Close the Door von -Ray- ================================================================================ Kapitel 19: Kapitel 19 ---------------------- Close the Door Kapitel 19: Ich lag im Bett, das Gesicht Richtung Fenster gewandt, die Decke bis zur Nasenspitze nach oben gezogen. Ich lag auf der Seite, die Beine eng an meinen Körper gezogen, die Hände unter dem Kopfkissen verschränkt. Als es klopfte reagierte ich nicht. Durch das Fenster konnte ich Setos Silhouette erkennen, als er den Kopf durch die Tür steckte und zum Bett sah. „Joseph?“, fragte er flüsternd. Ich stellte mich schlafend. Jetzt war es zu spät. Zwei Stunden hatte ich auf ihn gewartet, nun hatte ich kein Interesse mehr an einem klärenden Gespräch. Ich wollte nur noch schlafen. Auch wenn ich sicher nicht einschlafen konnte… Er flüsterte erneut meinen Namen, gab dann allerdings auf. Nach wenigen Sekunden schloss er die Tür leise hinter sich und seine Schritte verklangen auf dem Gang. Ich seufzte leise. Trotz der dicken Decke war mir immer noch kalt. Ich zog sie fester um meinen Körper, schloss die Augen und versuchte endlich zur Ruhe zu kommen. Am nächsten Tag war es Roland, der mich aus dem Bett jagte. „Joseph, jetzt reicht es! Ich sehe mir den Kindergarten nicht länger an. Steh endlich auf und komm zum Frühstück!“, brummte er gallig. Genervt zog er mir meine Decke weg und schmiss sie achtlos auf den Boden. Ich rieb mir die noch müden Augen, fröstelte bei der frischen Luft, die durch das von Roland geöffnete Fenster herein kam und setzte mich schließlich auf. „Was heißt hier Kindergarten?“, murmelte ich leise und stand auf. „Das erkläre ich dir gerne! Seto lag mir jetzt vier Tage damit in den Ohren, wie es dir geht, ob du genug isst, ob du dich gut erholt hast, ob du dich wohl fühlst…jeden Tag die gleichen Fragen und jeden Tag antworte ich ihm das selbe: „Geh zu ihm und frag ihn gefälligst selbst!“, doch stattdessen nervt er mich mit diesem „Ich bin der Boss und du tust was ich sage!“ Getue. Dabei weiß er genauso gut wie ich, dass das bei mir auf Taube Ohren stößt. Und du? Du fragst jeden Tag, was macht Seto? Ist er wieder Arbeiten? Hat er wieder viel zu tun? Wann kommt er nach Hause? Statt dass du ihn einfach anrufst, kommst du damit zu mir. DAS ist Kindergarten, Joseph.“, erklärte er ausführlich und mit einem belustigten Unterton in der Stimme. Verdutzt sah ich ihn an. Das T-Shirt in meinen Händen, das ich eigentlich gerade hatte anziehen wollen, war vergessen. Einen Moment lang versuchte ich mich in Rolands Situation hineinzudenken und musste dann leise Lachen. Er hatte Recht. Für ihn war das wirklich Kindergarten. Ich hatte bisher nicht darüber nachgedacht, ob Seto Roland wohl ebenfalls Fragen über mich stellen würde. Bisher war ich ja der Meinung gewesen, er hätte mich schlichtweg vergessen. Doch ich wusste dass Roland die Wahrheit sagte. Er hatte mir versprochen immer ehrlich zu sein, auch wenn die Antwort mir eventuell nicht gefiel. Roland sah zufrieden zu seinem dritten Schützling im Bunde. Das leise Lachen gefiel ihm sehr. Es war das erste Mal dass er ihn lachen hörte. Natürlich ein Lächeln hier, ein aufgesetztes Grinsen da…doch ein richtiges Lachen…das hörte er bewusst zum ersten Mal. Roland ging lächelnd auf Joseph zu und streckte die Arme aus. „Komm mal her.“, bat er leise. Joseph wirkte etwas überrumpelt, schüttelte dieses Gefühl jedoch schnell ab und ließ sich von ihm in eine warme Umarmung ziehen. „Das Lachen steht dir. Das solltest du öfters zeigen.