Oh My Friend von -Krone- ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Battle Royale Daisuke Yamamoto rannte. Er hatte Angst und er rannte, keine Ahnung wohin, nur weg von der großen Lagerhalle. Weg von seinen Mitschülern, weg vom lauernden Tod. Er hatte noch nicht wirklich realisiert, was hier eigentlich passierte, doch die Leiche von Kohaku Araki hatte ihm gezeigt, dass es ernst war. Todernst. Dass seine Lunge brannte wie Feuer und der Rucksack, den er schief übergeworfen hatte, ihm den Rücken aufscheuerte, ignorierte er. Erst als er fast gegen einen hohen Maschendrahtzaun prallte, stoppte er seinen jagenden Lauf. Das war wieder typisch, gefangen auf einer Halbinsel rannte er genau in die Richtung, die todsicher nicht zum Meer führte. Genial gelöst. Auf einmal gaben seine Beine unter ihm nach und er stürzte ins taunasse Gras. Das war alles zu viel für ihn. Es hätte ein netter Ausflug werden können, aber weit gefehlt. Dies war alles andere als ein netter Ausflug. Natürlich hatten sie vorher schon von dem Programm gehört, alle kannten das Programm, aber kein Neuntklässler glaubte ernsthaft, dass es ihn jemals treffen könnte. Und nun war es doch passiert. Nun mussten sie gegeneinander kämpfen, nein, noch schlimmer, sich gegenseitig umbringen. Die Regeln waren so einfach wie grausam. Jeder Schüler bekam eine Waffe, mehr oder weniger nützlich, und ein metallenes Halsband. Das ausgewählte Kampfareal war in Quadranten unterteilt, jede Stunde wurde ein solcher Abschnitt zur Verbotenen Zone. Starb 24 Stunden lang kein Schüler, explodierten alle Halsbänder. Hielt man sich in einer Verbotenen Zobe auf, explodierte das Halsband. Versuchte man zu fliehen – BOOM!! – explodierte das Halsband. Sie würden sich so lange gegenseitig umbringen, bis nurnoch ein einziger Schüler übrig war und dieser würde als Sieger aus der Battle Royale hervorgehen und zu seiner Familie zurückkehren. Insofern diese noch lebte. In ihrer Klasse hatte nie die große Freundschaft geherrscht, kein großer Zusammenhalt, aber es waren auch keine Feindschaften ausgetragen worden. Daisuke vermutete, dass sie somit perfekt für das Programm waren. Keiner würde dem anderen so leicht vertrauen, da keiner den anderen einschätzen konnte. Er war sich sicher, dass einige auf jeden Fall in das Spiel einsteigen würden, so traurig es auch war, sich dies einzugestehen. Immerhin waren sie vor einigen Stunden alles noch so etwas wie Freunde gewesen, hatten gemeinsam Chips gegessen und gelacht. Eine kleine Träne stahl sich aus seinen Augen, wurde aber schnell weggewischt. Was für eine deprimierende Scheiße. Daisuke überlegte, was er nun tun würde. Er konnte keinen seiner Mitschüler umbringen, so viel stand fest. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob er sich verteidigen könnte, wenn es hart auf hart käme, immerhin war er klein, schmächtig und alles andere als ein guter Sportler. Nur im Wegrennen war er ganz große Klasse, wenn er nicht gerade in Maschendraht hineinstolperte. Ein wehmütiger Blick zu dem hohen Zaun, ließ ihn laut aufseufzen. Selbst ohne diese dämlichen Halsbänder wäre ein Flucht unmöglich gewesen. Der Zaun war so engmaschig, dass sich niemand mit größeren Füßen als ein Baby daran hochstemmen könnte und zudem war er in drei Metern Höhe mit Stacheldraht versehen. Vielleicht wäre es intelligent, nachzusehen, was er eigentlich für eine Waffe erhalten hatte, bevor er sich über solche Sachen wie Selbstverteidigung Gedanken machte. Daisuke zerrte den Rucksack zu sich heran und öffnete ihn. Eine Karte und ein Rotstift, mehrere kleine Wasserflaschen, Brot und… wow, das sah doch gar nicht mal so schlecht aus, eine silberne Pistole, die sich bei genauerer Betrachtung als eine Smit&Wesson Kaliber 9mm herausstellte. Daisuke wog die Kanone in der Hand und war erstaunt, wie