wollte? Langsam ging ich in die Hocke, allerdings ohne den Busch auch nur einen Augenblick aus den Augen zu lassen, und hob vom Boden einen Stein auf. Sollte es sich nur um einen Gegner handeln, würde ich mit ihm fertig werden, stellte sich jedoch heraus, dass er eine Waffe bei sich trug, hatte ich schlechte Karten.

Ich blieb starr stehen und fixierte den Busch. Es raschelte erneut und ich nahm all meinen Mut zusammen, zielte und schleuderte den Stein auf den Busch. Ein lauter Schrei ertönte und ein ca. 70 cm großes, eidechsenähnliches Tier mit roten Schuppen, kleinen Hörnern, grünen Augen und kleinen Flügeln auf dem Rücken sprang aus dem Gebüsch. Es hatte eine Beule auf dem Kopf, welche es meiner Attacke mit dem Stein zu verdanken hatte. Es rannte vor mir hin und her und rieb sich dabei den Kopf. „Au, au, au, das tut weh!“ Ich betrachtete es mir großen Augen. „Was bist du denn?“, fragte ich es. Als es mich bemerkte blieb es stehen und funkelte mich wütend mit seinen smaragdgrünen Augen an. „Warum hast du mich mit diesem Stein beworfen? Spinnst du oder was. So etwas tut verdammt weh!“, meckerte es mich an. Nun wurde auch ich wütend. „Ach das tat weh? Selbst Schuld sag ich da nur! Du hast mir doch aufgelauert und wolltest mich angreifen.“, hielt ich ihm vor. „Das stimmt doch gar nicht, ich habe mich nur versteckt.“ „Hah klar wer’s glaubt du mini Eidechse.“ „Ich bin keine Eidechse ich bin ein Drache, kapiert?!“ „Logo und ein Drache versteckt sich auch vor einem Menschen. Alles klar, ich verstehe.“, lachte ich und versuchte gar nicht erst meinen Sarkasmus zu verbergen. „Ich hab mir versteckt klar?!!! Hör bloß auf dich über mich lustig zu machen!!!“, knurrte er mich wütend an. Plötzlich merkte ich dass etwas in meiner Jackentasche leuchtete. Ich griff hinein und holte den Stein heraus. Auch der kleine Drache starrte den Stein an. „Was ist denn jetzt los?“, fragte ich. „Wo hast du den Stein her, der leuchtet ja schön?“, fragte der Drache. „Eine alte Frau hat ihn mir gegeben, kurz bevor sie von den Rounin umgebracht wurde. Weißt du was das für ein Stein ist? Die Frau hat nur gesagt ich sollte gut auf ihn aufpassen aber was genau sie damit gemeint hat weiß ich nicht.“, erzählte ich und schaute den Stein immer noch an. Doch auf einmal wurde ich aus den Gedanken gerissen, da ich Schritte hörte. Schnell steckte ich den Stein wieder in meiner Tasche und sprang hinter einen Baum. Als der Drache immer noch wie angewurzelt da stand schnappte ich ihn mir und zerrte ihn ebenfalls hinter einen Baum. Als er sich über mein etwas grobes Verhalten beschweren wollte, gab ich ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er leise sein sollte. Wir verhielten uns muckmäuschenstill und warteten darauf, dass etwas geschehen würde. Die Sekunden verstrichen und ich dachte schon ich hätte mich getäuscht. Plötzlich erschien eine kleine Gruppe von Samurai auf der Bildfläche und ich ahnte sofort, dass es sich dabei um Rounin handelte. „Mist sie sind hier, haben sie das Leuchten des Steins gesehen?“, fragte ich mich und wagte gar nicht zu atmen. Der kleine Drache, den ich unbewusst an mich gedrückt hatte zappelte. Erst jetzt viel mir auf, dass ich ihn so sehr an mich drückte, dass er keine Luft mehr zu bekommen schien. Schnell lockerte ich meinen griff und sah ihn entschuldigend an.
 

