You are my Enemy - for eternity von JunAkera ================================================================================ Kapitel 6: Zuviel Zeit und zuwenig zu tun ----------------------------------------- Seufzend liess sich Misty auf die Couch fallen und schaute Gary mit ärgerlichem Gesicht an: „Jetzt hilf mir doch mal!“ An Sushi kauend liess der Angesprochene seinen Blick vom Fernseher auf seine beste Freundin gleiten. „Wiicho chollte hich?“ Mit den Augen rollend schüttelte das orangehaarige Mädchen den Kopf: „Weil du hier futternd da hockst und Fernseh schaust, während ich versuche hier mal Ordnung in die Bude zu bringen!“ Um ihrer Standpauke Ausdruck zu verleihen haute sie ihre geballte Faust auf das Sofa. Einige Sekunden verstrichen in denen nur der Fernseher Laute von sich gab. Erst als Gary seinen Zwischensnack herunter geschluckt hatte, meldete er sich wieder zu Wort: „Wieso willst du jetzt überhaupt aufräumen? Ich mein, du hast erst gestern Staub gewischt und gesaugt!“ Er musterte die junge Frau ihm gegenüber. „Ach trotzdem…“ – „Du bist nicht ausgelastet, oder?“ Misty liess ein gequältes Seufzen ertönen und ihr Blick hing an der Decke, als sie sich in das Sofa kuschelte und ihren Kopf auf der Lehne ablegte; „Nein, bin ich ganz und gar nicht… Die ganze Woche ist schon so… naja – langweilig!“ Gary musste unweigerlich grinsen. Sie war manchmal unausstehlich, wenn sie mit ihren Spontanaktionen ankam weil sie die Langeweile plagte. Konnte sie sich nicht einfach zu ihm gesellen und nur relaxen? Aber er konnte Misty ja verstehen… Anders als er selbst hatte sie keine richtige Arbeit. Sie war nicht wie er bis 18 Uhr arbeiten gewesen. Nein – sie saß daheim und hatte genügend Zeit sich solche dummen Aktionen auszudenken wie jeden Tag die Wohnung zu putzen. „Musst du heute nicht arbeiten?“ Er wollte nicht auf ihr Genörgle eingehen, Gary wusste wohin das führte und er hatte keine Lust auf Mistys Gezicke – heute nicht. Sein Arbeitstag war hart genug gewesen… Sie schüttelte den Kopf: „Nein, Cathy hat mich heute morgen angerufen und hat gemeint, dass ich die restliche Woche frei habe…“ – „Andere würden sich freuen, wenn sie einige Tage für sich zum entspannen hätten…“ Durch seine Worte erntete sich der braunhaarige Junge einen bösen Blick ein: „Wir können gerne tauschen! Ich würde einiges darum geben, einen vernünftigen Job zu haben…“ – „Ich weiß… Es tut mir leid.“ Mistys bester Freund setzte sich auf, stellte seinen Teller mit dem restlichen Sushi auf den Couchtisch und rutschte etwas zu ihr: „Wie wärs wenn wir etwas schönes Kochen? Maike und Drew kommen heute ja spät heim. Sie würden sich sicher freuen, wenn sie nach dem langen Tag in der Bibliothek ein warmes Essen bekommen!“ Misty riess die Augen auf und starrte kurz auf Garys Sushi-Teller: „Du hast gerade zwei Packungen Sushi verputzt und willst jetzt noch was kochen?! Sag mal – wo isst du das alles hin?“ Garys Gesicht verzog sich zu einer gekränkten Grimasse und seine Augen schauten Misty leicht vorwurfsvoll an: „Ich habe gesagt, dass wir kochen können für Maike und Drew!“ Misty lachte auf und liess ihre Hand auf Garys Knie fallen. Nach einigen Augenblicken in denen sie die Augen vor Lachen zukniff und ihr bester Freund sie voll Verwirrung betrachtete, schaute sie ihn wieder grinsend an: „Du willst mir erzählen, du kochst den Beiden was und schaust ihnen später zu wie sie das Essen, das du gekocht hast, verputzen??“ Nun bildete sich auch auf Garys Gesicht ein Grinsen. „Wie als würdest du das können, Gary! Dafür kenn ich dich zu gut.