Die Blutfinke von DeliaDelu ================================================================================ Kapitel 12: Schock ------------------ Es klingelte an der Türe. Verschlafen stand Patric auf. Wer konnte das nur sein, so spät in der Nacht. Erst hatte erliegen bleiben wollen, doch dann siegte die Neugier. Er musste einfach wissen, wer dort draußen wartete. „Bleib liegen, ich kümmere mich darum“, sagte er leise zu Lizzie, „schlaf einfach weiter!“ Lizzie grummelte nur etwas unverständliches. Sie war einfach zu müde um genau mit zu bekommen was gerade vor sich ging. Schnell zog sich Patric ein T-Shirt an und ging zur Türe. Er schaute durch das kleine Guckloch und sah nichts. Es war niemand da. Verwundert schloss er die Türe auf. Vor ihm stand Betty. Er hatte sie nicht gesehen, weil sie so klein war. „Was ist los?“, fragte Patric total verdattert, „wieso bist du hier?“ Betty zitterte und flüsterte: „Zu Hause ist ein böser Mann. Ich musste weg. Bitte. Ich habe solche Angst.“ Dort stand sie nun, mit einem Rucksack auf dem Rücken und sah ziemlich traurig aus. Patric zögere nicht und bat Lizzie herein. „Bitte sei leise, Lizzie schläft. Ist es in Ordnung, wenn du erst einmal auf der Couch schläfst? Wir haben sonst leider kein Bett.“ Betty nickte. Sie wirkte so verwirrt und verloren. Langsam tapste sie ins Wohnzimmer und machte es sich auf der Couch bequem. Patric holte ihr noch eine Decke und ein weiches Kissen. Er blieb noch ein wenig bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Dann legte auch er sich schlafen. Morgen würden sie alles klären. Doch dazu würde es niemals kommen. Eine Gestalt schlich ins Schlafzimmer. Patric und Lizzie schliefen ruhig und ahnungslos. Die Gestalt öffnete leise das Fester und stieß einen leisen Pfiff aus. Es war wie ein Ruf, doch war es so leise, dass Lizzie und Patric nicht aufwachten. Es dauerte nicht lange, dann war ein leises Rauschen hörbar. Zufrieden kroch die Gestalt unter das Bett. Lizzie erwachte, als schon einige Vögel durch das Schlafzimmer flogen. Zuerst dachte sie, dass sie noch immer träumte. Patric erwachte kurz darauf und brauchte ebenfalls einen Moment bis er begriff, dass er nicht mehr schlief. Verwundert lagen sie da und wussten nicht was sie tun sollte. Dann stand Pat auf und wollte das Licht anmachen. Da hörte er ein Kichern. Er hielt inne. Die ganze Situation war seltsam. Sie wirkte sehr surreal auf ihn, daher nahm er das Ganze nicht wirklich ernst. „Ist da jemand?“, fragte er leise. Er ging schnell zum Lichtschalter, doch jemand hatte entweder den Strom abgeschaltet oder irgendeine Leitung zerschnitten. Patric fluchte. Er konnte nicht viel sehen in der Dunkelheit und wurde auch erst langsam wach. Das Flattern der vielen Flügel irritiere ihn zudem. Nur das schwache Mondlicht, ließ die Vögel als Schatten zu erkennen. Jetzt stand Lizzie langsam auf und wollte zum Fenster gehen, doch da packte etwas ihren Fuß. Sie schrie laut auf und scheinbar war dies das Zeichen. Mit einem Mal stürzten sich alle Vögel auf sie. Ohne erbarmen hackten sie auf Lizzie ein, die verzweifelt schrie und um sich schlug. Patric konnte sich nicht bewegen. Wie gelähmt starrte er auf Lizzie. Dann lief er zu ihr, versuchte ihr zu helfen, doch nun griffen die Vögel auch ihn an. Ihre Krallen und Schnäbel waren überall. Es war ein Albtraum. Es schienen immer mehr Vögel zu werden, immer mehr Krallen und Schnäbel. Seine Haut war voller Kratzer und Wunden. Er versuchte Lizzie zu packen und fort zu zerren. Nur hinaus aus diesem Zimmer. Da sah er aus dem Augenwinkel die Gestalt unterm Bett hervor kriechen. „Halt“, sagte eine seltsame Stimme. Sie klang jung, doch die Härte darin ließ sie ganz anders wirken. Soweit Patric es in der Dunkelheit erkennen konnte, hatte die Gestalt Flügel, aber war ansonsten recht menschlich. Sie war ziemlich klein. Ein Kind vielleicht? „Betty?“, fragte er heiser. Die Vögel ließen von ihren Opfern ab und flogen nun ihre Kreise im Zimmer. Die Gestalt nickte langsam. „Aber, was machst du denn nur hier? Wo kommen all die Vögel her?“, Patric konnte es nicht fassen. Und dann sprach Betty, ganz langsam und mit dunkler Stimme, so als wäre sie ein anderer Mensch geworden. Als wäre sie von etwas Fremden besessen. „Ihr beide liebt euch stimmt's?