Earthbound Destiny von UniverseHeart (Warum hat das Schicksal mich erwählt?) ================================================================================ Kapitel 1: Der mir die Hand reichte ----------------------------------- Und ich träumte von ihm, und nur von ihm. Die Tage vergingen und flossen zäh dahin seitdem er gegangen war. Erst fand ich es ein wenig nervig, wie er sich benahm, denn seit dem Moment, in dem er mich bat, ihn zu sich zu nehmen, seitdem er bei mir lebte, da gab es schon Augenblicke, in denen er mich nervte. Als er meinen schwarzen Tee geöffnet hatte, denn ich nur für besondere Anlässe aufhebe, als ich wegen ihm seine Wäsche waschen musste. Und doch muss ich mir eingestehen, je länger er bei mir blieb, umso mehr wuchs er mir ans Herz. Kein Wunder, dass ich ihn schön fand, das fanden viele. Gibt es überhaupt jemanden, der nicht begeistert von Jack Atlas ist, unserem nun ehemaligen King? Dieses unnahbare Gesicht, seine blonden Haare, die bewirken, dass er sich aus der unscheinbaren Masse anderer leicht hervorhebt. Ich wusste, dass er schon viele Herzen gebrochen haben muss, aber musste es denn meines sein? Und am Ende war es nicht er, der mir seine Hand reichte, als ich nicht mehr weiter wusste. Ich hatte getötet... ich hatte jemanden aus Rache getötet. Ich wusste nicht mehr, wer ich war, als ich es getan hatte, aber dass ich es jetzt wieder weiß, bringt das Menschenleben, das ich durch meine Hand beendet habe, auch nicht mehr wieder zurück. „Warum rufst nach ihm? Warum rufst du nach Jack?“ Weil ich ihn liebe...weil ich will, dass er bei mir ist, dass er mir hilft...weil ich mit ihm zusammen sein wollte, aber er ging, und mein Herz dabei mitnahm. „Warum weinst du, Carly?“ Ich kann es nicht ertragen, dass was ich getan habe. Ich bin eine Mörderin. Ich habe mich gehen lassen, mich nicht mehr beherrschen können, und ich weiß noch nicht einmal warum. Nein, wenn ich ehrlich zu mir bin, ist das nicht der einzige Grund, wieso ich weine. Die Tränen, sie kommen einfach so, von alleine, wenn ich daran denke, dass... ja, als mir klar wurde, dass ich nun eine Dark Signerin bin... ich wusste es in der Sekunde, in der ich die Nazca Linien auf meinem eigenen Arm fand, und diese dunkle Duelldisk an meinem anderen Arm befestigt... ich wusste dann, dass mein Rufen nach Jack sinnlos war – er würde nicht kommen. Und wenn er kommen würde, was würde ich tun? Ihn genauso töten wie zuvor Divine? Genauso von einer unbekannten Macht gesteuert werden und dann wieder Tot und Zerstörung hinterlassen? Misty, warum ich? Misty, was machst du hier? Der Rauch um die Trümmer legt sich, und ich erkenne deine Silhouette. Auch du hast dunkle Kleider an, wie ich. Auch du scheinst dasselbe zu sein wie ich. Und doch bist du anders. Du weinst nicht, angesichts dieser Zerstörung. Du hast dich bereits in dein Schicksal gefügt, du bist bereit aus Rache zu töten. „Carly, weine nicht. Ich bin bei dir. Es ist dein Schicksal, eine Dark Signerin zu sein, Gesandte der Dunkelheit. Weißt du noch, wie ich es dir offenbart habe? Ich habe deine Zukunft gesehen...es stand dir ins Gesicht geschrieben...