“ – „Na okay, ein bisschen will ich auch was abhaben…“ Misty konnte nur mit dem Kopf schütteln. Sie würde nie von sich behaupten, dass sie nicht auch gerne mal schönes aß, doch soviel wie Gary oder Drew aßen, das blieb für sie ein Rätsel. Vor allem sah man es Beiden überhaupt nicht an. Der braunhaarige Junge grinste sie immer noch an, stand dann aber auf und griff sich den Staubsauger, der immernoch neben der Couch stand: „Ich pack den mal weg und dann werden wir ne schöne Wok-Pfanne machen! Darauf hab ich auch Appetit.“ – „Na, hoffentlich bleibt auch was für Maike und Drew übrig…“ Mistys Mund verzog sich ebenfalls zu einem Grinsen, als sie langsam aufstand und hinter Gary in die Küche marschierte. „Immer weiterrühren“, feixte Mistys bester Freund, während dieser die Paprikascheiben in die Wokpfanne schüttete. „Mach ich ja!“ antwortete die junge Frau schnippig und stiess Gary mit ihrem Ellbogen sanft in die Seite. Langsam spürte sie selbst, dass der Braunhaarige neben ihr doch eine ganz gute Idee mit der Wokpfanne hatte. Sie hatte seit heute morgen nichts mehr gegessen und langsam nagte der Hunger doch deutlich an ihr. „Bring mir mal bitte noch schnell das Gewürz rüber, Gary!“ – „Mach aber schön viel rein – ich will auch was schmecken!“ Ein leiser Seufzer kam aus Mistys Mund: „Da ist schon Chili drin und es soll auch nicht höllisch scharf werden!“ Mit einem Grinsen wandte sich Gary ab und stellte die Geräte, die die Zwei für das Schneiden des Gemüses benutzt hatten, in die Spüle. Ein schrilles Türklingeln erfüllte die Küche. „Nanu? Wer kommt denn jetzt noch??“ Misty schaute fragend von Gary zur Küchenuhr. Es war halb acht… „Keine Ahnung… Erwartest du Besuch?“ Aber ohne eine Antwort abzuwarten lief der junge Mann aus der Küche und öffnete die Tür. Misty beugte sich stark nach hinten um zu erspähen, wen Gary da hereinliess, aber sie konnte leider nichts erkennen. Sofort schnellte ihr Körper wieder nach vorne, um wieder fest auf den Beinen stehen zu können, rührte weiter den gut riechenden Inhalt der Pfanne und versuchte die Stimme zu erkennen. „Hey, was machst du denn hier?“ Garys Stimme klang gleichzeitig überrascht und erfreut. Na – wenigstens war es dann kein unangenehmer Besuch. „Ich wollte zu Misty!“ Eindeutig – das war Biancas Stimme. Was wollte sie hier? Sie waren doch erst für um halb Zehn verabredet… „Sie ist in der Küche und kocht…“ Einige ihrer orangenen Strähnen flogen ihr ins Gesicht, als Misty schnell ihren Kopf zur Tür drehte und sie Bianca mit einem Lächeln begrüsste: „Hey, Bianca! Was machst du denn schon hier? Sag blos, ich hab mir eine falsche Uhrzeit gemerkt?!“ Das grinsende Gesicht ihrer Partnerin erfreute sie sofort und Misty deutete ihr an sich auf einen Stuhl zu setzen. Bianca folgte der Aufforderung und schüttelte sogleich den Kopf: „Nein, nein – das hast du nicht, Misty!“ – „Kann ich dir was zu trinken anbieten?“ Sofort lief Gary an den Schrank, holte für den Besuch ein Glas heraus und stellte es vor Bianca auf den Tisch. „Sehr gern! Ein Wasser wär ganz gut!“ Die beiden Frauen beobachteten Gary wie er das Wasser aus dem Kühlschrank holte und Bianca einschenkte. „Hattest du Langeweile zu Hause?“ Grinsend stellte Misty die Pfanne auf eine Warmhalteplatte und schaltete den Herd aus, „Möchtest du vielleicht mitessen?“ Bianca musterte mit Hunger in den Augen das Essen: „Naja… ich hab noch nichts gegessen…“ Gary setzte sich zu dem Überraschungsgast und lächelte die junge Frau an: „Na dann bist du eingeladen. Wir haben genügend gekocht!