All Year Around Waiting For You von Leiser_Tod ================================================================================ Kapitel 4: #4 ------------- All Year Around Waiting For You Kapitel #4 Es war das erste Mal gewesen, dass du dich mit mir treffen wolltest. Rein freundschaftlich, versteht sich. Du hast es von Anfang an klar gemacht, mit deiner Körperhaltung, deinem Blick. (Oh, ich hätte nur zu gerne versucht, dir einen Kuss in einer öffentlichen Herrentoilette zu stehlen, während unsere Bodyguards, irgendwelche Fremde draußen standen! Aber nein, ich habe nicht gewagt, diese kostbare Zeit mit dir aufs Spiel zu setzen...) Und mit jedem weiteren Treffen stieg meine Angst, mein Horror. Es war, als ob du versucht hast, einen Ausgleich zu schaffen - schöne Erinnerungen (und tiefe Dankbarkeit) für ein Lebewohl. Eine Henkersmahlzeit und unsere Trennung - mein Todesurteil. Oh nein, ich will nicht sagen, dass ich diese Momente mit dir nicht genossen habe, ganz im Gegenteil, es waren die schönsten meines Lebens. Was haben wir beide nicht schon unternommen? Ski-Laufen in Europa, in den...Alpen war der Name? Diese Details sind erfolgreich durch deinen Unfall untergraben worden - du hast auf Teufel komm raus Snowboard fahren wollen, ohne Lehrer versteht sich, denn so etwas Schnödes wie Unterricht kam absolut nicht in Frage. (Hattest du Angst, es würde uns wertvolle Zeit stehlen? Ich ergebe mich hin und wieder dieser Illusion.) Und wie hätte es auch anders sein sollen, ein Hügel fand dein Benehmen wohl etwas frech und du hast auch mit dem Hügel nicht viel anfangen können...und bist prompt auf die herrlichste Hyde'sche Art und Weise auf die Nase gefallen und den Fuß verstaucht. Ich weiß, ich darf mich nicht am Leiden anderer erfreuen - schon gar nicht an deinem - aber ich habe dich auf den Armen zu unserer Hütte tragen können... Ich bin manchmal wirklich armselig, oder? Oder das eine Mal, wo wir beschlossen haben in verrauchten, nicht gerade Vertrauen erweckenden Lokalen Billard zu spielen... Du hast dich geweigert, das Lokal extra für uns reservieren zu lassen, mit der Begründung, dass du schon immer wissen wolltest, wie große fette Kerle aussehen, wenn sie von dir beim Billard über den Tisch gezogen werden. Nun, ich muss sagen, dass große fette Kerle ganz und gar nicht gesund aussehen, wenn du mit einem höhnischen Grinsen die letzte Kugel versenkst. Auch wenn ich weiß, dass dir Kampfsport kein Fremdwort ist, mit zehn solcher Vertreter des schwer arbeitenden Bürgertums hätten wir es einfach nicht aufnehmen können. Ein Glück nur, dass du im Weglaufen genauso gut bist wie in Judo und Billard... Und das waren noch die harmlosesten unserer Unternehmungen. Und trotzdem schwelt diese Panik in mir - sie ist in den letzten Monaten immer größer geworden, sie hält mein Herz in ihren eiskalten Klauen und ich kann nur zittern...und hoffen...und in klischeehaften Beschreibungen ebendieser Gefühle versinken - es ist lächerlich, ich bin ein erwachsener Mann! Und kann dennoch nichts dagegen tun. Gott, weißt du eigentlich, was du mir antust, Haido?! Wie oft habe ich dich in Gedanken angeschrien, dich geschüttelt, eine Antwort verlangt? Ach, ich bin auch nie zufrieden - zuerst beschwere ich mich, dass du mich ignorierst und wenn du endlich Interesse an mir zeigst - außerhalb unserer kurzlebigen Treffen - dann wünschte ich mir fast, du würdest