“, sagte er leise und gab den jungen Mann wieder frei. Unsicher setzte ich ein Lächeln auf und nickte leicht. Das war das erste Mal, dass jemand mich auf mein Lachen ansprach. Schließlich seufzte Roland und verschränkte die Arme vor der Brust. „Also wie sieht es aus, Joseph? Erlöst du mich von meinem Leid als euer Kindermädchen zu fungieren, oder lässt du mich weiterhin den Übermittler spielen?“ fragte er theatralisch. Ich lachte erneut, schüttelte mit dem Kopf und machte eine huldvolle Geste in seine Richtung. „Ich entlasse euch aus ihren Diensten, der Herr.“, witzelte ich grinsend, griff dann nach meiner Kleidung und steuerte das Bad an. Roland lachte ebenfalls. „Dann sehen wir uns gleich beim Essen!“ Ich wedelte als Bestätigung mit meinem T-Shirt und verschwand hinter der Tür. Roland verließ mein Zimmer, während ich mich kurz unter die Dusche stellte und dann die Zähne putzte. Ich zog mir meine Jeans, eins von Setos T-Shirts und meinen braunen Zipper an, ging dann zur Tür und trat aus dem Raum. Langsamer als nötig machte ich mich auf den Weg zum Speisesaal und dachte über Rolands Worte nach. Mehr und mehr spürte ich, dass ich Seto Kaiba weniger kannte, als ich dachte. Mir war nicht bewusst gewesen, dass er so besorgt um mich war… Die Idee dass er eine Freundin hatte, von der ich bisher nichts gewusst hatte, erschien mir jetzt im Nachhinein wirklich absurd. Ich hatte das Gefühl eine Entschuldigung für mein Verhalten des gestrigen Abends wäre angebracht. Ob ich die Gelegenheit dazu haben würde, mit ihm darüber noch mal zu sprechen? Auch das unterbrochene Gespräch von Gestern sollten wir wohl zu ende führen. Wollte ich das überhaupt? Eigentlich ja. Obwohl…eigentlich nein… Die Angst vor einer Enttäuschung war groß. Gestern war ich noch so mutig gewesen. War ich auch ein Feigling? Wie Seto es gestern von sich behauptet hatte? Ja wahrscheinlich schon. Zumindest in diesem Fall… Wer gab auch schon gerne zu, dass er sich in den reichsten Mann der Stadt verliebt hatte… Und dass auch noch als Junge. Ich schluckte und verdrängte meine Gedanken so gut es ging. Ich stand direkt vor der Tür zum Speisesaal, das letzte was ich jetzt wollte war mich in einer depressiven Episode zu verlieren. Ich nahm all meinen Mut zusammen und betrat den Raum. Es waren alle anwesend und Delia trug gerade auf. Kurz ließ ich meinen Blick über die Runde schweifen. Seto saß wie immer am Tischende, neben ihm sein Bruder auf der anderen Seite saß…wie hieß diese Frau gleich? Ach ja…Maya. Was wollte die schon wieder hier? Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. War ich eifersüchtig? Ja…schließlich hatte diese fremde und unheimlich schöne Frau in den letzten Tagen mehr Zeit mit Seto Kaiba verbracht. Wie nannte man das so schön? Blut ist dicker als Wasser? War es das wirklich? Nein…Seto hatte gesagt, sie sei einfach aufgetaucht, sowohl im Büro als auch hier zu Hause. Was sollte er tun, als sie gastfreundlich aufzunehmen? Es wäre unverschämt sie einfach rauszuschmeißen. Genauso unverschämt wie unangemeldet zu Besuch zu erscheinen. Doch das konnte ich ihr kaum vorwerfen. Ich hatte mich Seto auch aufgedrängt, nachdem ich nach einer Auseinandersetzung mit meinem Erzeuger einfach abgehauen war…mitten in der Nacht… Ich schluckte. Es war mir unangenehm an den Abend zurück zu denken. Dieser Abend vor drei Wochen hatte alles verändert… Neben dieser Cousine dritten Grades war ein Platz frei. Daneben saß Roland, ihm Gegenüber seine Ehefrau und neben ihr ein vielleicht zwölf jähriger Junge, der seiner Mutter erstaunlich ähnlich sah. Roland hatte eine sehr hübsche Frau. Sie war vielleicht Mitte dreißig, hatte langes, schwarzes Haar und trug eine unauffällige Brille. Delia brachte das letzte Tablett, bestückt mit verschiedenem Obst, Marmeladensorten und Wurstaufschnitten. Sie stellte es in die Mitte des Tisches, verbeugte sich artig und verließ den Raum. Ich setzte mich in Bewegung, steuerte unwillig den leeren Platz neben der fremden Frau an, der extra für mich freigehalten wurde. Roland nickte mir lächelnd zu, als ich mich neben ihn setzte. Ich erwiderte das Lächeln leicht. „Guten Morgen.