Was würdest du tun... von JuliObscure (...wenn du morgen sterben würdest?) ================================================================================ Kapitel 2: Wie Apfelbrei ------------------------ „Ich will das nicht mehr hören! Es ist nicht deine Schuld.“ Sein Kopf brummte als würde ein Schwarm Bienen darin nisten; alles tat ihm weh, er fühlte sich wie Apfelbrei. „Mädels...könnt ihr euch bitte 10 Dezibel leiser streiten?“, sagte er müde. Er hatte Mühe seine Augen zu öffnen, aber die Beiden erkannter er an ihrer Stimme. „Du bist wach? Dem Himmel sei dank!“, Helen, die neben dem kleinen Tischchen am Bettende gesessen hatte, sprang auf und umarmte ihn. „Au, ah Helen, du erdrückst mich.“ „Echtmal Helen, lass den Kleinen doch erst mal aufwachen.“, lachte Nick. „Warum hast du dir eigentlich so lang Zeit gelassen damit...Man du hast drei Tage nur geschlafen.“ „Was hab ich überhaupt? Ich bin von `nem Auto fast zermatscht worden, aber was jetzt genau?“ „Dein Brustbein ist gebrochen, dein Ellebogen und dein Sprunggelenk auch. An deinem Bein ist noch was kaputt, aber ich weiß nicht mehr was. Der Arzt sagt aber, dafür das zu von einem Auto erfasst worden bist, bist du ziemlich gut davongekommen. Du musst halt noch ein bisschen hier bleiben aber er meinte, wenn du wach bist dauert es auch nicht mehr so lange.“ „Und wann ist das alles ganz? Wie soll ich jetzt bitte mein Abi schreiben, Liveübertragung aus der Schule oder was?“, sein Ton klang leicht hysterisch. „Reg dich ab, bis dahin wird das schon wieder.“, meinte Nick und winkte ab. „Hallo? Es ist September und ich muss noch komplett Mathe verstehen und ahh“, er griff sich an den Kopf. „Hat jemand mal eine Aspirin oder so etwas für mich? Ich hab das Gefühl mein Kopf platzt gleich.“ „Helen, ruf mal die Schwester.“ Das Mädchen nickte, sah Mike noch mal an und ging dann zur Tür. Eine Weile war es still im Zimmer. Man konnte nur das Rascheln der blütenweißen Krankenhausbettdecke hören, das monotone Piepen eines Apparates, das Schnaufen von Mike. Er sah sich im Zimmer um. Anscheinend lag er auf der Intensivstation, was schließlich auch angebracht war, wenn er drei Tage nur geschlafen hatte. Nick war in einen grasgrünen Krankenhauskittel gehüllt, wie er sie nur aus dem Fernsehen kannte. Um ihn herum waren Glaswände, bläuliches Neonlicht fiel von der Decke. Er hasste Krankenhäuser. „Du hast mir, nein uns allen, einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Kleiner. Ich hab echt gedacht ich müsste meinen besten Freund beerdigen, als ich dich da vor dem Auto gesehen hab. Mach so was ja nicht wieder hörst du? Du hättest wenigstens vorher fragen können.“, obwohl Nick einen ironischen Unterton in der Stimme hatte war sein Gesicht vollkommen ernst. So etwas kannte er gar nicht von ihm – er schien sich wohl wirklich Sorgen gemacht zu haben. „Ich kann doch nicht immer auf dich aufpassen, Kleiner.“ „Ich hatte echt nicht vor, in das Auto zu rennen. Außerdem musst du nicht auf mich aufpassen, das weißt du ganz genau. Und bitte, hör endlich auf mich Kleiner zu nennen...kannst du ja bei deiner Freundin machen, wo ist Emma überhaupt?“ „Sie ist zuhause. Sie war gestern noch da, ich hab die Nachtschicht für sie übernommen. Wenn du wach wirst sollte ich sie anrufen.“ „Dann mach das doch mal“, Mike schloss die Augen, alles vor seinen Augen verschwamm. Er kniff sie zusammen und öffnete sie wieder. Müdigkeit machte sich in ihm breit. „Hmh“, grummelte Nick leise, holte sein Handy aus der Tasche und ging raus. Er nahm das als guten Anlass die Augen wieder zu zu machen, er wollte sie nur mal ausruhen. Schnell driftete er ab ins Reich der Träume. Helen stürmte wutentbrannt durch die Tür. „Denkst du es ist möglich in diesem Krankenhaus mal eine gescheite Krankenschwester oder sogar einen Arzt zu finden – oh hab ich dich geweckt? Na egal, auf jeden Fall meinte die eine doch tatsächlich: ‚Tut mir Leid, aber der Herr Arzt ist gerade Mittagessen, ich kann ihn nicht stören, kommen sie doch später noch einmal wieder’. Was wäre gewesen, wenn du fast sterben würdest? ‚Er ist am Mittagessen’ Schön für ihn, aber er hat doch auch ärztliche Pflichten! Und du liegst auf der Intensivstation verdammt! Grr ich könnte kotzen. Naja jetzt kommt doch eine“, das Mädchen hatte rote Wangen vor Zorn. Sie ließ sich auf den Stuhl fallen auf dem Nick eben saß. „Emma kommt auch vorbei, hey da saß ich, such dir deinen eigenen Stuhl.“, sagte Nick. „Pech, jetzt sitz ich hier. Wann kommt sie?