es nicht tun. Ich bin selbstsüchtig. Aber ich kann nicht anders, ich will dich nicht verlieren! Und du bist so sorglos wie eh und je, als wäre eine Last von deinen Schultern gefallen. Hast du eine Entscheidung getroffen, Haido? Für mich oder für deine Frau? Ging es überhaupt um Beziehungen? Ich kann nur vermuten. Ich gebe zu, unsere Treffen waren nicht immer...harmonisch (Ahaha, die Untertreibung des Jahrhunderts!) und geredet haben wir auch nicht viel, geschweige denn uns von unseren Problemen erzählt, aber...ach, verdammt. Wir haben eigentlich gar nichts gemacht, außer den besten Sex unseres Lebens zu haben. (Nun, ich kann natürlich nur von mir sprechen, aber du schienst ebenfalls nicht abgeneigt.) Also, im Hinblick auf Beziehungsfragen scheine ich hier deutlich den Kürzeren zu ziehen... Aber wenn dir dieses Arrangement nicht gefallen hat, warum bist du immer wieder zu mir gekommen? Elender Masochist. Ich werde einfach nicht schlau aus dir, Haido. In all den Treffen ist kein Sterbenswort über unser Verhältnis gefallen. Aber du warst glücklich. Jedenfalls schien es mir so. Warum reicht mir das nicht?! Habe ich nicht alles und jeden still angefleht, sie mögen mir etwas Zeit mit dir gönnen, weil ich nicht mehr brauche? Argh, immer wieder dieselben Gedanken! Ich sollte wirklich aufhören zu denken...aber wie soll ich einen klaren Kopf kriegen, wenn dein Lächeln dort herumgeistert - du bist beinahe rot geworden, als du mich gefragt hast, ob wir nicht zusammen Heiligabend verbringen wollen, verdammt noch mal! Gott, was passiert hier eigentlich...? Ich...stehe kurz vor einer Explosion. Ich halte es einfach nicht mehr aus! Der Schnee knirscht fast protestierend (Der kann mich mal kreuzweise!) als meine Schritte entschlossen Richtung Zuhause lenke. Dass ich mit meinen plötzlichen Bewegungen ein paar Liebespärchen aufschrecke (Hört gefälligst auf, mitten auf der Straße zu knutschen! Wenn ich das nicht darf, dann dürft ihr das schon gar nicht, capito?!) kümmert mich nicht im Geringsten. Und woher kommt eigentlich dies so unbändige Verlangen, diesem heruntergekommenen Köter, der es wagt, mich von der Seite anzuwinseln, einen saftigen Tritt in den Hintern zu verpassen? Ganz ruhig, ganz tief durchatmen, nach Hause gehen, auf Haido warten, mit ihm eine wunderbare Nacht verbringen und sich am nächsten Morgen die Augen ausheulen. Oder sich betrinken. Klingt doch super, oder? Ich muss mich irgendwie in den Griff kriegen...ja, nach Hause gehen und versuchen, die erfrorenen Glieder wieder funktionstüchtig zu wärmen...ja, das sollte ich wirklich tun... Huch? Wo kommt denn dieses Auto h-?! Oh Gott, war...? Die Einfahrt - ein kurzer Sprint. Aber das kann doch nicht...so früh bist du doch nie hier- Warum bin ich so außer Atem? Warum muss ich mir andauernd solch bescheuerten Fragen stellen? Dafür sorgen doch schon meine Interviewer. "Guten Abend..." Ah, du...wie... Ich glaube, ich gebe gerade eine besonders treffende Imitation eines exotischen Tierchens ab. Du lächelst. "Nein, du hast mich nicht warten lassen. Ich bin gerade erst gekommen." Lügner. Ich habe das Kaminfeuer nicht angemacht als ich gegangen bin. Bilde ich mir das nur ein oder ist dein Lächeln noch breiter geworden? "Möchtest du dich nicht setzen, Gackuto?" Ach, da will wohl jemand Gastgeber spielen? Du Scherzkeks. Dennoch, Einwände gegen deinen Vorschlag habe ich keine. Du