If you really love me... von Yusuke ================================================================================ Kapitel 1: you'll never wait again... ------------------------------------- If you really love me, Wieder einmal packe ich deine große Sporttasche, fülle sie mit deinen Sachen, die ich letzte Woche mitgenommen habe. Schmunzelnd schaue ich sie an. Sport, du hast es gehasst und dennoch musstest du ausgerechnet die Tasche einer Sportfirma kaufen. Mit einem leisen Seufzen wende ich mich ab, drehe mich dem Schrank zu und packe weitere Schlafanzüge und Unterwäsche ein. Ich spüre, wie einzelne Tränen über meine Wangen laufen, sich ihren Weg auf deinen Pyjama in meinen Händen bahnen. Für einen Moment schließe ich die Augen, drücke deinen Schlafanzug an mich. Tief atme ich deinen Duft ein, obwohl das Stück Stoff in Massen von Wasser und Waschmittel gelegen hat. Oder ist es doch nur der utopische Wunsch, einen Teil von dir wieder bei mir zu haben? Kopfschüttelnd vertreibe ich die Gedanken, wische mir die Tränen aus meinem Gesicht. Ich lege deine Sachen ordentlich in deine Tasche, verschließe sie. Nur kurz bleibe ich in der Tür stehen, überlege, ob ich an alles gedacht habe. Ich verschließe die Tür hinter mir. Die Mittagssonne blendet. Noch einmal sehe ich zurück auf unser gemeinsames Haus, sehe in Gedanken, wie du so glücklich eingezogen bist. Und jetzt bringe ich deine Sachen zu deinem zweiten Zuhause. Wohnst du dort doch schon für längere Zeit, als du es bei mir getan hast. Obwohl ich weiß, dass du nichts für diesen Zustand kannst, fühle ich den Stich in meinem Herzen. Kopfschüttelnd schmeiße ich deine Sachen auf den Beifahrersitz, auf dem du sitzen solltest. Unseren Urlaub, den ich so lange geplant hatte… Hätte ich es besser wissen müssen? Wie sollte ich… Ein Seufzen verlässt meine Lippen, wische mir die hochkommenden Tränen aus dem Gesicht. Ich kralle meine Finger in das schwarze Leder des Lenkrades, nehme überhaupt nicht wahr, wie meine Knöchel hervortreten. Während der Fahrt, versuche ich nicht an dich zu denken, mich auf den Verkehr zu konzentrieren. Wie töricht! Meine Gedanken kreisen nur um dich. Immer wieder. Es scheint mir egal, dass ich die Geschwindigkeitsbegrenzung schon lange überschritten habe, sämtlichen Fahrzeugen die Vorfahrt nehme. Alles, was ich will, ist bei dir sein. Hektisch parke ich meinen Toyota schräg auf dem Krankenhausparkplatz ein. Greife nach deiner Tasche und gehe im normalen Tempo auf den Eingang zu. Steuere abwesend auf dein Zimmer zu. Doch als ich den Gang endlich erreiche, spüre ich meine langsamer werdenden Schritte. Die Krankenschwestern grüßen mich. Sie sehen mich auch jeden Tag. Jeden Tag komme ich, um dich zu sehen. Als ich vor deinem Zimmer stehe, greife ich unsicher nach der Klinke. Ich frage mich, wie es dir heute gehen wird. Ob du mich sehen willst? Ob du mich wieder rausschmeißen wirst? Ich dich wieder berühren darf? Drücke sie dann dennoch langsam herunter und trete in den hellen Raum ein. Die Gardinen sind zur Seite gezogen, lassen das Sonnenlicht hinein scheinen. Dabei hattest du sie immer zugezogen. Ich sehe zu dir, wie du allein in deinem Bett liegst, ein Buch in deinen dünnen Fingern hältst und deinen konzentrierten Blick auf die Seiten richtest. Erst als ich näher komme, siehst du auf, legst deine Lektüre sofort zur Seite und lächelst mich an. Wie lange hab ich dich nicht mehr lachen sehen? Und mein Herz beginnt schneller zu schlagen, nur weil du lächelst. Ich deute auf die Tasche, räume deine Sachen schnell in den Schrank, bevor ich mich zu dir setze. Wie sehr ich dein