Die Chroniken von Narnia von abgemeldet (The golden age - kleine Lovestory mit Peter) ================================================================================ Kapitel 1: 1.1 Die fremde Reiterin ---------------------------------- Die fremde Reiterin Die Sonne glänzte über Narnia, wie sie es in den Tagen der Hohen Könige und Königinnen selbst im tiefsten Winterschnee tat. Das östliche Meer rauschte leise und rollte gegen die weißen Klippen, die das prächtige Schloss Cair Paravell trugen und glitzerte dabei in einem sanften Türkis. Königin Susan, die Sanftmütige von ihrem Volk genannt, wurde wie jeden Morgen von diesem Rauschen zärtlich geweckt und setzte sich langsam auf. Die Seidenschläuche des großen Bettes, das direkt so stand, dass sie aus den Panoramafenstern mit den bunten Gläsern, die im Sommer immer offen waren, direkt auf das Meer raus sehen konnte, flogen in der sanften, salzigen Briese und sie zog ihre Stirn kraus. Etwas stimmte nicht. Etwas war anders. Oder würde anders werden. Langsam schlug sie die große Decke zur Seite und lief barfuss auf den großen Balkon, der sie mit den Gemächern ihrer drei Geschwister verband. Schon oft war Susan aufgewacht und fand sich von Edmund angemalt oder sie wurde von Lucy geweckt. Diese Quälgeister, dachte sie mürrisch, aber auch amüsiert. Sie waren aus einer schlimmen Zeit herausgerissen worden, Krieg hatte ganz Europa erschüttert und nun-… waren sie hier. Alleine. Glücklich. Friedlich. Königlich. Susan lächelte leise, als sie ihren großen Bruder Peter gegen die Balustrade gelehnt vorfand und während er auf das Meer hinausstarrte, wunderte sie sich, wo die Zeit geblieben war. Ein Jahr lang saßen sie bereits auf den Thron von Narnia. Vor einem Jahr hatte ihnen Herr Tumnus die Kronen von Narnia auf die Köpfe gesetzt. Dabei waren sie noch Kinder. Nein-… Peter ist kein Kind mehr. Er ist definitiv kein Kind mehr. Er hätte in den Krieg ziehen können, sie seufzte, Und er ist letztendlich doch in den Krieg gezogen. Er war bereits erwachsen, als wir nach Narnia kamen. Langsam hakte sie sich in seine aufgestützten Ellebogen ein und legte den Kopf an seine Schulter: „Guten Morgen.“ Er brummte kurz und sah wieder auf das Meer. „Was ist los?“ „Etwas ist anders.“, bestätigte er ihre Vermutung. „Ja-… ich fühle es auch.“, antwortete sie. Gemeinsam sahen die älteren Pevensie-Geschwister auf das Meer und nach einer kurzen Weile setzte Susan hinzu: „Etwas wird sich verändern.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ „Ähm ich-…“, Herr Tumnus starrte auf eine Schriftrolle und hatte seine Stirn heftig gerunzelt. Peter sah auf und sah Besorgnis in den Zügen des Fauns: „Was ist los, Herr Tumnus?“ „Nun, ich … Hoheit…“ „Tumnus…“, mahnte Peter lächelnd und auf den Wangen des Fauns legte sich ein leichter Rotschimmer, den Lucy mit einem leisen, aber albernem Kichern quittierte. „Ähm-… Peter…“ Peter strahlte den Faun an. Er hatte sich inzwischen etwas daran gewöhnt, als Hochkönig mit mehr Respekt und Distanz behandelt zu werden, als seine jüngeren Geschwister. Nun, so sehr man sich daran gewöhnen kann, als 16-jähriger Junge aus Finchley, England, von dem seine Lehrer meinten, er hätte keinerlei Talent für mehr als Unnutz, plötzlich Hochkönig eines verzauberten Landes zu werden, das man durch einen Wandschrank mit muffigen Pelzen betreten hatte. Manchmal erfüllte es ihn mit grimmiger Freude. Manchmal auch nicht. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Herr Tumnus zu: „Was ist passiert?“ „N-… nichts.“, stotterte der arme Faun immer noch verwirrt. Dieser hatte sich allerdings immer noch nicht daran gewöhnt, als Lordsekretär im narnianischen Königshof zu arbeiten und damit genauso viel oder nur ein Quäntchen weniger Hochachtung zu bekommen wie die Adams-Söhne und Evas-Töchter. „Jedenfalls noch nicht. Die Telmarer scheinen-… Truppen zusammenzuziehen.“ „Telmarer? Was wollen die denn?“ „Nun, Hoh-…Peter, seit vielen Generationen-… naja, sagen wir ‚begehren’ die Telmarer das narnianische Land. Es ist-… verwirrend. Die letzten 100 Jahre hatte durch den Fluch der Hexe anscheinend der Reiz gefehlt. Aber-…“, er verstummte. Peter zog die Stirn kraus: „Gab es jemals Krieg?“ „Nun ja, ein paar kleinere Scharmützel, aber niemals Krieg, Oh nein, Krieg gab es nicht. Aber es ist-… besorgniserregend.“ „Was sollten wir ihrer Meinung nach tun, Tumnus?“, fragte Susan und setzte dabei den Krug mit dem Milchkaffee ab. Herr Tumnus verhaspelte sich kurz und schlug anschließend vor: „Vielleicht-… vielleicht sollten wir eine Gesandtschaft schicken. Als-… nun, als Debüt der Hoheiten… bisher gab es keine Beziehungen zu den Königreichen außerhalb von Narnia. Vielleicht nur nach Archenland, aber nie nach Telmar.“ „Warum nicht? Vom Schuljungen zum Verräter zum König…“, Edmund zuckte mit den Schultern: „Also, warum keine Gesandtschaft nach Telamr? Soll ich das machen Hochkönig?“ Peter sah seinen Bruder böse an: „Edmund.“ „Was denn?“ Susan gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Aua, ich habe doch gar nichts gemacht.“ „Wie dem auch sei-… das ist eine gute Idee. Vielleicht sollten Edmund und ich gemeinsam gehen.“, Susan legte ihren Kopf schief und die älteren Pevensies wechselten ein paar viel sagende Blicke. Edmund wurde übermütig und es wäre mit Sicherheit gut, zu wissen, dass Susan ihn von irgendwelchen Dummheiten abhielt. Peter seufzte. Lautes Hufklappern ertönte und Peter seufzte noch mal, lauter und leidender als er sich eigentlich fühlte, aber als der mächtige Zentaur Oraius durch den Türbogen ritt, wusste er, was an diesem Morgen auf ihn wartete. Er spürte bereits den Muskelkater, den er diesen Abend haben würde, nachdem er es vielleicht irgendwie schaffte das Training mit den Schwert, dem Bogen, den Dolch, den Speer und noch mehr Waffen zu überleben. „Peter…“, mahnte der Zentaur, als hätte er Peters Absicht, mit dem Kopf sehr oft und sehr verzweifelt auf den Tisch einzuschlagen, vorzeitig erkannt um es zu unterbinden. Seltsamerweise war Oraius einer der Personen, die Peter scheinbar nicht mit Respekt und Distanz behandelte. Manchmal freute er sich darüber. Manchmal aber auch nicht. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Lucy fuhr sich über den weichen, fließenden Stoff ihres Kleides und betrachtete das Spiel der Dryaden in ihrem Lieblingsgarten in der Schlossanlage von Cair Paravell. Von hier aus hatte sie einen Panoramablick über die gesamte Küstenstraße, der Prärie landeinwärts und in Richtung Meer im Osten. Ein Zwerg neben ihr versuchte genervt der kleinen Königin etwas über Pronomen und Adverbien zu erklären, als ein seltsamer Punkt am Horizont ihre Aufmerksamkeit erregte. Jetzt bin ich schon Königin von Narnia und muss trotzdem in die Schule. Peter und Susan sind soo ungerecht. An die Tatsache, dass alle vier Pevensies Unterricht erhielten, dachte sie gar nicht, sondern stand auf und lief an die weiße Balustrade, um den seltsamen Punkt, der sich von Süden her näherte zu beobachten. Sie achtete gar nicht auf die zwergischen Flüche, die der Lehrer frustriert losließ. „Da kommt jemand.“, sagte sie leise und sie erinnerte sich daran, dass Peter und Susan morgens davon gesprochen hatten, dass sich etwas verändern würde. Was sie, leise errötend, heimlich belauscht hatte. Sie hatte es auch gespürt und es dauerte einen kleinen Moment, bevor sie begann strahlend zu lachen, an dem Zwerg vorbei rannte, der ungehalten mit der Faust hinter ihr her wedelte und ihr nach rief. „Susan! Susan! Edmund!! Peeeter!!!“, schrie sie begeistert und platzte in die Studierstube, ein großer Raum mit Schreibtischen, vielen Bücherregalen und einem lustigen quadratischen Globus, in dem Susan meistens ihren Unterricht erhielt. Edmund war auch da. „Um Himmels willen, Lucy, was ist passiert?“, Susan war schnell aufgesprungen und kniete vor ihrer kleinen Schwester, die begann sich zu verhaspeln und hastig stotterte, als sie die große Nachricht verkünden wollte. „Langsam Lucy, langsam, was ist passiert?“, fragte Susan. Edmund hatte hinter ihr die Arme vor der Brust verschränkt: „Was hat sie denn jetzt wieder?“ Lucy strahlte ihre zwei Geschwister an und rief schließlich: „ASLAN KOMMT!!!“ „Das ist unmöglich!“, wiederholte Susan, während Lucy ihre ältere Schwester an ihrer Hand hinter sich her zog und schließlich zu der Balustrade zerrte (der Lehrer wimmerte immer noch in vollkommener Erfüllung seiner Pflicht etwas über grammatikalische Regeln) und deute auf den Punkt, der jetzt so groß war, dass, als Susan die Augen zusammenkniff, erkennen konnte, das es mit Sicherheit kein Löwe war. Sie seufzte schwer: „Lucy, das ist er nicht.“ „Doch! Glaub mir, er ist es, er ist es! Du! Du und Peter, ihr habt heute Morgen gesagt, dass sich etwas verändert und er kommt!“ „Lucy, das ist ein Reiter.“, Edmund hatte sich weit über das Geländer gehängt und kniff ebenfalls die Augen zusammen. „Ein Reiter?“, Susan sah erneut hin. Der Reiter war inzwischen schon so nah, dass die Wachen an den Toren von Cair Paravell sich aufgeregt Kommandos zuriefen. „Es ist ein Mensch.“, hauchte Susan und Edmund sagte schlicht: „Ich hole Peter.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Das Pferd war tiefschwarz. So viel konnte Susan bereits erkennen und etwas nervös knetete sie ihre Hände. Sie wusste, dass es in Telmar und in Archenland auch Menschen gab, aber es war immer noch etwas Seltsames ein Mensch in Narnia zu sein. Susan musste das wissen. Sie war schließlich ein Mensch. Sie wusste nicht, ob der Reiter männlich oder weiblich war und inzwischen waren Sie und Lucy unten im Hof angekommen und sie hörten, dass der Reiter sein Pferd zügelte und schließlich in einem lockeren Trab um die Ecke bog. Edmund tauchte hinter ihr auf. „Wo ist Peter?