„Hier war doch noch eben etwas.“, sagte einer von ihnen. „Ja sie muss noch hier in der Nähe sein. Wir teilen uns auf und suchen sie. Lasst sie bloß nicht entkommen wir brauchen den Drachenstein.“, beschloss ein anderer, der anscheinend ihr Anführer war. „Drachenstein?“, dachte ich. Die anderen vier Rounin teilten sich auf und verschwanden im Wald, der andere blieb. Vermutlich ahnte er, dass wir hier waren. Er zog sein Katana und untersuchte wachsam jeden Busch und jeden Baum. Wenn ich nichts unternahm, würde er uns finden und dann hätten wir ein Problem. Er kam immer näher und ich wünschte mir, dass ich zu Hause geblieben wäre, doch dass konnte ich jetzt nicht mehr ändern. „Hah da bist du ja kleines Mädchen!“, sagte er. Erschrocken drehte ich mich um. „Verdammt wie war der so schnell hinter mich getreten?“, dachte ich geschockt. Ich ließ den Drachen los und versuchte rückwärts zu gehen, stieß jedoch mit dem Rücken gegen den Baum. „Hier kommst du nicht weg Kleine. Los gib mir den Stein, ich weiß, dass du ihn hast. Wenn du ihn mir gibst werde ich dich und deinen kleinen Freund am Leben lassen doch wenn nicht dann werde ich dir die Kehle aufschlitzen!“, drohte er und unterstrich seine Drohung noch mit einer aufschlitzenden Bewegung seines Katanas. Ich erschauderte innerlich. Doch urplötzlich stellte sich der Drache vor mich. „Nein du wirst ihr nichts tun, verstanden?“ Belustigt musste der Rounin grinsen. „Ach du kleiner Wicht willst hier also den Helden spielen, wie niedlich. Ich fürchte allerdings, dass du dir etwas zu viel zumutest. Was will so ein kleiner Wurm wie du schon gegen mich unternehmen?“, lachte er. „Hey pass auf dich auf, der Typ ist gefährlich.“, warnte ich ihn. „Ich komm schon klar, hau du lieber ab.“ Der Rounin leckte sich mit der Zunge über die Lippen. „Das wird ein Spaß werden. Aus dir mache ich eine Ledertasche.“ Blitzschnell schlug er nach dem Drachen. Dieser sprang zur Seite und auch ich wich aus, um nicht in zwei Hälften geschnitten zu werden. „Los lauf!“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und rannte los. Ich hörte den Rounin rufen, dass ich stehen bleiben sollte, doch ich dachte nicht daran, denn schließlich war ich nicht selbstmordgefährdet, auch wenn es manchmal so aussah.
 

Als ich dachte weit genug weg zu sein blieb ich stehen. Ich sah wie eine Flamme gen Himmel schoss. Er würde schon zurecht kommen, dachte ich immerhin war er ein Drache und Drachen waren sehr mächtig. Plötzlich packte mich jemand von hinten und hielt mir eine Klinge an die Kehle. „Wo willst du denn hin? Hast du wirklich geglaubt du könntest uns entkommen?“, fragte einer der anderen Rounin. „Ja eigentlich schon.“, antwortete ich. Zusammen gingen wir dorthin zurück wo der Drache gegen den Anführer kämpfte. Ich erschrak als ich ihn verletzt am Boden lieben sah. Der Anführer hatte ihn besiegt. „Tja dein kleiner Freund hat dich leider nicht beschützen können und nun gib mir den Stein oder dir wird es genauso ergehen wie ihm.“, drohte der Rounin und kam auf mich zu. „Schon klar und du wirst mich auch nicht gehen lassen, selbst wenn ich dir den Stein überlassen würde. Stimmt doch oder? Immer hin weiß ich auch sicherer Quelle, dass solche verdammten Mistkerle wie du und deine Leute euch nie an eure Versprechen haltet. Ihr hab ja noch nicht mal vor den armen Dorfbewohnern halt gemacht, also warum solltet ihr dann mich verschonen?“ Wütend starrte er mich an und ich merkte wie der Rounin, in dessen Griff ich mich momentan befand, die Klinge fester an meine Kehle drückte. „Rede gefälligst nicht so respektlos mit unserem Anführer.“, zischte er wütend. „Ach und warum nicht? Ich sage nur so wie es ist, was kann ich denn dafür wenn ihr die Wahrheit nicht verkraften könnt?“, erwiderte ich frech.
 