Lächeln doch liebe. Wie gern würde ich dich jetzt einfach zu mir ziehen, dich berühren, küssen… Doch ich weiß, dass du das nicht willst. Hast dich immer mehr zurückgezogen, keinen Körperkontakt mehr zugelassen, nicht einmal deine Hand durfte ich halten. Ich schaue auf, als du dich aufrichtest, dich leicht zur Seite neigst und deine Hand nach meiner ausstreckst. Fast fällst du aus deinem Bett. Ich kann gerade noch meine Arme ausstrecken und dich auffangen. Ich halte dich in meinen Armen. Du schaust schüchtern hoch. Deine dunklen braunen Augen, die traurig schauen, dein Lächeln, das eben noch fröhlich wirkte. Und dennoch legst du deine Lippen auf meine. Diesen Augenblick, den ich so sehr vermisst hatte, dich, deinen Geschmack, deine Berührung, deine Liebe. Und dann verliere ich dich, die Wärme deiner weichen Lippen. Ich sehe dich an, warte, bis du die Stille brichst. Du siehst mich nicht an, nur deine leise Stimme, die in meinen Ohren widerhallt. “Liebst du mich?” Erschrocken schaue ich dich an, zweifelst du etwa daran? Ich will dich fragen, will wissen, warum du so denkst, doch entscheide mich dagegen. Ich ziehe dich erneut in meine Arme, streichele dir vorsichtig über deinen Rücken. “Ich liebe dich, mehr als alles andere.” Vorsichtig legst du dein Kinn auf meine Schulter, drückst deinen schwachen Körper näher an meinen. Dein kaum hörbares Flüstern in meinem Ohr. Deine Stimme, die ich genieße zu hören. Sie formt Worte, die in meinen Gedanken widerhallen, ihren Inhalt formen. Entsetzt drücke ich dich von mir, schaue dir direkt in deine dunklen entschlossenen Augen. Du hältst meinem Blick stand. Fassungslos starre ich dich weiter an, sehe, wie du deine Decke näher an dich drückst. Mein viel zu lautes “Was?” lässt mich vor mir selbst erschrecken und auch du zuckst kurz zusammen, krallst dich fester an die Decke, schaust mich nicht an. “Sie haben wieder was gefunden und wollen mit der Bestrahlungstherapie weiter machen. Noch stärker als vorher…” “Dann wird es dir noch schlechter gehen, als die letzten Tage…” Ich falle dir ins Wort, spüre, wie wieder Tränen in meine Augen steigen, unterdrücke sie, will stark für dich sein. Du ignorierst meine Worte, siehst mich mit Tränen in deinen Augen an, bückst dich leicht nach vorne und greifst nach meinen Händen, deine geröteten Wangen und dein verzweifeltes Gesicht, lassen mein Herz zusammen ziehen. “Versteh das doch…” Es fühlt sich an, als würden deine Worte mich würgen, mir die Kehle zuschnüren. Schwer schnappe ich nach Luft. Unterdrücke die salzige Flüssigkeit, schüttele den Kopf. “Ich kann dich nicht verstehen.” Ich stehe auf, meine Hand gleitet aus deinem schwachen Griff. Ich höre deine raue Stimme immer wieder verzweifelt meinen Namen rufen. Dennoch verlasse ich den Raum fluchtartig, laufe den Gang entlang. Ich entdecke den kleinen Zettel, der zwischen den Scheibenwischern hängt. Langsam lese ich den Strafzettel und ein verzweifeltes, ironisches Grinsen schiebt sich auf meine Lippen, als ich das Papier mit meiner Hand zerknülle, meinen Mittelfinger dem Himmel entgegen strecke. Nur um dann doch wieder weinend an der Autotür entlang auf den Boden zu sinken. Verzweifelt vergrabe ich meine Finger in meinem Haar. Ich weiß nicht, wie lange ich so neben meinem Auto gesessen habe, wie viel Getuschel, Beschimpfungen wütender Autofahrer und aufdringliche Blicke ich ertragen habe, als ich mich endlich in die weichen Polster fallen lasse. Mit leicht pochendem Kopf fahre ich los, bleibe irgendwann an einer roten Ampel stehen. Heute werde ich nicht mehr zu dir fahren, obwohl ich bei dir sein will, obwohl