“ „Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, tunkte er seinen Kopf in einen Wassertrog.“ „Was?“, Susan sah ihren Bruder entsetzt an. „Er kommt.“, knurrte Edmund ungeduldig und starrte nun ebenfalls zu dem fremden Reiter. Das staatliche Pferd hielt an und schnaubte wild, während es seinen mächtigen Kopf schüttelte. Die Flanken bebten und seine Brust glänzte nass. Der Reiter stieg ab und hob eine Hand, um die Kapuze des langen Umhangs vom Kopf zu ziehen und das Gesicht zu entblößen. In dem Moment kam Peter auf dem Hof, er hatte nachlässig ein cremefarbenes Leinenhemd übergeworfen, das an der Brust und am Kragen dunkel nachgefärbt war. Seine sonst blonden Haare waren dunkel und hingen nass in seiner Stirn und Wasserperlen liefen über seinen Augenbrauen in sein Gesicht. Er hat sich tatsächlich den Kopf in den Wassertrog gesteckt, dachte Susan ärgerlich. Er erstarrte, als er den Reiter sah, der in diesem Moment sein Gesicht offenbarte. Dunkelbraune Locken umgaben ein weiches Gesicht mit weißer Haut und klugen blauen Augen. Die Reiterin sah von Peter zu den anderen Pevensies und neigte den Kopf und sagte in einer hellen, angenehmen Stimme: „Mein Name ist Amber. Ich komme um euch zu warnen.“ „Warnen?“, sagte Peter und seine Stimme war seltsam brüchig. Sie sah auf: „Warnen. Die Telmarer bereiten sich auf einen Krieg mit Narnia vor.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Dieses war der erste Streich-... Sag mir was dazu, Lg aditu Kapitel 2: Ambers Geschichte und Peters Zweifel ----------------------------------------------- Ambers Geschichte und Peters Zweifel Sie stand über der Karte gebeugt und schwieg das erste Mal seit fast einer Stunde. Susan saß auf einem niedrigen Stuhl und musterte das fremde Mädchen, das sich als Amber vorgestellt hatte und nun von Lucy drangsaliert wurde, alles über Telmar zu erzählen. Sie drehte sich um und sah Susan an: „Es ist dringend.“ „Ja,…“, begann Susan, doch Peter unterbrach sie unwirsch: „Wieso weißt du das alles?“ Amber sah Peter an. Peter trug immer noch das Leinenhemd und das Übungsschwert um die Hüfte gebunden und seine Stirn war mit den Ausführungen der jungen Frau immer tiefer gerunzelt geworden. Seine Augenbrauen stießen fast über der Nasenwurzel zusammen und er musterte Amber scharf. Susan fragte sich, wie alt sie wohl war. Sie sah nicht älter aus als sie. Aber was bedeutete Zeit schon? Amber antwortete: „Ich lebte einen Monat am telmarischen Hof.“ „Wieso erzählst du uns dann, dass Telmar-… das ja scheinbar deine Heimat ist! - Gegen uns in den Krieg ziehen will?“ Amber reckte das Kinn vor: „Ich bin keine Telmarerin.“ „Was bist du dann?“ Sie atmete einmal tief durch und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Edmund: „Ich-… glaube ich-… bin ein Mensch. Jedenfalls sehe ich so aus. So wie-… ihr. Ich habe keinerlei Ähnlichkeit mit den Telmarern.“, sie sah auf. „Und selbst wenn, … ich bin hier. Was macht es für einen Unterschied?“ „Es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen Verrat und Spionage.“, sagte Edmund und sein Blick wurde hart, wie er immer wurde, wenn er sich an seine Fehler erinnerte. „Ich habe-… eine Verbindung zu Narnia.“, sagte Amber schlicht. „Welche?“, fragte Lucy und stemmte neugierig ihr Kinn auf ihre Handflächen, „Ich würde ihre Geschichte wirklich gerne hören.“ Amber lächelte: „Es ist eine unfertige Geschichte.“ Lucy zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, wir sind alle neugierig zu erfahren, warum du dich Narnia mehr verpflichtet fühlst.“, sagte Susan versöhnlich und kickte unter dem Tisch nach Peter Fuß. Seine Stirn lag noch immer in Falten. „Ich reise seit fast zwei Jahren durch den Wald zwischen den Welten.“ Die Pevensie-Geschwister sahen sich an: „Was für ein Wald?“ Amber runzelte die Stirn: „Der Wald zwischen den Welten ist die Verbindung zwischen allen Welten, also Narnia, die Welt der weißen Hexe und eurer.“ „Und wir sind schlichtweg durch einen Wandschrank gepurzelt.“, murmelte Peter und in seinem Kopf schwirrten die Gedanken. Susan konnte es fast surren hören. „Eine Verbindung zu unserer Welt?“, wiederholte sie leise. „Ja.“, sagte Amber sanft und setzte hinzu: „Ich bin fast-…“, sie unterbrach sich selbst und schien die richtigen Worte zu suchen: „Ich bin dort einem Löwen begegnet.“ Lucy sah Susan und danach Peter mit großen Augen an und wisperte: „Aslan.“ „Er-… sagte etwas zu mir und verschwand danach. Seitdem bin ich alleine durch die Welten gereist. So bin ich vor kurzem in Telmar gelandet und habe von den Vorbereitungen mitbekommen. Ich weiß, dass das narnianische Wappen ein Löwe ist. Deswegen bin ich hier.“ „Was hat der Löwe gesagt?“, fragte Peter kühl. Scheinbar glaubte er ihr nicht. Ambers Blick wurde nun ebenfalls kalt: „Er sagte, sollte ich jemals den Adams Söhnen und den Evas Töchtern begegnen, dann soll ich ihnen sagen, dass auch wenn der Steintisch zerbrochen ist, der Zauber aus den Zeiten des Anfang seine Schuldigkeit tut.“ Edmund war so schnell aufgestanden, dass der Stuhl umgefallen war: „Er hat was gesagt?!?“ Amber sah die Geschwister an: „Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber das war es. Wort für Wort.“ Susan sah in die Unendlichkeit: „Er wusste, dass Sie ihn-…“ „Wenn du ihn vor zwei Jahren getroffen hast... So lange sind noch nicht mal wir in Narnia und er wusste, dass ich-…“, Edmund brach ab und seine Augen wurde trübe. Lucy lächelte und stellte sich hinter Amber: „Sie kommt von Aslan. Aslan vertraut ihr. Also müssen wir es auch tun.“ „Ich glaube, Lucy hat Recht.“, Peter sah Amber an, aber die Runzeln auf seiner Stirn schwanden nicht. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Peter saß vor der ausgebreiteten Karte von Narnia und raufte sich die Haare. Kerzen beleuchteten das Zimmer in einem schwummrigen Licht und seine Augen schmerzten bereits. Er war müde. Er war verwirrt. Und enttäuscht. Aslan traute ihnen nicht. Er hatte ihnen anscheinend die ganze Zeit nicht vertraut. Er hatte gewusst, dass alles glimpflich ausgehen würde und schon Vorsorge getroffen, für die Zeit, die kam, wenn er nicht mehr in Narnia war und er, Peter, Hochkönig. Der Wald zwischen den Welten-… Er starrte auf die Karte. Ich könnte zurückgehen! …Wieso soll ich hier bleiben, wenn er mir nicht vertraut? Warum soll ich Hochkönig sein, wenn mir der König von Narnia nicht zutraut über sein Land zu regieren und es zu beschützen? Peter wurde zu müde um zu denken. Er stand auf und ließ seinen Nacken knacken, während er unruhig durch das Zimmer lief und weiter dachte, aber nun laut und zu sich selbst sprechend: „Ich habe viel gelernt. Ich-… ich könnte nach Hause gehen und helfen-…den Krieg zu gewinnen? Das ist lächerlich. Aber ich könnte meine Familie beschützen. Anscheinend brauchen Narnia und Aslan uns ja nicht.“ Es bereitete ihm ein grimmiges Vergnügen bei dem Gedanken Aslan einen Strich durch die Rechnung zu machen. Einfach zu verschwinden, Aslans großen Plan zunichte zu machen. Was für einen Genugtuung es sein würde… Er starrte wieder auf die Karte. Dann setzte er sich auf den Stuhl und nahm seine haare- raufende Pose wieder ein. Sein Gehirn blockierte. „Um Narnia zu erobern müssten die Telmarier erst Archenland überrennen….“ Plötzlich klopfte es. Peter sah auf und die Tür öffnete sich. Amber trat ein. Peter konnte Lucys Kichern noch hören und knurrte wütend. Amber, die im Begriff gewesen war, an den Tisch zu treten, verharrte und schloss nur die Tür. „Ich möchte mit Euch reden, Eure Majestät.“ Peter sah sie an. „Ja?“, sagte er ungeduldig und rieb sich die schmerzenden Augen. „Was hatte das zu bedeuten? Die Nachricht von-… Aslan.“ Peter konzentrierte sich darauf neutral auf die Karte zu sehen. „Es gibt einen Zauber in Narnia, der Verräter und Lügner bestraft.“ „Das heißt, er hat mir das gesagt, damit ihr mir irgendwann einmal vertraut.“ Peter wusste, dass er nicht antworten musste. „Aber das tut ihr nicht, oder?“ Darauf musste er antworten. „Es ist verwirrend.“, wich er aus. Amber nickte, sie schien verstanden zu haben und für einen kurzen Moment herrschte Schweigen „Man redet über euch in Telmar, eure Majestät.“ Peter sah skeptisch auf: „Tatsächlich? Was sagt man denn?“ „Dass ihr ein großer Krieger sein sollt.“ Peter schnaubte. „Denkt ihr das nicht?“, sie legte den Kopf schief und in Peter stieg kindlicher Trotz auf. „Ich bin ein verfluchtes Kind!“, explodierte es aus ihm heraus und seine Hand zerknüllte den Rand der Karte: „Ich bin ein Kind, das ein Königreich anvertraut bekommt und zusätzlich noch eine Bedienungsanleitung, damit es weiß, was es zu tun hat!?!“ Amber sah ihn an. Dann setzte sie sich an den Tisch: „Wie alt seid ihr?“ „17 Jahre.“, blaffte er. „Ich bin erst 16 Jahre alt.“ Peter sah auf. Amber lächelte etwas unbeholfen: „Jedenfalls denke ich das.“ Peter runzelte die Stirn und wiederholte: „Du denkst das?“ „Kann ich euch meine Geschichte erzählen?“ Peter sah sie nur an. Amber atmete einmal tief durch und dann begann sie leise: „Ich wäre vor fast zwei Jahren ertrunken. Ich weiß nicht wie, aber plötzlich war ich unter Wasser und über mir eine Eisdecke. Ich glaube, ich war schon tot, als ich plötzlich etwas hörte. Ein Brüllen, dass es mich selbst im Eiswasser schauderte.