“, warf ich höflich in die Runde und rückte mit dem Stuhl etwas näher zum Tisch. „Seto-chan, willst du uns nicht miteinander bekannt machen?“, fragte Maya entzückt und sah mich mit einem abwertenden Lächeln an. Der Angesprochene faltete die Zeitung, die er in den Händen hielt bedächtig zusammen und legte sie beiseite. Dann sah er sie entnervt an. „Würdest du das bitte lassen?“, bat er nicht gerade begeistert und spielte damit den unangebrachten Kosenamen an. Innerlich grinste ich boshaft, nach außen hin tat ich so, als spüre ich die Blicke der Anwesenden nicht. Maya kicherte und winkte ab. „Reg dich nicht so auf, Honey. Du weißt ich will dich nur ärgern.“ „Ja, das ist nicht zu überhören.“, er deutete auf mich, „Maya, das ist Joseph Jay Wheeler. Joseph, das ist Maya Kaiba, meine Cousine.“ „Dritten Grades!“, fügte Maya überflüssiger weise hinzu und hob zur Verdeutlichung drei Finger in die Höhe. Mokuba, der mir schräg gegenüber saß verdrehte genervt die Augen. Gerne hätte ich in diesem Moment laut losgelacht. Von allen Seiten spürte ich eine Abneigung gegenüber dieser Frau. Es belustigte mich, dass sie hier scheinbar jedem auf die Nerven ging. Stattdessen nickte ich ihr kurz anteilnahmslos zu und griff dann nach einer der getoasteten Sandwichscheiben, die Mokuba mir gerade einladend entgegen hielt. „Vielen Dank, Mokuba.“ Er lächelte, stellte den Brotkorb wieder zurück an seinen Platz und zog sich dann das Nutellaglas näher zu sich heran. „Moki nicht so viel Süßkram.“, tadelte ihn sein Bruder halbherzig. „Ich weiß, Seto. Ich esse nur eins.“ Er nickte und wandte sich wieder zu mir. „Roland kennst du ja und ihm gegenüber sitzen seine Frau, Makoto und ihr Sohn, Ben.“ Ich lächelte zurückhaltend in ihre Richtung und gab ein leises: „Freut mich“ von mir. Die beiden erwiderten mein Lächeln und nickten. Ich fühlte mich wahrlich unwohl in diesem Moment. So viele neue Gesichter und Namen hatte ich nicht erwartet. Und dann saß ich auch noch neben dieser Furie. Diese musterte mich neugierig und wandte sich dann wieder an Seto. „Also Honey. Wer ist das?“, fragte sie ihn sehr direkt. Die Anrede „Honey“ klang in meinen Ohren so unpassend für Seto, dass mir fast schlecht wurde. Roland reichte mir die Butter, ich bedankte mich artig und schmierte mir etwas auf meinen Toast. Dann stellte ich sie in die Mitte des Tisches und nahm mir von der Wurstplatte eine Scheibe Salami. An Süßkram war im Moment nicht zu denken. Dafür rumorte mein Magen heute Morgen viel zu sehr. „Davon abgesehen dass dich das nichts angeht, könntest du es bitte unterlassen mich dauernd „Honey“ zu nennen. Ich bin weder klebrig noch süß!“, erwiderte Seto auf ihre Frage und führte seine Kaffeetasse zum Mund um einen Schluck zu trinken. Sie lachte und überging seinen Kommentar einfach. „Wo hast du ihn aufgegabelt?“, fragte sie und zeigte kichernd auf die Verletzungen in meinem Gesicht. „In der Gosse?