du mich brauchst. Ich öffne das Fach auf der Beifahrerseite und ein riesiger Haufen an unnützem Papier fällt mir entgegen, bedeckt den Boden des Autos. Leise seufze ich, wollte ich doch nur mein Handy haben, das jetzt irgendwo zwischen den Zetteln vergraben liegt. Genervt schiebe ich die weiße Masse bei Seite, bis mir ein buntes Bild ins Auge fällt. Vorsichtig greife ich danach. Ein Foto. Es zeigt uns beide. Du, wie ich dich zu mir ziehe und dir ein Küsschen auf die Wange drücke. Du lächelst schüchtern und ich erkenne den leichten Rotschimmer, der auf deiner Wange liegt. Hinter uns sieht man das strahlend blaue Meer. Ich drehe das Foto um, schaue auf das Datum. Genau ein Jahr her. Genau ein Jahr ist es her, dass ich dir sagte, was ich für dich fühle, dass ich immer bei dir sein werde. Ich sehe auf. Du bist nicht hier. Ich nicht bei dir. So wie ich es doch versprochen hatte. Immer wieder fällt mein Blick zu der weißen Wand. Noch eine Viertelstunde, dann ist die Besuchszeit beendet. Ich wende mich mit einem Seufzen ab, sehe ein, dass du heute nicht wiederkommen wirst. Ich drücke die Decke näher an mich, schließe die Augen, wünsche mir weiter, dich bei mir zu haben. Ich höre, wie die Tür leise geöffnet wird, sofort richte ich mich lächelnd auf. Lasse mich sofort wieder in die Kissen zurückfallen, als ich die Krankenschwester erkenne. Sie kommt zu mir, erklärt mir, dass ich nun auch nichts mehr trinken dürfe. Noch eine halbe Stunde. Ja. Eine halbe Stunde noch, bis sie die kleinen zerstörerischen Atome durch meinen Körper jagen lassen. Mich innerlich zerstören. Und ich sehe mich schon wieder kotztend und würgend in diesem Krankenhausbett liegen, um dann wieder zu erfahren, dass sie wieder etwas Neues gefunden haben. Ich lege meinen Arm über meine Augen, kann das triste hoffnungslose Weiß nicht mehr sehen. Kann nicht ertragen, dass du nicht bei mir bist. Hattest du es nicht versprochen? Ich spüre ein leises Streicheln über meinen Arm, sofort reiße ich ihn zur Seite, sehe dich mich anlächeln. Ich richte mich auf, greife nach deiner Hand. Du bückst dich zu mir, streichst über meine Wange. “Verzeih, dass ich dich allein gelassen habe.” Du küsst mich für einen kurzen Moment. “Ich habe gewartet.” “Du wirst nie wieder warten müssen.” Ernst siehst du mich an, schaust dann nachdenklich zu der Uhr. Lächelnd gehst du zu dem Schrank, kramst einen Pullover und eine schwarze Hose heraus, legst sie auf mein Bett. Irritiert schaue ich dich an. Schaue auf die Sachen neben mir. “Schaffst du das allein?” Deine sanfte Stimme dringt in mein Ohr. Ich verstehe nicht, dennoch nicke ich leicht, ziehe mir das Oberteil meines Pyjamas über meinen Kopf. Angestrengt nehme ich den Pullover in meine Hände, atme schneller. Ich bin erstaunt, wie schwach mein Körper ist. Schüchtern sehe ich dich an. Lachend nimmst du mir mein Oberteil ab, ziehst es über meinen Kopf und auch ich lache leise. Ich bin dir unendlich dankbar, dass du mich normal behandelst, mich die zerstörerische Krankheit vergessen lässt. Du fährst durch meine Haare, richtest sie wieder, indem du an ihnen zupfst. Die ganze Zeit über lächelst du mich an. Gespielt lüstern ziehst du meine Schlafhose aus, hilfst mir beim Anziehen der anderen. Ich kichere leise. Du verdrehst deine Augen, lachst dennoch. Nachdem du mir nun endlich den zweiten Schuh zugebunden hast, ziehst du mich auf die Beine, willst mich stützen, doch ich drücke mich von dir weg, greife nach deiner Hand. Vorsichtig lugst du aus dem Zimmer heraus, ziehst mich dann sanft hinter dir her, den Gang der Station entlang. Doch mit jedem Schritt merke