“ Peter wendete seinen Stuhl zu ihr, um ihr sein Interesse zu vermitteln. „Und plötzlich wurde ich an die Luft gezogen. Ich fühle noch den Schmerz, als ich die kalte Luft einatmete und ich weiß noch, dass ich einen warmen Luftstrom in meinem Gesicht spürte, und als ich die Augen öffnete, sah mich ein Löwe an. Er sagte das, was Aslans Nachricht an euch gewesen war, und dann wurde es um mich herum dunkel.“ Peter sah auf seine Hände und ließ endlich die Karte los. „Als ich aufwachte, lag ich im Gras und neben mir brannte ein Feuer. Der Löwe war weg, aber auf einmal war das Pferd da. Neben mir lagen Kleidung und zwei Schwerter. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit ihnen umgehen sollte und ich konnte nicht mal an meinen Namen erinnern. Die Schwerter hatten einen Bernstein in ihrem Knauf, also nannte ich mich Amber und ritt in die erste Welt und lernte nach und nach verschiedene Welten kennen und lernte dabei.“ Sie lächelte: „Kämpfen übrigens auch. Vielleicht sollten wir uns mal duellieren?“ Peter musste unwillkürlich lächeln. „Den Löwen sah ich nicht wieder. Aber als mir von den Adams Söhnen und Evas Töchtern auf dem Narnianischen Thron erzählt wurde, da wusste ich, dass ich hierher kommen muss. Das ist meine Geschichte.“ Peter atmete einmal tief durch: „Ich frage mich nur-… warum hat er das gesagt? Wenn er uns-… oder mir! – nicht vertraut, warum soll ich dann noch länger hier bleiben, wenn es vielleicht gar nicht nötig ist.“ Amber sah auf die Karte und glättete mit einer beiläufigen Bewegung die Knicke: „Ich weiß es nicht. Aber nur weil Aslan-… vielleicht einen Plan hat oder etwas vor der Zeit wusste-… heißt das nicht, dass die Narnianen keinen König brauchen.“ Peter sah auf. „Der König von Narnia mag vielleicht Aslan sein-…“, sie stand auf, „… Aber er hat euch und euren Geschwistern die Krone überreicht. Und es war nicht er, der die Narnianen in den Krieg geführt hat, sondern ihr.“ „Normalerweise würde ich so was keinem erzählen.“, wurde ihm plötzlich bewusst. Amber sah lächelnd zu Boden: „Ich auch nicht.“ Mit einem letzten Lächeln verließ sie das Zimmer und Peter blies die Backen. Er hatte zum zweiten Mal an diesem Tag den Wunsch seinen Kopf auf einen Tisch zu schlagen. Sehr oft und sehr hart. Dann dachte er an Oraius Versprechen, dass das abgebrochene Training morgen weitergehen würde. Und entschied sich lieber dafür ins Bett zu gehen, um wenigstens versuchen zu schlafen. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Ich hoffe es hat gefallen! bis bald, aditu Kapitel 3: Das Duell -------------------- Das Duell Es war ein frischer Morgen, weiße Wolken schoben sich vor die Sonne und das immerwährende Rauschen des Meeres trug den noch kälteren Meereswind über die Schlossanlage von Cair Paravell. Peter ging in einem schnellen Trab die Stufen der Treppe hinaus zum Waffenplatz. Sein Kopf war voll von Plänen über militärische Optionen, Vertragsentwürfe, Belagerungsvorkehrungen und von Eds spöttischer Stimme, die sagte, dass seine Augenringe bis zum Bauchnabel reichten. Peter war sauer und Edmund hatte jetzt einen blauen Fleck-… und leider Recht. Er hatte in der letzten Nacht noch weniger geschlafen, als in der Nacht zuvor und nachdem er mit Amber gesprochen hatte, war es auch nicht besser gewesen. Irgendwann hatte er dann gemerkt, dass er nicht mehr mitbekam was Edmund, Susan, Herr Tumnus und Oraius, sein Waffenmeister, gesagt hatten und eine Pause einberufen. Er musste sich ablenken. Vielleicht kommt die Lösung ja ganz von alleine… Er trat durch den Torbogen und erstarrte. Amber stand neben Chezanne, die Oraius Frau war. Die Zentauren hatten eine andere Bezeichnung dafür, aber Peter wusste immer noch nicht, wo er hinschauen sollte, wenn er daran dachte und er errötete, als er sich erinnerte, wie Lucy damals an seinem Ärmel gezogen und gefragt hatte, was denn eine Zuchtpatnerin sei. Peter hatte förmlich gespürt, wie ihm das Blut in das Gesicht schoss, Susan hatte plötzlich unglaublich beschäftigt getan und Edmund nur angewidert das Gesicht verzogen. Peter hatte eigentlich gedacht, dass es der Part ihrer Eltern sein würde, Lucy aufzuklären. Er hatte es noch abwinken können. Allerdings wusste er nicht, wie lange das noch gehen würde. Insgeheim hoffte er, sie würde Oraius oder Chezanne fragen. Er sah von der stattlichen Zentaurfrau zu Amber, die neben dem mächtigen Pferdekörper winzig und unglaublich zerbrechlich aussah. Aber daran, dass sie auf ihrem Rücken überkreuzt zwei Schwertscheiden gebunden hatte und die beiden schmalen Degen in ihren Händen ab und zu gefährlich kreisten, während sie sich mit Chezanne unterhielt, erkannte Peter, dass er nicht wusste, ob sie wirklich so zerbrechlich war. Chezanne bemerkte ihn und leicht, aber ehrfürchtig, den Kopf neigte. Im Gegensatz zu ihrem Mann behandelte sie Peter immer noch als König, wenn sie nicht zufällig die Klingen kreuzten, … sie ihn mit dem Bogen auf die Finger schlug, wenn er ihn wieder falsch hielt, …ihren Schweif wie tausend kleine Peitschen gegen seine Beine zischen ließ, wenn er falsch stand, … gefährlich nahe neben seinem Fuß aufstampfte, wenn er den Speer falsch warf… Peter seufzte. Nein, sie behandelte ihn eigentlich nicht weniger respektvoll wie es sein Waffenmeister tat. Amber sah nun auch zu ihm und lächelte strahlend. „Kommt ihr um euer Versprechen einzulösen?“ „Welches Versprechen denn?“, fragte er verdutzt. „Das Duell-… mit mir.“ Peter sah auf: „Ich dachte, das wäre ein Scherz.“ Ambers Lächeln verlosch: „Wieso? Weil ich eine Frau bin?“ Chezannes Augen funkelten angriffslustig und Peter ging vorsichtshalber etwas von ihren scharfen Hufen weg. Dafür war er näher an Amber, die nicht ungefährlicher aussah. „Nein-… Nein, n-… natürlich nicht… ich dachte… ich habe gedacht…“ Dass dir ihre Augen gefallen. Er schüttelte den Kopf. „Heißt das, Ihr wollt Euch nicht mit mir messen?“ Peter riss die Augen vielleicht mehr auf, als es nötig war. Chezanne runzelte ihre Stirn und Peter sah hastig zwischen den Frauen hin und her: „Nein, so meinte ich das natürlich nicht-… ich meinte, ich meinte…“ Doch Amber unterbrach sein Stammeln, indem sie begann ihre Schwerter in die Schwertscheiden zu stecken und beide abzuschnüren: „Gut. Dann solltet ihr besser euer Schwert ziehen…“ „Ja…“, seufzte er ergeben. „Und kämpf mit ganzer Kraft.“ „Ja…“ „Nehmt euch nicht zurück.“ „Ja.“ „Hör auf die ganze Zeit ‚Ja’ zu sagen.“ „Ich versuche nur mich nicht ruckartig zu bewegen.“, grummelte Peter leise, und Chezanne, die ihn gehört hatte, lachte und reichte ihm das Übungsschwert. Peter fuhr noch einmal über die stumpfe Klinge, das Gewicht, exakt dasselbe wie sein Schwert mit dem Löwenemblem, lag perfekt in seiner Hand. Er stellte sich auf, beide Beine in einem festen Stand, das Schwert in beiden Händen und die Augen fixiert auf Amber, die ihre Haare in ein Lederband festzurrte, das andere Übungsschwert mit einer Hand kreisen ließ und ihre Augen etwas zukniff. Sie standen, schätzten sich ab und warteten. Dann plötzlich knallte Eisen an Eisen, Schwert an Schwert, Funken sprangen und beide rissen ihr Schwert herum, Peter griff erneut an, Amber wehrte ab und sprang einen Schritt zurück, während Peter weitere Schläge auf sie niederprasseln ließ. Amber wehrte alle ab, bewegte sich schnell und schließlich sprang sie einen Schritt zurück, machte mit ihrem Schwert einen Vorstoß, Peter duckte sich weg und beide standen sich wieder gegenüber, die Schwerter erhoben, bereit zum nächsten Angriff. Doch es passierte nichts… Peter spürte einen Schweißtropfen, der ihm das Rückrat hinab lief. Das wird schwerer als erwartet, dachte er, Ich muss aus diesem Wams raus. Beide sahen sich in die Augen. Im selben Moment klemmte sich Amber das Schwert zwischen die Beine, er behielt es in der Hand, während sie sich das Hemd vom Kopf streifte und in einem wattierten Schutzwams ihre Arme der Sonne präsentierte. Peter riss an den Knöpfen seines Wams’, zog es aus und spürte, wie der kalte Wind unter sein Leinenhemd wehte und ihm mehr Bewegungsfreiheit und Platz zum Atmen gab. Amber schien es genauso zu gehen, sie schwang das Schwert und kaum, dass sie beide wieder bereit waren, folgte ein Schlagabtausch dem nächsten. Aus den Augenwinkeln konnte Peter sehen, dass Lucy und Edmund neben Chezanne standen, die leise etwas in Oraius’ Ohr flüsterte. Im selben Moment machte Amber einen Vorstoß in Peter Bauchnähe, er sprang nach hinten, stieß noch einmal nach vorne und erwischte Ambers Arm. Ein roter Striemen auf ihrer weißen Haut zeugte von dem harten Schlag der dumpfen Klinge. Sie drehte sich um, das Lederband löste sich und ihre dunklen Locken flogen im Wind, sodass Peter für einen kurzen Moment abgelenkt war und fast eine Sekunde zu spät bemerkte, dass Amber nach einem zweiten Übungsschwert griff, es in ihrer linken Hand genauso behände hielt wie in der Rechten und bereits im Begriff war, erneut eine Salve von Schlägen auf ihn niederprasseln zu lassen. Im selben Moment wusste Peter auch, dass ein Sieg nun äußerst problematisch sein würde. Er hörte Oraius hinter sich etwas von einer ‚guten Idee’ sprechen, aber er hatte keine Zeit sich darüber zu ärgern, dass Amber dem Zentaur eine weitere Möglichkeit dargeboten hatte, Peter zu quälen. Er wich einen Schlag aus, fing den des anderen Schwertes mit seinem eigenen ab, hakte seinen Fuß hinter Ambers und zog. Mit dem, was danach kam, hatte er nicht gerechnet. Anstatt überrascht zu fallen, beugte sie ihren Körper, machte ein Rad (Peter duckte sich im letzten Moment, bevor ihr Fuß an seinem rechten Auge vorbeizischte) und stand wieder auf sicheren Füßen. Ihre Augen strahlten und sie lachte. Dann griff sie wieder an. Peters Arme wurden langsam müde und während sie beide wieder in ihrem Angriff-Abwehr-Spiel hin- und hertänzelten, kamen immer mehr Schlossbewohner auf den Waffenplatz geströmt. Peters Schwert krachte auf beide Schwerter Ambers und im selben Moment sah er die Lücke. Er schlug zu, hob das Schwert-… und beide erstarrten. Peters Schwertspitze lag an Ambers Hals. Ihre Brust hob und sank heftig und Peters Arm zitterte, während er das Schwert so bugsierte, dass die Spitze des Schwertes nicht in ihren Kehlkopf stieß und er sie nicht verletzte. Plötzlich lächelte sie: „Schneller Tod oder langsamer Tod?