                        Lichtlose Nacht   von somali77
================================================================================
                                  Kapitel 1: 
                                  -----------


Titel: Lichtlose Nacht
Autor: somali77
warnings: violence, dark, bdsm, adult, torture, yaoi 

[Detailliertere Warnings (FF enthält Szenen mit mehr oder weniger explizitem
Inhalt 
folgender Praktiken/Kinks): 
bondage, (hauptsächlich weiße) Folter (natürlicherweise non-con/dub-con),
whipping, 
medical fetish (zumindest teilweise), enema, gags, blood play, needle play, mind
games, 
petplay, fisting... (ok, einiges nur partiell, bzw. sehr beiläufig erwähnt,
aber es soll keiner 
sagen es hätte ihn niemand gewarnt)]

rating: M 
Pairings: Aya x Ken, Crawford x Aya, Schuldig x Ken, Crawford x Schuldig- wobei,

naja, was heißt Pairings- es ist zum großen Teil nur Sex/BDSM/Torture...
Disclaimer: Mir gehört nur die Geschichte, die Figuren sind nicht von mir,
deshalb kann 
ich mir hierfür auch nix kaufen und mach das nur zum Privatvergnügen. 
Kommentar: Also... ich hab auch mal versucht ein kleines Geschichtchen zum Thema

zu schreiben... und hier ist es. Es ist jetzt kein gore oder so, aber ich hab
versucht 
es zumindest angenehm unangenehm zu machen... Bin gespannt wies ankommt. 


--


Lichtlose Nacht 


--

~Gib Acht, wenn du gegen Ungeheuer kämpfst, 
dass du nicht selbst zum Ungeheuer wirst.
Denn wenn du lange genug in einen Abgrund schaust, 
schaut der Abgrund irgendwann auch in dich hinein.~

Friedrich Nietsche- Jenseits von Gut und Böse

--


Da stand er, der deutsche Dämon. 

Glutrote Haare hingen ihm in Strähnen in sein kantiges Gesicht mit dem wie
hineingemeißelten, 
falschen Lächeln und den eisblauen Augen. 

Seine Kleidung war vollkommen weiß, ebenso wie die seines Partners. 
Weiße Schuhe, weiße Hosen, weißes Hemd. Vormals sicherlich fein säuberlich
weiße Handschuhe, 
jetzt tief dunkelrot getränkt von Blut, mit dem ihm auch Brust und Bauch
besudelt waren, 
das in kleinen Tropfen in seinem Gesicht hing und an einer Haarsträhne
glitzerte. Er stand in 
einer dünnen Lache davon die sich unter ihm auf dem schmutzigen Boden des
Kellerraumes 
gesammelt hatte. Unbeeindruckt dessen zog sich sein Lächeln ein wenig weiter,
als er sich mit 
souveräner Handbewegung seine Ärmel zurecht schüttelte, seine Handschuhe
nachzog. 

“Was meint ihr”, hallte seine leise, schmeichelnde Stimme auf deutsch von
den feuchtkalten 
Wänden wieder, “Sollen wir beginnen?”

Ken warf mit ersticktem Laut seinen Kopf zurück, sein Körper wurde sichtbar
starr und 
presste sich gegen das unnachgiebige Holz des Stuhls auf den er gefesselt war.
Aya erinnerte 
das Zurückrollen der dunklen Augen in Todesangst an etwas, das er einmal spät
nachts gesehen 
hatte. In einem Film von Tierschützern. Über Schlachthäuser. 

--

Das ganze Geschehen hatte einige Zeit früher begonnen sich zu entwickeln. 


Es war lange nach den Tagen des ursprünglichen Weiß in Japan. 

Aya fand sich weit weg von seinem Geburtsort, auf der anderen Seite der Welt, in
Amerika, 
an der kalten, grauen Ostküste. 
Es war nicht mehr lange bis Weihnachten. 

Die Tage in der Stadt der Häuserschluchten waren farblos und nass und mit einem
Himmel 
der einen weiß und undurchsichtig erdrückte, wie ein blinder Spiegel oder eine
enge Käseglocke. 
All die künstlichen Lichter, das Plärren kitschiger Weihnachtslieder aus
tausend Lautsprechern, 
das exzessiv verwendete giftige Grün in Verbindung mit schreiendem Rot, die
sich starr und 
mechanisch bewegenden Rentier- und Weihnachtsmann- Puppen in allen Kaufhäusern,
die ihn 
von oben her angrinsten- nichts davon trug dazu bei heimelige Stimmung zu
verbreiten. 

Es gab außerdem Arbeit, und die Nächte waren schwarz und klirrend kalt. Aya,
der zu 
Recherchezwecken vorübergehend allein vor Ort war, kämpfte bald mit einer
beginnenden 
Erkältung, in der seine Kehle sich anfühlte wie ausgeschmirgelt, und der Rest
seines Körpers 
wund und wackelig. 
Er litt unter alt bekannten, jetzt stärker wiederkehrenden Albträumen. Die
Vorstellung von 
einem riesigen Blutbottich unter seinem Bett, in dem all die Leichen seiner
vielen Opfer 
verstümmelt und untot die Finger zu ihrem Mörder reckten, an seiner Bettdecke
zupften, 
seine Haut zu erreichen versuchten, verfolgte ihn immer, egal wann und wo er
sich schlafen legte. 

Er träumte von Kikiyou, einem seiner ersten Schwertkampfmeister, von seiner
ersten Mission 
die ihn in das kleine muffige Zimmer eines zweifelhaften S/M-Clubs geführt
hatte, von den 
Abscheulichkeiten die er später gesehen hatte, von seinem schmerzhaften ersten
Mal mit einem 
Mann, dem er vertraut, und der ihn später so entsetzlich verraten hatte. An
Weihnachten war 
seine kleine Welt damals ein zweites Mal nach der Ermordung seiner Familie in
sich 
zusammengebrochen. 
Ein Weihnachten vor vielen Jahren. Er wollte es vergessen, aber die Erinnerung
drängte sich 
dicht wieder an ihn, flüsterte alte Versprechen ins Ohr. 

Aya hasste die Weihnachtsbäume in der Stadt. Jeder von ihnen drängte in ihm
das Bild von 
dem Baum auf, der geschmückt gewesen war mit Leichenteilen. 
Stücke toter Menschen, drapiert wie kunstvolle Blumenarrangements. 
Künstliche Lichter. Zertrennte Körperteile am Weihnachtsbaum. Irgendwoher das
Plärren 
von süßlicher Weihnachtsmusik. 
Und eine Verbindung zu S/M... nein, viel mehr als nur S/M. 

Snuff.


Er sammelte Daten über einen Fall in den ein Pharmaziekonzern verwickelt war.
Eigentlich 
etwas völlig anderes. Ken sollte bald zu ihm stoßen, und er war sich nicht
sicher ob er erleichtert 
darüber, oder ernüchtert davon sein sollte. Mit Ken hatte er Sex, aber große
Gefühle gab es 
dabei nicht. Aya fühlte sich unfähig ihm in die Augen zu sehen wenn sie bei
der Sache waren. 
Eine wenig romantische, mehr peinliche Angelegenheit die sie hinter sich
brachten wie eine 
Notwendigkeit die sich irgendwann so eingeschliffen hatte. Ken brauchte lange um
sich zu 
entspannen, er ließ aber auch jeden noch so ungeschickten Versuch ruhig und
stumm über 
sich ergehen. 
Er schien tatsächlich verliebt zu sein, was die Sache noch komplizierter
machte. Aya war 
froh, dass sie nie darüber sprachen. 

Wieder einmal sehnte er sich nach einfacheren Verhältnissen. 
Er wusste er müsste damit aufhören Ken auszunutzen, aber sie waren
Arbeitspartner- sich 
zu trennen war schwierig. Er war sich nicht sicher ob er es überhaupt wollte. 


Ein paar Tage nachdem Ayas Halsweh angefangen hatte, kam Ken dann tatsächlich
per 
Flugzeug und mit der Hilfe von öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihm in die
Stadt, um ihm 
bei dem Auftrag unter die Arme zu greifen und ihn gesund zu pflegen. 
Aya lag dank seiner Sturköpfigkeit zu glauben, alles würde verschwinden wenn
man es nur 
lange genug ignorierte, mit einer mittlerweile starken Erkältung im Bett und
sah tanzende rote 
Flecken vor seinen Augen. 

Er war dankbar über den Anderen der ihm das Gesicht wusch und Tee kochte, und
den Geruch 
von Tod und Blut aus seiner Nase vertrieb, der an ihm klebte und den er einfach
nicht mehr 
wirklich los wurde. 
Aya wusste nicht länger ob es Wirklichkeit war oder ob er langsam aber sicher
in eine 
Psychose abrutschte, wie all seine Vorgänger und einige seiner Arbeitskollegen.


Er fragte sich ob er jemanden davon in Kenntnis setzen sollte, und wenn ja, wen,
und weil 
er zu keinem hoffnungsvollen Ergebnis kam fand er sich damit ab zu glauben, dass
es nur 
die Nerven und das Fieber waren, und dass sich alles beruhigen würde, wenn er
wieder 
bei Kräften war. 


Bald darauf schien die Krankheit tatsächlich halbwegs vorbei und vergessen, und
sie belohnten 
sich selbst für den Kampf mit den Viren und die Fortschritte ihrer Mission,
indem sie die 
seltene Entscheidung trafen, zusammen auszugehen. 
Nichts besonderes, nur in eine Cocktailbar. 
Und die Stimmung war genau so, wie Aya sie sich vorgestellt hatte. 
Unbehaglich und unsicher. 

Die Bar war einen Tic zu steril, der Martini einen Tic zu warm, Ken war zu
aufgekratzt, 
er selbst zu melancholisch. Sie fanden kaum Gesprächsthemen. Ken las keine
Bücher, 
Aya fuhr kein Motorrad. 

Es passte nicht. 

Natürlich war das nichts was er nicht längst schon selbst gewusst hatte, Ken
allerdings schien 
enttäuscht. Aya spürte einen Anflug von Mitgefühl. Aber es war nicht so dass
er irgendwie 
hätte helfen können. 


Beim Zahlen fand Aya unter dem Wechselgeld etwas, das ihn stutzen ließ. 
Erst als sie wieder auf der Straße waren, sah er es sich genauer an. 

Es war eine Visitenkarte, darauf stand in schlichten schwarzen Buchstaben die
Bezeichnung: 
“Private Hunting Club” und eine Adresse. Irgendetwas daran kam Aya sofort
merkwürdig vor. 
Er ahnte dass damit nicht einfache Rotwildjagd gemeint sein konnte, denn der
nächste Wald 
war weit genug entfernt.  

Ken, dem er die Karte zeigte, machte ein merkwürdiges Gesicht und erinnerte ihn
an einen Fall 
den sie mit Weiß in seiner alten Konstellation einmal gehabt hatten- damals war
es um 
inszenierte Menschenjagd gegangen. In Discos und Nachtclubs aufgegriffene Opfer,
die im 
Wald ausgesetzt und für reiche Kunden gegen Bezahlung zur Hetzjagd und zum
Abschuss 
frei gegeben wurden. 

Er meinte außerdem, es erinnere ihn an einen Horrorfilm den er gesehen hatte.
Allerdings hätte 
es da “Elite Hunting” geheißen. Und es wäre nicht wirklich um Jagd
gegangen. 
Aya wollte wissen, um was denn sonst. 

Um Snuff, meinte Ken. 


Dieses einzelne Wort trat im Moment fast schon zu viele Reaktionen in Ayas
Gehirn los, 
um nur Zufall zu sein. 
Allerdings nickte er bloß, hielt sein Pokerface und überprüfte zunächst nur
die Telefonnummer 
auf der Karte bei der nächsten Gelegenheit an einer öffentlichen Telefonzelle.


Als er wieder heraustrat, war er ein wenig blasser als sonst, und in Gedanken. 
“Also?”, wollte Ken von ihm wissen. 

Es war die Nummer von einem S/M-Club, hier in der Stadt, nur wenige
Häuserblocks entfernt 
von ihrem Hostel. 
Aya erinnerte sich daran auf seinen nächtlichen Streifzügen schon das ein oder
andere Mal 
dort vorbei gekommen zu sein, sagte aber nichts davon. Ob ihn jemand erkannt
hatte? 
Sehr unwahrscheinlich... 

Ken lachte gezwungen und machte Scherze darüber, dass Aya wohl so grimmig und
kaltblütig 
ausgesehen haben musste, dass der Kellner ihn für einen guten Kandidaten
gehalten hatte um 
Werbung zu machen. Aya war nicht richtig zum Lachen zumute. 


Der Dämon seiner Vergangenheit hauchte ihm heißen Atem in den Nacken. 
Es war wie ein kranker Scherz. 

Vielleicht war es wirklich nur Zufall. Es musste Zufall sein. Völlig harmlos. 
Hier war niemand der ihn kannte, und vor allem niemand, der von der Sache damals
wissen 
konnte. Alle, die davon gewusst hatten, waren tot. Der Gedanke war beruhigend
entgültig. 

Allein die Vorstellung dass es bewusste Absicht von irgend jemandem gewesen sein
konnte, 
speziell ihm diese Karte in die Hand zu spielen, ließ ihm das Blut in den Adern
gefrieren. 
Er schüttelte den Gedanken von sich. 


Ihre Mission, weitere Informationen zu sammeln, verlief bemerkenswert harmonisch
und 
reibungslos, die Untersuchungen näherten sich ihrem Ende. Es schien sich alles
auf drei 
Hauptziele zu verlaufen. Ein wenig viel, dafür dass sie nur zu zweit waren.
Vielleicht sollten 
sie zum eigentlichen Hit Verstärkung anfordern. 

Weihnachten rückte näher, ihre Wohnverhältnisse waren beengt, sie wechselten
in unregelmäßigem 
Rhythmus ihre Bleibe, mieteten sich in verschiedenen Youthhostels ein, weil
diese meist weniger 
streng überwacht waren. Die Stimmung zwischen ihnen näherte sich trotz des
Erfolges bei der 
Arbeit einem essigsaueren Tiefpunkt. Irgendwo schwärte der Frust und die
Unzufriedenheit. 
Ken hatte aufgehört, sich für Sex anzubieten. Stattdessen hörte Aya durch die
dünne Wand oft 
genug, wie er unter der Dusche masturbierte. Es brachte ihn auf merkwürdige Art
und Weise 
außer sich. 

In dieser Zeit des größten Drucks, in der er in einem winzigen Zimmer fest
steckte, der Wahnsinn 
in seinem Kopf zirkulierte und ihm sehr wohl bewusst war, dass er diese
Weihnachten nicht nach 
Japan kommen würde um sich von Yuushi oder Omi oder irgendjemand anderem
trösten zu lassen, 
sondern in dieser seelenlosen, blinden Stadt der Betonschluchten feststeckte,
bis zum Erbrechen 
belästigt mit Weihnachtskitsch, mit einem Partner der ihn anschwieg und
Schuldgefühlen die drohten 
ihn langsam und gemächlich zu erwürgen, wäre Sex mit Ken das einzige schmale
Ventil gewesen. 
Eine kleine Beruhigung. Ein Moment Nähe und Trost und Befriedigung. 

Sexentzug, während es mit stillen, unerbittlichen Schritten auf Weihnachten
zuging, und auf die 
Aussicht es diesmal allein mit Ken zu verbringen- eine Sache die, wie die Dinge
im Moment standen, 
nur grauenhaft schief laufen konnte-... das war der letzte Tropfen der das Fass
zum Überlaufen brachte. 

Aya brach aus. Er streunte ziellos durch die Straßen, verlief sich oft genug
dabei, aber es war 
ihm gleich, wenn er nur lange genug nicht zurück in ihr stickiges Zimmer
musste. Einen Schritt 
vor den anderen setzte er, auf der Flucht vor einer Flut von Gefühlen die sich
hinter seinen 
säuberlich aufgebauten Schutzfassaden aufgestaut hatte und drohte die Dämme
alle nieder zu reißen. 

