Die Blutfinke von DeliaDelu ================================================================================ Kapitel 7: Angst ---------------- Gerald saß in seinem Büro und starrte auf den Monitor. Es war schon spät, doch er musste noch einige Dinge erledigen. Er war ein Arbeitstier und würde sonst heute nicht mehr zur Ruhe kommen, bis er alles erledigt hatte. Er seufzte. Wieso konnte er nicht einfach zu seiner Freundin gehen und an sie denken? Wieso konnte er sich nicht einfach von der Arbeit losreißen? Mit einem Ruck stand er auf. Er musste zu ihr und sich um sie kümmern. Das war viel wichtiger! Sie brauchte ihn mehr als alles andere. Und er musste für sie da sein! Gerald schaltete den Computer aus und legte die Papiere, die überall auf seinem Schreibtisch lagen, auf einen Stapel. Dann holte er seinen Mantel von der Garderobe. Bis auf ihn waren schon alle Mitarbeiter gegangen. Nur er hatte mal wieder so lange gearbeitet. Er schaltete das Licht in seinem Büro aus und Schloss die Türe. Da hörte er ein Geräusch. Schritte. Ganz langsam, leise Schritte. Er hielt inne und horchte. Jemand war doch noch im Büro. „Hallo“, sagte er, „wer ist noch da?“ Seine Stimme klang seltsam Laut in der Stille. Er bekam keine Antwort. „Hallo?“, fragte er noch einmal. Seine Stimme klang fremd und er zuckte beim sprechen zusammen. Daran war nur die Arbeit schuld. Er war überarbeitet und schon vollkommen verrückt. Wahrscheinlich hatte er sich die Schritte nur eingebildet. Er ging durch den Flur zum Treppenhaus. Da hörte er wieder die Schritte. Sofort blieb er stehen. Wer konnte das nur sein? Ein kalter Schauer ließ ihn zittern. Plötzlich ertönte in die Stille hinein ein klingeln. Erschrocken schrie er auf und sprang einen Schritt zurück. Es war nur sein Handy. Vollkommen fertig stand er da und war zu verwirrt um noch irgendetwas zu verstehen. Er stand einfach nur da und versuchte wieder ruhiger zu werden. Das Handy hörte nicht auf zu klingeln, doch er ging nicht ran. Das Klingeln verstummte. Er atmete tief durch. Langsam beruhigte sich sein Puls. Er ging weiter. Er ärgerte sich darüber, dass er erst das Licht im Treppenhaus anschaltete und dann erst das Licht im dunklen Flur ausschaltete. Es war doch albern. Was sollte ihm schon passieren? Langsam ging er die Treppe hinunter. Da fiel ihm plötzlich ein, dass er seinen Autoschlüssel im Büro auf dem Schreibtisch hatte liegen lassen. Er fluchte und lief die Treppe hinauf wieder zurück. Schnell nahm er seinen Schlüssel und wollte zurück durch den Flur ins Treppenhaus laufen, als er wieder Schritte hörte. „Verdammt, wer ist da?“, rief er genervt und blieb stehen. Niemand antwortete. Langsam wurde er wütend. Bestimmt schritt er durch den Flur. Das Treppenhaus war plötzlich stockdunkel. Er betätigte den Lichtschalter, doch es geschah nichts. Es blieb finster. Das Klingeln seines Handys ließ ihn zusammen zucken. Es dauerte einen Moment, bis er den Anruf entgegen nahm. „Hallo?“ Am anderen Ende hörte er jemanden atmen. „wer ist da?“ Wieder hörte er nur das Atmen. Gerade wollte er verärgert auflegen, als eine Stimme mit heiserer Stimme sprach: „Hast du Angst?“ Verwirrt schaute Gerald sich um. Er fühlte sich beobachtet. Plötzlich ging auch das Licht im Flur aus. Es war finster und er konnte nicht viel erkennen. „Na, wie fühlt sich das an?“, hauchte die Stimme. Gerald antwortete nicht. Dazu war er nicht mehr imstande. Er hatte nur noch Angst. Sie Körper war wie gelähmt und wollte ihm nicht mehr gehorchen. „Weist du“, krächzte die Stimme in sein Ohr, „es gibt Menschen, die denken nur an Andere und es gibt Menschen, die denken nur an sich. Deine Freundin Mia, sie gehört zu der zweiten Kategorie.“ Mia! Der Fremde kannte seine Mia! „Was hast du mit ihr gemacht?“, fragte Gerald mutig. Die Stimme lachte. „Ihr geht es gut. Weist du, sie hat sich schon daran gewöhnt, dass böse Mädchen bestraft werden. Aber sie wird sich bessern, das verspreche ich dir. Ihr wird es gut gehen. Das Einzige was noch nicht zurecht gerückt ist, werde ich jetzt wieder ordnen.