“ Mein Schicksal? Wenn es das gewesen wäre, dann hätte ich doch wissen müssen, dass es das ist, erst recht, wenn ich selbst die Zukunft vorher sagen kann. Oh, ich verdamme es, dieses Schicksal. Ja, du hast es mir gesagt, und Jack selbst hat mich gewarnt und gebeten, vorsichtig zu sein. Ich habe eurer beider Warnung missachtet, und nun muss ich annehmen, was kommen wird, ob es mir gefällt oder nicht. Die Tränen wollen nicht aufhören, als ich hilflos in dein Gesicht blicke, und ich verstehe kaum die leisen Worte, die aus deinen Lippen kommen. Der seichte, sanfte Ton, er beruhigt mich ein wenig, doch nicht genug, dass ich endgültig zur Ruhe komme. Ich zittere, verlange innerlich nach mehr solchen warmen Worten. „Es ist dein Schicksal, Carly. Als Divine dich getötet hat, bist du wieder auferstanden. Es wäre nicht möglich gewesen, wenn du nicht auserwählt gewesen wärst. Der erdgebundene Gott hat dich erwählt, du bist seine Dienerin. Wenn du es nicht wärst, wäre der Tod, den du aus Divines Hand erfahren hast, für dich endgültig gewesen.“ Macht es wirklich einen Sinn, was du versuchst mir zu erklären? Ich höre es doch nicht wirklich, deine Worte dringen nicht zu mir durch... Du zeigst mir dein Zeichen auf deinem Arm, welches dem meinem so ähnelt. Nazca-Linien, auch du hast sie. Was willst du mir damit sagen, Misty-san? „Sieh her, Carly. Du und ich, wir teilen dasselbe Schicksal. Du bist nicht alleine, ich werde dich nicht alleine lassen. Auch ich habe es, das Zeichen des Todes... den Beweis, dass wir nicht mehr sind... und doch sind wir hier, und das wir es sind, zeigt, dass wir auserwählt sind.“ Dein Gesicht wird sanft, beinahe traurig, als sich dein Blick auf dein Zeichen richtet. Als ich es sehe, verstehe ich. Ich verstehe in dem Augenblick, dass ich mit meinem Schicksal, wie bitter es auch sein mag, nicht alleine bin. Ich habe dich. Und dennoch... was wird nun aus Jack und meinen Gefühlen für ihn? Ich musste sterben, bevor ich die Chance dazu hatte, ihm meine Gefühle zu gestehen. Nun bin ich tot, eine Tote in der Welt der Lebenden. Was soll aus mir werden? Was soll ich machen? Warum ruhe ich nicht, warum bin ich dann so rastlos? War mein Wille, Jack nicht alleine zu lassen denn so stark gewesen? Ich bin tot... tot... seltsam wie sich das anhört... ich bin tot, und trotzdem atme ich noch und kann diese Worte denken, dich hören und dich sehen Misty-san? Kann ich dich denn auch anfassen? Dich umarmen? Ich spüre diese heißen Tränen in meinem Gesicht, und meine Augen brennen. Meine Haut mag sich leichenkalt anfühlen, doch sind diese Tränen, das Brennen nicht ein Zeichen dafür, dass du lügen musst? Doch nein, wenn ich in deine dunklen Augen sehe, und dein sanftes Lächeln, da dringt die Wahrheit endgültig zu mir durch. Du lügst nicht, denn du hast auch keinen Grund dazu. Du warst in der kurzen Zeit, in der ich dich kannte schließlich immer ehrlich zu mir gewesen. Ich kann sie nicht zurückhalten, diese brennenden Tränen. Es kommt mir so unwirklich vor, und diese Trauer... diese Trauer...ich kann meine Tränen vor dir nicht zurückhalten, und ich brauche das auch nicht, denn irgendwie.. vertraue ich dir, Misty... „Nein.. nein, es kann nicht sein... das... das ist unmöglich, Misty...“ Mein lautes Schreien drang durch den Abendhimmel, mein Schluchzen, mein Vergehen. Ich breche auf dem kalten Boden zusammen, als du dich zu mir herunterbeugst, und mir sanft mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht zu wischen versuchst. „Carly... alles wird gut. Ich bin hier. Ich habe dir doch gesagt, ich werde dich nicht alleine lassen.