schwer sie war. Er kannte derartige Waffen bisher nur aus dem Fernsehen und dort sah es immer so leicht aus, wenn die Helden und Gangster mit ihnen hantierten. Probeweise zielte Daisuke auf einen einige Meter entfernt stehenden Baum und schloss ein Auge, um ihn besser anvisieren zu können. Doch abzudrücken traute er sich nicht. Einerseits war der Respekt vor der Waffe zu groß, andererseits befürchtete er, dass ihn jemand entdecken konnte und dieses Risiko wollte er nicht eingehen. Doch laden würde er die Waffe. Zur Sicherheit. Und er steckte sie auch nicht in den Rucksack zurück sondern schob sie in den Gürtel seiner Schuluniform. Dann hievte er sich von dem feuchten Boden wieder hoch und machte sich auf den Weg, immer am Zaun entlang. Er hatte sich zum Ziel gesetzt ans Meer zu kommen, was dann passierte würde er sehen, wenn es so weit war. Erst einmal das Ufer erreichen. Im Grunde genommen war es egal, in welche Richtung er gehen sollte, denn die verdammte Halbinsel war so klein, dass er das Meer so und so in wenigstens zwei Stunden erreichen würde, aber Daisuke zog trotzdem die Karte zu Rate, allein schon um festzustellen, wo er sich im Moment befand. Er hatte seit dem Verlassen der großen Lagerhalle, in der sie alle zu sich gekommen und in das Spiel eingewiesen worden waren, fast die halbe Insel überquert. War er so schnell gerannt oder war seitdem tatsächlich schon so viel Zeit vergangen? Und wieviele seiner Klassenkameraden waren wohl schon gestorben? Einen Moment hielt Daisuke inne und schloss die Augen. Vor seinem inneren Auge formte sich das Bild seines besten Freundes. “Hayate…”, wisperte er und fragte sich, was er wohl in diesem Moment tat. Ob er wohl noch lebte. Doch dann verbot er sich diesen Gedanken. Natürlich lebte er noch, daran bestand gar kein Zweifel. Und sie würden sich in diesem Wahnsinnsspiel auch noch einmal begegnen. Und dann… Daisuke schüttelte den Kopf. Darüber würde er sich Gedanken machen, wenn es so weit war! Er setzte sich wieder in Bewegung und versuchte, seinen Kopf wieder leer zu kriegen. Düstere Gedanken zu wälzen, würde ihm in dieser Situation auch nicht weiterhelfen, es würde ihn vielmehr unaufmerksam werden lassen und… “Mist!”, dachte Daisuke nur, als aus dem Gebüsch neben ihm eine Gestalt brach und sich auf ihn zu bewegte. Die tief stehende Sonne bewirkte, dass er nur eine Silhouette sah. Er erkannte lediglich, dass es sich um eines der Mädchen handeln musste, doch das genügte ihm. Er griff in seinen Gürtel, zog die Pistole heraus und rannte. Weit kam er allerdings nicht. Erst dachte Daisuke, er sei über eine Baumwurzel gestolpert, doch als er sich umdrehte um seinem Gegener in die Augen blicken zu können, um sich verteidigen zu können, zuckte ein unsagbarer Schmerz durch seinen Oberschenkel und er bemerkte den kurzen Pfeil, der darin steckte. Mist, Mist, Mist verdammter! Mit verletzem Bein war er geliefert. Es war Miyu Ogata, die auf ihn geschossen hatte und im Moment stand sie breit grinsend, die Armbrust auf ihn gerichtet über ihm und war ganz entzückt darüber, dass ihm nicht einfiel, seine Pistole zu benutzen. “Na, Yamamoto-kun, hast du Angst?” Natürlich hatte er die. Sein Bein war verletzt und blutete wie verrückt, sein Körper wollte seinen Befehlen nicht mehr gehorchen und ein paar Zentimeter vor seinem Gehirn wartete ein Pfeil darauf von der hinterhältigsten Zicke der ganzen Schule in sein Hirn gejagt zu werden. Wer hätte da keinen Schiss? Also wer, der nicht ein wenig größer war und ein bisschen mehr Mumm in den Knochen hatte als Daisuke Yamamoto. Doch anmerken lassen wollte er sich nichts. Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und plötzlich fiel ihm auch wieder ein, was der Gegenstand war, der da kalt und schwer in seiner Hand lag. Versuchend das Zittern zu unterdrücken und den bohrenden Schmerz für einen Augenblick zu vergessen, hob er den Arm und zielte nun seinerseits auf Miyu. “So, du willst mir also drohen?”, fragte das Mädchen höhnisch und hockte sich auf den Weg, als würde sie mit einem Kleinkind reden. Hätte Daisuke nicht andere Dinge im Kopf gehabt, hätte er ihr weißes Höschen sehen können. Sie wusste genau, dass Daisuke nicht den Mut haben würde zu schießen, sie war ihm restlos überlegen. Nichts würde sie davon abhalten, aus diesem verdammten Programm als Siegerin hervorzugehen. Scheißegal, dass die Waffe des Jungen gefährlicher war, sie hatte das Spiel vor zwei Stunden mit einem verdammten Springseil begonnen und war nun schon im Besitz einer Armbrust. Man musste nur kreativ sein und sich zu helfen wissen. Daran, dass auch die Smith&Wesson in Kürze die ihre sein würde, hegte sie keine Zweifel. Doch erst wollte sie sich ein wenig in der Furcht des Jungen suhlen. Sie hätte das vorher nicht für möglich gehalten, aber sie hatte fast so etwas wie Spaß am Töten gefunden. Etwas, das über den reinen Selbsterhaltungstrieb hinaus ging. Miyu Ogatas letzter Gedanke war, welche Farbe wohl das Blut haben würde, wenn es aus Daisukes Kopf quillen würde, dann ein Knall und alles wurde schwarz. Genau in diesem Moment machte Daisuke einen ungeschickten Satz nach hinten und prallte gegen etwas Hartes, das sich verdächtig nach Bein anfühlte. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er sich so weit drehte, dass er das Gesicht des Anderen sehen konnte. Wer war es, Freund oder Feind, Retter oder Mörder. Konnte er sich in Sicherheit wiegen oder war sein Schicksal besiegelt? “Hayate!” Wenn Daisuke gekonnt hätte, wäre er aufgesprungen und seinem besten Freund um den Hals gefallen, aber sein verletztes Bein hinderte ihn daran. Grinsend beugte der große Junge sich zu ihm herunter und wuschelte ihm durch das kurze braune Haar. “Du machst mir vielleicht Sachen, immer muss ich kommen und dir aus der Patsche helfen. Wann wirst du wohl endlich lernen, auf deinen eigenen Beinen zu stehen?”, tadelte Hayate ihn in gespieltem Ernst und setzte sich neben ihn auf den plattgetretenen Pfad. Daisuke war für einen Moment so erstaunt, dass er kein Wort mehr herauskriegen konnte. Hatte er gerade noch dem Tod in seine fiesen Augen gesehen, so war es nun, als wäre das alles nur ein Alptraum gewesen. Für einen kurzen Augenblick war einfach alles wieder so, wie es sein sollte. Doch dann legte sich ein sorgenvoller Schatten über Hayates fröhliches Gesicht. “Die Wunde sieht übel aus…” Vorsichtig legte er eine Hand unter Daisukes verletztes Bein, um sich die Blessur besser ansehen zu können. “Das geht schon… wird schon wieder.” Das gepresste Zittern in Daisukes Stimme verriet, welche Schmerzen er tatsächlich erlitt. “Jetzt ist auch nicht mehr der richtige Zeitpunkt den Helden zu spielen, Dummkopf”, schalt Hayate ihn, kramte mit einer Hand in seiner Tasche nach einer Wasserflasche und streifte mit der anderen die Jacke von den Schultern. “Wir müssen das versorgen”, stellte er sachlich fest, “und du musst mir versprechen, dass du nicht schreien wirst, selbst wenn es sehr wehtut!” Daisuke warf einen zweifelnden Blick auf den Pfeil in seinem Bein und das Blut, dass seine Hose durchnässte, doch dann nickte er. Vorsichtig schnitt Hayate die Hose von der Verletzung und riss das Hosenbein in lange Streifen, mit denen er die Arterie abbinden würde, dann warf er einen Blick zurück, sah fest in die Augen des Anderen. “Wenn du möchtest, kannst du dich festhalten, ich muss jetzt den Pfeil herausziehen.” Daisuke nickte und umklammerte fest den Rücken seines besten Freundes. Für einen Moment befürchtete er, dass er in Ohnmacht fallen könnte, so stark schoss der Schmerz durch seinen gesamten Körper. Vor seinen Augen wurde es schwarz, Schweiß