“, fragte sie. Nick hob nur eine Augenbraue, holte sich dann aber einen anderen Stuhl. „Sie meinte sie zieht sich an und springt dann ins Auto.“, antwortete er, wobei er sich das Pony aus den Augen strich. „Okay...“ Mikes Augen fielen ihm schon wieder zu, es war schwer sie aufzuhalten. Er wollte einfach nur weiterschlafen, keine nervigen Ärzte, Krankenschwestern oder sonst was mehr sprechen, nur einfach schlafen. Wieder ging die Tür auf, wieder wurde er aus einem wohltuendem Dämmerschlaf gerissen. Eine kleine rothaarige Frau kam herein, in Begleitung einer etwa 30-jährigen Blondine. „Ah schön zu sehen das sie wach sind, Herr Süßer. Ich bin ihre behandelnde Ärztin, Marina Horst-Schäfer. Sie werden noch einige Tag hier im Krankenhaus verbringen müssen, dann werden wir sie eingipsen und Sie können nach Hause.“, nuschelte sie in ihre Unterlagen. Mit forschendem Blick sah sie ihn an, als wartete sie darauf, dass er irgendwas sagte. „Kann ich jetzt weiterschlafen?“, fragte er nur müde. Ihre Mundwinkel zuckten ein paar mal kurz, was wohl so etwas wie ein Lächeln sein sollte. „Natürlich. Die Schwester wird ihnen noch etwas Schmerzmittel geben, damit sie auch gut schlafen können. Haben sie irgendwelche Fragen?“ „Werde ich bleibende Schäden davontragen?“, dieser Gedanke war ihm gerade erst gekommen. Was war wenn er...ach er hatte keine Ahnung, aber wenn sich irgendetwas sehr stark auf sein weiteres Leben auswirken würde. „Nein, wenn die Fraktur ihres Sternums, entschuldigen sie, ich meine der Bruch ihres Brustbeins sauber zusammenwächst, haben sie nichts zu befürchten. Andersrum auch nicht wirklich, außer dass sie vielleicht ein wenig an Bluthochdruck leiden könnten, da es auf ihr Herz drauf gebrochen ist. Aber das wird sich im Laufe der Zeit zeigen. Nun, wenn das alles war wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag.“, sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand mit rauschendem Kittel. „Wow...Das nenn ich mal eine Frau der wenigen Worte. Die war ja schneller wieder draußen als sonst was.“ Nick schüttelte überrascht den Kopf. „Wenn Emma mich noch mal wach sehen möchte, sollte sie sich beeilen.“, murmelte Mike. In diesem Moment ging die Glastür ein zweites Mal auf, wieder stand eine Blondine in der Tür, doch diesmal war es seine Freundin. Er hob leicht den Kopf, was ihm sofort mit pochenden Kopfschmerzen gedankt wurde, um sie anzuschauen. Unter ihren Augen zeichneten sich tiefe Ringe ab, sie wirkte müde und ausgemergelt. Ihre Klamotten hingen nur an ihr herunter. Warum nahm es eigentlich alles so mit, dass er einen Unfall gehabt hatte? Er war nicht gestorben noch so schlimm verletzt, dass er nie mehr laufen konnte oder ähnliches. Wenn er der Ärztin glauben durfte, würde es ihm sehr bald sogar wieder komplett gut gehen. Ein kleiner blonder Blitz schoss auf ihn zu und auf einmal hing Emma ihm am Hals. Sie küsste ihn auf die Wange. „Mensch Emi, du erdrückst mich noch.“, sagte er nochmals, wie auch schon bei Helen. „Du hast dir wirklich ganz schön Zeit gelassen mit’m wach werden.“, kleine Tränchen kullerten aus ihren Augen. „Jetzt hör aber auf, nicht weinen ja?“, er strich ihr über den Kopf und dachte nur: Frauen. „Und er will schon wieder schlafen...“, meldete Nick sich, der sich seine Freundin auf den Schoß zog. „Das kannst du doch nicht machen! Jetzt wo wir fast komplett sind...Helen wo ist dein Bruder eigentlich?“ „Der muss arbeiten und bekommt nicht frei.“ „Hä? Aber er ist doch nicht fest angestellt.“, Emma sah das Mädchen verständnislos an. „Ja, aber sein Chef braucht ihn nun mal. Er meinte, er sei einer der klügsten Köpfe und das manche seiner wirklichen Arbeiter auch nur Holzwolle im Kopf hätten.“ „Na dann...Holzwolle...Hat er das echt gesagt?“, sie kicherte. „Jahh“, antworte Helen nur genervt. Dabei war den Mädchen nicht aufgefallen das ihr Freund schon wieder eingeschlafen war. Nick hielt den Finger vor seinen Mund und bedeutete den Mädchen, dass sie gehen sollten. Da Mike jetzt wieder wirklich unter den Lebenden weilte konnten sie ihn auch mal getrost allein lassen. Nick ging als Letzter durch die Tür. Er sah noch einmal zurück und musste schmunzeln. So wie er da lag sah er aus wie ein kleiner Junge. Gute Nacht, Kleiner, dachte er sich und machte die Tür zu. __________________ Nach langer, langer Zeit ein neues Kapitel von mir. Ich hoffe es liest überhaupt jemand. :) Kritik und Kommentare sind natürlich wie immer sehr willkommen. lg Juli Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)