“ Und in dem Moment schließen sich meine Arme um dich, und ich lege meinen Kopf auf deine Schulter, ununterbrochen schluchzend. Du legst sanft deine Arme um mich, und sprichst mit beruhigende Worte zu, in deiner sanften melodiösen Stimme. Sie klingt so ruhig, und du sprichst so leise... als würdest du zu einer Sterbenden sprechen... „Du hast heute viel erlebt. Du wirst einige Zeit brauchen, bis du es verarbeitet hast... aber wisse, dass ich während all der Zeit bei dir sein werde, Carly. Und irgendwann wird der Moment kommen, an dem du es verstehen wirst... dein Schicksal...“ Welches Schicksal? Werde ich noch weiter leiden? „Nein... nicht wenn ich bei dir bin... spürst du es nicht? Ich werde dir die Wärme meines toten Herzens geben. Wir alle haben gelitten, und in diesem Schmerz merken wir, dass wir zusammen gehören. Spürst du das nicht?“ Ja... ja... ich spüre es... ich weiß, dass ich dich habe... noch mag mein Herz schmerzen, doch das Wissen, dass ich nicht alleine bin... dass ich dich habe, das Wissen erleichtert diese unendliche Trauer... wenn auch nur ein kleines bisschen. „Wir gehören zusammen, Carly...das weißt du...“ Ja, wir gehören zusammen. Dieser Schmerz, diese bittere Erfahrung, das ist es was wir teilen, und das ist es, was uns zusammen bindet. Der Tod, der uns ereilt hat, die Zeichen auf unserem Arm, und das wir einander brauchen, so wie ich dich jetzt brauche, Misty... Und am Ende war es nicht Jack, der mir seine Hand reichte und meine einsame Seele rettete, sondern du, Misty-san. Kapitel 2: Unerreichtes Verlangen --------------------------------- Und ich merkte, dass ich keinerlei Kontrolle mehr hatte, weder über mich noch über die Situation in der ich mich befand. Alles wonach ich strebte, alles wonach ich mich sehnte, war einfach nur die ultimative Rache gegenüber jenem, der mich so schändlich verraten und zu dem gemacht hatte was ich heute bin. Einfach nur sein Gesicht zu sehen, das reichte aus, um mich in Rage zu versetzen, es reichte aus, damit dieses Verlangen in mir wieder aufkam. Ich hasse dein schönes Gesicht, und diese blauen strahlenden Augen, die so vertrauenserweckend sind. Ich möchte dich quälen, dir wehtun, ich will sehen wie du dich unter denselben Schmerzen windest wie einst ich, und wie ich es noch immer tue. „Du bist ein Toter, du bist nicht mehr.“ Und doch willst du mich zurückschicken, wo ich hergekommen bin? Ohne dass sich mein letzter Wunsch erfüllt? Wegen dir bin ich so jung gestorben. Wegen dir habe ich nicht finden können, wonach ich so lange gesucht habe: die ultimative Satisfaktion. Nun liege ich in deinen Armen, endgültig sterbend, und weiß nicht, wie ich mich fühlen soll, was das ist, was in meinem Herzen aufkommt. Das einzige was ich weiß ist, dass ich es schon lange nicht mehr gespürt habe. Das einzige wozu ich fähig gewesen war, war lange Zeit einfach nur Wut, Hass und Verwirrung gewesen, aber nun, im letzten Augenblick ist da etwas anderes, neues, und doch vertrautes, als ob ich es einmal schon gefühlt hatte... Vertrauen? Freundschaft? Wie ironisch, dass es genau das ist, was ich im letzten Moment meines Lebens noch einmal spüren sollte. Durch die Person, die ich so sehr zu vernichten wünschte. „War mein Leben sinnlos? Wieso war es so kurz, leer und sinnlos? Warum war ich so verlassen?