rann ihm über die Stirn, doch der starke Halt Hayates holte ihn in die Realität zurück. “Hey Kleiner, nicht umkippen!” Daisuke probierte zu Nicken, aber der Versuch fiel mehr als mickrig aus. Mit ein paar schnellen Handgriffen wusch Hayate die Wunde aus und verband sie, immer darauf bedacht, Daisuke nicht zur Seite kippen zu lassen, dann schloss er ihn fest in die Arme. Er fuhr durch das kurze, verschwitze Haar des anderen und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. “Ist ja schon gut, Kleiner, alles wird wieder gut.” Natürlich wurde nichts gut, sie waren in diesem beschissenen Programm gefangen, aber die Nähe seines besten Freundes machte ihn fast glauben, dass sich alles doch zum Besseren wenden konnte. Einen Moment blieben die beiden Jungen auf der Erde sitzen, sich gegenseitig fest umklammernd und die Realität aussperrend. Dann, als wurde ihm erst jetzt etwas furchtbar wichtiges gewahr, löste Daisuke sich von Hayate. Ein leichter Rotschimmer lag auf seinen Wangen. Hayate grinste, tätschelte die Schulter seines Freundes und tat, als würde er nichts bemerken. Normalerweise hätte keiner von beiden den anderen so umarmt, aber das hier waren keine normalen Umstände. “Wir sollten hier weg, wir sind schon zu lange in dieser Gegend. Es würde mich nicht wundern, wenn mein Schuss irgendwelche Verrückten angelockt hat. Besser wir sind weg, bevor sie uns finden.” Hayate schulterte seine eigene Tasche und die seines Freundes, dann beugte er sich nach vorne um Daisuke auf die Beine zu helfen. “Mann, du hast aber ganz schön zugenommen”, jammerte er, als er den anderen nach oben zog. Sie kamen langsam voran, insbesondere da Hayate darauf bestand, dass sie sich nicht direkt auf dem Weg vorwärts bewegen sollten. Daisukes Geist sah das auch durchaus ein, nur leider hatte sein verletztes Bein da auch noch ein Wörtchen mitzureden und so konnte er sich ein leises Stöhnen von Zeit zu Zeit nicht verkneifen. Trotz absolut fehlenen Orientierungssinns bemerkte Daisuke, dass sie sich wieder in Richtung Zentrum der Halbinsel bewegten und seine verwischte Erinnerung versuchte ihm weißzumachen, dass auf der Karte irgendwo eine kleine Siedlung eingezeichnet gewesen war und so vermutete er, dass sie sich darauf zubewegten. Mehrmals wäre Daisuke fast von den starken Schultern gerutscht, die ihn hielten, mehrmals wurde ihm schwarz vor Augen, doch immer schaffte er es irgendwie, sich aufrecht zu halten. Erst als sie ihr Ziel erreicht hatten, das sich tatsächlich als eine Ansammlung von schmutzigen Hütten herausstellte, und Hayate seinen Freund sanft abgesetzt hatte, verließen ihn auch seine letzten Kraftreserven und er fühlte sich, als würde er sich nie wieder aufrichten können. Hayate hatte eine von den Hütten ausgesucht, die er jetzt inspizierte. “Ich muss dich kurz alleine lassen, Kleiner” Daisuke nickte, schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die kalte Steinmauer. Er versuchte verzweifelt, seine Gedanken von dem schmerzenden Bein abzulenken, aber die einzige Alternative bestand momentan in Gedanken an den Tod und das war nicht wesentlich besser. Doch sein Denken wurde immer langsamer und schwammiger, fast wäre er, ungeschützt vor feindlichen Blicken, vor dem Haus eingeschlafen. Ein leichtes Tippen an seiner Schulter holte Daisuke in die Realität zurück. “Hey, hier ist schlafen nicht die beste Idee, ich trag dich rein!” Und noch bevor er protestieren konnte, fühlte Daisuke sich von starken Armen in die Luft gehoben und ins Innere des kleinen Hauses verfrachtet. Es war sticktig und sehr staubig, aber es sah nicht so aus, als würde es für irgendjemanden einen Anreiz bieten es genauer zu inspizieren. Hayate setzte ihn auf einem abgwetzten Sofa ab, möglichst darauf bedacht, sein Bein nicht zu belasten. Eine Staubwolke brachte