Die Hilflosigkeit und Angst davor brachten ihn außer sich. 
Er schlief nicht mehr, er sah Blut auf seinen Händen, wusch sich hektisch in
öffentlichen Toiletten 
die Finger bis ihm klar wurde dass er wieder nur halluzinierte, er spürte den
Wahnsinn dick und 
grinsend hinter seiner Brust, ahnend dass er ihm durchs Ohr in den Kopf
geschlüpft sein musste 
und jetzt darauf wartete bis seine Kräfte nachließen, um dann ein für alle
Mal die Kontrolle zu 
übernehmen. Er hatte auf offener Straße Visionen davon wie er Ken schlachtete,
im Zimmer des 
Hostels mit seinem Katana, wie das Blut an die Wände spritzte, wie er in
warmen, bläulich 
glitschigen Gedärmen wühlte und wie ihm Kens Kopf beim Frühstück hinterher
dann säuberlich 
abgetrennt, auf einer Silberplatte entgegenstarrte.
 
Er sah junge Mädchen auf der Straße nicht in ihren Pelzmäntelchen und
Stiefelchen, sondern baumelnd, 
in Einzelteilen, am Weihnachtsbaum. Das Karussell drehte sich in abgründige
Entgültigkeit. 

Es gab niemanden zu dem er sich wenden konnte. 
Er war gefangen in seinem Kopf, und der flüsternde Wahnsinn wurde
überwältigend, tausend 
Stimmen wisperten auf ihn ein, zwangen ihn nach langem Widerstand schließlich
nach und nach 
in die Knie, er war übermüdet, paranoid, zwanghaft, depressiv, gereizt und zur
Erschöpfung 
gehetzt wie ein Fuchs vor den Hunden. Und die Möglichkeiten sinnvoll darauf zu
reagieren 
reduzierten sich auf ein drastisches Minimum. 


Endlich war er soweit. 

Am Ende jeglicher Kraft- geistig wie körperlich, fand er sich zuletzt mit
hängendem Kopf 
wieder vor der Tür des ominösen S/M- Clubs stehen. 


Sie hatten bei der sehr kurzen Recherche nichts nachweisen können das auf Snuff
hinter diesen 
Türen deuten konnte, aber das war egal. 
Es machte keinen Unterschied. Damals hatten sie auch zuerst nichts gefunden. 

Aya ballte emotionslos kalte Finger zu Fäusten, die schwarzen Lederhandschuhe
knirschten. 
Er fühlte sich wie leer gefegt, wusste aber dass er das richtige tat. 
Endlich. 

Sein Blickfeld schien dramatisch eingeschränkt, er hielt die Augen auf den
Asphalt gerichtet, 
überzeugt dass kalter, unpersönlicher Beton das letzte war, was ihm von dieser
Welt in Erinnerung 
bleiben würde. Es war gut so. 
Er konnte nicht mehr. 

Und es war am Ende so leicht, dass er sich fast darüber wunderte. Immerhin
sorgte es für ein 
ruhiges, tröstendes Gefühl. 

Er triumphierte über den Wahnsinn. 
Als erster in der Reihe seiner Vorgänger ließ sich nicht von ihm hinreißen.
Hier kam er, um 
seinen Körper und seine Seele von selbst zu opfern, auf dem Altar der
Obszönität, bevor es 
zu spät war. Er kam um seinen Henker zu finden, und sich der, für einen
Mörder wie ihn, 
gerechten Strafe unterziehen zu lassen.
Ken hatte er einen Zettel geschrieben, den der Andere vielleicht im Laufe des
nächsten Tages 
finden würde, dort war alles erklärt. Chloe oder jemand anders würde ihn
ersetzen. 
Für ihn selbst, Aya, endete sein Kreuzweg heute nacht. 

In seinem Kopf wartete Kikiyou hier auf ihn, um ihm Glied für Glied vom Körper
zu trennen. 
Er würde ihn ruhig empfangen. Auch wenn seine Marter ewig dauern sollte. Er
konnte nicht 
länger Verantwortung für seinen Kopf übernehmen, er hatte sich nicht mehr
genug unter Kontrolle. 
Schmerz würde der Preis für seine Sünden sein. 

Schmerz. 

Und Blut. Als Opfer für seine Schuld.

Aya war bereit.


Die Anmeldungsprozeduren waren ärgerlich langwierig, die Dame an der Tür
schien alles ganz 
genau wissen-, und Gesundheitszeugnisse von ihm haben zu wollen, bevor sie es
sich plötzlich 
anders überlegte und ihn hereinbat. 

Er wurde gefragt welchen Part er spielte, und die Antwort fiel ihm diesmal sehr
leicht. 
In einem kahlen, weißen Zimmer lagen Lederbänder. 

Als Aya seine Kleidung dort ablegte, um sein Glück mit dem Geschirr zu
versuchen, erwischte 
ihn ein Hauch von kühler Realität mit dem Gefühl des kalten Betons unter den
nackten Füßen 
und dem nietenbeschlagenen schwarzen Lederband zwischen seinen Fingern. Einen
Moment 
spürte er ein Gefühl der Enge im Hals, ein ungutes Zusammenziehen seiner
Eingeweide, 
vielleicht ein Flattern von Angst in der Magengegend, aber er tat einen tiefen
Atemzug 
und ließ es vorbeigehen. 
Dann setzte er seine Vorbereitungen fort. 
Er fühlte sich ruhig und bereit. 

Noch nie hatte er einen Harnisch getragen. Das Gefühl harten Leders in klaren,
genau 
festgelegten Bahnen über der Haut war neu und gut. 
Etwas das ihn sicher festhalten konnte, und seiner Haut, seinem Äußeren eine
Grenze gab, 
beruhigte ihn. Zitternd atmete er aus, ihm war nicht bewusst gewesen dass er
doch so 
angespannt gewesen war. 

Ruhig und mit hängendem Kopf, geschlossenen Augen und vorn ineinander
verschränkten Händen 
blieb er stehen und wartete auf sein Schicksal. Seinen Henker.


Von hinten trat jemand zu ihm heran. 

In eben dem Moment, in dem seine Sinne nach minutenlanger, lautloser Wartezeit
überfein 
geworden zu sein schienen und er auf das winzigste Geräusch lauschte, sich tief
in demutsvolle 
Stimmung hinein versenkt hatte, trat ein Mann durch die dicke Stahltür, der
sich mit ruhigen, 
gemächlichen Schritten näherte. 

Aya spürte große Hände auf seiner Haut, ein Griff der fest aber sanft war,
und in den er sich 
nach kurzem Zweifel ergeben konnte. Es fühlte sich richtig an. Handschuhe aus
Stoff ließen 
die Berührung fast warm erscheinen, und Aya wunderte sich dass er kaum darüber

erschrocken war. 

Eine Wolke von Duft umfing ihn, die ihm seltsam vertraut vorkam. 
Teueres Männerparfüm. Es brachte sein Herz dazu, intensiver gegen den
Brustkorb zu pochen, 
eine instinktive Reaktion die ihm zu denken gab.
Ob sein Vater einen solchen Duft getragen hatte..? Shion? Oder Takatori?


Wer auch immer zu ihm gekommen war, schien sich sehr bewusst zu sein welche
Rolle er erfüllte. 
Aya folgte ihm willig durch schmale Gänge, in vergitterte Kellergewölbe. 
Er empfing Schellen um die Hand- und Fußgelenke, und er empfing sie willig. 
Es hatte alles seine Richtigkeit. 

Merkwürdig betäubt blinzelte er erst, als er Andere seine Hände über den
Kopf führte, und 
ihn in der Mitte des runden, düsteren Zimmers an einer von der Decke hängenden
Kette fixierte. 
Jetzt sah er ihn zum ersten Mal wirklich an. Ein gesichtloser Mann, groß und
breitschultrig, 
vollkommen in schwarz gekleidet, mit einer eisernen Henkersmaske. 

Leise schlich sich Realität über Ayas Fußsohlen in die Szene, machte ihm
seine Lage bewusst 
und ließ ihn etwas nach Luft schnappen, seinen schweren Puls in den Kniekehlen
spüren. 
Ein enges Gefühl von Nervosität prickelte seine Wirbelsäule hinauf. Der
Andere trat hinter ihn, 
und dass Aya ihn nicht sehen konnte, machte ihm nun doch zu schaffen. Wieder
holte er etwas 
Luft, hatte kaum Erfolg weil seine Lungen schmerzhaft voll zu sein schienen. Ein
kurzes Zittern 
lief durch die Muskeln. Ein wehmütiger Gedanke von Ängstlichkeit bei der
Aussicht, was für 
ein fein abgestimmtes Gerät so ein Körper doch war, wie gut er bisher
funktioniert hatte, dass 
es beinahe ein Jammer war ihn so zu zerstören, eine Anspannung in seinem
Rücken durch die 
Ungewissheit und die Vorbereitung auf Folter. 

Und dann eine streichelnde Hand die seinen Rücken auf und ab fuhr. Ironisch
sanft. Eine zähe, 
dünne Gerte auf seinen Oberschenkel. 
Aya sah sie, und spürte sie. 

Dann hörte er Pfeifen durch die Luft und das scharfe Klatschen beim Auftreffen
auf Fleisch. 
Seinem eigenen Oberschenkel, wie ihm durch einen milchigen Nebel bewusst wurde.

Der Atem stockte in seiner Kehle, und sein Kopf drehte sich wie im Rausch. Erst
beim zweiten 
Klatschen spürte er einen beißenden, spitzen Schmerz der tief in den Muskel
hineinzuckte 
und ein großflächiges Brennen auf der Haut hinterließ. 

Gemächlich fuhr die Hand zwischen den Schulterblättern auf und ab, half Aya
besser ausatmen 
zu können, um doch fähig zu sein, ein wenig mehr Sauerstoff in seine zum
Platzen gefüllten 
Lungen zu saugen. 

Aya fühlte seine Knie zittern und seine Wangen brennen. Rücken und Unterleib
wurden 
merkwürdig taub. Er hörte das Klatschen, aber der Schmerz blieb aus. In kurzer
Folge 
wurde ihm heiß und kalt, Bilder flimmerten vor seinen Augen, ein Pfeifton aus
dem Nichts 
verhüllte sein Hirn und dann war es plötzlich aus. 


Als er wieder zu sich kam, wischte ihm eine kräftige, ruhige Hand mit nassem
Handschuh Kälte 
und Wasser über das heiße Gesicht. 
Er blinzelte schwer atmend.

Er war immer noch in dem selben runden Kellerraum. Von den Wänden starrten
Instrumente aus 
Metall und Leder auf ihn herunter. Aber er hing nicht mehr an seinen
Handgelenken, sondern fand 
sich auf dem Boden liegend. Zum ersten Mal war ihm die Tatsache, bis auf die
Lederriemen des 
Geschirrs vollkommen nackt zu sein, etwas unangenehm. 
Über ihm baumelte die Kette. 

Ihm wurde ins Geschirr gegriffen, und er wurde von kräftigen Armen auf die
Beine gezogen. 
Seine nächste Station war ein Schlagbock an der Wand. Mit der Eisenschnalle die
seinen Nacken 
hinunter zwang, ihn in devote Haltung auf die Knie drückte, war er still und
ausgeliefert, gestützt 
von einem mit Leder gepolsterten Holzgestell. Ein Blick zur Seite zeigte ihm wie
sein Henker zur 
Peitsche griff, und Erregung ließ seinen Atem wieder knapp und stoßend werden.


Als er aus den Augenwinkeln sah wie der andere Mann ausholte, krampfte er die
Hände zu 
Fäusten, biss die Zähne zusammen und kniff die Augen zusammen, und trotzdem
gab es nichts 
das ihn auf das Gefühl das kam hätte vorbereiten können. 
Wuchtiger, überwältigender Schmerz explodierte auf seinem Rücken, schlug ihm
in  schierer 
Heftigkeit direkt auf den Magen und ließ ihn keuchen. 
Der Schweiß brach ihm aus. Er versuchte instinktiv an seinen Fesseln zu ziehen
wurde aber 
unerbittlich festgehalten. Der zweite Schlag sprengte um Haaresbreite seine
eiserne 
Selbstbeherrschung. 
Tränen schossen ihm in die Augen, sein Körper zuckte und zitterte unter dem
lächerlich 
mächtigen Gefühl von purem, blankem, Verstand zerschmetterndem Schmerz. Er
hatte keine 
Ahnung gehabt was eine Bullenpeitsche ausrichtete. 
Der dritte Schlag ließ ihn schreien, und als der Bann erst einmal gebrochen
war, schrie er alles 
heraus, das Zucken von Qual durch sämtliche Muskeln, Knochen, bis tief in die
Eingeweide, 
das Zittern und Schwitzen unter der Nachwirkung des vorherigen- und in Erwartung
des nächsten 
Schlags, während die Eisenspange seinen Nacken demütig nach unten gedrückt
hielt und er nicht 
die geringste Chance hatte seinem bitteren Schicksal zu entgehen, bevor es
seinem Henker nicht 
passte. Der vierte Schlag brach sämtliche Barrieren, Aya schluchzte, die
Tränen liefen ungehemmt, 
sein Körper zuckte unwillkürlich unter dem Gefühl.

Selbst als ihm klar wurde dass der Henker aus irgendeinem Grund aufgehört hatte
zu schlagen, 
heulte er weiter. Es war zu viel. Der Druck war zu groß. Der Damm war
gebrochen, und all die 
sorgfältig geschluckten, verschlossenen, gehorteten Gefühle schafften sich
Luft. Er weinte über 
das erbärmliche Wesen das er geworden war. Früher hatte er Mörder verachtet,
hatte geglaubt 
seine Rache sei die einzig gerechte Strafe für lebensunwürdigen Abschaum der
sein Leben so 
grausam zerstört hatte. Jetzt war ihm klar dass es nichts gab das ihn besser
machte. Wie vielen 
kleinen Mädchen hatte er ihren Vater, ihren Bruder geraubt? Wie vielen
liebenden Frauen ihren 
Freund, ihren Ehemann? Seine Rache hatte ihn selbst zu Abschaum gemacht, der
sich vor seiner 
eigenen Schwester so schämte, dass er ihr nie wieder unter die Augen treten
konnte, obwohl das 
etwas war wonach er sich bitter sehnte. 
Es tat ihm leid. Er hatte beim Töten nichts gefühlt. Jetzt, in letzter Zeit
hatte er nach Gelegenheiten 
dafür gesucht. Es war zur Sucht geworden. Er war ein Mörder. 
Es tat ihm so leid. 

Das Gefühl der Hand auf seiner Schulter spürte er erst im zweiten Moment, und
dann umso 
deutlicher, er spürte das reiben, das Kreisen des Daumens, das Nachfahren
zuckender, bohrend 
schmerzender Schlagstriemen, das beruhigende Streicheln seines Rückens. Sein
Atem stockte 
und bebte, er versuchte sich zusammen zu reißen. 
Das Weinen verebbte, sein Zwerchfell krampfte noch einige Zeit lang
unwillkürlich, sog Luft 
in seine Lungen, dem entgegen schloss er aber die Augen, versuchte tiefer zu
atmen und 
entspannte sich. 

Die Finger auf seinem Rücken drückten in frische Schlagstriemen, die sicher
eine Zeitlang 
leuchtend blau sein würden, ließen elektrisch zuckenden Schmerz zu
Wirbelsäule und Kopfhaut 
prickeln. Aya ergab sich in diese Behandlung. Er fand sich schnell in einem
Zustand von gefasster 
Erwartung, ohne Trotz, ohne Wut, ohne Widerstand. Sein Henker gab ihm Schmerz,
und er nahm 
ihn an. Der Mann mit der Maske zwang ihn in die Knie, und er ließ sich zwingen.

Wenn er dazwischen inne hielt, um ihm in diesem eigentümlichen Rhythmus den
Rücken zu streicheln, 
seinen Puls wieder etwas abzusenken um für die nächste Station bereit zu sein,
bestärkte Aya das 
nur in der Gewissheit, dass das was er tat das richtige war. 

Es hätte ihm früher schon einfallen sollen. 


Der Druck in seinem Innern, die Verzweiflung die seine Eingeweide zerfraß,
löste sich im Laufe der 
Zeit in der runden Folterkammer langsam auf in den heißen Glutströmen auf
seinem Rücken, dem 
klärenden, reinigenden Schmerz in seinem Bewusstsein, und einer Erleichterung,
die so tief und 
ehrlich war, dass er zum ersten Mal nach viel zu langer Zeit glaubte wieder so
etwas wie Glück zu 
empfinden. Er zuckte nicht länger weg, er empfing den Schmerz, er war dankbar,
es war wie eine 
Gnade, endlich alles einem Meister überlassen zu können.