“ Einsamkeit...das ist es was ich wohl gespürt haben muss, so lange. Leere, nur erfüllt durch meinen manischen Wahnsinn und die Stimmen in meinem Kopf. Als ich noch lebte, dachte ich, ich hätte einen Sinn gehabt. In Satellite leben zu müssen, heißt auch akzeptieren zu müssen, dass es keinerlei Ausweg gab und das alles, was wir jemals sehen würden, die Müllberge und diese Zerstörung sind und dass wir eines Tages vielleicht auch zu diesem Müll werden, ungebraucht, ungeliebt. Ich konnte das nicht akzeptieren. Ich wollte das nicht. Ich redete mir ein, dass man immer das Beste aus seiner Situation machen kann, und dass wir auch hier ein zufriedenes Leben führen können, wenn wir uns nur ein Ziel setzen. Das war der Beginn von Team Satisfaction. „Kiryu... wir sind Freunde, ich werde immer zu dir halten. Du... bist mir wichtig, immerhin, du hast mir ja auch mein Leben gerettet, wie könnte ich dich da im Stich lassen?“ Wir hielten immer zusammen, du, Crow, Jack und ich. Gemeinsam setzten wir uns Ziele und suchten sie umzusetzen. Unser größtes von ihnen war die Eroberung von ganz Satellite. Es sollte zu unserem Ort werden, nur dazu da, um uns zu befriedigen und das Loch in unserem Herzen zu schließen. Wir hatten schöne Momente zusammen und ihr wart mir alle wichtig. Ich war stolz darauf, euer Leader zu sein. Niemals hätte ich auch nur irgendeinen von euch im Stich gelassen. Schon gar nicht, wenn es um das Leben eines meiner Teammitglieder geht. Ich würde dich niemals im Stich lassen, Yusei, besonders wenn du drohst, dein Leben zu verlieren. Jahre später würde ich selbst dein Leben nehmen wollen . „Erinnerst du dich an unser Lachen? Daran, wie wir es geschafft hatten? Satellite wurde unser.“ Wie könnte ich diesem Moment des Triumphes vergessen? „Doch danach war nichts mehr wie es vorher war, nicht wahr, Kiryu? Alles änderte sich.“ Ja, alles wurde anders, als wir das Ziel erreicht hatten, dass wir uns als unser Finales gesetzt hatten. Denn danach gab es nichts mehr. Wir waren an unsere Grenzen gestoßen und mussten feststellen, dass es nun nichts mehr für uns gab. Diese Feststellung brach mich innerlich, denn ich konnte mir nicht mehr länger einreden, dass dieser Ort derjenige ist, an dem ich wirklich glücklich werden konnte. Mein Herz sehnte sich immer noch, und recht schnell stellte ich fest, was das war: ich wollte Macht. Macht würde die Sehnsucht meines Herzens zum Verstummen bringen, da war ich mir sicher und ich würde alles dafür geben, sie zu bekommen und für mich zu behalten. Egal zu welchem Preis, ich musste die Stimmen in meinem Kopf einfach zum Verstummen bringen. Du schienst als einziger zu verstehen, wie ich mich gefühlt habe, Yusei. Als Jack und Crow gingen, weil sie mich für unerträglich hielten, warst du der einzige, der bei mir geblieben ist. Ich verfiel dennoch innerlich. Du sahst mir stumm dabei zu, ohne zu wissen was zu tun ist, bis du letzten Endes ebenfalls gegangen bist. Warum nur hast du mich im Stich gelassen? Was war aus unserem Team geworden, was aus unserem Träumen? Wolltet ihr denn keine Macht haben? Wolltet ihr nicht in unserem Team bleiben, als beste Freunde, die alles gemeinsam durchstehen, egal was es ist? Vielleicht dachtest du, dass ich aufgeben würde, wenn ich alleine wäre, doch etwas trieb mich an, meine Pläne wenn nötig alleine durchzuziehen, auch ohne eure Hilfe. Ich würde die Security vertreiben, ich würde die ganze Macht an mich reißen. Dann hast du mich verraten. Du hast mich verkauft, du hast schon von anfang an geplant, dass meine Pläne