Herbstgefühle von yuyakinna (ShikaTema) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Das schrille Klingeln des Weckers riss mich aus einem unruhigen Schlaf. Ich brauchte einen Augenblick um Traum und Wirklichkeit auseinander halten zu können. Seufzend rollte ich mich auf den Rücken und rieb mir die Augen. Nach einer Weile schaffte ich es ins Badezimmer zu schlurfen und meinen schmerzenden Kopf unter kühles Wasser zu halten. Dadurch wurde ich ein wenig wacher und etwa eine halbe Stunde später traf ich mich mit Tatsuko im Foyer des Hotels. Ich schlürfte eine Tasse kochendheißen Kaffees, das restliche Frühstück hatte ich ausfallengelassen. Tatsuko bedachte mich mit einem herablassenden Blick; kein Wunder bei den riesigen, dunklen Ringen, die, trotz des Make-Ups, meine Augen zierten. Ich musste aussehen wie ein Zombie. „Guten Morgen! Gut geschlafen?“, fragte er spöttisch, als wir nach Draußen traten. Blödmann! Nur wegen ihm musste ich so früh aufstehen! Wegen ihm war ich überhaupt hier! Betont freundlich strahlte ich ihn an und antwortete: „Natürlich Tatsuko-sama! Und Sie?“ Er nuschelte eine unverständliche Antwort und eilte mir voraus. Als ich seinen geraden Rücken vor mir sah und die arrogante Körperhaltung, konnte ich mich nicht beherrschen und streckte ihm die Zunge heraus. Die Sitzungen waren unerträglich. Den ganzen Morgen kämpfte ich gegen den Drang an meinen Kopf einfach auf den Tisch vor mir zu legen und zu schlafen. Nur das Versprechen, das ich Gaara gegeben hatte, hielt mich davon ab. Die Mittagspause nutzte ich zum Dösen auf einer der Bänke, die auf der Brücke zum Hauptgebäude standen. Der Wind war zwar unerträglich kalt, doch es regnete nicht mehr und ab und zu entdeckte ich einen Fetzen blauen Himmel zwischen den Wolken, was ich als enorme Steigerung für das Wetter in Konoha verbuchte. Der Wind sang in meinen Ohren und ich erinnerte mich an den gestrigen Abend. Ein Paar rehbrauner Augen, die mich ernst, aber nicht ablehnend beobachteten. Eine Gänsehaut überzog meine Arme und ich setzte mich fröstelnd auf. In Suna war es mit Sicherheit wärmer. Gedankenverloren starrte ich vor mich hin und schreckte erst auf, als die ersten Abgeordneten zurück in den Ratssaal unterwegs waren. Unwillig begab ich mich ebenfalls wieder in den stickigen Raum und verbot mir selbst über Tagträumen meine Pflicht zu vergessen. Ich verbrachte die nächsten beiden Tage bis weit nach Mitternacht eingepfercht mit den anderen Ratsmitgliedern. Mein Kopf schmerzte unablässig und ich schlief schlecht, weil ich mir, völlig unbegründete, Sorgen um die bevorstehenden Sitzungen zu machen begann. Zu meinem Leidwesen wurde das Wetter immer besser. Die Sonne schien, der Sturm war verschwunden und das Thermometer kletterte in zweistellige Bereiche. Erleichtert nahm ich am siebten Tag nach Kongressbeginn zur Kenntnis, dass die folgenden drei Tage sitzungsfrei waren. Ich schlief lange und tat alles mit einer mir angemessen erscheinenden Langsamkeit. Am Nachmittag entschloss ich mich dazu eine Nachricht an meine Brüder zu schreiben und ihnen vom bisherigen Verlauf des Kongresses und Tatsukos herablassendem Benehmen mir gegenüber zu berichten. Auf dem Weg zum Postamt begegnete ich Hinata, die sich erkundigte, ob ich am folgenden Tag zum Herbstfest ginge. Verdammt! Das Herbstfest hatte ich vollkommen vergessen! Ich erinnerte mich, dass Shikamaru versprochen hatte mich abzuholen. Wo war ich in den letzten Tagen nur mit meinen Gedanken gewesen? Als ich wieder in meinem Hotelzimmer angekommen war hatte ich den Entschluss gefasst nicht hinzugehen. Natürlich hatte ich mich über die Einladung gefreut, noch mehr über Shikamarus Angebot, doch irgendetwas hielt mich zurück. Du musst daran denken warum die