Später würde er sehen dass er kaum zwei Stunden im Club verbracht hatte, aber
während er 
dabei war hatte er jegliches Zeitgefühl verloren. Obwohl nichts sexuelles
passierte empfand 
Aya es als zutiefst sexuell, so viel intensiver als jede andere
zwischenmenschliche Erfahrung bisher. 

Er fühlte sich stark und euphorisch, spürte erst beim Nachgeben seiner Knie
und dem zunehmenden 
Schlottern kurz nach dem Versuch, aufzustehen, die Grenzen seines geschundenen
Körpers. 
Als wohltuend kühles Gel auf seinen glühenden Rücken gestrichen worden war,
er in eine warme 
Decke gewickelt- und ihm eine Flasche mit kühlem, klaren Wasser an die Lippen
gehalten wurde, 
dämmerte ihm erst in voller Entgültigkeit, dass der schwarze Mann wohl doch
nicht vorhatte, 
ihn heute Nacht in Mordabsicht zu foltern und hinzurichten.

Es war nichts gesprochen worden, während der ganzen Zeit, und es schien
unwahrscheinlich dass 
der Andere jetzt noch damit anfangen würde, aber Aya fühlte in seiner
erleichterten Dankbarkeit 
den Impuls zu sprechen mit solcher Macht dass er ihm nachkommen musste. 

“Das... war das erste Mal für mich in so einem Club.”, seine Stimme klang
heiser und sehr jung, 
“Ich dachte nicht-... ich hätte nie-... sie sind wirklich gut.”, er atmete
etwas auf, “Vielen Dank”

Der maskierte Mann zog kommentarlos die Decke um Ayas zitternden Körper enger,
rieb ihm 
beruhigend die Schultern und bedeutete ihm still, noch etwas zu trinken. 

Ayas Blick aus seinen Augen war fügsam und offen. Er fragte sich ob der andere
Familie hatte 
und deshalb nicht erkannt werden wollte. Vielleicht war er Politiker. 

“Wirklich”, fuhr Aya fort, 
“Sie haben mir heute Nacht das Leben gerettet... könnten sie- wäre es
möglich so etwas wie heute-... 
zu wiederholen? 
Ich bin nicht mehr lange in der Stadt, aber ich wäre froh, wenn ich das
nächste Mal vielleicht wieder 
sie finden könnte und nicht irgendjemanden-... man weiß ja nie was für Leute
man trifft?”

Er bekam ein selbstverständliches Nicken dafür, und fühlte Hoffnung,
Erleichterung, das 
Bewusstsein von einem Anker in seinem Wahnsinn. Ihm wurde eine Karte in die Hand
gedrückt 
auf der dasselbe stand wie auf der Karte aus der Bar, was Aya irritierte, weil
der Laden selbst sich 
“Abyss” nannte und von einem “Private Hunting Club” keine Rede war. 

Mit Kugelschreiber stand in klaren, großen Lettern ein Codename an der Seite.
Delphi. 

Was war das doch gleich? 
Ein Schriftsteller? 
Eine Gottheit? 
Ein Ort in Griechenland?


Aber das schien alles zweitrangig. Aya stieg sehr vorsichtig zurück in seine
Alltagskleider die 
im Umkleideraum auf ihn warteten, und fühlte sich trotz der pochenden Schmerzen
und seinem 
wunden Körper wie neu geboren. Die Nacht vor den Toren des “Abgrunds” war
schwarz und 
bitter kalt, aber tröstlich. 
Er schloss die Augen, er lächelte, er trat mit vorsichtigen Schritten den
Heimweg an. 

Jeder Muskel tat weh, sein Rücken stand in hellen Flammen und er würde wohl
nächtelang 
auf dem Bauch schlafen müssen. 
Aber er fühlte sich großartig. 


Die vormals noch so erdrückenden Schuldgefühle waren wie weggeblasen, die Wand
von 
Angst um ihn war zersplittert, sein chaotischer Wahnsinn war ruhiger Klarheit
gewichen, seine 
Stimmung war besser denn je. 
Zurück im Zimmer des stillen Hostels fand er Ken in Shorts und T-Shirt,
bäuchlings und mit 
von sich gestrampelter Decke im Bett liegen, schlafend. 
Er spürte den merkwürdigen Impuls ihn zu küssen, oder ihm einen Klaps auf die
so vorlockend 
hochgewölbten Hinterbacken zu geben, einfach nur so. Stattdessen zerriss er
seinen rührigen 
Abschiedsbrief, zog sich um, legte sich schlafen und schlief wie ein Stein, ohne
Albträume, 
durch bis zum nächsten Morgen.  


--

tbc


                                  Kapitel 2: 
                                  -----------


--


Es war erst am Tag vor Weihnachten, als es ihn wieder zum “Abyss” zog. 
Er grübelte über die Karte. 

Was hatte es damit auf sich? 

Ein privater Club innerhalb des Clubs? Hunting? Der schwarze “Jäger”, den
er beim letzten Mal 
kennen lernen durfte, hatte jedenfalls zwar jede Menge Eindruck, aber nicht
einmal einen ernsteren 
Kratzer hinterlassen. Das Ganze schien ihm recht professionell. 

Er sagte also Bescheid dass er allein ausgehen würde, und ließ Ken in ihrem
kleinen Zimmer zurück. 
Der Dame am Eingang zeigte er die Karte und erntete erst einen irritierten
Blick, wurde dann aber 
herein gewunken und wie zuvor in ein kahles Zimmer geführt. Diesmal schon
routinierter legte er 
seine Kleidung ab, schlüpfte in das Geschirr das für ihn bereit gelegt worden
war. 
Ein schwarzes Halsband war dabei. 

Er legte auch das an, es schmiegte sich um seinen schmalen Hals, und das
Bewusstsein so etwas 
zu tragen, erregte ihn ein klein wenig. Er fand dass es ihm gefiel. 

Heute Nacht hielt er sich bereit für mehr... mehr Spielchen vielleicht, mehr
Variation, ein wenig 
extremere Dinge... natürlich ausreichend Schmerz, danach sehnte er sich, aber
vielleicht ein bisschen 
Erniedrigung... nicht zu viel. Er hoffte auf die sicheren Hände seines Meisters
vom letzten Mal. 
Es fühlte sich seltsam natürlich an, unter ihnen nachzugeben. 
Als hätte er nie etwas anderes getan. So als kannten sie sich aus einem
früheren Leben. 

Und das beruhigendste war, dass niemand davon erfahren würde. 
Hier konnte er sich fallen lassen, und sich von so ganz anderer Seite zeigen als
draußen... 
vor Ken... 
der wäre entsetzt. 


Wieder wartete er auf Schritte. Eine vage Ahnung wallte kurz in ihm auf, ein
Gefühl flüchtiger Unruhe, 
die Befürchtung dass irgendetwas heute faul sein konnte. Dass er in eine Falle
gelaufen war. 

Würde ein anderer Mann zu ihm kommen?

Aber dann ging die Tür auf, und schon an den Geräuschen hinter sich ahnte Aya
dass seine 
Befürchtungen unbegründet waren, und er es wirklich war. 
Das Gefühl der großen Hände auf seiner Haut zerschlug letzte Zweifel, seine
Handgelenke 
wurden hinter dem Rücken in gepolsterte Schellen gefasst. 

Erleichtert drehte Aya den Kopf zur Begrüßung, und das Herz sprang ihm fast
aus der Brust. 
Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen und er ohrfeigte sich innerlich selbst
nicht so viel 
kombiniert zu haben. 
Delphi. 

Der Codename. Er hätte es wissen müssen. 

Augenblicklich riss er sich los von dem Anderen, warf sich rückwärts,
schürfte sich den Rücken 
an der rauen Wand. 
Groß stand der andere Mann vor ihm, dieses Mal ganz in weiß und unmaskiert,
und das Gesicht 
schockte ihn über alle Maßen. Mit einem Mal wusste er, dass -alles- heute faul
war: Blut schoss 
ihm in die Wangen, Gedanken ratterten in seinem Kopf, Verwirrung, Scham, Hass- 
“Oracle!”, keuchte er. 

Ein zynisches Grinsen hob leicht einen Mundwinkel, die runde Brille reflektierte
spärliches Neonlicht. 
Er tat überhaupt nichts, stand ruhig vor ihm, im Bewusstsein vollkommener
Überlegenheit, 
und Aya spürte brodelnde Verachtung in sich hochkochen. 

“Was willst du?”, spie er ihn an.

“Nur nicht so aggressiv...”, beruhigte der Andere in perfektem Japanisch, 
“Vor ein paar Tagen warst du noch ganz zufrieden mit mir?”

Aya versuchte die entsetzte Scham zu verdrängen, als ihm durch den Kopf zuckte
was passiert war, 
und wie der andere ihn gesehen hatte.
“Arbeitet ihr für die Gegenseite?”, keuchte er um das Thema zu wechseln,
“Ist das der Grund?”

Crawford lächelte nur still. 
“Nein.”, sagte er. 


Er kam in ruhigen Schritten auf Aya zu, fasste ihn ohne besonderes Aufhebens am
Geschirr, 
drehte ihn mit einem kräftigen, entgültigen Ruck herum, um Zugang zu seinem
Rücken zu haben 
und griff in das Halsband. Ayas Atem wurde knapp, die Angst ohne Umschweife
erstickt zu werden 
jagte Adrenalin, gänzlich ohne gute Gefühle, durch seine Venen. Er drückte
seinen Körper hoch 
auf die Zehenspitzen, schnappte nach Luft. 

“Nicht im Moment. Und mach nicht aus allem so ein Drama, du bekommst genug
Sauerstoff.” 

Errötend versuchte der Rothaarige tiefer Luft zu holen und war erstaunt als es
klappte. 


“Ich dachte ihr freut euch vielleicht über ein Wiedersehen in der Fremde. 
So ganz privat... unter uns Jägern..?”

Aya lief es wie Eis über den Rücken. Ihr..? Das musste heißen-...
“Was habt ihr mit Ken gemacht?”, seine Kehle schien mit einem Mal wie
ausgedörrt. 

“Nur keine Panik.”, der Dunkelhaarige kam mit dem Kopf unangenehm nah zu
Ayas Ohr 
und raunte sanft: 

“Es ist nur ein Spiel, weißt du..? Und es wäre gut wenn du mitspielen
würdest, denn du bist derjenige 
der die Regeln schon kennt... und der sie letztes Mal noch wesentlich besser im
Gedächtnis hatte”

Ein scharfer Ruck am Halsband, Aya wurde wieder auf die Zehenspitzen gezogen,
und diesmal 
blieb ihm tatsächlich die Luft weg.

--

Eine Augenbinde machte ihn blind. 

Er stolperte diesmal sich sträubend den Gang entlang, die Lautlosigkeit um ihn
herum ließ ihm 
bewusst werden wie sein Magen sich zu einem kalten Klumpen zusammenzog. 
Unzeremoniell wurde er in einen kühlen Raum gezerrt, über einen Tisch
geworfen, ein 
schraubstockartiger Griff um den Nacken hielt ihn fest, die Stimme seines
Feindes, die ihm 
eisig durch Mark und Bein ging, befiel ihm, still zu halten. 

Einen Moment passierte noch überhaupt nichts, und dann, als Aya vorerst nachgab
weil er 
weder etwas sah, noch seine Arme aus den Handfesseln frei bekam, spürte er
kleine, spitze 
Schmerztropfen den Rücken entlang, die ihn etwas zusammenzucken ließen.

“Was ist das-... was tust du?”, keuchte er, erhielt aber keinerlei Antwort.

Nach wenigen Augenblicken wurde er etwas ruhiger, blieb tatsächlich mit auf die
Holzplatte 
gepresstem Oberkörper die paar Momente reglos und still. 
Was tat er mit ihm? Was sollte das? Was machte der Schwarz mit seinem Rücken?

Er wurde auf die Beine gezogen, bekam eine Beißstange an die Lippen gedrückt
und nahm 
unter der Unausweichlichkeit den Knebel widerwillig an, spürte wie sein Mund
aufgezwungen 
und der Riemen hinter seinem Kopf verschnallt wurde. 
Dann wurde er weitergeführt. 


Im nächsten Raum in den sie traten, roch es schwer nach Blut und der Boden war
klebrig. 

Und es roch nicht nur, es stank in metallischer Süßlichkeit. 


Die Luft war hier wärmer und stickiger als zuvor. 
Irgendjemand atmete beschleunigt und bemüht leise vor beginnender Angst. 

Ayas Augenbinde wurde entfernt, und was er sah ließ ihm schwindelig werden, es
zog etwas 
in seinem Inneren bitter zusammen. Es war dasselbe Zimmer in dem er bei seinem
ersten Besuch 
gewesen war. 


Und dort, in der Mitte unter der Kette, in einer Lache von noch frisch wirkendem
Blut, saß ein halb 
betäubt wirkender Ken, nackt und orientierungslos blinzelnd auf einem groben
Holzstuhl, die Hände 
vermutlich hinter der Lehne gefesselt. 
Er trug ein Geschirr, ähnlich wie Ayas, mit dem Unterschied dass er es sich
garantiert nicht selbst 
angezogen hatte. 
Ein Kreuzriemen über der Brust, in der Mitte mit einem Ring verbunden, ein
Riemen um die Hüfte, 
ein Cockring um sein schlaffes Gemächt. Das Leder war weiß. 
Um seinen Hals war ein passendes, weißes Halsband gezurrt. 
Es stand ihm wunderbar, fand Aya. Allein der Gedanke war pervers, und er
schämte sich dafür.


Die dunklen Haare wirkten strähnig und zerzaust, er schien sich mit zunehmender
Unruhe umzusehen, 
fixierte dabei vor allem den Boden um sich, auf dem dunkle Pfützen glänzten,
spannte ungläubig 
die nackten Schultern, was von einem Klirren begleitet wurde, und Aya in der
Annahme bestätigte 
dass seine Handgelenke fixiert waren. In seinen Mund war ein Ballknebel
gezwungen, Ken schnaufte 
seine steigende Unruhe mühsam daran vorbei, schüttelte den Kopf in hilflosen
Versuchen das 
unangenehme Instrument, das ihm zusätzliche Angst einjagen musste,
abzuschütteln. Schließlich fiel 
sein Blick auf Aya, und seine Augen wurden weit. 

In dem Moment trat lautlos eine Gestalt aus den Schatten und blieb seitlich im
brüchigen Licht der Glühbirne, 
die von der Decke hing, stehen. 


Aya spürte Kälte in seiner Magengegend, die simple Anwesenheit dieser Person
bedeutete nichts gutes. 
Er drängte zurück und stieß auf eine starke, emotionslose Hand in seinem
Nacken, die ihn ruhig aber 
bestimmt dazu anhielt, Teilnehmer dieser Szene zu bleiben, obwohl er ahnte-
wusste- dass die 
Vorstellungen von Spaß der vierten Person hier im Raum Folgen nach sich ziehen
musste die er nicht 
wirklich sehen wollte. 

Da stand er, der deutsche Dämon. 

Glutrote Haare hingen ihm in Strähnen in sein kantiges Gesicht mit dem wie
hineingemeißelten, 
falschen Lächeln und den eisblauen Augen. 
Seine Kleidung war vollkommen weiß, ebenso wie die seines Partners. Weiße
Schuhe, weiße Hosen, 
weißes Hemd. Vormals sicherlich fein säuberlich weiße Handschuhe, jetzt tief
dunkelrot getränkt von 
Blut, mit dem ihm auch Brust und Bauch besudelt waren, das in kleinen Tropfen in
seinem Gesicht 
hing und an einer Haarsträhne glitzerte. Er stand in einer dünnen Lache davon,
die sich unter ihm 
auf dem schmutzigen Boden des Kellerraumes gesammelt hatte. Unbeeindruckt
dessen, zog sich 
sein Lächeln ein wenig weiter, als er sich mit souveräner Handbewegung seine
Ärmel zurecht schüttelte 
und seine Handschuhe nachzog. 

“Willkommen ihr lieben... Jägerkollegen zu unserem kleinen, privaten
Stelldichein heute Nacht...”, 
schnurrte er. “Da ihr so aufmerksam der Einladung gefolgt seid, werden wir uns
sicher gut die Zeit 
zu vertreiben wissen... wie wäre es mit einer kleinen Wette zum
Zeitvertreib?”