scheitern. Wer weiß, womöglich bist du nur so lange bei mir geblieben um herauszufinden, was meine wirklichen Pläne waren, damit du mir zuvorkommen und mich der Security ausliefern kannst. Dein Plan hat jedenfalls wunderbar geklappt: Ich wurde verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Ich bekam den Marker, den so viele fürchten, Zeichen dafür, dass ich nichts wert bin und mein Leben keinen Sinn hat, das, was ich am meisten gefürchtet hatte. Denn ich hatte mein Leben lang Angst. Angst vor dem Leben in das ich hinein geboren war, geboren um ein sinnloses Dasein zu fristen. „Du willst schreien, all deine Verzweiflung loswerden, doch was du erlebt hast, lässt sich nicht mehr in Worte fassen. Du fragst dich, warum du so gelitten hast, und welchen Sinn Schmerzen haben angesichts des Lebens und des Todes und ihrer Grenze, die schon mindestens zweimal überschritten hast.“ Das war mein erstes Ende. Die mühsame Mauer um mein eigenes Ich wurde gebrochen, und nichts ist mehr geblieben von der Glut, die in meinem Herzen loderte und sich so sehr einen Ausweg gewünscht hat. Mein Feuer ist erloschen. Es war Illusion, dass ich in Satellite glücklich werden konnte. Illusion, dass es etwas gibt, das uns immer die positive Seite an allen doch noch helfen kann. Diese Welt ist verrottet, voller Schmerz und Einsamkeit, und nur der Stärkere kann gewinnen, jene, die die Schmerzen der anderen für sich selbst auskosten können. Das ist es, was mir bewusst wurde, als ich zum Dark Signer wieder erwachte. Nur dafür wollte ich wieder leben, für diesen Moment: jemanden zu brechen, ihm Leid anzutun, so wie auch mir Leid zugefügt wurde. Vor allem aber dir, Yusei, dem, der als einziges die Schuld daran trägt, dass ich mein Leben hinter eisernen Gittern und einer dunkelen Ecke beendete. Was hast nur aus mir gemacht? Du hast mich umgebracht, aber noch viel qualvoller, als jeder Mord sein könnte. Du hast meine Seele bis auf ihren Kern zerstört. Du, nur du hast mich zu all dem gemacht, was du nun vor dir sehen kannst. „Aber wir sind Freunde Kiryu...“ Ja, wir sind schöne Freunde. Mir erst all das anzutun, und danach nichts mehr davon wissen wollen. Du machst mich krank. Zu sehen, wie unschuldig du nach alledem noch tun kannst, macht mich krank und steigert meine Lust auf deine Schmerzen noch mehr. Na los, versuch doch, mein Leben zu nehmen!!! Wie du es schon einmal getan hast! Ich bin mir sicher, wir beide werden es genießen, wenn unser Leben langsam wie Sand zwischen unseren Fingern verrinnt. „Warum schreist du so? Der Ton deiner Stimme verrät mir, dass du leidest. Komm, so nimm meine Hand, und ich werde dir deine Schmerzen nehmen. Weil ich dein Freund bin.“ Welche Ironie des Lebens. Ich, der dich gerettet hat, und du, der mich zum Dank dafür getötet hat, nicht einmal, sondern zweimal. Ich spüre es. Mein wiedergewonnenes Leben, das ich im Austausch für meine Seele erhielt, schwindet, während dein Saviour Dragon am Himmel seine Kreise zieht. Und ich frage mich wieder einmal, warum? Ich spüre, wie du deine Arme um mich legst, und deine Augen sich mit Tränen füllen. Warum nur musste das alles geschehen? Zu welchem Zweck? Warum frage ich mich das, wenn ich es doch nicht mehr aushalten kann, die Konsequenzen dessen. Und obwohl ich weiß, dass dieser Tod nun endgültig sein wird, und es kein Zurück mehr für mich geben wird, bin ich nicht allzu traurig. Ich fühle mich seltsam. So leicht, so warm, so schwer, so traurig, dass ich jetzt schon gehen muss, und gleichzeitig erleichtert darüber. Ist es das wieso dein Drache so genannt wird? Bin ich jetzt gerettet, ist meine Seele wieder ganz? „Kiryu... bitte gehe nicht... bitte lebe...