ich, wie mein Atem schneller wird, meine Knie nachgeben und meine Beine einknicken. Du siehst mich besorgt an, ich weiche deinem Blick aus, hasse es, dass du mich so sehen musst. Schweigend lässt du meine Hand los, legst deinen Arm um meine Taille, drückst mich an dich, hältst mich fest. Beruhigend streichst du über meine Seite. “Es ist nicht mehr weit.” Ich nicke dankbar, setze weiter einen Fuß vor den anderen. Bis ich mich irgendwann an dich kralle, langsam aus deiner Umarmung sinke. Schnell ziehst du mich wieder hoch, hebst mich auf deine Arme und setzt mich auf der kleinen Bank auf dem Gang ab. Ich atme schwer. Ich lächele leicht, als ich deinen besorgten Blick sehe. Du hockst dich auf den Boden, um mir in die Augen sehen zu können. Schaust direkt hinein. “Wie geht es dir?” Du schaust ernst, wartest meine Antwort nicht ab, legst deine Hand auf meine Stirn. Ich nehme deine Hand in meine, lächele zaghaft. “Mir geht es gut. Es ist nur alles so anstrengend.” Ich schaue weg, geniere mich, meine Schwäche so zeigen zu müssen, fixiere den Boden vor mir. “Engel.” Ich höre dich meinen Kosenamen sanft flüstern, spüre, wie du mein Kinn anhebst, willst, dass ich in deine Augen sehe. “Das ist ok.” Du verschließt meine Lippen mit deinen. Löst dich viel zu schnell wieder von mir, nimmst meine Hand und ziehst mich wieder hoch. Kurz spüre ich den aufsteigenden Schwindel, doch du hältst mich fest. Legst deine Arme in meine Kniebeugen und an meinen Rücken, hebst mich zu dir hoch. Ängstlich lege ich meine Arme um deinen Hals. Ich sehe, wie die Leute auf dem Gang uns anstarren, hinterher schauen. Ich schließe meine Augen, atme deinen Duft ein. Ich frage mich, wie ich es so lange ohne dich und deine Berührungen ausgehalten habe. Ich fühle mich wohl in deiner Nähe. Kann alles um mich herum vergessen. Und dennoch öffne ich meine Augen wieder, lasse mich die Realität spüren, mein Blick schweift durch den tristen Krankenhauskorridor. Ärzte in ausgewaschenen Kitteln kommen uns entgegen, mustern uns für einen Moment, laufen weiter, an uns vorbei. So wie die Zeit… Ja, ohne meine Nummer, meinen Namen an meinem Krankenbett wisst ihr nichts, kennt mich nicht. Und es ist mir egal. Die Anonymität, die Gleichgültigkeit. So lange du mich kennst, so lange ich dir wichtig bin, dir etwas bedeute. Mehr als das. Ich beobachte, wie sie lachend in mein Zimmer biegen, ihren mitleidigen Blick aufsetzen. Und ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, als ich sehe, wie sie entrüstet den Raum verlassen, den Gang herunter hetzen. Ja, sucht mich nur. Zufrieden schließe ich meine Augen wieder, drücke mich fester an dich. Ich spüre die leichte Sommerbrise in meinem Gesicht, wie sie weht, mein Haar durcheinander bringt. Die Sonne steht noch immer strahlend über uns, obwohl es Abend ist. Ich strecke meine Hand aus, versuche einen der Schmetterlinge zu erreichen, die kreisend um uns herumflattern. Berühren kann ich sie nicht, sie sind frei. Ich sehe ihnen nach, wie sie dem roten Horizont entgegen fliegen. Und irgendwann bleibst du einfach stehen, stellst mich auf dem Asphalt des Parkplatzes ab. Kramst nach deinem Schlüssel. Einige Minuten später sitzen wir im Auto, mit heruntergelassenen Fenstern. Mit dem Wind, der leise in unseren Ohren summt. Uns viel zu oft bunte Blüten in das Auto bläst. Ich sammele eine vom Boden auf, drehe sie in meinen Fingern. “Sie ist wunderschön, genau wie du…” Ich sehe dein Lächeln, schaust konzentriert auf die Straße. “Sie ist vergänglich…” Dein Lächeln verschwindet, dennoch sagst du nichts, schaust weiter nach vorne. Auf die immer weiter