Aya runzelte trotz seines rasenden Pulses kurz die Stirn. 
Egal was der Deutsche von sich gab, für ihn klang es immer nervenzerreibend
auswendig gelernt. 

Sofort zuckte der Kopf mit der orangeroten Glutmähne herum, und blaue Augen
bohrten sich 
tief in seine, das Grinsen war eine Fratze. 

“Um euer Leben...? Wenn einer von euch morgen früh um Punkt acht Uhr noch
atmet, habt ihr gewonnen? 
Ah, ich wette dagegen... aber wer weiß? Wir haben noch einiges an Zeit bis
dahin..?”

Er machte einen großen Schritt über die nächste Blutlache, um seine
blütenweißen Schuhe nicht 
schmutzig zu machen und ließ seine Finger über allerhand merkwürdige
Instrumente auf einem nahen 
Tischchen gleiten, ein Akkubohrer, eine riesige Zange, ein Koffer voll steril
verpackter Kanülen 
verschiedenster Größe.

Kens Atem wurde rasch und stoßend.

“Was meint ihr”, hallte seine leise, schmeichelnde Stimme auf deutsch von
den feuchtkalten Wänden 
wieder, und sein Blick richtete sich kalt auf den jungen Mann auf dem Stuhl,
“Sollen wir beginnen?”
Ken warf mit ersticktem Laut seinen Kopf zurück, sein Körper wurde sichtbar
starr und presste sich 
gegen das unnachgiebige Holz des Stuhls auf den er gefesselt war. Aya erinnerte
das Zurückrollen der 
dunklen Augen in Todesangst an etwas, das er einmal spät nachts gesehen hatte.
In einem Film von Tierschützern. 
Über Schlachthäuser. 


Und dann wurde er herumgedreht und frontal in ein nahe der Wand stehendes
Andreaskreuz geworfen. 
Sofort drehte er den Kopf zur Seite um besser Luft holen zu können, seine
Handgelenksfesseln wurden 
gelöst und er kämpfte kurz, aber Crawford war ihm körperlich im Nahkontakt
doch weit überlegen. 
Seine Arme wurden über den Kopf gestreckt und seitlich fixiert, die Beine
schulterbreit weiter unten 
mit Riemen befestigt. 

Widerwillen wallte in ihm auf, Hass, Verzweiflung, er bäumte sich auf bis der
große Schwarz mit der 
neunschwänzigen Katze in der Hand wieder zu ihm zurück trat, und Lederbänder
über seinen Rücken 
zucken ließ. Dann lief ein tiefes Schaudern durch ihn hindurch. Ein letztes,
trotziges Ächzen. 
Es dauerte vielleicht zwei- oder auch fünf Minuten strenger Behandlung mit der
Peitsche-
...und Aya war wieder unfähig, sich psychisch oder körperlich aufzulehnen. 

Die Situation war hässlich, aber die Technik mit der der verhasste Amerikaner
ihn bearbeitete 
so willkommen... das scharfe Knallen der Bänder, das Prasseln, das Rauschen
durch die Luft, 
die mächtig dominante Bewegung, seine Hilflosigkeit-...

Er schnaufte heftig durch die Nase, aber trotz der Szenerie mehr vor ungewollt
ziehender 
Erregung als vor Angst. Ihm zitterten die Knie vor Schuldgefühl und schlechtem
Gewissen, 
aber das jagte zusammen mit der harten Behandlung die er ertrug, nur höhere,
tiefere Erregung 
durch ihn hindurch, die ihm den Schweiß aus sämtlichen Poren brechen ließ. 
Er wollte etwas sagen, wollte um Gnade bitten, nicht für sich selbst, für Ken,
aber der Knebel 
in seinem Mund drückte die Zunge nach unten, spannte seine Mundwinkel, machte
ihn unfähig 
den laufenden Speichel aufzuhalten der ihm in heißem Bewusstsein von Schuld und
Lust und Schmerz 
abwärts triefte, das Leder vor ihm, seine Brust besudelte, sein Kinn und seinen
Bauch hinunterrann 
und ihn seine Schwäche in beschämender Intensität spüren ließ.
Er ertappte sich dabei wie er willig auf der Gummiummantelung des Knebels kaute.

Die Versuchung sich unter Oracles richtendem Arm einfach hinzugeben war
überwältigend. 
. 
Der Mann wusste viel zu gut mit der Peitsche umzugehen, und obwohl Aya versuchte
ihn zu hassen, 
obwohl die Situation ihn außer sich hätte bringen müssen vor Ekel und
Widerwillen, konnte er nicht 
anders als zugeben zu müssen, dass es verstand seine heimlichen Fantasien zu
erfüllen. 
Und zwar perfekt.

Das Bewusstsein dass Ken seinen Demütigungen zusah, sorgte für noch
heftigeres, heißeres Ziehen 
zwischen den Schenkeln. Verzweifelt versuchte er den Kopf zu schütteln, sich zu
wehren gegen 
das was logisch folgen musste, aber ein tiefes Stöhnen ließ sich irgendwann
doch nicht mehr 
unterdrücken.

Ayas Kopf fiel in den Nacken. 
Das Auftreffen der Lederschnüre fühlte sich an wie kleine Spritzer Lava auf
seiner Haut. 
Ein verschwommenes Blinzeln ließ seinen Blick in Kens Augen treffen, und ihm
wurde bewusst 
dass sie weit waren, und tränennass. 

Aya sah dass sein Partner schreckensbleich, mit schmerzhaft verzerrtem Gesicht
den Kopf von 
einer Seite zur anderen warf und versuchte trotz seines Knebels zu schreien. In
dem Moment 
wurde ihm bewusst dass sein Rücken sich merkwürdig feucht anfühlte. Auch das
Auftreffen 
des Leders war feucht. Es durchzuckte ihn wie ein Blitz. 

Er war nass von Blut. Sein Rücken war blutüberströmt. 

Jeder Schlag der Lederriemenpeitsche, jedes weite Ausholen ließ winzige,
rubinrote Spritzer in 
kleinem Radius durch die Luft fliegen. 
Sein Blut. 
Aya schloss heftig schnaufend die Augen, biss fest auf seinen Knebel um das
Schwindelgefühl 
im Kopf zu unterdrücken. Das was ihn am meisten daran erschreckte, war die
Tatsache, wie hart 
ihn das Bewusstsein machte. Seine Erregung pochte feucht und heiß gegen seinen
Bauch, wenn sie 
ihn herumdrehten würde Ken alles sehen... 

Dass der Schwarz ihm die Haut vom Rücken geschlagen hatte, glaubte er
allerdings nicht. 
Etwas anderes fiel ihm ein. Heiße Schmerztropfen zur Vorbereitung, den Rücken
hinunter, 
im anderen Raum. Seine Haut war vorgeritzt worden, nicht zu tief. Nur die
obersten Hautschichten. 
Die neunschwänzige Katze zog Blut an die Oberfläche, und das Prasseln drückte
es flüssig aus 
kleinen Wunden. Ein einfacher Mechanismus, genial, schwindelerregend, furchtbar-
er starrte in 
Kens angstgeweitete Augen und versuchte beruhigend zu blicken, wie konnte er ihm
klar machen, 
dass alles in Ordnung war, mit ihm-... dass er nicht mitleiden musste? 
Ken war entsetzt von den Praktiken, keine Frage. Er sah aus, als steckte er in
einem Albtraum fest. 


Orangene Haarsträhnen glitten über Kens nackte Schultern, der Deutsche schlang
einen Arm 
um sein Opfer, säuselte ihm leise Worte ins Ohr. Tränen begannen zu laufen. 
Aya musste die Augen schließen, und stöhnte unter der Macht seiner Behandlung,
in seinem Kopf 
die verzweifelte Klarheit dass Ken jeden Laut, jedes Zucken, jeden Tropfen Blut
vollkommen falsch 
verstehen musste. 


Nicht lange später war er befreit und zurück im anderen Zimmer, allein mit
Oracle. Letzterer ließ ihn 
in frisch gefesseltem Zustand auf einen Stuhl sacken, bog ihn nach vorn und
ließ ihn sitzen, während er 
saubere Tücher und Alkohol aufnahm, die bereit gestellt waren. 

Aya bemerkte dass der rechte Ärmel des weißen Anzugs rubinrot besprenkelt war,
bis hinauf zum Oberarm. 
Er war zittrig und atemlos, seine Beine waren weich, sein Kopf drehte sich, sein
Magen drohte 
ebenfalls sich umzudrehen, beim Bewusstsein darüber was eben passiert war. 

Trotzdem hielt er still als Oracle wieder hinter ihn trat und mit sorgfältigen
Strichen feuchtglänzendes 
Blut fort wischte, winzige Wunden versorgte. Der Alkohol sorgte für spitzen,
glühenden Folgeschmerz, 
und Aya, inzwischen von seinem Knebel befreit, schloss wieder die Augen und
ließ sein Bewusstsein 
darin aufgehen.

“Was macht er mit Ken?”, zwang er sich trotzdem zu sagen, und seine Stimme
war eng und belegt. 

“Schuldig will spielen”, erwiderte Crawfords ruhige, selbstverständliche
Stimme, und er klang dabei 
wie ein Kampfhundbesitzer. Erschütternd naiv, oder schamlos zynisch. 


Aya atmete vorsichtig ein, “Mir ist egal was mit mir passiert”, sagte er
flach, “Ich bin freiwillig 
hergekommen. Aber Ken hat nichts damit zu tun. Lasst ihn gehen!”

“Das ist leider nicht möglich.”, sagte Oracle. 
Dumpf konnte man eine Ahnung von Schreien hören, schrill, schmerzhaft, Aya
glaubte Kens 
Stimme zu erkennen und biss die Zähne darunter zusammen. 
“Warum nicht?”, drängte er, “Bitte! Wir können etwas aushandeln. Ich tue
alles... wenn ihr ihn 
laufen lasst!”

“Ken Hidaka ist bereits eine wichtige Hauptperson dieser Geschichte”,
informierte Oracle gelassen, 
als sei das eine ganz selbstverständliche Information. 

Dann band er Aya die Gliedmaßen zusammen, sodass er sich kaum noch rühren,
geschweige denn 
aus eigener Kraft aufstehen konnte. 


--


Der nächste Raum in dem Aya sich wiederfand, war rechteckig und eng. Er fühlte
sich wie ein 
niedergerissenes Kalb bei einer Rodeoveranstaltung. Lederschnallen zwangen seine
Handgelenke 
auf dem Rücken zusammen, und seine Fußgelenke nahe dazu. Der Betonboden war
rau und er spürte 
wie er sich die Haut an den Knien aufschürfte, im Versuch sich wenigstens zur
Wand zurück 
zu schieben. 
Jedes Zucken von ihm in den Fesseln war lächerlich, und das wusste er sehr gut.
Alles vergebliche 
Sträuben reizte sadistische Gemüter nur noch mehr und erreichte gar nichts.  

Aya sah blinzelnd Schuldigs Hosenbeine vor sich, blickte just in dem Moment auf,
als der Deutsche 
herumfuhr und ihn mit unnötig grober Kraft am Kinn packte. “Sieh her”,
sagte er in dem Moment, 
nicht zu ihm gewandt, sondern zu jemandem auf der anderen Seite des Zimmers,
hielt etwas hoch 
das blitzte, und zwang im nächsten Moment Ayas Kiefer auseinander, schob ihm
etwas in den Rachen, 
ließ ihn schlucken-  

Hustend rang Aya nach Luft, als er losgelassen wurde. Er spürte heiße
Abneigung gegen den Deutschen, 
alles an ihm schien ihn zurück zu stoßen, seine Stimme, sein Anblick, allein
sein Geruch... mit einem letzten 
schmerzhaften Griff in seine Haare wurde er seitwärts gestoßen und fiel, weil
er sich kaum abstützen 
konnte, seitlich auf feuchten Beton, als der Mann, der sich Schuldig nannte,
über ihn hinweg stieg. 

“Ich gebe dir zwanzig Minuten”, schnarrte seine nasale Stimme von oberhalb,
“Weil mir das Spaß 
macht... Du kannst frei sein und gehen, wenn du das wirklich willst, oder... ich
möchte in der Fortsetzung 
mehr von dir sehen als nur deine Körperoberfläche.”
Schuldigs Lachen war vergnügt und leise. Eine Stahltür fiel zu. 
“Die Zeit läuft”, schallte es kalt von den Wänden wieder. 

Eine Sprechanlage. 
Aya suchte die dunkle, niedere Decke des Raumes ab nach der Kamera, und sein
Blick wurde auf 
die einzige, müde flackernde Leuchtstoffröhre gezogen, die in der Mitte hing
und alles in kraftloses 
Licht hüllte. Dann lenkte ein Schniefen seine Aufmerksamkeit ab. 

Aya sah Ken in der anderen Ecke des Raumes, nackt, in das weiße Geschirr
gezwungen das er nie 
freiwillig angezogen hätte, zusammengerollt zu einem zitternden, menschlichen
Ball, und lautlos, mit weit 
aufgerissenen Augen weinend. Aya benetzte seine trockenen Lippen und hielt
Ausschau nach Blut an dem 
anderen, nach abgetrennten Körperteilen- in der Pose in der Ken saß konnte man
keine kritische Verletzung 
sehen. Er schien nicht geschlagen worden zu sein, so wie er selbst. Seine Haut
war hell und glatt, ohne Spuren. 
Die Hände, die im Moment die Knie umklammerten, über die nackten Beine rieben,
waren nur vor dem 
Körper in Lederschnallen zusammengebunden. 

“Ken”, brachte er nach langer Pause über die Lippen, und seine Stimme klang
heiser, “Bist du verletzt?”
Der Fußballer zuckte zusammen, vergrub den Kopf in den Armen, versuchte allem
Anschein nach, 
sich aus einem massiven Anfall von Panik wieder zu klarem Verstand
durchzuringen, ohne zu 
hyperventilieren. 
Sein Atem ging heftig. 

“Ken”, sprach Aya ihn weiter an, beschwor sich selbst um Ruhe, “Hör mir
zu, sie spielen... nur ein Spiel... 
Oracle hat gesagt er will spielen... er versucht dir nur Angst zu machen, es ist
alles nur Fantasie..!”

Kens Kopf ruckte hoch, und ein mörderisch kalter Blick bohrte sich in Ayas
Augen. “Er wird mich 
umbringen”, atmete er, “Für ihn ist das vielleicht lustig, aber er macht
die Regeln! Wir sind keine 
Mitspieler, wir sind die Opfer!”, das letzte Wort war so heftig gezischt und
der Glanz in seinen Augen 
hatte eine solche Qualität angenommen, dass Aya sein Gewicht leicht nach hinten
verlagerte und zu 
überlegen begann, was er tun konnte, dass Ken in seiner Angst nicht für sie
beide gefährlich wurde. 

“Wir leben noch...”, versuchte er wackelig, “Beruhige dich... die ganze
Sache ist so offensichtlich 
inszeniert..!”, er leckte sich wieder die Lippen, das Zucken in seinem Magen
verfluchend, “Wir... 
sind nur interessant, so lange wir eifrig mitspielen-... versuch nicht auf ihn
zu reagieren, vielleicht 
wird ihm langweilig, wenn er dich-...”

“Langweilig?”, Kens plötzlicher Schrei war so schrill und bissig, dass Aya
jedes weitere Wort 
in einem leichten Ausatmen verloren ging, der zusammengekrümmte Körper des
anderen fuhr heftig auf, 
er fletschte die Zähne, “Langweilig! Oh ja, das ist es! Sieh dir an was
passiert wenn ihm langweilig wird, Aya!”, 
fauchte er ihm entgegen, 
“Sieh dir an was er mit mir gemacht hat!”


Kens Oberkörper zierten silberne Stäbe. 
Nadeln. 

In zwei leicht geschwungenen Reihen die Brust hinunter, waagrecht befestigt in
Kens eigener Haut. 
Das mittlere Stück jeder einzelnen, etwa ein Zentimeter, steckte in seinem
Fleisch, wo sich feine 
Kapillaren und Fasern jetzt eng um dünnes Metall schlossen. 