“ Misty stimmte mit Nicken den Worten zu und holte bereits Teller aus der Vitrine: „Maike und Drew sollten auch bald kommen…“ – „Ja, Gott sei dank. Der Geruch von der Wokpfanne macht mich hungrig!“ kam sofort von dem Braunhaarigen. Überrascht blickte Bianca nun Misty an, die plötzlich laut los lachte. Als Misty versuchte ihre Partnerin aufzuklären, schüttelte sie umgehend mit dem Kopf: „Warum können Männer nur so viel essen??“ Die beiden Frauen tauschten grinsende Blicke aus, als die Wohnungstür aufging und ein lautes Lachen zu hören war. „Sie sind endlich da…“ „Auf jeden Fall sind dann die gesamten Lexikas auf dem Boden gelandet!“ Abermals musste Maike lachen, bevor sie einen weiteren Löffel voll Gemüse in den Mund schob. Die Anderen konnten sich ein Lachen ebenfalls nicht verkneifen. „Ich hoffe, du hast Drew wenigstens geholfen, die Bücher wieder einzusortieren?“ lachte Bianca und legte ihr Besteck auf ihren Teller. Sie wandte sich an ihre orangehaarige Partnerin: „Vielen Dank für das Essen! Es hat wirklich hervorragend geschmeckt!“ Misty wollte gerade antworten, als ihre Freundin jedoch dazwischen platzte: „Natürlich hab ich ihm geholfen…“ Nun waren alle Augenpaare wieder auf das Pärchen der WG gerichtet, als Maike ihren Freund sanft anschaute, „Allerdings musste er warten bis ich fertig war mit lachen…“ Drew – dem die Situation doch etwas peinlich zu sein schien, lächelte nun aber auch: „Das ist halt typisch meine Maike. Zuerst muss sie sich darüber lustig machen…“ Diese zuckte nur leicht mit den Schultern, bis Drew seine Hand sanft auf ihre Wange legte, „Aber genau so wie du bist, liebe ich dich.“ Musste es jetzt unbedingt romantisch werden? Konnten ihre Freunde das jetzt nicht lassen? Mistys Blick wanderte von den Beiden zu Gary und dann zu Bianca. Leicht hob sie die Augenbrauen und grinste die blonde Frau an: „Die Liebe…“ Sie bemerkte nicht, dass ihr bester Freund sie dabei kurz anschaute und leicht besorgt drein blickte. „Ach Mensch!“ Bianca haute leicht mit der blosen Hand auf den Tisch, „Ich hab doch glatt vergessen, dir was zu sagen!“ Ihr Blick haftete auf Misty. „Genau deswegen bin ich doch auch da!“ – „Also gibt es doch einen Grund wieso du einfach so bei uns aufgetaucht bist,“ bemerkte die Angesprochene. „Klar! Heute mittag haben David, Stefanie und ich uns mit Professor Eich getroffen…“ – „Aha?!“ Die drei anderen WG-Mitglieder hörten nun auch auf und blickten ihren Besuch an. „Naja – du hast ja selbst bemerkt, dass in den letzten Tagen keine Vampire aufgetaucht sind! Wir haben beschlossen, dass nur Davids Gruppe die nächsten zwei Tage auf Jagd geht.“ Ihre Worte lösten bei Misty Skepsis aus: „Wieso?“ Die blonde Vampirjägerin liess sich grinsend in ihren Stuhl fallen und legte relaxed ihr rechtes Bein über ihr linkes: „Na, so können wir anderen uns ein bisschen ausruhen! Ich bin wirklich froh drum! Momentan ist bei mir auf der Arbeit die Hölle los und es ist schön nach Hause zu kommen und sich entspannen zu können…“ In dem Moment als sie ihre Worte ausgesprochen hatte, tat es ihr schon wieder leid. Sie wusste, dass Misty selbst nicht ausgelastet mit ihrer Arbeit war… Und genau das sah sie jetzt auch in den Augen ihrer Partnerin. „Also noch weniger zu tun heißt das im Umkehrschluss für mich…“ Seufzend wollte die junge Frau gerade aufstehen, als sie Biancas Hand auf ihrer eigenen spürte. „Es bringt nichts wenn wir unsere Energie für nichts verschwenden, verstehst du? Professor Eich vermutet, dass die Vampire eine Taktik verfolgen und sie alle Vampire im Moment