sinkende Sonne. Und auch ich lasse meinen Blick über die Landschaft streichen. Überlege, ob ich dir sagen soll, dass meine Behandlung heute anfangen sollte? Ich schüttele leicht den Kopf. Du würdest mich sofort zurückbringen. Doch ich will nicht. Nie wieder, will ich an diesen Ort. Ich will bei dir sein, mit vollem Bewusstsein, dir zeigen können, was ich empfinde. Wir fahren weiter, so unendlich lang bis der Wagen endlich zum Stehen kommt. Du öffnest mir die Tür, streckst mir deine Hand entgegen, die ich ergreife. Vorsichtig ziehst du mich aus dem Sitz, holst deine Umhängetasche, bevor du mich den schmalen Pfad des Berges entlang führst. Ich spüre die aufkommende Erschöpfung. Ohne, dass ich etwas zu sagen brauche, legst du deinen Arm um mich, hältst mich fest. Die letzten Schritte zum Gipfel des kleinen Hügels musst du mich hochziehen. Und es kommt mir alles so vertraut vor, kenne den Ort und dennoch erinnere ich mich nicht. Erst als wir ganz oben stehen, auf die untergehende Sonne, die sich in den Wellen des Meeres spiegelt, sehen, weiß ich, wo wir sind. Die angenehme Meeresbrise streicht über meinen Kopf, kitzelt meine Haut. Ich schließe meine Augen, atme die reine Luft ein und ein zartes Lächeln liegt auf meinen Lippen. Spüre, wie du mir einen Kuss auf die Wange drückst. “Du bist noch hübscher, wenn du lächelst.” Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht schießt, schaue schnell wieder auf das tobende Wasser vor uns. Entschlossen greifst du nach meiner Hand, ziehst mich in Richtung des steilen Abstiegspfades, doch ich bewege mich nicht, schaue dich flehend an. Deute auf den viel zu steilen Weg des Berges. Du nickst nur wissend, hebst mich wieder auf deine Arme, doch ich beginne zu zappeln, will nicht, dass du mich runter trägst, dich verletzt. “Du rutscht aus, wenn du mich trägst…” Du grinst mich nur an. “Wenn du nicht aufhörst zu zappeln, bestimmt.” Du setzt deinen ersten Schritt in Richtung des weiten Meeres. Seufzend höre ich auf mich zu wehren, kralle meine Hände in deinen Rücken. Sehe, wie du vorsichtig einen Schritt vor den anderen setzt. Mich mit jedem, näher an dich drückst. Der weiße Sand des Strandes schimmert rötlich im Licht der langsam verschwindenden Sonne. Übermütig schnell gehst du die letzten Schritte, hüpfst den letzten kleinen Absatz hinunter. Kopfschüttelnd sehe ich dich an. Sehe in dein ehrliches Lachen. Du lässt mich langsam runter, ergreifst meine Hand und ziehst mich näher zum rauschenden Ozean. Irgendwann lasse ich mich einfach auf die weichen Sandkörner fallen, ziehe dich mit mir runter. Ich vergrabe meine Hände in dem noch warmen Sand, schaue auf das nie enden wollende Meer vor mir. Die sanften Wellen, die vor sich herschaukeln und die untergehende Sonne, die von den in der Ferne liegenden Bergen verschluckt wird. Ich lehne mich an dich. Genieße die leichte Berührung, spüre, wie du deinen Arm um mich legst. Dein zarter, liebevoller Kuss, wärmer als die tief stehende Sonne. Deine weichen Lippen, die meine zaghaft berühren und die salzige Flüssigkeit, die auf meine Wangen fällt. Erschrocken löse ich unseren Kuss, schaue dich an. Müde lächelnd wischst du sie dir fort. Legst deinen Kopf auf meinen. Du kramst in deiner Tasche, holst schließlich eine Kamera heraus. Irritiert schaue ich dich an. Sehe, wie du die Linse auf uns richtest, sie anlächelst. Doch ich drehe mich nur weg. “Lass das… Ich sehe scheiße aus.” Du hebst mein Kinn an. Siehst mir tief in die Augen. Und schüttelst den Kopf. “Du bist wunderschön.” Du drehst dich wieder der Kamera zu, beginnst zu lächeln, seufzend tue ich es dir