Ayas Augen waren groß und entgeistert. Er spürte wie der Anblick seine Kehle
zuschnürte. 
Nur jemand wie Schuldig hätte zielsicher wissen können, dass Ken panische
Angst hatte, vor Spritzen 
aller Art. Zwölf medizinische Kanülen waren in seinem Körper aufgereiht,
sechs an jeder Seite.

“Er wird mir den Bauch aufschneiden”, keuchte Ken in dem Moment flach und
fiebrig, während er 
sich von der Ecke des Raumes in unnatürlich eckig erscheinenden Bewegungen auf
ihn zu schob, 
und unterdrückte ein Schluchzen, seine Zähne klapperten in den Sprechpausen. 
“Weißt du was Vivisektion bedeutet? Ich weiß jetzt noch nicht mal wie man
das schreibt! 
Er hat mir Bilder gezeigt- er war in mir- er war in meinem Kopf, Aya!”
“Ken...”, Aya zog unbewusst an den Fesseln, ihm wurde ungut bewusst dass er
sich durch nichts 
schützen konnte. 

“Du hast den Schlüssel für diesen Raum hier geschluckt... würg ihn
irgendwie hoch, bitte, versuch es...”, 
Kens Augen glitzerten fiebrig vor panischem Wahnsinn.
“Ken..!”, Aya schob sich mit dem Rücken bis an die Wand, versuchte sich mit
Hilfe seiner Knie hoch 
zu drücken, “Das hat keinen Sinn, es ist sein Spiel, selbst wenn es
funktionieren sollte-...”
“Tu es!”, Kens Stimme war verzweifelt und hysterisch, er bellte den Befehl
so herrisch wie Aya 
ihn noch nie zuvor gehört hatte, und fiel gleich darauf in erschöpftes
Schluchzen, “Es tut mir leid-... 
ich kann nicht-... ich kann nicht mehr zu ihm raus, lass mich das nicht
durchmachen... ich kann nicht 
hier sitzen und warten bis die Zeit abläuft, wir müssen es tun..!”
“Ken - verstehst du nicht, genau das will er- er sieht zu wie du hier langsam
durchdrehst, es gibt in 
Wirklichkeit sicher gar keinen Weg hier raus..! Du musst durchhalten-...”

“Hör auf zu reden!”, Kens Schreien war so gellend und wild dass ihm
Speichelfetzen am Mundwinkel 
klebten. Die normalerweise so freundlichen dunklen Augen waren kalt und
verstört. “Tu es”, keuchte er, 
“Tu es... tu es, tu es tu es TU ES!”

Aya rang mit Schwindelgefühl im Kopf nach Luft und Beherrschung. “Ich-...”,
er musste noch einmal 
mehr Luft holen, weil alles schon in einem einzigen Wort verbraucht zu sein
schien, “Ich kann nicht, 
ich bin gefesselt- es gibt keinen Weg, Ken”
“Hör auf das zu sagen!”, Kens Hände fuhren hinauf zu seinem Kopf, krallten
sich fest in dunkle Haare 
die jetzt wirr und strähnig in seine Stirn hingen. Sein Körper bebte. Wenn er
weiter so schrie, würde 
bald seine Stimme versagen. 

Aya fixierte ihn. Er war abgestoßen von dem verzerrten Gesicht das nur noch
vage an den Freund 
erinnerte, den er kannte, aber er konnte nicht aufhören ihn anzusehen. Die
Nadeln in seiner Brust 
glitzerten kalt im flackernden Neonlicht.
“Fünfzehn Minuten...”, schallte Schuldigs schamlos amüsierte Stimme
metallisch verstärkt von den 
Wänden wieder. 

“Ich tu es.”, keuchte Ken mit flacher Stimme, “Ich kann-... Aya, lass
mich-... bitte lass mich... bitte... bitte...”
Angesichts dessen, dass er einem drohenden Kampf mit Ken nichts entgegenzusetzen
hatte und immer 
noch weder Bauch noch Gesicht schützen konnte, nickte der Angesprochene
wackelig, und mit 
unruhigem Ausatmen. 

Er schloss die Augen, versuchte die Widerwärtigkeit der Situation auszublenden,
alles neutral zu 
sehen, klinisch... es war ganz leicht... er musste sich nur entspannen...
Erniedrigung passierte nur im Kopf... 
er konnte darüber stehen... Kens Hände waren eiskalt. Sie zitterten so sehr
dass er sich kaum an 
Ayas Kinn festhalten konnte. 

Ergeben öffnete Aya den Mund, spürte Kens Finger sich nach einem letzten
tiefen Aufatmen 
seines Freundes tief in den Rachen schieben. Er würgte gehorsam. 
Nichts passierte. 
Ken reizte den Zungenrücken, Aya glaubte plötzlich ein wenig bitteren
Geschmack im Mund 
zu haben, aber nichts passierte, sein Würgen blieb trotz aller Heftigkeit
trocken und er hustete 
lediglich. Ken nahm einen zweiten Finger zur Hilfe, aber selbst noch so wildes
Wühlen und 
Stochern in Ayas Rachen brachte nicht mehr hervor als dem Rothaarigen elende
Übelkeit, 
Schwächegefühl in Knien und Unterbauch, heftiges Würgen und Reizhusten. Kein
Erbrechen, 
kein Schlüssel, einfach nichts. 

Aya wand den Kopf schließlich ab, presste die Lippen aufeinander, unwillig sich
den Gaumen 
von Kens Panik noch blutig kratzen zu lassen. Sein Kopf drehte sich, er fühlte
sich ekelhaft. 
Wenn noch halbwegs menschliche Würde übrig gewesen sein sollte- mit der Szene
hier glaubte er 
sie gründlich verloren. Er weigerte sich entschieden für weitere
Fluchtversuche herzuhalten, versuchte 
Kens Arm mit der Schulter aus seinem Gesicht zu schieben und wurde auch in der
Stimme ein wenig 
heftiger, auch wenn er mit vorsorglich zusammengebissenen Zähnen sprach. 

“Ken! Lass es sein jetzt, es geht nicht! Warum verstehst du das nicht,
Schuldig sieht sich das Ganze 
nur an weil ihm das Spaß macht! Er hat kein Interesse dich laufen zu lassen,
bevor er fertig ist! 
Wir kommen nicht raus, wir können nur hoffen dass er nicht wirklich ernst
macht!”
“Er macht wirklich ernst!”, Ken packte ihn mit beiden Händen im Geschirr
und schüttelte ihn, 
riss ihm an den Haaren, schlug seinen Kopf zurück in Richtung Betonwand, “Du
hast keine Ahnung! 
Du hast einfach keine Ahnung, verfluchter Egoist, es ist dir scheißegal ob er
mich zusehen lässt wie er 
mir meine eigenen Eingeweide aus dem Bauch zieht!”, in diesem Moment schob
sich eine Klappe in 
der gegenüberliegenden Tür auf, und als beide den Kopf drehten, fiel ein
kleines, rostiges Küchenmesser 
in die Zelle, traf mit hölzernem Geräusch auf dem Boden auf und sprang unter
dem Aufschlag ein Stück 
zur Wand hin, bevor die Klappe sich wieder schloss. 

Aya sah es mit weiten Augen an, und bemerkte dass Ken dasselbe tat. 
“Ken”, atmete er mit tonloser Stimme. 
Er bekam keine Antwort. 


--


tbc


                                  Kapitel 3: 
                                  -----------


--


Ken ließ von Aya ab und rutschte auf das kleine Messer zu. “Nein...”,
flüsterte Aya, “Ken...”, 
aber dann blieb er sprachlos. Er sah gebannt zu wie Ken seine vor dem Körper
gefesselten Hände 
ausstreckte, wie er zitternde Finger um einen kleinen, dunklen Gegenstand
schloss. 

“Ich hab... mal so etwas mal in einem Film gesehen, Aya...”
Seine Stimme war leise, atemlos, belustigt, er drehte sich mit weiten Augen zu
ihm um, 
“Es ist möglich... man kann entkommen wenn man keinen Fehler macht... man
muss das 
Rätsel lösen-...”
“Es gibt hier kein idiotisches Rätsel, Ken! Es gibt nur Schuldig der zuviel
fern sieht! 
Wirst du glücklich damit, wenn du mir den Bauch aufschneidest und in meinen
Innereien 
herumwühlst?” “Ich werde leben!”, schrie Ken in hysterisch, “Du glaubst
dass sich immer nur 
alles um dich dreht, oder nicht? Du glaubst ich kann alle meine Freunde töten,
nur dich nicht! 
Ich kann alles tun was ich muss! Du glaubst ich kann es nicht, Aya? Ich weiß
wie sich das anfühlt! 
Ich tue es!”

Aya kniff fest die Augen zusammen und drehte den Kopf weg, als Ken auf den Knien
zu ihm 
zurück rutschte und den Arm hob.
“Du bist ein egoistischer Bastard”, keuchte Ken mit seltsam erstickter
Stimme, und lachte etwas, 
“Du schläfst nur mit mir zur Selbstbefriedigung...!”
“Ken...”

Ein paar Momente lang war nur zweistimmiges Schnaufen zu hören. Dann blinzelte
Aya zu Ken 
hinauf, der mit gebeugtem Rücken und hängendem Kopf über ihm hockte. Seine
Schultern zuckten 
leicht, seine dunklen Haare waren ihm vors Gesicht gefallen.

Aya spürte eine heiße Welle von Mitgefühl. 
Vielleicht zum ersten Mal. 
Er konnte sich nicht erinnern dass er jemals zuvor so zärtliche Gefühle zu Ken
gehabt hatte 
wie in diesem Moment, trotz allem Zynismus der Szene. 
“Ken”, wiederholte er noch einmal, seine Stimme war sanft, leise, fast
liebevoll, “Ken, 
die Dinger in deiner Brust machen dich wahnsinnig... lass mich dir helfen... ich
bin hier bei dir... 
lass mich-...”

Ken rutschte mit zusammengebissenen Zähnen zurück an die Wand, ließ den Kopf
in den Nacken 
rollen, aus geschlossenen Augen liefen Tränen über fleckige Wangen. Sein
Gesicht war zu einem 
starren Grinsen verzerrt. Aya versuchte sich mühsam aufzurichten, rutschte auf
den Knien zu ihm, 
drückte seine Stirn für lange Momente an Kens schweißnasse Schulter und
schnaufte nur, spürte 
das Zittern des Anderen und berührte dann schließlich die angstkalte Haut mit
den Lippen, 
küsste ihn sanft, spürte ihn zucken und hörte ein Geräusch das fast einem
Wimmern gleich kam. 
Er küsste ihn wieder. 

“Es tut mir leid”, flüsterte er, “Es tut mir leid... bleib ruhig und halt
still... ich helfe dir... einen Moment...”
Ken presste die Lippen zusammen und wandte den Kopf ab, hielt sich an Ayas
Oberarm fest, 
als dieser die durchbohrte, gespannte Haut, die die erste Nadel an ihrer Stelle
hielt, mit sanften 
Lippen küsste. 
“Ganz ruhig...”, flüsterte er unter warmem Atem, “Vertrau mir, Ken...
bleib ganz ruhig...”
Er fasste ein Ende mit seinen Zähnen, zog behutsam die Nadel heraus und spuckte
sie mit leichter 
Kopfbewegung von sich. Ken zuckte nur kurz, seine Muskeln spannten sich von den
Haarspitzen 
bis zu den Zehen, aber er blieb tapfer und lautlos, hielt weiter still. Aya
verfuhr so der Reihe nach, 
mit allen Nadeln in Kens straffem Oberkörper. Er entfernte eine nach der
anderen, brach den Bann 
von Panik und Abscheu der Ken daran hinderte die Nadeln selbst auch nur
anzufassen. 

Dann küsste er die kleinen Punkte aus denen ein wenig Blut sickerte, einen nach
dem anderen, 
leckte die rote Flüssigkeit vorsichtig weg, hörte wie Ken das Messer fallen
ließ, wie er die Arme 
um seinen Nacken schlang, ihn an sich zog und leise bebend an seiner Schulter
weinte.

“Zehn Minuten”, flüsterte es von den Wänden. 
Ken klammerte sich fester. 

“Ich hab Angst, weißt du.”, atmete er, aber er klang nicht mehr wie von
Sinnen, sondern einfach 
nur erschütternd ehrlich und mehr nach ihm selbst, was Aya beruhigte.

“Ich weiß”, flüsterte Aya zurück, versuchte sich umständlich auf die
Knie aufzurichten, 
und drückte sich neben Ken an die Wand, “Ich weiß.”
Er neigte den Kopf herüber und küsste zitternde, tränennasse Wangen. 
Kens Lippen waren noch nie so begehrenswert gewesen. Noch nie so süß. Er
spürte wie 
der andere hilflos, nervös zuckend versuchte zurück zu küssen. Ken schluchzte
immer noch, 
stumm, leise, es erschütterte Aya ihn so zu sehen. Er war normalerweise kein
ängstlicher Typ. 
Schuldig musste tief eingedrungen sein und ein paar der elementarsten Ängste
herauf gezerrt 
haben, um ihn in diesen Zustand zu bringen. 

“Aya”, atmete Ken mit erstickter Stimme, versuchte den Kopf in seine
Halsbeuge zu schmiegen, 
“Ich liebe dich, weißt du. Ich liebe dich.”
“Ich weiß”, erwiderte Aya heiser. Er schämte sich dass er es nicht einmal
in der Situation 
über sich brachte, ihn darüber anzulügen und den Satz von seiner Seite aus zu
wiederholen. 

Als Schuldigs gehässige Stimme fünf übrige Minuten ankündigte, lag Ken
schließlich mit dem Kopf 
auf Ayas Schoß. In kurzem Abstand zu ihnen lagen die langen, noch ein klein
wenig blutigen 
Nadeln auf dem kahlen Betonboden, die glimmend das Neonlicht reflektierten. Die
winzigen 
Wunden auf Kens Brust hatten sich geschlossen, lediglich kleine Punkte von
rötlichem, frischen 
Schorf erinnerten noch an seinen makaberen Körperschmuck. Das rostige Messer
lag unbeachtet 
ein Stück weit von ihnen entfernt. Ken hatte die Augen geschlossen, er war
nicht vollständig beruhigt, 
aber im Moment zu erschöpft um noch länger den Zustand von äußerster Panik
zu halten. Die Tränen 
liefen immer noch. Vielleicht ein Signal dafür, dass er, selbst wenn seine Zeit
rasant ablief, in einem 
Zimmer mit Aya entspannter war, als in einem Raum allein mit Schuldig. 
Die letzten zehn Sekunden lief ein Countdown. Auch Aya schloss die Augen und
atmete tiefer. 
Er spürte wie Ken auf seinem Schoß schwerer wurde, weil seine Muskeln sich
anspannten. 
Der Atem schien ihm in der Kehle stecken zu bleiben, er fühlte sich mit einem
Mal am ganzen Körper 
wie gelähmt und wirklich in elementare Angst getaucht, Angst, nicht um sich
selbst, um Ken- er wollte 
nicht dass ihm etwas passierte. Aber es gab nichts was er tun konnte. 
Er dachte an letzte Worte. 
Aber unter Zeitdruck wollte ihm einfach nichts einfallen. 

“Ich bin auch hier”, flüsterte er in den letzten drei Sekunden, “Denk
daran. Ich bin hier, genauso 
wie du, nur eine Tür weiter”

Und die Zeit war um. 


--


Aya war wieder bei Crawford. Er atmete durch. 
Crawfords Hände waren kräftig und hoffnungslos überlegen im Moment, obwohl er
sich nicht 
unmittelbar in Lebensgefahr fühlte. Eine Fehleinschätzung? 
Sein Körper war in dem Moment kraftlos und schlaff geworden in dem er die
starken Finger 
auf sich spürte, die auf nicht nur unangenehme Art für Gänsehaut sorgten.
Umso dringender 
sein Gedanke an Ken. 
“Lasst ihn frei”, flüsterte er, “Bitte, lasst ihn laufen. Wenn Schuldig
ein Spielzeug braucht, 
gib mich zu ihm. Lasst Ken frei. Er hasst SM. Und was Schuldig mit ihm tut ist
einfach nur Folter. 
Das ist das Gegenteil von consensual. Es macht ihn wahnsinnig vor Angst!”

“Er ist damit nur so erfolgreich weil Ken alle Voraussetzungen mitbringt.”

“Was?”