“ Die Stimme lachte leise voller Begierde. Oh ja, er hatte Spaß an diesem Spielchen. Sein Körper zitterte auch, doch eher voller Freude, wenn er daran dachte wie sehr Gerald jetzt litt und vor Angst nichts tun konnte. Wie recht er hatte. Gerald schwitze und zitterte. Er hatte das Gefühl seinen Verstand zu verlieren. Er konnte nicht mehr klar denken. Langsam löste sich die Blockade in seinem Körper und er konnte sich wieder bewegen. Doch der Weg nach Draußen führte durchs dunkle Treppenhaus. Er wusste nicht, wo der fremde Anrufer sich gerade aufhielt. Womöglich lauerte er ihm irgendwo hinter einer dunklen Ecke auf. Doch hier stehen bleiben konnte Gerald nicht, also lief er los, durch Treppenhaus nach unten. Im Laufen warf er sein Handy weg, doch das unheimliche Lachen des Anrufers blieb ihm noch im Ohr. Er konnte es einfach nicht fort schicken. In seinem Ohr klang das Lachen immer weiter und weiter und wurde immer lauter und lauter. Gerald presste sich beide Hände auf die Ohren, denn er konnte das Lachen darin nicht länger ertragen. Gerald Bewegungen waren unkontrolliert, ruckartig und hastig. Er wollte nur fort von hier. Er stolperte durchs Treppenhaus, fiel beinahe hin, fing sich wieder und stolperte weiter. Das Lachen in seinem Ohr machte ihn fast wahnsinnig. Wieso hörte es nicht einfach auf? Es hallte immer lauter, kam in Wellen heran und wurde tausendfach zurückgeworfen. Wie ein höllisches Echo wurde es immer bösartiger und lauter, machte ihn vollkommen verrückt. Als er endlich verstanden hatte was vor sich ging, war es bereits zu spät. Das Echo war keine Wahnvorstellung. Es war nicht Ursprung seiner wirren Gedanken. Es dran nicht aus seinem eigenen Kopf zu ihm. Gerald konnte es wirklich hören, mit seinen Ohren wahrnehmen. Der gruslige Anrufer war im Treppenhaus. Irgendwo stand er und lachte immer lauter und lauter. Wie ein Irrer. Vielleicht hatte er die Tollwut, schoss es Gerald durch den Kopf. Und dann plötzlich spürte er, wie der Fremde näher kam. Sein Lachen hallte Laut durch Treppenhaus und war so laut, dass Gerald sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Eine Hand schoss aus der Dunkelheit auf ihn zu ihn würgte ihn. „Sag mir, wie hast du ihr deine Liebe aufgezwungen, dass die dich auch liebt? Sag mir wie?“, die Stimme war so nah an seinem Ohr und überschlug sich. Gerald konnte nichts sagen. Er schnappte nur nach Luft und versuchte frei zu kommen. Doch der Fremde hielt ihn nun mit beiden Händen am Hals und drückte zu. „Du hast sie mir fort genommen! Jetzt werde ich dir alles nehmen! Ich werde dir aber zuvor eine unvergessliche Nacht bereiten, voller Schmerz und Angst.“ Gerald zitterte. Nicht einmal in seinen schlimmsten Träumen hätte er sich eine solche Szene vorstellen können. Verzweifelt schnappte er nach Luft. Er wollte nicht sterben. Er dachte nichts mehr. Nur noch, dass er überleben wollen. Es gab nichts anderes mehr. Kein Gedanke, kein Gefühl. Nur Angst und der Wunsch zu Überleben. „Du weist gar nicht, was du alles hast, mein Lieber. Du hast viel Geld und Freunde, eine Familie. Du hast ein perfektes Leben und obendrein hast du mir meine Liebste gestohlen. Du hast sie fortgeführt von mir. Du hast sie gegen mich aufgehetzt. Du hättest mich ernst nehmen sollen. Ich bin kein Monster!“ Der Fremde atmete heftig. Gerald spürte seine Lippen an seinem Ohr. Er spürte seinen heißen Atem und den nassen Speichel, den er beim reden Ausstieß. „Ich habe ihr ein Geschenk gemacht. Das Schönste, was ein Mann einer Frau machen kann. Ich habe ihr meine Liebe gegeben. Etwas anderes hatte ich nicht, doch sie hat mich immer verabscheut. Hat meine Liebe grausam und rücksichtslos genannt. Dabei wusste sie wohl nie was Liebe ist. Liebe ist nichts sanftes! Liebe ist etwas heftiges und unbeherrschtes! Hörst du mir zu?“ Der Griff um seinen Hals lockerte sich etwas. Gerald keuchte und versuchte zu nicken. Eine Hand löste sich von seinem Hals, doch nun griff die Andere nur umso mehr zu. Kurz darauf spürte Gerald etwas kaltes an seinem Hals. „Spürst du dieses Messer?“, hauchte die Stimme ganz nah an seinem Ohr, „ich werde dich aufschlitzen, wenn du dich bewegst. Oder wenn du schreien solltest. Hast du verstanden?“ Gerald nickte soweit es das Messer und der feste Griff zu ließen. Blitzschnell packte Alex um und hielt nun Geralds Hände hinter seinem Rücken fest. In der anderen Hand hielt er noch immer das Messer. Langsam glitt er mit diesem über Geralds Körper. Dieser zitterte unkontrolliert. „Lasst uns beginnen“, flüsterte Alex, „der erste Stich soll dir meinen Schmerz zeigen. Den selben Schmerz, den ich empfand, als ich merkte, dass Mia mich ablehnt.“ Das Messer war gerade auf Schulterhöhe, als Alex zu stach. Der Schmerz ließ Gerald zusammensacken. Er bemühte sich nicht um zufallen und richtete sich wieder gerade auf. „Der zweite Stich“, fuhr Alex fort, „ist mein Schmerz, als du kamst. Als sie dich mir vorgezogen hat. Und glaub mir, es war der schlimmste Schmerz.“ Seine Stimme klang brutal und gemein. Hass sprach aus ihr. Er stach Gerald in den Magen und drehte das Messer. „Na, wie fühlt sich das an?“ Gerald konnte schon nicht mehr antworten. Er sackte zu Boden. Doch wenn er gedacht hatte, dass es nun bald vorbei sein würde, hatte er sich getäuscht. Es dauerte noch eine Weile, noch eine Worte und Stiche, bis er endlich tot war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)