wirklich hier bist! Du hast es versprochen! Ich wiederholte diese Sätze so lange bis ich daran glauben konnte auch wenn ich genau wusste, dass das nicht stimmte. Ich hatte Angst vor mir selbst, Angst vor meinen Gefühlen, die ich mir nicht erklären konnte und die mich verwirrten. Ich konnte es mir nicht eingestehen. Am Abend fühlte ich mich alleingelassen. Unruhig wanderte ich durchs Zimmer; versuchte mich auf ein Buch zu konzentrieren, doch ich schaffte es nicht. Schließlich beschwor ich mit der Kuchiyose-no-Jutsu mein Kama-Itachi. Mit einem leisen Knall erschien er und sah mich erwartungsvoll an. „Was ist los, Temari? Es riecht nirgends nach Kampf“, seine Stimme war warm und ich fühlte mich gleich besser. „Es ist nichts. Ich hab mich einsam gefühlt“, ich lächelte leicht. Kama, der mich um Haupteslänge überragte, lies sich auf seine vier Pfoten fallen. Ich glaubte ein Schmunzeln in seinem Gesicht zu erkennen. „Schon okay. Ich leiste dir gerne Gesellschaft.“ Wenig später war ich an das weiche Fell des Wiesels gekuschelt eingeschlafen. Ich erwachte als mir die Sonne durch das Fenster ins Gesicht schien. Um mich herum war das warme Fell des Riesenwiesels. Schlaftrunken setzte ich mich auf. Kama regte sich ebenfalls, aber nur um sich murmelnd auf die andere Seite zu drehen. Er war daran gewöhnt mein Bett zu teilen und machte mir keine Vorwürfe wenn ich ihn auch außerhalb eines Kampfes beschwor. Es erschien vielleicht seltsam einen so mächtigen Geist wie ein Haustier zu behandeln doch so lange Kama es akzeptierte hatte ich ihn gerne in meiner Nähe. Ich gähnte und reckte meine Arme zur Decke. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich den Vormittag verschlafen hatte. In aller Ruhe zog ich meine Kleider an und begab mich, nach einer kurzen Katzenwäsche, nach unten um etwas zu essen. Ich trödelte absichtlich herum und lies mir Zeit. Zu entspannen war mein einziger Vorsatz für die wenigen freien Tage, die mir in Konoha-gakure blieben. Nach dem Mittagessen machte ich einen Spaziergang bei dem ich darauf achtete die belebten Straßen zu meiden. In einem kleinen Park raschelten meine Füße durch buntes Laub und ich genoss die Sonnenstrahlen, die durch die kahlen Äste der Bäume fielen. Schließlich setzte ich mich auf eine Bank und vergrub meine Hände tief in den Jackentaschen nachdem ich den Schal bis zur Nase hochgezogen hatte. Es war doch empfindlich kalt. Blätter tanzten von den Bäumen und gesellten sich zu ihresgleichen. Die Sonne färbte den Himmel rot und es wurde dunkler. Ich machte mich auf den Rückweg. In den Straßen begegneten mir die ersten festlich gekleideten Menschen auf dem Weg zum Herbstfest. Die kleinen Mädchen trugen Yukata in den Farben des Herbstes und die Erwachsenen hatten ihre Arbeitskleidung abgelegt und kleideten sich ebenfalls vorwiegend in Rot, Gelb, Orange, Braun und Schwarz. Von meinem Hotelzimmerfenster sah es aus als wären die toten Blätter zu neuem Leben erwacht und wanderten ohne das Zutun des Windes umher. Kama war verschwunden und so war ich wieder allein während ich mich duschte, meine Haare trocknete und frische Kleider aus meinem Gepäck heraussuchte. Erst als ich vor dem mannshohen Spiegel stand und mich in dem braunen Rock, dem roten Pulli und den schwarzen Stiefeln musterte wurde mir bewusst was ich eigentlich tat. Warum hatte ich mich selbst nicht mehr unter Kontrolle? Wütend auf mich selbst ließ ich mich rücklings auf das Bett fallen und presste meine Handballen so fest auf die Augen, dass helle Lichtblitze hinter meinen Lidern umherzuckten. Verdammt! Verdammt! So verharrte ich eine Zeitlang und horchte auf meine widersprüchlichen Gedanken und Gefühle. Schließlich trat ich ans Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit. Die