“ Ich kann nicht, ich kann nicht... wenn ich die Macht dazu hätte, dann würde ich doch weiter leben wollen, aber ich kann es einfach nicht. Und so sieht es danach aus, dass sie unsere Wege hier für immer trennen werden und dass dieses Duell zwischen uns wirklich das letzte Duell von Team Satisfaction war. „Kiryu...“ Traurig sprichst du meinen Namen aus, und ich muss lächeln. Du hast mir im letzten Augenblick zurück gegeben, was ich dachte für immer verloren zu haben – ein sanftes Lächeln ohne Hass. Was danach kam, weiß ich nicht mehr, aber ich weiß was du gesehen hast. Ich bin zu Staub geworden, zu dem, das alle Menschen werden, wenn sie sterben – Sternenstaub. Glitzernder Sternenstaub, der vielleicht irgendwo wieder leben wird. Und meine Seele...wird immer irgendwo da draußen sein, erfüllt mit der Sehnsucht nach Leben. Schwerelos...und grenzenlos. So wird sie da draußen sein. Kapitel 3: Spider and Monkey ---------------------------- „Demak!“ Seine Stimme rief mich aus meinen Erinnerungen, die Stimme desjenigen, der mich bei sich aufgenommen hat, nachdem ich gestorben war. Ja, ich bin ein Toter, der aber immer noch lebt, hier in dieser Welt der Sterblichen. Auch wenn man diesen Zustand, in dem wir uns gerade befinden, nicht gerade ein Leben nennen kann. Wir verstecken uns im Dunkeln, und ich sehe die Kerze vor meinen Augen flickern. Sehr oft sehe ich dich mit nachdenklichem Gesicht vor dem Kerzenhalter sitzen, an dem die drei Kerzen flackern, die für unser noch verbliebenes Leben stehen. Wenn eine von ihnen ausgeht, Rudger, weiß du, dass es uns nicht mehr gibt, und dass wir wieder in die Unterwelt zurückgekehrt sind. Was weiß ich noch mit meinem restlichen Leben anzufangen? Ich bin hier, mit dir, und Kiryu, dem jüngsten Mitglied unter uns. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, wenn wir deinen Plänen lauschten, Rudger. Und doch frage ich mich manchmal nach dem Sinn des Ganzen. Ich sitze in meinem Zimmer, und sehe nachdenklich die Karte an, die ich langsam auf meinem Tisch herumdrehe. Auf ihr ist der Ancient Fairy Dragon abgebildet, der der Sage nach der Hüter einer Welt voller Duellgeister ist. Ich weiß nicht, ob es diese Welt wirklich gibt, aber selbst wenn, dann muss auch sie inzwischen in Dunkelheit gehüllt worden sein, und die Seele dieses Drachen unter meiner Kontrolle. Hilflos dringen ihre Rufe zu derjenigen, die diese arme Seele befreien soll, zu derjenigen, die ich am Ende vernichten muss. Dass ich diese Karte nun in meinen Händen halte, ist eine große Hilfe, denn durch sie wird die Signerin, die versprochen hat, dich zu retten, Ancient Fairy Dragon, ganz bestimmt kommen, egal wie jung sie noch sein mag. Ich weiß, dass sie dennoch einen starken Willen hat. Vor allem, wenn sie die Tochter der Menschen ist, die mir mein Leben zur Hölle gemacht haben. Bevor ich gestorben war, und mir das Leben genommen habe, war ich ein Geschäftsmann gewesen, mit meiner eigenen kleinen Firma. Es ging mir gut mit meiner Selbstständigkeit, ich finanzierte sogar mit dem Geld, dass ich verdiente, vereinzelt kleinere Projekte, die lukrativ erschienen. Ich stecke auch mein Geld in das offizielle Projekt zur Erforschung des Momentums – es war der Zeitpunkt, an dem ich Rudger das erste Mal kennen gelernt habe. Es war nur ein kurzes Treffen gewesen, doch wenn ich gewusste hätte, dass wir uns danach noch wieder sehen würden... nein, es ist sogar noch viel mehr aus uns geworden. Wir teilen ein Schicksal, und ich bin gerne dein gehorsamer Diener. „Demak.