“ Peter runzelte die Stirn, als er es plötzlich merkte. Weniger sanft, wie er mit ihr umsprang, bohrten sich zwei Schwertspitzen in seinen Bauch. Er hob eine Augenbraue. Sie lächelte. Dann nahmen sie ihre Schwerter runter und im selben Moment spürten beiden Duellanten jeden einzelnen Muskel schmerzen. Peter stützte sich schwer schnaufend auf den Schwertknauf, während Amber achtlos die Schwerter hatte fallenlassen und ihren Rücken nach hinten dehnte. Applaus schallte ihnen von allen Seiten entgegen. Er hörte Hufe hinter sich und sah auf. Oraius schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter, sodass Peter heftig husten musste: „Das war ein guter Kampf, Peter. Ihr beide seid euch ebenbürtig.“ „Ich merkte es an den Schwertspitzen in meinem Bauch.“, hustete er als Antwort und Amber grinste ihn breit an. Plötzlich hörte Peter das heftige Aufschlagen der Wellenbrandung unter dem Waffenplatz und spürte, wie heiß ihm wurde. Er sehnte sich nach einem kalten Bad. Amber sah über Lucy hinweg über die Brüstung. Dann sah sie ihn an. Er grinste, sie grinste zurück. Krachend knallte Peters Schwert zu Boden, während beide losrannten, eine weitere Welle gegen die Felsklippen donnerte und Amber knapp hinter Peter über die Brüstung sprang und den kalten Meer entgegen flogen ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Edmund rannte neben Lucy und Susan, die in den letzten Zügen des Duells ebenfalls auf den Waffenplatz gekommen war, den Weg runter zum Strand. Susan fluchte so heftig, dass Edmund nicht sagen konnte, ob Lucy wegen Peters Sprung oder Susans Worte so die Augen aufgerissen hielt. Er war furchtbar neidisch auf seinen Bruder. Er wollte auch springen. Aber während er Susans Beschimpfungen anhörte, wusste er, dass das ein Todesurteil sein würde, dass er selbst unterschrieb. In ihrem jetzigen Zustand war Edmund bereit zu glauben, dass Susan sämtliche Terrassen mit Meerblick alleine in einer Nacht so zumauern würde, dass ein weiterer Sprung unmöglich für Edmund wurde. Aber er war auch aus einem weiteren Grund auf seinen Bruder neidisch. Er hatte gekämpft, als hätte er nie etwas anderes getan. Wenn Edmund das Schwert hielt, wirkte er immer noch hilflos und unfähig, während Peter mit einem Schwert in der Hand noch königlicher und prächtiger aussah, als er es ohnehin schon tat. Edmund atmete einmal tief durch. Es gibt auch Dinge, die Peter nicht kann, beruhigte er sich, Jedenfalls ein Paar. Ed dachte an Aslans Worte, als sie beide auf den Felsen über dem Camp miteinander gesprochen hatten, kurz nachdem Oraius und ein paar Soldaten des narnianischen Heeres ihn aus der Gefangenschaft der Hexe befreit hatten. In die du wegen deinem Neid selbst hineingeraten bist, dachte er mürrisch und Aslans Worte klangen ihm in den Ohren, als sei es gestern gewesen: Neid ist die Ursache von Wut, Edmund. Jeder kann wütend werden. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zu richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art-… das ist schwer. Wütend zu sein ist keine Schande. Neid auch nicht. Aber es ist eine Schande, wenn du dich von diesen Gefühlen leiten lässt und das richtige Wahrhaftige aus den Augen verlierst. Das hast du getan, als du zur Hexe gegangen bist. Jeder ist neidisch. Die Frage ist nur, wie man damit umzugehen weiß… Als sie am Strand angekommen waren, wankten Peter und Amber bereits lachend aus der Brandung. Peters Leinenhemd klebte an seinem Körper und Amber wrang ihre Haare aus. Peter schubste sie, sie fiel wieder ins Wasser, griff nach dem Hemdsaum und zog ihn hinterher. „PETER ANDREW PEVENSIE!!“, brüllte Susan neben ihm und Edmund zuckte heftig zusammen. Vielleicht sollten wir sie anstatt ‚der Sanftmütigen’ eher ‚die Aufbrausende’ nennen-… oder vielleicht einfach nur ‚die Königin mit der lautesten Stimme von allen’. Peter wischte sich die Haare aus der Stirn und Amber sah neugierig zwischen den Geschwistern hin und her. Susan war vor lauter Wut in die Brandung gestürmt, ihr Rock war fast bis zum Knie mit Wasser voll gesogen und sie schrie und schimpfte auf ihren großen Bruder ein: „Du Idiot, du-… Ochse, du-… Einfaltspinsel: Willst du, dass mir das Herz stehen bleibt? Willst du dass ich sterbe, weil du ….“ Peter sah sie grinsend an, während sie weiter auf ihn einschrie und er wartete, während Susan ihn in schillernden Farben vorhielt, was für ein gewaltiger Trottel er sei und inwieweit sie beide wohl debile Vorfahren gehabt haben mussten, dass er so etwas tun konnte, als Peter sie plötzlich am Arm packte und vollends ins Meer warf. Susan krisch auf, als sie in das kalte Meer platschte und tauchte prustend, mit den langen Haaren als Vorhang vor ihrem Gesicht, wieder auf. Lucy neben ihm schrie begeistert auf und stürmte hinterher. Edmund warf die Hände in die Höhe: „Das ist jetzt nicht dein Ernst, Lou?“ Aber noch während er das sagte, schnallte er seinen Schwertgürtel ab und rannte hinterher. Die Pevensies und die fremde Reiterin planschten ausgelassen, bis Lucy irgendwann so heftig mit den Zähnen klapperte, dass sie nicht mehr wussten, ob sie immer noch lächelte oder ihren Mund einfach nicht mehr bewegen konnte. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Hoffe, es hat euch gefallen! bussi aditu Kapitel 4: Vom Planen und Erinnern ---------------------------------- Vom Planen und Erinnern „Ein Treffen?“, Susan wrang ihre Haare aus, die nach einem langen heißen Bad wieder nass waren, und sah durch den Spiegel zu Peter, der plötzlich in ihr Gemach gestürmt war und von der Lösung sprach und ihr erklärte, wie er gedachte, den Konflikt mit den Telmarern friedlich lösen zu können. „Ein Vertrag. Um nach Narnia zu kommen werden sie Archenland überrennen müssen. Wir schließen einen Vertrag mit Archenland und anschließend findet ein Treffen mit den Telmarern statt. Wir werden einen Vertrag aushandeln, der die Grenzen sichert und den Frieden bewahren soll. Archenland ist kein großes Königreich, aber ein Königreich mit einem guten stehenden Heer. Wenn Narnia und Archenland Bündnispartner sind und im Falle eines Krieges beide Heere zu einem Großen zusammenschließen, haben die Telmarer keine Chance.“ Susan seufzte: „Und wer soll nach Telmar um den Vertrag auszuhandeln?“ „Oraius hat sich bereit erklärt. Zusammen mit Binabik und Samtfell.“ Susan drehte sich auf ihrem Hocker um und sah ihren großen Bruder zweifelnd an: „Ein Zentaur, ein Zwerg und ein Fuchs?“ Peter grinste. Susan musste unwillkürlich auch lächeln: „Und wer geht nach Archenland zu König Lune?“ Peter setzte sich auf einen Sessel: „Du und Edmund.“ „Und was machst du während der ganzen Zeit, die das in Anspruch nehmen wird?“ „Ich bleibe mit Lucy auf Cair Paravell und beaufsichtige die Vorkehrungen für die Einberufung der Armee.“ Susan runzelte ihre Stirn: „Wieso willst du das Heer einberufen?“ „Ich habe gesagt, dass mein Plan gut ist-… nicht perfekt. Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass es zu einer Schlacht kommen kann.“ „Großartig Peter, wirklich großartig…“, seufzte Susan erschöpft, „Vorne nett lächelnd, aber hinter dem Rücken den Dolch gezückt.“ „Wenn sich die Telmarer tatsächlich auf militärische Aktionen vorbereiten, dann will ich das auch sein.“ Susan hob erschöpft die Hände: „Ich hoffe für dich, dass das klappt. Wie erklären wir Lucy, dass sie nicht nach Telmar darf?“ Peter schluckte: „Das habe ich vergessen.“ „Doch nicht so prächtig, was?“, sie zwinkerte. Peter kniff bei der zweckentfremdeten Verwendung seines Zunamens die Augen zusammen und Susan beglückwünschte sich selbst, dass sie sich zumindest etwas für den Schock, den ihr Bruder ihr mit seinem Sprung zugefügt hat, revanchieren konnte. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Zwei Tage später standen Peter und Lucy vor dem großen Tor und Peter half seiner Schwester in den Sattel. Susan richtete ihren Reiseumhang und strich mit ihren Fingern über den muskulösen Hals ihres tiefbraunen Pferdes. „Ich hoffe, du weißt, worauf du dich einlässt.“, sagte sie nur, beugte sich runter, gab Peter einen Kuss auf die Wange und mit einem letzten Winken trieb sie ihr Pferd an. Edmund folgte ihr, winkte ebenfalls und ritt seiner Schwester hinterher und ihnen folgte eine kleine Garnison berittener Wachen. Peter drehte sich um und sah, dass seine Geschwister Amber zugewinkt hatten, die über ihnen an der Balustrade stand. Sie sah ihnen hinterher, bemerkte seinen Blick und lächelte. Peter verzog nur kurz den Mundwinkel und drehte sich wieder um, als er merkte, dass sein Gesicht heiß wurde. Oraius stand mit Binabik, dem griesgrämigen und furchteinflößenden Zwerg, der auf einem Pony ritt und Samtfell, dem schlauen Fuchs, vor ihnen. Als auch sie durch das große Tor und außer Sichtweite verschwunden waren, zupfte Lucy an seinem Ärmel: „Ich will die Bieber besuchen.