zurückhalten… Ich weiß natürlich nicht ob das stimmt, aber wir sollten unsere Energie tanken, bis die Vampire wieder richtig angreifen…“ Misty zog ihre Hand unter der ihrer Partnerin hervor und stand nun wirklich auf. Sie wusste, dass Bianca recht hatte, aber sie wollte nicht, dass sie recht hatte. Die restliche Woche sollte sie also nichts tun. War ja mal was ganz anderes für Misty… Ohne noch ein weiteres Wort an ihre Freunde zu richten, verschwand Misty in ihrem Zimmer und liess sich auf ihr Bett fallen. ‚Noch drei Tage voller Langeweile… wie soll ich das nur aushalten…’ Langsam hielt sie es nicht mehr zu Hause aus. Vielleicht sollte sie einfach was unternehmen? Aber alleine? Ihre Freunde mussten doch alle arbeiten… Es war doch wirklich zum verrückt werden – nicht im Diner arbeiten, nicht jagen gehen… Plötzlich spürte Misty wie sich die Müdigkeit über sie legte und sie musste leise aufgähnen. Vielleicht sollte sie einfach schlafen… Ihr Blick fiel auf ihren Wecker. Es war erst 21 Uhr, aber das war ihr nun egal. So verstrich die Zeit im Schlaf – vielleicht würde sie heute sogar gut schlafen können, was Misty sich insgeheim hoffte. Sie betrachtete ihre Hand, die direkt vor ihrem Gesicht lang und ihre Finger gruben sich nun in ihr weiches Kissen. Mit dieser Hand hatte sie ihn berührt… Das junge Mädchen hatte sich geschworen – und Gary versprochen – nicht mehr an ihn zu denken. Aber sie erwischte sich immer wieder dabei… Jeden Abend hoffte sie wieder ihn im Traum zu sehen. Sie hoffte den wahrgewordenen Traum wieder zu sehen. „Wenn du denn real bist,“ flüsterte sie leise zu sich selbst und schloss langsam die Augen. Aber ob nun real oder nur im Traum – der Konflikt zwischen ihrem Herz und ihrem Verstand brach nicht ab. Im Gegenteil – immer mehr wurde sie davon in Besitz genommen. Was war nur richtig? Was war falsch? Konnten Gefühle so falsch sein? Aber was nützen Gefühle, wenn sie an den falschen Menschen gerichtet sind… Misty spürte wie sie sich trotz ihrer vielen Gedanken langsam entspannte. ‚Jetzt keine Gedanken mehr an ihn verschwenden…’ Langsam hob sie nochmals ihren Arm, griff ihre Bettdecke und zog sie sich bis zu ihrem Kinn hoch. ‚Ich will nicht…’ Bevor sie jedoch ganz einschlief, hörte sie sich selbst noch leise flüstern: „…und trotzdem – vermiss ich dich…“ „Naja, ich bin jedenfalls froh, dass ich wieder auf Jagd gehen kann!“ – „Sag mal, kannst du dich nicht einfach mal ausruhen?“ – „Glaub mir… ausgeruht hab’ ich mich lange genug…“ Grinsend schaute Bianca ihrer Partnerin nach, die nun etwas schneller in das Unterholz lief um nach Vampiren Ausschau zu halten. Laut Misty war es nun ENDLICH Freitag. Bianca war sich sicher, das orangehaarige Mädchen war wirklich nicht ausgelastet genug. Schnell versuchte sie der Vampirjägerin zu folgen, legte vorausschauend ihre rechte Hand an ihren Lederbeutel, der wie Mistys, um ihre Hüfte hing. Wo war ihre Partnerin denn jetzt schon wieder abgebogen? Nicht mal ihren orangehaarigen Schopf sah sie mehr… „Misty?!“ rief sie ins Unterholz, bekam aber erstmal keine Antwort. Kopfschüttelnd schritt sie etwas weiter: „Überschüssige Energie…“ Langsam veränderten sich zusehens die Farben des Waldes. Zu dem saftigen Grün der Büsche und Bäume kamen immer mehr Brauntöne der Stämme dazu. Der Waldboden war nur noch an wenigen Stellen mit Gras bewachsen. Nur wenn Bianca in die Höhe schaute sah sie noch ein dunkles, fast schon grau wirkendes Grün, das zu den Baumkronen gehörte, die nur durch den Schein des Mondes einige hellgrüne Spuren aufwiesen. „Bianca, zurück!!