gleich. Lehne mich an dich. Der Blitz zerreißt alles für einen kurzen Augenblick. Löst das Licht der Sonne ab. Und erlischt sofort wieder. Überglücklich ziehst du das kleine Foto aus dem Apparat, hältst es mir vor die Nase. Ich weiß nicht so recht, was ich damit soll, nehme es dennoch an mich. Ein schüchternes Lächeln erscheint auf meinen Lippen. Ich sehe dich wieder an, doch du drückst mit ein weiteres Bild in die Hand. Das Foto, das wir vor einem Jahr gemacht haben. Hier. Ich sehe die beiden Fotos in meinen Händen. Und spüre, wie mir die Tränen über die Wangen laufen, wische sie schnell fort. Ich fühle, wie du dein Gesicht in meiner Halsbeuge vergräbst. Deine leise geflüsterten Worte. “Bleib bei mir.” Ich schaue auf das weite dunkle Meer. Die Sonne, die verschwunden ist. Alle Farben mit sich genommen hat. Ich schweige. Du rappelst dich auf. Krallst dich in meine Schultern, drehst mich zu dir. Schaust in meine Augen. Ich halte deinem Blick stand. Flüstere leise. “Wenn du mich wirklich liebst, dann lass mich gehen…” Dein Gesicht wirkt ausdruckslos, als du dich abwendest, deine Hände sinken lässt. Du siehst mich nicht an. Drückst mir die Packung mit Schlaftabletten in die Hand, kramst die große Mineralwasserflasche heraus. Ich nehme beides an mich. Noch immer starrst du in die endlose Dunkelheit. “Nimm erst zwei, später die anderen.” Deine Stimme klingt monoton, leblos. Ich nicke leicht. Drücke die erste Tablette, aus ihrer Plastikummantelung. Schlucke sie. So auch die nächste. Ich lehne mich an dich. "Sag mir, wann ich die anderen nehmen soll." Ich schließe die Augen. Spüre, wie du mich zu dir ziehst. Deine Nähe spüre. Deine leisen Schluchzer, die im Rauschen der Wellen untergehen. Das helle Licht der Sterne, des Mondes, das auf uns scheint. Unsere Silhouetten erleuchten lässt. Doch irgendwann stupst du mich an, deutest auf die Tabletten. Ich schlucke sie, eine nach der anderen. Sehe dich nicht an, fühle mich schuldig, dich allein zu lassen. Ich weiß, dass du mich verstehst und dennoch. Deine Tränen, die unaufhörliche nasse Bahnen in deinem hübschen Gesicht ziehen. Das Schlucken fällt mir immer schwerer, muss die lauten Schluchzer, die meiner Kehle entspringen unterdrücken. Ich starre auf die leere Verpackung in meinen Händen. Ich lege sie weg, greife nach den beiden Fotos, drücke sie fest an mich. Vorsichtig lehne ich mich wieder an dich. Du ziehst mich mit dir, liegen beide auf dem kalten Sand. Meinen Kopf auf deiner Brust gebettet, beobachten wir die sternenklare Nacht. Immer müder werdend schließe ich meine Augen. Atme leise ein und aus. Meine zitternde Stimme, die ich an dich richte. "Ich werde auf dich warten..." Ich drücke dich immer fester an mich. Will deine Nähe bei mir spüren, so lange es noch möglich ist. Spüre deinen leichten Kopf auf meiner Brust, den Stich in meinem Herzen. Ich küsse deinen Kopf, während du in meinen Armen liegst. Höre dich leise atmen. Du reagierst nicht mehr. Schläfst. Ich weiß, dass du nur schläfst Und dennoch wirst du nicht mehr aufwachen. Ich rappele mich auf, lege dich vorsichtig in den Sand ab, sehe, wie du dich sofort zusammenrollst. Dich an die Bilder kuschelst. Entschlossen ziehe ich eine weitere Dosis Tabletten aus meiner Tasche. Ohne nachzudenken, schlucke ich sie. Alle auf einmal. Ziehe dich wieder zu mir. Halte dich fest, lausche deinem leisen Atem. Spüre deinen schwachen Körper in meinen Armen. Ich lege für ein letztes Mal meine Lippen auf deine. Löse mich von dir und schließe die Augen. "Du wirst nie wieder auf mich warten müssen..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)