“ „Lucy, wir haben hier eine Menge zu tun.“ „Och bitte, bitte, bitte, Peter.“, sie setzte den Blick auf, dem kein großer Bruder widerstehen konnte. Mit blutendem Herzen versuchte er ihm auszuweichen und sah zu Tumnus. Der grinste Peter an und nickte einmal kurz, was ungefähr so viel hieß wie In mathematischen sowie organisatorischen Dingen seid ihr eine Null, Hoheit, also überlasst mir das, reitet mit eurer Schwester aus und trampelt mir nicht zwischen den Füßen rum. Peter seufzte, als Lucy wieder an seinem Ärmel zupfte. Er sah nach unten. Sie hatte ihre untere Lippe vorgeschoben und klimperte mit ihren Wimpern und Peter seufzte erneut: „Na gut.“ Lucy umarmte ihn kurz, aber kräftig und rannte in den Stall um ihr sprechendes Pony Windfuß zu satteln. Peter pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn, als hinter ihm ein Lachen ertönte. Er sah zu Chezanne, die ihn mit einem skeptischen Lächeln ansah: „Vielleicht solltet ihr euren Gast fragen, ob sie mitkommen möchte, Hoheit. Immerhin könnte sie so mehr von Narnia sehen.“ Die Zentaurstute schwang triumphierend ihren Schweif, erwischte dabei Peters Hand, die jetzt von roten Striemen übersäht war (ein klares Zeichen, dass ihr Vorschlag ein Befehl war) und ließ ihn alleine auf dem Vorplatz stehen. Peter kaute auf seiner Unterlippe um, Ich dachte, als König gebe ich die Befehle… Er gestatte sich einen kurzen Blick nach oben. Amber stand noch immer an der Balustrade und sah über die weißen Mauern von Cair Paravell über Narnia. Sie war sehr hübsch und bei diesem Gedanken bewegte sich etwas in Peters Magengegend, was er nicht kannte. Er spürte wieder die Hitze in seinem Gesicht und sah weg. Dann fasste er sich ein Herz und ging, schneller als notwendig, die Treppen hinauf, bis er hinter dem Mädchen stand. „Amber…“, war seine Stimme wirklich so rau? Sie drehte sich um. „Lucy hat mich überredet, mit ihr einen Ausflug zu machen und ich möchte dich dazu einladen.“ Amber lächelte etwas irritiert: „Und was ist mit deinen Aufgaben hier?“ Peters Magen machte einen Sprung, als er hörte, dass sie ihn nicht mehr förmlich ansprach und er räusperte sich: „In organisatorischen Dingen ist Susan die bessere von uns und hat sich deshalb mit Herr Tumnus verbündet, um sicherzustellen, dass ich keinen größeren Schaden anrichten kann.“ Amber kniff ihre Lippen aufeinander, um nicht zu lachen. Doch letztendlich nickte sie und sagte: „Ich würde euch beide wirklich gerne begleiten.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Lucy war begeistert von ihrem Pony gesprungen, als das Bieberpaar aus ihrem Bau gekommen war. Jetzt drückte sie Herrn Bieber so fest gegen ihre Brust, dass Amber ihn bis zu der Anhöhe keuchen hörte. Peter neben ihr schmunzelte und sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Etwas flatterte in ihrer Brust und sie sah hastig wieder weg. Peter trieb sein weißes Pferd an und Amber folgte ihm. Unten angekommen stieg auch er ab und lächelte. Die Bieber schienen erst nicht genau zu wissen, wie sie sich verhalten sollten, verbeugten sich hastig und ungeschickt und Amber sah, dass Peters Lächeln etwas abflaute. Sie runzelte die Stirn. Lucy rannte zu ihr und riss an ihrem Ärmel: „Das ist Amber. Sie ist in Telmar gewesen, und sonst war sie auch schon überall und sie hat gegen Peter gekämpft und sie sind von der Klippe gesprungen-… ach, es ist einfach viel zu viel passiert.“ Die Bieber sahen verwirrt von Lucy zu Peter, der lediglich mit den Schultern zuckte und eine Hand lässig auf den Knauf seines Schwertes legte: „Sie wollte euch besuchen. Hier ist sie.“ Lucy redete schnell und verhaspelte sich immer wieder, dennoch fanden sie sich irgendwann zu einer Tasse Tee in dem Bau der Bieber ein. Peter, der, seit er das letzte Mal dort gewesen war, ein großes Stück in die Höhe gewachsen war, musste ständig den Rücken gebeugt halten und sich auf den Boden setzen, da er auf einem Stuhl mit dem Kopf gegen die Decke des Baus gestoßen wäre. „…Und jetzt sind Ed und Suse auf dem Weg nach Archenland und Oraius und Samtfell in Telmar, nur ich muss hier bleiben.“, Lucy endete ihre ausschweifende Zusammenfassung der Ereignisse, indem sie mit bösem Blick ihren großen Bruder ansah: „Das ist so langweilig. Ich muss in den Unterricht und darf sonst auch keine spannenden Sachen zu machen. Ich wünschte manchmal, ich wäre gar nicht Königin, dann könnte ich mit Amber durch den Wald zwischen den Welten reisen.“ Amber musste grinsen und Peter schüttelte hilflos den Kopf. Frau Bieber schmunzelte: „Aber ich bin mir sicher, das Leben auf Cair Paravell hat auch seine schönen Seiten, Königin Lucy, oder etwa nicht?“ „Ich würde auch gerne von der Klippe springen. Aber Suse hat es mir verboten. Ed hat sie es auch verboten, und er hat geschimpft und Suse hat gesagt, nur weil Peter seine Hormone nicht im Griff hätte und aller Welt und vor allem Amber zeigen müsse, wie toll er doch sei, müssten Edmund und ich nicht auch noch so dumm sein und unsere Hälse riskieren.“ Peter prustete in seinen Tee. Amber spürte, dass sie tiefrot wurde und die Bieber sahen mit großen Augen und verkniffenem Lächeln betreten auf ihr Toast. Peter räusperte sich: „Das hat Susan gesagt?“ Lucy zuckte mit den Schultern. „Dann weiß ich auch schon, was ich mache, wenn sie wieder da ist.“, murmelte er leise und wahrscheinlich eher zu sich selbst als zu den anderen. Für ein paar Minuten herrschte betretenes Schweigen. „Danke für den Tee.“, bedankte Amber sich und machte Anstalten aufzustehen. „Wo möchtest du den hin, Kleines?“, fragte Frau Bieber und hielt ihr noch etwas Kuchen hin, doch Amber winkte ab und antwortete: „Ich würde mich gerne etwas umsehen. Ich habe bis jetzt noch kaum etwas von Narnia gesehen.“ „Ihr solltet sie begleiten, Majestät.“, schlug Frau Bieber freudig vor und als sie Peters Blick begegnete, fügte sie hinzu: „Sie ist hier doch vollkommen fremd, sie könnte sich verirren und das wollt ihr doch nicht, oder?“ Peter zuckte zusammen und Amber beschloss, es würde das Beste sein, wenn sie die zwickende Pfote von Frau Bieber ignorierte, die Peters Arm erwischt hatte. Peter stand auf, stieß ein drittes Mal heftig mit dem Kopf gegen die Decke und fluchte, bevor er sich beherrschen konnte. Lucy sah ihn neugierig an und er wurde blass. Er fuhr ihr mit der Hand durch die Haare und zwängte sich nach draußen. Amber presste ihre Lippen aufeinander und folgte ihm. Draußen rieb sich Peter den Hinterkopf und fluchte wieder: „Das letzte Mal war das alle noch wesentlich größer.“ „Jaha-…“, sagte Amber und musste fast grunzen, um sich das Lachen zu verkeifen. Peter seufzte: „Lach ruhig. Anscheinend bin ich die neue Witzfigur von Narnia.“ Amber quietschte und flüchtete sich in die Büsche. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ „Und du hast wirklich keine Erinnerungen an das, was vor Aslan passiert ist?“, traute sich Peter nach einer kurzen Weile zu Fragen. Amber strich mit ihren Fingern über das Gras auf dem sie saß und seufzte: „Nein…“ Sie legte den Kopf schief und sah über das traumhafte Panorama, das vor ihr ausgebreitet war. Peter hatte sie zu einer Stelle geführt, an dem sie über den Großen Fluss zu dem westlichen Wald sehen konnten. „Nichts Richtiges…“, setzte sie hinzu und Peter sah auf: „Also gibt es Erinnerungen?“ „Wie gesagt, es ist nichts -… Richtiges. Lichter. Ein-… Gefühl. Eine Melodie. Ich weiß nicht, ob es Erinnerungen sind oder ob ich mir das einfach nur unterbewusst als Erinnerungen einrede. Eine leise Stimme, die mir eine Geschichte erzählt und die Wärme von einem Feuer, während ich Arme um mich spüre. Manchmal spüre ich etwas Weiches an meinem Gesicht. Etwas-… wie Fell.“ Sie legte den Kopf zurück und sah in den Himmel, der sich langsam rosa färbte. Dann sagte sie: „Etwas an dir war anders… als die Bieber dich begrüßten, da wurdest du so ernst. Darf ich fragen wieso?“ Peter sah über das Land: „Seit ich als ‚Hochkönig’ gekrönt wurde, behandeln mich viele anders als meine Geschwister… Ich hatte gehofft, dass die Bieber das nicht tun würden.“ „Und du?“, fragte sie weiter, „Wie war eure Heimat, bevor ihr nach Narnia gekommen seid?“ Peter atmete einmal tief durch und runzelte die Stirn: „Ich-… sie war nicht schön.“ Amber sah ihn an. „Es herrschte Krieg-… vielleicht kämpfen sie immer noch gegeneinander. Wir-… wir wurden weggeschickt. Unser Vater ist in den Krieg gezogen. Und dann mussten wir unsere Mutter zurücklassen und wurden aufs Land gebracht. Ich-… weiß gar nicht mehr-…“, Peter versuchte sich zu erinnern, dann: „Helen! Sie hieß Helen… und hat uns am Bahnsteig verabschiedet. Lucy hat geweint. Ich habe einen Soldaten gesehen… er war nicht älter als ich, ich-… am Anfang wollte ich-… ich auch in den Krieg. Ich war alt genug, aber mein -… Vater hat es verboten. Hat gesagt, ich soll auf meine Familie aufpassen.“ „Und das tust du.“, sagte Amber leise. „Ja-…“, er ließ seinen Blick über das Land fahren. „Was ist das?“, Amber zeigte vor sich und Peter folgte ihrem Blick. „Ach-… das ist der Laternenwald.“ „L-…aterne? Was ist eine Laterne?“ Peter runzelte wieder die Stirn: „Ich-… eine Art-… Lampe, glaub ich… wir sind von dort nach Narnia gekommen.“ Amber verzog skeptisch ihren Mund: „Eine Laterne-…sie leuchtet. Das sieht in der Dämmerung sehr schön aus.