Nun hatte ich es wirklich geschafft mich bei den Typen unbeliebt zu machen. „Na warte dir werde ich Benehmen beibringen du freche Göre!“, grollte er.

„Nein lass sie in Ruhe!“ Der Anführer der Rounin drehte sich erstaunt um und auch ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu können. Der kleine Drache war noch am Leben und fest entschlossen diesen Typen zu zeigen wo es lang ging. „Hast du immer noch nicht genug? Gut dann komm doch.“ Der Drache nickte. „Hey du, pass auf, dass sie nicht abhaut, ich werde mich mal eben um diesen Möchtegernhelden kümmern.“ „Pass auf dich auf!!!“, rief ich dem Drachen zu. Ich bewunderte ihn für seinen Mut. Obwohl er schon einmal am Boden lag, hatte er sich wieder aufgerappelt um weiter zu kämpfen. Er wollte mich retten, obwohl wir und noch nicht mal richtig kannten und ich ihm vorhin einen Stein gegen den Kopf geworfen hatte. „Danke kleiner Freund.“, dachte ich und plötzlich begann der Stein in meiner Jackentasche wieder zu leuchten nur diesmal noch viel stärker. Eine rote Aura umgab den kleinen Drachen und sie wurde immer stärker. Er begann zu wachsen und seine Gestalt zu verändern. Das Licht hüllte seinen ganzen Körper ein. Als das Licht wieder verschwunden war, war nichts mehr von dem kleinen Drachen zu sehen. Stattdessen stand nun ein gigantischer roter Drache mit gewaltigen Schwingen, messerscharfen schwarzen Klauen vor uns. Seine Schuppen waren so rot wie Feuer, und die Hörner auf seinem Kopf waren ebenfalls gewachsen. Sein Schwanz peitschte wütend durch die Luft und zerschmetterte im nächsten Moment einige Bäume hinter sich. Wütend brüllend spie er eine riesige Flamme in Richtung Himmel. Die Rounin bekamen es langsam mit der Angst du zu tun. Der, der mich gefangen hielt ließ sein Schwert sinken und wankte einige Meter zurück genauso wie sein Anführer. Der Drache fixierte sie mit seinen grünen Augen und auch ich bekam langsam Angst. War dieser Drache etwa derselbe wie vorhin? Wenn ja, wie konnte er sich so schnell verändern? Lag es vielleicht an diesem Stein? Ich holte ihn aus meiner Tasche hervor und stellte fest, dass er immer noch hell leuchtete.
 

Der rote Drache stampfte auf den Anführer der Rounin zu und schlug ihn mit seiner rechten Pranke zur Seite. Der andere floh so schnell er konnte. Nun war nur noch ich übrig. Ich starrte den Drachen an und wusste nicht was ich tun sollte. „Bist, bist du das Kleiner?“, stammelte ich. „Ja ich bin es.“, durchbrach er mit seiner erhabenen Stimme die an ein Donnergrollen erinnerte die Stille. „Aber was ist passiert, dass du so groß geworden bist?“ „Der Stein in deiner Hand hat mir dir Kraft gegeben dich zu beschützen. Durch ihn bin ich so geworden.“ „Verstehe aber kannst du dich bitte wieder zurückverwandeln, wenn das geht, du machst mir irgendwie Angst. Ich meine du bist so groß und…“ Der Drache sah mich mit traurigen Augen an. „Tut mir leid, ich wollte dir keine Angst machen.“ „Schon gut es ist nur so komisch. Ich habe noch nie in meinem Leben einem echten Drachen gegenübergestanden.“
 

Der Drache verwandelte sich wieder zurück und ich dankte ihm für seine Hilfe. „Danke Kleiner du hast mir das Leben gerettet.“ „Schon gut und nenn mich Drakos oder Drake wenn du möchtest.“ „Okay Drake ich heiße Rika. Das war echt spitzenklasse wie du diese Typen fertig gemacht hast. Ich bin stolz auf dich.“, lobte ich ihn weiter und ich merkte wie er leicht rot wurde.



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