Straßenlaternen erleuchteten mit ihrem künstlich orangen Licht den Bereich vor dem Hotel, den ich jedoch nicht einsehen konnte, weil mein Zimmer sich zu weit oben befand. Ob er schon wartete? Ich warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel und zog in Gedanken meine dunkle Jacke und einen hellen Schal an. Die Uhr zeigte halb neun. Es wurde Zeit. Ein warmes Kribbeln stieg in meinem Bauch auf, als ich daran dachte, dass Shikamaru nur auf mich wartete. Wenn er noch wartete… Hektisch suchte ich meine restlichen Kleidungsstücke zusammen und schminkte mich. Dann stürmte ich nach unten in die Hotelhalle, wobei ich beinahe einen Pagen zu Boden riss. Ohne mein Tempo zu verringern hielt ich auf die Glastür zu und kam in der Kühle der Nacht zum Stehen. Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen und sah mich um. Er ist bestimmt schon wieder weg! Da entdeckte ich ihn auf der anderen Straßenseite an die Wand eines Hauses gelehnt. Mein Puls beschleunigte sich und mir wurde unerträglich warm, als mir bewusst wurde, dass er gesehen haben musste wie ich aus dem Hotel stürzte. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Er hob eine Hand und winkte mir zu. Dann kam er über die Straße zu mir herüber. Seine Hände hatte er wie immer in den Hosentaschen vergraben. Ich konnte mich nicht rühren, weil ich befürchtete mich noch mehr zu blamieren. Als er vor mir stand lächelte er und schien einen Augenblick nach Worten zu suchen. Seine Wangen waren leicht gerötet, was ich auf die Kälte schob. Wahrscheinlich hatte ich ihn schon ewig warten gelassen. „Du siehst hübsch aus“, zögernd suchte er meinen Blick. Ich spürte wie meine Wangen noch mehr zu glühen begannen, wich seinem Blick aus und murmelte ein leises Danke. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Verstohlen musterte ich ihn aus den Augenwinkeln. Er trug schwarze Kleidung, die für mich ungewohnt war, weil ich ihn bisher nur in seiner Ninja-Ausrüstung gesehen hatte. Ich gestand mir ein, dass er gut aussah und vergrub gleichzeitig mein Gesicht bis zur Nase im Schal, damit er meine Gedanken nicht erraten konnte. Lautlos beschimpfte ich mich selbst, weil ich mich wie ein kleines Mädchen verhielt und nicht wie eine Neunzehnjährige. Nach einer Weile begann ich seine Gegenwart zu genießen auch wenn ich weiterhin schwieg. Der Trubel und die Menschen um uns herum nahm immer mehr zu je näher wir dem Festgelände kamen, das etwas außerhalb Konoha-gakures lag. Der Weg war mit bunten Fahnen geschmückt, überall duftete es nach Essen. „Was feiert ihr eigentlich?“, erkundigte ich mich bei Shikamaru. Meine Unruhe hatte sich gelegt und mein Gesicht endlich wieder eine normale Farbe angenommen. „Wir bedanken uns für das vergangene Jahr, die guten Ernten, gelungene Aufträge, den Frieden“, antwortete er bereitwillig. „In Suna gibt es das nicht“, stellte ich fest und betrachtete die Stände am Wegesrand. Das Gedränge wurde immer dichter und die Stände immer zahlreicher. Irgendwo lief laute Musik. Shikamaru berührte mich leicht an der Schulter. „Lass uns etwas Warmes trinken“, er ergriff meine Hand als ich nickte und zog mich zu einem Stand mit Stehtischen hinüber, an dem er zwei Becher Tee besorgte. „Danke“, verlegen lächelte ich ihn an, während ich meine Hände an der heißen Tasse wärmte. Er erwiderte meinen Blick und sagte: „Ich hoffe Tee ist in Ordnung. Die ältere Chu-Nin und die Jo-Nin schwören alle auf Sake, wenn dir kalt ist. Eigentlich schwören sie auf Sake in allen Lebenslagen.“ Ich lachte und antwortete, froh, dass wir uns nicht weiter anschwiegen. „Sake ist ein Getränk für die Alten. Ein Tee ist schon in Ordnung.