hast das Licht ausgemacht, als ich meine Jacke wohlerzogenerweise in eine Ecke im Flur warf (und nicht gleich ins Wohnzimmer). Nur das Knistern des Feuers...deine dunkle Silhouette vor dem schwachen Widerschein... Leichtes Kribbeln in meinem ganzen Körper, ich... "Ich habe ein Geschenk für dich." Was? Seit wann? Immer bin ich derjenige gewesen, der dir Geschenke an Heiligabend gemacht hat. Du hast sie nicht angerührt, doch am nächsten Morgen waren sie mit dir zusammen verschwunden. Aber warum jagt die kleine schwarze Schachtel in deiner Hand mir solche Angst ein? "Zum Abschied?" Ich kann diese Frage nur mühsam über meine Lippen bringen. Haido? Warum hältst du inne? Haido! Ein paar schnelle Schritte und ich habe dich fest in meinen Armen. "Alles...alles würde ich eintauschen, nur damit du bei mir bleibst!" Meine Stimme hört sich so heiser an in meinen Ohren. Aber warum sagst du nichts, Haido? Was soll dieser nachdenkliche Blick? Du glaubst mir immer noch nicht. Ach, Schluss damit! Es reicht, ich will diesen Abend, diese letzte Nacht mit dir genießen. Ich will mich vergessen...in dir. Letzte, letzte, letzte... Du bist wunderschön. Mit zitternden Händen streife ich deinen Pullover über deinen Kopf, knöpfe dein Hemd auf. Der Weg zum Schlafzimmer ist viel zu lang. Hier ist es auch sehr gemütlich, du hast doch nichts dagegen, oder? Und immer noch keine Reaktion von dir. Ich drücke meine Lippe auf die einer unbelebten Statue... "Haido, bitte..." Warum quälst du mich eigentlich so? Habe ich wieder etwas Falsches gesagt? Getan? "Was, "bitte"?" Ah. Deine Stimme ist heiser. Aber du... Deswegen also das ganze Theater. Du kannst es wohl nicht lassen, mich selbst jetzt in den Wahnsinn zu treiben. Du kleine, hinterhältige Mistkröte. Wie ich dich liebe. Gut, dass es so dunkel ist, so kannst du mein Lächeln nicht sehen. (So wie ich dich kenne, wirst du es sicher falsch auffassen.) Also, manchmal bist du wirklich kindisch. Hast du immer noch nicht aufgegeben, gegen mich zu kämpfen? Versuchen zu beweisen, dass du hier das Sagen hast? Du bist zu süß. Dabei wissen wir beide doch ganz genau, dass ICH... "Komm zu mir, Haido..." (Ich liebe es, kleine schmutzige Dinge in dein Ohr zu hauchen, hast du das eigentlich gewusst?) Ich fühle, wie sich deine Arme um meinen Hals legen, fühle deine Finger in meinem Haar. Und warm. Du bist so schön warm. Ich kann nur zufrieden aufseufzen. Ich bin wirklich erbärmlich. (Ja, mal wieder. Aber das sind wohl alle hydeverliebten Liebestrottel. Kommt wahrscheinlich mit der Berufung.) Was mich nicht im Mindesten davon abhält, über deinen nackten Rücken zu streichen, deine Schultern, deine Arme hoch, Gänsehaut unter meinen Fingerkuppen - dann wieder runter, zu deinem Gesicht...deine Nähe, sie... Wärme wie träge Lava in meinen Adern. "Komm zu mir." Du drängst dich noch näher an mich heran, ich kann deinen Herzschlag gegen meine Brust spüren. Ich will dich nie mehr loslassen. Ich drücke meine Lippen gegen deine Schläfe, fahre deine Wange nach unten, du beugst deinen Kopf etwas zur Seite, damit ich meine Erkundungstour ungestört fortsetzen kann...hmm, köstlich... einfach nur köstlich. "Gackuto?" Huh? Ich will nicht aufhören, muss ich jetzt wirklich aufhören? "Ja?" Ich gehe lieber auf Nummer sicher. "Liebst du mich, Gackuto?" Wie bitte?! Was...was soll jetzt diese Frage? Hat das überhaupt noch eine Bedeutung? Habe ich