“ Mistys laute Stimme drang direkt in ihr Ohr, als diese ihr entgegen sprintete, sie am Arm packte und mit sich zog. „W-was…?“ Die Blonde war im ersten Moment völlig überrumpelt, doch dann sah sie die Schatten die aus dem Dickicht auftauchten und hielt mit Misty Schritt. „Die sind plötzlich aufgetaucht, drei Stück auf einmal!“ Die beiden Vampirjäger legten einen Zahn zu. „Wir sollten Stefanie anpiepen!“ – „Nein, warte,“ meinte Misty zuversichtlich, gab Bianca ein Zeichen stehen zu bleiben. Einen Augenblick mussten beide Vampirjägerinnen tief ein und aus atmen, bevor sie sich bereit machen konnten um den Vampiren gegenüber zu stehen. Bianca holte bereits ihren Pieper heraus, doch Misty legte ihre Hand darüber: „Der eine Vampir ist verletzt! Wir schaffen das!“ Mistys sichere Stimme baute den Optimismus ihrer Partnerin auf: „Okay.“ „Der ganz links!“ Zusammen liefen sie in schnellen Schritten auf den Vampir zu. Misty hatte Recht behalten, ihr Gegner konnte nicht fliehen. Doch als dieser merkte, dass er von den beiden Frauen umzingelt war, geriet er schnell in Panik und zog seine Oberlippe schnell zurück. „Glaubst du denn, deine Zähne ängstigen uns?“ Dem Vampir überlegen grinste die blonde Vampirjägerin zuerst ihrem Gegner, dann Misty ins Gesicht. Diese wusste, dass Bianca somit die Aufmerksamkeit des Vampirs errungen hatte, denn er lief langsam auf die junge Frau zu – ohne weiterhin auf Misty zu achten. Ein großer Fehler von ihm! Fluchs holte sie aus ihrem Hüftbeutel das Seil heraus, lief dem Vampir und Bianca entgegen und warf zielgerichtet Bianca das Ende des Seiles zu. Die Beiden wussten, dass dieser Vampir nicht nur verletzt, sondern auch ein Vampir der „Unterschicht“ war. Sogar die Vampire, die Misty normalerweise bekämpfte, waren um einiges stärker als diese. Schnell hatten beide Frauen den Vampir eingewickelt und nach einem kräftigen Tritt von Bianca zückte Misty bereits ihren Pflock und trieb ihn in die Brust des Vampirs. Bereits als der Vampir heftig keuchte und anfing zu zittern, liess Bianca das Seil von ihm ab und die beiden Frauen stellten sich sofort wieder in Kampfposition. „Pass auf!“ Misty wusste, dass es nun schwerer werden würde, denn die anderen beiden Vampire waren stärker. Während die jungen Frauen ins Dickicht starten und auf den nächsten Vampir warteten, hörten sie den Vampir hinter sich noch keuchen. „Hilfe…“ Seine Stimme klang kratzig und tief. Ein neues Stöhnen hallte durch die Nacht. Jedoch wusste der Vampir selbst, dass keine Hilfe kommen würde. Selten arbeiteten Vampire zusammen gegen die Jäger oder gingen gar als Gruppe auf Jagd. Mehrere Vampire traf man nur an, wenn schwächere Vampire bei Stärkeren Schutz suchten und deswegen bei ihnen blieben. Jedoch hatten sie auch dann keinen Schutz zu erwarten. Wenn Vampire überhaupt jemanden schützten oder zusammen kämpften, dann um bei höherrangigen Vampiren Eindruck zu schinden, der eh vergebens war… Vampire waren Einzelgänger und gaben sich schon gar nicht mit „Abschaum“ ab. Das Alles hätte sich Misty nie richtig vorstellen können. Als sie in ihrer Ausbildung diese Worte von Professor Eich gehört hatte, hatte sie nur mit dem Kopf geschüttelt. Wie können Lebewesen nur so sein? Ganz und gar an sich selbst denkend? Doch schon bald - als Misty auf der Jagd dabei war - hatte sie erkannt, dass genau diese Tatsachen der Realität entsprechen. Die beiden stärkeren Vampire hatten sich hinter Streuchern und Büschen versteckt und warteten lieber, dass sie, Misty und Bianca, ihre Kraft für diesen „Abschaum“ verbrauchten, um sie so dann mit Leichtigkeit zu überwältigen. Und so war es dann auch… „Macht es euch so Spaß die ‚Nachtliebhaber’ zu töten?