“ Ich höre auf, mit der ach so wertvollen Karte zu spielen, die noch so wichtig sein wird, und sehe auf, um in dich in deiner Kapuze verhüllt vor mir zu sehen. Du nimmst sie ab, und setzt dich zu mir in die Nähe. Wir schweigen, ehe ich frage, wo Kiryu gerade hin ist, worauf du sagst, dass er losgezogen ist, um seine Mission zu erfüllen. Doch ich merke dass du etwas nachdenklich aussiehst. „Rudger, was ist los?“ „Nichts, Demak, es ist nichts.“ Du schüttelst den Kopf, und betrachtest mich wieder schweigend, bevor du sagst: „Nicht mehr lange, und die Karte, die du da in der Hand hälst, wird dich zu den Kindern der Leute führen, die dich in den Ruin getrieben haben.“ „Das weiß ich.“ „Ich habe dir doch gesagt, dass es Schicksal ist, nicht wahr, Demak? Dass das Schicksal manchmal unergründliche Wege hat, oder?“ Ich nicke nur stumm, wohl wissend, dass du recht hast. Wie könntest du auch nicht, ein Genie wie du, jemand, der von allen so sehr anerkannt worden ist. Du wärst sonst nicht einer der Assistenten von Dr. Fudo gewesen und letzten Endes nicht zum stellvertretenden Leiter, wenn du es nicht wärst. Aber mehr noch als dein Rang, fasziniert mich deine Sichtweise der Welt, Rudger. Du sagst es nicht nur, sondern du glaubst wirklich daran, dass das Schicksal lebt, und dass wir nichts dagegen machen können. Das Leiden eines Einzelnen zähle nicht für das Schicksal, und wir alles sind nur ihre Spielfiguren. Ich denke du hast recht, denn wieso sonst wäre das Schicksal zu so vielen Menschen so grausam, und so ohne Gnade? Inklusive uns, den Dark Signern, und den Umständen, in denen wir gestorben sind. Du stehst wieder auf, und kommst mit langsamen Schritten auf mich zu, ehe du deinen Kopf auf meine Schulter legst und sich deine Arme um mich schließen. Ich weiß, dass wir nur einander haben und dass es manchmal auch sehr einsam für dich wird. Ich weiß nicht, was dein großer Plan genau ist, oder wieso es alles so geschehen muss, aber ich weiß, dass ich mich dir ergeben habe und alles tun werde, was du sagst. Ich vertraue dir, und ich hoffe dass du das weißt. Du küsst mir in den Nacken und ich stöhne leise auf, als du das tust. Ich drehe mich zu dir um, um dir einen Kuss auf deine Lippen zu geben, den du schon beinahe begierig annimmst. Wir sagen nicht viel und wir haben auch nie viel geredet. Dafür sagen unsere Blicke meist alles was wir wissen sollen und müssen. Du weißt genau wie ich, dass ich alles tun werde, damit wir unsere Mission erfüllen – egal wie ihr Ende aussehen wird. Mir wurde schon zu Lebzeiten gesagt, dass ich oft genug die Dinge nachgeredet habe, die vorher aus den Mündern anderer kamen, dass ich zu sehr ein Mitläufer war. Aber in diesem Fall, was bleibt mir anderes übrig? Ich tue es, weil ich keine andere Wahl habe, und auch weil ich dich liebe, Rudger. Ja, weil ich dich liebe, hier im Exil, mein Rudger. Was auch immer du, die Spinne sagt, der Affe wird gehorsam sein und alles für sie tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)