“ Ich zuckte leicht zusammen. Musste ich mir das wirklich gefallen lassen? Wahrscheinlich, immerhin war sie von weit aus höherem Stand wie ich. Schließlich war sie eine Kaiba und kein heruntergekommener, mittelloser Penner aus der Gosse wie ich. Ich biss also die Zähne zusammen, ließ mir nichts von meinem Ärger anmerken und tat so als hätte ich sie nicht gehört. „Maya, bitte lass das. Joseph ist mein Gast und du hast kein Recht ihn zu beleidigen.“ „Ich habe ihn nicht beleidigt, sondern lediglich eine Frage gestellt.“, murmelte sie trotzig und sah mich erneut abschätzend an. „Also, Jay-Jay. Wo wohnst du?“, fragte sie und wirkte ehrlich neugierig. Kurz hob ich den Kopf und sah Seto an. Er bemerkte meinen Blick und nickte leicht. „Hier.“, erwiderte ich also gelangweilt und widmete mich wieder meinem Frühstück. „Hier??“, fragte sie erstaunt und kicherte erneut. „Du hast dir einen Welpen angeschafft, Seto-chan? Ich bin entzückt!“ Sie klatschte in die Hände und legte mir dann die Hand auf die Schulter. „Ich frage mich mit wem du dich geprügelt hast. Hast du wenigstens gewonnen, Jay-Jay?“ Ich erstarrte, als ich ihre Hand auf der Schulter verspürte. Langsam wandte ich mich zu ihr um, griff mit der Linken nach ihrer Hand und schob sie unmissverständlich von meiner Schulter. „Ich wüsste nicht, was Sie das Angehen sollte. Und ich wäre ihnen sehr verbunden wenn Sie es unterlassen würden mich „Jay-Jay“ zu nennen.“, sagte ich kalt. Erstaunt sah sie mich an, registrierte meine Reaktion und brach dann in lautes Gelächter aus. „Du traust dich ja was. Mir hier Vorschriften machen zu wollen! Pass lieber auf was du sagst, sonst bist du schneller wieder in der Gosse als du glaubst. Wo ist überhaupt dein Vater? Hat er dir denn nicht beigebracht, wie man sich der höheren Gesellschaft gegenüber benimmt?“, fragte sie und lachte erneut. „Eine tracht Prügel hättest du verdient. So wie du dich hier aufspielst, Jay-Jay.“ Die Wut, die sich in mir aufstaute, drehte mir förmlich den Magen um. Ich schmiss meinen angeknabberten Toast zurück auf den Teller und stand mit einem Ruck auf. „Ihr entschuldigt mich.“, sagte ich leise. „Joseph! Bitte setz dich wieder hin.“, bat mich Seto. „Nein Danke. Der Appetit ist mir vergangen.“, erwiderte ich und drehte mich um. „Ach lass ihn doch, Honey. So wie er aussieht wäre es denke ich eh besser, wenn er beim Personal isst. Ich finde es ist schon fast eine Zumutung einen Schläger-Typ am selben Tisch sitzen zu haben.“, kicherte Maya und winkte ab. Wütend wandte ich mich zu ihr um, wollte gerade eine bissige Antwort auf ihren Kommentar zurückgeben, als Seto mit einem Ruck aufstand und sein Stuhl polternd nach hinten viel. „Maya, es Reicht! Halt den Mund!“, brüllte er sie an. Erschrocken zuckten alle Anwesenden zusammen. Verwundert sah ich ihn an. Es war selten ihn so in Rage zu erleben. Eigentlich war er nie so offensichtlich zornig. Er verbarg solche Gefühle in der Regel hinter seiner Mauer und zeigte nach außen hin lieber die kalte Schulter, im Kopf schon einen Plan entwickelt, den Menschen, der es schaffte ihn so wütend zu machen, zu vernichten. Einen solchen Ausbruch, sah ich zum ersten Mal. Auch Maya wirkte ehrlich entsetzt. Kurz sah ich zu Mokuba. Er grinste zufrieden. Ein kurzer Blick nach links zu Roland bestätigte mir, dass auch er kurz davor war ein schadenfrohes Lächeln zu zeigen. Ich hatte ehrlich das Gefühl im falschen Film zu sein. Maya schlug beschämt die Augen nieder und nickte. Seto beruhigte sich augenblicklich, hob kommentarlos den Stuhl auf und setzte sich wieder hin. Ich wandte mich erneut ab. Nein. Das war mir echt zu schräg im Moment. „Joseph, bitte…“, bat mich Seto jetzt in einem ruhigen und sanften Ton. Ich schüttelte leicht den Kopf und setzte mich in Bewegung. „Nein. Ich habe wirklich keinen Hunger. Ich gehe wieder hoch.