“ Die Stimme dieses Vampirs, der gerade elegant aus dem Dickicht herausschritt, klang ebenfalls dunkel und geheimnisvoll – wie die Stimmen Aller, die nach Blut dürsten. „Das darfst du als nächstes erfahren ob das stimmt!“ rief Bianca ihm entgegen. Der Vampir began zu lachen und sein Blick bohrte sich in die Augen der jungen Blondine. Misty erkannte noch wie der Vampire eine kleine, fast schon abfällige Handbewegung gen Bianca machte, doch zu spät erkannte sie, dass diese Geste den anderen Vampir heraus lockte. Die zwei Frauen wussten, sie konnten nicht gleichzeitig gegen Beide kämpfen, das würde gefährlich werden, aber sie hatten im Moment keine andere Wahl. Die einzige Möglichkeit, die die Vampirjägerinnen gerade hatten, war die Vampire zu verwirren. Ein kurzer Blick zur jeweiligen Anderen genügte und sie waren sich ihrer Strategie bewusst. Während der erste Vampir noch mit hoch erhobenen Kopf langsam auf Bianca zuschritt, rannte Misty los und griff diesen an. Zeitgleich als sie losrannte, wich Bianca dem Vampir aus und schlug mit festem Schlag dem zweiten Vampir in die Rippen. Beide Vampire waren vermutlich stärker als sie selbst, doch auf die Überraschung des Gegnerwechsels waren sie nicht gefasst gewesen, so dass die beiden Frauen einen leichten Vorteil besaßen. Wenn auch nur für einige Augenblicke. Schnell fügten sich die dunklen Wesen der Situation an und der erste Vampir war mit schnellen Schritten hinter Misty her. „Du bist vielleicht schnell… Aber nicht schnell genug!“ schrie ihr die dunkle Stimme entgegen und augenblicklich wurde sie etwas schneller, drehte sich während dem Laufen schnell um 180 Grad, rannte dann dem Vampir entgegen und versuchte ihr Messer in das Fleisch des Vampirs zu schneiden. Leider traf die junge Frau den Vampir nur leicht an der Seite, so dass ihr Angriff nur eine geringe Wunde als Ergebnis hatte. Sofort wich sie dem Vampir aus indem sie wieder zurück sprang, sie durfte auf keinen Fall stehen bleiben. Würde sie einen Moment Pause machen und stehen bleiben, würde der Vampir dies unverzüglich ausnutzen. ‚Wir müssen schnell einen erledigen, sonst schaffen wir es nicht…’ Noch während sie versuchte durch einige Sträucher zu springen und die Bäume als Hindernisse zu gebrauchen, dass der Vampir langsamer wurde, erblickte sie Bianca, die den anderen Vampir in die Enge trieb. Ihre Augen begannen zu funkeln als sie außerdem den bereits getöteten Blutsauger auf der Erde liegen sah. ‚Das ist es!“ Sie sprang noch über den nächsten Busch, bevor sie sich auf den Boden fallen liess und sich niederkniete. Ein lautes Knurren ertönte im nächsten Augenblick über ihr, als der Vampir ebenfalls über das Gestrüpp sprang und nun vor Misty stand: „Was soll das, Menschenfrau?“ Seine Stimme klang verärgert – als hätte die Vampirjägerin das Spiel wieder zu ihren Gunsten geändert. Blitzschnell sprang die junge Frau auf und trat dem Vampir mit ihrer ganzen Kraft in den Magen. „Argh!“ Dem Vampir entwich ein leises Stöhnen und er beugte sich kurz etwas vor: „Du verflixtes…!“ Misty achtete nicht auf seine Worte, lief an ihm vorbei der Vampirleiche entgegen und griff ihren Pflock. Nachdem sie diesen wieder feste in der Hand hielt, funkelte sie ihren Gegner böse an: „Nun können wir weiterspielen!