 Crawfords Lächeln war einseitig und ein klein wenig belustigt. 
“Denk nicht mehr an ihn.”, sagte er beruhigend, wie ein Tierarzt, der auf
ein ängstliches Pony 
einsprach, “Hier gibt es nur dich und mich.” 


Der Raum in dem Aya lag war weiß gekachelt. Alles hier war weiß. Die Wände,
der Boden, 
die Liege auf der er sich befand. Crawford schlüpfte in Handschuhe aus dünnem
Kunststoff. 
Aya sah ihn mit einem weichen Schlauch hantieren und spürte wie sein Bauch sich
verkrampfte, 
als der ältere Mann ihm damit nah kam, als er einen großen Beutel mit klarer
Flüssigkeit an einen 
Ständer hängte, ihm die Hinterbacken mit behandschuhten Fingern spreizte und
nur mit etwas 
Vaseline den Schlauch aus Gummi tief und widerstandslos einführte. 

Aya keuchte etwas. Er spürte wie ihm das Blut in den Kopf schoss vor
Erniedrigung. 
Er wagte nicht einmal zu denken was mit ihm passierte. 
Ironischerweise spürte er nichts. Zwar konnte er aus den Augenwinkeln zusehen
wie die Flüssigkeit 
in dem aufgehängten Beutel langsam weniger wurde, aber er spürte innerlich
nichts. Kein Fließen, 
keinen Druck, nicht einmal den Schlauch. Einfach nichts. Genau das war es, was
die Szene so 
unwirklich machte, und genau das war es auch, was ihm unerklärliche Angst
einjagte. Einen Schmerz 
den er fühlen konnte, konnte er aushalten. Das hier entzog sich jeglicher
Kontrolle, selbst seinem 
Körper trauen konnte er nicht mehr. Passierte wirklich etwas unvorstellbares, 
oder war alles nur eine Täuschung?
Mit zunehmendem Schwindelgefühl schloss er die Augen. 

“Wozu tust du das?”, versuchte er zu flüstern, die Worte kamen nur sehr
schwer über seine Lippen. 
Zur Antwort spürte er Fingerspitzen des anderen Mannes zärtlich mit den Haaren
über seiner Schläfe spielen. 

“Weil ich es kann”, flüsterte der Schwarz zurück.
Er beugte sich ein wenig tiefer und hauchte direkt in sein Ohr, “Und weil ich
weiß dass du es auch willst.”

Aya wollte widersprechen. Er wollte sagen dass das hier nichts damit zu tun
hatte was er wollte. 
Dass er stolz und unabhängig war, und nicht erniedrigt und gequält werden
wollte, aber das 
Hitzegefühl seiner Haut, sein beschleunigter Atem, Crawfords Finger die wie
träumend seine Schläfe 
streichelten, lähmten jeden Impuls dazu. Er spürte sich versinken in einer Art
intensivem Albtraum, 
einer lichtlosen Grotte seines Unterbewusstseins in der die Hände seines
Feindes das einzige Halteseil 
waren an dem er sich entlang tasten konnte. 


--


“Was willst du”, stöhnte Ken inzwischen, wieder neu an den Grenzen seiner
Belastbarkeit angelangt, 
gedanklich schon bei all den fürchterlichen Bildern die er im Kopf hatte, und
die sich jetzt so dunkel 
als mögliche Zukunft über ihn wölbten. Er lag auf den Knien, er war neu
gefesselt, sein Halsband mit 
einer Leine verbunden, die ebenfalls aus weißem Leder geschnitten war. Schuldig
schritt langsam um 
ihn herum, und Ken hatte keinen Nerv mehr, ihm mit seinen Blicken zu folgen. 

“Was könnte ich wollen?”, sinnierte der Schwarz scheinbar nachdenklich, und
beugte sich dann zu 
Kens Ohr herunter. “Sag du es mir”, wisperte er. 
Ken zuckte. “Ich weiß nicht.”, seine Stimme war schwach und angewidert,
“Ich schätze du willst 
deinen Spaß haben...”
“Ganz genau, meinen Spaß”, frohlockte Schuldig und trat wieder einen
Schritt zurück, um seinen 
Weg fortzusetzen, “Wollen wir das nicht alle? Nur unseren Spaß... Ken? Du
kennst das doch, 
das Gefühl..? Besonders in dieser Zeit..?”
Der Gefangene atmete heftiger. Ihm war schlecht. Seine eigenen Worte hallten ihm
in den Ohren 
wieder, wann es wohl endlich wieder eine Mission gäbe, ihm wäre langweilig, er
hätte Lust auf... 
ja, auf was... Heiß schossen Scham und Verzweiflung in ihm hoch. Schuldig
wusste es. 
Er musste es wissen. Schuldig wusste alles über ihn. Und es gab nichts was er
zu seiner 
Verteidigung sagen konnte, weil es die Wahrheit war. 

“Schneid mir nicht den Bauch auf”, versuchte er mit erstickter Stimme, seine
Worte 
schienen mühsam zu kommen, im Kehlkopf fast stecken zu bleiben, “Bitte...
gibt es keine 
andere Möglichkeit? Ich könnte etwas tun-... ich würde-... viel... für dich
tun. 
Wenn du 
mich laufen lässt. Und mich nicht-... schwer verletzt-..”
“Wirklich viel, Ken?”, 
Schuldig war hörbar amüsiert, “Was alles?”

“Ich weiß nicht...", ächzte Ken, "Schlag was vor"
“Deinen Körper?”
“...wenn du mich nicht verletzt.” 
Er hatte das Gefühl sich demnächst übergeben zu müssen. 

“Das ist dein einziger Wunsch..? So leicht ist dein Stolz zu kaufen?”,
Schuldig grinste erfreut. 
“Ich bin was ich bin”, flüsterte Ken ernüchtert, “Es gibt wenig auf das
ich stolz sein kann” 
Die Erkenntnis war nicht neu, aber die Bitterkeit die sie mit sich brachte, war
wirklich nicht angenehm. 
Wenn er heute nacht starb, wer würde an ihn denken? Er würde nicht einmal ein
Grab bekommen. 
Wann hatte er etwas gutes getan? War er wirklich so ausnahmslos schlecht
gewesen?

“Das heißt, Sexspielchen sind okay, solange man dir nicht zu sehr weh
tut..?”, Schuldigs Stimme 
war ganz nah an seinem Ohr, fast ein Schnurren, “Was für ein niedliches
Hündchen...“

Ken spürte warmen Atem am Hals und nickte knapp, sich innerlich für alles
weitere wappnend. 
Schuldig warf den Kopf zurück und lachte aus vollem Hals. 

“Du gibst mir freiwillig deinen Hintern?”
“...ja.”
“Du würdest mir einen blasen?” 

Ein rascher Griff in Kens Haare und er zuckte etwas, wurde unter dem Ruck
herumgeworfen 
und behielt die Augen halb geschlossen. 
“Ja... ja!”, ächzte er abwehrend.
Seine Stimme war angestrengt, sein Gesicht aschfahl, seine Augen beinahe völlig
geschlossen. 


Schuldigs Hand packte hinter sich auf den kleinen Tisch, riss seine Waffe
herunter, und Ken 
spürte das kalte Metall des Laufs an der Schläfe. Er wartete auf den Knall,
auf den Schluss. 
Seine Muskeln zitterten. 
Leise keuchend versuchte er, den Sauerstoffmangel auszugleichen, er wagte nicht
die kleinste Bewegung. 
"Komm, kleines Hündchen..!", lockte Schuldigs gehässige Stimme leise und
flüsternd, "Komm, brav, 
bei Fuß..!"

Die Leine wurde angezogen, das Leder schnitt in seinen Hals, der kalte Lauf der
Waffe drückte 
sich in die Haut. Ken versuchte jeden Laut im Voraus schon zu unterdrücken der
sich vielleicht in 
einem unbedachten Moment lösen konnte. In den Fesseln konnte er nicht gehen,
nicht einmal auf 
allen vieren. Es war mehr ein Hoppeln. Er zitterte vor Scham. 
"Wie brav du bist...", Schuldig schmeichelte ihm süß und freundlich, hockte
sich zu ihm herunter, 
fuhr ihm mit langen Fingern durch die Haare. "Kannst du auch bellen? Gib Laut,
Hündchen, 
komm schon...! Oder willst du überredet werden?"

Kens Lippen schienen wie zusammen geklebt. Aus irgendeinem Grund schmerzte seine
Kehle. 
Er versuchte, Schuldig nicht anzusehen, verfluchte das Schlottern seiner
Muskeln. Seine Kiefer 
öffneten sich etwas. Trockene Lippen öffneten und schlossen sich wieder. 
"Ein bisschen lauter, Hündchen... wir bringen dich schon zum singen, glaubst du
nicht..? Tu es!"
Der Befehl war gezischt, und Ken zog unwillkürlich den Kopf etwas zwischen die
Schultern.
"Wuff", flüsterte er mit trockener Kehle, und wünschte sich überall hin, nur
nicht hier an diesen Ort, 
mit diesem Menschen, zu dieser Zeit. 
"Lauter.", forderte Schuldig kalt. 
"Wuff!", Ken legte etwas mehr Stimme in den Laut. Er hielt den Kopf gesenkt,
seine dunklen Haare fielen 
ihm vor die Augen. 
"Nochmal!", herrschte Schuldig ihn gellend an. 
"Wuff!"
"Nochmal!"

Bei der vierten Wiederholung musste er nicht mehr nachdenken. Eine Art von
Grenze schien überschritten, 
und die Erniedrigung trat einen Moment beinahe in den Hintergrund. Die Ahnung
von etwas anderem kam 
dazu, ein Rausch, ein anderer Bewusstseinszustand in dem alles furchtbar einfach
war, und als Schuldig 
sofort darauf süße Worte in sein Ohr flüsterte, ihn lobend streichelte und
ihm hingebungsvoll durchs 
Haar wühlte, musste er sich erst bremsen, bevor er sich dafür hassen konnte,
sich im ersten Moment 
beinahe ein bisschen gut gefühlt zu haben. Weil er das beruhigende Gefühl
gehabt hatte, 
etwas richtig gemacht zu haben. 
 

“Du bist ein hübscher Junge, weißt du...”, flüsterte Schuldig anerkennend
und erhob sich wieder, 
zupfte ein wenig an der Leine, während er die Mündung der Waffe langsam über
Jochbein, 
Wange, Lippen gleiten ließ. 
“Vielleicht hast du einfach den falschen Beruf erwischt...? Mit diesem
Halsband, so artig auf den 
Knien gibst du ein ganz entzückendes Haustier ab... vielleicht sollte ich Brad
fragen ob wir dich 
nicht behalten dürfen..?”
Ken erwiderte nichts. Nur keine Provokation. Er zählte innerlich die Momente,
die er überstand. Durchhalten... 
durchhalten. 

“Fein, dann zeig doch mal was du kannst...”, flüsterte der Deutsche, und
baute sich vor ihm auf. 


--


So langsam spürte Aya doch etwas. Sein sonst so flacher Bauch schwoll an und
wölbte sich leicht 
über das weiße Tuch auf der Liege. Seine Innereien quollen auf und suchten
Platz nach außen, 
die Haut unter den Rippen spannte. Der Druck kam spät, aber umso heftiger. Aya
spürte wie ihm 
kalter Schweiß ausbrach, er schnappte nach Atem. Solche Empfindungen hatte er
noch nie gehabt, 
er wusste nicht was mit ihm passierte. Ob etwas in ihm reißen konnte, wenn
Oracle nicht sehr 
genau aufpasste?
Er wollte etwas sagen um ihn dazu zu bringen die Sache zu beenden, er wollte
einen Laut von sich geben, 
irgendetwas, aber alles wozu sein Körper noch in der Lage war, war atmen.
Tiefes, saugendes Atmen. 
Crawford machte die Zuleitung des Schlauches dicht und Aya hatte ein paar
zeitlose Momente lang 
das betäubende Gefühl jeden Moment zu platzen. Er holte vorsichtig Luft und
spürte sich zittern, 
spürte wie ihm Tränen in die Augen schossen. 

Oracle war an seine Seite getreten. Er beugte sich etwas hinunter und strich die
Haare über 
seinem Ohr in quälender Ruhe zurück. “Siehst du diese Tür?”, flüsterte
er, und deutete auf eine 
weiße Klinke, vielleicht drei Schritte entfernt an der Wand. 
“Dahinter ist eine kleine Toilette. Dort kannst du dich erleichtern.”

Zynisch, wie entgegenkommend das klang, wie freundlich. 
Wie einfach. 
Allein das Aufstehen grenzte schon an Unmöglichkeit. Sämtliche Glieder
schlotterten heftig. 
Aya beeilte sich. Seine Knie waren weich. Sein Magen schien nach oben gedrückt,
ihm war übel. 
Er wankte zwei verkrampfte Schritte, drei, spürte wie sehr er vor den Augen
seines Feindes 
verloren hatte, wie viel schlimmer es sein würde es nicht zu schaffen,
schweißnasse, zitternde Finger 
schlossen sich um die Klinke, als er sie drückte und die Tür nicht nachgab
brachen ihm die Tränen 
aus den Augen. Verschlossen? 
War das von Anfang an Teil dieses kranken Spiels gewesen?

Jeder Gedanke kam zum Schweigen als der größere Schwarz an ihm vorbei griff,
mit ruhigen Handgriffen 
die Tür nach außen öffnete, das Licht im Innern des kleinen Raumes anknipste
und Aya wortlos hineinschob. 
Es war wirklich eine Toilette. 
Aya dachte nicht mehr darüber nach, die Erlebnisse, die psychische Wirkung, die
physische Belastung 
seines Körpers, alles war zu viel. Die Tränen liefen einfach weiter. Sein
Stolz war gebrochen. 
Er fühlte sich haltlos, verwirrt... erledigt.

Als eine Viertelstunde später die Folgen der Vorbereitung vorbei waren, fand
Aya sich in Crawfords 
Arm wieder. Auf Zittern und Tränen folgten sanfte Fingerspitzen die nackte Haut
entlang streichelten, 
ruhig und gleichmäßig. Beruhigender Nonsens der ihm ins Ohr geraunt wurde,
Reiben der 
unteren Rückengegend. 
Die Übelkeit ließ nach. Die Angst ließ nach. 

Das Gefühl aus seinem Körper heraus zu treten, alles mit distanzierterer Ruhe
und 
klinischem Interesse betrachten zu wollen, blieb. Aber es wandelte sich langsam
und gründlich 
von Verstörung zu tiefem Einverständnis. 


--


Im ersten Moment wusste Ken nicht, was Schuldig von ihm wollte, da er nicht
wagte, sich mit 
dem Pistolenlauf an den Lippen zu bewegen, als ihm plötzlich dämmerte, dass
das doch Absicht 
gewesen sein könnte... sein Puls hämmerte in seiner Brust, er öffnete zaghaft
die Lippen etwas, 
um seine Zunge ein wenig vorzustrecken. Kaltes Metall- der Geschmack erinnerte
ihn immer 
ein bisschen an Blut. Keuchend schob er den Kopf etwas vor, spürte beginnende
Dunkelheit 
in seinem Geist aufwirbeln, leckte deutlicher. Angst vermischte sich mit etwas
anderem... etwas finsterem. 
Etwas in seinem Geist, für das Ken sich schämte, und vor dem er selbst Angst
hatte. 
Es sog seinen Verstand in die Tiefe. 

“Ja, komm schon, Ken”, flüsterte Schuldig, und hielt eisblaue Augen starr
auf ihn fixiert, 
“Das kannst du besser... mehr Motivation..!”
Ken öffnete mechanisch die Lippen etwas weiter, spürte im nächsten Moment wie
die Waffe 
ein Stück über die Zunge in seinen Mundraum rutschte. Das Klicken des
Entsicherungshebels 
klang in seinem ganzen Schädelknochen nach und erfüllte ihn mit einer Panik
die er in der Form 
mit Schusswaffen noch nicht erlebt hatte. 

Einen Moment lang lag er wie gelähmt auf den Knien, unfähig sich auch nur
einen Zentimeter 
zu rühren, im nächsten begann er mit kehlig verzweifeltem Laut
enthusiastischer den starren Lauf 
zu lecken, seine Lippen darum zu schließen, den Mund auf und ab zu schieben. 
Er spürte seine Knie zittern, obwohl sie in seiner Lage nicht viel Raum zum
zittern hatten. 