“ Ihre Augen waren in dem Dunkel kaum zu erkennen. Aber sie blickten leer und kalt drein. Ihre Haare waren total zerzaust. Auf den Rücken hatte sie sich selbst gebastelte Flügel geklebt. Die Federn daran, waren voller Blutspritzer. „Ich bin die Blutfinke und zusammen mit meinen Vogelfreunden hole ich mir reines Blut. Ich brauche Blut voller Liebe und Fröhlichkeit, damit ich mein eigenes Blut endlich rein waschen kann, von dem giftigen, bösen Blut!“ „Was redest du da?“, fragte Patric verzweifelt, „was ist mit dir geschehen? Betty! Verdammt sag mir was passiert ist. Wir beide werden dir helfen!“ Nun mischte sich auch Lizzie ein. Sie kauerte inzwischen auf dem Boden, bedeckt von all den Wunden, die ihr von den Vögeln zugefügt worden waren. „Betty, bitte. Du kannst mit uns reden. Wir sind deine Freunde.“ „Die Blutfinke hat keine Freunde“, sagte sie kalt, „sie braucht nur reines Blut und endlich hat sie es gefunden. All das Blut zuvor war nicht genug. Aber ihr beide seid so voller Liebe und Freundlichkeit. Euer Blut wird mir helfen, damit die hübsche Mia zufrieden ist und mich endlich lieb hat. Es wird das Böse aus mir heraus waschen.“ Die Stimme klang so fremd, dass Patric zusammen zuckte und nicht weg schauen konnte. Er starte Betty an. Starrte auf die blutbespritzen Flügel und dann in die irre drein blickenden, kleinen Kinderaugen, die im Dunkeln vor sich hin starrten. Mit einem Mal klatschte Betty in die Hände und die Vögel stürzten sich wieder auf Patric und Lizzie. Sie hackten und pickten drauflos, krallten sich in die warmen Körper und zerfetzten sie. Betty stand nur da und schaute unbewegt zu. Es dauerte eine Weile, bis sie „Halt“ rief und die Vögel wieder ihre Kreise zogen. Patric und Lizzie lagen nun beide keuchend und nach Luft schnappend am Boden. Langsam schritt Betty auf Lizzie zu. Dabei zog sie langsam einen Dolch aus ihrer Hosentasche. Er war nicht besonders groß, aber sehr spitz. Sie kniete sich neben die verzweifelte, kraftlose Lizzie. Patric riss seine Augen auf. „Nein“, keuchte er, „wir sind doch noch deine Freunde. Wir haben dir nie etwas getan. Wir waren doch beide für dich da! Wieso hast du all diese Menschen umgebracht. Du weist doch, dass das falsch ist!“ Betty ignorierte ihn. Leise sprach sie zu Lizzie: „Danke, für dein reines Blut!“ Dann stach sie zu. Mitten ins Herz. Das warme Blut floss aus ihrem Körper heraus. Betty sprang auf und verließ das Zimmer. Patric versuchte zu Lizzie zu kriechen, doch bevor er sie erreichen konnte, war Betty wieder zurück. Sie hatte ihren Rucksack geholt und holte nun eine Flasche daraus hervor, mit der sie Lizzies Blut auffing. „Ich darf nichts vergeuden“, murmelte sie leise immer und immer wieder. Patric kroch weiter. Er packte Betty kraftlos am Arm. „Hör sofort auf damit“, flüsterte er. Seine Kraft wich langsam aus seinem zerkratzen Körper. Er versuchte vergeblich Betty von der toten Lizzie fort zu zerren, doch unbeeindruckt sammelte sie weiter das Blut seiner Freundin. Patric sammelte alle seine Kräfte und versuchte zum Nachttisch zu kriechen. Bald hatte er es geschafft. Betty kümmerte sich nicht darum. Sie war viel zu sehr mit Lizzies Blut beschäftigt. Er kramte sein Handy aus dem Nachttisch. Er wählte den Notruf. „Hallo? Sie müssen uns helfen. Ich weiß, wer der Mörder ist. Sie ist hier bei uns im Haus. Helfen sie mir, ich halte nicht mehr..“ Betty kam zu ihm gerannt und riss ihm das Handy aus der Hand. Sie warf es durch immer noch offene Fenster nach Draußen. „Wieso störst du mich? Freunde geben ihren Freunden alles. Wieso gibst du mir nicht auch dein reines Blut? Ich habe so lange nach liebenden Menschen gesucht, doch all das Blut reichte nicht, denn wo es Liebe gibt, sind auch Verrat und Hass nicht weit. Hilf mir doch endlich gutes Blut zu bekommen. Du bist doch mein Freund!“ Angewidert schaute er das verrückte Mädchen an. Er konnte kaum noch Betty in dieser Gestalt wiederfinden. Sie war voller Blut und wirkte wie ein unmenschliches Ungeheuer mit ihren Flügeln. „Gib mir dein Blut!“ Betty kniete sich neben ihn. Er zitterte. Er wollte etwas sagen, doch er konnte nicht. Er war wie gelähmt. Alles drehte sich in seinem Kopf. Noch immer zogen all die Vögel ihre Kreise im Schlafzimmer. Er konnte ihnen mit de Augen nicht folgen, denn ihm war so schwindelig. Betty hob den Dolch und sah ihn an. Er keuchte und schnappte nach Luft. Dann stach sie ihm ins linke Auge. Der Schmerz war nicht auszuhalten. Alles verschwamm vor seinen Augen, als sie ihm nun ins rechte Auge stach. Das letzte was er hörte, bevor sie ihm mehrmals in den Bauch stach war ein leises: „Die Blutfinke dankt für dein Liebesblut.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)