“ Die Augen des Vampirs verfärbten sich immer stärker blutrot, das schwarz wich aus seinen Augen. Die orangehaarige Frau wusste, sie musste ihm bald ein Ende bereiten, ansonsten würde seine Wut seine Kraft so stark beeinflussen, dass sie wirklich keine Chance mehr haben würde ihn zu besiegen. Doch genau in diesem Moment kam Bianca ihr zu Hilfe – schnell wie sie eben war trat sie ihm in die Seite, präzise genau auf die Stelle, die Misty vorhin mit ihrem Messer erwischt hatte. Jetzt oder nie. Misty rannte los – dem Vampir entgegen – und hob ihren Pflock in die Höhe. Sie musste ihn treffen! Doch die roten Augen sahen sie zu früh und sein Arm flog schnell nach vorne, traf Misty an der Schulter und gleich danach heftig in ihre Seite. Sie spürte sofort die starken Schmerzen, die sich in ihrem Körper ausbreiteten und stärker wurden, als sie unsanft auf dem Waldboden aufkam. „Misty!“ Sie hörte Biancas Stimme wie im Nebel, spürte wie alles um sie herum sich zu drehen began als sie die Augen aufschlug. „So ein Mist,“ fluchte die junge Frau leise zu sich selbst, stemmte ihre Hände jedoch sofort auf den Boden um sich langsam aufzurichten, „Das hast du nicht umsonst getan!“ Sie wankte leicht, als sie endlich wieder stand, aber ihr blieb keine Zeit sich zu sammeln. Der Vampir hatte Bianca umfasst und zog sie an sich. „Lass mich los, du Biest!“ schrie die junge Frau, als sie vergeblich versuchte seine Arme um ihren Körper zu lösen. „Keine Angst,“ die Stimme des Vampirs klang dunkel und verführerisch während sein Kopf sich langsam zu Bianca senkte, „Es ist bald vorbei!“ Seine gefährlichen Augen liessen dabei jedoch Misty nicht aus den Augen. Erst als er beinah an der Kehle der blonden Frau war fielen seine schwarzen Haare über seine Augen und sein Drang nach Blut liess ihn unvorsichtig werden. So schnell sie konnte war Misty an Biancas Seite und trieb den Pflock in den Körper des Vampirs. „Wie recht du doch hast!“ spottete die junge Frau, als der Vampir geschockt auf den Pflock hinab starrte. Schon fing er an zu zittern und sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Mistys Partnerin befreite sich schnell von seinen festen Armen, aber man spürte deutlich immer noch den Schock, den sie versuchte zu überwinden. „W-wie…“ Nun klang die Stimme des Vampirs überhaupt nicht mehr verführerisch. Krächzend – wie der andere Vampir zuvor – stotterte er, liess sich dann auf die Knie fallen und fiel vornüber auf den Boden. Misty wandte sich sofort an ihre Freundin und legte sanft ihre Hand auf deren Arm: „Ist alles in Ordnung mit dir? Hat er dir was getan?“ Die Angesprochene zitterte immer noch ein wenig, nahm sich dann aber zusammen und schüttelte den Kopf: „Nein - dank dir!“ Sie schaute ihre Partnerin an, „Vielen Dank, Misty! Ohne dich wäre ich verloren gewesen!“ Die Orangehaarige lächelte ihr Gegenüber an: „Ach was, das ist doch klar! Du bist doch auch immer für mich da!“ Bianca blickte erbost auf den Vampir herab und stupste mit ihren Stiefeln leicht an seine Schulter: „Lass uns die Drei schnell verbrennen!“ – „Ja, du hast recht!“ „Das war also dein erstes Mal…“ Total überrascht blickte Misty auf: „Wie bitte??“ Was meinte ihre Partnerin denn damit?? Die blonde Vampirjägerin grinste und schüttelte den Kopf: „Ich meinte, es war das erste Mal, dass du mit einem höherrangigen Vampir gekämpft hast…“ Die Orangehaarige riess ihre Augen auf. Einen höherrangigen Vampir? „Sag blos du hast nicht gemerkt, dass er viel stärker war? Anders aussah? Sich anders benahm als die einfachen Vampire?“ Diese Worte liessen bei Misty den Groschen fallen: „Du meinst, der Vampir war einer der Adligen?