“So ein guter Junge...”, amüsierte sich Schuldig, “Gib alles, Ken, komm
schon! Mehr... schneller...!” 
Ken schloss fest die Augen. Ihm blieb nichts anderes übrig als seine Todesangst
am glatten Metall 
der entsicherten Waffe vorbei zu schnaufen.  Schuldig lachte, sagte Dinge die
Ken nicht mehr 
verstand, zog ihm schließlich den nassen Lauf aus dem Mund, und im nächsten
Moment peitschte 
ein ohrenbetäubender Schuss durch den Kellerraum, der Ken zusammenfahren ließ.


Noch war er nicht ohnmächtig, soviel registrierte er, als er sich mit
klingelnden Ohren, auf die 
Hände gestützt immer noch auf dem kalten, rauen Beton wiederfand. Er wagte
kaum zu atmen, 
geschweige denn, aufzusehen. Er war wie betäubt. Sein Puls pochte ihm im Bauch.
Zum Glück 
hatte er noch keine größere Operation mit Vollnarkose hinter sich, aber er war
sich sicher dass 
das Gefühl genau gleich sein musste. 
“Schreckschuss”, flüsterte Schuldig nah neben seinem Ohr, und streichelte
ihm mit den Fingern 
durch die braunen Haare, wie einem großen Hund. “Och, bist du etwa
erschrocken..?”

Kens Muskeln waren starr. Er fragte sich, warum er nicht einfach das Bewusstsein
verlor. 
Es wäre so viel leichter gewesen. Warum war er noch wach? Verzweifelt schloss
er die Augen. 

“Ein kleines Vögelchen hat mir gezwitschert...”, wisperte Schuldig nah bei
ihm, und er konnte seine 
langen Haare an der Wange spüren, seine Lippen an der Ohrmuschel, “...dass du
schrecklich gern 
zum Zahnarzt gehst, richtig...?"

Ken gab ein ersticktes Ächzen von sich, und sackte gegen den anderen Mann. 


--


tbc


                                  Kapitel 4: 
                                  -----------


--


Schließlich lag Aya nicht in einem Sling, aber in etwas das dem schon recht
nahe kam. 
Es war ein alter, gynäkologischer Stuhl, und er war freiwillig darauf
gestiegen, wie in Trance, 
sah wie hypnotisiert zu, wie Oracle seine Hand in Kniekehlen gleiten ließ, die
langen Beine auf 
Metallschalen hob, seine Schenkel spreizte, ihn weit öffnete.

Fasziniert, mit einer Mischung aus Engegefühl in der Kehle und Kribbeln im
Unterbauch, 
hing Ayas Blick an den paar Hilfsmitteln, die säuberlich auf einem
Instrumententischchen 
bereit lagen. Sorgfältig zurrte Oracle seine Beine fest, Riemen über- und
unterhalb des Kniegelenks 
hielten ihn in Stellung und verhinderten ein Aufstehen. Aya versuchte
durchzuatmen. Der Druck 
der Riemen war beängstigend wirkungsvoll, ein nüchternes Gefühl von
Ausgeliefertsein. 

Crawford trat im weißen Kittel zum kleinen Waschbecken in einer Ecke des
Zimmers, 
und ließ sich sehr viel Zeit damit die Hände zu waschen, bis zum Ellenbogen.
Sehr gründlich. 
Mit Seife. Und dann mit Desinfektionsmittel.

Ayas Blick hing wie gebannt an den kräftigen Fingern. Ihm war flau im Magen.
Crawford 
schlüpfte in neue Untersuchungshandschuhe, die wesentlich länger waren als die
ersten und 
eng an der Haut saßen. 

“Was ist-... was ist mit Ken?”, schaffte Aya hervorzubringen, “Bitte, ich
kann das hier nicht 
wenn ich nicht weiß ob er in Ordnung ist-...” 
Oracle warf ihm durch die Brillengläser einen scharfen Blick zu, und schraubte
langsam 
eine große Dose mit Gleitgel auf. “Ken ist bei Schuldig in guten Händen...
genau so wie du bei mir”, 
erwiderte er, und tauchte zwei Finger hinein. 

“Nein!”, Ayas Zehen kräuselten sich unwillkürlich, seine Beine spannten
sich gegen die Fesselung, 
“Wirklich-... ernsthaft! Bitte, sag mir ob er okay ist. Ich kann mich nicht
entspannen wenn ich 
nicht weiß wie es ihm geht-... ich bin schuld dass er hier ist!”

“Nicht ganz... dass er hier ist, war ausdrücklich Teil des Plans.”, Oracle
war zwischen seine Schenkel 
getreten, und sah ihm mit schmalen, dunklen Augen tief an. Sein Blick war nicht
mörderisch, 
nicht unfreundlich, aber sein Grinsen dünn und spöttisch. Aya wusste dass
dieser Mann zu allem fähig war. 

“Ihr seid krank”, flüsterte Aya und spürte Schwindelgefühl und Hitze,
“Ihr seid völlig pervers..! 
Warum tut ihr das?” 

Oracle grinste schief. 
“Wir sind nicht wirklich perverser als ihr.”, flüsterte Crawford, “Und
tief in dir drin weißt du das. 
Wir stehen nur auf der anderen Seite.”
Aya sah ausdruckslos auf zu dem vermeintlichen schwarzen Henker.
“...du hast seit Wochen schon hiervon phantasiert, oder nicht?”

Zur Antwort bekam er mit einem Ruck zwei Finger in die Eingeweide, und warf mit
zusammengebissenen 
Zähnen den Kopf zurück auf das Polster. 


--


Das Gestell auf dem Ken sich wiederfand war tatsächlich etwas das an eine alte
Zahnarztliege erinnerte. 
Vielleicht war es eher auch etwas das aus einer Psychiatrie ausgemustert worden
war. Er war mit Armen 
und Beinen darauf festgeschnallt worden, und konnte sich keinen Zentimeter mehr
rühren. Die Fixierungen 
saßen bombenfest. Der Gedanke zuckte ihm durchs Hirn, dass Schuldig Erfahrung
mit Fixierungen hatte. 
Was seiner Hektik nicht gerade entgegen kam. 

“Ken, Ken, Ken...”, summte der Deutsche in leisem Singsang, während er
langsam um ihn herumschritt, 
“Ist das nicht schön, einmal so zur Ruhe zu kommen...?”, Schuldig trat zu
dem kleinen 
Instrumententischchen in Sichtweite, nahm ein Skalpell in die Finger und drehte
es nachdenklich hin und her,
 "So viel bunte Möglichkeiten... da fällt die Entscheidung schwer... ist das
nicht nett, wenn es Leute gibt die 
einem Entscheidungen abnehmen...?"

Er legte das Skalpell zurück, und ließ die Finger über eine mit milchiger
Flüssigkeit gefüllte Spritze gleiten, 
“... du bist so ein harmloser, lieber Kerl, nicht wahr? Jede Schwiegermutter
fände dich zum knutschen. 
Aber warum hast du eigentlich ein Spielzeug gewählt mit dem du dich jedes Mal
auch im Blut deiner Opfer wälzen 
kannst? Komisch, findet niemand außer mir das merkwürdig...?", er lächelte
und hielt etwas inne.
"Braune Hundeaugen sind so ein praktischer Zusatz, meinst du nicht auch..? Jeder
sieht nur den lieben, 
putzigen Jungen von Nebenan...”

Schuldigs Augen glitzerten belustigt, sein Grinsen wirkte breit und wie ins
Gesicht gerissen.
“Und nicht jemanden der nachts aufsteht und seinen Mitmenschen den Brustkorb
zerfetzt...”, flüsterte er, 
“Wie ist das, Ken... man braucht doch Kraft um durch die Rippen zu kommen, ist
das nicht so? 
Erzähl mal etwas, weißt du... mir als Laien... Schlägst du oft der
Einfachheit halber in dem Bauch? 
Freust du dich darüber, dass deine Opfer nicht sofort tot sind, sondern langsam
in ihren 
Gedärmen verbluten..?”

Ken versuchte gegen die Fesseln zu kämpfen, er hasste das Gefühl, völlig
hilflos 
zu sein, spürte aber sehr wohl dass es nutzlos war, und versuchte nicht daran
zu denken was Schuldig 
mit den Dingen auf dem Tischchen noch vorhatte. 

“Du erinnerst mich sehr an jemanden, den ich eine ganze Weile gut kannte,
weißt du...?”, 
Schuldigs Sprechen war leise und lockend, er flüsterte ihm direkt ins Ohr.
“Vielleicht solltest 
du Urlaub machen. Es kann so befreiend sein, den Wahnsinn einfach zuzulassen...
ich würde dir 
einen hübschen Anhänger für dein Halsband kaufen, und dich aus der Hand
füttern, wenn du brav warst... ”

“Nein!", stöhnte Ken, "Ich will das nicht! Hör auf, geh weg..!” 
Panik. Er kämpfte gegen die bekannte Angst, sich selbst zu verlieren. Das
Schlimmste war der Gedanke, 
dass Schuldigs Worte etwas in ihm ansprachen, das tatsächlich mit Sehnsucht
reagierte.

“Gefallen dir die Riemen? Tolles Gefühl, oder...?”, die Stimme war nur ein
Hauch. Schuldigs 
Finger trippelten verspielt und langsam seinen Arm hinunter, streichelten über
die Innenfläche 
des Unterarms, des Handgelenks und wieder zurück. 

“Lass mich einfach gehen...", ächzte Ken, "Bitte!”

“Du willst nicht dass jemand dich gehen lässt...”, flüsterte Schuldig
tonlos in seine Ohrmuschel, 
“Bei dem was du bist, ist es gut so, dass du hier bist... und ich mich um dich
kümmere...”

Ken biss die Zähne zusammen, während Schuldig den Arm ausstreckte, ein 
größeres Gerät aus Metall, mit Draht, Klammern, Gummischienen vom Tischchen
nahm, und 
seine Finger darum schloss. 

“Und jetzt, mein Hübscher", schnurrte er in fürsorglichem Ton, "Mach schön
weit den Mund auf 
und sag: “Aah...””


--


Aya hatte noch nie so ein langes Vorspiel gehabt. 
Das hieß-... er hatte sich selten für Sex wirklich Zeit genommen. 
Etwas in ihm schämte sich dafür, solche Vorlieben zu haben. Aber sein Atem
wurde schwerer. 
Crawford nahm sich Zeit. Der Mann war so wie er wirkte- rücksichtslos, aber
sehr, sehr gründlich. 

Zwei Finger waren schnell Gewohnheit. Drei zogen ein wenig mehr. Bei vieren
begann er langsam 
bewusst auszuatmen, und konnte nicht umhin die Gleitcreme zu bewundern. 
Und dann schließlich kam der fünfte. Und leichte Drehbewegungen, zusammen mit
ruhigem 
Drücken nach vorn. Aya wurde siedendheiß und mit sinkendem Gefühl bewusst
dass er das 
physisch niemals schaffen konnte- und dass er nicht von dem Stuhl herunter kam,
bevor Oracle 
seinen Willen gehabt hatte. 

Er spürte seinen Puls hoch in der Brust pochen, in seinen Ohren rauschen, ein
flaues Gefühl von 
Angst floss durch seinen fixierten Körper. 
“Nein”, begann er zu keuchen, nach einem neuen, sich ernsthafter
anfühlenden Ansturm auf seinen 
widerwilligen Körper. “Nicht... bitte... ich kann nicht..!”
“Du kannst...”, beruhigte Crawfords volle Stimme, “und du wirst...
entspann dich...”
“Ich kann das nicht!”
“Du kommst so lange von diesem Stuhl nicht herunter, bis du es kannst.”

Aya schnappte verzweifelt nach Luft. Er riss die Augen auf, starrte auf
Crawford, auf seine 
feuchte, gelbeschmierte Hand mit dem dünnen Untersuchungshandschuh, wie er mit
der Anderen 
ruhig noch mehr Gleitcreme über Handrücken und Knöchel rieb. 
“Nein..!”, Aya ertappte sich bei einem Tonfall der brüchig und angstvoll
war und sich nur sehr 
entfernt nach ihm selbst anhörte, “Bitte...”
“Oh doch.”, erwiderte Crawford ohne Beunruhigung und ließ kräftige Finger
wieder tief in 
weiche Eingeweide vorgleiten. 

“Nein!”, Aya japste nach Luft, sein Kopf drückte sich zurück auf die
Liege, er presste die Augen 
zusammen, “Nein! Bitte!” Langsames, unerbittliches Drehen und Dehnen der
Finger spannte 
seinen Körper so weit wie er es niemals für möglich gehalten hätte. Er
konnte die Beine nicht 
zusammenpressen, er konnte nicht weglaufen, er konnte nichts anderes tun als
dazuliegen und 
zu nehmen was immer Oracle ihm zumutete, und das erfüllte ihn mit prickelnder,
heißer Angst- 
er spürte wie seine Hoden sich nah zum Körper zogen, und augenblicklich, wie
Crawford darauf 
reagierte. Leichtes Kreisen mit gleitcremebefeuchtetem Daumen an der Wurzel
seines Gliedes ließ 
ihn in beschämend kurzer Zeit fürchterlich hart werden. Seine Zehen krümmten
sich, weil er nichts 
anderes tun konnte. 

“Entspann dich...”, raunte der dunkelhaarige Mann ihm heiser ins Ohr, und
intensivierte seinen Druck, 
die Arbeit an seiner schmerzhaft gedehnten Öffnung noch ein klein wenig weiter.
“Ganz locker. 
Du wirst mich drin haben, früher oder später. Du kannst es. Schön weit
aufmachen... ganz entspannt. 
Weiter. Weiter...”  
Aya stöhnte verzweifelt. 
“Weiter...”, Oracle blieb beharrlich und gnadenlos. 
“Nein!“ 
“Doch. Weiter.“ 
“Nein-..! Ah-..”

Und dann war da plötzlich ein Punkt von Angst und Abwehr überschritten,
Verstand und Zurückhaltung 
gesprengt, und die Hitze schlug augenblicklich über Aya zusammen. Crawfords
Knöchel drangen 
durch seinen Schließmuskel. Seine Hand glitt langsam in ihn. Angst wurde zu
Ungläubigkeit, Überwältigung, 
schlug über in blanke Gier, er war jenseits von Gut und Böse, seine Eingeweide
schlossen sich pochend 
um die ganze Hand seines Feindes, und es war schlicht nicht mehr möglich einen
Laut zurück zu halten. 
Ayas Stöhnen war mehr ein Schrei, er spürte seinen Herzschlag um Oracles
Finger, in seinem Kopf, überall, 
er glaubte zu brennen, die animalische Lust die ihn überkam war tief und so pur
und wahnsinnig 
wie die Lust zu töten, er schrie und ergab sich seinem Feind. Schwarz war in
ihm, und er war ein Teil 
von Schwarz, und beides verschwamm zu flirrenden Strudeln vor seinen Augen. 
“Tiefer”, zischte er völlig von Sinnen und exstatisch vor Adrenalin,
“Mehr! Tiefer- tiefer-..!”

Sein Orgasmus der unmittelbar darauf folgte spottet jeder Beschreibung. Er
schrie, die Lust schlug 
durch seinen Körper wie ein Treffer mit der Bullenpeitsche, das Adrenalin
betäubte seine Sinne 
und er kam und kam und kam, so tief und entgültig und oh, so, so tief-... die
Extase schüttelte 
seinen Körper noch als längst kein Sperma mehr spritzte und er langsam wieder
nach Luft 
schnappen konnte. 

Warm spürte er die zweite Hand des Schwarz auf seinem Unterbauch.
“Langsam.”, ordnete 
Oracle ruhig an, “Hilf ein bisschen mit... Ausatmen...” 
Das Pressen kam instinktiv, Oracles Hand glitt vorsichtig wieder aus dem Körper
des Jüngeren, 
er griff sofort nach Taschentüchern die er auf die weit gedehnte Öffnung
presste, während Aya 
versuchte seinen Atem und Puls wieder unter Kontrolle zu bringen. 

Noch immer hallte die Lust durch seine Gliedmaßen, er war fassungslos über das
was gerade 
passiert war. “Kein Blut”, hörte er Oracle zufrieden sagen, sah, wie sich
einer seiner Mundwinkel 
hob, “Das hast du gut gemacht.”