“ In seinen braunen Augen blitzte es belustigt. Wir schwiegen, während wir an unserem Tee nippten, und erwiderten den Blick des Anderen. Wir wollten gerade weitergehen und Shikamaru hatte schon nach meiner Hand gegriffen um mich im Gedränge nicht zu verlieren, als ihn plötzlich jemand von hinten umarmte. „Hier seid ihr! Wir haben euch schon vermisst“, Ino machte keine Anstalten Shikamaru wieder loszulassen und so ließ er meine Hand los. Enttäuschung machte sich in mir breit und als er sich jetzt Ino zuwandte, die ihn sofort losließ nachdem er mich nicht mehr berührte, spürte ich einen feinen Stich in meiner Brust. „Es ist alles in Ordnung Ino. Wir hätten euch gleich gesucht“, Shikamaru wandte mir den Rücken zu und in mir flammten wieder alle Aspekte auf, die mich dazu bewegt hatten eigentlich zu Hause bleiben zu wollen. Ino ergriff Shikamarus Hand und zog ihn hinter sich her, hinein in das Gedränge. Ich blieb zurück und sah den Beiden traurig hinterher. Warum tat er mir das an? Ich konnte nicht mehr klar denken und die Hand, die er noch bis vor wenigen Sekunden gehalten hatte, fühlte sich leer an. Um mich herum schoben sich die Menschen, stießen mich an, lachten und waren glücklich. Meine Augen begannen zu brennen. Trotzig wischte ich mir über die Augen. Weshalb war er erst so nett zu mir und ließ mich dann doch stehen? Und wieso füllten sich meine Augen schon wieder mit Tränen? Ich wandte mich ab und lief; einfach nur weg, weg von anderen Menschen, weg… so weit wie möglich! Ich rempelte Leute an, mein Blick war mit Tränen verschleiert, vereinzelt wurden empörte Rufe laut. Einmal glaubte ich meinen Namen zu hören. „Temari? Wo willst du hin? Ist dir nicht gut?“ Waren das nicht Sakura und Hinata? Schließlich hatte ich die meisten Menschen hinter mir zurückgelassen. Ich verlangsamte mein Tempo und wischte mit dem Ärmel der Jacke über mein tränennasses Gesicht. Ich hätte es wissen müssen. Warum legte ich es darauf an verletzt zu werden? Ich hockte mich auf eine einsame Bank; die Arme um meine angewinkelten Beine geschlungen. Keine Menschenseele war in meiner Nähe. Traurig starrte ich in die Dunkelheit. Es war ein Fehler hierher zu kommen. Schon nach unsren ersten Zusammentreffen hätte ich… Erneut liefen Tränen über meine Wangen und meine Nase begann zu laufen. Wahrscheinlich war meine Schminke total verschmiert. Fröstelnd zog ich die Jacke enger um meinen Körper. Wie sollte ich nur die restlichen Tage bis zur Abreise nach Suna überstehen? Hoffentlich bekam Tatsuko keinen Wind von der Sache. Ich schniefte leise und versuchte meine Fassung wiederzuerlangen. Den Kopf weit in den Nacken gelegt atmete ich tief durch. Trotzdem wich die Beklemmung in meiner Brust nicht. Seine Hand hatte sich so gut angefühlt, so warm. Plötzlich hörte ich eine leise, unsichere Stimme: „Temari? Bist du hier irgendwo? Temari? Wir machen uns alle Sorgen!“ Ich schluckte und fuhr mir ein letztes Mal mit der Hand über die Augen bevor ich antwortete. „Ich bin hier. Es ist alles in Ordnung.“ Zu meiner Erleichterung klang meine Stimme nicht zittrig. Schnell setzte ich meine Füße auf den Boden, als die Schritte näher kamen und ich schließlich Hinata erkannte. Ihr Gesicht war weiß und die Hände hielt sie schützend vor die Brust gepresst. Als sie mich erkannte lächelte sie schüchtern und blieb zwei Schritte von mir entfernt stehen. „Stimmt etwas nicht?“, schaffte ich ruhig zu sagen. Hinatas Augen weiteten sich für einen Augenblick. „Du warst auf einmal verschwunden, hat Shikamaru gesagt, und du sahst nicht gut aus, als du an mir und Sakura vorbeigelaufen bist.“ ICH war also plötzlich verschwunden? Meine Fingernägel gruben sich in meine Hand. „Wir haben uns Sorgen gemacht und suchen dich.