“ Aber klar – nun machte alles einen Sinn… Während dem Kampf mit dem Vampir hatte sie nicht darüber nachgedacht – sie hatte nur den einzigen Gedanken gehabt, ihn töten zu wollen. Jedoch – natürlich war ihr aufgefallen, dass er viel stärker war als die Vampire, mit denen Misty es bisher zu tun hatte. „Hat er deshalb auch mit uns gesprochen?“ Mistys Worte waren ganz leise, sie wusste selbst nicht ob sie die Frage an Bianca oder sich selbst stellte. „Höherrangige Vampire spielen oft mit ihrer Beute – das ist normal… Außerdem…“ Bianca setzte sich grinsend vor das Feuer: „…hören sich solche Vampire gern selbst reden – so kommt es mir zumindest oft vor…“ Sie schaute grinsend zu Misty auf, die jedoch nicht darauf einzugehen schien. Die junge Frau blickte starr in das Feuer, denn etwas anderes schien ihr in den Sinn gekommen zu sein, der sie erschreckte. Sie ging den Kampf mit dem Vampir nochmals in ihren Gedanken durch und erst in diesem Moment fiel ihr auf, dass der Kleidungsstil dieses Vampirs sie an ihn erinnerte… Die Kleidung aus glänzendem Leder, elegant und doch verucht und gefährlich… Irgendwie war es ihr die ganze Zeit bewusst gewesen, und doch – erst in diesem Augenblick, wollte sie es wirklich glauben, dass Satoshi ein besonderer Vampir sein musste. Er war nicht irgendein Vampir – er musste einen hohen Rang unter den Nachtwesen haben. Misty schloss ihre Augen und legte ihre rechte Hand auf ihr Herz. Wieder fing es an schnell zu pochen – immer wenn sie an ihn denken musste. „Misty? Ist etwas?“ Biancas Stimme klang von weit her. Sie wollte antworten, doch sie konnte nicht. Ihre gesamten Gedanken kreisten um diesen Vampir. Wieder nahm er sich ihre Gedanken. Wieso musste sie nur so oft und so stark an ihn denken, dass sogar ihr Herz nur bei dem Gedanken an ihn schneller schlug? Einer der Adligen, der sehr starken Vampire – er… Satoshi… In ihren Gedanken ertönte Biancas Stimme erneut: „Sie spielen oft mit ihrer Beute… Er spielte mit ihr? Und dennoch – er hatte sie nach dieser einen gemeinsamen Nacht ziehen lassen, ohne ihr irgendetwas zu tun. Wieso nur? Wie war das möglich? Wenn er nach ihr verlangt hatte, wieso hatte er dann sein wahres Gesicht nicht gezeigt? Berechnung? Taktik? Immer mehr driftete sie in ihre Gedanken ab, in eine Welt voller Fragen und sie verlangte so sehnlichst nach den Antworten, dass sie zuerst nicht bemerkte wie der schwarze Nebel sie langsam aber sicher einhüllte. Erst als sie erkannte, dass sie nicht mehr das Feuer anstarrte sondern nur einen schwarzen Punkt im Nirgendwo, sprang sie schnell von dem Stein auf, auf dem sie saß. „Wo bin ich? Wo ist Bianca?“ Die Angst kroch in ihr hoch, da sie glaubte zu wissen, wen der dunkle Nebel ankündigte. ‚Nein – ich will ihn nicht sehen… Er soll verschwinden – aus meinem Leben verschwinden!’ Sie drehte sich einmal um sich selbst, aber sie stand nicht mehr an der Feuerstelle – sie erkannte Bäume und Sträucher um sich herum. Sie befand sich also noch im Wald… „Bianca!?“ Ihre Stimme zitterte, als sie den Namen ihrer Partnerin rief, doch diese antwortete nicht. Plötzlich erkannte sie ungefähr drei Meter vor ihr einen dunklen Schatten, der nur leicht aus dem dunklen Nebel hervorstach. Unbewusst schüttelte die Vampirjägerin den Kopf, konnte aber ihren Blick nicht mehr von dem Schatten nehmen, der immer deutlicher Konturen eines Menschen – nein, eines Vampirs – annahm. ‚Geh bitte weg…’ Denn Misty wusste nicht, ob sie diesem Vampir wieder verfallen würde wenn sie ihm gegenüber stand – und das wollte sie unbedingt verhindern… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)