“ Niemand hielt mich mehr auf. Ich war froh darüber, das Seto scheinbar verstanden hatte, das ich nicht plante, noch weiter in der Gesellschaft dieser Frau zu verweilen. Mit schnellen Schritten war ich aus dem Zimmer verschwunden und wandte mich dann nach links um einen kurzen Blick in die Küche zu werfen. Delia stand neben der Tür zum Speisesaal und sah mich warm lächelnd an, als ich auf sie zukam. „Soll ich dir was hochbringen, Joseph?“ fragte sie leise und legte mir kurz die Hand auf den Arm. Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein danke, Delia. Mach dir keine Umstände. Ich wollte mich nur entschuldigen. Ich verschmähe schon wieder dein Essen, doch im Moment bringe ich wirklich nichts runter.“ Sie winkte leise lachend ab. „Ist schon in Ordnung. Möchtest du was trinken? Soll ich dir einen heißen Kakao machen?“ Kurz überlegte ich und nickte dann. „Ja das wäre sehr lieb.“ „Ich bringe ihn dir hoch, okay? Ich muss eh noch ein bisschen Ordnung schaffen in Mokubas Zimmer, das heißt dein Zimmer liegt auf dem Weg.“ Ich lächelte dankbar und wandte mich ab. In meinem Zimmer angekommen, ließ ich mich aufs Bett fallen und starrte verwirrt zur Decke. Was war das eben gewesen? Ich hatte Seto noch nie so offensichtlich zornig erlebt. Maya hatte ihn scheinbar so sehr genervt mit ihren dummen Sprüchen dass es mit ihm durchgegangen war. Das war wirklich eine komische Gesellschaft. Hätte ich vorher gewusst, was mich beim Frühstück erwartete, wäre ich gar nicht erst aufgestanden. Rolands Argumente hin oder her. Nach kurzer Zeit klopfte es an der Tür und nach einem schlichten: „Ja?“, meinerseits trat Delia ein, brachte mir den Kakao und lächelte. „Vielen Dank. Sehr lieb von dir.“ Sie winkte ab. „Das ist schließlich mein Job.“, erklärte sie lachend und verschwand wieder aus dem Zimmer. Lächelnd sah ich ihr nach. Sie war wirklich eine Bereicherung für dieses Haus. Ihr sonniges Gemüt und ihre freundliche Zurückhaltung passten perfekt in diese Villa. Damit konnte sie sowohl Mokuba als auch Seto eine Stütze sein. -- Als es erneut klopfte, saß ich mit angezogenen Beinen auf dem Fenstersims, hielt mit beiden Händen die noch warme Tasse fest und starrte nach draußen. Es regnete und war für die Uhrzeit recht dunkel. Richtiges Trübsaalwetter. Ich wusste längst, wer in diesem Moment die Tür öffnete und ins Zimmer trat. Dieses Klopfen kannte ich bereits in und auswendig. Langsam trat Seto näher und setzte sich schließlich seufzend auf die Bettkante. Ich wandte meinen Blick vom Fenster ab und sah ihn an. Er wirkte ziemlich müde und kaputt. Stöhnend ließ er sich einfach zur Seite fallen und zog sich mein Kopfkissen näher zu sich heran um es sich bequemer zu machen. „Darf ich eine Weile hier bleiben? Ich ertrage diese Frau jetzt wirklich nicht und hier würde sie mich bestimmt nicht suchen.“, bat er mich und ich bildete mir ein, einen Moment lang Verzweiflung in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Ich lachte leise und sah ihn Kopfschüttelnd an. Er sah ziemlich fertig aus. Die Ringe unter seinen Augen wirkten besorgniserregend. Schließlich nickte ich ernst und antwortete: „Klar. Bleib solange du willst.“ Er lächelte dankbar, schloss die Augen und kroch unter die Bettdecke. „Dann bleibe ich für immer.“ Erwiderte er, gähnte verhalten und kuschelte sich unauffällig weiter in die Mitte des Bettes. Nach wenigen Minuten wurde seine Atmung gleichmäßiger. Seto war eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)