“ In Hinatas Gesicht konnte ich deutlich ablesen, dass sie hoffte ich würde einfach aufstehen und mit ihr zu den anderen zurückgehen. „Es ist alles in Ordnung. Mir war nur für einen Moment schlecht; muss an dem Tee gelegen haben. Danke, für die Einladung, aber ich glaube ich gehe lieber wieder ins Hotel.“ Hinata nickte vorsichtig. „Bist du sicher, dass du okay bist? Soll ich mitkommen?“, fragte sie. Energisch schüttelte ich den Kopf. Das war das Letzte was ich jetzt gebrauchen konnte! „Na dann, bis demnächst“, Hinata musterte mich noch einen Moment, wandte sich dann ab und verschwand in der Dunkelheit. Ein Gefühl von Bitterkeit stieg in mir auf, als ich mir ausmalte, wie Ino den ganzen restlichen Abend Shikamarus Hand hielt, in seine braunen Augen blicken durfte und ihn küsste. Ich starrte in den Himmel. Kein einziger Stern war zu sehen. Eine heftige Böe rüttelte an den Bäumen und zahlreiche Blätter fielen um mich herum zu Boden. Der Herbst war eine schrecklich trostlose Jahreszeit. „So, der Tee war also schlecht?“, mein Herz schlug plötzlich hart gegen meine Rippen. Warum musste er jetzt hier auftauchen? Ich kämpfte die aufsteigenden Tränen nieder und antwortete trotzig: „Mir wurde plötzlich schlecht. Ich weiß auch nicht warum.“ Seine hoch gewachsene Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit als er näher trat, die Hände mal wieder in den Hosentaschen. Ich erwiderte seinen Blick herausfordernd und versuchte mich nicht in seinen Augen zu verlieren. „Du hättest bescheid sagen können. Dann hätte ich…“ „Hab ich aber nicht!“ Lass ihn bloß nicht zu Wort kommen! Bleib hart! Lass dich nicht schon wieder verletzen! Sein Blick flackerte, er sah zu Boden. Seine Stimme wurde kalt und er schien genervt. „Schön. Wenn das so ist!“ Ich wandte den Blick ab. Bloß nicht die Fassung verlieren! „Ja. Genau.“ „Ich weiß nicht warum ich dich heute Abend dabei haben wollte.“ „Und ich weiß nicht warum ich überhaupt zugesagt habe!“ Wir standen uns gegenüber. Zornig starrte ich ihn an, spürte den Schmerz den er mir zugefügt hatte. „Also war alles gelogen?“ „Das könnte ich dich auch fragen!“ Ich durfte nicht weinen. Nicht vor ihm! Mühsam kämpfte ich dagegen an. „Ich dachte du wärst anders.“ War er enttäuscht? Wohl eher genervt, dass er seine Zeit verschwendet hatte! „Das dachte ich auch.“ Er schnaubte verächtlich und wandte sich zum Gehen. Nein! Bitte nicht! Ich konnte meine Tränen nicht mehr unterdrücken und schluchzte leise. Wütend wischte ich die Tränen ab und starrte ihm hinterher. Verdammt! „Bitte geh nicht! Ich habe mich so gefreut als du mich eingeladen hast“, ich hielt ihn von hinten fest umschlungen, das Gesicht gegen seinen Rücken gepresst. „Ich habe nicht gelogen“, schluchzend krallte ich meine Hand in sein Hemd. Er schwieg und bewegte sich nicht. Meine Tränen durchnässten sein Hemd, während wir so dastanden. „Wirklich?“, vorsichtig strich er über meine Hände. Seine Berührung war warm. „Geh nicht weg“, ich schniefte leise und versuchte mich zu beruhigen. Seine Hand hielt inne. „Wohin sollte ich denn gehen?“ „Zu Ino. Ich dachte…“ Er lachte leise und streichelte meine Hand wieder. Was war daran lustig? „Ihr Frauen seid doch alle gleich verrückt.“ Was? Ich ließ ihn abrupt los. Überrascht drehte er sich um und sah in meine verheultes Gesicht. „Wenn du nichts sagst! Ich dachte du magst sie und wolltest zu mir nur nett sein! Wie kannst du darüber lachen? Ihr Männer habt sie doch nicht mehr alle!“ Er zog eine Augenbraue hoch und schien einen Moment genervt. „Willst du mich wieder anschreien?“ Wenn er so weiter machte, ja! „Es geht hier nicht darum, ob ich dich anschreie! Es geht ums…“ Plötzlich beugte er sich näher zu mir herüber und nahm mein Gesicht in seine Hände. Kurz bevor seine Lippen meine berührten sagte er: „Ums Prinzip, ich weiß. Na und?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)