“ Peter richtete sich plötzlich hastig auf: „Dämmerung?“ Amber nickte: „Ja, es wird langsam dunkel.“ „Oh Gott.“, keuchte Peter, „Lucy!“ Er sprang so hastig auf, dass er sich fast in seiner Schwertscheide verhakte und rannte, von Amber gefolgt, durch den dämmernden Wald zum Bau der Bieber, den sie vor mehreren Stunden verlassen hatten und einer Gardinenpredigt entgegen, zu der nur Frau Bieber fähig war. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Bis zum nächsten mal aditu Kapitel 5: Das Treffen mit den Telmariern ----------------------------------------- Das Treffen mit den Telmariern Das Treffen fand in einem Grenzstück zwischen Archenland und telmarischem Land statt. Zu Peters Glück hatte sich Susan um jede Kleinigkeit gekümmert und es war ihm erspart geblieben, sich um diese ganzen Dinge zu kümmern für die ein Mann einfach kein Händchen hatte. Ein Zelt? Dann baut doch einfach ein Zelt. Aber nein, das Zelt muss farblich zu den verschiedenen Wappen passen und außerdem so abgestimmt sein, dass keine Seite überwiegte. Zu allem Überfluss darf sie sich auch nicht mit den Farben der Umgebung stechen und so weiter und so fort… Peter hatte irgendwann einfach unter dem schallenden Gelächter von König Lune abgewunken und Susan machen lassen. Und das Ergebnis sah nicht schlecht aus. Ein großes offenes Zelt stand mitten auf einer Wiese, auf der anderen Seite war der felsige Engpass auf den Weg nach Telmar, hinter ihnen eine kleine Lichtung, in der sich, gut getarnt und äußerst leise, ein Bruchteil des Heeres befand, dass für den Fall eines Falles bereit stand. Peter trug keine Rüstung. Genauso wenig wie Suse, Ed oder Lou. Das wäre ein Affront. Aber er trug das gewohnte Gewicht seines Schwertes um die Hüfte gebunden. Susan konnte ihren Bogen nicht mitnehmen, aber das Horn mit der Form des Löwenkopfes. Ed trug ebenfalls ein Schwert und Lucy ihren Dolch. Sie waren in den Farben Narnias gekleidet, Rot und Gold, die im starken Kontrast zu den silberschwarzen Trachten der Telmarer stand, deren König und Stab bereits am Zelt angekommen waren. König Lune ritt mit ihnen, in einer braun grünen Tracht seines Hofstaates und der Krone auf dem Kopf. Susan hatte gemeint, dass sie das nicht bräuchten. Peter reckte sein Kinn etwas weiter nach vorne und streckte seinen Rücken durch, als er die Telmarer sah. Hastig ging er im Kopf noch einmal alles durch und als er zu dem Teil des Planes angekommen war, indem etwas schief ging und sie sich zurückziehen mussten und als er darüber nachdachte, Lucy so schnell wie möglich aus den Fronten zu kriegen, spürte er wieder Ambers Hand an seinem Arm, mit der sie ihm kurz bevor er aufgestiegen war, noch mal aufgehalten hatte. Viel Glück, hatte sie ihm gewünscht. Ich hoffe ich brauche es nicht, hatte er geantwortet. Er versuchte alles andere wieder aus seinen Gedanken zu verbannen und zügelte sein Pferd, als sie das Zelt erreichten. Oraius hinter ihm stampfte unruhig auf und Peter stieg ab. Er wechselte einen kurzen Blick mit Edmund und Susan, dann nahmen sie ihn in ihre Mitte, Lucy war neben Susan und zusammen gingen sie unter den schattenspendenden Stoff des Zeltes an ihre Seite des Tisches, auf dem eine Karte und der Vertrag ausgebreitet lag. Der König der Telmarer neigte leicht den Kopf in einer Andeutung einer Verbeugung. Peter tat es ihm gleich. König Lune stellte sich als erstes vor, danach war Peter an der Reihe. Er straffte die Schultern: „Meine königlichen Geschwister: Königin Susan die Sanftmütige, König Edmund der Gerechte und Königin Lucy die Tapfere. Mein Name ist Peter der Prächtige, Hochkönig von Narnia.“ Die Worte hingen noch einen Moment in der Luft. „Wollen wir beginnen?“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Susan sah zu ihren Geschwistern und musste ehrfürchtig Luft holen. Sie wunderte sich jedes Mal, wenn sie Edmund und Peter sah und Sie das ‚königliche Gesicht’ aufgesetzt hielten. Genauso verhielt es sich mit Lucy. Die Brust aufgerichtet, das Kinn unten, ein erhabener Blick geradeaus und eine laute deutliche Stimme. Edmund sah um Jahre älter aus. Lucy weniger kindlich und albern, sondern so ernst und weise. Und Peter-… sah einfach prächtig aus. Sie erinnerte sich daran, dass sämtliche Lehrer in der Schule seine Fehler hervorgehoben hatten und seine Talente nicht beachtet hatten. Dass die anderen in der Schule Peter eher gemieden hatten, ihn aber dennoch respektierten. Und dann erinnerte sie sich an seinen Blick, der Blick eines Erwachsenen, eines Überlegenden, einem Mann, der von Natur aus eine Autorität ausstrahlte, die durch die Aufgabe des ältesten Sohnes und dem Wunsch, dieser Aufgabe gerecht zu werden, noch mehr gewachsen war. Ihre Lehrer kamen mit diesem Blick nicht klar, weil er ihnen zeigte, dass sie nicht gegen ihn ankamen. Deshalb hatten sie versucht, Peter diesen Blick abspenstig zu machen, nannten ihn aufmüpfig und respektlos, wo er höflich und distanziert war. Susan fühlte Stolz in sich aufsteigen und sie wusste, dass Edmund und Lucy genauso waren. Nicht so sehr wie Peter, der nie vor dem Spiegel den Blick eines Königs üben musste, aber sie hatten diese Königlichkeit auch. Und Susan war stolz darauf, dass sie ohne irgendeine Arroganz behaupten konnte, dass sie das auch war. Sie sah wieder zu dem König der Telmarer, dessen Namen sie einfach nicht aussprechen konnte. Er war wütend geworden, dann schmeichlerisch, dann frech und dann wieder wütend. Peter und König Lune sprachen am meisten und Peter ließ den ausländischen König die gewaltige Macht spüren, die hinter ihnen stand. Die Augen des fremden Königs leuchteten gefährlich. Langsam und auffällig wanderte Susans Hand zu ihrem Horn, fuhr mit den Fingern die Form des Löwenkopfes nach und sah, dass Peter Hand locker, aber sicher auf dem Knauf seines Schwertes lag. Sie sah wieder auf die Karte. Sollte etwas schief gehen, würde sie in das Horn blasen, Peter und König Lune die Schwerter ziehen, Edmund würde Lucy aus den Fronten nehmen und sie beschützen und hinter die Grenze ihres Heeres nehmen. Peter und Lune würden die letzten sein. Und die Ersten, den etwas zustoßen könnte…, Susan wünschte sich, sie hätten ihre Rüstungen anziehen können, Oh Peter… Sie sah wieder auf ihr Gegenüber. Der König der Telmarer spie Gift und Galle und Oraius erinnerte ihn deutlich, aber höflich an seine mündliche Zustimmung. Peter, der sich mit beiden Händen auf den Tisch stützte, ließ für einen kurzen Moment den Kopf hängen. Dann sah er auf und begann erneut zu sprechen. Die Worte waren genauso diplomatisch, wie sie endgültig waren. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Edmund ging einen Schritt zur Seite und der König der Telmarer reichte nun Peter die Hand. Ed atmete auf. Es war geschafft, der Vertrag unterschrieben, die Grenzen gesichert, der Frieden bewahrt und trotzdem hatte er das Gefühl auf einem Schlangennest zu sitzen. Er hoffte, dass sich das alles für den Abend ändern würde, wenn es ein großes Festmahl geben sollte. Jetzt wollte er einfach nur noch weg. Er reichte Lucy die Hand, damit sie leichter aufsteigen konnte und sah, dass auch Susan bereits auf dem Pferd saß. Peter neigte unter dem Zelt den Kopf vor dem ausländischen König und schritt nun zu ihm. Sein Gesicht war hart und sein Blick etwas entspannter als es bei der Besprechung war. Edmund stieg auf und zusammen ritten sie wieder auf ihren Teil des Landes. In der Lichtung nahmen Soldaten ihre Pferde in Empfang und Edmund sah, dass Amber auf sie zukam. Sie umarmte Lucy, die gähnte und dann ging sie zu Susan und Peter, die mit Tumnus sprachen. Ed stieg ab und stellte sich zu ihnen. „… ist alles in Ordnung.“, fasste Susan das Gespräch zusammen und wischte sich den leichten Schweißfilm von der Stirn. Peter war blass: „Ich glaube, das schwierigste ist getan.“ Tumnus klatschte in die Hände: „Dann wird es Zeit für Speise und Gesang.“ Der Faun war in seinem Element und machte sich davon, um die Vorbereitungen zu überwachen. Edmund sah ihm kurz hinterher und dann wieder zu seinen Geschwistern. Susan rieb sich den Nacken und Amber berührte unauffällig Peters Hand. Edmund runzelte die Stirn. Peter sah sie vielleicht einen Moment zu lange an. „Peter, du siehst erschöpft aus.“, wandte Susan ein, die ebenfalls müde aussah. Edmund spürte plötzlich auch, dass ihn die Kraft verließ. „Ja.“, pflichtete Peter ihr bei und dann sagte er: „Ich bin in meinem Zelt.“ Amber verabschiedete sich und Peter verschwand in seinem Zelt. Edmund sah noch mal kurz zu dem Zelt seines Bruders und erkannte, dass Peter sich aus dem Hintereingang hinausstahl und in Richtung Wald davon stürmte. Er folgte seinem Bruder und als er ihn nicht mehr sehen konnte, konnte er ihn hören. Edmund erstarrte. Er ging noch mal zurück in das Camp, holte eine Feldflasche und ging dann wieder zu seinem Bruder. Aus Diskretion stellte er sich leise und mit dem Rücken zu Peter auf, der sich tief über ein Gebüsch beugte, und wartete. Es raschelte und Peter stöhnte leise und Edmund wandte sich zu ihm. Peter fuhr erschrocken rum und riss die Augen auf, als er seinen kleinen Bruder sah: „Ed… ich…“, er errötete. Wortlos reichte Edmund ihm die Feldflasche und der älteste Pevensie wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und trank. Während Peter sich den Mund ausspülte, versuchte Edmund seine Gedanken zu ordnen. So kannte er seinen großen Bruder nicht. Peter war stark. Er konnte all das, was Edmund nicht konnte. Er weinte nicht. Er kann alles, dachte Edmund verwirrt. „Ich wollte eigentlich nicht, dass das jemand sieht.