beide zum Husten. Seufzend ließ Hayate sich auf den Fußboden sinken. “Ich hoffe, hier ist es erstmal sicher.” Daisuke nickte und versuchte, es sich auf dem kleinen Sofa zu bequem wie möglich zu machen, was mit dem höllisch schmerzenden Bein nicht einfach war. Schließlich rappelte Hayate sich wieder hoch und startete einen erneuten Rundgang durch die Hütte. Er durchsuchte die Schränke im Raum, kramte in den Schubladen, schien aber nichts zu finden, was ihm interessant erschien. Kurz verschwand er im Nebenraum, Daisuke hörte es klappern, dann verabschiedete er sich mit einer gekonnten Ohnmacht aus der Wirlichkeit. Als er wieder aufwachte, war es schon stockfinster. Daisuke brauchte einen Moment, sich wieder zu entsinnen, was passiert war, aber dann brachen die Erinnerungen wie eine Sturzflut über ihn herein und zum ersten Mal schossen ihm die Tränen in die Augen. Leise weinte er in sich hinein, er hätte laut geschluchzt um seiner Verzweiflung den angemessenen Ausdruck zu verleihen, aber er wollte Hayate nicht aufwecken. Nach einigen Minuten hatte er sich beruhigt und nun hatten sich auch seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Er ließ seinen Blick in dem kleinen Raum herumwandern und erkannte, dass sein Freund sein Lager auf dem Boden errichtet hatte, wobei Lager für eine einzige mottenzerfressene Wolldecke nicht der angemessene Ausruck zu sein schien. Er merkte, dass es ihn fröstelte, ob vor Kälte oder vor Angst war nicht auszumachen, und nach Halt verlangte. Einen Moment zögerte Daisuke, doch dann schwang er seine Beine vom Sofa und ließ sich zu seinem besten Freund auf den Boden gleiten. Die Hitze, die der andere ausstrahlte, tröstete ihn. Ohne darüber nachzudenken, legte er den Kopf an den breiten Rücken und schlang den Arm um die Taille Hayates. Fast schon war er wieder eingeschlafen, als Daisuke merkte, wie der Körper neben ihm sich bewegte. Ein leises Seufzen verriet, dass Hayate aufgewacht war. “Daisuke…?” “Hm?” “Was machst du hier unten?” Daisukes Herz schlug ihm bis zum Hals. Irgendwie war es extrem schwul, wie er sich gerade verhielt. Oder wie ein kleines Baby. Es würde ihn kaum wundern, wenn er in den nächsten zehn Sekunden eine Kugel in den Kopf geschossen bekam. Schließlich gab es wohl kaum einen Jungen, der auf einen kuschelnden besten Freund stand. “Äh… mir war kalt…?”, gab Daisuke flüsternd und unsicher zurück und rückte ein Stück von dem anderen ab. Er wollte seinen Arm ebenfalls von Hayate lösen, doch dieser hielt ihn fest. “Du kannst hier bleiben, wenn du willst…” Hayate drehte sich langsam zu Daisuke um und betrachtete sein im Schatten liegendes Gesicht lange, bevor er wieder etwas sagte. “Komische Umstände unter denen sowas passiert, oder Kleiner?” Daisuke wollte sich überhaupt nicht fragen, was Hayate mit “so etwas” meinte, er war in diesem Moment nur froh, nicht wieder weggeschickt worden zu sein. So legte er seinen Kopf wieder gegen seinen Freund und lauschte ihrem gleichmäßigen Atmen. Keiner von beiden konnte hinterher sagen, wie genau es gekommen war, aber auf einmal lagen ihre Lippen aufeinander und sie tauschten zärtliche Küsse aus. Daisuke wollte sich auch nicht fragen ob es eine Verzweiflungstat aus lauter Kummer um dieses dämliche Programm und ihren fast sicheren Tod war, oder ob hier tatsächlich Gefühle mit im Spiel waren. In diesem Moment genoss er nur die Zärtlichkeiten, die Hayate ihm gewährte. Verschlungen lagen die beiden Jungen auf dem harten, dreckigen Fußboden einer Hütte auf einer Insel, wo sich ihre Mitschüler der Reihe nach abschlachteten und küssten sich leidenschaftlich. Unwirklicher hätte die Situation kaum sein können. Hayate schlang seine Arme um den schmalen Körper des anderen und zog ihn eng an sich. Eine Hand wanderte von seinem Rücken immer tiefer, bis sie den Bund, der