das nicht schon oft genug gesagt? "Ja." "Liebst du wirklich mich oder liebst du nur meinen Körper?" Heh. Warum auf einmal so unsicher? Noch ein paar Momente zuvor wolltest du mich mit deiner Dominanz in Grund und Boden stampfen. Ein Eimer Eiswasser wäre feinfühliger gewesen. Ich sehe, du hast immer noch nicht genug. Egal, wie oft ich es denke, sage, flüstere, schreie, du hast immer noch nicht genug. Wer hat dich nur so enttäuscht? Oder bin ich der einzige, dem du so misstraust? "Zu sagen, ich liebe deinen Körper nicht, wäre eine glatte Lüge." Aber ich werde nicht unehrlich sein. (Warum muss ich mich eigentlich immer rechtfertigen?) "Ich liebe aber auch dein Lachen, ich liebe deinen Gesagt, ich liebe es sogar, wenn du mir irgendwelche dämlichen Spitznamen gibst." Du schnaubst an dieser Stelle leise. Was? Du findest sie nicht dämlich? "Weißt du eigentlich, wie glücklich ich war, als du mir diese Treffen vorgeschlagen hast?" Das "Warum?" brennt mir auf der Zunge. Gefährlich nah an der Antwort, von der ich weiß, wie sie lautet und sie doch nie hören will. Und du bist wieder in Schweigen eingehüllt. "Haido, wie viele Beweise willst du denn noch? Was soll ich endlich tun, damit du mir glaubst?" Weißt du, wie weh das tut? "Es...tut weh, Haido." "...tut mir leid." Was? Wofür die Entschuldigung? Habe ich das eben laut ausgesprochen, ich wollte es dir eigentlich nicht- Deine Hände ziehen mich ein Stück zu dir herunter. Unser erster richtiger Kuss an diesem Abend. Und dein Mund ist genauso vertraut weich und dennoch so neu... Ich spüre wie deine Hände etwas ungeschickt versuchen, mich von meinem Hemd zu befreien. Ich will dir nicht helfen. Ich...verdammt! Du hast noch nicht einmal angedeutet, was du für mich empfindest! Die Säure der Empörung schwappt über, versengt meinen Verstand. Haha, das ist wirklich gut! Du willst Beweise von mir, dass ich dich über alles liebe, dabei weiß ich nicht einmal, ob du mich nur benutzt oder nicht! Deine Vorstellung von einem fairen Deal, du egoistisches Arschloch? Du hast bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Mein Hemd bleibt zur Hälfte aufgeknöpft zurück, als du deine Hände sinken lässt. Versuchst du, in meinem Gesicht die Ursache für meinen Unmut abzulesen? Gib dir keine Mühe. Sowieso viel zu dunkel im Zimmer. "Gackuto?" Ich höre Verwirrung, Unsicherheit. Ach, ich...es ist doch unsere letzte Nacht! Warum kann ich die Tatsache, dass ich morgen wieder allein aufwachen werde, einfach nicht beiseiteschieben und genießen? Vielleicht, weil ich weiß, dass es das letzte Mal ist. Oder weil es so qualvoll ist, dich nach meinen Gefühlen fragen zu hören, obwohl wir beide wissen, dass es für dich absolut belanglos ist? Was...willst du eigentlich von mir? TBC A/N: Ich...lebe noch. Ja, durchaus eine interessante Feststellung. Ich wage nicht, mich zu entschuldigen und somit an die äquatorlange Wartezeit zu erinnern. (Wobei die Leser diese FF wohl sowieso vergessen haben dürften.) Und auch nicht daran, dass dieses Kapitel bereits vor Jahren fertig war- Ah, nun. Vielen Dank an die eine Leserin, die die Hoffnung nicht aufgegeben und "gequengelt" hat. (Ich habe es selbst nicht glauben wollen, aber es hilft.) Ich weiß, ihr wollt mich sicher mit eisigem Schweigen bestrafen, aber ich wäre dennoch sehr an eurer Meinung zu diesem Kapitel interessiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)