“, Peters Stimme war rau und er musste kurz husten. „Das kann ich mir vorstellen.“, Edmund sah betreten zu Boden. Er schämte sich plötzlich, dass er Peter einfach gefolgt war, „Tut mir Leid.“ „Das macht nichts, Ed.“ „Doch. Ich dachte, du würdest…“, Edmund biss sich auf die Lippen, „Ich dachte, du würdest es vorziehen mit Amber zusammen zu sein, als-… mit uns.“ „Ed?“, fragte Peter verwirrt nach. „Du magst sie. Mehr als uns?“ „Edmund, wir sind eine Familie.“, Peter reichte ihm die Feldflasche. Edmund wusste plötzlich, wie töricht seine Frage war: „Jaha-… ich weiß, aber … du-… du warst immer da… es ist ein-… seltsamer Gedanke, dass du vielleicht nicht mehr-… nur für uns da bist.“ Peter kratzte sich hilflos am Kopf. Ein saurer Geruch stieg Edmund in die Nase und er platze heraus: „Das hier-… das-… macht dich menschlicher, Peter.“ Peter richtete sich überrascht auf: „Wie meinst du das?“ Edmund wurde rot: „Du bist-… das letzte Jahr, ich meine-… du bist Hochkönig, Peter und stark und…. du bist so unerreichbar geworden… als -… Bruder…“ Edmund atmete einmal kurz durch und setzte hinzu: „Und als Vorbild.“ Peter starrte seinen kleinen Bruder fassungslos an. „Ich glaube, das eben-… mit der Verhandlung, das hätte ich nicht gekonnt. Ich hätte es nicht gekonnt, aber du hast es und…“ „Edmund, das ist Unsinn.“, unterbrach Peter ihn. Dann ging er auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Edmund wurde plötzlich bewusst, dass Peter das lange nicht mehr getan hatte, auch schon vor Narnia nicht und ihm wurde bewusst, dass er selbst es ihm nicht unbedingt leicht gemacht hatte. „Du bist genauso ein König wie ich.“ Edmund nickte und verkniff sich ein Schluchzen. Wer weint denn schon mit 13 Jahren?, tadelte er sich selbst. „Ich glaube, Dad wäre sehr stolz auf dich, Pete…“ Peter lachte leise und ließ seinen Bruder los. Dann verwuschelte er ihm die schwarzen Haare. Edmund war der einzige in der Familie, der die schwarzen Haare seines Vaters geerbt hatte. „Er wäre auf uns beide stolz, Ed. Auf dich, Suse und Lou und vielleicht auch auf mich.“ „Glaubst du, wir könnten Mum und Dad hierher holen?“ „Ich weiß es nicht, Ed.“, Peter rieb sich ein Auge, „Vielleicht können wir es versuchen.“ Die Brüder gingen gemeinsam wieder in Richtung Camp und Edmund musste grinsen. Dann sagte er neckisch: „Also…. Amber, was?“ Peter wurde rot und boxte ihn gegen den Arm. Edmund grinste. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ bye aditu Kapitel 6: Zwischenspiel ------------------------ Zwischenspiel Veränderungen… wir mögen sie nicht. Wir haben Angst davor. Aber wir können sie nicht aufhalten. Es tut weh zu wachsen. Wer sagt, es wäre nicht so, der lügt. Manchmal ist Veränderung etwas Gutes. Und manchmal… Manchmal ist Veränderung alles… Der erste Schultag Susan Pevensie saß an dem kleinen Tisch in der Küche ihres Zuhauses. Ihres alten Zuhauses. Sie biss sich auf ihre Lippe. Vor ein paar Tagen waren sie aus den North-Midlands, wo sie, nachdem sie weitere vier Monate in dem Haus des Professors verbracht hatten, wieder in den Zug gesetzt worden, um zurück nach London zu fahren. Der zweite Weltkrieg war vorbei. Es herrschte wieder Frieden in Europa und die Pevensie-Geschwister mussten sich wieder an ihr normales Leben gewöhnen. Susan rieb sich die Stirn. Der Professor hatte ihnen eine erstaunliche Geschichte erzählt. Er war selbst mit einer alten Freundin in Narnia gewesen, sie hatten miterlebt, wie Narnia seinen Anfang nahm. Er hatte ihnen auch erzählt, dass es seine Schuld war, dass Jadis, die weiße Hexe nach Narnia gekommen war, ja, dass sie überhaupt aus ihrem jahrelangen Schlaf erwacht war. Er hatte jede kleine Kleinigkeit hören wollen, jedes Detail, jeden Geruch, jeden Anblick. Susan riss die Augen auf und blinzelte ein paar Mal um die Tränen zurückzuhalten, die sich nach vorne drängen wollten, als sie die Erinnerung an ihre Zeit in Narnia zuließ. Sie hatte sich geschworen, nicht zu weinen. Es war vorbei. Sie waren aus einem schönen Traum aufgewacht. Und dabei hoffte sie, dass sie zurückkamen. Lucy hatte zu Beginn geweint. Sie wollte wieder zurück nachhause, nach Narnia, zu ihren Freunden, in ihr altes Leben. Es hat sehr lange gedauert, bis sie ihr klar machen konnten, dass nun England wieder ihr zuhause sein würde. Und Lucy war ebenfalls frustriert gewesen, wieder ein kleines Mädchen zu sein. Peter, der in den ersten Jahren in Narnia noch einmal einen gewaltigen Wachstumsschub gehabt hatte, war wieder kleiner und kämpfte nun mit ihrer Mutter Helen Pevensie, wenn sie seine Kleidung seiner jetzigen Größe anpassen wollte und schimpfte, weil er eine zu große Uniform gekauft hatte. „Du bist 16 Jahre Peter, du bist ausgewachsen!“ „Mutter, bitte-… ich-… wachse noch!“ „Wieso denkst du das? Hast du Angst, das Edmund dich einholt?“ „Nein!“, hatte er gefaucht und böse zu Edmund gesehen, der nur gemein zurück gegrinst hatte. Edmund würde fast einen Kopf größer als Peter werden. „Darum geht es nicht…“, hatte er verzweifelt gesagt und leise geantwortet, sodass nur Susan ihn gehört hatte: „Herrgott, ich weiß es doch, ich weiß, dass es passiert!“ Sie wussten zu viele Dinge über ihre Zukunft, entschloss Susan und wurde grob aus ihren Gedanken gerissen, als Lucy in die Küche kam. Sie sah grimmig und enttäuscht aus: „Ich will nicht in die Schule.“ „Wir werden in die Schule gehen, Lou. Ende der Diskussion.“, entgegnete Susan und in diesem Moment kam ihre Mutter Helen in die Küche gewuselt und händigte Susan und Lucy ihre Pausenbrote aus. „Bitte passt auf, dass ihr die Lehrer nicht ärgert. Der Professor mag euch in ein paar Dingen unterrichtet haben, aber-…“ „Keine Sorge, Mutter.“, antwortete Susan in der gleichen Art und Weise, wie sie es bereits seit einer Woche tat, um ihre Mutter zu beruhigen. Peter und Edmund traten in die Küche und Edmund zerrte an seinem Kragen. Helen sah sie an und als ihr Blick an Peter hängen blieb: „Peter, du hast die große Uniform nicht umgetauscht.“ Bevor Peter in der Lage war genervt zu antworten und dabei einen neuen Streit vom Zaun zu brechen, schritt Lucy ein: „Wir müssen los.“ Die vier Geschwister wandten sich zum Gehen, wobei Peter Pevensie besonders damit beschäftig war, am Schnellsten die Wohnung zu verlassen. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Um sie herum herrschte reges Treiben. Der Schulhof war fast überfüllt und es kamen immer mehr Schüler aus den Straßen. Sie lachten, schrieen sich gegenseitig Dinge zu und verschwanden in Grüppchen von Freunden in das Schulgebäude. Die vier Pevensie-Geschwister standen auf der anderen Straßenseite und hofften, dass die Übelkeit bald vergehen würde. Edmund zupfte noch an seinem engen Kragen. Peter biss sich auf der Unterlippe herum. Susan strich sich immer wieder eine imaginäre Haarsträhne hinter die Augen. Lucy fasste nach Peters Arm: „Ich will nicht in die Schule, Peter.“ Peter starrte stur geradeaus und Susan antwortete: „ Lucy, wir sind wieder in England. Wir sind wieder Kinder und wir müssen wieder in die Schule.“ „Aber ich kann doch schon alles. Wir hatten in Narnia doch Unterricht gehabt.“ Edmund schnaubte: „Ich bin gespannt, was die englischen Lehrer dazu sagen, wenn wir ihnen die gesamte Geschichte von Narnia runterbeten und Peter in anschließend noch eine Exkursion in seiner Kriegsführung gegen die Riesen gibt-…. Aua!“ Peter hatte ihm einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf gegeben. Susan zischte: „Peter! Edmund! Hört auf damit. Wir sind nicht mehr in-… wir sind wieder zuhause.“ „Susan, die Eiskalte…“, murmelte Edmund wütend und Susan erstarrte: „Ich bin nicht eiskalt.“ „Aber du tust so.“ „Still jetzt!“, schritt Peter ein. Obwohl er wieder in der Gestalt seines 16-jährigen Ichs war, hatte seine Stimme nicht an jener Autorität verloren, die er sich in Narnia als Hochkönig zueigen gemacht hatte. Seine Geschwister verstummten sofort. „Das ist nicht fair.“, sagte er. Susan sah ihren Bruder ernst an: „Lass es ruhen. Wir haben das doch schon alles mit dem Professor ausdiskutiert.“ Peter sah sie an: „Das ändert nichts an der Tatsache.“ Er sah wieder zu der Schule und beendete die Unterhaltung. Sie verharrten noch einen Moment, dann gingen sie langsam über die Straße und in die Schule hinein. Auf der Treppe trennten sie sich, Lucy blieb im ersten Stockwerk, Edmund ging in die mittleren Klassen, während Susan und Peter zusammen die Klasse der Oberstufe gingen. Sie betraten gemeinsam den Klassenraum und nahmen dabei schon unbewusst ihre königliche Haltung an. Die Brust raus, Kinn nach unten, Blick geradeaus. Der Klassenraum war voll, einzelne Gruppen saßen zusammen, der Lehrer war noch nicht da und es war laut, doch die Gespräche verstummten, als Peter und Susan Pevensie eintraten. Alle beobachteten die Neuankömmlinge argwöhnisch, fast schon ehrfürchtig, während die beiden älteren Pevensies ihren Blick geübt durch die Runde fahren ließ und mechanisch nach eventuellen Problemmachern Ausschau hielten. Susan besann sich eher als Peter, dessen Blick auf einer Gruppe mit einem bulligen Jungen als Anführer hängen blieb. Er sah einen Moment zu lange hin, der Junge stand auf und erwiderte Peters Blick düster. Susan gab ihm einen unfälligen Stoß in die Seite und sie setzten sich auf zwei freie Plätze, als in diesem Moment der Lehrer kam und mit dem Unterricht begann. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ „Es ist furchtbar langweilig.“, maulte Lucy. Sie biss trostlos in ihren Apfel und sah vorwurfsvoll zu ihrem größeren Geschwistern: „Und wehe, ihr lügt mich jetzt an und sagt, dass es eigentlich alles sehr spannend sei, das ist es nämlich nicht!“ Susan, die bereits den Mund aufgemacht hatte, klappte ihn wieder zu und sah Hilfe suchend zu Peter, der teilnahmslos die Hände in die Hosentasche gesteckt hatte. Er seufzte und versuchte schwach zu lächeln: „Sieh es von der positiven Seite: Du wirst gute Noten schreiben.“ Lucy schnaubte verächtlich. „Gute Noten und dabei im Unterricht einschlafen.“, entgegnete Edmund. Susan sah ihn böse an: „Ed, du wirst nicht…“ Es zischte. Im letzten Moment riss Peter seinen Kopf zur Seite, Edmund drückte Lucy am Rücken nach unten. Der Apfel prallte an der Wand, wo eben noch Lucys Kopf gewesen war, ab und rollte wieder vor Peters Füße. Susan wirbelte herum. Alle Augen der anderen Schüler waren auf sie gerichtet. Sie runzelte die Stirn und starrte fassungslos zu den neugierigen Gesichtern. Es war nicht auszumachen, wer den Apfel hätte werfen können. Edmund wollte den verfaulten Apfel hochheben, doch Peter riss ihn vorher vom Boden weg. „Wer war das?“, er hielt den Apfel hoch und Fruchtsaft lief über seine Hand, „WER WAR DAS?!?!“ Die anderen Schüler sahen ihn an oder schauten betreten weg. Susan riss ihm seinen Arm runter und beschwor ihn leise: „Bitte, lass es, Peter, mach keine Probleme!“ Er entwand ihr wütend den Arm, als in dem Moment wieder die Schulglocke läutete. Die restliche Schülerschaft wandte ihren Blick wieder von ihnen ab und drängten sich langsam in Richtung Schulgebäude. Peter rauchte. Lucy hielt ihn ängstlich um die Taille. Susan nahm ihre Hand und führte sie rein. Edmund rührte sich nicht vom Fleck und beobachtete seinen Bruder. Der pfefferte den Apfel wütend in das Gebüsch und stampfte davon. Edmund witterte großen Ärger. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Edmund hatte sich große Mühe gegeben, nicht einzuschlafen. Dabei war es wirklich langweilig. Als der Lehrer schließlich den Unterricht beendete, dauerte es einen längeren Moment für Edmund, bis auch er es mitbekam und aus seinem Dösen aufzuwachen. Schließlich hörte er auf passiv-interessiert zu schauen und fing auch an, seine Sachen einzupacken. Fast seine gesamten Klassenkameraden waren bereits aus dem Klassenraum gestürmt, als auch Edmund endlich soweit war und nach draußen ging. Er wurde fast von dem Strom der Schüler umgerannt, die sich nach draußen drängten. Edmund drängte sich verwundert an die Wand, als er die ganzen anderen Kinder sah, die sich auf den Eingang zustürzten wie die Bienen auf den Honig. Wie narnianische Bienen, dachte Ed amüsiert, als er an das interessante und zugleich lustige Schauspiel dachte, wie sich die Bienen vorher wie zu einem Wettbewerb aufstellten und schließlich auf ein unbekanntes Signal los flogen, sich gegenseitig rammten und versuchten von der Bahn zu schieben. Plötzlich rief eine schrille Stimme: „Eine Prügelei!“ Edmund wurde blass. Oh-oh… Er ahnte Schlimmes und stürzte sich in den Strom und gelangte irgendwann nach draußen. Es hatte sich ein riesiger Kreis aus Schülern gebildet, die sich um die Prügelnden scharrten und begeistert johlten und brüllten. Edmund drängte sich durch die anderen Kinder durch und gelangte irgendwann nach vorne. Ein bulliger Junge mit schwarzen Haaren hielt einen anderen im Schwitzkasten und an den dunkelblonden Haaren erkannte Edmund auch, wer das war. „Verdammt noch mal, Peter!“, zischte er zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hervor. Peter rammte seinen Ellenbogen in den Bauch des Jungen und drehte sich nach rechts, so wie sie es bei Oraius gelernt hatten und war binnen Sekunden wieder frei. Der andere Junge röchelte und hielt sich die Seite und Peter sprang zwei Schritte vom ihm zurück und holte tief Luft. Aus seiner Nase lief Blut und der andere Junge richtete sich auf. Mit grimmigem Vergnügen sag Edmund, dass Peter ihn gewaltig gegen den Mund geschlagen hatte: die obere Lippe war aufgeplatzt und schwoll zudem noch an. Der andere Junge schlug unkoordiniert, aber stark nach Peter, sein Bruder duckte sich weg und schlug mit seiner rechten Faust gezielt gegen die Schläfe seines Gegenübers. Edmund runzelte die Stirn, als er sah, dass Peters Schlag weder so hart noch so schnell war, wie sein Bruder es eigentlich gewohnt war. Der andere Junge taumelte und fasste nach Peters Arm. Edmund wollte einschreiten, als er plötzlich zurückgezogen wurde. „Edmund, nicht!“, schrie Susan panisch. In diesem Moment passierte es. Ein anderer Junge, scheinbar ein Freund des Bullen, trat nach Peters rechten Bein. Peter sah es aus den Augenwinkeln und war für einen Moment abgelenkt, als sein Gegner einen Schlag direkt unterhalb von Peters linkem Auge landete. Die Haut riss und es lief erneut etwas Blut über sein Gesicht. Die beiden verhakten sich ineinander, als ein schriller Pfeifton das Brüllen der Schüler entzweischnitt. Der Sportlehrer drängte sich mit zwei anderen durch die Masse der Kinder und während der eine den Jungen am Kragen zurückzog, riss der Sportlehrer Peter am Arm zurück und hielt seinen Arm in einem Winkel, der Peter zwang den Rücken zu beugen, um sich nicht den Arm brechen zu lassen. Er blies noch mal in seine Pfeife und ließ sie anschließend auf seine Brust fallen: „Zum Direktor! Sofort!“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Helen Pevensie drehte Peters Gesicht grob am Kinn zur anderen Seite und besah sich das gelb verfärbte Auge mit dem grotesk roten Riss unterhalb seiner Wimpern. Dann ließ sie ihn los und setzte sich auf einen Stuhl, mit dem Gesicht in ihren Händen. Peter sah zu Boden. Er trug immer noch seine Schuluniform, auf dessen weißen Hemd ein paar Blutspritzer seines Gegners waren. Susan, Edmund und Lucy, die fast zwei Stunden früher nachhause gekommen waren, während Peter zum Direktor hatte gehen müssen, waren bereits umgezogen und standen im Türrahmen. Susan hatte pflichtbewusst etwas Jod und ein Tuch auf den Tisch gestellt. „Du hast dich früher nicht geprügelt.“, sagte ihre Mutter tonlos. Peter sah auf und schnaubte. Lucy hörte wie er murmelte: „Wenn du wüsstest…“ Ihre Mutter hörte es scheinbar nicht, denn sie sah auf und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel: „Ich fasse es nicht. Es war dein erster Schultag, und du prügelst dich und ich muss zum Direktor gehen? Wegen einem Apfel?“ „Er hat den verfluchten Apfel nach mir geworfen!“, rief Peter wütend. Helen starrte ihn fassungslos an: „Du hast dich so verändert, Peter.“ Peter schnaubte erneut und Susan trat einen Schritt vor: „Vielleicht sollte er sich das Blut aus dem Gesicht wischen. Das hat doch keinen Sinn.“ Ohne auf die Antwort ihrer Mutter zu warten, reichte sie Peter das befeuchtete Tuch. Er sah sie mit einem langen Blick an und nahm es schließlich. Er ging an das Fenster, indem er sich spiegelte und wischte sich das getrocknete Blut von Nase und Wange. Als er fertig war, stellte er sich wieder auf seinen Platz und sah ihre Mutter an. „Du hast dich so verändert. Ihr habt euch alle so verändert.“ „Es war eine lange Zeit, Mom. Es war-… eine schwierige Zeit.“ „Vielleicht hätte ich euch nicht wegschicken sollen.“ „Nein!“, kam es von Lucy, ehe sie sich beherrschen konnte und Susan sagte leise: „Es war das beste, was du tun konntest, das wissen wir.“ Helen traten wieder Tränen in die Augen. Sie hielt sich den für einen Moment den Mund und sagte schließlich: „Versprich mir, Peter… Versprecht mir alle, dass so was nicht noch einmal passiert.“ Lucy und Susan nickten, Edmund warf erst einen argwöhnischen Blick zu Peter und sagte dann leise: „Ja.“ Peter jedoch blieb stumm. „Peter?“, fragte ihre Mutter flehend. „Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich einfach zulasse, dass ich…“ „Versprich es, Peter!“, zischte Susan. Sie warfen sich gegenseitig böse Blicke zu. Dann nickte er widerwillig, obwohl Susan sehr wohl wusste, dass er sich nicht daran halten würde. Ihre Mutter stemmte wieder das Gesicht in die Hände. Dann stand sie auf und sagte: „Alles wird wieder gut.“ Sie waren sich nicht sicher, ob sie es zu ihnen sagte, oder nur zu sich selbst. Helen Pevensie legte wieder eine Hand über ihren Mund, als wolle sie verhindern, dass ihre Kinder hörten, wie sie schluchzte. Lucy löste sich aus dem Türrahmen und umarmte ihre Mutter um die Taille. Susan schmiegte sich an ihre rechte Seite. Zögernd trat Edmund auf sie zu und lehnte sich an ihre andere Seite. Helen weinte endgültig, als Peter ihr seine Hand auf die Schulter legte. „Alles wird wieder gut.“, murmelte Edmund. „Ja…“, schluchzte Helen, „Ja-… alles wird wieder gut. Und sobald euer Vater wieder da ist, dann-…. dann wird alles wieder wie früher.“ Die Geschwister wechselten ein paar besorgte Blicke. Letztendlich war es Lucy, die leise antwortete: „Es wird nicht wieder wie früher, aber ich bin froh, wenn alles wieder gut wird.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Soo, eigentlich wollte ich eine Fortsetzung für meine Freundin schreiben, aber irgendwie funktioniert es nicht ganz so! Dieses Zwischenspiel gehört also noch zum Ersten Teil, der die vorherigen fünf Kapitel umfasst! Ob es einen zweiten teil auch auf Mexx geben wird weiß ich noch nicht! Trotzdem vorerst vielen Dank fürs Lesen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)