dreckigen Schuluniformshose erreicht hatte und darunter verschwinden wollte. Kurz wollte Daisuke dagegen protestieren, aber dann zuckte er mental mit den Schultern. Spätestens in 48 Stunden war er tot, was konnte es da schon für eine Erfahrung geben, die er hinterher bereuen könnte? Diese garantiert nicht, dafür fühlte sich der Körper seines besten Freundes in seinen Armen viel zu richtig an. Ihn immer noch küssend, begann Daisuke die Hemdknöpfe des anderen zu öffnen, um ihm das Hemd von den Schultern zu streifen. Seine Finger ertasteten straffe Muskeln und vor Schweiß feuchte Haut darunter. Daisuke löste seine Lippen vom Mund des anderen und begann, seinen Hals und seine Brust zu küssen, während dieser seinen Hintern in Händen hielt. Alles schien so unwirklich, die Zeit hatte in dieser seltsamen Nacht jegliche Konsistenz verloren. Es war wie in einem Bruchteil einer Sekunde, dass sie beide nackt waren und Hayate schwer atmend über seinen besten Freund gebeugt dalag um ihn erneut innig zu küssen. Sie verpassten in diesem Moment einen wunderschönen, klaren Sonnenaufgang. Daisuke schlang seine Arme um den Hals des anderen und zog ihn eng an sich. Kurz lösten sie sich voneinander um nach Luft zu schnappen und Hayate sah seinen Freund unverwandt an. “Möchtest du das wirklich…?”, wisperte er leise und in seinen Worten klang ein lange gehütetes Geheimnis mit. Daisuke nickte und schloss die Augen in Erwartung dessen, was auf ihn zukam. Er spürte, wie sich sanfte Hände um seine Hüfte legten und ihn zärtlich streichelten. Küsse auf seinem Bauch, schneller Atem und dann heiße Lippen, die seine Erektion streiften. Daisuke krallte seine Hände in die Wolldecke unter ihm und drückte seinen Rücken durch. Und dann, als Hayate seine Lippen endgültig um seinen Schwanz legten und er gleichzeitig einen Finger zwischen seine Pobacken gleiten ließ, fühlte Daisuke sich in den siebten Himmel emporgehoben. Er verkniff sich ein lautes Aufstöhnen, nur ein gepresster Seufzer verriet, die Freude, die ihm bereitet wurde. Langsam bewegte Hayate seinen Finger und im gleichen Rhythmus die Lippen um die Erektion des anderen. Erst als Daisuke ein lauteres Stöhnen nicht mehr unterdrücken konnte, nahm er einen zweiten Finger zur Hilfe und begann erneut Küsse auf Daisukes flachem Bauch zu verteilen. Dann zog Hayate seine Finger aus ihm zurück und führte einen Arm unter dem gesunden Bein des anderen durch. Er platzierte noch einen letzten Kuss auf Daisukes pochender Eichel, dann drückte er das Bein nach oben und zog ihn so an sich heran, dass er ohne Verrenkungen in ihn eindringen konnte. Er verharrte noch einen Moment in vor seinem Freund kniender Position, als wartete er auf einen Blick, der ihm sein Einverständnis nochmal bestätigen würde, doch dann beugte er sich nach vorne und drang ein, dabei versuchend das verletzte Bein Daisukes nicht zu belasten. Ein kleiner Schrei durchdrang die Morgendämmerung. Noch bevor Daisuke realisieren konnte, was eigentlich passierte, war alles auch schon wieder vorbei. Der schwere, tote Körper Hayates lag auf ihm, nun, da kein Leben mehr in ihm steckte schien er doppelt so schwer wie vorher. Blut sickerte aus seinem Schädel über Daisukes Brust, vermischte sich mit seinem eigenen Schweiß und rann in kleinen Bächen in die graue Decke. Das letzte was er sah, war ein Gewehrlauf, der auf ihn gerichtet war. Ein breites Grinsen unter langem schwazen Haar, das verkommene Gesicht von Basho Minoru, das er im Licht der aufgehenden Morgensonne nicht lesen konnte. Das letzte was er hörte, war ein schadenfrohes Lachen. “Ihr Perversen habt es verdient, durch meine Hand zu sterben”. Dann ein Knall. Eine kleine Träne kullerte aus Daisukes Augenwinkel, dann ein erneuter Knall und alles war dunkel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)