Aya schluckte gegen seinen trockenen Hals, atmete vorsichtig aus. Seine
Fingerspitzen kribbelten noch, 
die Anspannung war aus seinem Körper gewichen. 

“Was ist mit dir?”, flüsterte er. 
Crawfords Augen waren schmal und dunkel über ihm, er blinzelte, begegnete dem
Blick. 
“Machst du dir Sorgen dass ich meinen Spaß nicht bekommen würde?”
Aya leckte sich etwas die trockenen Lippen. 

“Wirst du mich nicht-..?”

Sie sahen sich lange an. 
Crawford wechselte gelassen seine Handschuhe, warf die benutzten in den Müll.
Er erwiderte den 
wieder mutigeren Blick. Wortlos nahm er ein kleines Briefchen aus Plastik aus
der Hose, 
hielt es mit ausdruckslosem Blick hoch, Aya grub schmale Finger in seine
Armstützen, 
versuchte wieder tief auszuatmen und spürte sich nicken, während Hitze und das
Gefühl von Unwirklichkeit 
ihn fest im Griff hatten. Er schloss die Augen. Alles ging rasch, klinisch,
effizient. Allein das Gefühl der 
Gummihandschuhe auf seinen Schenkeln sorgte für Gänsehaut. Crawford glitt
mühelos in den 
vorgeweiteten Muskel. Kein Schmerz- es war etwas unangenehm, das Gewebe war
sicher wund 
und überstreckt durch das Erlebnis kurz vorher, aber Aya spürte das Prickeln
von Lust- es gab 
keine Chance mehr es zu verleugnen. Der Schmerz, die Erniedrigung, das Adrenalin
schob seine 
Erregung in ungeahnte Höhen. Er ließ sich misshandeln, benutzen, und er
fühlte sich, als wäre es 
die einzig richtige Antwort auf alles was ihn wirklich quälte. Es fühlte sich
richtig an. Er genoss es. 
Er stand darauf. 

Er stöhnte gelöster inzwischen, während Crawford sich an ihm befriedigte, das
feuchte, energische 
Klatschen, das den Akt begleitete drang als Hintergrundmusik an sein Ohr. Viel
zu schnell war es vorbei. 
Er hatte nicht noch einen Orgasmus, fühlte sich aber erregt, schwebend, in
Trance. Schwer keuchend 
rollte er sich auf die Seite, als Crawford ihn losband, das Kondom entsorgte. 

Er dachte noch lange nicht daran, wieder aufzustehen. 


--


Ken hatte sich gewehrt, aber Schuldig kannte alle Tricks. Der Weiß hatte nicht
gewusst dass es so 
ein Gerät wie die Kiefersperre, die er im Moment trug, überhaupt gab. Sie
zwang seine Zähne auseinander, 
seinen Mund auf, und ließ ihn völlig verletzlich. 

Schuldig kam mit einem dicken Rohr und einem Trichter. Das Rohr wurde zügig-
behutsam aber ohne 
zu stoppen mit leichtem Gleitgelaufwand in den Rachen hinunter geschoben- ein
schmerzhaft mühsames 
Schlucken verhinderte das Rutschen in die Luftröhre, und als Schuldig fertig
war, lag Ken mit einem 
Schlauch im Rachen da, der ihn zwingen würde zu schlucken, und mit einem
Trichter, der nur darauf 
zu warten schien dass Schuldig etwas hinein kippte. Seine Arme und Beine
verkrampften sich unaufhörlich. 
An diesem Punkt konnte er beim besten Willen nicht mehr ansatzweise ruhig
bleiben. 

“Hmm, so viele Möglichkeiten...", summte Schuldig wieder verspielt, "Wir
könnten dich füttern. 
Oder abfüllen... es ist auch sehr praktisch für Tabletten... oder andere
Dinge... aber sag mal, Ken...”, 
er beugte sich wieder näher, “Hast du jemals Versprechen gegeben..?”

Zuerst schien Ken verwirrt, verstand nicht so recht was er wollte aber Schuldig
fuhr gelassen fort, 
“Hast du jemals Versprechen gebrochen..?”

In einem Blitz erinnerte Ken sich an den alten Kinderreim, in verzerrtem
Singsang hallte es in 
seinem Ohr wieder: 

“Versprochen ist versprochen, und wird auch nicht gebrochen
wer will sein Versprechen brechen, der muss tausend-...”

Nadeln essen? Schweiß brach ihm aus. Er riss die Augen auf und starrte Schuldig
an. Der hob eine 
von zwei Metallschüsseln hoch und lächelte. “Was haben wir denn hier..?”,
flüsterte er, und griff mit 
zwei Fingern hinein. Ken gab einen erstickten Laut von sich, als er sah wie der
Schwarz zwei Finger 
voll dünner, langer Stecknadeln heraushob und wieder zurück rieseln ließ. 

“Hmm... sieht das gut aus, Ken..? Sieh doch mal, appetitlich, nicht..?”
Ken warf sich tobend in den Riemen hin und her. Er kniff die Augen zusammen, er
versuchte den 
Kopf zu schütteln, er brach sich vermutlich fast den Kiefer, im Versuch den
Mundspreizer loszuwerden, 
sein Magen zuckte und sträubte sich gegen den Schlauch in seinem Hals, er
versuchte krampfhaft, 
fiebrig den Mund zu schließen, nicht so offen dazuliegen, während sein Feind
mit diesem diabolischen 
Grinsen die Metallschüssel über den offenen Trichter führte und langsam und
unaufhörlich begann 
zu kippen.

Es war ein metallisches Knistern und Rieseln, das von der Wand des Trichters
wiederhallte, 
und Ken sofort unfähig machte länger die Augen offen zu halten. Das Knistern
und Rieseln hallte 
in seinem Kopf wieder. Dunkelheit schluckte sein Bewusstsein, er war noch nicht
ohnmächtig, aber er 
spürte an etwas warmem zwischen den Beinen dass er die Kontrolle über seine
Blase in dem Moment 
verloren hatte. Er nahm kaum wahr, wie Schuldig ihn losband. Irgendwann hielt
ihn nichts mehr. 
Der Trichter wurde entfernt, der Schlauch herausgezogen, der Kieferspreizer
gelöst. Ken wuchtete 
seinen tauben Körper seitwärts, fiel wie ein nasser Sack von der Liege. Am
Boden kam er kaum auf 
alle viere, bevor er sich wie ein halbtotes Tier übergab. Er konnte nicht
anders, sein Körper sträubte 
sich, würgte und krampfte nach dem was passiert war, er gab einen hilflosen,
gurgelnden Wehklagelaut 
von sich, sah wie der Boden vor seinen Augen sich drehte, wie die Welt
verschwamm, griff mit einer 
Hand zitternd nach vorn... starrte verständnislos auf eine Menge trockener
Körner in einer Lache 
Flüssigkeit. Weizenkörner. Ein Speichelfaden aus seinem Mundwinkel führte bis
dort hinunter. 
Wenn er den Mund etwas schloss konnte er Körner in den Winkeln seiner
Mundhöhle, auf der 
Zunge fühlen. Keine Spur von Blut oder Nadeln. 
Und das metallische Rieseln..? 

Irgendwo in Hintergrund hörte er das manische, meckernde Gelächter des
deutschen Dämons mit 
dem feuerroten Haarschopf, das den Raum ausfüllte und für seinen
halbbetäubten Geist scheinbar 
tausendfach von den Wänden wiederhallte. Verständnislos führte er eine
feuchte, zitternde Hand 
zum Mund und wischte sich zwei Körner von der Lippe. 


Seine Mundwinkel zuckten zu einem emotionslosen Lächeln, dann sog es ihm
entgültig die Kraft 
aus dem Körper, und die Nacht schlug über ihm zusammen, verschlang sein
Bewusstsein und 
seinen Verstand. Er sackte in sich zusammen wie eine Puppe. Und rührte sich
auch nicht mehr, 
als er Wasser ins Gesicht bekam. 


--


Zurück ins kahle Ankleidezimmer kam Aya nach einer ausgiebigen heißen Dusche,
in einen weißen 
Bademantel gehüllt. Er war wesentlich ruhiger. Seine Haare waren noch feucht,
das ausgezogene 
Geschirr legte er ordentlich wieder beiseite. Die Handgelenke waren noch etwas
gerötet von den 
Fesseln, aber es war nichts bleibendes. Dass er noch leicht wackelig auf den
Beinen war, merkte 
man ihm nicht an. Sein Rücken brannte und pochte noch, natürlich, und das
Gefühl in seinem Unterbauch 
blendete er lieber aus, aber im großen und ganzen war er... erleichtert...

Er fuhr sich leicht mit der Hand durch die Haare und warf einen Blick auf den
immer noch 
bewusstlosen Ken, der auf der Seite lag. 
Dessen dunkle Haare waren ebenfalls feucht und sauber, er war in einen
mitternachtsblauen 
Bademantel gehüllt. Ihre Kleidung lag auf zwei Haufen, ordentlich
zusammengelegt. Aya streifte 
den Frotteeüberzug ab, und begann sich langsam wieder anzuziehen. 

Die Tür ging auf, und er drehte sich nur etwas danach um, ohne innezuhalten-
Schuldig und Crawford, 
in unauffälliger Alltagskleidung, offensichtlich ebenfalls geduscht und sauber,
und offenbar in eine Diskussion 
vertieft, traten ein. 

“...nur ein Teelöffel Zimt, ich schwöre- wirklich!”, betonte Schuldig
soeben, “Die Wirkung ist 
phänomenal, willst du es ausprobieren?”
“Nein danke.”

Aya atmete etwas aus. Er kannte die Stimme jetzt. Sie hatte sich so in sein
Bewusstsein gefressen, 
dass er sich sicher war, sie in seinen Träumen zu hören. Merkwürdigerweise
erschreckte ihn das nicht 
so sehr wie es sollte... er schloss mit etwas Mühe seinen Reißverschluss, zog
den Rollkragenpullover 
zurecht und wandte sich zu Ken. 

Es war fast surreal ihn dort liegen und atmen zu sehen, aber irgendwie war er
nicht überrascht. 
Er war jenseits von Überraschung im Moment. Schweigend legte er ihm eine Hand
auf die Schulter,
 rüttelte ihn etwas, in der Hoffnung ihn aufzuwecken. 

“Oh, er schläft immer noch..? Soll ich helfen?”, bot Schuldig an. Aya warf
einen Blick auf ihn, 
wie er sich die frisch geföhnten Haare schüttelte und aussah wie einer der
vielen tausend 
Verrückten in den grauen Straßen dieser Stadt.  
“Was ist los mit ihm?”, hakte Crawford nach, und hantierte an seiner
Armbanduhr. 
“Er schläft sich nur aus, der letzte Trip war ein bisschen stark für ihn. Es
hat ihn ausgeknockt.”, 
Schuldig hob die Schultern, “Ich dachte ich lass ihn schlafen, er wird sich
besser fühlen 
wenn er aufwacht...”

“Ken.”, sprach Aya seinen Partner an, “Komm schon, wach auf.”
Im ersten Moment, als Ken Hidaka die Augen aufriss, fuhr er heftig zusammen,
wich zurück, 
stieß mit dem Rücken an die Wand. Der nächste Schock folgte, als er Schuldig
in wenigen 
Metern Entfernung sah. Der Deutsche warf ihm einen Luftkuss zu. 

Dann wandte Schuldig sich zu Crawford, murmelte etwas, und schlang die Arme um
seinen Nacken, 
um ihn tief zu küssen. Aya ertappte sich erst nach langen Momenten dabei, sie
angestarrt zu haben. 
Er wusste nicht so recht, wie er die Gefühle, die dabei durch ihn hindurch
sickerten, deuten sollte. 
Ken stöhnte, und er gab ihm einen Klaps auf den Oberarm. “Komm schon, zieh
dich an. 
Wir verschwinden.”
Langsam, wackelig folgte der Fußballer seiner Anweisung. 

Aya hörte Schuldig etwas flüstern. Es klang wie ein danke, und war sicher
nicht an sie beide 
gerichtet. Crawford drehte sich zu ihm, und drückte ihm einen Umschlag in die
Hand. 
“Das ist für euch.”, bemerkte er schlicht, “Also dann.”

“Lass uns chinesisch essen gehen, Brad!”, bettelte Schuldig. 
“Wolltest du nicht unbedingt Pizza?”
“Das war gestern!”


Mit einem metallischen Knall fiel die Tür ins Schloss, und Aya fühlte sich
für einen Moment 
merkwürdig leer- er wollte nicht wirklich mehr Zeit als nötig in einem Raum
mit den anderen 
verbringen-... oder...?

Ken schaffte es endlich, seine Schuhe zu binden, und sie traten in hellblaue
Morgendämmerung 
vor dem finsteren Untergrundclub. Beide atmeten instinktiv tief durch, ein paar
Momente lang 
ließen sie nur die völlig alltägliche Straßenszene vor ihnen auf sich
wirken, jeder seinen 
Gedanken nachhängend. 

Aya öffnete den Umschlag, vom leisen Geräusch reißenden Papiers begleitet,
und sie 
setzten sich langsam in Bewegung, noch etwas unsicher aber ironischerweise nicht
wesentlich 
anders als sonst auch immer, die Straße hinunter. Hupende Autos, Passanten,
Lieferwagen, 
sich quietschend öffnende Stahljalousien. 

“Wieviel Uhr ist es?”, wollte Ken wissen, und sah etwas verloren aus, als er
die Hände tief in 
seine Hosentaschen grub. Aya hob den Arm und drehte das Handgelenk. 
“Zwanzig nach acht.”, meinte er. 

Er blätterte durch den Inhalt des Umschlags. Er enthielt drei Polaroids und
eine Karte. 


Ken lachte trocken und merklich ernüchtert. 
“Zu allem Überfluss bleibt uns auch noch dieser scheiß Hit.”

Aya schüttelte den Kopf, schob ihm die Fotografien zu. 
“Hat sich erledigt.”, murmelte er. 

Ken blieb einen Moment völlig stumm und starrte die Fotos an. 
“Shit, da kam also das ganze Blut her...”, bemerkte er schwach. 

Aya las die Karte. 

“Als kleine Entschädigung ein Vorschuss für freie Feiertage. 
B.C.”
Auf der Rückseite war etwas auf Deutsch gekritzelt, mit roter Farbe: 

“Fröhliche Schrei- Nacht”


--


Es war der vierundzwanzigste Dezember, halb neun Uhr morgens. Aya und Ken saßen
durchaus 
lebendig auf einer Parkbank und Aya starrte auf die graubraunen Wasserwirbel des
Kanals. 
Über den Hochhausdächern ging langsam die bleiche Sonne auf. Zaghafte Strahlen
brachten 
Glasfenster zum Glühen. Ken drehte sich seitlich, hob die Beine auf die Bank
und lehnte sich, 
endlich langsam etwas entspannter mit dem Rücken an Ayas Schulter. 

Sie sahen sich lange an. 
Ken ließ seinen Kopf tiefer sinken, sie küssten sich, lächelten etwas, Aya
fuhr mit langen, blassen 
Fingern durch dunkle Haare. 

“Lass uns heute nacht zur Frühmesse gehen”, schlug Ken vor, und Aya
blinzelte mit schwachem 
Lächeln. “Was immer du willst.", meinte er, "Hast du Hunger?”
“Noch nicht... lass uns noch hier bleiben bis es ganz hell ist.”
Aya nickte. 
“Dieses... Frühstückslokal bei der U-Bahn-Station hat die besten Bagles.”
“Tatsächlich..?”

Kens Haare waren weich und dufteten gut. Aya wollte sein Gesicht darin
vergraben. 
Der Körperkontakt gab eine Ahnung von Wärme, obwohl es klirrend kalt war und
sie beide 
dicke Mäntel trugen. Aya wollte sich an ihn schmiegen. Er hatte den Verdacht
dass Weihnachten 
dieses Jahr gut werden würde. Wirklich gut. Es fühlte sich neu und anders an,
nach Hoffnung und 
Erlösung und Alternativen. 

Er öffnete den Umschlag noch einmal. Etwas fiel ihm auf den Schoß, und er hob
es auf. 


Es war eine Visitenkarte, darauf stand in schlichten schwarzen Buchstaben die
Bezeichnung: 
“Private Hunting Club” und zwei Handynummern. 

Er warf einen Blick zu Ken hinüber.


-ENDE--


Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)